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13670 «»Umtlatt,. d. Dti«>>. «uch,-nd-U Mchtamtlicher Teil. pV 257, 4. November 1S12- .Parsifall mit Recht nicht. Diese dürren Zahlen mögen diejenigen beherzigen, die nur durch Zahlen überzeugt werden«. Die bevorstehende Jahrhundert-Feier von Wagners Geburtstag ist in den Konzertprogrammentwürfen des kom menden Winters bemerkbar. Man wird in den Konzertsälen viel Wagnermustk zu hören bekommen. Vielleicht könnte man die Herren Dirigenten noch darauf aufmerksam machen, auch solche Werke bei Wagner-Feiern aufzuführen, die diesem Mei ster von anderen berühmien Komponisten der Neuzeit ge widmet sind, z. B. wäre es gewiß angebracht, die 3. Sin fonie von Bruckner, »Meister Richard Wagner in tiefster Ehr furcht gewidmet«, in einem solchen Erinnerungskonzerte zu spiele». Über die deutschen Opernbühnen wird in diesem Winter ein frischer Hauch wehen, denn es sind an wichtigen Stellen neue Herren eingezogen. Folgende große Theater haben neue Intendanten erhalten: Hamburg (Löwenfeld), Frankfurt (Volkner), Leipzig (Martersteig), München (d. Fran kenstein). Das neue Charlottenburger »Deutsche Opernhaus« wird unter Hartmann demnächst eröffnet, das Stuttgarter Hoftheater ist in ein neues Heim eingezogen. An allen diesen Stellen wird mit frischem Mut gearbeitet werden, und das wird sicher auch der deutschen Oper von Nutzen sein: Neben dem »Kuhreigen« und »Oberst Chabert« dürste auch der Erfolg der Oper »Der ferne Klang« von Schrecker ein nachhaltiger bleiben, und daran, daß Richard Strauß' »Ari adne« (dessen Textbuch soeben herausgekommen ist) schon in diesem Winter über die meisten Bühnen gehen wird, ist Wohl nicht zu zweifeln. Hervorragende Komponisten ernster Musik haben uns für diesen Winter interessante größere Neuigkeiten geschenkt: Max Reger veröffentlicht zwei neue Orchcstcrsuiien, eine im alten, eine im neuen Stile, von Weingartner gibt es eine neue »heitere Ouvertüre« und ein Violinkonzert, Mahlers nachgelassenes großes Werk »Das Lied von der Erde« macht viel von sich reden, Paul Juon hat ein prächtiges neues Klavierquartett (Danzig) veröffentlicht, Leopold Godowsky wird seine schwierigen Klavierphantasien »Walzermasken« selbst in Deutschland und Amerika überall spielen, und die Uraufführung der neuen 4. Sinfonie von Jean Sibelius wird in England mit Eifer vorbereitet. Wie in jedem Jahre tauchen zu Beginn des Winters wieder zahlreiche neue Albums auf: Edelsteine, Bd. III; Sang und Klang, Band vil; Excelstor, Band H; alle drei ganz vortrefflich zusammengesiellte Sammelwerke. Wird es den betreffenden Verlegern gelingen, die strengste Einhaltung der vorgeschriebenen Ladenpreise dieser Albums überall zu er reichen und namentlich den Schleudervertrieb in den nicht angeschlossenen Warenhäusern zu verhindern? Hoffentlich er leben die Sortimenter auch nicht wieder das traurige Schau spiel, daß ein neues Album bald nach Erscheinen seinen La denpreis verliert und überall zu den verschiedensten Preisen verkauft werden kann. Wenn der Ladenpreis eines Albums aufgehoben wird, müßte unbedingt, durch Aufdruck auf die Exemplare oder durch umgelegten Papierstreifen, dem kaufen den Publikum die Preisherabsetzung deutlich bemerkbar ge macht werden. In den Arbeitsstätten derjenigen Musikverleger, die Kon kurrenzausgaben verlegen, werden jetzt die letzten Vorberei tungen getroffen für die mit dem 1. Januar 1913 bevorstehen den Veröffentlichungen freiwerdender Komponisten. Vor allem handelt es sich dieses Mal um die Werke Joachim Rasfs, die zwar schon vielfach verblaßt sind und in ge schäftlicher Beziehung keineswegs mehr aus der alten Höhe stehen, die aber doch zahlreiche Neuausgabcn — namentlich