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Wilsdruffer Tageblatt 2. Blatt zu Nr. 16. Freitag, den 19. Januar 1946. Englische Vorpostenboole unter dänischer 7 Zerstörer und 1 Kremer feuern vergeblich auf ein deutsches SMUM Kampfflugzeug Wenn der Mann auf Urlaub kommt Gerade greift die junge Frau zur Frühstückstasche, um den Weg zur Arbeitsstätte anzutreten, da klingelt es Sturm. Der Depeschenbole ist es. Um Gotteswillen, es wird doch nichts passiert sein. Ausgeregt recht sie die Hülle aus, Hurra, der Mann kommt aus dem Westen heim auf Urlaub. Was, um 9 Uhr trifft er schon aus dem Bahnhof ein, jetzt ist es schon 6.30 Uhr. Aber nun rasch Feuer in der Stube machen, einkaufen und was es sonst noch alles zu tun gibt. Sie Weitz ja vor Fr-rude und Ausregung gar nicht, was sie gleich ansangen soll. Aber sie schafft es und trifft noch rechtzeitig aus dem Bahnhof ein. Seien wir nicht indiskret, lassen wir sie mit ihrer Wiedersehensfreudt allein. Am Abend, der Soldat tut sich gerade an dem beson ders für ihn ausgehobenen Weihnachtsstollen gütlich, meint er: „Also die acht Tage gehst Du natürlich nicht in die Fabrik, da will ich Dich ganz für mich allein haben." „Ra selbstverständlich", antwortet fie. um dann stockend fort- zusabren, „ja, aber jetzt habe ich mich doch gar nicht ent schuldigt und nun hat mein Platz leergestanden." „Aber Kindchen", tröstet er sie, „das ist doch nicht so tragisch. Das ist doch selbstverständlich, daß die Frau zu Hause bleibt, wenn der Mann aus Urlaub kommt. Es wird auch schon einmal einige Tage ohne Dich gehen." „Freilich", meint sie daraus, „das geht auch, aber wir arbeiten doch Hand in Hand, sozusagen am laufenden Band, und nun hat es heute gestockt, bis für mich Ersatz geschasst war. Das ist doch zu dumm, daß ich heute frühe nicht gleich daran ge dacht habe." - * Das Versehen der glücklichen jungen Frau ist gewiß verständlich und als Einzelfall auch gar nicht bedeutungs voll, jedoch Hunderttausende von deutschen Männern kom men auf Urlaub; dann reitzt das Fehlen ihrer Frauen am Arbeitsplatz merkliche Lücken in unsere Wirtschaft. Frei lich kann man nicht verlangen, daß der Soldat an fernen kurzen Urlaubstagen seine Frau nur einige wenige Stun den sieht. Die Deutsche Arbeitsfront und die Wirtschaft sind sich deshalb vollkommen einig darüber, datz allen Frauen beim Heimaturlaub ihrer Männer freizugeben ist. Allerdings können dasselbe Recht nicht alle jungen Mäd chen verlangen. Soweit es sich um Bräute handelt, können sie vom Arbeitsplatz nur beurlaubt werden, falls sie mit ihrem Bräutigam die Papiere evtl, für eine Trauung usw. beschaffen oder andere wichtige Angelegenheiten zu erledigen haben. Im übrigen müssen sie sich mit ihren freien Stunden begnügen und darauf hoffen, datz sie nach Beendigung des Krieges ihren Soldaten als Ehemann voll und ganz für sich haben. Gleich gar nicht kommt es natürlich in Frage, daß junge Mädchen, um einer zufälli gen Feldpostbrief-Bekanntschaft willen ihren Arbeitsplatz verlassen und damit die Gemeinschaft schädigen. Es bedeutet für die Wirtschaft zweifellos eine Bela stung, wenn sie den Frauen beim Urlaub ihrer Männer freigibt. Dazu sind oftmals schwierige Umstellungen inner halb des Betriebes erforderlich. Deshalb ist es eine selbst verständliche Anstandspslicht, daß jede schaffende Frau Ihrem Betriebssührer rechtzeitig vom Urlaub ihres Man nes Kenntnis gibt oder, wenn sie, wie wir eingangs schil derten, durch ein Telegramm überrascht wird, sich sofort telephonisch entschuldigt, damit keine