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MsdmfferNgM« IIH Da» Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Bmtshauptmannschafi Meißen, des Amtsgerichts nnd Stadtrats z« Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamt» Raffe». Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ T-g-dlan' kr-ch->»t tSgNch noch», s Uhr fL- de» La». n«^,»prei,: Bei «bh-Um, i» »« «eiihLsteftelle und den Lu-^bestellen r Mk. i» Moral, det Zechell»»« »euch »—r» L,« W*., dei Poftdeftelbeur , «k. z»jü,ltch «btra,. . , . ,, . - ,, . Lt»,-lernen mein »M,. «llePnst-nstall-n Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend P»ftdote»nud»»,rre«u». »»d »eschästsfteNeu — « »->-»-rn p, jede» Zeit »e- «tjdnigk» «ulgege«. I» L-lle Ijdherer Sewall, Lriez ndee sonftiger Bctrted«ft»rnn,r» dch-h, kein «»chrnch »ns Lieseeeue, dee Zeitung oder Kürzung »e, B«zn,»prri,Vs. — «s-tls-ndu», einglsandter Schrchstüch« e«r»l,t „I, wen» P»rt» detliegt. für Bürgertum, Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. «»rrigenpre^»: die8-espaltenrSLL»«jeile20D»ldpfe«»ia, die 4sespaUeneZeile der amtlichen Bekanntmachu»se« UWE' Pfennig, die 3 gespaltene LleklamerrÜe i» textlichen Teile 100 Doldpfennig. Rachweisungvgebühr 20 Goldpfennia. v«*» ^rnsprecher^ Amt Wilsdruff Nr.^g durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rab atranfpruch erlischt, »env der Bett«-BuZch Klage eingezoge« werden mutz oder der Auftraggeberin Konkurs gerLt. Änzeig en nehme« alle Vermittlungsstellen entgega» Nr 249. — 84 Jahrgang Teiegr-Adr .Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2S40 Sonnabend,24.Oktober 1925 Was sagt der Völkerbund? Auf dem Balkan brennt es wieder einmal. Es brennt eigentlich dort immer seit dem nnmöglichen Friedensschluß von Neuilly, der Bulgarien verstüm melte und den seit jeher tobenden Nationalitätenkampf ganz zuungunsten Bulgariens entschied. Hinüber- und her überzuschießen, wie es jetzt zwischen Bulgaren und Griechen geschah, ist an den Grenzen ständige Gewohn heit gewesen nnd ist es noch. Natürlich weiß man nie, wer angefangen hat. Und in der Regel hat die Folgen zu tragen immer nur der schwächere Staat. Denn selbstver ständlich läßt sich die Gegenseite niemals stillschweigend die blauen Bohnen um die Ohren sausen, sondern erwidert so fort, und im Ru ist der kleine Grenzkrieg im Gange. Das ist im Balkan immer so gewesen und wird wahrscheinlich auch immer so bleiben, wenn dort unten nicht das Natio- nalitätenproblem in befriedigender Weise gelöst wird. Es ist aber unlösbar, da die Völkerschaften durcheinander wohnen; denn schließlich ist es Za auch keine Lösung, wie die ähnlich geartete Nationalitätenfrage in Kleinasien er ledigt wurde, indem nämlich die Griechen bei ihrem Vormarsch in Kleinasien die türkische Bevölkerung einfach radikal totschlugen und die Türken nun auf ihrem Siegeszug das gleiche mit der griechischen Bevölkerung veranstalteten. Der Rest der übriggebliebenen und die ge samte griechische Bevölkerung in der europäischen Türkei, ! dazu große Teile aus Konstantinopel, wurden im Aus- tausch gegen die Türken in Griechenland über die Grenzen ' geschickt, so daß sich namentlich in Griechenland infolge des Zustroms Huuderttaufender, aber eines verhältnismäßig nur geringen Abstroms, geradezu fürchterliche Zustände entwickelten. Auch dies ist eine der Völkerwanderungen, wie sie die Unmöglichkeiten der Fricdensverträge nach dem. Weltkrieg mehrfach veranlaßt hatten. Bulgarien gegenüber riskiert natürlich Griechenland gar nichts, da der Vertrag von Neuilly dem geschlagenen Bulgarien nur ein ganz kleines Heer ließ. Und Griechen land hat die furchtbare Niederlage in Kleinasien innerlich noch laugst nicht vergessen; das Militärregime, das zurzeit in Athen besteht, wollte billige Lorbeeren pflücken, wollte dem tief verwundeten