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MsdmfferTageblatt WiLsdruff-Dsesden Nr 251. — 84.Zahr8arr8. Telegr.-Adr.: „Amtsblatt^ Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, 27. Oktober 1825 Jie denWMuckn MilhsmHer zmiilbgetrete» er- Deutschnationalen legende Ver - ist für die s fährt, Haden die Minister Schiele, v. Schlieben und Neuhaus entsprechend der in der deutschnationalen Entschließung enthalte nen Ankündigung am Sonntagabend 9 Uhr dem Reichskanzler ihr Rücktrittsgesuch überreicht. der Deutschnationalen VolksparLei zu folgendem gegen wenige Stimmen angenommenen Beschluß veranlaßt: „In Fortführung der von der Deutschnationalen Volkspartei bereits ergriffenen Initiative erklären der Parteivorstand und die Landesvervandsvorsitzenden der s' "" -- - Flugzeuge zeigen eine lebhafte Tätigkeit über dem ganzen Strnmatal. Der durch die zweimalige Beschießung von je ein und zwei Stunden der Stadt Petritsch verursachte Schaden wird bei oberflächlicher Schätzung aus 25 Mil lionen Leva geschätzt. Zu der in Paris stattfindenden Sitzung des Völker bundrats hat sich eine bulgarische Abordnung in Bc- gleiluug juristischer Sachverständiger begeben, um den bul garische» Standpunkt zu vertreten. Die Eröffnung der Pariser Tagung zur Erörterung des Konfliktes ist jetzt auf Montag nachmittag angefetzt. Chamberlain wird Montag mittag in Paris eintreffen. Die griechifche Regierung hat im Prinzip beschlossen, die Einladung nach Paris anzunehmen und ihren Ge sandten in Pans, Karapanos. mit ihrer Vertretung be auftragt, sie wird außerdem einen militärischen Dele gierten nach Paris entsenden. Von unterrichteter Seite wird uns aus Berlin unterm 24. Oktober über den Stand der innerpoli tischen Lage geschrieben: Aus der Entschließung, die die deutschnationale Reichs- tagssraktion gefaßt hatte und die im Anschluß an eine sehr scharfe Rede des Grasen Westarp im Aus wärtigen Ausschuß bekannt wurde, konnte man schon ent nehmen, daß der Widerstand dieser Partei gegen die Ab machungen in Locarno sehr erheblich war; es war auch bekanntgeworden, daß es nur sehr schwer gelungen war, eine Art Kompromißformel zu finden, durch die der sofortige Bruch noch vermieden, die endgültige Stel lungnahme der Fraktion noch hinausgsschoben war. Die bekannten Bedenken, die keineswegs allein von deutsch- nationaler Seite, sondern auch von anderen Parteien gegen gewisse Formulierungen des Vertragsentwurfs, so be sonders hinsichtlich des Artikels 1 des Rheinpaktes iVerzichterklärung) und des Artikels 16 (D u r ch m a r s ch- r eckst und Teilnahme an Völkcrbundexekntionen), geltend gemacht wurden, sind dadurch verstärkt worden, daß eine Änderung dieser Formulierung für ausgeschlossen erklärt wurde, daß in P a r i s und L o n d o n amtliche oder doch halbamtliche Regierungsäußerungen gemacht wurden, wonach die deutsche Ansicht, der Artikel 1 enthalte keine Verzichterklärung auf deutsches Land, sondern nur einen Verzicht auf Nückerobcrungspläne, für irrig erklärt wurde. Außmvem versteifte sich namentlich in Paris nach Ansicht der Deutschnationalen der Widerstand gegen die vertrag liche Festlegung der sogenannten Rückwirkungen in einer. Weise, die jede Hoffnung darauf schwächen mußte, daß die Zusagen Briands in Locarno Wirklichkeit werden. Schließlich glaubte man in jener Partei auch auf die soeben veröffentlichten Verträge Frankreichs mit Polen und der Tschechoslowakei Hinweisen zu müssen, die zwar eine Garantie Frankreichs diesen Ländern gegenüber bei einem deutschen Angriff aussprach, an einer umge kehrten Garantie aber schweigend vorüberging. Unstreitig sind diese Verträge ihrem Sinn nach auch nur schwer mit dem Geiste von Locarno in Einklang zu bringen. Diese Erwägungen haben nun den Parteivor stand und die Vorsitzenden der Landesverbände Ablehnung möglicherweise weitere Kreise ergreifen würde, wenn die Rückwirkungen ausblieben. So könnte das Vor gehen der Deutschnationalen im Auslande dis Wirrung haben, eine größere Nachgiebigkeit hervorzurufen. Freilich wird auch die Ansicht laut, die Allner.