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Wilsdruffer Tageblatt : 20.11.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192511206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19251120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19251120
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-11
- Tag 1925-11-20
-
Monat
1925-11
-
Jahr
1925
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 20.11.1925
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Empfehlenswerte Bücher für den Weihnachtstisch. In „des Buches Werdegang und Schicksal" sagt L. Lyr. Bry: „Daß in und vor allein nach dem Kriege trotz aller schweren Not die Menschen bei uns den Mm fanden, Bücher zu schreiben, zu drucken und zu verkaufen, datz andere Menschen trotz schwerer Entbehrung noch Geld erübrigten, um diese Bücher zu kaufen, datz der empfindliche Mechanismus des geistigen Lebens aufrecht geblieben ist, während so vieles andere zusammenbrach, ist einer der ganz wenigen Hellen Punkte am stürmischen Himmel." Vielleicht haben die Deutschen gerade damit, datz sie sich im allgemeinen Wirrwarr das Buch retteten, am besten bewiesen, datz sic nicht Barbaren, sondern Kulturmenschen sind: ein Barbar wird nicht zu erst daran denken, sein Buch zu retten, wenn sein Haus brennt. An dem Ruhm, dem deutschen Volk das Buch gerettet zu haben, Hal der Freiburger Verlag Herder einen hervorragenden Anteil. Und seit der Stabilisierung ist er außerdem unablässig bemüht, seine Verlags- werke in einer Ausstattung herauszubringen, die an Gediegenheit jener der Vorkriegszeit kaum nachsteht, an Gefälligkeit und künstlerischem Ge schmack sie übertrifft. Man kann das bei jedem neuen Herderbuch, das man in die Hand bekomnrt, von neuem mit Genugtuung seststellen; und man versteht dieses fast ehrgeizig zu nennende Bemühen: der Verlag hat hier einen Namen zu verlieren. Es liegt auch in diesem Jahre wieder eine fast verwirrend reiche Ernte von Werken mit dem Verlagszeichen Herders und mit der Jahreszahl 1925 vor uns. Wir wollen hier vor allem aus der schönen Literatur jene kurz nennen, dir für den Weihnachtstisch sich besonders empfehlen. Der oiclgelesene Monschäuer Ludwig Malhar Hal in „Sett- chcns Hut" (4 Mk.) eine von rheinischem Humor durchsonntc Dorf geschichte geboten, die man mit ungetrübtem Genus; liest und die wieder um dankbar an den Verfasser der „Fünf Junggesellen und ein Kind" (3,40 Mk.) erinnert. — Viel innere Anteilnahme erzwingt auch die lebenswarm geschriebene Geschichte eines Hauses und seiner Bewohner, die von Helene Hirsch-Brünn in den kleinen Roman „Das Gricbl - Haus" (3,80 Mk.) gebannt wurde. Das Buch ist voller Freuden und Sorgen, voller Kummer und Humor, ganz ein Bild des Lebens, aber gezeichnet von einer Künstlerhand. — Der Roman „Siebzigmal siebenmal" von Sebastian Kary (6,80 Mk.) deutet in seinem Titel an, um was cs geht darin: um Hatz und Verzeihen. Der Verfasser weis; diesen Dörflern, die mit ihrem Pfarrer in schwerer Fehde liegen, bis auf den Grund der Seele zu leuchten; er weis; auch in der Sprache den rechten Ton zu treffen. — Hermann Skolaster mag in seinem Kamerun roman „Im Banne der Ngil" (4,40 Mk.) vor allem beabsichtigt Haden, sich dieser literarischen Form zu bedienen, um über unsere ehe malige Kolonie und das Leben ihrer Bewohner zu unterrichten; aber die Schilderung ist ihm unter der Hand zu einem wirklichen Kunstwerk ge worden: über Unterhaltung und Belehrung hinaus bietet das Buch echten künstlerischen