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WilsdeMee TWMM 2. Blatt zu Nr. 14. Mittwoch, den 17. Januar 1940. Englands Blutschuld DeuMen-MMandluna im ehemaligen Valen von oben herab organisiert Berlin-Moskau Ws» am Sonnabend An einem Tag von Königsberg nach Wien. Die Deutsche Lufthansa teilt mit, daß die Strecke Berlin— Moskau bereits am Sonnabend, dem 20. Januar, von Der Deutschen Lufthansa und der sowjetischen Aeroflot eröffnet jwird. Die Strecke wird täglich, auch sonntags, in beiden Rich tungen beflogen. Außer Fluggästen werden wie auf allen an- lderen Fluglinien auch Post und Fracht befördert. Durch diese neue Strecke erhalten die Städte Berlin, Danzig lund Königsberg eine zweite Luftverbindung untereinander, die es beispielsweise den Königsbergern und Danzigern ermöglicht, auch an einem Tage Wien sowie Dänemark und Schweden zu erreichen. So bekommt der deutsche Osten durch diese neue Strecke Berlin—Moskau einige neue Fluganschlüsse. Die Flug preisvergünstigungen, unter anderem die Rückflugnachlässe, die Vorteile der verschiedenen Gutscheinhefte sowie die Kinder ermäßigungen werden beibehalten. Botschafter Attoliro 60 Fahre alt. Der italienische Botschafter in Berlin, Dr. Attolico, voll endet sein 60. Lebensjahr. Bernardo Attolico wurde am 17. Januar in Canneto (Provinz Bari) geboren. Viele Jahre hat er sich der Betreuung der italienischen Auswan derer gewidmet. Auch als Professor für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der Universität Foggia hat er gewirkt. 1919 wurde er zum Bevollmächtigten Minister und Außerordentlichen Gesandten ernannt. 1927 ging er als italienischer Botschafter nach Rio de Janeiro. Von 1930 bis 1935 leitete Attolico die italienische Botschaft in Mos kau. In Berlin wird Italien seit dem August 1935 durch den Botschafter Bernardo Attolico vertreten. Ihm verdanken Wir zu einem großen Teil die herzliche Zusammenarbeit zwischen Italien und Deutschland. (Weltbild-Wagenborg-M) Abschied des Grafen Magistrat Empfang beim R e t ch s a n tz e n m i n i st e r im Beisein des italienischen Botschafters Attolico Der Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop empfing den von Berlin säpüdendcn bisherigen Botsckfastsrat an der Königlich Italienischen Botschaft, Graf Magistrats der zum Gesandten in Sofia ernannt wurde, in seinem Hanse in Dahlem. An dem Empfang nahmen von italienischer Seite ». Botschafter Attolico mit den Herren der italienischen Bot schaft sowie der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes von Weizsäcker mit den leitenden Beamten des Auswärtigen Amtes teil. Kurze Tlachrichieu Preßburg. Anläßlich der Eröffnung der Deutschen Ducy- tmsstellung veranstaltete der deutsche Gesandte in Pretzburg, Hans Bernard, einen Empfang, zu dem sich die Spitzen der Powakischen Behörden, der in Preßburg stationierten deutschen Behörden und der Slowakisch-Deutschen Gesellschaft eingefun den hatten. Im Rahmen des Empfangs bestritt das Peter- Quartett aus Essen den musikalischen Teil des Abends, worauf der Ehrenpräsident der Reichsschrifttumskammer, Dr. Hans Friedrich Blunck, aus eigenen Werken las. Kopenhagen. Wie verlautet, werden angesichts der wieder holten Ueberfliegung Dänemarks durch die britische Luftwaffe w der letzten Zeit Versuche mit einer neuen Reutrali- iät s m a rk i e run g an der Westküste unternommen, über deren Art von zuständiger Seite zunächst eine Auskunft unter Hinweis auf das gegenwärtige Stadium des Experimentierens abgelehnt wird. , Die beispiellosen Gewalttätigkeiten, die in den ersten Sep tembertagen an wehrlosen Volksdeutschen während ihrer Ver schleppung in das Innere Polens verübt wurden, fanden in einer Verhandlung des Posener Sondergerichis ihre erneute Bestätigung. Diesmal handelte es sich um einen verantwort lichen