Volltext Seite (XML)
Warschau. Aus Krakau wird gemeldet, daß dort die Polizei 150 Dollarspekulanten verhaftet hat. Es handelt sich im Leute aus Lodz, Kattowitz, Posen und anderen größeren Stödten Polens. Leningrad. Nach einer Meldung der Moskauer .Prawda" M ein Vertreter der größten Amsterdamer Diamantenftrma in Moskau eingetrosjen, um Diamanten aus dem Kronschatz Mukausen. Neues von der Wissenschaft der VosSwertzeichenkunde. Die „Philatelie" oder zu gut deutsch die Postwertzeichen- kunde ist als eine wirkliche Wissenschaft aufzufassen, deren Beherrschung nicht nur eine nicht unerhebliche theoretische Vorbildung, sondern auch viel praktisches Wissen und, man kann selbst sagen — Talent erfordert. Das Briesmarken- fammelfieber wird wohl reden Jungen in bestimmtem Alter befallen, und wen es einmal wirklich gepackt hat, den ver lätzt es auch nicht, wenn er bereits das Schwabenalter er reicht hat oder gar schon im weitzen Haar die Würde des Alters zur Schau trägt. Es geht ein seltsames Fludium von diesen kleinen, an sich doch meist recht unscheinbaren, bunt bedruckten Papierstückchen aus. Diese geldwerten Stempel zeichen zur Entrichtung der Postgebühren, wie man die Post marke wohl am knappsten und treffendsten charakterisiert, haben nichi nur eine Geschichte, eine Tradition vom sammel- psychologischen Gesichtspunkte aus betrachtet, sondern stellen bekanntlich auch wirtschaftliche Werte von oft recht ansehn licher Hohe dar, die im Weltverkehr eine gewisse Rolle spielen. Eine ganze Literatur beschäftigt sich mit der Ge schichte und Entwicklung des Postwertzeichens seit dem Jahre 1840, in dem es in England zuerst auftrat. Vereine und ge lehrte Gesellschaften. Museen und Ausstellungen sind eigens kür die Philatelie bestimmt, und an gewissen Börsen der Weltstädte werden die kleinen Papierchen nicht weniger ge handelt und Eingesetzt, wie ihre auch schon äußerlich weit stattlicheren Schwestern, die Aktien, Kuxe oder Hypotheken. Besondere Beachiung findet das Postwertzeichen zu allen Zeiten seines Bestehens auch vom künstlerischen Standpunkt, und dann endlich sei ihm nicht vergessen, daß die Beschäfti gung mit ihm schon im Knaben, der sich in einem ausge dienten Diarium die ersten „Originalstücke" fein säuberlich k «ach Ländern geordnet, den Gesichtskreis weitet und »urch diese Anregung erzieherisch auf die Entwicklung «nserer Jugend eingewirkt wird. /MzZMIvpsn. ünMsWOWn. tMSösMiAiMe'AjMA 2M7Mi> s ! Um sich überhaupt einmal einen Begriff von der unge heueren Vielseitigkeit der philatelistschen Wissenschaft zu machen, muß man wißen, daß seit den 85 Jahren des Be stehens der Briefmarken nicht weniger als ingejamt 43 279 verschiedene Typen erschienen find, Davon entfallen auf Europa allein 12 895 Typen. Ihm folgt Afrika mit 9924 Typen, Asien mit 7940, Amerika mit 7320 Typen und end lich Australien mit 2355 Typen. Obwohl man annehmen sollte, datz in den dem Weltkriege folgenden Jahren mit Rücksicht auf die Wertumstellung und den dauernden Wäh- rungswechiel in den verschiedenen am Kriege mehr oder minder, mindestens aber doch wirtschaftlich beteiligten Län dern, die Ausgabe der Postwertzeichemypen b"'onders ange wachsen sein müßte, ist dem anscheinend nicht so. Wie aus sehr gut unterrichteten Philatelistenkreisen kürzlich bekannt wurde, ist vielmehr unser derzeitiges Rechnungsjahr 1925 ein Nekordjabr, da bisher letwa bis September dieses Jahres) bereits 2167 neue Typen ausaeaeben morden sind. Asm Glück vsrgeffsn. Roman von Fr. Lehne. 26. