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Wilsdruffer Tageblatt : 11.11.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192511113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19251111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19251111
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-11
- Tag 1925-11-11
-
Monat
1925-11
-
Jahr
1925
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 11.11.1925
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Görlitz. Die Berlin-Hennersdorfer Mühlenwsrke von Wolf faffö brannten bis auf die Umfassungsmauern nieder. Ver kannt sind an Vorräten zirka 2500 Sack Mehl, 1000 Zentner kleie und zirka 4000 Zentner Getreide. Wie festgestellt ist, liegt Brandstiftung vor. Kassel. Der ehemalige Kommandierende General des 1. Armeekorps, General Scheffer-Boy adel, bekannt urch seinen siegreichen Durchbruch bei Gorliee und die Eroüe- ung von Warschau wahrend des Weltkrieges, ist im 76. Lebens ahr auf seinem schlesischen Gut Boyadel nach längerer Krank heit gestorben. Paris. „New Uork Herald" meldet aus Teheran: Nach- ;em fast alle Mächte Riza Khan anerkannt haben, werden die Vahlen zur Verfassunggebenden Verstimm ung am Dienstag beginnen. Der Gedanke einer Republik nirfte bei der Mehrheit der -»erfischen Bevölkerung aus Wider- tand stoßen. London. „Daily Mail" und „Daily News" berichten, daß hum Empfang der Sowjetvertretung am Sonnabend anläßlich »er Feier des Jahrestages der Sowjetrepublik das britische ilußenamt nicht vertreten war, ein Vorgang, der in politischen Kreisen viel erörtert wird. Konstantinopel. Das Regierungsblatt befürwortet die Er klärung des Sonntags zum Ruhetag an Stelle des freitags, um die Türkei den Westmächten anzupaffen und den Verlust von zwei Wochentagen künftig zu verhüten. !Ser Prozeß gegen dis Gräfin Vothmer. ? Berlin, 7. November. Das Gericht beginnt zunächst sich mit den Vorgängen imHause Riecks zu befassen. Diese Vorgänge sind reichlich verworren. Während Landgerichtspräsident Rieck in den Augusttagen 1925 zu seinen Kindern nach Posen fuhr, übertrug er einer Hausnachbarin, Frau Badura, die Hütung der Wohnung und gab der Gräfin zugleich zwei Schlüssel zur Verwahrung. Kurz bevor die Gräfin den Landgerichtspräsi denten zusammen mit ihren Söhnen aus Posen zurückerwartete, kam ein junger Mann in die Bothmersche Wohnung und bot der Gräfin Teppiche, Bücher und andere Gegenstände zum Kauf an. Nach einigem Handeln erstand sie (immer nach ihrer Dar stellung) zwei Brücken und Bücher und, nachdem sie bereits handelseinig waren, noch ein halbes Dutzend Kasfeedeckchen, Der junge Mann bot sich auch an, Porzellan und ähnliches zu besorgen, und hinterließ seine Adresse: Franz Germers- dors, Kanonierstraße 5. Als die Gräfin die Teppiche später Weiterverkäufen wollte, weil sie in Geldverlegenheit war, stellte sich heraus, daß sie stark lädiert waren. Im weiteren Verlauf ihrer umfangreichen Ausführungen kommt die Gräfin dann auf die mysteriöse „Beichte epner Sterbenden" zu sprechen. Ein katholischer Geistlicher soll im Besitz eines Briefes sein, in dem sich der wahre Täter selbst bezichtigt; er hat aber erklärt, daß er dem Gericht das Schreiben nicht aushändigen kann, da das eine Verletzung des Beichtgeheimnisses darstellen würde. Inter essant ist es zu hören, daß aus dem Haushalt der Gräfin Both mer Wäsche, Länser und andere Gegenstände gestohlen worden sind. Einige dieser