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Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wochenblatt für WiLsdrmff «. Umgegerld LUd »r!chLs!,iIellkN — —— »«hm« P> j«»« ö»» «<- «Än,,r» ««t-t-r:!. I« L-llc tz»I>err- S-wa-i, »»rr,oust:,cr »^»ht k-k «xsplmch-»! Nr^r«<« »« ZrUun, »dkr Küq»», d« D«p»«»pKtse-. — ^üLsr-rd-«, -t«,esmrLt« SchryMüW «pä«t „r, »«« P»»t» dritte,t. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. A«zeitzL»^re^>: dir8HespalteneNau»-eire20D»ldpfev»i>, die 4 gespaltene Zeile der amtliche« Vekannt«ach»irge«4OG«rdo pfaxnig, die S gefpslteue Sieklamerell« i« t^lllchrk Teiir 100 Goldpfennig. Rachmcisuugagebühr 20 Gordpfem^L. V»»» SL"?.'.°K.SL Fer»s»r«q-r- AM Wil-dmff Nr. s WLN'ML bi» »o-TlA. I« Uhr - > ——»» ! Air bi, «lcha,kZ» b« bisch Fern»«; Ld«r»ittelten Anztige» übernehme» mir keine Dar«»»». Jeder Li«dll«I»njpr»ch erlisch«, »em> drrVetr«, »«ch m«»««t»,»^,e»Werden«»b «derb«L»srrog,ederi»«,n»ui« ,«». An,ei,ennebrue» -lleB»r»it«!«,»st«llmi rirt^m» L« Wilsdruffer Tageblatt esthSlt die amtliche» Beksautmachmigr» drr B»ttsha»ptm«m»schast Weitze», des Amtsgericht« and Stadtrot» zu Wilsdruff, Forffreutamts Tharandt, Finanzamts ««ff«. Nr 266 — 84 Jahrgavg Telegr.-Adr.: .Amtsblatt- WiLsdruff-DreSdeN Postscheck: Dresden 2840 SvNNtag, 15. November 1925 Wirken für die Zukunft. (ilm- And Ausblicke.) Der Reichspräsident, der eine Reise nach Süd deutschland unternommen hat, um den Regierungen von Württemberg, Baden und Hessen in Stuttgart, Karlsruhe und Darmstadt sozusagen einen Antrittsbesuch abznstatten, ist überall nicht nur mit den ihm gebührenden Ehren empfangen, sondern jubelnd begrüßt und außerordentlich tefeiert worden. In den Reden, die er bei dieser Gelegen heit halten mußte, konnte er als Staatsoberhaupt auf po litische Einzelsragen nicht eingehen, er hat nur in seiner schlichten, würdigen Art betont, wie bitter not es uns tut, aus der inneren Zerrissenheit herauszukommen, veil nur „Gemeinschaftsgefühl und der Geist dienender und opfernder Vaterlandsliebe der Boden sind, auf dem lvir eine bessere Zukunft aufbauen können". Er durfte die Überzeugung mit sich nehmen, daß wenigstens der Gedanke oer Reichseinheit und -einigkeit, deren Repräsentant er ist, Lber allen Parteihader den Sieg davonträgt und feststeht. Nicht nur für ihn, sondern für alle Deutschen ein Trost im Leid und ein Hoffnungsquell. So sollte sich das Wirken iür die Zukunft gestalten. * Auch der R e i ch s k a n z l e r, der in der Wahl seines Stoffes größere Freiheit hat, hat in den letzten Tagen Wie ser einmal Gelegenheit gehabt, vor der Öffentlichkeit zu rede». Da er im Verein Deutfcher Kaufleute und Indu strieller sprach, war eS für ihn gegeben, daß er in seinen llusführungen wirtschaftliche und finanzielle Fragen er- »rterte. Weiter verteidigte er die Reichsregierung gegen »en Vorwurf mangelnder Führung und schließlich ging er ms die alles beherrschende Frage des Vertragswerks von Locarno ein. Allein Neues hierüber milzuteilen, war « nicht in der Lage; er konnte nur wiederholen, daß die endgültige Entscheidung darüber erst möglich sei, wenn »er Geist von Locarno sich in Taten geäußert habe, und »aß dann auch erst die innerpolitischen Entschließungen gr üßt werden könnten, die durch den Austritt der Deutsch- lationalen aus der Regierung erforderlich geworden oären. Mit anderen Worten: Alles bleibt ungewiß, bis Wer die „Rückwirkungen" Klarheit gewonnen ist. * Wann werden die Alliierten diese so notwendige Klar- ,eit geben? Man hatte damit gerechnet, daß es am ver gangenen Donnerstag geschehen würde, aber im letzten Roment ist dann wieder eine Verzögerung einge- reten; wie behauptet wird, weil unsere Regierung, dar über unterrichtet, was ihr mitgeteilt werden sollte, dies licht für genügend erachtete. Das klingt nicht