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Wilsdruffer Tageblatts 2. Blatt. 298 Donnerstag 24. Dezember 1925 Christfeier. Wenn sich -erhellen ihre ersten Kerzen, § Dann w-cmdle ich hinaus Mr stillen Nacht Mit -einem weihnachtlichen frohen Herzen Und harre, dis ihr Strahlenglanz erwacht. Da grüßt der erste Baum schon lichtentglommen, Da flammt -es was von Haus zu Haus — wie HM! Des Himmels iSterne sind herckgekommen i Und spiegeln sich in dunkler Bäume Gold. Mein Herz so froh in dieser heiligen Stunde, So wunschlos glücklich, so von Dank bewegt! Jetzt macht das Christkind leise seine Runde . . . Ob es dir etwas Schönes hingelegt? Mir ist, als höre -ich die leichten Schritte Des Friedensboten, der das -Leben bringt, Daß in der Wundemacht Palast nick Hütte Von tausendfachem Jubel widerK-ingt. ' ! Und dort ein Klang, ein Leuchten, Weihnachtslieder. Ich trete ein, das Kirchlein hat noch Raum. „Bom Himmel Hoch" — und meine Seele wieder Umfängt der liebe, gM'ne Weihnachtstraium. Ich sing ihn mit in ungetrübter Wonne, Den alten, schlichten sel'gen Kinderreim. Und nun Zurück! Im Glanz der Weihnachtssonne WÄch Feiern dann beim Mütterlein daheim! Elisabeth Kolbe. ? Ner Baum mit den brennenden Lichtern.! Von I. M Mer ich. Wann der erste Weihnachtsbaum angezündet worden j ist, hat sich bisher mit Sicherheit noch nicht sestftellen lassen. Die Tanne als Festbaum ist übrigens bereits in ältester j Zeit und bei weit anseinanderliegenden Völkern bekannt j gewesen. Die alten Germanen benutzten die Tanne bei ; oem Feste der Göttin Berchta in den zwölf heiligen Räch- ! ten, in welcher Zeit Tannen vor das Hans gepflanzt wur- j sen. Dazu ist erwähnenswert, daß ein italienischer Edel- ' mann namens Bortomaso, der im Jahre 1503 nach Indien i reiste, in der Nähe Kalkuttas bemerkte, wie man am 25. De- ! zember rings um die Tempel an den Bäumen Lichter an- s steckte. Auf seine Erkundigung erfuhr er, daß dies alle ! Jahre am gleichen Tage geschähe. Auch bei den alten Griechen galt die Tanne als ein besonderer Baum, und besonders die Tempel des Meergottes Poseidon wurden gern mit Tannen umpflanzt. Daß gerade die Tanne als Festbaum auserlesen ist, läßt sich daraus begreifen, daß er, ebenso wie die Fichte, eben der grüne Baum des Winters ist. Die erste geschichtliche Erwähnung der Tanne als Weihnachtsbaum stammt aus den Archiven der Stadt Schlettstadt im Unterelsaß. Da befinden sich Rechnungen über Tannenbäume, die von der Stadt zu Weihnachten angekauft worden waren. In einer handschriftlichen Reisebeschreibung aus dem Jahre 1604 steht zu lesen: „Zu Weihnacht richtet man zu Straßburg Tannenbäume in oen Stuben auf, daran hängt man aus buntem Papier geschnittene Rosen, Äpfel, Zuckerwerk und dergleichen." In den „Denkwürdigkeiten der Herzogin Dorothea Sibylle" befindet sich die Beschreibung eines Weihnachts festes, das im Jahre 1611 auf dem Schloß der Herzogin in Brieg stattsand und mit einer Kinderbescherung verbun den war. Es heißt da: „Ringsumher standen grüne Lannen, auf denen viel hundert Wachslichtlein brannten." Es sind also nicht viel mehr als dreihundert Jahre, daß sich das erste Weihnachtsfest strit einem brennenden Baum nachweisen läßt. Literarische Nachweise zur Ge schichte des Weihnachtsbaumes, die vor das Jahr 1600 zurückgehen, sind bis jetzt nicht bekanntgeworden. Trotz dem kann man annehmen, daß der Weihnachtsbaum älter ist, denn die Schilderungen erwähnen nichts davon, daß es sich um eine ganz neue Sitte handelte. Dennoch darf an eine viel frühere Zeit nicht gedacht werden und man kann oielleicht die Zeit kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg an- nehmen. in der sich der Gebrauch des geschmückten Weih- VSM Glück vergessen. Roman von Fr. Lehne. 