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Schonung verwüstet und ausgeplündert. Es hat eben auch des guigedrillten und geduldigen Berliners Lang mut eine Grenze, wenn es um die heiligsten Güter geht. Lichterbaum und Festbraten müssen sein,- wenn nicht um Geld, dann eben mit Gewalt! Weihnachten liegt kaum hinter uns und schon geht es mit Hingabe an die Vorbereitung des nächsten Festes, Silvester und Neujahr! Silvester ist alljährlich der Höhepunkt der Berliner Ausgelassenheit. Begnügt man sich anderswo mit ein paar Böllerschüssen, mit ein wenig Bleigießen uns Punschtrinken, so gestaltet der Ber liner diese Nacht zu einem Rummel, der ihm den Fasching des Müncheners, den Karneval des Rheinländers ersetzen muß, den er ja nicht hat. Seit ein paar Wochen schon haben alle Lokale, von der kleinsten Kneipe bis zum größten Kaffeepalast, die vertrauten Einladungen zur Silvester feier an die Spiegelscheiben gehängt, und jeder mag nach den gebotenen Attraktionen und nach dem Inhalt seines Geldbeutels wählen. Denn an Silvester geht „man" natürlich aus. Freilich kann man auch zu Hause feiern, aber dann muß ein möglichst großer Verwandten- und Freundeskreis versammelt werden, damit Stimmung in die Bude kommt. Was der Ansturm des Weihnachtsfesies noch in der Brieftasche gelassen hat, das muß nun heraus und in Silvesterartikel umgesetzt werden. Die Bretter buden, die auf den Straßen und Plätzen eben noch Christ baumschmuck, Wachskerzen und Weihnachtsflittör feil hielten, bieten nun Feuerwerk, Bleifiguren, Juxzigarren, Zauberbecher, Konfetti, Papierschlangen, Wachsnasen, Papiermützen und tausenderlei Karnevalskram zum Kauf, denn Silvester ist Narrentag. Vor allem Feuerwerk mutz fein. Jeder Berliner Junge Hal sich ein paar Groschen zusammengespart oder von Vater, Mutter und sämtlichen Verwandten zusammengebettelt, um Frösche und Kauonen- schiäge loslassen zu können. Reicht es gar zu Raketen, desto besser! Diese werden dann am Gartenzaun oder am Kttchenbalkon aufgereiht und: pfsch — bum —ah! zum Neid der Nachbarsjungen und zur Wut des Hauswirts abgebrannt. Da natürlich auch die Erwachsenen mit feuerwerken, wird allerhand losgeknallt in dieser Nacht. Für die höheren Semester bleibt aber Feuerwerk, Blei gießen, Jux und Scherz nur Beigabe; Hauptsache ist der Alkohol. Weiß der Berliner schon das ganze graue Jahr über einen guten und namentlich scharfen Tropfen sehr zu schätzen, so versteht es sich von selbst, daß in der Neujahrsnacht der Alkohol erst recht in Strömen fließen muß. Ohne — mindestens! — einen Schwips kein Sil vester! Das soll dazu Helsen, von der trüben Bilanz des alten Jahres Abschied zu nehmen und die in der rauhen Wirklichkeit ebenso unerfreulichen Aussichten auf das kom mende rosig verklärt zu sehen in einem pnnschselig ge stammelten „Prost Neujahr!"? Ernsteken. Punsch uns Bowlen. Getränke für den Ncujahrsempfang. Wer sich einen Silvesterpunsch leisten will, braucht sich trotz der schlechten Zeiten mit oen Schitterschen vier Elementen „innig gesellt" nicht zu begnügen. Dies ist die klassische Grundform, doch sie läßt sich noch immer aus bauen. Zu dem Hausrezept eines früheren Hofes, das durch Indiskretion schon vor Jahren bekannt wurde, kann man kaum raten, denn die vier Flaschen Rheinwein, die hier zu feinstem alten Rum und vier Pfund Zucker treten, müs sen den ältesten Jahrgängen besten Wachstums ange hören, also sogenannte „Spitzen" sein. Aber den Lieb lingspunsch