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Lose. Der einst er seine junge Sonnige Liebe gebracht. Die chat ihn gehen geheißen, Nicht weiter sein gedacht. Drauf hat er heimgeführet Ein Mädchen Ml und hold; Die hat aus allen Menschen Nur einzig ihn gewollt, Und vH sein Herz in Liede Niemals für sie gebebt, Sie hat um ihn gelitten Und nur für ihn gelebt. Theodor Storm. Abwendung des Konkurses. Entwurf eines Gesetzes über Vergleich., Die Rsichsregierung hat der Presse einen Entwurf für das Gesetz über Vergleichsmöglichkeilen zur Abwendung des Konkurses bekanntgegeben. Mit dem Inkrafttreten dieses Gesetzentwurfes würden die Verordnungen über die Geschäftsaufsicht vom 14. Dezember 1916 außer Kraft treten. Die beim Inkrafttreten des Entwurfes an hängigen Geschäftsaufsichten würden nach den bisherigen Vorschriften weitergeführt. Unter gewissen Voraussetzungen gälte in diesen Fällen die Geschäftsauf- ficht für aufgehoben und es wäre dann von Amts wegen zu entscheiden, ob das Konkursverfahren zu eröffnen sei. Der Entwurf selbst zerfällt in zehn Abschnitte. Diese behandeln folgende Gebiete: 1. Allgemeine Vorschriften, 2. Eröffnung des Verfahrens, 3. Wirkungen der Eröff nung des Vergleichsverfahrens, 4. Verhandlung und Ver gleichstermin, 5. Entscheidung über die Bestätigung des Vergleichs, Wirkung des bestätigten Vergleichs, 6. Ein stellung des Verfahrens, 7. Überleitung des Vergleichsver fahrens in das Konkursverfahren, 8. Besondere Bestim mungen, 9. Strafvorschriften, 10. Schluß- und Übergangs vorschriften. In der Einleitung des Entwurfes heißt es: Ein Schuldner, der zahlungsunfähig ist, kann zur Abwendung des Konkurses bei dem für die Eröffnung des Konkurs verfahrens zuständigen Gericht dis Eröffnung eines ge richtlichen Vergleichsverfahrens beantragen. In einzelnen aufgezählten Fällen ist die Eröffnung des Ver gleichsverfahrens abzulehnen. Die Voraussetzungen für den Abschluß eines Vergleichs sind im Entwurf aufge- sührt. Der angemessene Vergleich unterliegt der Bestäti gung des Gerichts. Wird das Vergleichsverfahren ein gestellt, so ist zugleich, auch wenn ein Antrag auf Eröff nung des Konkurses nicht gestellt war, zu entscheiden, ob das Konkursverfahren zu eröffnen ist." drolkom- und Kartoffelernte in Preußen. Amtliche Fest stellungen. Auf Grund der während des Monats November ein gelaufenen Berichte über die endgültigen Ernteerträge ist es schon jetzt möglich, einen überblick über die Ernteergeb nisse der für die Volkswirtschaft wichtigsten Feldfrüchte — Brotgetreide und Kartoffeln — zu geben. Es zeigt sich, daß die Hektarerträge im Staatsdurchschnitt bei Winter- und Sommerweizen um 2,1 und 2,7 Doppelzentner gegen die Vorschätzung höher aussatten und daß an dieser besseren Bewertung fast sämtliche Provinzen beteiligt sind. Die Noggenerträge sind im Staatsdurchschnitt (17,6 Doppel zentner je Hektar bei Winterroggen, 11,8 bei Sommer roggen) unverändert geblieben. Bei den Kartoffeln (Staatsdurchschnitt 153,5 Doppelzentner je Hektar) haben sich die Durchschnittserträge im ganzen nm 6,3 Doppel zentner gebessert, woran fast sämtliche Gebiete beteiligt find. Die Gesamterutemengen an Brotgetreide stellen sich in folge der recht günstigen Weizeuernte um rund zwei Mil lionen Doppelzentner höher als die Vorschätzungser gebnisfe, an Kartoffeln um 11,8 Millionen Doppelzentner. Gegenüber der sehr mäßigen Getreideernte, jedoch