Genuß. — Nicht entgehen lasse man sich die meister hafte, künstlerisch und menschlich gleich ergreifende Novelle von M. E. delle Grazie „Die weißen Schmetterlinge von Clair vaux" (3,80 Mk.). Die Seele Sankt Bernhards und die Seele eines verkommenen Mörders stehen sich wie Engel und Teufe! gegenüber und kämpfen miteinander, so daß unsere Herzen mitzittern. Wer wird Sieger sein? — Eine liebe Gabe reicht uns aus der Schweiz Ilse Franke in dem Erzählungsbändchen „Der kleine Goliath" (4 Mk.). Es enthält sieben Schweizer Erzählungen, in denen die als Lyrikerin bsstbekannte Verfasserin auch ein ausgezeichnetes Erzählertalent offenbart. „Das Tolen- wibli und die Laui" trug sogar einen Preis davon. — Wenn ein Mann mit dem kritischen Urteil eines Johannes Mumbauer beute aus den Werken des Jeremias Gotthelf vier Bände neu herausgibt, so ist dami; ein Doppeltes garantiert: einmal, daß es sich nicht darum handelt, einen Leich nam zu galvanisieren, sondern einen noch Lebendigen wieder in die Kreise einzuführen, in die er gehört und denen er noch etwas zu sagen hat: und zweitens, daß aus Gotthelfs Schassen nicht das Nächstbeste, sondern das Wirklichbeste ausgcwählt ist. Der Herausgeber hat eine gründ liche Einleitung oorausgeschickt. Diese neue Gotthelf-Ausgabe ist dringender Beachtung wert. (Preis der vier Bände in Leinwand mit Kassette 28 Mk.) — Die Gerechtigkeit gebietet anzuerkennen, daß der aus dem Französischen des Pierre l'Lrmite übersetzte Roman „Die alte i Jungfer" (4,50 Mk.) an menschlich-tiefem Gehalt und künstlerischer Formung eine außerordentliche Leistung ist, von der ich nicht weiß, ob wir ihr augenblicklich etwas Gleichivertiges an die Seite stellen können. In Paris waren wenige Wochen nach Erscheinen des Originals über 100 000 Exemplare verkauft. Pierre l'Lrmite ist übrigens ein Erzähler von Welt- l ruf. — An Franz Josef Koflers „Leiden der Forelle Finga" (3,40 Mk.) wird sich vor allem die Jugend begeistern. Aber auch der ge reifte Mensch. Denn neben allerhand tollen Abenteuern unter dem Wasser gibt es da auch mancherlei Besinnliches. — Ebenso weiß man von den „Rheintalerkindern" von Rudolfina Metzler (4 Mk.) nicht, wem man sie mehr empfehlen soll, der Jugend oder dem reifen Alter. Die Kinder werden sich an dem echt kindertümlichen Reden und Tun er götzen: die Erwachsenen werden die Seelenfchwingungen dieser Kinder aus dem oberen Rheintai beobachten und mit Klaus Groth bisweilen sehn süchtig sprechen: „O, wüßt ich doch den Weg zurück, den lieben Weg ' zum Kinderland!" — Brentanos zwei schöne Märchen vom Müller Rad lauf und vom Murmeltier hat Laurenz Kiesgen, selbst ein erfolgreicher Märchendichter, unter dem Titel „R h c i n m ä r ch e n" (2,80 Mk.) neu herausgegeben, und zwar in einer Fassung, die der wundervollen Poesie des romantischsten aller Romantiker keinerlei Abbruch tut, vielmehr sie erst hell ins Licht stellt und funkeln läßt: denn bisweilen hatte Brentanos allzu üppig wuchernde Phantasie allerlei Schnörkel angehängt, die den Genuß ihrer Schönheit stören konnten. So aber ist es ein echtes Volks- und Jugendbuch. — Für die Jugend wüßten wir kein begehrenswerteres Buch als „Im grünen Wagen" (5,50 Mk.). Die Schwarzwald dichterin Maria Batzer mit ihrer bezaubernden Phantasie und dem warmen Herzen erzählt darin dem jungen Volk „von ausgerupften Re seden, einer Glocke, einem Kasperle, einer Rose, einem Brunnen, einem < Amsellied, von Puppen: lauter kleinen Dingen und ein paar Menschen", s Eltern und