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Was hast du nur, Gwendoline? Drückt das Regen tvetter auf deine Stimmung? Macht es dich nervös wie Mama und Blanka, die heute so schlecht gelaunt sind^ Ach, und in mir ist alles voll Sonne — ich sehe den Regen nicht —" sie drückte die schmalen, kindcrhaften Hände auf die flache, eingefallene Brust und schmärmerisch blickten die sanften, dunklen Augen in das wogende Eran vor dem Fenster — „in mir ist alles licht — nun hat mich das Glück doch nicht vergessen —! Gott, Gwendoline, kann man nur so glücklich sein —" „Ja, mein Hannerl, man kann —" entgegnete die An geredete träumerisch und in ihre Erinnerung kam eine unvergeßliche Stunde an einem wonnigen Maiabend. „Siehst du, Gwendoline, du Zweiflerin —" „Aber man darf es doch nicht, mein Hannerl! Sonst fühlt man die Enttäuschungen doppelt schwer —" „Enttäuschungen —" „Ja, sie kommen, Hannerl, mit tödlicher Sicherheit — man kann ihnen nicht entgehen! Auch dir werden sie nicht erspart —" „O, Gwendoline, fetzt mutz ich dir ernstlich böse sein — warum diese Unkenrufe? — Gönnst du mir nicht, datz ich so glücklich bin —?" , , Beinahe leidenschaftlich preßte Gwendoline die gebrech liche Gestalt der Freundin an ihre Brust. „Alles gönne ich dir und noch mehr! Du bist mir das Teuerste, Hannerl! Für dich ist nichts gut genug, und dar- „m — du bist viel zu schade für Malte! — Mache keinen Gott aus ihm! Er ist ein Mensch wie alle anderen und hat viele, viele Fehler." „Sprichst du so von Malte? Dem lieben, sonnigen Malte?" . „Weiht du nicht, daß auch die Sonne ihre Flecken hat? Da lachte Hanna Likowski herzlich auf. „Freilich weiß ich das! Und ich weiß auch, daß Malte, mein Malte, wohl Fehler hat — aber ich liebe ihn mit diesen Fehlern! Er Wir rufe» keine Stunde zurück, laßt uns zusammen nehmen, was geblieben, was geworden ist, und es nutzen und genießen, eh der Abend kommt. K » ethe. Aus dem Genchtssaal. Das Unglück auf Zeche „Matthias Stinnes" vor Gericht. Nach mehrtägiger Verhandlung wurde in Essen das Urteil in der Strafsache gegen den Fördermaschinisten Wessel von der Zeche »Matthias Stinnes" verkündet. Der Fördermaschinist stand unter der Anklage, das an, 4. April dieses Jahres auf der Zeche »Matthias Stinnes" I/II, Schacht V erfolgte Seilsahrt- unglück, das elf Bergleuten den Tod brachte, verursacht zu haben. Der Angeklagte Wessel wurde sreigesprochen. Spie? und Sport. . Vre itenstrüter—Diener im Januar? Der Kampf nm die deutsche Schwergewichtsmeisterschaft im Boxen, den Breitensträter gegen Diener bis zum 11. Dezember aus tragen sollte, ist c-us einen späteren Termin verlegt worden. Bei dem Kampf Breitensträter gegen Paolino erlitt der deutsche Meister eine Augen- und Nippenverletzung, die noch nicht gänzlich behoben ist. Breitensträters Manager lehnte daher die Verantwortung für diesen Kampf ab. Der Verband deutscher Faustkämpfer hat daher in seiner Borstandssitzttng beschlossen, für den Kampf um die deutsche Schwergewichtsmeisterschaft zwischen Hans Breitensträter nnd Franz Diener einen neuen Termin anzuberaumen. Dieser Kampf muß aber bis zum 10. Januar 1926 aus getragen fein. Diener wollte gegen einen derartig ge handikapten Gegner nicht kämpfey und tritt auch für die Fristverlängerung ein. Breitenstrüter hat seinen Titel dem Verband zur Verfügung gestellt. Vor der Entscheidung im Moskauer Schachturnier. In Moskau wurden die Hängepartien ausgetragen. Da bei gewann Spielmann gegen Romanowski und Rett gegen Bogatyrtschuk. Mit Remis endeten die Partien NE gegen Werlinskv und Torre gegen Jljin-Genewskv. Der Stand nach der letzten Runde ist danach