leid lichen Kartoffelernte des Vorjahres ergeben sich Mehr erträge an Brotgetreide von rund 24,6 Millionen, an Kar toffeln von 30,8 Millionen Doppelzentner. Gegen die Ernte von 1913 bleiben die Erträge aber noch ziemlich zurück, und zwar beim Brotgetreide um 16,1 Millionen, bei Kartoffeln um I6,5 Millionen Doppelzentner. poMilck» kuncklcksu Die deutsch-griechischen Handelsbeziehungen. Die griechische Regierung hat die kürzlich von ihr ausgesprochene Kündigung des durch Notenwechsel vom 3. Juli 1924-und vom 15. Mai 1925 abgeschlossenen deutsch-griechischen vorläufigen Handelsabkommens zurück genommen. Beide Regierungen sind bereit, demnächst in Verhandlungen über den Abschluß eines end gültigen Handelsvertrages einzutreten. Die vorbereitenden Arbeiten hierzu sind in beiden Ländern eingeleitet worden. Die Fememordprozesse in Mecklenburg Zu den vielerlei absurden Gerüchten, die über die hinter verschlossenen Türen abgespielten Fememord prozesse in Mecklenburg verbreitet wurden, nimmt jetzt das Schweriner Ministerium des Innern in einer Er klärung Stellung. Die Verlautbarung bezeichnet es als unwahr, daß der vom Schwurgericht in Schwerin zum Tode verurteilte Boldt auf der Besitzung des Minister präsidenten Frhrn. von Brandenstein jemals Obdach oder Unterkunft gefunden hat. Boldt und seine Mitangeklagten sind dem Ministerpräsidenten völlig unbekannt. Wie die Erklärung weiter feststellt, ist Frhr. von Brandenstein seit Wochen durch eine schwere Nierenkrankheit ans Bett gefesselt und wird hierdurch seinen Dienstgeschästen ferngehalten. Amnestie für die ausgewanberte« Wolgadeutsche« Die Pressestelle der Botschaft der Union der Soziali stischen Sowjetrepubliken in Deutschland teilt mit, daß den aus der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen stammenden Bürgern, welche in den Jahren 1921/22 ohne Erlaubnis der Sowjetregierung ausgereist sind und die gesetzlichen Fristen zur Registrie rung nicht eingehakten haben, Amnestie gewährt werden soll. Alle Personen, welche das durch diese Amnestie ge währte Recht für sich zu beanspruchen wünschen und in die Heimat zurückkehren wollen, haben bis zum 9. Mai 1926 einen diesbezüglichen Antrag mit Angabe von Geburts datum, Geburtsort und Zeit der Ausreise unter Beifügung entsprechender Dokumente an die russischen Konsulate iu Berlin, Hamburg, Stettin und Königsberg zu stellen. Aus Zn- und Ausland. Paris. Nach einer Meldung aus Genf würden Briand und Chamberlain den Friedens-Nobelpreis für das Jahr 1S26 erhalten. Die beiden Staatsmänner würden dir Summe von etwa 700 MS bis 800 000 Frank zu teilen Haven Paris. Von der französischen Polizei sind drei Engländer unter Spionageverdacht verhaftet worden. Paris. Die privatwirtschaftlichen Verhandlungen zwischen der deutschen und der französischen K o h l e n i n d u st r i < haben in Paris begonnen und sotten günstig verlaufen. Neuer au» aller well ) Opfer der Kälte und des Schnees. Infolge der durch die große Schnee-nasse nnwegbar gewordenen Landstraße geriet der Wirtschaftsbeamte Ruhnke in Lüptow bei Köslin, der seinen Bruder nach Hause fahren wollte, vom Wege ab nnd stürzte mit dem Wagen in eine mit Wasser gefüllte Mergclgrube. Ruhnke ertrank. — Auf dem Wege nach Zewitz, Kreis Lauenburg, blieb der Arbeiter Glu- dowski, welcher dort seine Rente in Empfang nehmen wollte, im Schneetreiben ermüdet auf der Landstraße liegen und