Gegenstände sind an den katholischen Geist lichen geschickt worden und die Gräfin erkennt sie sofort wieder, als der Vorsitzende sie ihr zeigt. Der Staatsanwalt steht au! dem Standpunkt, daß die Gräfin sowohl den Beichtbries selbsl geschrieben habe als auch ihre eigenen Haushaltsgsgenständc an den Geistlichen geschickt hat, und daß das Ganze ein raffi niert angelegtes Manöver ist, um die Angeklagte zu entlasten Aussage des Landgerichtspräsidenten Rieck. Als Zeuge tritt Landgerichtspräsident Rieck auf, ein noch sehr rüstiger alter Herr. Fast zwei Stunden dauert seine Ver nehmung. Er stellt der Gräfin das allerbeste Zeugnis aus, er zählt die Geschichte der Bekanntschaft zwischen seiner und de: Bothmerschen Familie. Auch dieser Zeugs tritt schützend vo; die Angeklagte. Er erzählt, wie hilfsbereit und unermüdlich di» Gräfin sich wie eine leibliche Tochter gerade ihm gegenübe; gezeigt habe. Daß es ihre größte Freude war, anderen zi helfen und Notleidende zu unterstützen. Auch der merkwürdige Pakets und am Heiliger See bringt neue Momente. Der Zeuge erzählt dann, wie de: katholische Pfarrer Wahnte einen anonymen Vries erhaltet habe, in dem darauf hingewiesen wurde, daß am Heiligen Se; an einem bestimmten Orte ein Paket liege, das von einem Un bekannten, der sich nicht nennen wolle, gestohlen worden sei Ms der Zeuge und dis Gräfin das Paket gefunden hatten uw er seststekte, daß es sich um Gut bandelte, das ihm gestohlen worden sei, wäre die Gräfin in Ohnmacht gefallen. Auf ein« Frage des Vorsitzenden versichert Rieck, daß diese Ohnmach keine Komödie gewesen sei. Ein weiteres V e r d a ch t s m o m e n t gegen die Grafit wird durch den Zeugen Rieck beseitigt. Bei- der zweiten Haus snchung wurden bei der Gräfin Tischtücher, Bettlaken usw., di; Rieck gehörten, gefunden. Dieser Fund war bisher für db Gräfin schwer belastend. Nun erklärte Rieck, daß es infolg; der engen Beziehungen öfter vorgetomnien sei, daß Tischtüche ooer aynucye Stucks vet besonderen Anlassen zwischen vet beiden Familien ausgetauscht worden seien. Der Zeuge HA es im übrigen für ausgeschlossen, daß eine einzige Person alb bei ihm gestohlenen Sachen fortgeschafft haben könnte. Dam kommt es zum Schluß der Vernehmung zu einem bemer kenswerten Zwischenfall. Es wird davon gesprochen daß die Gräfin einmal einem vierjährigen Mädchen das Lebei gerettet hätte. Der Zeuge Rieck bestätigt dies, und die Ange klagte erklärt, daß sie hierfür die Rettungsmedaille erhalte; habe. Der Vorsitzende und der Staatsanwalt bezweifeln dies da springt der Verteidiger erregt auf und wirft dem Gericht ii schärfsten Worten mangelhafte Untersuchung des ganzen Falle; und sogar Befangenheit vor. Anstatt die notwendigen Zeuger für diesen Vorgang herbeizuholen, würde die Gräfin einfaö als Lügnerin hingestellt. Dagegen müsse er in schärfster Forn protestieren. Man werde auch die eigentümliche Tätigkeit do Potsdamer Polizei noch eingehend beleuchten müssen. Im Gerichtssaal verbreitet sich plötzlich das Gerücht, vat Stange ein Geständnis abgelegt haben soll, vaß ihn die Gräfin für 80 Mark und einige Liköe und Ziganren dazu verleitet haben soll, die Schuld des Polziner Diebstahls auf sich Zl nehmen und einen Meineid zu leisten. Zwei kleine Knabe,- neun- und vierzehnjährig, die Söhne der Angeklagten. werden sodann vernommen, ohne daß sie etwa? wesentliche: Vorbringen können. Bei der Vernehmung des kleine" Sohne» bricht die