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uch heute noch aus Frauenmund das Wort: „Geselligkeit können wir nicht Pflegen, das ist zu teuer. Besuche machen ^ir nicht, denn wir können niemand einladen. Man muß -ich doch revanchieren, wenn man zu Gaste geht." Ach, das böse Revanchieren. Wir kennen das Wort roch zur Genüge aus Vorkriegszeiten. Es ist „Friedens- oare", aber keine gute. Es hat schon manchen freundschaft lichen Verkehr zerstört. Besucht man sich gegenseitig des Wens wegen oder weil es Herz zu Herzen zieht? Häus liche Geselligkeit ist ein Quell feinster Freuden. Sie kann es wenigstens sein. Sie dazu zu machen, ist Sache der Frauen. Eine feine und kultivierte Geselligkeit besteht -licht in großen Abfütterungen und eleganten Damen- 'affees. Es ist nicht nötig, daß man eine Gans bratet, wenn man zu einem Butterbrot geladen hat, und daß auf dem Kaffeetisch dreierlei Sorten Kuchen und andere Leckereien stehen. Man kann auch mit ganz einfachen Mitteln Gästen ein paar anregende Stunden bereiten. Wenn man die Bücher liest, die das alte Weimar schildern, Goethes Weimar, dann hört man von solcher Geselligkeit. Wie kaum eine zweite Stadt hat das Weimar Goethes Kriegsnot und Kriegsiammer, Armut und Elend kennen gelernt. Immer von neuem hatte man den Feind in der Stadt, raubende und plündernde Soldaten, Brand und Mord. Geselligkeit pflegten die geistig so hochstehenden Frauen Weimars trotzdem. Sie war ihnen mehr als bloße Abfütterung, sie bedeutete ihnen Gelegenheit zur Aussprache mit Gleichgesinnten, Stunden, in denen man sich erhob über die Jämmerlichkeit des Alltags. Was auf diesem Gebiet Charlotte von Stein, die Göchhausen, Johanna Schopenhauer, Lotte Schiller, Herders Gattin und andere geschaffen haben, das ist vorbildlich, das steht hoch über einer Tasel voll Putenbraten und Fürst-Pückler- Eis. Es hat Ewigkeitswert, denn Ströme von Leben, An regung, Erholung und Erhebung sind davon ausgegangen. Auch unsere Zeit ist voll von tausend Fragen, über die man sich mit Freunden und Bekannten aussprechen kann, >md deren Besprechung Geist und Seele fördert. Es ist z nicht jede Frau eine Lotte von Stein oder eine Johanna Schopenhauer, das ist auch gar nicht nötig. Es ist auch nicht nötig, daß man einen Goethe oder überhaupt Größen der Kunst und Wissenschaft am Tisch hat, man kann sich in sehr einfachem Kreise über die Fragen aussprechen, die heute die Welt bewegen. Eine gesunde Dosis gesunden Menschenverstandes hat wohl jeder, und am öffentlichen Leben und seinem Auf und Ab nimmt auch jeder teil. Ein Abend bei einer einfachen Tasse Tee oder einem Glase Bier kann also sehr viel Anregung bieten; ist Inter esse dafür vorhanden, so kann die Hausfrau mit Musik und Vorlesung, mit der Betrachtung von Kunstblättern ihn sogar zu einem sehr erhebenden, zu einem Festabend machen. Es liegt nur an den Frauen, einer höheren und geistigen Geselligkeit den Weg zu bahnen. Solche Geselligkeit braucht auch unsere Jugend. Warum strebt sie denn so oft fort vom Vaterhause? Warum rennt sie in die Musikhäuser, die Kinos, die Tanz säle? Weil Mutter daheim „zu müde ist, Trubel um sich zu haben", weil sie glaubt, keine Gäste empfangen zu können, wenn sie es nicht vermag, den Familientisch in einen kleinen Delikateßladen zu verwandeln. Das ist ja ooch Unsinn. Ihr bringt ja euch und eure Kinder um ein Allerbestes, ihr Mütter, wenn ihr so handelt! Wenn am Familientisch sich fröhliche und nachdenkliche