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MsdmfferTagebW Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, VW für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. An,ci,mpr«r»: di« 8,esp-I,«nr Rsimjril« 20 D»ldpf«m.i,, di- 4 ,«s,alte«k Drilr d-r amtliche- »ekamttmach--,« «»E» -fr-ni,, »i- r,-spalt«»- Reklame,»»« im t-rtlich-n r«ii« Loo Goldpsknnig. Rachmrisu-e.gebühr 20 «oldpse-»ta. «,» w«äe» »ach W,ltchk«ü Fernsprecher; Amt Wilsdruff Nr. 6 anaahm« di» vor«. 10 Uhr -- -» ,1' oi« RtchtiädMdä, d-rch Fernruf Lb«r»itt«ltrn Anzei»«» Lderuehme» wir Kei»« Baranti«. I«d«r Rad-tianfpr-ch «rlischt, »e»» der »«Mtz Äla«eri»,ejvgrll»erdenmutz »derderA»flra,,ederin«»»Kur» grrilt. A»,rigen nehm«, alleDer«t»l»»,»st,N>m — ,,,7- LLLL p>- «»t,7sen. I» S-II- hiherer vemalt, «ri.« -der s°»B,er h« Zeitung oder Kürzung des Vez»s»prriftt. — Rücksendung eingesandter SchripMeke «chok-t «r, Wen« Porto deuiegt. »a« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« Bekanntmachungen der «mtshau^tmanuschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrat« zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamt« Raffe». Nr 264 — 84 Jahrgang Tei.gr-Adr: .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, 13 November 1925 - ' ' UMM, Gegen Borgwirtschast. J,l den nächsten Tagen wird sich der deutsche Reichs- bankpräfident Dr. Schacht von Newyork zur Rückkehr nach Deutschland einschiffen nach längerem Aufenthalt in Amerika und nach zahlreichen Konferenzen mit den Ver tretern der amerikanischen Großfinanz. Man hat in seine Reise viel hineingeheimnist, hat mit bedeutungs vollem Augenzwinkern erzählt, er wolle mit der amerika nischen Geldwelt wegen eines Weltfinanzpaktes verhandeln. Das wird jetzt durch Dr. Schacht sehr ener gisch dementiert. Aber über etwas anderes hat er mit den amerikanischen Bankiers verhandelt, nämlich über die Durchführung des Dawes-Planes. Der Vorsitzende der Reparationskommission ist ja selbst Amerikaner und die Weltfinanz hat nicht so sehr Interesse daran, daß die deutschen Zahlungen geleistet werden, sondern weit mehr daran, wie sie geleistet werden. Also an der schwierigen Frage einer solchen Umrechnung unserer Zahlungen, daß dadurch eine Erschütterung nicht bloß der deutschen, son dern auch der ausländischen Währung jener Länder ver hindert werden soll, an die wir Zahlungen zu leisten haben. Amtlich wurde deutscherseits mitgeteilt, daß Dr. Schacht über eine Abänderung des Dawes-Planes nicht verhandelt habe, was von Amerika aus bestätigt wurde. Mithin sei auch keine Konferenz für solchen Zweck vorgeschlagen worden, wie französische Zeitungen wissen wollen. Viel leicht wird man das bedauern, weil die Beurteilung des Dawes-Planes und seine Durchführungsmöglichkeit wohl überall einer etwas nüchterneren Beurteilung Platz ge macht hat als in seiner Jugend Maientagen. Statt dessen hat aber Dr. Schacht bei einem Ab schiedsempfang der amerikanischen Presse auf die wirt schaftlichen und vor allem auf die kreditpolitischen Schwie rigkeiten hingewiesen, in denen sich Deutschland zurzeit befindet. Flüssige Guthaben sind nicht mehr in unserem Besitz, unser einziges Kapital ist unsere Arbeitskraft als Grundlage für den Kredit, den wir vom Auslande er bitten müssen. Irgendeine Gefahr für die deutsche Wäh rung bestehe nicht, namentlich infolge der starken Stellung, die die Deutsche Reichsbank über die ganze Kreditpolitik besitzt. Bekanntlich hat Dr. Schacht — und darauf wies er auch in diesen Ausführungen hin — sich sehr scharf gegen die Borgwirtschaft von Ländern und namentlich von Gemeinden ausgesprochen. Während er hinsichtlich der Kreditpolitik der deutschen Landwirtschaft pnd Industrie gegenüber ausländischen Geldgebern von einer Kontrolle nichts wissen will, hat er noch vor seiner Abreise nach Amerika schärfste Kreditzurückhaltung den Anleiheversuchen der Gemeinden gegenüber ange ordnet, wie ja auch das Reichsfinanzministerium