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Wilsdruffer Tageblatt : 20.11.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192511206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19251120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19251120
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-11
- Tag 1925-11-20
-
Monat
1925-11
-
Jahr
1925
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 20.11.1925
- Autor
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Die Spanier wollen nur ein Provisorium von sechs Mo unten zugestehen, während Deutschland im Interesse einer wirklichen Dispositionsmöglichkeit seiner Ausfuhrindustrie auf dis Sicherung durch eine längerdauernde Abmachung Wert legt. Übrigens sind die deutschen Gegenmaßnahmen gegen die spanischen Kampfzölle noch nicht in Kraft ge treten. Tschechoslowake». Rücktritt des Kabinetts Schwehla. Auf Gruud des Wahlergebnisses hat die Negierung Schwehla demissioniert. Präsident Masarhk hat die Demission angenommen und gleichzeitig Schwehla mit der Weitersührung der Geschäfte betraut. Die tschechischen Parlamentswahlen haben erneut den Beweis erbracht, daß das Hu lisch in er Länd chen treu am Deutschtum hängt. Trotzdem den deutschen Parteien jegliche Wahlpropagauda unterbunden war, haben die Wahlergebnisse in allen Orten eine durch schnittliche Deutschemnehrheit von 75 aller Stimmen ermelt. Aus In- und Ausland. München. Polizeioberst und Ches des Landespolizeiamts ö. Seißer läßt erklären, daß an ihn von keiner Seite die strittige Frage, ob ein Staatsstreich in Bayern auf dem Wege stillschweigender Duldung durch die maßgebenden Behörden oder vielleicht auch mit ihrer ausdrücklichen Kooperation fried lich und ohne gewaltsamen Putsch gemacht werden könne, oder eine dem Sinn nach ähnliche Frage gerichtet worden ist. Paris. Aus Damaskus wird gemeldet, daß General Gamelin, der französische Oberkommandierende in Syrien, der Pariser Regierung einen Bericht eingesandt habe, in dem er die Entsendung von 50 000 Mann zur Verstärkung fordert, um die Lage in Syrien wieder herzustellen. An der Grenze Palästinas ist von den Engländern der Belagerungszustand verhängt worden. London. Das englische Porlamem Hal bei seinem Wieder- zusammentritt zur Wintsrsession dem Kabinett Baldwin mit 278 gegen 121 Stimmen sein Vertrauen ausgesprochen. Warschau. Wie amtlich mitgeteilt wird, Hai der Präsident der Republik den bisherigen Außenminister, Grafen Skrzynski, mit der Kabinettsbildung beauftragt. Bukarest. Seit einigen Tagen weilen in Bukarest Militär- kommifsionen Jugoslawiens, Polens und der Tschecho slowakei, um über gemeinsames Handeln der Ge n e - gcalstäbe im Kriegsfälle zu beraten. Ferner soll eine mög lichste Vereinheitlichung der Bewaffnung und des Reglements der vier Armeen durchgeführt werden. Peking. Zwischen den chinesischen Generalen ist ein Waffenstillstand zustande gekommen, in dem sie ein ander versichern, nicht zu kriegerischen Handlungen zu schreiten. SmerMoyer im Mhmer-Awzeß. k § Berlin, 17. November. . Die Angeklagte Gräfin v. Bothmer spricht eifrig mis ihren Verteidigern über die Anklagebank hinweg. Dann fählf Justizrat Iosephsohn in seinem Plädoyer, das schon nicht weniger als 4)4 Stunden gedauert hat, fort. Noch einmal wird alles wiederholt und durch den Verhandlungsraum zieht sichle lich eine gewisse