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MlsdmfferTageblatt Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgericht« nud Stadtrats z« Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nassen. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis die »gespaltene Raunt,eile ro Doldpfennig, die 4 gespalten e Zeil- der amtlichen Bekanntmachungen 4« Do»» Pfennig, die s gespaltene Reklame,eile i» textlichen Teile Ivo Doldpfennig. Rachweisungrgebühr 20 Doldpfcvntg. Bo»' geschriebene Erscheinung».. tage nnd Platzvorschrist« »«den nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 d-rü-kstchtigt. annahmc di- norm, IVNHr — — — U AK, die «tchtigkoit do« durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag d«»a Klage eiagezogen werden mutz oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittluugsstellen entgaWE. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschast, »ao .WIl-dnifftr Tageblatt- erscheint täglich nach«. S Uhr fLr den solgendeu Ta«, »«jugoprei«: Bei Abholung in derDeichSftsstelle und den Au-gadesteLeu 2 Mk. im Monat, bei Z »stell»», dnech die Bote» 2,» Mb., bei Postbefiellun, 1 Mk. -»züglich Abtrag- aabLhr. Einzelnummern »Vf,. Ali-P°stanst°lt-n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P-^bot«»u»rn»,.«^. -«ger und Defch-st-stellen — ! U —L—S nehme» ,» jed» Zeit Be- KK>m,«n entgegen. Im Falle höherer Qewalt, Urie, oder sonstiger Betriebostörnnge» besteht kein Anspruch ans Lieferung Zeitung »der Kürzung »e, D«,u,-preise». — RSlkfendung -ingejandler Schriststlirk« eef»l«t »»r, wen» Port» deiliegt. Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, 6 Oktober 1825 Nr 233. — 84 Jahrgang. Telegr Adr: .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden «euer deutscher Segelflugrekord. Moskau, 4. Oktober. Der deutsche Segelflieaer stellte im Segelslugwettbewerb in der Krim einen neuen El. rekord aus, indem er 12 Stunden 6 Minuten 25 Sekuntinn in Höhen bis zu 460 Meter in der Lust blieb. Er w voller Finsternis. - ' ranoe.. bei Deutsch-russischer Handel. Aus politisch und wirtschaftlich unterrichteten Kreisen wird uns geschrieben: 1 Die deutschen Versuche, handelspolitisch in Rußland Fuß zu fassen, sind ziemlich alten Datums. Die außer ordentlich starken Widerstände wirtschaftlicher Art, die wir dabei namentlich in Frankreich und England erfuhren, die Tatsache namentlich, daß uns durch die Versailler Be stimmungen ein großer Teil unserer Nohstofsproduktion genommen worden ist, hatte die deutsche Wirtschaft ver anlaßt, zu versuchen, die alten engen Handelsbeziehungen zu Rußland wieder aufzunehmen. Unser früherer östlicher Nachbar war ja einer unserer besten Käufer gewesen, stand in unserer Handelsbilanz gleich hinter England an zweiter Stelle auf der deutschen Ausfuhrseite. Die russische Rohstoffproduktion war eine wertvolle Ergänzung ge wesen, nnd Rußland war auf der anderen Seite ein dank barer Abnehmer unserer Jndustrieprodukte. Die ersten Versuche, mit Rußland wieder in Waren austausch zu treten, stießen auf Widerstände, die aus der russischen Staatssorm herrührten. Die großen Pläne und Vorschläge, dieKrupp und dann Stinnes in Moskau nicht bloß angeregt, sondern zum Abschluß gebracht hatten, scheiterten bald an den Verhältnissen. Das alles aber liegt Jahre zurück, und in diesem Jahr hat sich auch handelspolitisch und wirtschaftlich vieles in Rußland ge ändert. Wenn jetzt der russische Volkskommissar für aus wärtige Angelegenheiten, Tschitscherin, bei seinem Aufenthalt in Berlin dem Willen Ausdruck gab, die handelspolitischen Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland auf einen vertragsmäßigen Zustand zu bringen, so konnten wir dafür nur bereitwilliges Entgegenkommen aufbieten. Das Russische Reich bis tief nach Asien