der alten Schwabenkönige, der eine Flasche guten Weißweins mit drei Schoppen Wasser ver dünnt, dies Gemisch mit Zucker süßt und mit Orange und Zitrone würzt, darf sich der bürgerliche Haushalt vielleicht auch heute noch gönnen. Auf den nordischen Punsch, nicht den fertig aus Flaschen abgezogenen schwedischen, mutz man heute wohl verzichten, denn vier Flaschen Bur gunder zu je einer Flasche Portwein und Kognak mit Zitrone und Zucker lausen doch wohl zu stark ins Geld. Sehr empfehlenswert und praktisch leicht ausführbar sind die Teepunsche, die mit Tee als Grundlage vom ein fachsten bis zum verwickeltsten emporsteigen. Hierher ge hören auch die unschwer zu variierenden Grogs und Glühweine, auch die Fruchtpunsche auf Him beer- oder Erdbeersaft sind nicht zu verachten. Die Bowlen, zumal sie heißen uns die American Drinks, wären hier anzuschließen. Freilich, die hochge stimmten Zeiten sind vorüber, oa nach erledigtem Diner der weißgekleidete Mixer antrat uns die Gäste mit Flip und Cocktail mit Sours und der nur den männlichen Vom Glück vergessen. Roman von Fr. Lehne. 58. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Und dann äußerte sie den Wunsch, Hannas Schmuck wieder einmal zu sehen. Sie wußte, daß Hanna in dem Schmuckkasten auch das Testament verwahrte — kurz vor der Hochzeit hatte sie die Freundin dabei betroffen, wie sie glücklich lächelnd darin gelesen und mit einer kosenden Be wegung darüber gestrichen hatte, so, als könne sie sich nicht genug tun an Liebesbeweisen für ihn. Sie schloß Hannas Toilettenschrank auf, nahm das kostbarste Ebenholzkästchen mit der Perlmuttereinlage heraus und stellte es vor Hanna auf die blauseidene Decke des Bettes. Hanna öffnete den Schmuckschrein und betrachtete gemeinsam mit der Freundin die wertvollen Schmucksachen. Sie ließ das milde Sonnen licht in den geschliffenen Steinen spielen, daß sie in allen Farben sprühten. Ein großes Kuvert lag auf dem Grunde des Kästchens. „Was ist das?" „Ach, nichts, Gwendoline, mein Testament." Hanna öffnete den Briefumschlag und entfaltete den großen Bogen, der darin lag. Gwendoline las mit ihr, es war das erste Mal, daß sie direkt Einblick in das Testament hatte, und mit leisem Herzklopfen nahm sie wahr, wie groß Hannas Vermögen war, das sie mit geringen Abzügen ganz ihrem geliebten Malte verschrieben hatte. „Eigen berührt es mich, liebes Hannerl, in deinen Hän den ein Testament, die Niederschrift eines letzten Willens, zu sehen —" sagte Gwendoline leise, „du bist so jung —" „Aber wie schnell kann es einmal zu Ende sein mit mir, c und dann ist es gut, wenn man allem vorgesehen hat —" „Hanna, und soll das da so bleiben? Ich meine, es bedarf der Ucberlegung sieh, es ist doch so anders i gekommen, und da muß —" ! „Frage mich nicht danach!" unterbrach Hanna die Freun- ! din mit unterdrückter Heftigkeit, „es hat noch immer Zeit! Ich überlege schon, wie ich's am besten mache! — Nimm I weg!" Kehlen zugemuteten Prärieauster bediente. Aber ein be scheidener Rumsour, ein Rotweincobbler, ein Whiskh- sling sind noch immer geläufig uns bescheidene Börsen können sich das leisten. Was sie Bowlen angeht, so lesen sich die Zubereitungen des Herrn Munke-Punke, des Meisters im Bowlenbrauen, mit ihrer Häufung seltener Kreszenzen und kostspieliger Liköre, heute wie ein Märchen buch. Aber Saisonbowlen oder kalte Enten, gewürzt etwa mit Sellerie, Pomeranzen oder Ananas, oder der alte, jeder Hausfrau noch immer