griechischen Nationalismus ein leicht errungenes Pflaster auf die Wunde legen. Infolgedessen sind die Griechen in Bulgarien einmarschiert und haben ein Ultimatum ganz kurz befristeter Art nach Sofia geschickt. Die Hauptsache dabei ist natürlich das Geld, wie überhaupt diese Völker an der Grenze Asiens in diesem Punkte keinerlei falsche Scham haben: für den erschossenen griechischen Hauptmann verlangt man eine Entschädigung von zwei Millionen Frank, Goldfrank natürlich. Weiter die übliche Entschuldigung und dis Bestrafung des schuldigen Offiziers. In Sofia erklärt man, daß es sich überhaupt gar nicht nm reguläre Soldaten handele, son dern um Banden, die sich Uniformen verschafften. Das ist natürlich sehr leicht möglich; erstens besteht überhaupt kein großer Unterschied zwischen beiden Arten und zweitens ist das schon öfters passiert. Auf den bulgari schen Vorschlag, die ganze Sache erst einmal zu unter suchen, ist der Grieche gar nicht eingegangen, sondern hat seine Truppen eben ganz einfach auf Sofia in Marsch ge setzt. Allerdings hat man den Vormarsch jetzt eingestellt, die griechischen Truppen stehen aber auf bulgarischem Gebiet und wollen weitermarschieren, wenn nach 48 Stunden das Ultimatum nicht befriedigend beantwortet ist. Dieser Einbruch in bulgarisches Gebiet ist natürlich eine scharfe Verletzung der Völkerbundbe stimmungen. Es handelt sich ja gar nicht etwa um einen „flagranten" bulgarischen Angriff, der Griechen land zu einer sofortigen Verteidigung zwänge, sondern nm eine der üblichen Grenzschießereien, die, wenn sie von Griechenland wirklich tragisch genommen würde, doch un bedingt dem Völkerbundrat zur Entscheidung vor gelegt werden müßte. Aber Griechenland hat sich um diese Bestimmungen einfach nicht gekümmert, obwohl es Völkerbundmitglied ist, hat, ohne angegriffen zu sein, eine militärische Aktion unternommen. Was wird also der Völkerbund sagen? i Der wird wohl dasselbe dazu sagen, was er in einem ähnlichen Falls gesagt hat, also damals, als Musso lini Korfu beschießen ließ, um einen politischen Druck Mif Griechenland auszuüben. Nämlich gar nichts. Das hat Griechenland nicht vergessen und zögert nun nicht, ebenso ohne weiteres auf den Schwächeren einzn- schlagen, ohne sich viel um Genf zu kümmern. Wenn der Völkerbund, zu dem doch Griechenland Z auch gehört, aber nun wieder nichts sagt und nichts tut, dann ist das eine sehr ernsthafte Lehre. Die deutschen Ostgrenzen sind so unmöglich, daß sich besonders zwischen Deutschland und Polen leicht Grenzzwischenfälle ereignen können, natürlich ohne daß es gleich dabei zu Schießereien zu kommen braucht. Wenn nicht einmal so feierlich- be schworene Verträge wie der Völkerbundpakt gehalten werden, dann kann man den weit einfacheren Schieds gerichtsverträgen im Ernstfall noch weniger Kraft zu- irauen. Freilich, der Völkerbund hat versagt, als sich ! Polen Wilna eroberte, als Litauen, dieser kleine Staat, i den Freistaat Memel besetzte. Was wird er also jetzt tun - gegenüber diesem griechischen Bruch der Völkerbundbe- j stimmungen? ! Die Berliner Beratungen. Schwere Bedenken. Berlin, 22. Oktober. Das Reichskabiuett hat heute unter Vorsitz des Herrn Reichspräsidenten die Besprechungen über das Ergebnis der M i n i st e r z u s a m m e n k u n f 1 v o n Locarno zum Abschluß gebracht. Dec Reichskanzler und der Ncichs- außenminisier werden in der heutigen Sitzung des Aus wärtigen Ausschusses des Reichstages die Stellungnahme der Reichsregierung vertreten. Das Reichskabinett hat also nach diesem amtlichen Bericht sich noch nicht entschlossen, endgültig zu dem Ver trage von Locarno seine Zustimmung zu geben, und wartet offenbar die Resultate der weiteren eben vor sich gehenden Erörterungen ab. Zm Auswarügen Ausschuß. Berlin, 22. Oktober. Die heutige Sitzung des Auswärtigen Ausschusses