Erzieher können von Maria Batzer lernen, wie man zu i Kinder reden muß. — Charlotte Herder hat es unternommen, unter Mithilfe unserer besten Frauen und Männer ein Buch für junge Mäd chen, „Die Frühlingsreise" (6,50 Mk.), herauszugeben. Der statt liche Band (mit vielen Bildern) ist rechtzeitig für den Weihnachtstisch er schienen. Ein Buch für die heranreifende Jugend als solche ist immer ein Wagnis; hier ist es trefflich gelungen. In allen Beiträgen ist das warme Verstehen und dis führende Hand spürbar. „Die Frühlingsreise" spricht zu Mädchen von 13 bis 16 Jahren. Aus der großen Zahl der neuen Herderbücher, die für ernstere Stunden und liebevolles Vertiefen, sagen wir mit einem kurzen, aber nicht völlig zutreffenden Worte: für Belehrungszwecke geschaffen sind, nennen wir ein prachtvolles neues Reiscbuch von Georg Mönius: „Italienische Reise" (13,50 Mk.). Ein moderner Deutscher von Bildung und Geschmack zeigt uns das Wesentliche und Charakteristische Italiens, wie er es sieht. Er zeigt es uns in einer Farbenglut und mit einem Scharm: der Sprache, der uns das Wort „Belehrung" schon wieder bereuen läßt. Denn dem Buche eignen wahrhaft dichterische Qualitäten. - Die 12 Bilder von Iohannes Thiel und die vorbildliche Ausstattung machen das Werk auch äußerlich zu einem wertvollen Besitz und sicherlich hochwillkommenen Geschenk. — Der angesehene Kunstkenner Josef Kreit- maier legt ein Buch mit einem bescheidenen Titel, aber mit überraschend s reichem Inhalt vor: „Von Kunst und Künstlern". Mit 48 Bil- i dein. Was Kreitmaier Grundsätzliches sagt über den künstlerischen Men schen, was er sagt über Impressionismus und Expressionismus und dessen seelische und geschichtliche Bedingtheiten, was er jagt über die vermutliche Weiterentwicklung der Malerei, dann über einzelne Künstlerpersönlich- keitcn, das alles erzwingt Beachtung, weil es Worte eines urteilsfähigen Kenners sind, und fesselt, weil cs in schöner Sprache geboten wird. — Der bekanntc Naturforscher der Kieler Universität Prof. Dr. Iohannes Reinke hat sein reiches und interessantes Leben gezeichnet in dem Buche > „Mein Lebenswerl". Das Werk bietet im Rahmen eines Ge- lehrtenlsbens nicht nur reiche wissenschaftliche und weltanschauliche Ge- . sichtspunkte, es ist auch ein Spiegelbild unserer politischen Geschichte in den letzten 50 Jahren. — Hier sei auch genannt das Buch Dr. Schweyers: „Politische Geheim verbände". Blicke in die Vergangenheit und Gegenwart, des Geheimbundwesens." (6,50 Mk.) Der Verfasser hatte in feiner Eigenschaft als bayerischer Innenminister sich mit dem Geheim- bundwesen praktisch zu befassen. Er hat das Problem aber auch grund sätzlich und geschichtlich gründlich studiert und unterzieh! es einer ein gehenden Würdigung, die in strikter Ablehnung gipfelt. Das Buch verdient die Beachtung eines jeden Vaterlandsfreundes. — Zu den erfreulichsten Neuerscheinungen muß gerechnet werden die von Dr. Otto Kunze besorgte vorbildliche Neubearbeitung des „Heliand" (5,60 Mk.), jener alt- sächsischen Lvangeliendichtung, die aus der Verschmelzung der antiken Kul tur, des Christentums und des Deutschtums geboren wurde. Wer je die Simrocksche Uebertragung in der Hand hatte und mit ihr nicht zurechtkam, der wird die neue Uebertragung als eine ihm persönlich erwiesene Wohltat dankbar empfinden. Dem Buche wurde eine dem Zeitstil des Heliand an gemessene Ausstattung zuteil. Der Verlag wählte ein rauhes Papier, auf dem die nordische Antiqua in großem Grad ansprechend