folgenoer: Bogoljubow 15, Lasker und Capablanca 1314, Marshall, Nomanowsky und Torre 1114, Rsti und Tartakower 11, Genewsky 10)4, Bogatyrtschuk und Grünfeld 10, Rubinstein 9)4. — Da nach ist das Endergebnis vom zweiten Preise ab noch immer fraglich. * 8p. Ein Wettmarsch von hübschen Midinettes durch Paris war auf Sonntag vom „Petit Paiisien" arrangiert worden. Hundert dieser zierlichen Laufmädchen, die mit ihren großen Kartons über die Boulevards eilen und das Bild der Pariser Straßen anmutig beleben, mußten dis Stadt vom Cafo de la Rotonte auf dem Mont Parnasse bis zum Place Constantine Pecqueur auf dem Montmartre durchqueren. Da das Wetter schön war, hatte der fröhliche Sporilauf viele Zuschauer angelockt. Die Siegerin, eine Angestellte der Galerie Lafayette, machte den Weg in 41 Minuten und 15 Sekunden. Die RuZH des KuchenhackLKS« Vor den Festtagen. Es gibt unendlich viele Kuchenrezepte und doch ist das Grundrezept eigentlich immer dasselbe, und wenn man di« dazu nötigen Vorschriften nicht außer acht läßt, kann einem nie ein Kuchen mißlingen. Ein P u l v e r k u ch e n ist ver hältnismäßig leichter herzustellen als ein Hefekuchen, aber er erfordert mehr Zutaten. Je besser das Mehl ist, desto ausgiebiger und feiner wird der Kuchen. Zu einem ein fachen Kuchen rechnet man drei Tassen Mehl, eine Tasse Zucker, eine Tasse Milch, etwa einen reichlichen Eßlöffel Butter und ein Backpulver, Gewürz, das den verschieden artigen Geschmack gibt, nach Belieben; auch kann man das Mehl mit Kartoffel- oder Maismehl mischen, dann wird aber ein Ei mehr nötig sein, ebenso wenn man in Vie eine Hälfte des Teiges Kakao mischt, um Marmorkuchen her- zustellen, der schichtweise in die Form gefüllt wird. Dieses Grundrezept gilt auch sür einfache Tortenböden, die man im Vorrat backen kann. Bei Pulverkuchen kann Butter oder Margarine zerlassen werden, dann mit dem Zucker verrührt und abwechselnd Mehl und Milch dazu. Zum Hefekuch-u gehört vor allem ein warmer Raum und ein gutes Hefestück. Gewöhnlich rechnet man 25 Gramm Hefe aus ein Pfund Mehl, man kann aber weniger nehmen, wenn man den fertigen Teig in der Backform über Nacht langsam gehen läßt, wobei er nicht j ist doch der Bruder meiner lieben Gwendoline, die ihn 1 aber mit sehr scharfen, kritischen Schwesternaugen be trachtet —" „Mögest du das doch auch lieber tun als mit den blin den Augen einer Braut Hannerl, ich will doch nur dein Bestes" — eins gewisse Erregtheit klang aus Gwen dolines Worten, entgegen ihrer sonstigen gehaltenen Ruhe. Hanna nahm einen Hocker, schob ihn neben Gwendoline, setzte sich darauf und lehnte ihren Kopf an der Freundin Knie. Ihr Gesichtchen war sehr ernst, als sie sagte: „Liebe Seele, du meinst es so gut mit mir, mehr als jede andere — ich nehme Mama und Blanka nicht aus — und doch tust du Mir so weh, wenn du gegen Malte sprichst! Ich weiß ja, datz euer geschwisterliches Verhältnis nicht eben das beste ist." „Nicht durch meine Schuld, Hanna —" „Davon bin ich überzeugt! Du bist tadellos, Liebste! Malte ist eiu Mann, und die stehen anders im Leben als wir! Doch das alles ist nun vorbei. Malte hat jetzt ein Ziel, für das er lebt —" „Aber er ist doch nichts! Was kann er dir bieten? Er hat sein Examen noch nicht wiederholt!" „Das ist auch nicht nötig! Ist es darum, datz du so verstimmt bist? Er soll ein freier Mann sein, der seiner Entwicklung zum Dichter und seinem geistigen Schaffen ohne Sorge leben kann — in der Liebe fragt man nicht, wer der Gebende und wer der Nehmende ist! Ich bin glücklich, datz ich Malte zu allem helfen