49 Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Lieber heute als morgen fort von hier, um keinen mehr zu sehen —" hätte sie am liebsten geantwortet, doch sie schwieg und steckte diese Briese in ihr Täschchen. Hanna saß still da, mit einer Handarbeit beschäftigt. „Lockt dich das nichts nach England als Erzieherin in sine vornehme Familie'!"' fragte Blanka weiter. „England war immer mein Wunsch, das weißt du." „Na ja — in drei Wochen hat Jeannette doch Hochzeit, Sann braucht sie dich nicht mehr und wir dich auch nicht — dann bist du dein eigener Herr' Oder denkst du im stillen, daß deine Hoheit dich rufen wird — sie ist doch jetzt ver heiratet." „Blanka, ich habe dir öfter gesagt, daß ich keine beson dere Gnade will! Die Prinzessin ist immer so gütig gegen mich gewesen" „Ah stolz lieb ich den Spanier! — Das mutz ich dir aber doch jagen - stolz und verschlossen! Warum willst du mir durchaus nicht verraten, wer der ''err war, mit dem du dich in Kreuth einige Male getroffen hattest'-' Ein Verehrer " „Blanka, wre oft wb ich dir wiederholen, daß er mich nichts angeht! Warum willst du durchaus Schlüsse aus einem io belanglosen Ereignis ziehen''" sagte Gwendoline gequält, „es ist nichts, ich versichere es dir, gar nichts." „Darum eben kannst du es mir sagen'" beharrte Blanka „Ach, Blanche, so quäle doch Gwendoline nicht! Ich kann es ihr nachfühlen — an so etwas rührt man doch nicht —" meinte Hanna weich und strich leise über der Freundin Hand. Und dies gütige Verstehenwollen peinigte Gwendoline noch mehr, weil Hannas Annahme doch gar nicht zutreffend war! Sie erhob sich. „Ist noch etwas für mich zu tun'? Nicht'? Nun, dann möchte ich gehen Mama wird warten! Malte ist doch heute abend wieder bei euch?" „Ja, er muß bald kommen —" lächelte Johanna und nachtsvaumes eingebürgert hat. Einzelne Geistliche eifer ten sogar gegen diese Sitte. Ein gelehrter Theologe, der Professor Dannhauer, der um die Mitte des sieb zehnten Jahrhunderts Prediger am Straßburger Münster war, schrieb in einem im Jahre 1654 erschienenen Buche, das den Titel trug „Katechismus-Milch", über den Weih nachtsbaum: „Unter anderen Lappalien, damit man die alte Weih nachtszeit oft mehr als mit Gottes Wort begeht, ist auch oer Weihnachts- oder Tannenbaum, den man zu Hanse aufrichtet, ihn mit Puppen und Zucker behängt und ihn hernach schütteln und abblümeln läßt. Wo die Gewohn heit hergekommen, weiß ich nicht. Ist ein Kinderspiel immer noch besser als andere Phantasie und Abgötterei, die man mit dem Christkind pfleget und treibet und also die Satanskapelle neben die Kirche bauet und den Kindern eine solche Meinung beibringt, daß sie ihre innigen Kinder gebetlein vor dem vermummten oder vermeintlichen Christkinde fast abgöttischerweise ablegen. Viel besser wäre es, man wiese sie auf den geistlichen Zederbaum ' Jesum Christum hin." Das moderne Kind, namentlich in den Großstädten, i greift vielfach blasiert zu dem modernen Spielzeug: der ! Charakterpuppe, dem Automobil, dem Radioapparat, i Der Handel mit Weihnachtsbäumen und mit Weihnachts- z schmuck ist heute Großbetrieb. Immerhin — es gibt doch z noch Kinder unter den großen und kleinen Leuten. Und f sogar bei manchen, die sich das ganze Jahr so furchtbar j klug dünken, kommt zu Weihnachten das Kind wieder zum j Vorschein. Noch gibt es treue Mutterhände, die liebevoll E selbst den Baum schmücken, noch gibt es Kinderaugen, die j in dem Hellen Lichterglanz noch