vertraute „Bischof" mögen unsere entwöhnte Kehle darüber trösten, daß wir uns Feinheiten grötzeren Maßstabes versagen müssen. Vermischtes. - Das Schachturnier der Damen. Das große Schach turnier in Moskau, aus dem Bogoljubow als Sieger her vorgegangen ist, hat die schachspielenden Damen nicht schlafen lassen: auch sie wollten ihr Turnier haben, und dieses Damenturnier hat am ersten Weihnachtstag in Wien seinen Anfang genommen. Schachspielende Damen hat es zu allen Zeiten gegeben und sie „spielen" sogar in der Literatur eine Rolle: die schöne Adelheid in Goethes „Götz von Berlichingen" und Sittah, die Schwester des Sultans Saladin in Lessings „Nathan", sind begeisterte Schach spielerinnen. Zu Schachmeisterschaften haben es die Schachspielerinnen aber erst in den allerletzten Jahren ge bracht, und ihr Traum, sich auch mit den männlichen Meistern auf den 64 Feldern zu messen, ist auch jetzt noch nicht in Erfüllung gegangen: die Herren Schachmeister -verschmähen es, sich in öffentlichen Turnieren einer „Geg- nerin" gegenüberzusetzen, vielleicht, weil sie fürchten, das! sie durch die schönen Augen ihres Gegenübers — wobei als selbstverständlich angenommen wird, das; alle Schach spielerinnen jung sind und schöne Augen haben — ge blendet und matt gesetzt werden könnten. Also müsseil die Schachspielerinnen auch diesmal noch unter sicH bleiben. Es sind alles in allem acht Meisterinnen angc- treten, darunter allein fünf Wienerinnen; die andere^ drei verteilen sich auf Schweden, Leipzig nnd Breslap, — Der Motor im Fingerring. Der kleinste Motor de; Erde dürfte der winzige elektrische Apparat sein, den kürz lich ein französischer Ingenieur einen; Komitee von Fach männern vorgeführt hat. Der Liliputmotor kann bequem in einem Ring an Stelle eines Steines angebracht werden. In seiner ganzen Anlage ist er den Riesenmaschinen, di- in den großen Industriebetrieben verwendet werden, haar genau ähnlich. Die Rüder des Miniaturapparates be wegen sich und die kleine Maschine verrichtet eine Arbeit, die ihren Miniaturdimensionen angemessen ist. Di- Berechtigte Fragen. (Auch Deutschland soll zur Abrüstungskonferenz eingeladen wenden.) - dlictiel dlsn bat sich wob! in her üöeeLLe geirrt ? > - Sie hatte den großen Bogen wieder zusammengesaltet und klappte den Deckel des Kastens zu. Gwendoline überlegte einen Augenblick; kaum je würde sich ihr die Gelegenheit jo bieten wie jetzt — und wenn es ein Gewaltstreich war, eine verdammenswerte Handlung, die ihr vielleicht für immer Hannas Gunst und Freund schaft entzog — und wenn es ferner eine große Unklugheit war gegen sich selbst, gegen ihre Familie — sie konnte nicht anders — die Stimme ihres Ehrgefühls, ihres Gerechtig keitssinnes sprach laut sie nahm das Testament aus dem Kästchen — ein schneller Riß hin und her. „Was tust du, Gwendoline?" Entsetzt fuhr Hanna im Bett auf. „Was tust du?" „Das, was mir mein Gewissen und meine Pflicht vor schreiben, und was dir, meine Hanna, dein Gefühl sagen sollte: ein Unwürdiger darf nie die Segnungen eines letzten Willens an sich erfahren — ich habe dich nur aus dem Zwiespalt deiner Empfindungen erlöst." „Du bist von Sinnen, Gwendoline, ich allein habe das Recht -" Gwendoline zerriß die großen Stücke in kleinere. „So, Hanna, jetzt schicke mich fort — ich hab's verdient! Verzeihe mir mein Eingreifen in deine Rechte! Doch wir wollen nicht als Erbschleicher dastehen und Malte darf nie den Vorteil durch deine Güte