kann, wonach er sich sehnt! — Nur manchmal denke ich: ob er mich so liebt wie ich ihn? Aber warum hat er mich denn erwählt? Er, der so viele andere hätte haben können, für den alle schwärmten?" Sie erwartete von Gwendoline eine Antwort: doch die vermochte nicht, ihr eine liebevolle Lüge zu sagen. „Warum? fragst du. Kannst du dir das wirklich nicht denken, du armes, weltfremdes Geschöpf, bei aller Klugheit doch so unerfahren und so leicht zu täuschen?" dachte Gwendoline. In stiller Verzweiflung krampft« sie die Hände zusammen. Ihre Ehrlichkeit empörte sich Segen das aus einer warmen Maite flehen darf. Beim Anruyre« des Hefestückes ist daraus zu achten, daß die Milch nur lau- warm ist. Zucker fördert die Gärung. Mit dem übrige» Mehl wird zunächst die weiche — nicht zerlassene — Butter und die anderen Zutaten, Rosinen, Gewürze und Zucker, verknetet, nach Bedarf angefeuchtet mit lauwarmer Milch. Eier sind in einem Hefekuchen nicht nötig, selbst im Rezept zu Dresdner Stollen sind keine aufgeführt. Butter kann man bis zu einem halben Pfund auf ein Pfund Mehl nehmen. Kuchen mit viel Zutaten erfordert etwas mehr Hefe. Zuletzt erst wird das Hefestück mit durchgeknetet und der Teig in der Form zum Gehen hingestellt. Der auf gegangene Kuchem wird zunächst in den noch nicht ganz heißen Ofen geschoben, danach feuert man stärker an. Er darf nicht zu lange im Ofen bleiben, sonst wird er rot. Pulverkuchen kommt gleich in de» heißen Ofen und muß schnell backen, ebenso Blechkuchen. G. K. Vermischtes. . Dis meistgelesenen Bücher. Wie alljährlich nm die Weihnachtszeit, wird auch in diesem Jahre durch Umfra gen bei Verlegern, Sortimentern usw. wieder festgestellt, welche Bücher gegenwärtig am meisten gelesen werden, denn der Dezember ist für den Büchermarkt der Monat, in dem — da das Buch ja noch immer zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken gehört — die Geschmacksrichtung des Publikums am deutlichsten zum Ausdruck kommt. In die sem Jahre nun steht, wie behauptet wird, das Eheproblem in der Literatur im Mittelpunkte des Interesses. Man liebt Stoffe, die dem täglichen Leben entnommen sind, und Ro mane, dis derartige Stoffe behandeln — Namen und Titel sollen hier nicht genannt werden — werden am mei- j sten gekauft. Auf dem Gebiete der Politik stehen obenan ! Vie in der letzten Zeit erschienenen Mcmoirenwerke, die ! deutschen wie die ausländischen. Die allgemeine Vorliebe für den Sport hat ein Hausse in Büchern über Fußball ge bracht, und zwischen Sport und Neise stehen als sehr be gehrt die Bücher über die Nordpolunternehmungen der letzten Jahre und über die Everestexpeditionen. Was schließlich die fremdsprachige Literatur betrifft, so wendet sich das Hauptinteresse den nordischen und den englischen Autoren zu, während die französischen und die italienischen in auffallender Weise vernachiässisgt werden. Konkurrenz für TutankhamLN. In der Nähe vo« Tamanraflet in Ägypten hat man ein neues Königsgrad gefunden und geöffnet, so daß dem Pharao Tutankhameu, vcr seit mehreren Jahren in der Welt hernmspukt, eine ernstliche.Konkurrenz erwachsen dürfte. In Kem neucnt- - Leckten Grabe lag in ihrem Sarkophag die außerordentlich ; gut erhaltene Königin Tin-Hanab. Ein mit Edelsteinen l besetztes goldenes Diadem schmückte ihr Haar; fünf Hals- l bänder ans Edelsteinen und achtzehn Armringe, neun aus s Gold, neun aus Silber, bildeten den weiteren Schmuck. Im Sarkophag befanden sich ferner geschnitzte Hausgeräte. ; Auf einem Tisch in der Grabkammer lag ein Haufen vo» j glitzernden Edelsteinen; auf einem andern