hinein bedeutete bisher geradezu ein Loch in der Weltwirtschaft. Während es früher ein Bedarfsland aufnahmefähigster Art gewesen war, ist es seit 1917 weltwirtschaftlich aus gefallen. In allerletzter Zeit ist die Sowjetregierung wirtschaftlich in Beziehungen namentlich zu England und Deutschland getreten, aber die Grundlage, auf der diese Beziehungen getätigt wurden, war angesichts der politi schen Zustände in Ruhland eine sehr unsichere. Tschitscherin hat nun seinen Berliner Aufenthalt dazu benutzt, diese Grundlage endlich zu sichern. Nach der amtlichen Mitteilung soll mit Rußland ein Nrederlassungs-, Wirtschafts- und Seeschiffahrts-, ein Eisenbahn- und Steuerabkommen getroffen und ferner dre Frage des gewerblichen Rechtsschutzes und die Frage der Handels schiedsgerichte geregelt werden. Zu diesem Zweck wird sich eine deutsche Delegation nach M o Z k a u begeber^ um diese Verträge in kürzester Frist zu unterzeichnen. Amtlich wird allerdings auch betont, daß diese eine endgültige Regelung darstellen, sondern dap ste nur eine Provisorische Regelung bedeuten, wobei aber aus drücklich darauf hingewiesen wird, daß Deutschland das erste Land ist, das eine so umfassende Regelung mit der Sowjetregierung trifft. Die politische Situation hat gewisse Ähnlichkeiten nut der Zeit nm die Konferenz in Genua im all- die Kunde von dem Rapallovertrag 'U diese Kom ferenz hineinplatzte. Deswegen ist dieser deutsch-rus fta e Handelsvertrag auch politisch zu werten. Diplomanwll Frühstücke haben bisweilen auch ihre Bedeutung. Be deutungslos ist nämlich nicht, daß bei dem Frühstuck, da. jetzt für Tschitscherin durch die Reichsregierung gegeben wurde, neben dem Sozialdemokraten Dr. Hilferding, also einem Mitglied der parlamentarischen Opposition, auch der deutschnationale Führer Graf Westarp ein geladen war. Das ist im Ausland nicht unbeachtet ge blieben. Darüber, daß unsere politischen und wirtschaft lichen Beziehungen zu Rußland durch die Konferenz in Locarno wie überhaupt durch unsere Verhandlungen über einen Sicherheitspakt mit den Westmächten nicht leiden dürfen, ist sich die deutsche Regierung ebenso klar wie die Führer der großen Parteien. Und es bedeutet einen nicht ungeschickten Schachzug, daß diese deutsch russischen Verhandlungen zum Abschluß kamen genau am Vorabend der Konferenz. Daß in Genua 1922 das deutsche Vorgehen auf einen überaus scharfen Protest der Entente stieß, hat höchstens bewiesen, daß unser Entschluß richtig war. Auch jetzt wieder bemüht sich die englische Presse, Tschitscherins Reise als eine Kette von Mißerfolgen hin zustellen. Das Gegenteil ist richtig. Wir haben handels politisch uns mit Rußland über Polen hinweg die Hand gereicht und damit bewiesen, daß wir auf die Rohstoff Produkte dieses letzteren östlichen Nachbarn nicht ange wiesen sind. So ist der Abschluß der deutsch-russischen Handels vertragsverhandlungen ebenso vom allgemeinen wie vom wirtschaftlichen Standpunkt aus zu begrüßen; zu begrüßen ist es auch, daß diese Verhandlungen zum Abschluß ge kommen sind, ehe die Entscheidung über den Sickerbeits- pakt fällt. WMlMW Wer im Konferenz-PiMM. Meise der deutschen Delegation. Hindenburgs Wünsche für die Konfercn Berlin, 3. Oktober. Die deutsche Delegation zur Konferenz in Locarno hc die Reife nach der Konferenzstadt in einem Sonderzug ar getreten. Die Abreise vollzog sich unter strenger Abspe» rung des Bahnhofs und auch anderen Vorsichtsmaß nahmen. Staatssekretär Dr. Meißner überbrachte bei Führern der Delegation die besten Wünsche d e § Reichspräsidenten für ihre schwierige Aufgabe au der Konferenz. Auch Vertreter des Diplomatischen Korp hatten sich zur Abfahrt der deutschen Delegation einge fundcn. Auch die übrigen Delegationen der Konferenzmächü haben ihre Reise nach Locarno