erfror. — In Greifenberg in Pommern stürzte der Leitungsarbeitcr Gustmann, der auf einem durch Glatt eis schwer besteigbar gewordenen Mast der überland zentrale Arbeiten ausführen wollte, aus einer Höhe von 12 Metern ab. Der Verunglückte starb nach wenigen Augenblicken. Schweres Explosionsunglück. Aus. der Zeche „de Wendel", Abteilung Benzolfabrik, in Herringe bei Hamm ereignete sich ein schweres Unglück. Ein in Reparatur befindlicher Gaskühler explodierte aus ungeklärte Weise. Zwei an dem Kühler beschäftigte Schlosser wurden durch die Explosion 20 Meter in die Tiefe geschleudert und starben nach kurzer Zeit an den erlittenen Verletzungen. Ein dritter Schlosser kam mit einer leichten Handverletzung davon. Tödlicher Unfall im Eisenbahnbetrieb. Auf dem Bahnhof Thamm wurden die Bahnarbciter Ernst Kienle und Gottlob Wild aus Bissingen von dem die Station durchfahrenden Schnellzug v 33 Stuttgart—Berlin ersaßt, zur Seite geschleudert und getötet. Die Verunglückten waren mit Gleisarbeiten im Gleis Stuttgart—Bietigheim beschäftigt. ... Eine gestörte Stadtverordnetenversammlung. An läßlich der letzten Sitzung der Stadtverordneten in Kassel veranstalteten die Arbeitslosen vor dem Rathaus Kund gebungen, um auf diese Weise ihrer Forderung nach Er höhung der Unterstützung Nachdruck zu verleihen. Eine große Anzahl Arbeitsloser hatte sich ferner auf der Tribüne im Stadtverordnetensitzungssaal eingefunden, wo sie durch Schmährufe auf die Abgeordneten usw. einen derartigen Lärm veranstalteten, daß der Stadtverordnetenvorsteher sich schließlich genötigt sah, die Polizei herbeirufen zu lassen. Geheimnisvolles Verschwinden. Vergangenen Frei tag traf die Sängerin Zinaida Jurjewskaja von der Berliner Staatsoper in Andermatt ein. Bald darauf begab sie sich ohne Begleitung nach der Teufelsbrücke. Seither wurde sie nicht mehr gesehen. Da man bet der Teufelsbrücke Morphium und ein Rasiermesser fand, nimmt man an, daß Selbstmord vorliegt. Die Leiche konnte noch nicht gesunden werden, da die Reuß vollständig vereist ist. Am Samstag nachmittag fand oberhalb der Teufelsbrücke ein Straßenarbeiter ihren Mantel. Von der Straße führten Blutspuren zur Reuß hinab. Man nimmt an, daß die Sängerin sich am Straßenrand niedergesetzt, eine Ader geöffnet und sich dann in den Fluß hat hinunter gleiten lassen. Mord und Selbstmord. Ein 55 jähriger Bergman» wurde in Könitz (Thüringen) von seinem 29 jährigen arbeitsscheuen Stiefsohn erschossen. Der Täter verübte Selbstmord, indem er sich eine Dynamitpatrone in den Mnnd st eckte und sie anzündete. Umlegung des Wembley-Fehlbetrages auf die Steuerzahler. Das britische Schatzamt hat amtlich mit geteilt, daß der Anteil des Staates am Fehlbetrags der britischen Reichsausstellung iu Wembley als eine Sonder steuer auf alle steuerpflichtigen Einwohner Großbritan niens umgelegt werde. Der Staat hat für 823 000 Pfund Sterling aufzukommen, während der Fehlbetrag sich auf über 1500 000 Pfund beläuft. Eine Bank, die gefälschte Banknoten ausgibt. Dir Polizei von Lissabon (Portugal) verhaftete fünf leitende Angestellte der Angolabank, versiegelte die Tre sors und beschlagnahmte das vorhandene Bargeld. Die Bank soll gefälschte Banknoten ausgcgeben haben. Überschwemmungskatastrophe in Albanien. Die Über schwemmung in Nordalbanien hat katastrophalen Umfang angenommen. In der Sitzung des Albanischen Parla ments teilte der Innenminister mit, daß die ganze Alt stadt von Skutari und auch ein Teil der Neustadt unter Wasser stehen und jede Verbindung zwischen Tirana und Skutari unterbrochen ist. Das Parlament hat eine Summe von 300 Napoleondor für die Geschädigten bewilligt und seine Sitzung zum Zeichen der Trauer unterbrochen. Ein Zyklon kn der Herzegowina. Die Hochebene von Bekisko und Polym in der Herzegowina wurde von einem heftigen Zyklon verwüstet. Die Dörfer Salo, Gariss»^ Gonda und Lovie haben großen Schaden erlitten. 