wirkt. Diese charakteristische Schrifttype kommt der karolingischen Minuskel am nächsten. Dazu steht ergänzend das äußere Gewand des Buches mit dem wuchtigen Titel, einer asten Handschrift gleichend und in den charakteristischen blauen und roten Farben der Buchmaler jener Zeit wie auf einem alten, perga mentenen Grunde. — Ein wertvolles religiöses Geschenkwerkchen bietet Dr. Alfons Heilmann in seinen feinsinnigen kleinen Lesungen „Vom kostbaren Leben" (3 Mk.). Heilmann hat schon vorher mehrere Merkchen dieser Art geschaffen, die von einem großen Kreis ohne Unter schied der Konfession gern gelesen werden. — Der gewiegte Kenner der Volksseele, besonders der Bauernseelc, Josef Weigert, ist neuerdings mit einem Merkchen hcroorgetreten, das auf wenig über 100 Seiten eine ganz erstaunliche Fülle von Volks- und Lebenskenntnis vermittelt; es ist betitelt „Des Volkes Denken und Reden" und kostet 3 Mk. Konzen trierteste Volkspsychologie, aber keineswegs langatmig und schwerfällig ge schrieben. Zum Schluß noch ein kleines Wunder von einem Buch. Der „K leine Herde r". Ein Nachschlagebuch ganz eigener neuer Art. Von einer Vielseitigkeit, die immer wieder staunen läßt: 50000 Auskünfte, dazu 4000 Bilder und Tafeln. Nicht nur eine Unsumme von Wißen, sondern auch eine bewunderswcrte Kunst der Formulierung steckt in dem Buch. In seinem Umfang und Format ist der Halbband A—K, der bis jetzt vorliegt, sehr griffig. (Preis des in dauerhaftem Leinen gebundenen Bandes 15 Mk., in Halbleder 20 Mk.) Das Werk wird im November vollständig sein. Ein kurzes Wort noch zur Ausstattung der Herderbücher. Man be greift heute wieder, daß ein so intimes Ding, wie das Buch, schließlich auch in einer schönen äußeren Gestalt dastehen müßte, und schaut wieder dar auf. Wir glauben, die Herderbücher können sich da sehr wohl sehen laßen. Die Wahl der Schrift und ihre technisch-künstlerische Verwendung im Buch, ein einwandfreier Druck, die zeichnerischen Beigaben, der Einband — alles ist im Verhältnis zur Idee und Aufgabe des Buches fein abge wogen und zur einheitlichen Wirkung gebracht. Den regelmäßigen Beziehern der Herderbücher ist bekannt, daß der Verlag neuestens eine schön ausgestattete reichhaltige Werbezeitschrift „Herders Bücherbote" abgibt, die über sein Schaffen auf dem Laufenden hält. Ebenso ist der jährlich gegen Weihnachten erscheinende „Bücherschatz" ein willkommener Berater bei der Auswahl eines geeigneten Weihnachtsgeschenkes. — Das Buch ist Kulturbarometer nicht nur sür ein Volk, sondern auch schon sür den Einzelnen. Deshalb sollte in der Reihe der Weihnachtswünsche und Weihnachtspläne das gute Buch nicht als Nummer X am Schluß stehen, sondern da, wo es von Rechts wegen hingehört: am Anfang der Liste als Nummer Eins! Unsere poslbezisker bitten wir den Bezug aus das „Wilsdruffer Tageblatt" für den kommenden Monat beim zuständigen Postamt, soweit es noch nicht ge schehen ist losort zu erneuern. i Bei verspäteter Bestellung treten am 1. Dezbr. Unterbrechungen in der Lieferung ein, außerdem verlangt die Post für alle nach dem 25. eines Monats eingehenden Bestellungen eine Sonlder- gebühr. Es genügt, einen Zettel mit der genauen Adresse in den nächsten Briefkasten zu werfen oder dem Briefträger den Zettel mitzu geben. Hirtten die Usbertrifst zu solcher Zeit, ausf andre ihre Felder, wie auch die Hultung, wann der Kläger Felder Brache (unbestellt) liegen, und aufs den Haferstoppeln, billich Vorbehalten. Und wird George Kießlich wegen seiner