den zahlreichen Versuchen, die Genehmigung von Anleihen zu erhalten, in scharfer Form entgegengetreten ist. Wenige Tage vor seinem Rücktritt hatte übrigens der Reichsfinanzminister von Schlieben die Vertreter der deutschen Kommunen und der Kommunalverbände gerade für den Zweck zusammengerufen, um ihnen klarzumachen, daß die bisherige Borgwirtschaft nicht mehr so weiter gehe, Das Wort von den in das Straßenpflaster ge steckten Millionenanleihen ist ja schon bekanntgeworden. Seit einiger Zeit sind diese Kommunalanleihen genehmi gungspflichtig durch eine besondere Anfsichtsstelle, die sich gegenüber den Wünschen der Kommunen sehr harthörig erweist, weil das Reichsfinanzministcrium in einem Rund schreiben feststellen mußte, daß die Anleihegesuche der Ge meinden zwei Voraussetzungen zur Genehmigung allzu oft vermissen lassen: die Sicherheit, daß das aufgenom mene Geld werbend angelegt wird, und den Beweis der Notwendigkeit, und zwar der dringenden Notwendig keit. Dabei entwickeln manche Kommunen über den Be griff der Rentabilität jener Betriebe, in die Anleihegelder hineingesteckt oder die durch sie erst neu gegründet werden sollen, überaus merkwürdige Ansichten. Häufig erzielt man diese Rentabilität nur durch steuerliche oder wirt schaftliche Bevorzugungen, wobei der Monopolcharakter des Betriebes die einzige Stütze der Rentabilität ist, die damit auf Kosten der Steuerzahler erzwungen wird. Es tst eben manchen Kommunen immer noch nicht klar, daß man ein Defizit der laufenden Einnahmen nicht einfach durch eine Anleihe decken darf. übermäßige Kreditinanspruchnahme für öffent liche Zwecke bedeutet eine große Gefahr für die Kredit bedürfnisse der Privatwirtschaft, weil einmal die kkreditdecke im allgemeinen verkürzt, die Bedingungen ver schärft werden, und zum anderen der überhaupt in weit geringerem Maße zur Verfügung stehende, gerade aber unserer Wirtschaft besonders notwendige langfristige Kredit überteuert wird. Auch jetzt wieder unterstreicht Dr. Schacht, daß derartige Anleihen durch Länder und Ge meinden selbstverständlich nur für produktive, aber such nur für wichtigste Zwecke ausgenommen werden sollen. Dem Ausland braucht um das Geld, das es uns ge liehen hat, nicht bange zu sein; denn deutscher Unter- nehmungs- und Erfindungsgeist find nicht erloschen. Vor allem aber haben wir den Mut nicht verloren. So schloß A. Schacht feine Ausführungen, und die deutsche Wirt schaft wird dafür sorgen, daß er recht behält. Sie dmW Mmkt an die Metten. Erwiderung ausbieEnlwaffnungsnolk Berlin, 11. November. Die deutsche Antwort aus die letzte Entwaffnungsnot« der Botschasterkonferenz wurde telegraphisch nach Paris mitgeteilt und vom deutschen Botschafter von Hoesch ar den Außenminister Briand überreicht. Die Veröffenb lichung des Notenwechsels soll nicht erfolgen, ehe nicht di« Verhandlungen vollständig abgeschlossen sind. Die gestern versammelt gewesenen deutschen Länderminister stimmten vollständig überein mit der Auffassung der Reichsregie rung. Die Erklärungen der Alliierten über die angeblich unmittelbar bevorstehenden Rückwirkungen resp. Erleich terungen des Besetzungsregimcs sollen alsbald zu er warten sein. Voraussichtlich dürften sie in der Form er folgen, daß die Botschafter im Auftrage ihrer Regierungen bei der Neichsregierung einen Schritt unternehmen, durch den die Mitteilung über die Rückwirkungen offiziell er- folgt. In unterrichteten Kreisen wird dieser Besuch als wahrscheinlich für Donnerstag erwartet. Reichskanzler Dr. Luther wird heute abend eine politische Rede vor den versammelten Berliner Industriellen und Kaufleuten halten. Die Londoner „Westminster Gazette" teilt mit, daß sofort nach der Unterzeichnung des Locarnovertrages das Nheinlandabkommen wieder in Kraft gesetzt und die Be- » setzung wieder einen rein militärischen Charakter erhalten würde, über 300 Verordnungen der Besatzungsbehörden sollen aufgehoben sowie eine vollständige