Angeklagte mit den Nerven zusammen. Gerichts Vollzieher Kahls aus Potsdam hat einen Pfändungsauftrs- am 30. Juni für den Grasen Ludwig von Bothmer gehabt Er betrug 299 Mark für Schulden der Gräfin in Berlin. De: Gerichtsvollzieher erhielt die Summe. Nächster Zeuge ist Gs Heimer Postrat Köhler, WohnungsnaKbar des Präsidentei Rieck. Am 15. August bemerkte dieser Zeuge, daß sich an de; Präsidentenwohnung vor der Tür etwas bewegte. Es WH eine Dame von etwa 60—70 Jahren. Nach Vernehmlich weiterer Zeugen wird die Verhandlung auf Montag vertag § Berlin-, 9. November. Der Vorsitzende, Landgerichtsdirektor Dr. Westerkamp, sichtet bei Eröffnung der Sitzung an die Angeklagte einige Er- nahnungen in bezug auf das Kennenlernen des Hausdieners Stange. Die Angeklagte muß zugeben, daß sie Otto Stange siwa 35 bis 40 Mark und Likör gegeben hat. Else Bandura, klufwärterin bei Präsident Rieck und über eineinhalb Jahre dort tätig, schildert als Zeugin, wie harmlos die Gräfin sich gegenüber den Ausplünderungen Verhalten hat. Einmal ries Krau von Bothmer: „Aber liebe Bandura, die Potsdamer Polizei ist ja so dämlich. Die holen wir gar nicht erst." Immer Nieder habe die Gräfin dafür gesorgt, daß keine Anzeige er stattet wurde. Tagelang hat die Angeklagte die Diebstähle vertuscht. Frau Bandura kann sich ganz genau darauf be- ßnnen, daß die Teppiche noch am 11. August im Zimmer des Präsidenten gelegen haben, die Angeklagte aber will an Hand siner Quittung beweisen, daß sie sie schon am 6. August von »em großen Unbekannten gekauft hat. Bei der Haussuchung hn von Bothmerschen Hause fand die Zeugin Wäsche, dis dem Uten Präsidenten gehört. Ein großer Haufen Wäsche wird ms dem Beweistisch ausgebreitet: Kopfkissen, umgenaht und Ze Buchstaben v. B. frisch aufgesetzt. Neue» au» alle«' well 1 Ein verhängnisvoller Schuss. In Schöna bei Halle schoß der Gutsbesitzer Eberius nach einem Sperling, als in demselben Augenblick eins Arbeiterfrau aus der Scheune heraus in die Schußrichtung trat und von der Kugel tödlich n den Kopf getroffen wurde. Eberius wurde dadurch so iopflos, daß er mit seinem Wagen davonfuhr und bisher richt zurückkehrte. Gefallenengedenkiag in München. In München wurde das Denkmal für die 13 060 Gefallenen der baye rischen Landeshauptstadt vor dem Armeemuseum der Öffentlichkeit übergeben. Nach'den Gottesdiensten rückten die Kriegervereine mit ihren Fahnen zum Denkmal, an dem sich schon zahlreiche Festgäste eingefunden lind eine Kompagnie Reichswehr Ausstellung genommen hatten. Kn der Feier nahmen Vertreter der Landesregierung mit dem Ministerpräsidenten Held an der Spitze, Mitglieder des königlichen Hauses, die Bürgermeister, die Rektoren der Hochschule und die studentische Korporation teil. General von Reutter, der Vorsitzende des bayerischen Kriegerbundes, hielt die Festrede, die in einer Mahnung zur deutschen Einheit gipfelte. Darauf übernahm Bürger meister Scharnagel das Denkmal in dis Obhut der Stadt. - Das Me stürzt / Neman von Hanns Heiösieck .All- R-rchte Vorbehalten 25. Fortsetzung. „Angenommen, ich komnis wieder in den Besitz meiner Ma schine wollen Sie die Fabrikation übernehmen?" Ein Leuchten der Frsude kam in das Gesicht des alten Herrn. „Mensch, Willert, " rief er, fast außer sich, „das habe ich Ihnen ja gerade Vorschlägen wollen! Aber nun reisen Sie, Gott befohlen. Sie werden per Flugpost mit Frau Margot Fürbringer fahren. Plätze sind schon