polnischen Beamten, der zur Rechenschaft gezogen werden mußte. Der Prozeßverlauf erbrachte den deutlichen Beweis, daß die an Deutschen begangenen bestialischen Grausamkeiten nicht allein das Werk des durch den englischen Freibrief ausgcstachel- tcn polnischen Mordgesindcls waren, sondern das Ergebnis einer von oben herab wohlvorbereiteten und organisierten Aktion, an deren Durchführung sich auch be hördliche Stellen — in diesem Falle die Polizei — beteiligten. Der polnische Polizist Jan Luczak aus Elsenau hatte vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in das Posener Gebiet vom Landrat den Auftrag erhalten, einen Zug von 52 ver hafteten Deutschen aus dem Kreise Wongrowitz in ein Sammel lager nach Wloclawek zu führen. Während des Transports mißhandelte Luczak nicht nur selbst die seiner Führung über- anlivorieten Volksdeutschen auf das schwerste, sondern er wie gelte auch den polnischen Pöbel unterwegs zu Ueberfällen aus den Verhafteten-Transport auf. Damit wurde dieser „Poli zist" zum Urheber unvorstellbarer Mißhandlun- g e n. In den Zeugenaussagen spiegelte sich noch einmal das grauenvolle Bild des Polenterrors in den ersten Kriegslagen. In der Nacht zum 2. September sollie der Amtswalter der Jungdeutschen Partei und Bauer Jakob Kurz in Hohenstein, Kreis Wongrowitz, von dem Angeklagten verhaftet werden. Als Luczak aus dem Hofe des Deutschen erschien und feststellen mußte, daß Kurz sich bereits durch die Flucht in Sicherheit ge bracht hatte, schlug er in unmenschlicher Weise aus die Frau des Deutschen und dessen 16jährigen Sohn ein, um sie durch diese Mißhandlungen zur Preisgabe des Verstecks von Kurz zu zwingen. Hierbei wurde der Junge schwer verletzt. Die gleiche Brutalität legte der Angeklagte auch später während des Trans portes der verhafteten Volksdeutschen an den Taa. Holländischer 8000-Tonner gesunken Auf der Fahrt nach Südafrika in der Biscaya Das holländische Motorschiff „Arend skerk" (8000 BRT-), das auf dem Wege von Antwerpen nach Südafrika war, ist einer Meldung des holländischen Telegraafenbüros „ANP" zufolge etwa 100 Meilen von Quessant ,m Golf von Biscaya gesunken. Das Schiff hatte 4000 Tonnen Stückgut für Südafrika an Bord. Wie der Kapitän des gesunkenen Schiffes berichtet, wurde die „Arendskerk" durch ein deutsches U-Boot angehalten und untersucht, bevor es versenkt wurde. Die Be satzung von 65 Mann wurde von dem italienischen Dampfer „Fedora" übernommen. Das dänische No» mutz sür Englands Krieg zahlen In Dänemark wurde der Kleinhandelspreis für Mar garine von 7b auf 85 Oere pro Pfund erhöht. Damit hat sich der Margarinepreis seit Kriegsausbruch um rund 15 Oere er höht. Der Hauptleidtragende ist natürlich der kaufschwache Ver braucher Dänemarks, da aber England sich über die Verschlech terung der Lage der englischen Arbeiterschaft kaum bekümmert, dürfte es auch von diesem „Erfolg" seines Krieges wenig berührt werden. Englisches Intrigenspiel mit Finnland Feststellungen eines New-Yorker Blattes Das Blatt „New York Enquirer" prangert in einem groß ausgemachten Artikel Englands Ränkespiel gegenüber Finn land an. Das Blatt schreibt, die gesamte englische Propaganda über eine geplante moralische und materielle Hilfe Englands und Frankreichs für Finnland bezwecke lediglich, die Oeffentlichkeit in den Vereinigten Staaten zu beeindrucken und irrezu führen. Die beiden Mächte, die die Tschechoslowakei und Polen durch ständige Beteuerungen ihrer überwältigenden moralischen und materiellen Unterstützung einst gröblich ge täuscht hätten, seien auch sür Finnland höchst unzuver lässige und verräterische Verbündete, die auch diese kleine Nation im Stich lassen würden, sobald dies ihren Zwecken dienlich erscheine. Wenn London und Paris es mit Finnland wirklich ehrlich nieinen würden, dann