Amnestie ge währt und der ungestörte Verkehr zwischen besetztem und unbesetztem Gebiet wiederhergestelli werden. Aus dem Inhalt der Antwort. Da der Text der deutschen Antwort nicht veröffentlicht ist, bleibt man vorläufig auf laut werdende Angaben an gewiesen, die keinen Anspruch auf unbedingte Richtigkeit haben. Es soll in dem deutschen Schriftstück zur Frage der Schutzpolizei der Vorschlag gemacht worden sein, für die deutschen Großstädte die polizeiliche Kasernierung bei zubehalten. Um den von den Alliierten behaupteten Mili tärcharakter der Polizei zu beseitigen, werde die Umbe nennung verschiedener Dienstgrade sowie eine Umformung der Exerzitien zugestanden. Der von den Alliierten ge forderten Neuordnung der Befugnisse des Generals von Seeckt soll man dadurch entsprechen wollen, daß man die Stelle des Chefs der Heeresleitung aufhebt. Dafür würde der dienstälteste Offizier in der Reichswehr gewisse größere Befugnisse erhalten. Im übrigen haben über die von der Botschafterkonferenz zur Erörterung gestellten drei Haupt punkte sehr eingehende Beratungen mit den alliierten Ver tretern in Berlin stattgefunden, so daß man annehmen kann, daß der deutschen Antwort nur noch formale Be deutung zukomme. O Zur WemiWz der AWm MvorWe. Paris, 12. November. Botschafter v. Hoesch hatte an schließend au die Überreichung der Antwortnote eine kurze Unterredung mit Briand. Aus französischer Seite begnügt man sich mit der Feststellung, daß die Note ein ziemlich umfangreiches Dokument sei. Ueber den Eindruck wird vorläufig noch nichts gesagt, doch scheint er nicht ungünstig zu sein. matischen Note geschehen. Es sei anzunehmen, daß das Reichs- kabineit sofort dazu Stellung nehmen werde, * Erklärung zu Locarno. . Berlin, 11. November.' Zur Stellung der Deutschnationalen Vollst parteizu den Verhandlungen der Reichsregierung wegen des Vertrages von Locarno erlassen eine Anzahl haupt sächlich aus altkonservativen und großindu striellen Kreisen stammender Männer eine Erklärung, in der es heißt: Wir sehen in dem Bestreben der deutschen Neichsregierung den Versuch, das Zusammenwirken Deutschlands mit den ande ren europäischen Mächten aus der Grundlage der Gleichberechti gung sicherzustellen. Wir erachten es mit der Reichsregierung als selbstverständlich, daß ein wirklich dauernder Friedenszu stand sich auswirken mutz in friedlichen Verhältnissen im Rhein land und in einer Änderung des dortigen Regimes, in einem Aufhören jener Zustände, die den Begriff der persönlichen Freiheit im Rheinland illusorisch gemacht haben Die Reichs regierung hat eine Entscheidung der Parteien bis zur Stunde nicht gefordert. Sie hat selbst darauf hingewiesen, datz sie diese Entscheidung erst treffen könne, wenn sie in der Lage sei, die Rückwirkungen aus das Rheinland zu überblicken. Gegenüber dieser Klarstellung ist es uns unvr ländlich, daß die Deutsch nationale Volkspartei, ehe der gest ie Tatbestand überhaupt zur Beurteilung reif ist, gegen Locarno Stellung genommen hat und aus dem Kabinett ausgeschieden ist. Dieses Aus scheiden einer großen Partei, hinter der viele Millionen deut scher Wähler stehen, ist angetan, uns außenpolitisch schwer zu schädigen und innerpolltisch eine Bewegung auzubahnen, die nicht im Sinne staatserhaltender Parteien liegen kann. Wir halten uns daher für verpflichtet, vor der deutsch»» Öffentlich keit zu erklären, datz es die Pflicht aller staätserhallenden Kräfte in Deutschland ist, die Regierung bei ihrem schweren Werk zu unterstützen, und wir fordern alle unabhängigen Persönlich keiten auf, unbeschadet ihrer Zugehörigkeit zur Deutschnatio- nalen Volkspartei, dies zu tun und nicht an die Stelle der .Führung des Reiches durch Persönlichkeiten Mehrheitsbeschlüsse ,von Parteiinstanzen zu stellen. Wir halten uns vor dem »Vaterland für verpflichtet, diese unsere Anschauung durch unsere Unterschrift zu bekunden. k Die Erklärung ist aus Berlin, 10. November