-cn würden den Widerstand gegen die Rückwirkung versteifen, weil sich die bisher größte deutsche Regierungspartei grundsätzlich gegen dis Pakte selbst erklärt habe. Wie eine Sturmflut werden sich jetzt in Deutschland die innerpolitischen Kämpfe erheben. Die'Krise ist da. Vielleicht wird sie aber nicht dadurch gelöst werden, daß es zu einer entscheidenden innerpolitischen Auseinandersetzung kommt, sondern das Ausland durch seine ablehnende Stellung aller deutschen Wünsche und Forderungen die Entscheidung über das Werk von Locarno selbst fällt. ver aeutsrbnstionsie vesAlub Berlin, 25. Oktober. In der heutigen Fraktionssitzung der Deutschnationalen VolksparLei wurde nach sehr kurzer Aus sprache folgender Beschluß gefaßt: „Im Verfolg des Beschlusses der Reichstagsfraktionvom 21. d. M. und des Parteivorstandes und der Landesverbandsvorsitzenden der Deutschnationalen Vvlks- partei vom 23. Oktober billigte die Fraktion den Entschluß der Herren Minister Schiele, Neuhaus und v. Schlieben, noch heute durch den Reichskanzler ihre Entlassung nachzusuchen." Der griechisch-bulgarische RsnWi. Sofia, 25. Oktober. Nach einer Mitteilung aus dem Kriegsminrstcrurm haben die griechischen Truppenbewegungen au? der ganzen Linie aufgehört. Die Positionen der Griechen sind vsn denselben durch weiße Fahnen kenntlich gemacht. Die Sol daten werfen Schützengräben aus. Petritsch ist von den griechischen Vorposten verlassen Das Gros der griechische;! Truvven steht unmittelbar vor der Stadt, nnd griechische LLm die Raumlmg Kölns. Berlin, 25. Oktober. Wie das englische Bureau Reuter erfährt, wird in London angenommen, daß vor dem Abschluß der demnächst beginnenden Beratungen der Botschasterlonferenz über die in Paris überreichte deutsche Note zur Eutwüssuungsfrage ein endgültiger Zeitpunkt für den Beginn der- Räumung Kölns nicht festgesetzt werden wird. Immerhin werde erwartet, daß im Hinblick auf das Ergebnis der Verhand lungen von Locarno die Vorkehrungen für die Mmnmng beschleunigt werden. Reuter betont, die englische Regierung habe, wie schon oft zum Ausdruck gekommen sei, oen Wunsch, die Kölner Zone so bald als möglich aufgeberr zu können. Nach englischer Ansicht ist die Note der Reich ä- cegierung, der sie die Alliierten davon in Kenntnis setzt. steine kMAsMung. Berlin, 26. Oktober. Wie die Telegraphenunisn von unterrichteter Seite erfährt, ist im Laufe der Sonnlagnacht irgend eine Entscheidung zu den Entlassungsgesuchen der drei deutsch nationalen Reichsminister nicht mehr zu erwarten. Der Kanzler nahm gestern abend gemeinsam mit dem Reichsaußenminifter Dr. Stresemann und den Staatssekretären dieser beiden Ressorts an einem Essen teil, das in der ägyptischen Gesandtschaft vom Pre mierminister Ziver Pascha veranstaltet wurde. Gerüchte, denen zufolge der Kanzler nach der Ueberreichung der Demissionsgesuche noch eine Unterredung mit dem Reichspräsidenten haben sollte, können aus das bestimmteste dementiert werden. Tatsächlich hat der Kanzler, bevor er in die ägyptische Gesandtschaft fuhr, beim Reichspräsidenten einen Besuch gemacht, zu einem Zeitpunkt also, als die Demissionsgesuche noch gar nicht Vorlagen. Im Laufe des Montag dürfte sich wahrscheinlich das Rumpskabinett ver sammeln, um die Lage zu beraten. Ferner sind Besprechungen des Reichskanzlers mit dem Reichspräsidenten selbstverständlich. Es ergibt sich aus der Lage, daß der Kanzler mit den