Menschen zusammenfinden, dann werden auch Sohn und Tochter sich bald zu ihnen gesellen, statt hinauszustreben s Zu fremden und oft genug fragwürdigen Elementen und « Freuden. Damit aber wäre schon sehr viel für die seelische ; und geistige Weiterentwicklung unserer Jugend gewonnen. Versucht es einmal, ihr Fräuen und Mütter, im kom menden Winter eine einfache, aber seelisch hochstehende Ge selligkeit im Hause zu pflegen, ich bin überzeugt, Mann und Kinder werden es euch danken; die Freunde, die ihr um euch sammelt, auch! Vermischtes. Babylonische Sprachenverwirrung in der Tschecho slowakei. Es gibt einen Witz, der so alt ist wie die Tschecho slowakische Republik (für einen Witz ein hohes Alter!); er lautet: In einer Schule zu Preßburg fragt der Lehrer den kleinen Lajos: „Wo bist du geboren?" — „In Poszony, Herr Lehrer." — „Falsch, setzen! Wo bist du geboren, Hans?" — „In Preßburg,, Herr Lehrer." — „Setzen, gibt's nicht mehr! Wo bist du geboren, Max?" — „Herr Lehrer, mich legen Sie nicht rein: ich bin „loco" (das heißt: hier am Ort) geboren!" An diesen Witz wird man er innert, wenn man hört, was sich dieser Tage bei der Budgetdebatte im Prager Parlament zugetragen hat. Im früheren Österreich gab es unzählige schreckliche „Affären", wenn die tschechischen Rekruten beim Namensaufruf oder die gewesenen Soldaten in der Kontrollversammlung „Zde" statt „Hier" riefen. Diese lustigen Zde-Affären sind nun mit dem alten Österreich nicht gestorben, sie sind viel mehr von den Tschechen mit übernommen und jetzt noch weit komplizierter geworden. In jener Budgetdebatte z. B. verlangte ein slowakischer Abgeordneter Straflosigkeit für jeden slowakischen Soldaten, der sich anstatt mit dem tschechischen „Zde" mit dem slowakischen „Tu" melde. Folgerichtig müßten dann auch die deutschen Soldaten in der Tschechei mit „Hier" antworten dürfen. Oder allesamt sollten, wie der kluge Max aus Preßburg, mit dem neu tralen, weil altlateinischen „loco" antworten. Rund 1,8 Milliarden Erdbewohner. Seit dem Kriege ist man völlig im unklaren darüber, wieviel Einwohner die Erde gegenwärtig hat. Vor dem Kriege wurden ver schiedentlich Versuche angestellt, die Bevölkerungsziffer der Erde möglichst annähernd festzustellen. Eine genaue Schätzung war aber noch nie möglich, weil gerade in Ge bieten, die besonders große Einwohnerziffern aufweisen, eine zuverlässige Statistik unmöglich war. Besonders aus China, Indien und Teilen von Afrika waren bis jetzt zu verlässige Nachrichten nicht zu erlangen, und die Ein wohnerzahl dieser Gebiete konnte deshalb nur schätzungs weise angegeben werden. Nach oberflächlichen Schätzungen betrug die Zahl der Erdbevölkerung im Jahre 1924 etwa sine Milliarde 800 Millionen Menschen gegen eine Mil liarde 680 Millionen im Jahre 1910; das beträgt also ein Mehr in 15 Jahren von rund 120 Millionen Menschen, trotz Krieg und Seuchen. Die Bevölkerungsziffer Europas wird auf etwa 450 M 'nen geschätzt. Fußreise um die Erde. In Wien wem gegenwärtig ein Mann, der die Welt zum größten Teil zu Fuß durch wandern will. Dieser Weltenbummler ist der 32 jährige Balte Fred Hougk. Seine Reise um die Welt, die am 21. März dieses Jahres in Helsingfors begann, soll füns Jahre dauern. Hougk, der Ingenieur ist, muß diese Reise ohne Geld durchführen, darf aber, nm seinen Lebens unterhalt zu bestreiten, Ansichtskarten mit seinem Bilde verkaufen. Auaeblicb soll ein Klub in Newvork kür den- l zenlgen, welcher im Laufe von fünf