störenden Stockun gen im Betriebe eintreten. Lilbia. Landdienff im Kampf gegen Landflucht Eine Vereinbarung über den Landdiensteinsatz Der Landdienst der Hitler-Jugend hat durch eine Verern- wrung zwischen Reichsjugendführung und Reichsnährstand reue klare Grundlagen erhalten. Der Landdienst soll Jungen und Mädel aus der Stadt wieder dem Lande zuführen, den Aachwuchs für die landwirtschaftlichen Berufe sicherstellen und den Besten unter ihnen den Weg zur Siedlung ermöglichen. Für die Auswahl der Jungen und Mädel sorgt die Hitler-Jugend, der.Einsatz geschieht nur in bäuerlich gesunden Und im Einvernehmen mu dem Reichsnährstand ausgesuchten Kreisen. Der Reichsnährstand Übernimmt es, für die im Land dienst tätigen Jungen und Mädel eine fortlausende berufliche und auf das nationalsozialistische Bauerntum ausgerichtete Schulung durchzuführen. Für die Jungen und Mädel, die über das erste Jahr hinaus im Landdienst bleiben, soll die Prüfung in der ländlichen Hausarbeit und in der ländlichen Wirtschaftslehre ermöglicht, sollen ferner Fachkurse in den Tintermonaten durchgesührt und schließlich durch Aufnahme in die Förderungsgemeinschaft für bewährte Jungen und Diädel Freistellen an Schulen für die Ausbildung in land- ivirtschastlichen Berufen ermöglicht werden. Die Entlohnung erfolgt nach der Tarifordnung, Akkordarbeit ist verboten. Der Reichsnährstand sorgt für die Unterbringung in würdigen dtzh zweckmäßigen Heimen. kP. K.) ES ist schon Nacht geworden, als über die Gc- i bäude unseres Horstes hcimkehrende Flugzeuge hinwegbrau- § sen; kriegerische Gespenster, die eine lange Reise hinter sich haben, die in Winter und Nacht über der Nordsee jagten, den Engländer packten, wo sie ibn fanden, und die den Drehschein werfern ihres Platzes zugestrebt sind und nun im aussiau- benden Schnee landen. Bewaffnete Aufklärung, so hat der Auftrag gelautet. Hier die Erlebnisse der Besatzung: Der Leutnant, der selbst am Steuer sitzt und Kommandant feines Flugzeuges ist, hat den Flug bis kurz vor der eng lischen Küste hinter sich. Da erreicht ihn durch Funk ein neuer Befehl, und er geht auf neuen Kurs. Etwa 10 bis 15 Kilo meter von der englischen Küste entkernt trifft er ein Schiff, «in britisches Vorpostenboot. Das Fahrzeug führt aber die dänische Flagae. Er fliegt es an, er feuer« Warnschüsse vor Bug und Heck. Dem Völkerrecht entsprechend müßte jetzt das Schiss die Flaggen niederbolen und die richtige Flagge erneut setzen. Nichts davon geschieht. Statt dessen aber ziehen um die deutsche Maschine die Leuchtspuren englischer Flak herum, die dieses Schiff eindeutig als englisches Vorvostenboot er kenntlich werden lassen. Zum Glück gehen alle Schüsse vorbei, schon fliegt auch unser Leutnant einen Angriff auf den Geg ner, bringt die Flak durch fein MG-Feuer zum Schweigen, wirft seine Bomben einmal an dem Schiff vorbei und setzt ihm davon in 30 Meter Höbe anfliegend, einen ganzen Segen von Brandbomben auf das Deck. Er hat nach dem Angriff ferne Kurve noch nicht beende«, als der Brite schon lichterloh brennt Das Schiff war etwa 800 bis 1000 Tonnen groß. Ein Oberleutnant mit seiner Besatzung bekommt einen britischen Geleitzug vor die Nase. Zwanzig Han delsdampser fahren eng zusammen, umgeben von einem Hau fen von Zerstörern und begleitet noch von einem Kreuzer Etwas abgesetzt von den anderen fährt ein etwa 3000 Tonnen großer Kahn, den das deutsche Flugzeug anarifs. Beim er sten Anflug haben sich die Kriegsschiffe von ihrem Erstaunen erholt und feuern aus allen verwendbaren Rohren. Giebe» Zerstörer