Partei führern Fühlung nehmen wird, um daraus die Entschließungen für die weitere Entwicklung aufzubauen. In parlamentarischen Kreisen wird die Lage sehr ruhig beurteilt. Es liegt Grund für die Annahme vor, daß die weiteren Entschließungen ohne Hast gefaßt und durchgeführt werden. , M »M NIM der smMchk« ZWernU Eigener Fernsprcchdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Paris, 26. Oktober. Die politische Lage hat durch die Ansprachen von Painlevs am Somwbendabrnd in Paris und CaMmix gestern abend in Chateau du Lois eine weitere Klärung erfahren. Während die Ansprache des Ministerpräsidenten trotz der unverkennbaren Voreingenommcuheit des Redners für die Kapstalabgübr die Möglichkeit eines Kompromisses zwischen bei den Fmcw Methoden beonte, ergriss Caillaux in schroffster Form dagegen Stellung und hak dadurch die Brücke, die durch die Formel des rMkalssziaWischen Kongresses eben gebaut wurde, wieder hinter sich abgebrochen. Der Gcsamtemdruä der Rede Caillaux' wird von den Blättern dahin zusanunengefasst, daß cs setzt lein Zurück mehr gebe und die Erzielung eines Einverneh mens im Kabinett ausgeschlossen ist. „Paris Soir" dürfte die allgemeine Stimmung zum Ausdruck dringen, wenn er schreibt, daß dcr Rücktritt der Regierung jetzt unvermeidlich erscheint. AVgemeiNsr Stimmenverlust Seh den badischen LsnLtagswahlen Eigener Fernsprcchdienst des „Wilsdrusfcr Tageblattes". Karlsruhe, 26. Oktober. Die um 12 Uhr nachts vor- tiegrnden Resultate der badischen Landtagswahlen lassen er kennen, daß die Wahlen vor allein sür die Zentrumspartei nnd die Sozialdemokratische Partei wenig günstig verlausen sind. Der Nechtsblock, der sich aus den Deutschnationalen und dem Landbund zusammcnsetzt, hat ebenfalls all Stimmen eingebüßt, während die Deutsche Volkspartei einen Stimmenzuwachs zu ver zeichnen. hat. Auch die Kommunisten haben vielfach Stimmen gewonnen. Die Wirtschaftliche Vereinigung weist ebenfalls einen Stimmenrückgang auf, während die kleineren Parteien ohnehin nicht auf eine Vertretung im Landtag rechnen können. Genaueres über die den einzelnen Parteien zufallenden Sitze im Landtag lann naturgemäß noch nichts gesagt werden, ober soviel scheint doch bereits festzustehen, daß Zentrum, Sozialdemokraten und Nechtsblock ^Deutschnationale und Landbund) ihren bisherigen Besitzstand kaum erreichen können. Dt§ RNttittWsllch Verreicht. Berlin, 25. Oktober. Wie die Telegraphenunisn nungsmäßige Träger der polnischen Haltung der Partei und trägt damit also auch die Verantwortung für die Folgen, die der Beschluß der Deutschnationalen zeitigen wird. Die Krise ist da. Die Krise, die man hat kommen sehen im Augenblick, als unsere Delegierten aus Lo carno zurückkehrten. Der Reichskanzler Dr. Luther und der Reichsanßenmnnstcr Dr. Stresemann stehen auf dem Standpunkt, daß Vie nn»rfüllten Nestfordcrnngen noch erreicht werden können; deutschuationalerseits ist mail aber der Ansicht, daß selbst bei Erreichung dieser Forde rungen es Bestimmungen im Vertrag gibt, die das Ganze unannehmbar machen. Die Folgen der sentschnationalen Stellungnahme können keine anderen sein als die, daß die Partei sofort in die Opposition tritt. So hieß es wenigstens heute in Kreisen, die der Partei sehr nahe stehen. Das würde be deuten, daß der Vertrauensmann dieser Partei im Kabinett, der I n n e n m i n i st e r Schiele, seine De mission cinreichts; auch der Reichsfinanzminister von Schlieben, der zwar Fachminister ist, soll erklärt haben, daß er ans dem Beschluß der Fraktion die gleiche Folgerung ziehen wird. Was der Reichswirtschaftsminister Neuhaus, der gleichfalls im veutschnationalen Lager ist, tun wird, laßt sich im Augenblick noch nicht sagen; doch ist sehr wahrscheinlich, daß