bestellt. In einer Stunde erwartet Sie Lampert zur Abfahrt auf der Startplatz. Klären Sie alles auf! And telegraphieren Sie täglich. Sparen Sie nichts, meine Tochter wird Ihnen noch einen Scheck überbringen, den ich gleich aus- stcllen werde. Eilen Sie!" Gegen die Mignot-Werke wurde von allen Seiten der Sturm -gelaufen. Ueberwisgend war der Andrang derjenigen, die Apparate ^stellten und am liebsten gleich haben wollten. Auf der anderen Seite traten die giftigen Anfeindungen zutage. Eine große elektri sche Gesellschaft war bereits zusammengebrochen. 3000 Arbeiter urndrn dadurch auf der Straße. Man revoltierte. Eine Abord- unug erschien, bewaffnet mit Handgranaten, vor den Toren der Kpgnot-Werks. Der alte Mignot zeigte sich auf dem Balkon des Direktions- tzMudeS. Ein Lwin zischte an ihm vorüber und zertrümmerte die Glaös-rssung der Lürs. Der alte Herr blieb unbeweglich stehen. „Was wollt ihr?" sragte er durchdringend in die tobende Menge hinunter. Ein Werkmeister trat vor. „Wir sind entlassen worden, Sie haben unseren bisherigen Brotherrn kaputt gemacht." „Ihr wollt also Arbeit? Was hat man euch dort für dis Stunde gegeben?" — „Zwei Franken!" „Dann kommt morgen hierher zur Arbeit. Me wie ihr da seid. Ihr sollt drei haben!" Es wurde still. Die Leute steckten ihre Köpfe zusammen und schielten zu dem alten Mignot hinauf. Der winkte freundlich her- .unter. „Also bis morgen, Leute!!" und verließ den Balkon. Die Menge verlief sich. Man begann sich bereits mit einigen alten Arbeitern der Mignot-Werke bekannt zu machen, die eben von der Tagesschicht kamen. Es mußte Tag und Nacht jetzt durchge arbeitet werden. Die Maschinen kamen überhaupt nicht mehr zum Stehen. Der alte Mignot hatte sich's trotz aller Veränderung nicht nehmen lassen, von Zeit Zu Zeit doch einmal nach dem Rechten zu sehen. In dieser Beziehung hatte ihm auch der neue Besitzer keine Schwierigkeiten bereitet. Seine kurze Verhandlung mit der Arbeitergruppe wurde schon am nächsten Morgen von der Presse breit getreten. Ein wütendes Gekläff setzte ein. Die verkrachte Elektrizitäts-Gesellschaft klagte gegen die Mignot-Werke wegen unlauteren Wettbewerbes. Auch anderweitig, brs in die Provinzen, drohten Zusammen brüche. In wahrer Panik wurden Konferenzen über Konferenzen gepflogen, wie man die Mignot-Werke beseitigen könne. Selbst staatliche Stellen sahen sich zum Eingreifen veranlaßt. Indessen standen die Mignot-Werke, immer mehr schwellend, wie eine Lrutzburg der Arbeit da; an ihnen mußte alles zerschellen. Nicht nur einzelne Werke und Gruppen von einzelnen Elektrizitäts- Gesellschaften, das ganze Wirtschaftsleben überhaupt hatte sich um zustellen. Alle mußten sie zu Sklaven jener Maschine werden. Es liefen in Paris schon 85 Autodroschken des neuen Systems — um 40 Prozent billiger als die anderen. Die Straßenbahn-Gesellschaft hatte ihre ersten drei Wagen erhalten. Sie waren Llegant mit Korbsesseln eingerichtet. Sie liefen ohne Stromabnehmer, mit einem ruhigen gleichmäßigen Summen. Die Straßenbahn-Gesellschaft kalkulierte, daß sie nach Ein führung dieser Maschinen den Fahrpreis würde um die Hälfte her- absetzsn können. Gleichzeitig konnte die doppelte Anzahl' Wagen laufen. Große Bedenken machte es ihr dagegen, daß die Lichtanschlüsse haufenweise gekündigt wurden. Die Holz- und Kohlenhändler diskutierten über Berufsum stellung. Verschiedene Familien hatten schon von dem Bezug der Kohlen abgesehen, da