unwahrschein- ich, da die Gegenseite sich grundsätzlich auf den Stand- mnkt stellt, daß die „Rückwirkungen" erst nach endgültiger lnnahme der Verträge in die Erscheinung treten sollten, oährend wir vorher wissen wollen, woran wir sind. Kun soll, um zwischen diesen einander geradezu ans chließenden Anschauungen zu vermitteln, nach einem Kom- romiß gesucht worden sein, daß die deutsche Regierung in Schriftstück über die Absichten der Entente erhält. Ob ,as genügen würde, um die Opposition bei uns zu be ehren, ist allerdings fraglich. Immerhin zeigt sich hier >in Ausweg, den man in London, Paris und Brüssel oohl beschreiten könnte, ja, nach den Gesetzen der Logik «schreiten müßte. > * Die Tatsache, daß man in London für die ersten Tage »es Dezembers Vorbereitungen im denkbar größten Aus naße trifft, um die mit der Unterzeichnung der Ver- räge beauftragten fremden Staatsmänner festlich zu emp- kngen, daß sogar ein Festmahl beim Königspaar im buckinghampalast vorgesehen ist, zu dem nicht nur die Mi- lister, sondern auch ihre Frauen eingeladen werden sollen, leigt deutlich, daß man dort ein Scheitern der Verträge für »ollkommen ausgeschlossen hält. Denn wenn man üqend- velchen Zweifel hegte, würde man nicht den Hof in Be- vegung gesetzt haben. Die Alliierten wissen aber, nachdem is ihnen hundertmal gesagt worden ist, daß die Zustim- nung des Deutschen Reichstages nur zu erreichen st, wenn er ausreichende Sicherheit erhält, daß der Geist wn Locarno sich in einer für Deutschland günstigen Weise «uswirken werde. Das läßt keinen anderen Schluß zu, «ls daß man uns, sei es auch erst im letzten Augenblick, diese Sicherheit geben will; wobei freilich immer noch die Frage offen bleibt, ob das, was man drüben für aus reichend hält, auch hüben als ausreichend angesehen wird. -i- E§ ist eine Tücke des Zufalls, daß wir gerade jetzt, vo wir danach trachten, zu einer Versöhnung mit unseren jrüheren Feinden zu kommen, in einen Konflikt mit Spanien geraten mußten, das uns Wohlwollen auch sann bekundete, als sich fast die gesamte übrige Welt gegen «ns wandte. Der Wirtschaftskrieg ist ausgebrochen, während unsere Handelsverträge mit Rußland und Italien soweit gediehen find, daß der Reichstag, wenn er am SO. November wieder zusammentritt, sie sofort beraten kann. Spanien hat deutsche Waren mit einem Zuschlag von 80H auf seine Höchstzölle belegt und die Einfuhr nach einem Teil seiner Besitzungen ganz gesperrt. Das ist ein harter Schlag für die deutsche Wirtschaft, und es gewährt nur geringen Trost, den Spaniern Vorhalten zu können, daß sie mit ihrem Vorgehen sich selbst am meisten schaden, weil die kvanilcke Ausfuhr nach Deutschland viel größer Ser MmeM in der EutmWWsM. Paris, 14. November. Nach einem Havasbericht aus London werden die Alliierten unverzüglich auf die letzte deutsche Note antworten. Die Verhandlungen zwischen Deutschland und den alliierten Mächten werden mit größter Schnelligkeit geführt, da die Räumung Kölns am 1. Dezember auf jeden Fall beginnen soll. Die letzte deutsche Note, die Botschafter v. Hoesch Briand übergeben habe, gebe eine längere Erläuterung zu den fünf Punk ten -es vierten Teiles der deutschen Note vom 23. Oktober. WckttrM ckes polnilcken «elamtksdinettr. Warschau, 14. November. Nachdem Ser Staatspräsi dent die Demission des Kabinetts, die ihm von Grabsky überreicht wurde, abgelehnt hatte, trat das Kabinett sofort zu einer Sitzung zusammen. Nach längeren Verhandlungen wurde der einstim mige Beschluß gefaßt, die Gefamtdemission des Kabinetts auf- rechtzusrhalten. Dieser Beschluß wurde dem Staatspräsidenten mitgeteilt, der die Teamtdemission annahm. Damit ist das Ka binett endgültig zurückgetreten. Rataj mit der Kabinettsbildung betraut Warschau, 14. November. Der Staatspräsident hat heute abend den Präsidenten des Sejm Rataj mit