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^ 257, 4. November 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 13673 Ein internationales Institut für Chemie. — Die Gründung eines internationalen Instituts für Chemie schlägt jetzt Geheimrat Wilhelm Ostwald in einer Denkschrift vor. Der Gelehrte verfolgt diesen Plan im Hinblick ans die vor kurzem erfolgte Gründung der Internationalen Assoziation der Chemischen Gesellschaften. Sie hat ergeben, daß ein eingehenderes Studium der ge samten Probleme bereits gegenwärtig eine organisierte Gesamtarbeit fordert. Eine ganze Anzahl gemeinsamer Arbeiten und Aufgaben treten hervor, die sich gar nicht anders ausführen lassen als an einer örtlich feststehenden Anstalt, an der die betreffenden Hilfsmittel, vor allen Dingen aber eine möglichst vollständige Bibliothek der chemischen Gesamtliteratur dauernd zur Hand sind und wo die Methoden zur Ausführung dieser neuen und schwierigen Arbeiten einer regelmäßigen Er probung und Verbesserung unterliegen. Ostwalds Internationales Institut für Chemie soll also in gewissem Sinne ein Gegenstück zu den wissenschaftlichen Forschungs instituten der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft sein. Jubiläum. Am heutigen 4. November vollenden sich 50 Jahre, seit die angesehene Verlags- und Sortiments buchhandlung von Tausch K Grosse in Halle a. S. unter der Firma Hermann Tausch gegründet wurde. Ihr Begründer war vorher ca. 10 Jahre lang Mitinhaber der Schwetschkc- schen Sortimentsbuchhandlung (Pfeffer) in Halle gewesen und trat am 4. November 1862 aus, um eine Verlags- und Antiquariatsbuchhandlung (verbunden mit Papierlager) selbständig zu betreiben. Als Grundstock erwarb er von der Firma Gebrüder Katz in Dessau eine Anzahl Verlagswerke, von denen das Archiv für Arzneiwirknngslehre, Atlantis, Zeitschrift für Leben und Lite ratur in England und Amerika, sowie Booch-Arkossy, Lehrbuch der englischen Sprache, Freiligrath, Dichtung und Dichter und Tenny- son, Gedichte genannt seien. Schon im November 1862 veröffent lichte Tausch über die erworbenen Bestände einen Katalog, in dem er auf 6: 1 Freiexemplar anbietet und sich bereit erklärt, bei einem Einkauf von 10 Thalern bar franko direkt zu liefern. Das Geschäft nahm einen guten Fortgang, so daß Tausch sich veranlaßt sah, es im August 1864 von Schimmelstraße 5a in größere Räumlichkeiten nach Große Steinstraße Nr. 63 zu verlegen. Bestimmend hierbei mag wohl auch die beabsichtigte Gründung einer Leihbibliothek gewesen sein, die im September desselben Jahres ins Leben trat und die Gebiete der Belletristik, Geschichte, Memoiren-Literatnr, Naturwissenschaft und Reisen, sowie einige tausend Bände eng lischer und französischer Werke umfaßte. Auch dieses Unternehmen schlug ein, denn schon im Oktober 1864 konnte ein 12 Bogen starker Katalog der Leihbibliothek veröffentlicht werden, und im Juli des nächsten Jahres finden wir sic schon auf 0000 Bände angewachsen. Mit Zirkular vom Juli 1864 zeigte Tausch dann die bevorstehende Eröffnung einer Sortimentsbnchhandlung für November an, »wo eine contractlichc Verpflichtung meinen früherer,, Associos gegen über abläuft«, wie es in dem Eröffnungs-Rundschreiben heißt. Der Zeitpunkt für Gründung eines neuen Sortiments scheint gut gewählt gewesen zu sein, denn die Stadt Halle war im steten Emporblühen begriffen, und ihre Universität gerade um einen landwirtschaft lichen Lehrstuhl erweitert worden, während die Errichtung eines phar mazeutischen unmittelbar bevorstand, ebenso wie die Eröffnung eines dritten Gymnasiums. Verlag und Antiquariat hatten inzwischen ebenfalls guten Fortgang genommen. Tausch übernahm zahlreiche Restbcstände von guten Verlagsartikeln, die er zu billigen Preisen vertrieb; ans Einzelheiten cinzugehen, verbietet leider der Raum, nur einer Erwerbung möchten wir hier gedenken, da sie historisches Interesse beanspruchen kann. Bekanntlich war die Gartenlaube im Jahre 1865 in Preußen verboten, sie erschien aber unter anderem Kopf weiter, bis sie im Jahre 1866 wieder freigegeben wurde. Tausch erwarb nun diesen unter dem Titel: »Volksgarten« (Volks- Halle) erschienenen Jahrgang 1865 der Gartenlaube und bot ihn für den billigen Preis von 15 Silbergroschen bar und 7/6 an, ja bei 20 kompletten Exemplaren ermäßigte sich der Preis auf 8 Thaler bei direkter Lieferung. Auch des Erwerbs des Corpus rekormatorum ockcl. vrelsekneickor et kinckseil von der Firma C. A. Schwetschke L Sohn (Harald Brnhn) in Braunschweig sei hier noch gedacht. Das 28 Bände umfassende Werk wurde von Tausch für kurze Zeit von 112 Thaler auf 28 Thaler herabgesetzt. Der neue Zweig des Geschäfts, bas Sortiment, entwickelte sich ebenfalls erfreulich und Börsenblatt für den Deutschen Buchbandel. 