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MMufferTageblatt Wilsdruff-Dresden Nr. 4 — 99. Iahraanu Drahtanschrift: „Tageblatt Ireitau. den 5. Januar 1940 Postscheck: Dresden 2640 Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt Das „Wiisdrusser Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts dar „WtlZdrufs-r Tageblatt' erscheint werktags IS Uhr Bezugspreis mono» 2 AM tret Haus, bet Postbestellung l.Su RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer IV Rps Alle Postanftalten. Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu feder Ze" Be- kit" «Niis^„„ss .. stellungen entgegen Im Halle höherer Gewalt oder BöochkNblatt fUr VlilsdrUff U. ttMgkgkNd sonstiger Betriebsstörun gen besteht kein Anspruch — aus Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung etngesandter Schriftstücke erfolg» nur. wenn Rückporto betltegt Anzeigenpreise laut aufliegender Preisliste Rr — Ziffer-Gebühr: 20 Rps — Porgeschri». bene ErscheinungStage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — A n z e i g e n-A n n a h m e bis vorn,»tags lv Uhr . »ür die Richtiaks» de, durch Fernruf Übermil. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 leiten Anzeigen übernch! men wir keine Gewähr — Bei Konkurs und Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß Weltkrieg Nr. 2? Die englische Zeitung „Manchester Guardian" hast die Kämpfe in Finnland als Teilaktion eines zwei te« Weltkrieges bezeichnet, und die führende Lon doner Zeitung „Times" sucht den Schweden auseinander zusetzen, daß der Krieg bei einer Niederlage der Finnen sich „ganz von selbst" auf ihr Gebiet ziehen müsse. Zu gleich wird in der französischen wie in der englischen Presse ganz offen erörtert, wie man die Oelfelder am Schwarzen Meer, die russischen und auch die rumänischen, in Lie Hand bekommen könne. Es ist alles ganz ein deutig, was in England der Oeffentlichkeit vorgesetzt tvirL, und es besteht tatsächlich der Versuch der Lon doner Plutokraten, über die Genfer Hintertreppe sich in den finnisch-russischen Konflikt einzuschleichen, wo bei man sogar von aktiver englisch-französischer Hilfe „für Finnland" phantasiert. Und die in Paris residierende, den Londoner Kapitalisten hörige Regierung Daladier möchte französische Geschwader ins Schwarze Meer ent senden und General Weygand einen Vorstoß gegen die Oelgebiete des Kaukasus machen lassen, bei dem vor allem die Türken das Kanonenfutter zu stellen hätten Wir lasten mit Ruhe und Festigkeit die Kriegsschuldi gen in London und Paris die für sie selbst äußerst ge fährlichen Pläne schmieden. Die Sache hat vor allem den einen Haken, daß die Hilfsvölker, die von den Londoner und Pariser Kriegsverbrechern auf dem Schachbrett des Krieges eingesetzt werden sollen, nicht gerade große Lust verspüren, für die Londoner Plutokraten die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Reden wir dabei nicht einmal von den nordischen Staaten, dessen Neutralitätswille wohl unerschütterlich ist, sondern von der Türkei, die durch die vri-entalische» Pläne Daladiers und Chamberlains in die Zwangslage versetzt werden soll, den Beistandspakt zu ihren ^asten auszulegen. Dieses Unternehmen der Pluto- kratte im Orient ist nebenbei als ein reiner Raubkrieg gedacht, der den Wirtschaftskampf gegen Deutschland er leichtern soll. Es ist gewissermaßen eine „Strategie des P e t r o l e u m s", die auf einen Angriff sowohl auf die russischen Oelgebiete in Baku als auch auf das rumä nische Petroleumgebiet hinausläuft. Haben die in Lon don und in Paris gelegten Pläne Erfolg, so meint ein Pariser Blatt, daß dann die Reichsregierung nur noch auf die Fabriken zur synthetischen Brennstoffherstellnng rechnen könne und die Armeen Deutschlands und Ruß lands gelähmt wären. So stellt sich der kleine Moritz in Paris die Beendigung des Krieges und den Sieg der kapitalistischen Demokratien vor. So einfach ist indessen der Krieg der Lords für die weitere brutale Ausbeutung der Welt und gegen das sozialistische Deutschland, das für die Freiheit und das Glück der von