Wunder zu sehen ver- » mögen. Und für sie alle klingt die frohe Botschaft: „Friede auf Erden!" i poNMÄe RUNcklGSU z i I Ferien der Neichsregiernng. Reichskanzler Dr. Luther und Außenminister Dr. r Stresemann haben Berlin zu einem kurzen Weih- nachtsurlaub verlassen. Auch die anderen Mitglieder des « Reichskabinetts werden voraussichtlich in den nächsten j Lagen abreisen. Die offizielle Vertretung des Reichs- j kanzlers übernimmt, wie wir hören, Neichswehrminister ; Dr. Geßler. Tschitscherin bei Stresemann. Vor seiner Abreise nach Moskau ist der russische ; Außenkommissar Tschitscherin nochmals von Dr. Strese mann empfangen worden. Dieser Besuch galt der Be sprechung politischer Fragen, die bei der ersten Zusammen kunft im größeren Kreise nicht erörtert werden konnten. Die Schvtzpolizei im Rheinland. Mit der Räumung der Kölner Zone von den alliierten - Truppen werden laut Kasseler Tageblatt auf Verordnung j des preußischen Innenministeriums 8 Hundertschaften der > preußischen Schutzpolizei im Rheinland stationiert wer- ! den, darunter auch die 2. Hundertschaft der Kasseler Schutz- ; Polizei unter Führung von 3 Offizieren, die noch Köln > verlegt wird. Deamtenfrage« des Saargebietes. Lne Verhandlungen, vle in Baden-Baden zwischen i einer deutschen Delegation und einer Delegation der Re- > gierungskommission des Saargebiets über die gesamten i Fragen der zum Dienst bei der Regierungskommission des Saargebietes beurlaubten deutschen Beamten gepflogen ! worden sind, haben zur Unterzeichnung einer Abrede ge- ! führt. Die Abrede enthält u. a. Vereinbarungen zur Siche rung der Lanfbahn der deutschen Beamten, über Beamten- ; Prüfungen und über eine Reihe anderer beamtenrechtlicher i Gegenstände. Sie sieht ferner die Schaffung eines Pen- j sionsrücklagefonds vor, den die Regierungskom- j nission auf ihre gesamte Beamtenschaft ausdehnen will. ; Zur Gehaltsfrage ist vorgesehen, daß die Re- ' gierungskommission tunlichst bald nach Wiederherstellung ; gesicherter stabiler Währungsverhältnisse im Saargebiet i die Gehaltsbezüge nicht ungünstiger gestalten wird als j nach den deutschen Bestimmungen. Die Besprechungen i wegen der Lage der Sozialrentner im Saargebiet ! werden im Januar zwischen Sachverständigen der Reichs- j regierung und der Regierungskommission fortgesetzt j werden. Aus Ln- und München. Das bayerische Amnesticgesetz wird schon in de« nächsten Tagen im Gesetzverordnungsblatt veröffentlicht werden. Mit dem Inkrafttreten ist daher noch vor den Weih- nachtstagcn zu rechnen. Genf. Der Gemeinderat von Locarno hat die Absicht, die Initiative zur Errichtung eines Friedensdenkmals in Locarno zu ergreifen, das die Erinnerung au die Konferenz von Locarno verewigen soll. Der Gemcinderat will mit einer derartigen Anregung an die Signatarstaaten der verschiedenen Verträge von Locarno herantreten. Paris. Nach einer Meldung aus Tokio ist der Kaiser von Japan an einer Gehirn entzündung schwer erkrankt. Paris. Der Apostolische Nuntius Ceretti hat in Gegen wart des Präsidenten der Republik, Doumergue, im Elysöe aus den Händen des Erzbischofs von Paris, Kardinal Dubois, den Kardinalshut entgegengenommen. London. Das Unterhaus hat die von Baldwin ein- gebrachte Resolution, in der die Politik der Regierung in der Jrakfrage gebilligt wird, mit 239 gegen 4 Stimmen angenommen. Die Arbeiterpartei verließ während der Debatte demonstrativ den Sitzungssaal. London. Einer Agcntunncldung aus Konstantinopel zufolge hat das Unabhängigkcitsgericht in Kerasonda zwei Mohammedaner, die sich weigerten, das Tragen des Fes' auszugcben, zum Tode