Ermüdung. Da holt der Potsdamer Verteil diger zum letzten Schlage aus. Die Gräfin war ja gar nicht Mitglied der Potsdamer „Gesellschaft", sie war ja eine Außens seiterin. Ein Schmunzeln geht da über die Gesichter del Frauen der Gesellschaft, aus deren Parkett diese Außenfeiterist noch im letzten Winter getanzt hat und die heute mit Lorgnettest in weißbehandschuhten Händen ihr Urteil erwarten, die sich mit devotem Handkuß im Gerichtssaal begrüßen. Wer wirst den ersten Stein auf sie? „Ich beantrage, daß die Angeklagte vor die Schranke tritt und eine deutsche Schriftprobe äbgibt, hört man plötzlich Justizrat Josephsohn sagen. Der Erste Staatsanwalt Gerlach fordert die Ablehnung dieses An- träges. Das Gericht zieht sich zurück, lehnt den Antrag auch ab und der Verteidiger tritt in seine sechste Plädoyerstunde. * Dis Dolchsisßple'Ksysrs. 8 München, 18. November. > Im Dolchstoßprozeß kam der Verteidiger des Beklagten Gruber. R.-A. Dr. Hirschberg, zu Wort: Er führte aus: Der Arbeiterdichter Karl Bröge hat bald nach Kriegsausbruch ein Gedicht veröffentlicht, das beginnt: „Immer haben wir schon eine Liebe zu Dir gekannt, nur haben wir sie nicht bei ihrem Namen genannt, Deutschland." Dieses Gedicht wurde dem Kommandierenden General v. Falk in Altona vorgelegt, und dieser schrieb an den Rand des Gedichtes: „Gutllingeude Re- : densarten." Darin ist alles enthalten, was ich tu meinem Pia- f doyer anzuführen habe. Der Verfasser einer Reihe ähnlicher j Randbemerkungen ist Professor Loßmann in München gewesen. Rechtsanwalt Hirschberg stellte schließlich fest, daß nach s allem vorliegenden Material von dem Dolchstoß nichts mehr übrig bleibe. Der Verkecdiger stellte den Antrag, den Ange klagten freizusprechen, eventuell, wenn das Gericht den einen oder den anderen Ausdruck nicht unter den 8 193 stellen wolle, ihn wegen sormaler Beleidigung nach 8 185 zu einer ange messenen Geldstrafe zu verurteilen. Er schloß mit den Worten: Bezüglich der größeren historisch-politischen Auseinandersetzung bin ich genötigt, den Antrag zu stellen, daß der Gegner schuldig gesprochen wird. Es ist meines Erachtens von den beiden Dolchstoßhsften objektiv und zum Teil auch subjektiv nicht ein Stein auf dem anderen geblieben. Durch die Zeugen- und Sachverständiaenvernehmungen ist wissenschaftlich die Dolch- stoßfrage vollständig geklärt. Wir haben in diesem Prozeß eine Lanze für die Wahrheit gebrochen. * Semrisikmg der Grasig BöihZmr. Ein Jahr Gefängnis. HBcrlin, 18. November. Im Prozeß gegen die Gräfin Bothmer wurde die Ange klagte wegen Diebstahls in vier Fällen gegenüber der Frau Dr. Dommer und in sechs Fällen gegenüber dem Landgerichts- Präsidenten Rieck zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr verurteilt, wobei auf die Polziner Diebstähle vier Mo nate, aus die Potsdamer acht Monate fallen. Die Angeklagte nahm das Urteil äußerlich gefaßt entgegen. Ihr Verteidiger, - Justizrat Jüssptzfohn, beantragte sofortige Haftentlassung, die s das Gericht aber nach kurzer Beratung ablehnte. In der Urteilsbegründung heißt es: Eine einfache Sache, t eine Bagatelle. Hal eine außerordentlich lange Verhandlung not- i wendig gemacht. Das lag zum Teil daran, daß dis Voruuter- s fuchung gefehlt hat. In der Hauptverhandlung hat sich auch ! manches anders dargestellt, als die Polizei es geschildert hat. Es ist ein Gegensatz zwischen