hätten sie längst ihre diplomatischen Beziehungen zu Moskau abge brochen. Diese Unterlassungssünde sei an sich schon Beweis genug sür Englands Festhalten au seiner betrügerischen Politik. Weit davon entfernt, so bemerkt das Blatt zum Schluß, echte Freunde Finnlands zu sein, seien England und Frank- reich auch heute noch bemüht, eine Verständigung mit Rußland herbeizusühren. Dieses Jntrigantenspiel sollte die amerikanische Oeffentlichkeit entschlossener denn je machen, sich von der Politik der Alten Welt iernrubattcu I britischen U-Boote „Stanfish" (Bild rechts) und „Undine" j Linkst vernicklet (WeUbUd-Wagenborg-M.) Zwei britische U-Boote in der Deutschen Bucht vernichtet. Oberkommando der Wehrmacht bekanntgibt. wurden m deutsche Abwehrmechnabmen in der Deutschen Bucht die ;zn allen Ortschaften, durch die der Zug auf seinem Futz- Marsch kam, ließ Luczak durch seine Hilfspolizisten ausrufen, daß die Deutschen eine Revolution angezettelt, zwei polnische Frauen und mehrere Kinder erschlagen hätten, daß sie gegen das polnische Militär kämpften und nun zur Hinrichtung ab geführt würden. Ueberall stürzte sich die verhetzte polnische Bevölkerung auf die Deutschen und mißhandelte sie, während Luczak diesen Grausamkeiten mit grinsendem Gesicht zusah. Von Gnesen aus wurden die verhafteten 52 Deutschen in einem Viehwagen weitertransportiert, dessen Luftklappen Luczak zunageln ließ. Auf einzelnen Stationen stand der Wag gon oft einen ganzen Tag in sengender Hitze. Während der ganzen Fahrt erhielten diese weder Wasser noch etwas zu essen, obwohl man ihnen Geld dafür abgenommen hatte. Auch wurde ihnen nicht erlaubt, ihre Notdurft außerhalb des Waggons zu verrichten. Als der Weltkriegsinvalide Kiock infolge dieser Martern wahnsinnig winde und in Tobsuchtsanfälle verfiel, stieg Luczak in den Waggon und „besänftigte" ihn so lange mit dem Gummiknüppel, bis er verstummte. Kurz hinter Thorn wurde der stehende Zug zum erstenmal von deutschen Flugzeugen angegriffen. Auch dabet ließ Luczak den Waggon nicht öffnen, brachte aber sich selbst mit seinen Hilfspolizisten in Sicherheit. Dasselbe wiederholte sich noch mehrere Male während der Fahrt. In Wloclawek schließlich erreichte der Zug sein Ziel. Eine etwa 200köpfige, anscheinend vorher ver ständigte Menge erwartete die Deutschen vor dem Bahnhof, um auf die ermunternden Winke Luczaks hin mit Eisen stangen, Knüppeln, Schraubenschlüsseln und anderen Hiebwaffen über sie herzufallen. Der Angeklagte schritt gegen dieses Wüten des polnischen Pöbels nicht im geringsten ein, sondern stachelte mit seinen Helfern durch die falschen Anschuldigungen die Menge zu immer größeren Wut ausbrüchen auf. Das Sondergericht verurteilte Luczak wegen gefähr licher Körperverletzung als Gewaltverbrecher nnd wegen schwe ren Landfriedensvruches als Rädelsführer zweimal zum Tode und zur Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit. langrohrgeWStze beschießen Mborg Sowjetflugzeuge über Abo und anderen südfinnischen Städten. Die militärischen Anlagen von Wiborg (Finnland) wer den, nach Berichten aus Helsinki, seit einigen Tagen aus etwa vierzig Kilometer Entfernung von russischen Langrohr geschützen beschossen. Durch die stark streuende Beschießung ist ziemlicher Schaden verursacht worden. Am Montag war Abo den bisher schwersten Bomben angriffen durch russische Geschwader ausgefetzt. Nach bisher eingegangenen Nachrichten wüten zahlreiche Feuer in allen Stadtteilen. Russische Bomber griffen weiterhin im Lause des Tages bei klarem Winterwetter und schneidender Kälte von über 30 Grad Celsius eine Reihe vor allem südsinnischer Städte und Orte an. u. a. Karis, einen Bahnknotenpunkt und Rajamäki. Aus Nordfinnland wird berichtet, daß in den letzten Tagen an der Petsamo-Front wiederum eine verstärkte russische