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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffei TagebinH« erscheint täglich Nöchm.'S Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: Le: Abholung in der iLefchäslsstelle und d: a -Äusga bestellen 2 Md. in, Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,so Md-, bei Pvstdestcllung 2 Mk. zuzüglich Abtrag- ,, . gebühr, ibinz-lnummen, WPjg. Alle Posianstaiten Wochenblatt für Wtrsoruff u Umgegend Paftbot-nunduni-reAus- träger und tSefchäf>sstellcn —— ' ' '' " nehmen zu jeder Zen Be ¬ stellungen entgegen. Im ^-lle höherer wewad, Krieg ode: sonstig.r Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingefandrer Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die8gespa!teneRaumzelle20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40Gold pfennig, die 3 gejpaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rcchweifungsgedühr 20 Goldpsennig. Bor- c,«schrieben« Erscheinrmgs- - _ * d. tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit -V LVN f v v E M bk: B?NS^VUfs Nk. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis oorm. 10 Uhr > - " - -— Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatianfpruch erlischt, wenn der Betrog durch Klage einge-ogen werben muß oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshcmptmanuschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadlrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Wilsdruff-Dresden Mittwoch23 Dezember 1923 Postscheck: Dresden 2640 kW Rußland und die Weltpolttik. Frankreichs Lasst« in Marokko und Syrien Vertrauensvotum für das Kabinett. Finanzminister Doumer gab gestern im Finanzaus schuß Erklärungen über die Kosten der militärische« Operationen in Marokko und Syrien ab, die sich im Etnts- jahre 1925 auf 950 Millionen Frank beliefen. Jedoch sind hierin nicht einmal die Kosten für die Löhnungen der dort stehenden Truppen einbegriffen, dis in das ordentlich» Budget eingestellt worden sind. Für das Etatsjahr 1924 hat Doumer die Kosten für Marokko und Syrien aus 500 Billionen Frank veranschlagt, deren Einstellung in das Budget er forderte. In der Französischen Kammer gab es eine ausgedehnt» Syriendebatte, in deren Verlauf verschiedene Abgeordnet« die französische Politik in Syrien heftig angrifsen. Eilt Deputierter rechnete aus, daß Frankreich seit 1920 bereits über 2 Milliarden Frank dort verbraucht hätte, Der Abg. Desjardins verlangte, daß die Generale Sarrail und Michaud in den Anklagezustand versetzt würden, Ministerpräsident Briand verteidigte die Generale und rechtfertigte die Beschießung von Damas, k u s. Er wandte sich vor allem dagegen, daß das Man« datin Syrien dem Völkerbund zurückgege- ben würde. Den Syriern stellte er eine eigene Ver« fasiung und eine selbständiges Parlament in Aussicht. Schließlich sprach die Kammer mit 300 Stimmen gegen 29 Stimmen der Regierung das Vertrauen aus und nahm eine Tagesordnung an, die den Offiziere« und Soldaten und allen denen, die Frankreich in Syrien dienen, die Anerkennung zollt und das Vertrauen del Regierung ausspricht, daß sie eine PolitikderPazi- fizierung betreibe und daß sie die Verhältnisse in Syrien im Einvernehmen mit dem Völkerbunde organi sieren werde. Tschitscherin bei Stresemann. Beratungen über wirtschaftspolitische Fragen. Der russische Volkskommissar des Äußeren, Tschi. tscherin, der sich seit einigen Tagen in Berlin aufhklh ist am Montag vom deutschen Außenminister Dr. Strese. mann empfangen worden und hat mit ihm über wirt schaftspolitische Fragen, namentlich im Hinblick aus Lit stockende deutsch-russische Ein- und Ausfuhr, beraten, Tschitscherin war außerdem Gast des Generals von Seeckt, Am Dienstag kehrte Tschitscherin wieder nach Moskay zurück. Tschitscherin hat sich zu