7d. Jahrgang. zog bald auch das Gebiet der Kunst in seinen Bereich. Ölgemälde bekannter Düsseldorfer Maler und die damals so beliebten Olfarben- druckbilder wurden vertrieben, und die Verbindung mit der Bild- hauerwerkstättc Gebrüder Michelis in Berlin brachte den Verkauf von Büsten, Statuen u. dgl. Am 1. Februar 1868 nahm Tausch seinen Schwager und Mitarbeiter Paul Behrens als Teilhaber auf, worauf sich die Firma in Tausch L Behrens änderte. Im No vember 1877 trat Behrens wieder ans, um die G. B. Leopold sche Universitätsbnchhandlnng in Rostock zu übernehmen, und Tausch war vorübergehend wieder Alleinbesitzer der Handlung; er mußte aber, durch andauernde Kränklichkeit gezwungen, wieder ans Erleichterung bei seinen Arbeiten denken und „ahm am 1. November 1878 seinen Mitarbeiter Max Grosse als Teilhaber aus unter Änderung der Firma in ihren noch heute bestehenden Wortlaut: Tausch L Grosse. Wenige Tage darauf, an, 6. November, schloß er zum ewigen Schlaf die Augen. Seine Witwe, Frau Louise Tausch, geb. Mette, trat an seiner Statt in die Firma ein und verblieb darin bis zum Jahre 1883, in dem Herr Walther Tausch Teilhaber des Ge schäfts wurde. Nach dem Austritt Max Grosses wurde er Allein inhaber und steht jetzt noch an der Spitze des blühenden Ge schäfts. Der Verlag der wohl in den ersten Jahren zu gunsten des Antiquariats zurückgcstanden hatte, hat sich hervorragend entwickelt. Das Sortiment ist eins der ersten der Stadt Halle. Im Jahre 1906 wurde die Buchhandlung Schroedel L Simon (Ernst Pegenau) hinzuerworben, aber unter der alten Firma weitcrgeführt. Ganz besonderer Entwicklung erfreute sich die Kunstabteilung, die seit 1878 einen .Kunstsalon mit ständiger Gemäldeausstellung eingerichtet hat, der eine große Nolle im Kunst leben Halles spielt und im reichen Wechsel Kunstausstellungen von großer Bedeutung veranstaltet. Am 3. April 1906 wurde das Ge schäft in das allen Ansprüchen der Neuzeit Rechnung tragende Haus Große Ulrichstraße 38 verlegt und hier eine ständige Kunstaus stellung verbunden mit Kunstzeitschriften-Leseplatz eingerichtet. Dem rührigen Inhaber, Herrn Walther Tausch, wird es am Ehrentage seiner Firma an herzlichen Beglückwünschungen aus dem Kreise seiner Mitbürger, für deren Kunstinteresse er so viel getan hat, wie auch von seinen Bcrufsgenossen nicht fehlen. Ihnen die unsrigen anzuschließen ist uns eine Freude und gern geübte Pflicht. Neue Bücher, Kataloge ufw. für Buchhändler. Z^stematiselres VoiLoiellnis ^edunckenor küeker, Atlanten, Kar- 1492 "unck 688 8.^ ^ ^ ^ > Mit demselben Inhalt, wie das in Nr. 254 angezeigte syste matische Verzeichnis der Firmen F. Volckmar, L. Staackmann, Albert Koch L Co., jedoch ohne den Aufdruck dieser Firmen, so daß sich das Sortiment des umfangreichen Verzeichnisses als Vcrtriebsmittel bedienen kann. Personalnachnchten. E. W. Moes f. — Der Direktor des Kupferstichkabinetts im Amsterdamer Reichsmuseum E. W. Moes ist daselbst am 31. Ok tober im Alter von 48 Jahren gestorben. Mit ihm ist einer der hervorragendsten Kenner der alt-holländischen Kunst dahingeschieden, der sich namentlich durch seine langjährige Tätigkeit als Redak teur der Zeitschrift: »Oud-Holland«, seine »Jconographia Batava« und sein in französischer Sprache erschienenes Werk über Frans Hals (»k'rans Hals, sa vio ot son oeuvro«, Brüssel 1909) bekannt gemacht hat. Als Vorstandsmitglied der Vereinigung »Rembrandt<-, die zu dem Zweck gestiftet wurde, bedeutende niederländische Kunst werke, besonders Gemälde, dem Lande zu erhalten, hat er sich durch seinen Eifer große Verdienste erworben. Sprechsaal. Das Format der Ostermeß Fakturen. Die wiederholten Klagen des Sortiments über die unhand lichen und infolge des farbigen, stark satinierten Papieres die 1779