den Londoner Plutokraten Unterdrückten kämpft, nun wirklich nicht. Erstens, die Türken, die heute noch unter dem Eindruck der nationalen Katastrophe des Erdbebens stehen, haben sicherlich im Augenblick andere Sorgen, als von den Strategen in Paris und in London als Sturmbock gegen das russische Reich ausersehen zu werden. Und zweitens: Da die Hilfsvölker in diesem englischen Krieg spärlich gesät sind, bleiben also das eng lische und französische Volk allein übrig, diesen Krieg zu führen, ganz entgegengesetzt der britischen Gewohnheit, fremde Landsknechte für das Wohl der Londoner Pluto kraten bluten zu lassen. So mußten neue Jahrgänge in England zur Musterung aufgerufen werden, und Frau Chamberlain hat den Franzosen „weitere Hundert tausende" von englischen Soldaten versprochen. Das findet wenig Gegenliebe in der englischen Oeffentlichkeit, und der „Daily Erpreß" beispielsweise kann gar nicht einsehen, wozu England für die Kriegführung tat sächlich ein Millionenheer auf die Beine stellen solle. Solche Opfer sei es nicht gewöhnt. Mit Frankreich sei das etwas anderes. Englands Waffe sei der dicke Geld deutel; „seine finanzielle Stärke sei für die Kriegführung von unendlicher Bedeutung. Eine große Armee aber würde diese Stärke unheilbar schädigen." Das ist gewiß ein großes Manko der englischen Krieg führung, von der schon vor mehr als 400 Jahren der englische Kanzler Thomas Moore schrieb: „Sie setzen lieber fremdes Leben aufs Spiel als ihre eigenen Lands- leuie; zu diesem Zweck halten sie unbegrenzte Mitte! bereit«. Ob das den Franzosen gerade paßt, daß sie der Hannemann sein sollen, der die größeren Stiefel anhat und darum vorangehen soll, ist sehr anzuzweiseln. Vor allem, weil man auch in Frankreich es sich immer mehr überlegt, daß dieser englische Krieg, wie es sogar eine Entschließung des britischen Universitätsverbandes der Labour Party zum Ausdruck brachte, ein „imperialistischer Krieg um Profit und Weltherrschaft" ist, der nach dem bekannten englischen Publizisten Vernon Bartlett in London von „ängstlichen alten Männern, welche die Chancen des englischen Volkes vergeuden und sich weni ger um das Wohlergehen der Nationen kümmern als um die Erhaltung ihrer Macht und Standesvorteile", geführt wird. Man schmiedet große Pläne in der belagerten Festung England. Wie man sie durchführen will, darüber ^ist man aus schwierig und für die Londoner Pturo» traten und Imperialisten das größte Risiko in sich schließt. Daran ändert auch nichts, wenn Straffe Lenkung der Kriegswirtschaft GenerMeldmarfchall Göring nimmt die Leitung ganz in die Hand Die Grundlagen, Ziele und Richtung der deutschen Kriegswirtschaftspolitil behandelt ein Aussatz des Staats sekretärs Körner in der neuesten Nummer der Zeit schrift „Der Vicrjahresplan" mit dem Titel „Straffste Lenkung der Kriegswirtschaft". Einleitend wird in dem Aufsatz daraus hingewiesen, daß die Umstellung der hochentwickelten deutschen Wirtschaft auf den Krieg zweifellos eine der schwersten Aufgaben der letzten Monate war Die unerläßlichen sachlichen Voraussetzungen für die erfolgreiche wirtschaftliche Mobilisierung habe der Vier jahresplan geschaffen. Das Ziel: Siegreiche Reichsverteidigung Die ersten Monate einer svstematisch entwickelten Kriegs wirtschaftspolitik haben nun vielfältige Ergebnisse und zahl reiche Erfahrungen gezeitigt. Solange der Krieg dauert, wird die Wirtschaft Operationsgebiet bleiben. Hier muffen die vor handenen Kräfte — Betriebe, Arbeiter, Rohstoffe und Ver kehrsmittel — jeweils den wechselnden Anforderungen der Kriegführung zu Lande, zu Wasser und in der Luft ent sprechend gelenkt werden. Gleichzeitig ist es notwendig, den brutalen Methoden der englischen Blockade durch überlegene Schachzüge zu begegnen. Dementsprechend muß die Kriegs- wirlschastspolitik elastisch und schlagkräftig, erfinderisch und wagemutig im Ausspüren neuer Mittel und Wege, hart und konsequent in der Verfolgung des großen Zieles der sieg reichen Neichsverteidtgung sein. Um diesen An sprüchen zu genügen, sind drei Voraussetzungen