der Aussage der Polizeibeamten uns denen des Grasen Bothmer und des Präsidenten Rieck. Es ist auch richtig, daß die Angaben des Ehepaares Schiller anders dargestellt wurden Aber das liegt daran, daß die Ver nehmungen durch die Polizei verschieden gehandhabt werden. Es tut wegen der Hetze gegen die Kriminal polizei not, zu betonen daß die Polizei sich l korrekt benommen hat. Das Fehlen der Vormner- > suchung bedingte auch, daß die Angelegenheit in aller Lsfent- i lichkeit behandelt werden mußte. i Zava in Berlin. Eine Ausstellung exotischen Schaffens. L. Berlin, 16. November. Gäste aus Ostasicn sind in der Reichshauptstadt! Unh in den Räumen eines Berliner Kunstgewerbehauses ver- ! sammelten sich die geladenen Vertreter der Behörden, l Presse, Kunst und Wissenschaft, den Besuch Zu begrüßen, i Die Javaner sind hergerommen, um uns das merkwürdig! Schassen ihres Landes näherzubringen. Eine Kunstguß s stellung ist veranstaltet von der Deutsch-Niederländischer ' Gesellschaft, die das Ziel hat, Verständigung und Ver stehen zwischen Deutschland und Holland herbeizuführen Heute handelt es sich nm ein holländisches Kolonial/ gebiet: Java. Die Wände des Saales zieren kostbare, handgewebt' Batikarbeiten, Wajangfiguren, die aus flachem Lede: zierlich geschnitzt sind und den Schattenspielen dienen dann Malereien auf Seide. Hohe exotische Pflanzen steiger i an den Wänden empor; auf Tischen liegen kunstgewerb- ! liche Arbeiten aller Art. Man glaubt, in einer anderer : Welt zu sein: alles ist fremdartig, bezaubernd und schön Durch den Vortrag des javanischen Prinzen Rader : Mas Noto Soeroto, der in die javanische Kuns s einführtze, erhielt die Eröffnungsseier ihr besonderes Go ? präge. Der Prinz, aus einem alten Adelsgeschlecht unj geistiger Führer Holländisch-Jndiens, spricht, zum Ev ! staunen aller trotz des fremdartigen Akzents gut und Vs» - stündlich deutsch. Er betont seine freundschaftlichen Ve ! Ziehungen zu deutschen Javareisenden, seine Freude, ft - Deutschland sprechen zu dürfen. Und dann verbreitet ei - sich über die Kunst seiner Heimat auf den verschieden : artigsten Gebieten: im K u n st g e w e r b e, im Wajang Schattenspiel, bei dem es sich um einen religiöser Ahnenkult handelt, denn die Puppen verkörpern die Geistei : der Ahnen, Helden und Dämonen; von der javanischer - Musik mit ihren Orchestern aus Gongspielen, Gongs Trommeln uns Xylophonen, vom Lanz, der hohe Bo deutung hat. Das Interessanteste des Abends waren Darbietungen javanischer Gesangsmusik, die der Prinz und ein javanö scher Sänger vor dem gespannt lauschenden Publikum zi Gehör brachten. Das Lied besteht bei den Javanern auä einem melodischen „Gerippe", das durch die Kunst des Sängers.improvisatorisch verziert und ausgeschmückt wird Man darf sich unter dieser Musik nicht etwa der unsrige« Ähnliches vorstellen; denn die Gesänge bauen sich ganz anders auf, erscheinen uns völlig fremd, ja oft monoton Aber auch auf uns wirkt die seltsame Innerlichkeit diese: Gesänge, dis am Abend durch das tropische Schweiger des Landes erklingen. Jeder Javaner kennt die Gesänge, obwohl es keine Notenschrift gibt, was bei der hoher Musikkultur Indiens besonders auffallend ist. Die Liedei werden den Kindern solange vorgesungen, bis diese si< können. Als Texte dienen alte Sprüche mit Lebensweg heften oder Gedichte, Spiel und GysrS. . Sieg