angetreten. So hat dir englische Delegation am Sonnabend London ver lassen. Außenminister Chamberlain bemerkte, als er abreiste: „Wünschen Sie mir Gutes, aber erwarten Sie nicht zuviel!" Er war nicht in der Lage, über die Dauer der Konferenz etwas vorauszusagen. Außen minister Briandhat in Begleitung des Generalsekretärs im Außenministerium, Berthelot, im Auto Paris verlassen, um sich nach Locarno zu begeben. Ore Ankunft in Locarno. -- Locarno, 4. Oktober. Die deutsche Delegation, die gestern abend aus dem Bahnhof in Locarno eintreffen sollte, hat andere Bestim mungen getroffen und ist von Bellinzona im Automobil direkt nach dem Hotel Esplanade in Minusio gefahren. Reichskanzler Dr. Luther und Außenminister Dr Stresemann haben dem zu erwartenden Andrang von Neugierigen an dem Bahnhof Locarno entgehen wollen. Mit dem Zuge trafen nur die geschäftstragenden Mit glieder der deutschen Kommission ein. Dr. Luther, Dr. Stresemann und Staatssekretär von Schubert erschienen später im Auto. Die deutsche Delegation nahm im Esplanadehotel, das ziemlich weit außerhalb Locarnos am Abhange der Berge liegt, Wohnung. Für heute hatte der Reichskanzler die deutsche Presse zu einem Empfang eingeladen. Ziemlich gleichzeitig mit der deutschen Delegation nnd den Führern der deutschen Abordnung sind die Spitzen der französischen Delegation, Briand, Berthelot, Froma- geot nnd Leger, im Automobil, von Paris kommend, ein- getroffeu. Die italienische Kommission traf heute ein. * Reden Luihers und Stresemanns. Locarno, 4. Oktober. ,. Bei dem heutigen Empfang der Presse durch die deut- lHe Delegation nahm zunächst Reichskanzler Dr. Luther Wort, um zu versichern, daß er großen Wert für Deutschland in einem engen Zusammenwirken mit der Presse erblicke. Die deutsche Delegation habe den festen WMen, auf der Konferenz dafür zu arbeiten, daß ein Zu stand wirklichen Friedens geschaffen werde. Neichsaußenmimster Or. Stresemann sagte in Beantwortung in einer Anfrage, das Gerücht, die deutsche Delegation habe das etwas entlegene Hotel Espla nade zum Wohnsitz gewählt, um isoliert zu bleiben, ent behre jeder Grundlage. Dann kam Dr. Stresemann ""i Besuch T s chitscherins in Berlin zu sprechen, selbstverstandlkch seien bei dem Besuch auch die wichtigen zwischen Deutschland und Rußland schwebenden politischen Fragen zur Erörterung gekommen. Ohne die Diskretion zu verletzen, könne gesagt werden, daß in Rußland die Ansicht bestehe, es könne dem Völkerbund in seiner jetzigen Gestalt nicht beitreten Deutschland und die anderen Macyre konnten aus die Dauer an Rußland nicht Vorbei gehen, das liegt auch in Frankreichs Interesse. Bei den jetzigen Beratungen gelte es, Frieden in der ganzen Weft- zn schaffen ohne Sanktionen. Zum Schluß dankte Dr. Stresemann allen Beteiligten in der Schweiz für die Aufnahme und die Vorberitungen zur Konferenz Painlevö für Aussöhnung. Der französische Ministerpräsident Painlevö hat in Nimes eine Rede gehalten, in der er auf die bevorstekende Ministerkonferenz und auch auf die Lage in Marokko zu sprechen kam. „Die deutsch-französische Aus söhnung", sagte der Redner, „ist der Eckstein der euro päischen Zivilisation. Trotz des Jahrhunderte alten Grolls ist eine solche Aussöhnung möglich, wenn die beiden Völker den Willen haben, dem gegenseitigen Mißtrauen ein Ende zu machen, und sich dazu entschließen, au ihre gegenseitige Aufrichtigkeit zu glauben." * Verhandlungen über das Konferenz- Programm Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 5. Oktober. Der „Montag" meldet aus Lo carno: Staatssekretär v. Schuber suchte im Lause des Nachmit tags die Chefs der britischen und der französischen Delegation auf, um das Programm der Konferenz zu besprechen, insbeson dere auch, um die technische Frage des Vorsitzenden sowie der Reihenfolge der Verhandlungsgegenstände zu verhandeln. * Kurze Kouferenzdauer in Locarno. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Locarno, 5. Oktober. Die voraussichtliche Dauer der Konferenz wird in politischen Kreisen der Konferenzteilnehmer aus etwa zehn bis zwölf Tage angesetzt. Trotz der zu überwin denden Schwierigkeiten wird heute von allen Delegationen ein starker Optimismus zur Schau getragen. * Der gegenseitige Garautievertrag in Locarno London, 5. Oktober. Der diplomatische Korresponden des „Observer" bemerkt, daß offiziell der Ausdruck Pakt auf der kommenden Konferenz nicht gebraucht werden dürfte, weil das französische Wort Pakt eine andere Bedeutung habe und zu Miß verständnissen führen würde. Der Vertrag, über den verhandelt wird, wird der gegenseitige Garantievertrag heißen. Er wird den Hauptpfeiler des gesamten Ausbaues, der in Locarno erreicht wird, darstellen. Der Vertrag wird Frankreich und Deutschland verpflichten, gegenseitig das entmilitarisierte Rheingebiet nicht zu verletzen. Der Garantieverlrag wird durch vier weitere Ver träge ergänzt werden. * Die neue Züricher Zeitung zur Pakt- Konferenz. Locarno, 5. Oktober. Die „Neue Züricher Zeitung" schreibt zu der Konferenz in Locarno: Die neutrale Atmosphäre unseres Landes wird als günstig empfunden für die erste direkte Fühlungnahme der ehemals feindlichen Parteien bei der Be sprechung einer Frage, von deren Lösung mehr als von jeder anderen die Beruhigung der Völker und die Herstellung eines stabileren Friedenszustandes abhängt. Solange das Sicherheits problem nicht auf eine völkerrechtliche Basis gestellt ist, ähnlich wie vor einem Jahr in London das Reparativnsproblem aus eine solide wirtschaftliche Finanzgrundlage zu stellen verstand, sind die Voraussetzungen für eine moralische Abrüstung der Geister, die ihrerseits die unerläßliche Vorbedingung jeder materiellen Rüst ungsbeschränkung ist, nicht gegeben. Vom Erfolg oder Nicht- erfolg der Konferenz von Locarno hängt deshalb nicht nur für das zukünftige politische Verhältnis zwischen den direkt beteilig ten Staaten unendlich viel ab, sondern auch ein gut Stück unser aller Wohlergehen ist dabei im Spiele. Rach Sünnes - Stimm. Zu den Schwierigkeiten, die beim Stumm- Konzern entstanden sind, wird uns von einem bekannten Finanz- und Börsensachver ständigen geschrieben: Die Krise bei den Konzernen nimmt ihren weiteren Fortgang und auch vor den größten und reichsten von ihnen macht sie nicht halt. Nach den Schwierigkeiten bei Stinnes, bei Krupp und GreschesErben werden jetzt die gleichen Schwierigkeiten bei dem Stumm- Konzern bekannt, der hinter den genannten an Be deutung kaum zurücksteht. , . > Der große Reichtum des Hauses Stumm wurde be gründet »ch den im Jahre 1901 gestorbenen Geheimen Kommerzten<at Freiherrn von Stumm-Hal berg, der iw Saargebiet und weit darüber binaus unter dem Namen „König Stumm* allgemein bekannt war. Auch in der Politik spielte „König Stumm", der eigentlich als der Schöpfer der Großindustrie des Saargebicts an gesehen werden muß, eine gewisse Nolle. Bekanntlich wurde ihm vielfach der Beinamen „Scharfmacher" gegeben. Gemeinsam mit seinen drei Brüdern brachte er die ihnen gehörigen Eisen- und Kohlenwerke zu hoher Blüte, und besonders waren es auch die auf dem Dillinger Werk der Firma hergestellien Panzerplatten, die zur Ver- mchrung des Stummschen Reichstums sehr viel beige tragen hatten, so daß man sogar im Hause Krupp mit einem gewissen Neid auf den jüngeren erfolgreichen Kon kurrenten an der Saar blickte. Als „König Stumm" vor 24 Jahren starb, wurde der Reichtum der Familie auf etwa 100 Millionen Mark geschätzt. Inzwischen hatte dis Firma schwere Tage durch zumachen. Durch den unglücklicken Kriegsausgana gingen