und ein Kreuzer versuchen, unserem Flugzeug den Garaus zu machen. Umkprüb« von englischen Geseboßgarben zieht die Maschine wenige Meter über dem Wasser dahin Sogar mit Schiffsgeschützen feuert der Engländer noch bis auf eine Entfernung von acht Kilometern. Getroffen aber — hat er nicht. Die deutsche Flngzeuabesatzunq entwischt, aber nicht etwa in Richtung Heimat, sondern sie fliegt noch in der Dämmerung zur englischen Küste, greift dort ein Vorposten- boot an, ohne indessen wegen der Dunkelheit und wegen Zeit mangels den Erfolg genau feststellen zu können. Dann aber heißt eS: Parole Heimat. Vergnügt sitzt jetzt wieder eine dritte Besatzung deS glei chen Verbandes zu Hause, die ganz besonderen Grund hat, sich ins Fäustchen zu lachen. Der englische Rundfunk meldet näm lich am Morgen nach dem Unternehmen, daß dieses Flugzeug von drei Jägern angegriffen und vernichtet worden sei. — Run wollen wir erzählen, wie es wirklich war: Der Oberfeldwebel und der Feldwebel — Flugzeugführer und Beobachter dieses Flugzeuges — sind zwei prächtige Bur schen, die den nötigen Humor haben. Sie bekamen auf ihrem Flug die Südostküste von England in Sicht und flogen dann nordwärts. Dabei überfolgen sie ein Handelsschiff, das sofort auf sie das Feuer eröffnete und ihnen eine Leitung durch schoß. so daß es ihnen nickt mehr möglich war, ihre Bomben Auf der Wacht gegen den Feind D?ukscheS Horchgerät in den Dünen der Nordseeklistr. Jedes nahende feindliche Flugzeug wird sofort signali siert, damit ihm von der deutschen Flugabwehr ei» „warmer" Empfang bereitet werden kann. (Weltbild-Wagenbora-M^ gezielt zu werfen. Unmittelbar danach wurden sie von^ vier feindlichen Jägern angegriffen, fo datz sie ihre Bomben im Notwurs in die See abwarfen, die Kiste auf Fahrt drückten und in geringer Höhe über dem Wasser zu entkom men versuchten. Zwölf Minuten dauerte das Gefecht, der Flugzeugführer ließ die Kiste einen richtigen Walzer tanzen^ Hin und her, nach iinks und rechts geschaukelt, so saß die Ge^ fchoßgarben der Jäger möglichst ost vorbeispritzten Der Pimpf aber hinten — damit meinen sie ihren kleinen Funker der ist nickt änastlick Er kckcE m-s p, keinem MG herauskriegte und freudestrahlend konnte er melden, sag emer der Engländer unter erheblicher Qualmeniwicklung nach Haufe Noa Ob diese- Jäaer nun nach Hause aekommen, over ob er in die See aeiallen ist, wie es den Anschein halte, das haben unsere Flieaer nickt mehr lebe» können. Sie sind so ehrlich, das zu sagen, und sie melden keine« Abschuß, wenn er nickt aan, sicher ist Es war der englische Rundfunk, der uns fozusaaen die Bestürmung des Abschusses brachte Er gab ibn nick« etwa zu — bewahre! Wohl aber mel dete er. daß das deutsche Flugzeug von drei Jägern ange griffen und vernichtet wurde Mit dieser Meldung sind also offenbar die zurückaekebnen Flieaer gemeint, denn vier waren es die angegriffen haben Der viert« dürfte wohl „verschütt" gegangen sein. Tas deutsche Kampfilugzeua aber nicht, trotz der sechzig Treffer, die es in Rumps und Flächen abbekommen Hal- ES gibt zweierlei Sorgen in England: die eine hak das englische Volk, die andere hat die Kriegstreiber- W cligue in London. Beide Arten von Sorgen sind sehr GH Verschiedener Arr. Aus dem Unterschied wird gleich« « zeitig die große Kluft erkennbar, die zwischen dem Voll W und der führenden Oberschicht in England klafft. Das Volk weiß nichts von den Sorgen der oberen Fünf« hundert, während die Gcldsackdemokraten sich den Teufel um di« Sorgen des kleinen Mannes oder der