Jahren sämtliche Staaten der Welt zum größten Teil zu F,uß durchquert hat, einen Preis von 100 000 Dollar ausgesetzt haben. „Zum größten Teil zu Fuß" soll heißen, daß der Be werber alle erreichbaren Verkehrsmittel, mit Ausnahme der Eisenbahn, benutzen darf. Hougk könnte also diese „Fußreise" um die Erde auch im Auto machen. Man ersieht schon daraus, daß die Sache ein bißchen komisch ist, vielleicht auch ein kleiner Schwindel. Immer wieder hört man von „amerikanischen Klubs", die das fabel hafte Geld, das sie besitzen, für derartige Scherze ausgebcn. Eine Beleidigung? Im neuen Thüringer Volks liederbuch hat ein bekanntes Schneiderlied Ausnahme ge- fundsn, dessen letzte Strophe lautet: Und was ein rechter Schneider ist, der wieget sieben Pfund. Und wenn er das nicht wiegen tut, dann ist er nicht gesund! Dieses Berschen hat die Schneider von ganz Thüringen auf den Plan gerufen. Die Schneidermeister haben des halb durch die Thüringische Handwerkskammer die Ent fernung dieses Verses verlangt, wenigstens aber müsse der Vers im Schulliederbuch abgeändert werden. Die Sache ist aber nicht so einfach, weil die Liederbücher sich zu einem großen Teil schon in den Händen der Schulkinder befinden. Die Handwerkskammer hat nun den Vorschlag gemacht, den Wers des alten und gern gesungenen Liedes zu überkleben und aeaebenenialls einen Ersatzvers zu dichten. Das Gewrcht ver movernen Maunerkletdung. Pro fessor Dr. Friedberger hat die Kleidung des Manner von heute gewogen und zu schwer befunden. Die Gs- wichtsfeststellung ging am 23. Juli dieses Jahres bei eine, Temperatur von 32 Grad Celsius im Schatten vor sich und die Münchener Medizinische Wochenschrift teilt die Resultate mit. Der Mann, der gewogen wurde, war 6L Kilogramm schwer und 1,70 Meter hoch. Am Körper trus er folgende Lasten: Unterhose 191 Gramm, Unterjacke 17k Gramm, Socken 30 Gramm, Sockenhalter 20 Gramm, Oberhemd 250 Gramm, Hose 650 Gramm, Weste (hatte er abgelegt), Sakko 1050 Gramm, Schuhe 730 Gramm, Hut 110 Gramm, Krawatte 14 Gramm, Kragen 14 Gramm. Macht zusammen: 3229 Gramm. Es wurde dann als „Gegengewicht" eine 60 Kilogramm schwere und 1,65 Meter hohe Frau auf die Wage gestellt. Diese hatte an: Strümpfe 20 Gramm, Kombination 60 Gramm, Hüften halter 65 Gramm, Kleid 118 Gramm, Schuhe 350 Gramm, Hut 128 Gramm. Summa: 741 Gramm. Die Abend toilette einer Frau dürfte noch ein paar hundert Gramm weniger wiegen, während ein abendlich gekleideter Mann bestenfalls nur um das Gewicht des abgenommenen Hutes abniw'nt. Newyork in Aufregung. Die Bevölkerungvon New- York, namentlich die des Börsenviertels, Wallstreet, erlebt« einen gehörigen Schreck. Uber den Wolkenkratzern erschien plötzlich ein ganzes Heer von Flugzeugen, von den Dächern der Häuserreihen donnerten Kanonenschüsse und rasselte das Feuer von Maschinengewehren. Unter dem nichts ahnenden Publikum aus den Straßen brach eine Panik aus, Frauen fielen in hysterische Schreikrämpfe und wurden ohnmächtig, aus den Bureaugebäuden stürzten entsetzte Schreiber und Tippdamen, welche an eine Wiederholung des Vombenattentats auf Morgan im Jahre 1922 glaubten, j Bei der Feuerwehr ertönten ununterbrochen die Alarm- ! telephone. Bis es sich herausstellte, daß es sich um den i Auftakt zu den Luftmanövern handelte Zsimenaukgang. Hinaus! Hinaus! Die Sonne loht Schon über Tal und Gipfel; Scharf zeichnen sich im Morgenrot Des Waldes dunkle Wipfel. Der Tag weckt mit Trommetenschall Die ungezählten