Laskers über Rubinstein. Das Hauptereignis osr Moskauer sechsten Runde war der Sieg Laskers über Rubinstein. Lasker hatte die schwarzen Steine. Die Partie wurde mit dem Damenbauern eröffnet, und Lasker ' gewann durch vortreffliche Behandlung des Endspiels. Neue FLiegerweltreksrde. Dem Flugzeugführer ° B o s foutrot ist es gelungen, vier Weltrekorde zu schlagen. Er erreichte mit einer Last von 6000 Kilo eine Höhe von 3500 Meter und blieb eine Stunde 12 Minuten 21 Sekunden in der Luft. Der Aufstieg dauerte 55 Mi nuten. Das Flugzeug wäre demnach imstande, von Paris nach London mit fünfzig Passagieren au Bord in drei Stunden zu gelangen. Dieser Apparat könnte ferner in Kriegszeiten fünf Tonnen Munition auf einer Distanz von 500 Kilometer befördern. Mit den sieben in der Vor woche aufgestellten Rekorden hält Bossoutrot nunmehr elf Weltrekorde in der Hand. ANN dem Gsrichissaal. f Dr. Hauck wegen seiner Autographendiebstähle vor s Gericht. Vor dem Schöffengericht Charlottenburg be- s gann die Verhandlung wegen der großen Archivdiebstähle, z deren Aufdeckung im Frühjahr dieses Jahres in der natur- ! wissenschaftlichen Welt das größte Aufsehen erregt hatte, da i es sich herausstellte, daß die Sammlungen und Archive nicht ! nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und im Vatikan ! in umfangreichstem Maße ausgeplündert worden sind, und s wobei es sich vielfach um die seltensten und wertvollsten Auto- j graphen berühmter Männer und historisch wertvoller, zum ! Teil sogar sehr alter Dokumente handelte. Angeklagt sind wegen fortgesetzten Diebstahls der Privatgelehrte Dr. Karl § H ä u ck und sein Famulus Hohenlocher wegen fortge- j setzter Hehlerei. Hohenlocher ist außerdem noch angeklagt - wegen unberechtigter Beilegung des Adelstitels, da er sich : ständig „von" Hohenlocher nennt. ! § Strenge Bestrafung eines Wucherers. Vor dem Land- ' geeicht in Dresden hatte sich der dort wohnhafte Geldver- ! leiher Johann Friedrich Rudolph wegen unerhörten , Wuchers zu verantworten. Er verlieh Geld aus zehn Tage j und verlangte trotz vieler Sicherheiten, die er sich geben ließ, ; für 44 geliehene Mark 60 M., für 100 M. 140 M., für 60 M.' ! 84 M., für 80 M. 132 M. usw. Seine Opfer wurden rücksichts^ > los ausgepfändet und ausgszogen. Zwei von ihnen, eine arme ' Witwe und ein öOjühriger Mann, begingen Selbstmord! Das j Schöffengericht verurteilte ihn zu 9 Monaten Gefängnis und ! 1000 M. Geldstrafe. Dagegen legte Rudolph auch noch Beru^ § fung ein, ebenso auch der Staatsanwalt. Das Landgericht vem ; urteilte den Halsabschneider zu einer gerechteren Strafe: zweH j ein halb Jahren Gefängnis, 3000 'M. Geldstrafe j und zu fünf Jahren Ehrverlust. Weli Mh Missen. V. Ein Epilepsiescrum entdeckt. Der Leningrader Physiologe - Professor Pawlow demonstrierte in seinem Laboratorium : sie Wirkung eines von ihm entdeckten Epilepsieserums. Durch j xefrierung bestimmter Gehirnteile des Hundes werden epilep- ' Üsche Anfälle hervorgerufen und dadurch wird in dem Orga- z Ilsmus des Hundes ein besonderes Gift — Autororin — er» ! teugt, dessen Einimpfung gesunde Hundc immun macht. Das Me stürzt Hsmon YON Hanns Hei-sieck We Recht« Vorbehalte«; 88. Fortsetzung. So wußte einmal eine große Berliner Zeitung authentisch zu sagen, daß er mit bedeutenden industriellen Konzernen Beziehungen angeknüpft hatte. Dabei fielen die