sie elektrisch kochen und Heizen würden. Es waren diejenigen, bei denen bereits dis neue Maschine einaebaut war oder wurde. KV * Am grimmigsten stieg der Hatz in den Nrheitergewerkschasten auf. Man fühlte instinktiv, daß die mächtigste. Waffe, der Streik, durch die neue Maschine wesentlich abgeschwächt wurde. Der Bour- gois drohte wieder selbständig zu werden. ! , Auf Krücken nur die Welt. Der französische Flieger j Mes Perno 1, der im Weltkriegs beide Beine verloren k jat, ist in Vancouve r von. Jokoharna eingetroffen w-p z rat den Fußmarsch über Montreal nach Newyork anae- j reten. Psrnot erfüllt eine Wette, die er schon halb He- j vonnen hat, und die ihn verpflichtet, auf ftmeu beiden yolzstelzen um die Welt zu gehen. Den Weg von Pons suer durch Europa und außerdem bis nach Jokobama Hai w schon hinter sich. — Marimsiag. Betrachtung zum 11. November. Der heilige Martin, dessen Gedenktag aus den 11. No- sember fällt, war ursprünglich ein römischer Kriegsmann, mußte daun flüchten und wurde später Bischof von Tours. Der von der Kirche eingesetzte GedächLuistag des heiligen. Martin wurde bald zu einem sehr wichtigen Festtag. Rach Annahme des Christentums trat bei den altdeutschen Völ kern der Martinstag vor allem an Stelle des Ernte dankfestes, das vordem Wodan, dem obersten Gott ver Deutschen, geweiht war. Die Zeit, in die der Martins- iag siel, war für die nordischen Völker in jedem Jahrs i das Ende eines sehr wichtigen Jahresabschnittes. Bis dahin war vielfach das Vieh noch draußen im ' Freien geblieben, nun fiel ost schon Schnee, draußen gab es kein Futter mehr und das Vieh mußte in die Stallungen ! genommen werden. Da aber in der mittelalterlichen Land- f Wirtschaft nur wenig Viehfutter für den winterlichen Ve- : darf erzeugt wurde, mutzte jedesmal im Herbst ein Teil ; des Viehes abgeschlachtet werden. So begann überall ein ' fröhliches Leben des Genießens. überall wurden Ochsen, s Kühe, Kälber, Schweine, Gänse, Hühner geschlachtet. Vor ; Hof zu Hof zogen Leute, die einander bei dieser Arbesi - halfen. Dabei wurde auch gesungen, getanzt und allerlei ; Allotria getrieben; denn am Martinsfest, das sich oft übe; j eine ganze Woche und noch länger hinzog, gatt es nicht nm i für den Winter Fleischvorräte herzurichten, es hieß aucl - vom Sommer Abschied nehmen. Bald war rings uw ! die Dörfer alles verschneit und vereist, es kamen dis un- - endlich langen Winterabende mit ihrem Grauen und mv - den vielen Unannehmlichkeiten, die der harte Winter mi; - sich brachte. Für den mittelalterlichen Menschen, der fick ! seine Wohnungen nur mit dem Kienspan erleuchtet konnte und der noch keine Ofen hatte, dessen Leben noä von wilden Tieren bedroht war und bei dem der Aber glaube noch ein große Nolle spielte, war der Winter eim gräßliche, furchteinflößende Zeit. Da war es nicht ver wunderlich, daß sich die Menschen vorher noch ein Paa; lustige Tage machen wollten, zumal um diese Zeit das Vieh das meiste Fett angesetzt hatte und die Ernte voll- , ständig eingebracht war. j Auch sonst hatte der Martinsiag eine große Bedeu - jung. Att diesen: Tage mußte in der Gemeinde Nechnunc 4 über das verflossene Jahr abgelegt werden, es geschah di; s Wahl dek Gern ein deoberen, die Bauern Hatter j ihren Naturalzins an den Grundherrn abzuliefern uni i der Gemeindehirte erhielt an diesem Tage seinen Lohr j für das abgelaufene Jahr. In den meisten Gegender i ging um Martini