datiert mnd unterschrieben on: Dr. G. Aufschläger, Hamburg, iWerner von Alvenst en, Berlin, Graf Klaus Bismarck küarzin, Freiherr von Cramm-Vrüggen, Hannover, Gras Irrnst Eickstedt-Hohenholz, Fürst zu Fürstenberg, Donau- ischingen, Graf Geßler-Schoffschütz, Graf Wilhelm Geß ner. Karl Haniel, Düsseldorf, Vorsitzender des A. R. del Sute-Hoffnungs-Hijtte, Christian Krafft Fürst zu Hohen lohe, v. Laffert-Garlitz, Graf M. Lehndorff, Preyl, S. v. Nadowitz, Klein-Jngersheim, Hugo Freiherr von Rei schach, Wirkt. Geh. Nat, Berlin, Kommerzienrat Dr. Paul Reusch, Generaldirektor der Guten-Hoffnungshütte, Ru- -"Vlf Graf Spreti, Berlin, Raban v. Tiele-Winckler, Lebbin,' Wir». Geh. Nat v. Valentini, Hameln, C. Wentzel, Teut schenthal, Graf Lübbert v. Westphalen, Berlin, v. Zitze witz, Weedern. GLHrung in der spanischen Armee. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 12. November. Der „Temps" macht neue An gaben über die Militärrevolte gegen das spanische Direktorium. Es scheint danach, daß die Bewegung großen Umfang angenom men hat, da auch in letzter Stunde wieder zahlreiche Verhaftun gen vorgenommen wurden. Neue Verhaftungen stehen sowohl in der Provinz wie auch in Madrid bevor. Man hat in Paris den Eindruck, schreibt der „Temps", daß es sich nicht um ver einzelte Umstürze eines Teiles der Offiziere der Garnison von Madrid, sondern um eine politische Bewegung handelt. Die Ver haftungen wurden von Polizeibeamten vorgenommen, was darauf schließen läßt, daß das Direktorium den Eindruck auf die Oesfent- lichkeit soweit wie möglich abzuschwächen wünscht. MsMgsbt Ser WLwirlnmgrn. Berlin, 12. November. Wie die „Tägl. Rundschau" mitteilt, erwartet man die Bekanntgabe der Rückwirkungen gleich zeitig mit der Note der Botschafterkonferenz, die den endgültigen Beschluß in der Näumungsfrage enthält, und zwar am Montag, vielleicht auch schon am Sonntag. Die Bekanntgabe wir-, wie die „Tägl. Rundschau" weiter meldet, aus dem Wege einer diplo- Hindenburgs Schuh in Stuttgart. Begeisterter Empfang durch die Bevölkerung. Reichspräsident v. Hindenburg ist Mittwoch vormittag mit dem Berliner Schnellzuge zum Besuch der württem- bergischen Negierung in Stuttgart eingetroffen. Zu seinem Empfang hatten sich auf dem mit Fahnen reich ge schmückten Bahnsteig neben Staatspräsident Bazille zahl reiche führende Persönlichkeiten Württembergs einge funden. Als der Reichspräsident, der sich in Begleitung des württembergischen Gesandten in Berlin, Bosler, sowie deS Staatssekretärs Dr. Meitzner und des Majors von Hindenburg befand, dem Salonwagen entstieg, wurde er vom Staatspräsidenten Bazille aus das herzlichste begrüßt, woraus der Reichspräsident auch den übrigen zum Empfange erschienenen Herre« die Hand drückte. Beim Verlassen des Bahnhofes ertönten von den benachbarten Bahnsteigen stürmische Hochrufe. Der Reichspräsident ickritt dann unter den Mänaen des Deutschlandliedes die inmitten des Bahnhofvorplatzes aufgestellte Ehrenkompagnie des Neichswehrin- fanterieregimentes 13 ab, auf deren linkem Flügel die Generalität der alten Armee Aufstellung ge nommen hatte. Während sich der Reichspräsident mit diesen Herren unterhielt, stellte sich die Ehrenkompagnie zum Parademarsch auf, den der Reichspräsident, umgeben vom Staatspräsidenten, von den übrigen zum Empfange erschienen Herren und der Generalität abnahm. Dann bestieg der Reichspräsident mit dem Staatspräsidenten einen offenen Kraftwagen und fuhr unter der Eskorte einer halben Schwadron württembergischer und einer halben Schwadron badischer Truppen des Reiterregiments 18 zum Nesidenzschloß. Fahnen wehten von den Häusern und oen Flaggenmasten und eine ungeheure Menschen menge umsäumte die Straßen und bereitete dem Reichs präsidenten auf dem ganzen Wege mit jubelnden Hochrufen und Hüteschivenken einen begeisterten Empfang. Im weiten Viereck des Residenzschloffes hatten eine Ehrenwache der Schutzpolizei sowie die larbentraaen-