anzüglichen wortte und daß Er di» Klügere öffentlich vor Gerichte die Rotte Chora, Dathan und Abiram gescholten, ümb 5 Thlr zu milden fachen und besserung der Capellen zu Sachßdorsf'bMch in Strausse genommen-", Er ist auch nebenst Hanh Tschiederichen die Gerichts Kosten so hiermit ausf Achtzehen gr. (Groschen) gemäßiget werden zu bezahlen schuldig. Uhrkundlich habe ich diesen Bescheid) mit meinem Gerichts Siegel betrucken lassen und den Partheyen publiciret, Den 14. Decembris Anno 1684. (tt. S.) Johann Friedrich Heigius'ft" Mit der Gemeindehutung steht im Zusammenhang der V i e h a n s ch n i l t, der zweimal im Jahre erfolgte Es war dies eine Zählung des Viehes und Mar der Zug ochsen, Samenrinder, der Ferkel, der gekauften Lämmer und Kälber und des anderen Viehes, Ziegen ausgenommen; für jedes angeschnittene (gezählte) Stück mußte der Besitzer ein Metzchen Korn in die Gemeinde schütten, wovon zunächst der Hirte seinen Malter Korn erhielt. Es kam nun vor, daß Gemeindegiieder ein Stück verleugneten, wofür sie, wenn der Betrug offenbar wurde, mit einem alten Schock (60 Groschen oder 2 Gulden 18 Groschen) Strafe für die Herrschaft und mit einer Tonne Bier für die Gemeinde belegt wurden. So mußte 1779 Joh. Paul Hillig, weil er am „Gehör-Tage" ein Schaf zu wenig zum Anschnitt angegeben hatte, den Gemeinderügen gemäß „Ein alt Schock" Strafe an die Herrschaft zahlen und eine Tonne Bier als Buße in die Ge meinde, sowie 16 gl Unkosten und 3 gl dem Gerichts-Schöppen Donat für die Anzeige geben. Gleiche Strafe traf in demselben Jahre Joh. Christoph Kaubitz, weil er ein Schwein zum Anschnitt nicht angegeben hatte. (Soll im Kriege bei den Viehzählungen nicht Aehnliches vorgekommen fein?) Gleich streng verfuhr man gegen die, die den althergebrachten Ordnungen zuwider das zur Gemeindeviehweide bestimmte Feld nicht bis zu gehöriger Zeit unbearbeitet liegen ließen oder den Triftzug auf irgendeine Weise erschwerten oder wohl gar durch Vorfäen versperrten. Folgendes „Busgelder"-Verzeichnis, das wahrscheinlich aus der Zeit von 1776 bis 1780 herrührt, möge das Nähere erläutern: „Was an dem Walpurgis Gehör Tage auf der Vieh Huttung verbüßet worden: Erstlich bey Faust (Nr. 12) stehen Erd Haufen, der giebt eine halbe Tonne Bier, bey Gottlieb Schuster (Nr. 13) ist eine Ecke umgeackert, der giebt eine halbe Tonne Bier, bey Gottlob Kretzschmar (Nr. 21) sind Furchen gefahren, der giebt eine halbe Tonne Bier, bey Gottlieb Aschochcn (Nr. 27) ist übergesäet, der giebt eine halbe Tonne Bier-"." Zur Viehtriebe im Dorfe diente der am unteren Ende desselben rechts der Straße bei dem Hirtengarten beginnende Weg, der bei dem Gute Nr. 2 über die Dorfstraße führt, um dieselbe bei Einmündung des Wilsdruffei Weges zu kreuzen. Gegen wärtig ist dieser Weg verschmälert; es haben sogar im Laufe der Zeit verschiedene Be sitzer der dicht an demselben liegenden Güter Gebäude auf ihm aufgeführt ober ihre Gärten dahin verlängert mit Genehmigung der Gemeinde, der sie für Abtretung dieses Zu vergl. VII- " Aufbewahrt im Gem.