3S Häuser wurden umgerisseu uns viele andere abgeseckt. Alle Felder sind überschwemmt. Viel Vieh ist ertrunken. Die Bauern konnten sich in Sicherheit bringen. Der Schaden beläuft sich auf einige Millionen Dinar. Bunte Tageschronik. Bern. Die Schwei; hat Deutschland, Österreich und Italien wrgeschlagen, gegenseitig aus das Paßvisum zu verzichten, so- veit cs sich nicht um die Einreise zum Antritt einer Stellung sandelt. Sussex. Eine alte Engländerin, die mit Hinterlassung von üner Viertelmillion Mark starb, versügte im Testament, daß Hre L i e b l i n g s l a tz e vom Hausarzt mit Blausäure getötet nid im gleichen Sarge wie sie selbst bestattet werden sollte. Vom Glück vergeffen. Roman von Fr. Lehne. 26. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Sie sah Tränen in seinen schönen, schwermütigen Zigeu neraugen blinken. Das entwaffnete sie ganz. Ach, Malte, so eilig ist's ja nicht! Ich weiß, daß du die ganze Summe so schnell nicht auftreiben kannst — aber entbehren kann ich das Geld doch nicht " leise, stockend, wie sich entschuldigend, sagte sie diese letzten Worte. »Das wird auch nicht sein — ich sorge dafür! Schon in dem Gedanken an Gwendoline, die dir sicher Vorwürfe gemacht haben wird!" Etwas Lauerndes lag in dieser Be merkung. „Wider Erwarten hat sie nichts gesagt! Malte, sie leidet auch darunter," flüsterte die Baronin. „Sie wird schon nicht zu kurz kommen! Das lasse meine Sorge sein! — Ich habe mein Aeußerstes versucht, Mama chen — aber das ist mir fehlgeschlagen —" traurig blickte er vor sich hin. „Mutter, du weißt, wie sehr ich meine Frei heit noch schätze — ich fühle mich zu etwas Großem berufen — lasse es dir gestehen, wenn auch Line mich für einen Tagedieb hält, ich weiß es besser — kann ich aber darüber sprechen ? Nächtelang sitze ich an meinem Schreibtisch — ein Schauspiel hart seiner Vollendung. Und dennoch, meine Freiheit, meine Zukunftspläne wollte -ich aufgeben, wollte der Sklave eines Weibes werden — um dich, um Line zu frieden zu stellen, der ewigen Vorwürfe müde —! Doch ich bin verschmäht — —" Malte war ein guter Schauspieler und seiner Wirkung auf die Mutter sicher. Frau von Reinhardt lauschte beinahe andächtig seinen hochtrabenden, pathetischen Worten. „Malte, mein lieber Sohn — wer?" kam es da bang von ihren Lippen. „Wer ? Mamachen, du fragst noch —! Blanka! Du selbst hattest mir doch diesen Weg gewiesen, und deinem Drängen folgte ich. Gestern war es! Wie hatte ich mir ausgemalt, für dich zu sorgen, dir dein Leben gemütlich zu gestalten! Du solltest bei mir — bei uns bleiben — und ein einziges Wort hat all meine Hoffnungen vernichtet, mich in schwere Sorgen gestürzt, mir meine Arbeitsfreudigkeit genommen! — Meine liebe Mutter — nun muß ich morgen von neuem herumlaufen, mich um das Geld bemühen —" es war ihm gelungen, seinen Augen Tränen zu erpressen. Mit großen traurigen Augen starrte die Baronin