der Bildung der Regierung beauftragt. Wie verlautet, wird er den Versuch machen, sich mit den Minderheiten zu verständigen. Er soll be- : reit sein, Sen Minderheiten große Zugeständnisse zu machen, i Ueberhaupt ist das Stärkeverhältnis im Sejm so, daß eine feste ! Mehrheit nur eine solche Regierung haben kann, die es versteht, ' die Unterstützung der Minderheiten zu sichern. Ser chinesische Mnißerpräsident i gefangen. Mobilmachung der japanischen Flotte. Die letzten Nachrichten, die über London ans China tinactrokfen sind, stimmen darin überein, daß sich in Pe- - sing ein neuer Umsturz vollzöge» hat, in den Einzelheite« - zehen sie allerdings auseinander. Jedenfalls hat Feng- - yuhsiang die Macht in Peking an sich gerissen. Der biss j herige Ministerpräsident Tuanischijui ist von ihm gefangen - gesetzt worden, nach anderen Meldungen soll sich Tuan in ' die ausländischen Niederlassungen in Tientsin geflüchtet - haben. Eine Anzahl von Tschangtsolin eingefetzter hoher t Beamter ist zurückgetreten und aus Peking geflüchtet, s Zwischen Fengyuhsiäng und Tschangtsolin stehen schwere ? Kämpfe bevor. Nach der Zeitung „North China Daily News" ist der i Präsident Tuanischijui tatsächlich der Gefangene Fengyu- i hsiangs. Der Zivilgouvernenr von Hunan, der cinsluß- s reichste Anhänger Fengynhsiangs, soll sich den verbündeten klrmeen angeschlossen haben. Nach einer Meldung ans, Peking sollen mehrere Mitglieder des Kabi- s aetts zurückgetreten sein. Mehrere Beamte, die - «ns Tschangtsolins Seite gestanden Hütten, seien ans der ; Hauptstadt geflüchtet. Die japanische Regierung hat in einer Sitzung des Kabinetts beschlossen, die Marine in den Zustand der Kampfbereitschaft zu versetzen, um jederzeit imstande zu fein, zum Schutze der japanischen Staatsbürger in China eingreifen zu können, sobald der christliche General Feng pen von ihm seit langer Zeit geplanten Staatsstreich verübe. Oie Pekinger Regierung gegen Wupeifu. Die chinesische Regierung erläßt eine Kundgebung, worin Wupeifu als Rebell und Aufrührer bezeichnet und Fengyuhsiäng beauftragt wird, gegen ihn vorzugehen. In der Kundgebung wird ferner erklärt, daß die militäri schen Maßnahmen Suntschuansangs den friedlichen Grundsätzen der Zentralrcgicrung zuwiderlanfen. Tschang tsolin wird angewiesen, die Eisenbahn Tientsin—Pukauw zu verteidigen. Die Kundgebung versucht anscheinend Tschangtsolin und Fengyuhsiäng miteinander zu ver söhnen. Inzwischen räume» die Truppen Fengyuhsiangs, hie Kasernen in und um Peking und ziehen sich in der ^Richtung auf Kalgau zurück, während die Truppen Tschangtsolins von drei Seite» gegen Peking vor - rücke n. ist als die deutsche nach Spanien. Es liegt aus der yano, daß wir die Kampfzölle nicht ruhig hinnehmen wer- den, sondern zu Gegenmaßregeln greifen müssen. Der : Reichsrat hat denn auch bereits sein Einverständnis damit , erklärt, daß die von der Regierung in Aussicht genommene j beträchtliche Erhöhung der Zölle auf die wichtigsten spam- t scheu Waren alsbald in Kraft gesetzt werde. Wenn er zu- > f gleich dem Wunsch Ausdruck gab, den sür beide Telle um : Erfreulichen Zustand so schnell als möglich zu beseitigen, j so befindet er sich jedenfalls mit der Reichsregierung und 'mit dem deutschen Volke in Übereinstimmung. Mrus. ! Hindenburg in SiiddenWand. Der Besuch in Darmstadt. ! Reichspräsident von Hindenburg hat Karlsruhe am - Donnerstag abend oerlassen, nachdem er zuvor im badi- f ! schen Staatsministerium den Tee eingenommen hakte, zu : s sein u. a. auch Dr. Eckener geladen war. Von Karlsruhe » segab sich der Reichspräsident nach Darmstadt, wo er : nieder mit brausenden Hochrufen empfangen wurde. Be- : sonders herzliche Ovationen wurden dem Reichspräsiden- ! !en dargebracht, als er vor der „Traube" de» Wagen ' »erließ und sich in das Hotel begab. Auch