bekanntesten Namen, und man sah ihn auch tatsächlich einige Tage später mit einem der bedeu tendsten Großindustriellen zusammen auf einer Photographie. Ungeheures Aufsehen erregte aber der Bericht einer Direktnen- Versammlung, bei der Willert gesprochen hatte. Seine Rede wurde wortgetreu wiedergegeben und selbst von den kleinsten Provinz- Mättern ohne Kürzung gedruckt. Es ging wieder ein Aufatmen durch bas Land —- vom ärmsten Bettler bis zum reichsten Palastbesitzer fühlte sich jedermann erleichtert — es würde etlvas geschehen, ein jahrzehule langer Alpdruck würde von dem geknechteten Volks ge- normnen, und nicht rohe Gewalt, keine Waffen, lediglich die Aus wirkung eines einzigen Geistes würde die eine alles umwälzende Wendung bringen, die man kaum noch zu hoffen wagte. Selbst Negierungsvertreter waren bei der bedeutungsvollen Versammlung zug'Sgen gewesen, und einmütig stand das ganze Volk hinter dem einen Mann, der es erlösen sollte Willert hatte folgende Ansprache gehalten: „Meine Herren, — ich hatte Sie gebeten hierher zu kommen, da äh bezüglich meiner bekannten Erfindung positive Vorschläge machen will. Daß Sie meinem Rufe so zahlreich gefolgt sind, !s- weist mir Ihre Einmütigkeit in der Erkenntnis, daß meine Er findung mehr wert ist, als fünf gewonnene Kriege. Wenn ich meme Rede beendet habe, wird die Deutsche Mark 100 Punkte emporgcschnellt sein. Man wird im Auslande rasend werden, besonders im Westen, und wir können uns dessen in be haglichem Abwarten freuen. Denn endlich hat uns eine Stunde der .Erlösung geschlagen. Wir besitzen heute eine Maschine, die unser gesamtes Wirt schaftsleben mit einem Male verändert. Wir werden unsere Pro duktion auf allen Gebieten uin SO und mehr Prozente verbilligen ^können; denn wir sind von der Kohle so gut wie unabhängig ge- worden. Mit einem Wort: Niemand mehr kann mit uns konkurrieren. Ich hatte besonders die Direktoren und Vertreter unserer größ ten wirtschaftlichen Konzerne um ih- Erscheinen gebeten. Sie sind alle gekommen. Und nun will ich sagen, was ich von jedem glaube erwarten zü dürfen, was ich als guter Deutscher von allen anderen ehrlichen Deutschen erwarte. Kleinlicher Konkurrenzneid und Parteihader müssen verstum men. Wir müssen zusammenhalten, und — meine Herren! — unter dieser Voraussetzung räume ich Ihnen allen, bis auf meine Ge heimkapsel, Las Fabrikationsrecht meiner Maschine ein ... . Fassen Sie zu, beginnen Sie sofort mit der Herstellung, so können wir bald Millionen dieser Apparate besitzen. Ich, wie gesagt, liefere nur den Geheimteil, sozusagen die Seele. Diese Fabrikation muß ich mir allerdings ganz alleine Vorbehalten, ohne meine Macht jedoch ausnutzen zu wollen. Es geschieht in erster Linie aus organi satorischen Gründen. Eine einzige Bedingung knüpfe ich allerdings an jegliche Liefe rung. Vorläufig darf keine einzige Maschine denjenigen Mächten ge liefert werden, die 1914/18 mir uns im Kriege standen! Erst bauen wir einmal selbst unser Wirtschatsleben nach dem neuen System wieder auf. Mögen die anderen vor Neid berste:: — sie haben uns an der Kette gehalten — — jetzt halten wir sie! Es gibt eine Ge rechtigkeit, meine Herren, wenn sie auch bisweilen sehr auf sich warten läßt. Indessen spielen einige Jahrzehnte in der Weltge schichte gar keine Rolle. Niemand, ich selber nicht, hätte jemals eine solche Lösung er