Aktivität festgestellt werden konnte. Der finnische Heeres bericht vom 15. Januar meldet von der Karelischen Land enge keine nennenswerten Ereignisse. Am 14. Januar sei die russische Flugtätigkeit besonders aktiv gewesen. Im Inner« des Landes hätten sich die Angriffe besonders auf Turku (Abo), Hanko <Hangö), Tammisaari (Ekenäs), Vaasa, Helsinki, Rühimäki und Rajamäki sowie auf eine Anzahl kleinerer Ort« in Südwest- und Südfinnland gerichtet. Wie der Bericht weite» betont, soll die Stadt Vaasa am stärksten unter den Flug angriffen gelitten haben. Der angerichtete Schaden sei beträcht lich. Schwedisch-norwegische proiefie in MM« Die schwedische Gesandtschaft in Moskau hat An weisungen erhalten, „gegen die Bombardierung der Insel Kall ix (bei Tornea) zu protestieren". Die norwegische Regierung hat ihre Gesandtschaft in Moskau angewiesen, „gegen Grenzverletzungen durch sowjetrussische Flieger energisch zu protestieren". Englische Kriegsgewinnler in heilem Zuge Anhaltende Preistreibereien Die jüngste Rede des britischen Schatzkanzlers hat die Sor» gen der englischen Lessentlichkeit über eine bevorstehende Inflation keineswegs behoben. In einer Zuschrift an die „Times" wird darauf Hingeunelen, daß während des Weltkrie ges Vie Preise in England bis zum Ende ves Jahres 1917 jähr lich nur um 27 v H. gestiegen seien. In den vier Monaten dieses Krieges seien sie jedoch bereits um 24.5 v. H. gestiegen. Die „Times" kritisiert in ihrem Kommentar zu der Rede die Be hauptung Simons, daß die Negierung „alles nur mögliche" ge tan habe um Preissteigerungen zu verhindern. Das Gegenteil sei der Fall. Die Kontrollbehörden haben sogar in einzelnen Fällen ihre Vollmacht zur Beschlagnahme dazu ausgenutzt, Roh stoffe zu einem sehr viel höheren Preis wieder zu verkaufen. Die Regierung habe nicht genügend getan, Preissteigerungen zu vermeiden; es gebe Leute, die den Vorwand, daß die Kosten irgendeines Bedarssgutes um einen Penny gestiegen sind, dazu benutzen, einen Extraschilling zu gewinnen. K r i e g s g ew i n n- l e r scheinen alw im besten Zuge zu sein! Auch „Daily Telegraph" wricht von Symptomen, die ein inflationsyaftes Steigen der Preise erkennen lasten. Wenn es der Regierung nicht gelinge, die Ausgaben sür Verbrauchsgüter drasistch zu oerr>n -ern, bann winden die Preise sehr schnell stei gen müssen, so daß sich Englands unversehens in einer Inflation befinden werde. Wenn aber die Inflation erst einmal ernste Ausmaße angenommen hat und die gesamte öffentliche und private Wirtschaft aus dem Gleise geworfen ist, wird der Krieasersolg stark in Frage gestellt (ein. Die Zeit sei gekommen, so schreibt die „Borkshire Post" in ihrem Leitartikel, um zur ganzen britischen Nation offen über die Anstrengungen zu sprechen, die England in diesem Kriege wird machen müssen. Die meisten Leute glaubten, daß die Haupt sorge Englands die Versenkung seiner Schiffe sein werde. Klei nere Rationen und weniger Muse, so stellt das Blatt fest, wür den von der englischen Bevölkerung nur als traurige Notwen digkeit hingenommen werden. Wenn es aber sein müße, so werde man sich darein sögen. Wenige Engländer aber, w heißt es weiter, wüßten wahrscheinlich, wie weitgehend und wie orük- kend die Opfer sein würden die ihnen auf wirtschaftlichem Ge biet bevorstehen. In den Ansangsstadien des Krieges hätten sich die meisten Engländer, die in wirtschaftlichen Dingen nicht be wandert sind, nicht genügend die Tiefe und zerstörende Wirkung dieses Krieges auf alle Hilfsquellen der Na tion vergegenwärtigt. Das Blatt gibt dann seinen Lesern einen düsteren Ausblick auf die bevorstehenden Steuer- und Preiserhöhungen und schließt damit, daß jedes Mitglied der britischen Gemeinschaft es ganz einsehen müste. daß in Kriegs- zeiten der Lebensstandard herabgesetzt wir^