später zöge« s roch große Menschenmassen am Hotel vorüber, um ihrer j Verehrung für den Reichspräsidenten durch Hochrufe Ans- j druck zu geben. Im Hotel selbst sand um 8,30 Uhr ein i llufaches Abendessen im engsten Kreise statt, bei dem zwischen dem Reichspräsidenten und dem Staatspräsidenten i silrich kurze Trinksprüche gewechselt wurden. Im Alten Palais fand am Freitag ein großer Emp- ! sang statt, bei dem Staatspräsident Ulrich aus die Leiden i dinwies, die Heften durch die Besetzung zu erdulden habe. ) Ferner sprachen Landtagspräsident Adelung und Ober- ! Bürgermeister Gläßing. In seiner Erwiderung gab Reichs- f Präsident von Hindenburg der Hoffnung Ausdruck, daß - sie schlimmsten Zeiten nunmehr überstanden sind, und daß f sie inLocarno angebahnten V e r h an d l u n g enu. ch s sazu führen mögen, dem besetzten Gebiet und in ihm auch i heften Befreiung von den schlimmsten Lasten zu ver- ! schaffen und die zmn Leben notwendige Bewegurigsmög- ! Weit wiederzugeben. In Frankfurts Mauern. Von Darmstadt begab sich der Reichspräsident nach - Frankfurt a. M. Er fuhr vom Bahnhof aus direkt zu dem > slten Frankfurter Rathaus im Römer, wo im Kaife.r- » 'aal der offizielle Empfang stattfand. Daran schloß sich ein j Frühstück im intimen Kreis. Nachmittags besuchte der ? Reichspräsident auf seinen besonderen Wunsch das Frank- jurter Stadion. Abends wurde im Opernhaus ebenfalls -»uf besonderen Wunsch des Reichspräsidenten „Figaro" gegeben. Am späten Abend trat der Reichspräsident die stüüreise nach Berlin an. ReLchsparieiiag -es Zenirums. r. Kassel, 14. November. Der Reichsparteitag beginnt heute mit einer Sitzung des Reichsparteivorstandes und mit Beratungen des Hauptvor- standcs der Jugendorganisation des Zentrums, des Verbandes der Windthorst-Bünde Deutschlands. Die Verhandlungen des Reichsparteivorstandes werden vom Reichskanzler a. D. Wil helm Marx geleitet. Die Verhandlungen der Windthorst Bünde werden vom Reichstagsabgeordneten Joos und dem Chefredakteur Dr. Buhla geführt. An die Verhandlungen des Reichsparteivorstandes schließt sich am Sonntag — eben falls unter Leitung von Marx — die Sitzung des Reichs- parteiausschufses. Es war zuerst angenommen worden, daß an den Verhandlungen des Reichspartciausschusses auch Reichskanzler a. D. Dr. Wirth teilnehmen würde. Wie man jedoch aus parlamentarischen Kreisen hört, wird das nicht der Fall sein. Danach soll Dr. Wirth die Absicht haben, erß am Sonntag abends in Kassel einzutresfen, um dann am Montag vor dem Plenum des Reichspartcitages zu erscheinen. Rsichstagsarbeit. Berlin, 13. November, f MU dem Beschluß des Ältestenrats des Reichstages, diesen km 20. November zusammenzubcrufen, ist die so lange be- 'prochene Frage erledigt. Zwar werden die beiden ersten Tage ser Parlamentsarbeit noch nicht der Locarno frage ge- vidmet sein; zunächst sollen die Handelsverträge mit llußland und Italien zur Behandlung kommen. Erst für den !3. November ist der Beginn der Auseinandersetzung über die ei Locarno entstandenen Vertragsentwürfe vorgesehen. Bis iahin wird, wie man annimmt, ein juristisches Gutachten sarüber vorliegen, ob die Annahme des Vertrages von Lo- :arno eine Verfassungsänderung bedeutet, ob also eine Zwei drittelmehrheit sür sie erforderlich ist oder nicht. Bekanntlich wird vorausgesetzt, daß der Umfang der „Rück wirkungen" im Anfang der nächsten Woche bekannt sein wird, Znmal eine entsprechende Rede des britischen Außenministers Chamberlain für Dienstag angckündigt ist. In Paris sprach der französische Außenminister Briand vor der Anslandskommission des Senats über die Ergebnisse des Paktes von Locarno. Aus eine Frage er widerte Briand, daß der Pakt von Locarno keine Ergänzung -cs Versailler Vertrages sei. Briand ist davon über zeugt, daß dis Sicberbcitsgarantien. welche Frankreich durch