Tisch stand eine kleine Säule aus ziseliertem Gold zwischen Bechern und ! Schüsseln, in denen sich noch Spuren von Lebensmitteln - und Getränken befanden, die der Fürstin bei ihrer Fahrt j ins Totenlanb mitgegcben worden waren. Da die Lebens- 1 mittel nicht mehr da sind, nehmen die Eingeborenen an, daß die tote Fürstin sie in der langen Zeit, die von ihrem Tode bis zu ihrer Ausgrabung vergangen ist, restlos auf« geaesien bat. Parlamentarischer Mr. In London brachten die Sozialisten im Unterhaus einen Antrag auf Ausschluß der Öffentlichkeit ein. Zweck dieses Antrages war, die Re gierungsbeamten aus dem Hause zu entfernen, die den Handelsminister mit Material versahen. Der Antrag war nicht ernst gemeint, da er keinerlei Aussicht auf Annahme zu haben schien. Die konservativen Mitglieder des Unter hauses benutzten jedoch die Gelegenheit, der Opposition einen Streich zu spielen, und stimmten für den Antrag, j Daraufhin wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Alle < Beamten und Pressevertreter mußten den Sitzungssaal i verlassen und die Parlamentarier blieben unter sich. Es i ist dies seit fünfzig Jahren das erstemal, daß die Ofsent- j lichkeit ausgeschlossen worden ist. Vor fünfzig Jahren wurde auf Antrag eines irischen Parlamentariers die - Öffentlichkeit ausgeschlossen. Es genügte damals dazu lediglich die Feststellung, daß sich „ein Fremder" auf der Galerie befände. Damals richtete sich diese Aktion gegen den Prinzen von Wales, den späteren König Eduard vn., der auf der Zuschauertribüne saß. Irgendwelche ernste Bedeutung hat die diesmalige Geheimsitzung selbstver- '<ändl'Ä nicht gehabt. schnöde Spiel, das mit der vertrauenden Liebe der Freun din getrieben wurde — und sie war machtlos dagegen, konnte den Bruder nicht anklagen, jetzt nicht mehr, da er so schnell und unerwartet Hanna Likowskis Bräutigam geworden war! Nach einer kleinen Pause fuhr Hanna fort: „Es ist nur ein geringes Entgelt dafür — für das Große, das Wunderbare, das er mir durch feine Liebe ge schenkt — datz ich ihm seinen Lebensweg geebnet und alle Verbindlichkeiten für ihn geregelt habe er soll auf atmen können und soll nichts mehr von den kleinlichen Sorgen des Lebens spüren! — Und von dir, meine liebe Gwendoline, ist es ein großes Unrecht, daß du dich so sehr sträubst, von mir als von deiner Freundin und Schwägerin die Mittel zu deiner Eesangsausbildung anzunehmen —" „Nein, tausendmal nein, Hannerl! Ich habe mein Examen gemacht und bin dadurch versorgt — sollen wir alle auf deiner Tasche liegen, unsere ganze Familie? Für Mama sorgst du, für deinen zukünftigen Mann — und ich, die ich gesund bin und genug gelernt habe, mich durchzu schlagen, soll auch noch deine Güte in Anspruch nehmen? Zwar: ich tue es ja schon — du hast mich hierher genom men —" „Jetzt schweig aber, Gwendoline, wenn du mich nicht ernstlich böse machen willst. Es ist doch in meinem Interesse; ich wäre sonst immer allein; denn Blanka und Mama küm mern sich wenig um mich! — Nun mach' jetzt ein freundliches Gesicht! Ich bin so froh gestimmt! Nachmittags kommt er ja, mein Malte! Die Rosen da sind seine Vorboten! Wie lieb hat er mir doch geschrieben!" In der Tasche ihres Hausgewandes knisterte ein Bries chen — sie nahm es heraus; beinahe zärtlich strich sie über das stark duftende, dunkelgelbe, lilageränderte Papier mit der eingepreßten Freiherrnkrone — halten seine Hände es doch berührt. Mit seltsamem Blick sah Gwendoline auf den Brief — s» viele Worte darin, so viele Lügen. — Sie hätte ihn nehmen, zerreißen können! (Fortsetzung folgt.)