wartet. Aber nun wollen wir handeln. Meine Richtlinien kennen Sie — die Pläne stehen Ihnen sofort zur Verfügung. Und nun zur Tat!" Ein Jubel, der nicht enden wollte, war diesen Worten des großen Erfinders gefolgt, obwohl die wenigsten noch ihre volle Trag weite zu begreifen vermochten. Willert hatte am gleichen Tage noch sämtliche Betriebe Brink manns käuflich erworben. . , -s- * Margot hatte Willert in Paris nicht mehr angerufen. Sie war zu stolz dazu. Willerts Verhalten auf dem Flugplatz hatte sie tief gekränkt. Sie war unverzüglich wieder nach Hamburg gefahren. > Hier führte jetzt Luise den Haushalt. Noch immer war es, als schwebe der Fittich des Todes über dem Hause, von dem man einen Teil dem Wohnungsamt hatte räumen müssen. Still und traurig war es in den verlassenen Räumen und still und traurig hantierte Margot. Vergeblich suchte Luise sie aüfzuheitern. lieber ihr Zusammentreffen mit Willert hatte sich die ältere Schwester nicht ausgesprochen. Trotzdem zog Luise richtige Schlüsse. Sie war taktvoll genug, den Ingenieur mit keinem Worte zu er wähnen. Es war ihr klar, daß Willert von Frau Margot nichts wissen wollte. Umsomehr wurde sie überrascht, als eines Tages Las Telephon klingelte und Willert am Apparat war. „Ist dort Frau Margot selbst?" fragte er, „Gnädiges Fräu lein," fuhr er fort, als sich Luise zu erkennen gegeben, „Sie haben Wohl in der Zeitung gelesen, Latz ich zwecks Verhandlungen mit ver schiedenen Reedereien in Hamburg bin. Ich hatte Ihre Frau Schwester; seinerzeit in Paris gebeten, mich einmal anzurufen. Sie rief jedoch: nicht mehr an. Bitte sehr. Ich habe mich damals Wohl etwas —- hm — unhöflich benommen. Daher wollte ich mich heute entschuldigen, und wenn Ihre Frau Schwester Zeit hat — ist sie zu Hause, bitte sehr?" „Nein! Leider nicht. Wer ich will es ihr sagen. Kommen Sie doch um 6 Uhr zu uns zum Tee!" „Ich will sehen, ob es sich einrichten läßt. Dann sehr gerne.", „Meine Schwester würde sich jedenfalls ungemein freuen, und Sie könnten sie für Ihre — — Unhöflichkeit gar nicht besser ent schädigen." „Dann will ich kommen. Also um S. Und nun auf Wieder sehen, gnädiges Fräulein, ich werde erwartet . ." Als Luise abgehängt hatte, lächelte sie still vor sich nieder. Sie nahm sich vor, Margot zu überraschen. Sie wollte selber reichlich Kuchen besorgen. Und guten starken Bohnenkaffee sollte es geben. Sie überlegte, wie diese Wendung gekommen sein mochte. Den Film: Willerts Ankunft von der Weltumseglung in Paris mit der Rosenszene hatte sie selbstredend auch gesehen. Gerade daraus hatte sie ihre Schlüsse gezogen. Aus der Korrespondenz mit Edith Brinkmann war nicht recht klug zu werden. Edith hatte ihr viel geschrieben. Aber die Freundin schien sich über ihre Gefühle selbst nicht recht klar zu sein. * „Ich bin in Krummhübel", berichtete sie aus dem Riesenge birge, „sozusagen vor mir selber geflohen. Harrys Tod hat mir die Augen geöffnet. Ich glaube, ich habe ihn gar nicht richtig geliebt. Als es hieß, daß Willert nach Berlin kommen werde, trieb es mich fort. Ich hatte das Empfinden, gegen ihn ein Unrecht begangen zu haben. Aber auch darüber bin ich mir gar nicht klar. Mir ist, als mache das Leben einige Menschen zum Spielball. Es reißt mich umher und läßt mich nicht mehr zur Rühe kommen. . i (Fortsetzung folgt.)!, .
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