unerläßlich: 1. Klare Besehlsgewalt und straffste autoritäre Lenkung der gesamten Kriegswirtschaft; 2. laufende engste Zusammenarbeit sämtlicher Stellen, die mit kriegswirtschaftlichen Fragen beschäftigt sind, und zwar in Partei und Staat; 3. Disziplin und verständnisvolle Mitarbeit des ganzen Volkes, der Schaffenden sowohl als auch der Verbraucher. Aus diesen Gründen hat sich Generalfeldmarschal Göring im Dezember des vergangenen Jahres auf dl! Initiative von Reichsminister Funk hin enischloffcn, eil» weitere Vereinheitlichung in der Lenkung der Wirtschaft !» Politik herbcizusühren Der Generalfeldmarschall nimmt den» nach die Leitung der Kriegswirtschaft ganz in die Hand. Mit anderen Worten: der Beauftragte für den Vierjahresplan wird höchste kriegswirtschaftliche Instanz; der Auftrag des Generalbevollmächtigten für die Wirtschaft, des Reichs- Ministers Funk, liegt dagegen bei der Wirtschaftspolitik und der Kriegsfinanzierung im engeren Sinne, entsprechend den Aufgaben des Reichswirtschafisministeriums und der Reichs bank. Sin Generalrat geschaffen Für diese Führungsaufgabe bedient sich der Generalkeld- marschall der zuständigen Ministerien und der bereits be währten Einrichtungen und Dienststellen des Vierjahresplans. Er beabsichtigt also keineswegs, ein neues Amt für Kriegs wirtschaft auszubauen Für die Einrichtung neuer Behörden liegt kein sachliches Bedürfnis vor. Um die unbedingt not wendige Zusammenarbeit zu gewährleisten, werden alle in die Kriegswirtschaftspolitil eingeschalteten obersten Reichsbehördcn in einem Generalra« zusammengesatzt. Diesem gehören die Staatssekretäre an: des Beauftragten für den Vierjahres plan, des Reichswirtschastsministeriums, des Reichsministe- riums für Ernährung und Landwirtschaft, des Neichsarbefts- minitteriums. des Reichsverkebrsministeriums. des Reichs- Ministeriums des Innern und des ReichssoO-amtes; ferner gehören ihm an: der Reichskommiffar sür die Preisbildung, der Ches des Webrwirischaftsamtes im Oberkommando der Wehrmacht sowie ein Beauftragter des Stellvertreters des Führers der NSDAP. Nach Bedars kann der Generalral namentlich durch Heranziehung von Vertretern des Reichs- ftnanzminlsteriums oder der Reichsbank und der General bevollmächtigten des Vierjahresplanes erweitert werden. Den Vorsitz führt der Generalfeldmarschall: mit seiner Vertretima hat er Staatssekretär Körner beauftragt. Tatkräftige Mitarbeit aller Volksgenossen Der Generalrat hat sestumriffene Ausgaben, so vor allem sie lausende Abstimmung der Arbeiten der einzelnen Refforts, ne Entgegennahme und Prüfung von Berichten und die Ver- mlaffung der jeweils erforderlichen kriegswirtschaftlichen Maßnahmen. Er ist eine Arbeitsgemeinschaft, die die wich- lgsten Fragen klärt und die Richtlinien für ihre Lösung sest- egt. Die Durchführung der einzelnen Maßnahmen hingegen, ilso auch die Ausarbeitung der einschlägigen Verordnungen md Verwaltungsvorschrifien, bleibt nach wie vor den zu ständigen Nefforts überlassen, die über die geeigneten Fach- kräfte und den notwendigen Verwaltungsapparat verfügen Staatssekretär Körner gibt in seinem Aufsatz der Ueber- zeugung Ausdruck, daß die neue Regelung in Zukunft allen herandrängendcn Ausgaben wirtschaftlicher Ari auch bei einet langen Dauer des Krieges voll gewachsen ist. Er betont ab schließend, daß die Kriegswirtschaftspolitil nicht mit Gesetzen und Verordnungen allein zum Erfolg geführt werden, könne, Entscheidend werde letzten Endes die tatkräftige Mit arbeit und freiwillige Einordnung des deutschen Volks genossen sein. Er müsse seine Pflicht tun, wohin ihn auch immer das Schicksal stelle, ob als Betriebsführer oder Ge folgsmann, Bauer oder Fabrikarbeiter, Produzent oder Ver braucher. * Die Bedeutung der neuen Regelung liegt in der straf fen Lenkung der Kriegswirtschaft durch Gene ralfeldmarschall Göring, der schon als der Beauftragte für den Vierjahresplan die wirtschaftlichen Kräfte des deutschen Volkes einheitlich ausgerichtet und die Ernährung und die Versorgung Deutschlands mit lebenswichtigen Rohstofsen