von Klavierstücken — erleben dürften. Das Erlöschen der Schutzfrist bei Jaell, Kücken, Kullak, Tedesco und Votz wird den Originalverlegern immerhin schmerzlich sein. Die heiße Sehnsucht aller großen und kleinen Musikverleger nach einer Svjährigen Schutzfrist, wie sie jetzt auch Holland in seinem neuen Gesetz den Autoren gegeben hat, wird mit jedem Jahresschluß wieder wach, und unser Bemühen darf nicht einschlafen, bis wir eines Tages unser Ziel erreicht haben werden.") Der von mir schon erwähnte Zusammenschluß deutscher Musiker zu einer sogenannten M us i k e r k a mm e r ist seiner Verwirklichung um einen Schritt näher gebracht worden. Ende September hat unter Schillings' Leitung eine vorberei tende Delegiertensitzung stattgefunden, in der folgende Reso lution angenommen wurde: »Die vertretenen Verbands-Vor stände haben sich in dem Wunsche geeinigt, eine Zentralstelle zur Pflege und Erledigung aller gemeinsamen Interessen des deutschen Musikerstandes, die von den einzelnen Verbänden nicht genügend gefördert werden können, zu gründen.« In einer früher veröffentlichten Liste solcher deutschen musika lischen Vereinigungen, die zur Mitarbeit an der Gründung der Musikerkammer herangezogen werden könnten, fand sich auch der »Verein der Deutschen Musikalienhändler zu Leip zig« aufgeführt. Verwunderlich! Unser Musikverlegerstand gilt leider immer noch in den Augen vieler Musiker als feind liche Macht, und mancher Tonkünstler wünschte Wohl auch jener beabsichtigten Zentralstelle als besonderes Arbeitsfeld ein kräftiges Vorgehen gegen den deutschen Musikalienhandel zuzuschieben. Es erscheint jedenfalls nicht ausgeschlossen, daß bei der gegenwärtigen Lage der Dinge von den Kreisen, welche die Führung in der Musikerkammer-Frage in die Hand ge nommen haben, verlegerfeindliche Tendenzen und Bestrebun gen in den Wirkungskreis der Mustkcrkammer zugelassen wer den könnten. Das wäre aber höchst bedauerlich, denn der Musikhandel hat großes Interesse an der Festigung und Ei nigung des deutschen Musikerstandes und an einer daraus sich ergebenden allgemeinen Hebung des Musiklebens, und er würde jede darauf zielende Bewegung mit Freuden unter stützen und fördern, vorausgesetzt, daß sie sich auf Freund schaft gründet und sich nicht gegen die Lebensinteressen des Musikalienhandels richtet. Zum Schluß will ich noch ein paar neue musikalisch- biographische Bücher rühmen, die für den Musikalienhandel von Bedeutung sind: die von O. E. Deutsch herausgegebene, dreiteilige Schubert-Biographie, die Neuausgabe des Le bensbildes »Karl Maria von Weber« von seinem Sohne, besorgt von Rudolf Pechel, den neuen Brah m s-Band von Max Kalbeck und die Brahms- Biographie von Tho- mas-San Galli, endlich nochmals das ausgezeichnete Beet- Hoven-Buch von Paul Beller, das nicht genug empfohlen werden kann. Robert Lien au. Sind Bücher „Waren" im Sinne des Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb? Die Vereinigung rechts- und staatswissenschaftlicher Ver leger beschäftigte vor kurzem eine nicht uninteressante Streit frage, die auch für den Gesamtbuchhandel so wichtig ist, daß die Mitteilung und Erörterung des Sachverhalts an dieser Stelle angezeigt erscheint. Ein Schriftsteller hatte einem Mitglieds der Vereinigung ein Buch zum Verlage übertragen. Ein anderer Autor, der ein Konkurrenzwerk, für denselben Interessentenkreis bestimmt, verfaßt und bei einem anderen Verleger herausgegeben hatte, veröffentlichte unmittelbar nach dem Erscheinen des ersteren Werkes eine Kritik, in der er behauptete, das Werk seines Konkurrenten enthalte eine ganze Reihe von Unrichtigkeiten, *) Vgl. hierzu die Ausführungen an der Spitze der Kleinen Mitteilungen in dieser Nummer. Red.