Pressevertretern über Ruß lands Stellung zu den wichtigsten politischen Ereignissen der letzten Zeit geäußert. Die Deutschland am meisten angehende Frage ist natürlich die Stellung Ruß lands zu den Locarn »Verträgen.! Tschitscherin bemerkte hierzu, daß Rußland die Versicherungen Deutsch lands, daß sich Locarno nicht gegen die Sowjetrepubli! ' richte, durchaus ernst nehme. Rußlands Befürchtungen in Sachen des Locarnovertrages gründen sich nach wi» vor auf die Tatsache, daß die für die deutsche Regierung geschaffene Lage durch das Locarnosystem, in dem dis englische Regierung die Stellung eines Schiedsrichters einnimmt, sich dahin auswirken könnte, daß Deutschland eines Tages sich einem politischen Druck nicht ent ziehen kann, der bezweckt, Deutschland von Rußland ab zubringen. Die Entscheidung des Völkerbundes in de, Mossulfrage hält Tschitscherin für sehr verhäng- nisv o l l. An einer Abrüstungskonferenz woll« sich Rußland gern beteiligen. Tschitscherin sprach sich über die Ergebnisse seine« Pariser Reise sehr befriedigend aus und betonte, daß Ruß land auch mit England freundliche Abm ach n n gen treffen wolle. Auch aus die Entwicklung der wirtschaft lichen Beziehungen zu Amerika lege Rußland größten Wert. Gegenüber China verhalte sich Rußland vollkom men korrekt. Er betonte allerdings, daß Rußland Sym pathie habe für das Programm der Kuomintang-Partei, Verbesserung d. deutsche« Handelsbilanz Starker Rückgang der Einfuhr. — Aussichten für einen Ausgleich im Dezember? Berlin, 21. Dez. Im November 1925 betrug die Ein fuhr einschließlich 36,8 Millionen Gold und Silber 894,3 Millionen, muhm die reine Wareneinfuhr 857,5 Millionen gegenüber i074,2 Millionen im Vormonat, die Ausfuhr einschließlich 5,l Millionen Golv und Silber 796,9 Milli onen, mckhin die reine Warenausfuhr 791,8 Millionen gegenüber 846,5 Millionen im Okiober. Es ergibt sich demnach «ine Passivität im reinen Warenverkehr von 67,7 Millionen gegenüber 228 Millionen im Oktober. Das gesamte Volumen des Außenhandelsverkehrs erreicht mt 1691 Millionen ungefähr den Umgang des gleichen Monals im Vorjahre, doch betrug damals der Passtosaldo 505 Millionen. Da erfahrungsgemäß der Dezember ein Monat steigender Ausfuhr und fallender Einfuhr ist, rech net man für den laufenden Monat mit einem Ausgleich der Handelsbilanz. Die Gesamlvassioität des laufenden Jahres beträgt bisher rund 3,7 Milliarden. (T.°U) Die Gü'ckstoffwechsel. Voraussichtliche Prolongierung. Der Haushallsausschuß des Reichstages hat sich m seiner Sitzung vom 18. Dezember 1925. wie bereits mitgeteilt, damit einverstanden erklärt, daß Vas Reich einem zu bildenden Bankenkonsoitium gegenüber sür Stickstof jwechsel, die von jetzt an bis zum Ende des Düngerjayres ausgenommen werden, eine Aussallgarantie bis zur Höhe von 20 Millionen Reichs mark übernimmt. Zur Vermeidung von Mißverständnissen bezüglich der Bedeutung dieser Reichsgarantie wird folgendes mitgeteilt: Der Stickstosfabsatz erfolgt zu ungefähr gleichen Teilen durch die landwirtschaftlichen Bezugs- und Absatzorganisatii> neu. insbesondere durch die Genoffenkckakten einerseits und Der Kamps um den Attobol. Verschärfung derProhibition in Amerika. Das amerikanische Schatzamt hat eine Verfügung er- lassen, die vom 1. Februar 1926 ab die Verwendung von Branntwein, Rum und Gin bei der Herstellung medizi nischer Präparate, Würzextrakte und Sirnps verbietet. Alkohol und Weine können statt dessen verwandt werden. Die Ausführung von ärztlichen Rezepten durch die Apo theker wird durch diese Vorschrift nicht betroffen. Im Repräsentantenhaus unternahm der Republikaner Vare einen heftigen Angriff auf das Aniialkoholgefetz, das sich als undurchführbar erwiesen habe. Die Bundes regierung habe bei dem Versuch, die Durchführung zu er zwingen, Millionen ausgegeben