auch der Gesindewechsel vor sich f Kam dieser Tag heran, so versammelte sich das abgehend; i Gesinde in den Dorfwirtshäusern und hielt bei Musik uni ! Tanz Schmausereien ab. Auch in der Gesetzgebung hatü i der Martinsiag eine gewisse Bedeutung. So war er - häufig verboten, vor diesem Tage Vieh auf fremde Weider i Zu treiben, es gab Gesetze, wonach es verboten war, naü i dem Martinstage Viehfutter an Ortsfremde zu verkaufen; i es gab Bestimmungen über die Löhne nach diesem Tag; f usw. In vielen dörflichen Gegenden galt der Martinstak - einfach als Neujahrstag, und es dauerte lange, eh; f das kalendermäßige Neujahr anerkannt wurde. Viel; i dieser Bräuche gingen noch bis in das vergangene Jahr- f hundert hinein. So war es noch um die Mitts des 19. Jahr- f Hunderts Brauch, daß das Gesinde seinen Dienst um Mar- i tini antrat. Aber auch heute ist der Martinsiag noch nich f aus dem Gedächtnis der Landbewohner entschwunden j Noch immer wird um diese Zeit das Herbstschlacht- - fest abgehalten, noch immer erscheint in manchen Gegen- § den der heilige Martin, um den Kindern Geschenke zu brin- - gen, es werden noch Martinshörnchesi und Martins brötchen gebacken, und selbst die Martinsfeuer leuchten ds und dort noch von den Deram. A. M. Nachts kreiste ein drahtlos gesteuerter Reklame-Aeroplan der Mignot-Werke mit zwei Scheinwerfern über den Dächern, während sich Tausende und Abertausende über die verschiedenen Wirkungen des neuen Stromerzeugers die Köpfe zerbrachen. 4 * * Inge Sawelka war als Direktrice eines ausgezeichneten Spit- zelshstems zu bezeichnen, das der organisatorische Krüger zum Schutze seiner Erfindung und seines Lebens ins Werk gesetzt hatte. Für Liese Aufgabe erschien ihm eine Frau am geeignetsten, und in der Erkenntnis, Latz Inge dieser Aufgabe völlig gewachsen sei, hatte er sie mit nach Paris genommen. So waar er auch durch ihre Vermittlung mit dem jüngeren Mignot bekannt geworden. Durch ihre Vermittlung hatte er auch weitere Beziehungen an geknüpft, und auf der anderen Seite wurde er von ihr genau unter richtet, was man über ihn und seine Maschine dachte und sprach. Er sah nicht ungern, daß Lilli Sommer von der weit schöneren und energischeren Rivalin an die Wand -gedrückt und schließlich zu Sturz gebracht wurde. Er hatte kein Interesse daran, einen Men schen zu halten, der ihm nichts nutzen konnte. Inge war es auch, die ihn jetzt auf Gefahren aufmerksam machte. Er wußte, daß sie das nicht aus geschäftlichem Pflichtgefühl tat. Das schöne Weib bebte, als es ihm mitteilen'muhte, daß ihm die Polizei dicht auf den Fersen sei. Es war in den Mignot-Werken. Sie kam mit ihrem blauen Rennwagen, den er ihr erst kürzlich verehrte, selber steuernd hin ausgefahren. Sie traf ihn in einem öden Bureauraum, in eine Zeichnung vertieft. „Wir müssen uns aus dem Staube machen," sagte sie dringlich, „es wird höchste Zeit. Eben ist ein Telegramm aus Deutschland gekommen, du solltest verhaftet werden. Jetzt werden sie bereits in der Wohnung sein." Er war erschreckt cmporgefahren. Im nächsten Augenblick nahm er gelassen ein Etuis aus der Tasche, setzte sich eine gewal tige Hornbrille und eine Perücke auf und schien auf der Stelle völ lig verändert zu sein. Die Sawelka klatschte laut in die Hände. „So kennt dich niemand," sagte sie triumphierend. Er hörte aus ihrer Stimme, wie froh sie war. Fortsetzung folgt.)
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