vor sich hin. „Eine liebe Hoffnung ist mir zerstört! Blanka — deine Frau —! Wenn das geworden wäre — aus allen Sorgen wären wir heraus!" „Es ist doch nun aber nicht! Za, ich wünschte es auch — wegen Line besonders! Deren Schuldner zu sein, drückt mich am meisten —ich mag ihr nicht mehr verpflichtet sein! Ich habe noch einen anderen Plan, doch darf ich vorläufig nicht darüber sprechen habe noch ein wenig Geduld mit deinem großen, unnützen Zungen —" er legte seine Wange schmeichelnd an die der Mutter. „Zch weiß, du wirst mir das Geld bringen — sorge dich nicht allzusehr! Line macht doch bald ihr Examen und wird zum Herbste angestellt, und bis dahin Helsen wir uns schon durch! Zch habe ja noch die sehr wertvolle Brillantbrosche — und wenn Line mit Hanna verreist ist, könnte ich ja auch ein Zimmer vermieten " sie sah seine betrübte Miene, hörte sein Seufzen. „Nimm dir das mit Blanka nicht zu sehr zu Herzen — sie ist so launenhaft und verwöhnt — wer weiß, ob sie dich so gut verstanden hätte —" „Mich versteht keiner — nur du, Mamachen —" er küßte ihre welken Hände. Sie streichelte ihn, sprach ihm gut zu, sie wollte ihn wieder fröhlich sehen, ihn lachen hören! Er war ihr Son nenschein, dessen kärgliche Zärtlichkeiten ihr so unendlich wohl taten. — Mit abgöttischer Liebe hing sie an dem Sohn — er war ihr alles — sie lebte nur für ihn; ohne Besinnen hätte sie ihm alles opfern könnens Neuntes Kapitel. Eilig zogen die Wolken ins Tal; wie dichte Schleier hingen sie herab, daß die Berge ganz verdeckt waren. Die großen, ernsten Tannen hoben sich scharf umrisssn mit! jedem Ast, mit jedem Zweiglein von dem grauen, undurch-i dringlichen Hintergründe ab, der nichts von der Pracht! ahnen ließ, die er verhüllte. Weiß und dampfend kam es aus dem Nebel irgendwo;! einem kleinen Federwölkchen gleich, schwebte es davon»! lustig, wesenlos, wuchs zusehends, ballte sich zusammen»! vereinigte sich mit anderen gleichen Gebilden und stiegt hoch auf, bis es im Nebel verschwand. Immer von neuem wiederholte sich das Spiel, immer! in anderen phantastischen Formen, die quirlend aus dem- grauen Nichts entstanden und im grauen Nichts zerflossen.! Die Nässe tropfte schwer von den Bäumen, und auf! den Wiesen wogten die weißen Nebel. Kühl war es draußen, als ob es Herbst werden wollte.! Im Ofen knisterten lustig die Buchenscheite und rote' Funken sprühten auf. Ein feiner, süßer Blumenduft hing in dem traulichen Gemach. Er kam von dem überaus großen Strauß dunkel- roter Rosen, der auf einem Tischchen neben einem mit bunter Decke belegten Diwan stand. Liebevoll zupften schmale Mädchenfinger daran herum und ein zartes Mädchengesicht neigte sich darüber, die samtischen Blumenblätter mit den Lippen liebkosend. „Noch ist die blühende, goldene Zeit — noch sind di»j Tage der Rosen —" summte das Mädchen halblaut mit schwacher, leiser Stimme vor sich hin. i „Sing du mir das Lied, du Liebe! — Zch höre es sa gern, wenn du es so machtvoll hinausjubelst —" und schmeichelnd legte die Sprechende ihre schmächtigen Arme um den Hals der Größeren, die, das Gesicht, in die Hand gestützt, am Fenster saß, und in die Wogen des Nebels hinausblickte. Eine scharfe Falte stand zwischen deren dunklen, schön», gezeichneten Augenbrauen und in den blauen Augen! flammte ein zorniges Licht; die Lippen waren fest zusam-! mengepreßt, als wollten sie Worte des Unmutes zurück- halten. -— --