haben du wirst es mir noch danken." Hanna war außer sich, ihr Weinen ging, in lautes Schreien über. „Was ich auch gedacht habe: du durftest nicht so voreilig handeln! — Hast du denn Maltes Brief, den er dir geschrieben, nicht verstanden? Er will doch wiederkommcn! So berechnend, wie du denkst, ist er nicht — sonst hätte er gewißlich nicht das bequeme Leben ver schmäht! Er dachte so ideal und stellte die höchsten Anfor derungen an sich selbst " Gott, wie verblendet konnte doch so ein armes, törichtes, liebendes Mävchenherz sein! In heiligem Erbarmen neigte sich Gwendoline über die fassungslos Schluchzende. „Meine Hanna, ich habe es nur gut gemeint. Ich kenne meinen Bruder! — Und, Hanna, ich verspreche dir: willst Wärme, die die Elektrizität für den Betrieb des wmz;ge, Motors liefert, ist die Körpertemperatur der Person, du den Ring trägt, in dem der Motor eingeschlossen ist. Di, normale Wärme des menschlichen Körpers (37 Gral« Celsius) genügt vollkommen, um die für den Motor not wendige elektrische Kraft zu liefern. Wo Briand reden lernte. Die Beredsamkeit Aristide Briands, des derzeitigen französischen Ministerpräsidenten, ist von allen, die Gelegenheit hatten, diesen Staatsmann reden zu hören, aufrichtig bewundert worden. Sie ist aber, wie Briand selbst kürzlich im Freundeskreise scher zend bemerkte, „nicht von weit her". „Im Anfang meiner politischen Laufbahn," sagte er, „hatte ich die denkbar besten Lehrmeister: ohne sie wäre aus mir nie etwas geworden. Um meinen kleinen Besitz abzurunden, war ich genötigt, 80 Landparzellen zu kaufen. Ich mußte reden und reden, Kontrakte schließen und mich bald schlau, bald brutal erweisen, denn ich hatte es mit Leuten zu tun, die mir „über" waren. Ein Jahr lang habe ich in dieser Weise gekämpft, und ich darf wohl mit einem gewissen Stotz, erklären, daß ein Mann, der achtzig Landkäufe mit achtzig normannischen Bauern zu einem gedeihlichen Ende ge führt hat, es ruhig mit den Geschäftsträgern der mächtig sten Mächte Europas aufnehmen kann. Ich kann euch sagen: ich hab' in dem Verkehr mit den hartköpfigen Nor mannen schon etwas gelernt..." ' „. Damenwahl in Indien. Aus verschiedenen Gegenden Indiens werden tiefgehende Gärungen merkwürdigen Ur sprungs gemeldet. Es besteht in der Landschaft Gutscharat im Gouvernement Bombay der merkwürdige Brauch, daß Frauen, die mit ihren Ehegatten nicht zufrieden sind und Gelegenheit haben, eine bessere Ehe zu schließen, sich unter irgendeinem nichtigen Vorwande von ihrem ersten Mann lossagen können, wenn sie ihm eins Entschädigung zahlen!' " Die Zahl der Frauen, die an ihren Männern plötzlich alle erdenklichen Fehler entdecken, ist sehr groß. Aber mit der Zeit haben die Männer in Gutscharat entdeckt, daß die Frauen zwar sehr rasch im Verstoßen ihres Gatten sind, aber lange nicht so rasch bei der Zahlung der Entschädi gungssumme. Da eine Möglichkeit, die Schadensersatz summe auf gerichtlichem Wege einzutreiben, nicht besteht, versuchen die Ehemänner a. D., sich das Geld durch eine Art Vendetta gegen ihre Nachfolger in der Gunst der Frauen zu verschaffen: der Ehemann Nummer 2 muß büßen, was die Frau gegen den Ehemann Nummer 1 ge sündigt hat. Die Kriminalität in diesen Teilen Indiens hat infolge dieser Zustände derart zugenommen, daß jetzt- endlich die Behörden einschreiten wollen, um dem merk würdigen Ehegeschäft ein Ende zu machen. Aus dem Gerichtssaal. 