durch den Strang verurteilt. Rom. Die „Epoca" hat ihr Erscheinen eingestellt. Rom. Der Generalsekretär der Faschistischen Partei, Fari nücci, erklärte, die Aufnahme in die Faschistische Partei sei für 1926 gesperrt. Die Zahl der Mitglieder dürfe nicht mehr als eine Million betragen. Die Partei müsse weiter auf revo lutionärem Boden verharren. Prag. Die gesamte deutsche, slowakische und kommunistische Opposition in Stärke von 140 Mann hat im Abgeordnetenhaus einen Anklageantrag gegen den Ministerpräsidenten und den ehemaligen Eisenbahnminister wegen der im Verlaufe des Abbauverfahrcns vorgekommenen Gesetzwidrigkeiten einge bracht. Im Abgeordnetenhaufe kam es bei Verlesung des Antlageanirages zu Sturmszenen. Gegen bas SemeinbebtstimmnngSrecht. Um das Alkoholausschankverbot. Der Kampf um die Einführung eines Gemcindebestim mungsrechtes dringt mehr und mehr in die Öffentlichkeit. Auch der „Deutsche Industrie- und Handelstag" hat an die zu ständigen Stellen eilte Eingabe gerichtet, in der der Jndustrie- und Handelstag darauf hinweist, daß bisher 75 Handels kammern eine Ablehnung des Gemeindebestimmungsrechts ausgesprochen hätten. Die Kammern hielten gleich dem Deut scheri Industrie- und Handclstag die jetzt geltenden gesetzlichen Bestimmungen bei richtiger Anwendung für ausreichend, dem MkoholmMrauch wirksam zu steuern. Außerdem enthalte der Entwurf eines allgemeinen deutschen Strafgesetzes sehr scharfe Bestimmungen gegen den Alkohol mißbrauch. Es könne daher keinem Zweifel unterliegen, daß es zur Bekämpfung des Alkoholmißbrauchs eines Gesetzent wurfes nicht bedürfe. Das Gemeinoebestimmungsrecht sei nicht nur überflüssig, sondern es würde direkt schädlich wirken. Es sei nur auf die Tatsache zu verweisen, daß eine örtliche Regelung der Alloholfrage dazu führe, daß bestimmte Gebiete den Alkoholverbrauch einschränkten oder vollkommen trockengelegt würden, andere dagegen weiter in dem bisherigen Zustand verharrten. Hieraus ergebe sich zwingend, daß ein Schleichhandel mit geistigen Getränken einsetzen würde, bei welchem erfahrungsgemäß sowohl die Güte und Herstellung der geistigen Erzeugnisse leide wie auch der Handel vollkommen in der Hand ungeeigneter Persönlich keilen ruhen und ein illegitimer Handel künstlich großgezüchtet würde. Es sei richtiger, daß die Regierung zusammen mit den berufenen Vertretern der beteiligten Gewerbezwcige sich als Ziel setze, eine die Volksgesundheit schädigende Herstellung von geringwertigen geistigen Erzeugnissen zu verhindern, anstatt durch die Einführung des Gemeindebestimmungsrechts den Weg zur Entstehung eines Schleichhandels zu ösfnen, der sich der Beobachtung der im Interesse der Volksgesundheit not wendigen Erzeugungsvorschriften ebenso zu entziehen wüßte, wie er in der Lage sein würde, das Alkoholausschankvcrbor in den trockengclegten Gemeinden zu umgehen Der von den Alkoholgegnern befürwortete Weg des Gemeindebestimmungs- rechts sei daher nicht als ein geeigneter Vorschlag zur Lösung des allgemeinen Problems zu betrachten. Der zweite Bothmer-Prozeß. Schluß der Beweisaufnahme. 