des Reichstages war stark besucht. Den Vorsitz führte Abge ordneter Dr. Hergt. Das Reichskabinett war vertreten durch Reichskanzler Dr. Luther sowie durch die Reichs minister Dr. Stresemann, Schiele, Brauns, von Schlieben, Graf Kanitz, Neuhaus und Frenken. Zunächst gab Neichsaußenminister Dr. Stresemann eine ausführliche Darstellung der in Locarno erreichten Resultate. Die Diskussion wurde durch den Redner der Deutschnationalen Volkspartei, Abg. Graf Westarp, eröffnet. Am Eingang seiner Aus führungen verlas Graf Westarp die Fraktionserklärung ^incr^Partei. Für die Sozialdemokratie sprach Abg. Die Verhandlungen des Auswärtigen Ausschusses sind vertraulich; immerhin verlautet, daß Dr. Strese mann seine Ausführungen mehr auf eine Berichterstat tung im Namen der deutschen Delegation in Locarno ab gestimmt habe, keinesfalls aber als Vertreter der Gesamt regierung aufgetreten wäre. Später unterbrach der Aus wärtige Ausschuß seine Arbeit. Gegen Abend sollen die Beratungen sortgefetzt werden. Entschließung der Oeuischnaiionalen. Der im Auswärtigen Ausschuß des Reichstages ver lesene Beschluß der deutschnationalen Neichstagsfraktion hat folgenden Wortlaut: „Die deutschnationale Rsichstagsfraktion vermast in dem Ergebnis der Verhandlungen von Locarno nicht die Erfüllung der Forderungen zu sehen, die den Lebensnot wendigkeiten des deutschen Volkes gerecht werden. Die Fraktion vermißt außerdem die Erfüllung der Voraus setzungen für einen Vertragsschluß sowie die Gegenleistun gen der anderen beteiligten Mächte, die den Deutschland angcsonnenen Opfern entsprächen. Angesichts dieses Er gebnisses erklärt die Fraktion schon jetzt, daß sie keinem Vertrag Anstimmen wird, der den deutschen Lebensnot- wendigkciten nicht gerecht wird und insbesondere einen Verzicht auf deutsches Land und Volk nicht aus- schlicßt." Man hört, daß in der deutschnationalen Reichstags fraktion verschiedene Entwürfe einer Entschließung vor gelegen haben und daß die Aussprache einen sehr be wegten Verlauf genommen hat. An Stelle einiger vor liegender milderer Resolutionen wurde schließlich die obige schärfere Entschließung angenommen, die ja aller dings nicht jeden Weg zu einer Einigung verläßt. Erörterungen mit den WestmWen. Die gegen die Annahme des Vertrages von Locarno laut werdenden Bedenken konzentrieren sich wesentlich in der Befürchtung, daß bei den mehrfach betonten Ver sprechungen Deutschland bezüglich der erwarteten Rück wirkungen, also frühere Räumung der Kölner Zone, Milderung des Besetzungsregiments usw., die Erfüllung auf sich warten lassen werde, da keine bestimmten Ab- Einschrelien Englands und Frankreichs. Rücktritt des griechischen Außenministers. Der griechisch-bulgarische Konflikt hat infolge deS Einschreitens des britischen und des französischen Ge sandten eine leichte Entspannung erfahren. Beide Ge- andten besuchten kurz vor der Übergabe des Ultimatums >en stellvertretenden griechischen Außenminister Hadji- iriakos und konnten durch ihre Vorstellung eine Milde rung der Note erreichen. Die griechische Regierung timmte zu, daß das Ultimatum sich nicht auf 48 Stunden befristet. Die Antwort der bulgarischen Negierung wird nunmehr in „kürzester Zeit" erwartet. Der griechische Außenminister ist zurückgetreten. Der Rücktritt erfolgte in dem Augenblick, rn dem wegen des griechisch-bulgarischen Zwischenfalles, der zum griechischen Ultimatum an Bulgarien führte, wichtige Entscheidungen getroffen werden mußten. Das Außenministerium bat der Krieasminister übernommen. - machungen vorltegcn. Ob die Andeutung richüg ist, die ; Reichsregierung, werde deshalb mit den am Pakt be teiligten Weltmächten neue Erörterungen pflegen zur Herbeiführung bestimmter Zusagen vor Unterzeichnung des Vertrages, läßt sich nicht übersehen. Der Räumung der nördlichen Nheinlandzone soll