und müsse sich jetzt als geschlagen bekennen. Vare trat dafür ein, ein Vier mit 2,75 A Alkohol zuzulassen. Andere Anträge sind noch tveitergehend. Der Präsident der Columbia Universität, Butler, erklärt in einem Schreiben, der Versuch, ein allgc». meines Alkoholverbot durch Änderung der Vundesve» sassung hcrbeizuführen, habe sich als kolossaler Fehlschlag erwiesen. Das Prohibitionsgesetz sei an« gesichts seiner schädlichen Folgen die unmoralischste Maß nahme der Regierung gewesen. MKWiMMrtMtMkhUwW« Berlin, 21. Dez. Für den Beginn des nächsten Jahres sind folgendeHandelsoertragsoerhandlungen vmgcsehsn: Die Abmachungen mit Oesterreich und der Schwerz sollen im Januar zu endgültigen Wert'ägen erweitert werden. Ferner wird ein neuer Vertrag mit Portugal zu verhandeln sein, da der alte am. 31. D zember d. I. abläuft. Die gesetzgeben den Körperschaften hab, n den alten Vertrag bereits piov sorisch bis zum 31. März nächsten Jahres verlängert. Spanien hat Anfang Dezember Vorschläge unterbreitet, die annehmbar scheinen. Deutschland hat gestern der spani schen Regierung in einer Note mitgete lt, daß es bereit ist, auf der Grundlage dieser Verträge zu verhandeln, voraus gesetzt, daß Spanien zu weiteren Zugesiändn ssen bereit ist. Die spanischen Vorschläge sehen ems 100 prozentige Deckung des spanischen Exports nach Deuischland vor, aber nur eine 75 prozentige Deckung des deutschen Exports nach Spanien. Die Verhandlungen unt Polen sind durch den neuen polnischen Zolltarif vom 15 November, der ein Muster beispiel für den Ueberprotekiion smus daistellt, immer noch wesentlich erschwert. Deutschland wird in den kommenden Verhandlungen den Gesamtkompl x der schwebenden Fragen aufrollen, aber sich n cht mit einem Elappenweg begnügen. Die deutsche Wirtschaft, und zwar Industrie und Landwirt schaft in gleichem Maße, ist der Ansicht, daß Polen besonders wegen seiner Währungsoerhältmsse em sehr schlechter Käufer ist und daher für uns im Augenblick wenig Interesse hat. Deutschland wird die ihm aufgezwungenen Waffen des Zoll krieges erst dann aus der Hand legen können wenn es die Zusicherung hat, daß es auf dem polnischen Markle auf treten kann. In den Verhandlungen mit England wird Deutschland bemüht sein, eine Verständigung heibeizuführen, daß Eng land die im Handelsverträge vorgesehenen Zollabmachungen nicht dazu benützen darf, im Interesse des Ausbaues seiner eigenen Industrie die deuischen Waren vom englischen Markle abzusperren. Die englischen Zollmaßnahmen find zudem sehr kleinlich; so wurden z. B. belanglose Seidenbändchen in Zigaretlen.Eiuis peinlichst verzollt. Die Verhandlungen werden überhaupt viel leichter sein, wenn es gelingt, Eng land zu einer klaren Stellungnahme dazu zu zwingen, ob eS Schutzzölle oder, wie es vorgibt, reine Finanzzölle erhebt. Die Zielrichtung der deutschen Handelsoerlragsve, Handlungen wird auch im kommenden Jahre die alte sein mit dem End gedanken einer europäischen Wntschaflsverständigung. (T.-U.) ? nämlich für das Programm eines freien, starken, demo- ; kratischen und modernisierten China. Schließlich betonte Tschitscherin nochmals, daß Ruß land vorläufig nicht beabsichtige, in den Völkerbund e;u- zutreten, um die vollkommene Freiheit der Aktion zu be halten. Tschitscherin sagte zusammenfassend, daß er sich nicht die Besorgnisse verhehlen könne, die er beim Anbkick der aeaenwärtiaen internationalen Verüältniffe emvfinde. Rußland gegen Locarno und Dawes-Pakt. Auf dem im Moskau tagenden Kommunistischen Parteikongreß wandte sich der Berichterstatter Stalin geg-- Locarno, Völkerbund uno Dawes-Abkommen. Staln; führte im einzelnen aus, daß die Gegensätze zwischen Siegern nnd Besiegten nach dem Nuhreinbruch neue Formen angenommen hätten. So werde Deutschland mij Hilfe des Dawes-Paktes