-Arch. S. " Die Tiere werden durch Äbfchneiden eines Wollbüschels oder Haarstreifens gezeichnet, am Unredlichkeiten vorzubeugen. " Zu vergl. Rüge 13. zur Gemeindevorheit gehörigen Platzes eine Entschädigung zahlten. In der Rechnung von 1831 sind 4 Thlr. 12 gl vereinahmt „von Paul Hilligen (Nr. 8) vor einen Platz aus dem Dorfe bas Ouergebäude rauszuriicken im Jahre 1829". Im folgenden Jahr- zahlte Beale Kretzschmar (Nr. 21) „2 Thir. vor einen Platz aus dem Dorfe, das neue Haus herauszubauen;" in gleicher Weise geschah dies auch bei der Gartennahrung Nr. 17 im Jahre 1837, bei dem Gute Nr. 2 im Jahre 1842; in letzterem Falle wur den 10 Thlr. bezahlt, wofür der betreffende Besitzer Joh. Gottfried Pietzsch Seitengebäude und Scheune zum Tei! auf dem Dorfvorhaupt aufführen konnte. Andere Besitzer erlangten durch Zahlung eines jährlichen Zinses das Recht, die ihrem Grundstücke vor liegende Borheit einzuzäunen und als Garten zu benutzen, während die Gemeinde das Eigentumsrecht an derselben behielt. Schon in früheren Zeiten halten die Besitzer das Recht, aus der ihren Grund stücken vorliegenden Vorheil Gärten anzulegen, in denen sie besonders Kraut- und Rübenpfianzen zogen, wie dies Rüge 15 angibt; doch mußte der Platz spätestens „all Johannis" wieder geöffnet und frei fein, um die Triebe nicht zu hindern. Die Gemeindevorheit, über die „die Kommun Eigentums- und Benutzungsrecht durch Huttung, Viehtriebe und Gehen ausübte," ward zu wiederholten Malen Gegen stand eines Prozeßes. 1818 hatte der Gärtner Rabe (Nr. 18) die feiner Nahrung vor liegende Vorheit eingezäunt, um diesen mit Bäumen bepflanzten Platz vor den durch das Dorf getriebenen Herden zu schützen. Als die Gemeinde gerichtliche Klage erhob, führte er zu seiner Verteidigung an, daß täglich 16—18 Viehherden außer dem herrschaftlichen Schafviel über die Vorheit getrieben würden und daß gegenwärtig nur die Bauern und ein Gärtner Schafe hielten und zwar insgesamt 3M—400 Stück. Da nun von jedem Stück jährlich ein Metzchen Korn, deren sechs ein Viertel ausmachen, gegeben würde, so bliebe nach Abzug der 12 Scheffel Korn, welche der Gemeindehirte zu Lohn und Brot erhalte und die den Namen Hirtenschutt führten, wenig übrig, was unter die Gemeindeglieder nach den Köpfen verteilt werde, daß also der Gäxtner ebensoviel als der Dauer davon erhalte. Rabe hält „für billig, daß, da die Schafbauern vom „Schutte gleiche Portionen wie die Gärtner ohne Schafvieh erhalten, letzteren die aus schließliche Benutzung ihrer Dorfoorheit zustehe -ft Wir erfahren aus dem Prozeß der Gemeinde Sachsdorf gegen die Witwe Kretzschmar -°, daß Rabe, da seine Einwendungen nicht anerkannt wurden, in Strafe verfiel. Von 1836 bis 1842 prozessierte Sachsdorf mit Johann Gotthelf Zschoche, Besitzer des Gutes Nr. 27, der nach der Dorfstraße zu eine Mauer, die sein Grundstück be grenzte, aufgeführt hatte; diese hatte er aber so weit herausgerückt, daß der vor seinem Grundstück gelegene Tei! Gemeindeland mit inbegrissen war, ohne daß er bei der Ge meinde, wie dies andere Besitzer getan, die auf die Viehtriebe gebaut, um Einwilligung nachgefucht und sich für dieselbe „durch Ergötzlichkeiten abgefunden" hatte. Das von der juristischen Fakultät der Universität zu Leipzig eingeholte Urteil und das des Oberappe- lationsgerichts sielen zu Gunsten der Gemeinde aus. Zschoche mußte die Mauer ein rücken und einen Weg zum Gehen über das betreffende Gemeindeland gestatten -ft 1839 sah sich die Sachsdorfer Kommun wiederum gezwungen, in Sachen die Dorf- vorheit betreffend, klagbar zu werden und zwar gegen die Besitzerin der Gartennahrung Nr. 21, „Johanne Beate verw. Kretzschmann", die die Umzäunung der ihrem Grund- Bauern, welche Schafe halten. -° Entnommen einem Sachsdorfer Gerichtsprotokoll im Arch. d. Amtsg. W. Siehe übernächsten Abschnitt. " Sachsdorfer Gerichtsprotokoll im Arch. d. Amtsg. W. 162
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