8 Gräfin Bothmer vor dem Reichsgericht. Der Prozeß gegetz die Gräfin Bothmer wird nunmehr auch das Reichsgericht beschäftigen. Die Gräfin Bothmer hat durch ihren Verteidige; gegen das von der Potsdamer Berusungsstrafkammer gefällte, aus vier Monate Gefängnis lautende Urteil Revision bcirj Reichsgericht angemeldet. Sie erstrebt nicht nur die Auf hebung des Urteils aus formalen Gründen, sondern auch di; Zurückverweisung der Strafsache an ein Berliner Gericht. K Vom Reichsgericht bestätigter Freispruch. Der Kaufmann Rehnig, der am Tage der Reichspräsidentenwahl in Berti» den Reichsbannermann Schulz erschossen hatte, war von; Schöneberger Schöffengericht, das Notwehr annahm, freige sprochen worden. Die von der Staatsanwaltschaft gegen dieses Urteil eingelegte Revision ist jetzt vom Reichsgericht verworsei. Worden, so daß der Freispruch rechtskräftig geworden ist. Arbeiter und Angestellte. München. (Die Stillegung staatlicher Werke.) In Beantwortung einer parlamentarischen Ansrage teilte die Regierung mit, die ungünstige Entwicklung der allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse habe dazu geführt, daß die Eisen- erzgrnbe Achthal vor einiger Zeit geschlossen und die Eisen gießerei des Hüttenwerkes Bergen stillgelcgt werden mußte. Eine Schließung weiterer Werke oder Betriebsabteilungen der staatlichen Werke sei gegenwärtig nicht angcordnet. Brüssel. (Lohn Herabsetzungen im belgischen Bergbau.) Die belgischen Bergarbeiter haben den Vor schlägen der Arbeitgeber, die Löhne um 3 H herabzusetzen, zu gestimmt. Das Abkommen soll zunächst für zwei Monate aelten. »Ml!« !l! »WMWill du dennoch, daß Malte einstmals dein Erbe jein soll — in' vier Wochen, wenn du noch genau so denkst, werde ich selbst mit dir zum Notar gehen! Für jetzt aber lasse es so sein."', Hanna sprach kein Wort. Sie wandte sich um, so daß ' Gwendoline ihr Gesicht nicht sehen konnte. Eine geraume Zeit verging. Da fragte Gwendoline: „Du möchtest allein bleiben, Hannerl?" „Ja, heute wohl! Verzeihe, Gwendoline! Aber es ist besser so! Ich muß ruhig nachdenken können! Gehe zu. deiner Mutter! — Sei mir nicht böje, daß ich dich fort- schicke!" Es war das erste Mal in ihrer langen Freundschaft, daß sie so auseinandergingen. Dennoch war Gwendoline das Herz leichter als Wochen zuvor. Sie wußte, sie hatte recht getan! Sie ging in die Wohnräume der Kommerzien- rätin, um sich zu verabschieden. „Nanu, Line, willst du heute schon gehen?" fragte Blanka, die sich in einen tiefen Sessel gekuschelt hatte, ein Buch las und Konfekt knabberte. „Ja, Blanka, ihr könnt zufrieden sein, das Testament existiert nicht mehr." , Blanka sprang auf und starrte Gwendoline ungläubig an, die ihr diese so angenehme Nachricht in dem gleich mütigsten Ton von der Welt überbrachte. „Mama, Mama —" rief sie ins Nebenzimmer, in dem die Kommerzienrätin noch ihre Mittagsruhe hielt, „komm doch schnell einmal her — schnell!" „Was ist denn?" i „Line behauptet, Hannas Testament ist nicht mehr da — ist das wirklich wahr?" „Ja, Blanka! Ich selbst habe es zerrißen! Allerdings gegen Hannas Willen! Darum hat sie mich jetzt fortge- schickt! Ich denke, daß man nun zufrieden sein kann und daß man mich wohl nicht mehr mit Maltes Handlungs weise einverstanden glaubt!" „Das haben wir nie getan, Line!" rief Frau Likowski mit Pathos, „ich weiß, daß du ganz anders als er veran-, lagt bist — ich habe immer große Stücke auf dich gehalten! Und daß wir, das Testament betreffend, recht hatten — ' (Fortsetzung folgt.)