ausgeplündert. Die Folgen da von wären in diesem Lande finanzielle Zusammenbrüche und Arbeitslosigkeit. Die Westmächte wollten den rus, fischen Markt Deutschland übergeben, damit dieses seinen Dawes-Verpflichtungen Nachkommen könne. Dies sei je. - doch eine RechnungohnevenWirt. Rußland woll^ i zwar seinen Charakter als Agrarland behalten, seins l Maschinen jedoch selbst Herstellen. Der Vertrag von Locarno habe die politische Ai mosphäre Europas weiter vergiftet. Mit jenem Plan«, möchte man den Raub Obers ch testens und des so genannten polnischen Korridors rechtfertigen. Dei Dawes-Pakt trage den Keim eines Umsturzes in Deutschland in sich, und der Vertrag von Locarno bedeut« einen neuen europäischen Krieg. Auch zwischen Siegern gäbe es Gegensätze, so zum Beispiel den englisch-amerikanischen Petroleumkampf, v« nach der Umstellung der Flotten auf Motorenbetrieb un geheuer gefährlich werden könne. Rußland wolle einen Handel mit dem Ausland aus breiter Basis. Dann be^ rührte Stalin auch die Schuldenfrage und sagte« Rußland sei in dieser Hinsicht bereit, mit England und Frankreich einige Ausnahmefälle zu besprechen. Nr. 297 — 84. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt' vurcy oen Bungemtlielyanoet anoererieus. Angeycyts veo starken kurzfristigen Verschuldung der Landwirtschaft war eq das Bestreben der Neichsregierung, Vorsorge zu treffen, datz Wechselveibindlichkeiten aus dem Bezug von Dünger sür diß Frühjahrsbestellung nicht bereits nach drei Monaten fällig werden, sondern deren Bezahlung bis nach der neuen Ernte aufgeschoben werden kann. Soweit der Bezug durch die landwirtschaftlichen Organs sationen geschieht, ersolgt die Finanzierung in der Houpifachq durch die Preußische Zemralgenossenschaftskasse. die voraus» sichtlich in der Lage sein wird, neue Düngerwechsel biß nach der nächsten Ernte zu prolongieren. Soweit der Bezug von Stickstpss durch den Handel erfolgt, mußte ein neues Weg geiunden werden, um die Prolongation der Wechsel zu sichern. Es sind Verhandlungen mit einem Bankenkonsortiuuj angebahm mit dem Ziele, daß dieses Konsortium die Prolon» gaiivn der über den Düngerhandel laufenden Wechsel bis zuS nächsten Ernie übernimmt. Das Konsortium ist aber nach deH geführten Verhandlungen nur dann bereit, diese Ausgabe durch, zusühren, wenn ihm eine Aussallgarantie in bestimmter Höh? gegeben wird. Diese Garantie soll nach dem vom Haushaltsausschuß des Reichstages gefaßten Beschlusse vom Reich in Verbindung mit dem Siickstofjsvndilcu übernommen werden. Es handelt sictz also bei diesem Beschlusse des Haushallungsausschusscs ledig« lieh darum, die Prolongierung der neuen Srickstosswechsel bis zur nächsten Ernie zu sichern. Eine Garantie für den einzelne» Bezieher oder Händler wird dadurch, wie auch im Haushaltsj ausschuß des Reichstages zum Ausdruck gebracht wurde, nichj überuommen. Erhöhte KampMigkeit in Marokko. Paris. Nach den letzten Nachrichten aus Marokko vr» Feindseligkeiten, die während der Regenzeit fei worden waren, wieder anfzuleben. Nast einer Meldung aus Casablanca sind die Riftruppen in leb« ? obwohl die Berge noch mit Schnei bedeckt find. Besonders am oberen Uergha und in der Gegen; von Uezzan bemühen sich die Riftruppen um Vic Zurücks wumung verlorenen Gebietes. Auf französischer Seite wendst man jetzt die gleichen Kampfmaßnahmcn an wie bei de» Nif truppen. Die eingeborenen Streitkräfte, die auf feiten ve" Franzosen fechten, werden vorgcsandt, um sich durch di Posten des Rifheeres durchzuarbcitcn unv hinter deren Rücke, zu operieren. Eine Reihe von Stämmen, die bisher auf de Seite Abd-el-Krims standen, sind durch diese Kamvfart zuu Absa» vom Rifheer veranlaßt worden. Auf der spanischer Front macht sich ein erneuter Druck der Ristruppe, geltend, besonders in der Richtung auf Ajdir.