er sich dem Vorgehen der anderen beiden Minister anschließt. Welche inner-politischen Folgen der Austritt der Deutschnationalen aus dem Kabinett und der Regierungskoalition nach sich ziehen wird, läßt sich augenblicklich noch nicht übersehen. Man spricht von R e i ch s t a g s a n f l ö s u n g nnd Wahl-- kampf, weil das Schicksal der Vereinbarung von Lo carno, also die Billigung durch vcn Reichstag', ganz un bestimmt wird, wenn Dcuischvölkische, Deutschnationale nnd Kommunisten dagegen sind. Die Haltung der Sozialdemokratie ist vorläufig ganz unbestimm bar. Eine Auflösung des Reichstages könnte nur erfolgen durch eine Verordnung des Reichspräsidenten, dessen Stellung zu Locarno damit sehr stark in den Vorder grund des politischen Kampsfeldes rückt. Der Schritt der Deutschnationalen wird natürlich auch nach außen hin von sehr erheblicher Bedeutung sein. Unsere Vcrtragsgegner von Locarno stehen der Tatsache gegenüber, daß die große rechtsgerichtete Partei in Deutschland die getroffenen Abmachungen ableüncn. diese Volkspartei: Das nunmehr vor! tragsergebnis von Locarno Partei unannehmba r." Auf Grund dieses Be schlusses lud G r a f W e st a r p als Vorsitzender die deutsch- nationale Reichstagsfraktion zu einer Sitzung ein. Es wurde sofort die Annahme geäußert, daß die Fraktion der Ent schließung des erweiterten Parteivorstandes beitreten wird. Tatsächlich ist >a die Neichstagsfraktion der ord gcühehcn Ist, um den Forderungen -litarkomrollkomimssion zu entsprechen, in den "^"U'chsten Pm Die englischen Mili ¬ tärbehörden sind beauftragt, die Einzelheiten der Note zu prüfen und unverzüglich über das Ergebnis dem Kabinett Bericht zu erstatten. Mehrums des griechische» Mmawms. Fortdauernde Beschießung von Petritsch. Die bulgarische Regierung hat noch Erhalt von Mit- teilunarn des EötterbiMdfskretariats aus die Note der ariechlsSen Regierung, in der eine Entschädigung vcn Bulgarie« für die Opfer des Grcnzgefechtd verlangt wird, in al'lellncndcm Snme acantwortet. Bevor mcku der Völ Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, A« »WUsdrsffer Tag-dlLLt" erscheint täglich nach«. 5 Uhr für de« fragendes Tn«. vs-rlgspLeis: Bei Abholung i« v« Geschäftsstelle und den Ausgabestelle« 2Mk.i» Monat, bei Zustellx», dich dieV»te« L,» Wk.^ bei Postdestells«, »Mc. «L-W-nst-»«» Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend LHÜ-rr und Geschäftsstellen -— - — '— —2 netz««« z» jeder Ant Be» ^e^ngev entgegen« Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörung«» b-steht kein Anspruch auf Lieferung d« Zeitung oder Kürzung de« Bezugspreise«. — SUicksendung eingesandter SchristMeüe erft»tgt «r, we«« Psrt» beiliegt. Eine Note des Generals Walch an die Botschasterkoafercnz s Paris, 26. Oktober. Wie fchon gemeldet, wird die Bvt- ichaftcrkonferenz am Dienstag früh zur Prüfung der deutschen s Abrüstungsnvts zufammcnLretrn. Gleichzeitig wird ihr eine so- ! eben eingettosfeue Note des Generals Walch vorgclegt werden, s die der Vorsitzende der Berliner Interalliierten MuiLärkontroll- j wmmisfion wahrscheinlich kommentieren wird. Beide Dokumente s werden dann dem Interalliierten Militärausschuß in Versailles s zur Begutachtung überwiesen werben. Die Note des Generals j Walch enthält nachstehende fünf Punkte: 1. Befugnisse des Grne- - rals Seeckt, 2. Organisation und Ernennung des deutschen Gene- mtsiabcL. 3. Organisation der Polizei, 4. Umstellung der Fabri ken, 5. Zerstörung des Kriegsmaterials. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Fernsprecher- Amt Wilsdruff Nr. 6 Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der «mishanptmannschast Meitze«, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forftreutamts Tharandt, Finanzamts Rage«.