innerhalb der Reichsgrenzen gesichert hat und nunmehr als höchste kriegswirtschaftliche Instanz alle wirtschaftlichen Kräfte auf das stärkste mobilisieren und auf das schärfste konzen trieren wird, um die siegreiche Verteidigung des Reiches von der wirtschaftlichen Seite her unbedingt zu sichern. Die Len kung der Kriegswirtschaft durch den Generalfeldmarschall gibt den Weg zur erfolgreichen Lösung der schwierigen kriegswirtschaftlichen Fragen frei. Die mit der neuen Regelung angeordnete Zusammenarbett aller mit Wirtschaftspolitik beschäftigten Refforts, die sich praktisch so auswirken wird, daß regelmäßig die Mitglieder des Generalrates zusammentrelen, ist ein weiterer, sehr wesent licher Fortschritt. Diese Zusammenarbeit, die als vorbildlich zu bezeichnen ist, ist die Voraussetzung dafür, daß fchnell ge arbeitet und entschieden wird, daß bürokratische Hem- m u ngen oder Bedenken beseitigt und alle vermeidbaren Härten oder Unstimmigkeiten von vornherein ausgeschaltet werden. Dafür bürgt vor allem die unter der straffen Lenkung I des Generalfeldmarschalls vor sich gehende Zusammenarbeit, i Die neue Regelung ist letzten Endes die Erweiterung bzw. der Ausbau der alten, im Vierjahresplan bereits so sehr be- j währten Einrichtung. Vie Suche nach neuen krseMOimWtzen Englund und Frankreich brauchen neue Vasallen - Besitznahme der Erdöl- Luellen zur Abschnürung der beuksch-ruffffchen Versorgung Die letzten Auslandsmeldungen stimmen darin überein, daß die Westmächte nunmehr von der Aussichtslosigkeit ihres Blockadekrieges und eines unmittelbaren Angriffs auf Deutsch land überzeugt sind und, um ihr eigenes Gebiet zu schonen, alles daransetzcn, den Kriegsschauplatz nach Skandinavien, aus den Ballan und in den Nahen Osten vorzutragrn. Trotz der von der englisch französischen Presse ständig behaupieten an geblichen Langsamkeit der russischen Armee <!) wird vor allem der sinnliche Konflikt für den Versuch zum Vorwand genom men, die neutralen Staaten gegen die neuentdcckte „russische Bedrohung", die seit einiger Zeit scharfmacherisch in allen Spielarten den Unbeteiligten einsuggeriert wird, in den Krieg zu Hetzen. Das Stichwort gab London mit einer durch die Presse be- der gegen Deutschland haßerfüllte Chamberlain sich von seinem Angelsport zurückziehen will, weil dieses Jahr wenig Zeit dafür übriglassen werde. In der Tat, die Lage für England ist mehr als ernst. Während die jungen aufstrebenden autoritären Staaten Europas eine Lokalisierung des Krieges noch erreichen wollen, ist Eng - lands Ziel die Ausbreitung des Brandes über ganz Europa. Mögen sie es versuchen, sie werden die gebührende Antwort erhalter kanntgewordcnen halbamtlichen Erklärung, daß „die Ver teidigung Finnlands und die Erhaltung der Integrität der skandinavischen Halbinsel als politische und strategische Not wendigkeit ersten Ranges angesehen werden und die Unab hängigkeit Norwegens für England fast die gleiche große Be deutung wie die Verteidigung Belgiens und Hollands habe." Die bisher schamhaft verhüllten imperialistischen Eigen- Wünsche Englands werden jetzt offen als Kriegsziele der West mächte verkündet Der Londoner „Dailv Telegraph" behandelt an Hand von Meldungen seines Sonderberichterstatters die Frage der Einbeziehung der Türkei und des Rahen Ostens in den Krieg In Beirut sei man fast allge mein davon überzeugt, daß im Frühjahr der Krieg wahrschein lich entweder auf den Balkan oder aus den Kaukasus übergreifen werde England und Frankreich hätten in ihrem Kriegsplan eine solche Möglichkeit bereits in Rechnung ge stellt. In jedem Fall rechne man mit einer engen Zusammen arbett zwischen der Türkei und den Alliierten. Schwarzes Meer a«s strategisches Ziel In einem Artikel des Pariser „Temps" wird ganz unzwei deutig die Eroberung der Gebiete angekündigt, in denen sich Erdölqnellen befinden, die der Versorgung des Feindes dienen könnten. Man müsse Deutschland »nv Rußland des wichtigen Brennstoffs berauben und würde damit ihre Armeen teil weise lahmlearn. wenn Rnmünicn aufhören würde, lei« Erd-