8 Berlin, 22. Dezember? Im weiteren Verlauf des Prozesses Bothmer bestritt der Äeuae Karl Bandura, dak keine Krau ko viel Bonbons nickte der Schwester des geliebten Mannes freundlich zu, indem ihre Gedanken sehnsüchtig zu ihm hinflogen, den sie in eifriger Arbeit wähnte, wie er ihr telephoniert hatte. Doch Malte hatte Besseres zu tun, als am Schreibtische zu sitzen. Mit sich und der Welt zufrieden, was sich deutlich in seinem ganzen Gehaben ausprägte, schlenderte er gemüt lich durch die Maximilianstratze nach der Theatinerstraße. Den Stock mit dem Elfenbeinknopf trug er unter dem Arm, die Hände in den Taschen seines weiten modernen Ulsters, die Zigarette im Munde, so sah er keck den ihm begegnenden Damen unter den Hut, sich nach besonders aufsallenden Erscheinungen auch umdrehend. Da kam ihm ein zierliches, fesches Persönchen mit knappem Samtkostüm entgegen, mit sehr eleganten, hochhackigen, weit ausgeschnittenen Lack schuhen, die die feine Fessel des schmalen, grünseiden be- strumpften Fußes deutlich sehen ließ Und unter dem klei nen Samthut mit der keck gesteckten Fasanenfeder drängte sich aufsallendes rotblondes Haar hervor. Er stützte; sie kam ihm bekannt vor. Jetzt, da sie seinen musternden Blick mit einem schelmischen Lächeln erwiderte, wußte er, wer sie war. Mit einer höflichen Verneigung trat er auf sie zu. „Grüß Gott, Fräulein Cenzi! Ja, sind Sie es wirklich?" „Freilich bin ich's! Grüß Gott, Herr Varon!" Sie nahm ihr Händchen aus dem weißen Fuchsmuff und streckte es ihm zutraulich entgegen. Ihre Erscheinung atmete jo viel Frische, Jugend, Schick und Eleganz, daß er davon gefesselt wurde und ohne wei teres an ihrer Seite blieb. „Fräulein Cenzi, sind Sie hübsch geworden! Die Blüte hat gehalten, was die Knospe versprach," meinte er galant. „Und Sie sind noch immer derselbe geblieben, Herr Baron. Aber so etwas dürfen's nimmer zu anderen jungen Damen sagen! Sie sind doch verlobt, wie ich weiß —" wehrte sie lächelnd seiner Schmeichelei. Er machte eine unwillige Kopfbewegung, so, als gehöre das nicht hierher. „Nun müssen Sie mir aber erzählen, Fräulein Cenzi, was Sie seit dem Frühjahr getrieben haben! Ihr Onkel hatte Sie ja wohl mit sich genommen — Sie wollten doch tanzen lernen!" 7 Sie nickte eisrig. „Das hab' ich auch! Und seit dem . ! 15. Oktober hab' ich ein Engagement bei Benz — darum; ! sehen Sie mich hier." Er war überrascht. „Donnerwetter, das ist aber schnell gegangen — das in- z teressiert mich! Wollen Sie mir nichts Näheres in R-uhe bei j einer Tasse Schoko im „Luitpold" erzählen?" , Ohne Ziererei nahm sie seinen Vorschlag an; denn für den hübschen und eleganten Malte von Reinhardt hatte sie' immer eine Schwäche gehabt. Und er war entzückt von ihrer jungen aparten Schönheit, — die kleine Verkäuferin in der Seifenabteilung des! Warenhauses hatte sich überraschend schnell entwickelt. Er bestellte ihr eins Tasse Schokolade und beobachtete sie dann beim Trinken. Sie war nicht mehr das schüchterne kleine Ding, das er früher manchmal durch eine Tasse Schokolade förmlich beglückt hatte, die dann ganz langsam, ' um den Genuß so lange wie möglich auszudehnen, aus löffelte jetzt war sie eine selbstbewußte junge Dame,' die so tat, als se' Schokolade mit Schlagrahm ihr tägliches i Getränk! Er seufzte. „Sie haben es gut, kleine Cenzi." „Nun, Varon, Sie haben auch wahrhaftig nicht nötig,; sich zu beklagen! Sie haben doch eine hübsche und reiche! Braut — Fräulein Blanka Likowski." Er fuhr heftig auf. „Doch nicht Blanka." „Dann wohl Fräulein Hanna?" Beinahe entsetzt sah sie ihn an. „Hanna?" Und sie schüttelte den Kopf. „I Sie haben gut denken, Cenzi, ich sehe es Ihnen! an," versetzte er mit rauher Stimme und faßte an seinem' Kragen, üls sei ihm der zu eng. „Na, ich weiß nicht, Herr Baron —" weiter sagte sie nichts. Er schwieg und rührte in seiner Kaffeetasse herum. „Fräulein Hanna Likowski ist ein Engel an Güte, meine Mutte, hat's erfahren, wie gut! Wie hat sie uns so treu beigestanden in schwerster Zeit!" sagte sie jetzt, um ihn ihr Erstaunen vergessen zu machen, „heiraten Sie bald, Baron?" (Fortsetzung folgt.)