Haus- W frau kümmern. Zwei Beispiele hier, die keiner Kommentierung ED bedürfen, sondern die, gegenübergestellt, eine sehr deut- W liche Sprache reden. Da schreibt eine Kriegersrau in W diesen Tagen an die Londoner Zeitung „Dailv Herald" in ihrer Noi einen Brief, in dem sie sich über die un- W genügende Ausrüstung, die ihr Mann, der bei der brt- tischen Expeditionsarmee steht, erhalten hat. Die Frau E schreibt wörtlich: „Erwart« man von uns Frauen W eigentlich, datz wir Sachen für unsere Männer an der Front in Frankreich kaufen? Mein Mann bekam bei seinem Eintritt ins Heer am 25. August ein Paar alte W Schuhe geliefert. Sie sehen letzt zum Erbarmen aus, W schreibt er mir. Ich habe ihm nun ein Paar Schuhe aus zweiter Hand gekauft. Er trägt außerdem noch seine zivile Unterwäsche und Weste." — Diese englische Frau schrieb für alle Kriegersrauen, denn es ist kein Gebeim- nis, daß die englische Erpeditionsarmee völlig unzu» reichend ausgerüstet wurde. Kein Wunder übrigens, wenn man weiß, daß der kürzlich abgetretene jüdische Kriegsministcr Hore Bclisha die gesamten Bekleidungs- aufträge für die englische Erpeditionsarmee dem großen jüdischen Bekleidungsunternehmer „Montagne Burton" W übertragen hat, der auch noch heute nach Hore Belishas DM Abschied weiter Hecreslicferan, ist! E Nun die Sorgen der Oberen Auch dafür ein Bei« W spiel, das für sich spricht: Reiste doch kürzlich der edle Lügenlord Winston Churchill an die Front in Frank- W reich, d. h. Front darf man dabei nur in Anführungs- W striche setzen, denn erstens stehen die englischen Truppen sehr weit hinter der Front, und zweitens wird sich ein W englischer Lord hüten, sein kostbares Leben den Ge- W fahren der Front auszusetzen. Wie das so üblich ist bei W Hohen englischen Besuchen in Frankreich, gipfelte der Churchill-Besuch in einem guten Frühstück im Große» W Hauptquartier. Das Heißt, vorgesehen war dieses Früh» W stück. Aber, o Schreck, beinahe hätte es eine surchibare Panne gegeben! Verzweifelt rang der englische Obe» M befehlshaber, Lord Gort, die Hände, als man ihm näm- lich meldete, daß der englische Chefkoch an Grippe er- krankt sei. Und das ausgerechnet, wo Winston Churchill kommt, von dem jeder Engländer weiß, wie großen W Wert er auf einen guten Happen und einen nicht minder guten Tropfen legt Was also tun? Lord Gort wandt« M sich an den Hauptverbindungsoffizier der französischen Armee im englischen Hauptquartier, General Voruz, W und der wußte Nat. Gott sei Dank! Ein Stein fiel dem W edlen Lord Gort vom Herzen. Mit einem schnellen fran- zösischen Wagen wurde ein französischer Koch herbei- geholt, dem der Ruf vorausging, daß er in einem der W ersten Pariser Schlemmerrestaurants angestellt war. Der bereitete das Frühstück für Winston. Die Ehre Lord Gorts und seine Stellung waren gerettet, und außerdem ein Beweis für die vorzügliche englisch-französische Zusammenarbeit geliefert. Ja, das W sind die Sorgen der oberen Fünfhundert in England! Aus Feindslug über der Nordsee. Au,' Alarmruf durch den Fernsprecher: der warten die Flieger der Fliegerhorste an durch den^x" Nordseekttstc den ganzen Tag, den Alarmruf u Fernsprecher. Sekunden später kckon sitzen alle Flua- Feindliche Flugzeuge im Anmarsch; I zeugführer hinter den Steuerknüppeln beim Flug gegen den Feind (Scherl-Wagenbora-M.) Jeden Tag führt Deutschlands Luftwaffe über den Nordsee- gebieten den Kontrolldienst durch. Hier zieht eine Kette voi Flugzeugen vorüber, die als Ablösung das Suchgebiet übev nimmt. (PK.-Eschenburg-Scherl-Waaenboro-M^