eine Bereinigung der schwebenden Eniwaffnungsfrage vorgehen. In Locarno soll im wesentlichen das Verfahren bereits geregelt worden sein. Nach einer Verlautbarung soll die Ncichsregierung eine Note an die Botschafterkonscrcuz vorbcreiten, in der zur Frage der Abrüstung Stellung genommen wirs. Entgegenkommen der Alliierten soll nicht ausgeschlossen sein. Auch die in Berlin versammelt gewesenen Minister präsidenten der Länder gaben dem Wunsche Ausdruck, daß das Vertragswert erst daun als endgültig abgeschlossen ! angesehen werden könne, wenn, insbesondere in den be setzten Gebieten, Maßnahmen erfolgten, die dem ver kündeten Geist des Friedens entsprächen nnd den be rechtigten Erwartungen des deutschen Volkes Rechnung t trügen. Die deutsche Abrüstung. Paris, 22. Oktober. In halbamtlichen Veröffentlichungen wird betont ein Termin für die Räumung Kölns sei noch nich! festgestellt. Antzerslantende Nachrichten ans Deutschland seien unrichtig. Erst wenn die Botschafterkonferenz von der deutschen Negierung dahin informiert sein wird, daß die verlangten Maßregeln in der Entwaffnungsfrage durchgeführt siud, wobei Deutschland vermutlich einige i Reserven machen werde, werde man den alliierten Re- i gierungen entsprechende Vorschläge machen. Die Ver ständigung von Locarno werde natürlich die Angelegen heit erleichtern und Köln werde um so schneller ge räumt werden, je vollkommener Berlin die Eutwaffnungs- forderungen erfülle. Die Zone von Mainz bis Koblenz könnte gewisse Erleichterungen erfahren, wenn das Reich eine entsprechende Haltung einnehme. Im Kriegsministerium fand im Zusammenhang mit der Räumung eine neue Beratung statt, an der anher Painlevö und Briand der Oberkommissar Tirard nnd der Oberbefehlshaber der Rhcinarmee Guillcanmat teil nahmen. Es wurde festgestellt, daß in einer gewissen An zahl von Punkten, besonders in bezug auf die Zerstörung > von Kriegsmaterial und Maschinen, befriedigend« ! Maßregeln von der deutscken Regierung getroffen i worden sind. Zer Atta« des BeMWregims. Berlin, 23. Oktober. Wie das „Berliner Tageblatt" - aus maßgebenden französischen Besatzungskreisen erfahren haben will, soll bei der Rheinlandskommission bereits über den Abbau des Befatzungsregimcs eine Generalinstruktion aus Paris vor liege», die in dem Augenblick wirksam wird, in dem der Bot schafterrat die entsprechende Entscheidung fälle. In militärischen Kreisen, besonders im Hauptquartier der Rhsinarmee zu Mainz, mache sich ein lebhafter Widerstand gegen den geplanten Abbau bemerkbar. l * z Baldwin «der den Patt «an Lamas. London, 23. Oktober. Der britische Premierminister Baldwin sagte gestern in seiner Rede in Colchester, dak er und seine Kollegen durch de» Vertrag von Locarno möglicherweise ! Zayrreiche glühende Verfechter des Fliedensgedankens enttäuscht § baden mögen. Locarno fei jedoch das erste konkrete Ergebnis nach allen Friedensgesprächen und Entschließungen seit dem Krieg. : :r habe die volle Hoffnung, daß damit der Auftakt zum wahren ! Frieden gegeben sei, da die Ergebnisse von Locarno von Anfang bis zu Ende auf den Frieden abgestimmt seien. Ier deuW Wsgrsch gegen Belgiens lleberf-rei- lnng der MaMsWgMe zuMMesen. Genf, 23. Oktober. Die ständige Mandatskommission des Völkerbundes hat Deutschlands Einspruch dagegen, daß Belgien die Mandatsgebiete von Buanda und Grundi verwaltungsgemäß als Kvlonialgebiet und nicht als Mandatsgebiet behandle, mit der Begründung verworfen, daß die Haltimgsweise vollkommen den Mandatsbedingungen entspreche. * ZllWnieMt des PMerSimdes im MM. Eigener Fernspr.chdienst des,„Wilsdrusier Tageblattes'" Ge » f, 23. Oktober. I» Völkerbundskrcisen verlautet, daß möglicherweise Milte Januar eine Sonderiagung des Völker bundes einbrrufeu werde, um über den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund zu beraten.