Wunder; Ein Lobgesang tönt überall Vom Berg zum Tal hinunter. Der Menschengeist sieht staunend nur Die Größe des Geschehen; Sieht nur des Wirkens äußere Spur, Das Werden und Vergehen. Doch der geheimnisvolle Sinn Vom ewigen Gestalten, Da eine Antwort nur; Ich bin Das göttlich weise Walten. T. Zieschang. Vie MSumg Ser fronen «na Linsen ZacdtSsrsr. Br. Crasselt, Radebeul. V. Die Entrichtung von Naturalien und die Frondienste auf dem Edelhofe' waren für den Pflichtigen sowohl als auch für den Berechtigten mit Nachteilen verbunden, und der Wunsch nach Befreiung von den genannten Obliegenheiten war im Bauern stände von jeher rege (Bauernunruhen). Er fand in -Sachsen Erfüllung durch das Ablösungs- und Landrentenbankgesetz vom 17. März 1832 ' Zu vergl. üebersichl S. 137 u. 138 Sp. 5 u. 8. - Ein Beispiel möge die weise und gerechte Idee dieses Gesetzes veranschaulichen: „Reh men wir an, der Besitzer eines Hauses mit Garten hatte auf dem Rittergute Frondienste zu leisten und Naturalien äbzuliefern, die zusammen mit 12 Mk. jährlich bewertet wurden. Sollten diese aufhören, so hätte er dem Lrbherrn jährlich 12 Mk. zahlen müßen. Dazu wäre er für alle Zeiten verpflichtet gewesen. Km jenem zu alljährlicher Einnahme von 12 Mk. zu ver helfen konnte der Hausbesitzer ihm einmalig ein Kapital auszahlen, das jährlich 12 Mk. Zinsen bringt; dies würde die Summe von 300 Mk. sein (4 vom Hundert gerechnet); auf diese Welse war der Hausbesitzer seiner Verpflichtungen ledig; feine Gefälle waren abgelöst. Das Ent schädigungskapital hätten nur wenige aufbringen können, da es sich meist um weit größere Summen handelte und das Geld in jener Zeit einen hohen Wert hatte. Deshalb erklärte sich die Regierung zur Hilfe bereit. Der Rittergutsbesitzer in unserem Falle erhielt ein Staats- papler im Werte von 300 Mk.; von diesem bezog der Inhaber 10 Mk. Zinsen (3B v. H.). Der Hausbesitzer mußte dafür jährlich 12 Mk. Rente an die Regierung zahlen. Mit Hilf« der übrigbleibenden 2 Mk., zu denen jedes Jahr wieder 2 Mk. kommen, wurde die Regierung in den Stand gesetzt, jene 300 Mk. Schuld zu tilgen. Dies geschieht, Zins auf Zins gerechnet, nach 55 Jahren. Von diesem Zeitpunkt an hat der Hausbesitzer Rente nicht mehr zu zahlen. Die Verwaltung dieser Kapitalien und der Zinsen wurde der Landrentenbank übertragen." (Nach Petermann Geschichte des Königreichs Sachsen.) Im Mai 1839 wurde zwischen dem Besitzer des Erb- und Allobial-Rittergutes Klipphausen Heinrich 1MIII. (63.) Fürst Reuß und den Sachsdorser. Besitzern und Hündorfer, Oberwarthaer und Klemschönberger Eigentümern von ihren in Sachs- dorfer Flur gelegenen Grundstücken über Ablösung der -dem Rittevgute zustehenben Frondienste, Naturalzinsen und Schafhütungsgerechtsame -ein „Receß" (Vertrag) abgeschlossen, besten Inhalt in der aus S. 137 u. 138 folgenden Uebersicht zusammen gestellt ist. Sie zeigt die Lasten der einzelnen Grundstücke wie auch die dafür zu ent richtende jährliche Rente bezw. das Ablösungskapital. Wiß er den in der erwähnten Uebersicht aufgesührten Leistungen hatten die Be sitzer Sachsdorss gemeinschaftlich an die Rittergutsherrschaft jährlich 9 Scheffel Korn und 9 Scheffel Hafer zu schüttens Km diese ablösungsfähig zu machen, wurden sie auf nachgenannte Grundstücke in folgender Weise verteilt: Brand- Kat-Nr. Gegenw. Besitzer Korn Hafer Scheffel Metzen Scheffel Metzen 2 Richter — — 9-/4 15 Leuschner (alte 15) — 4 — 4 4> Beger — 18 — 13 5 Pietzsch — Ssts — 5st- 6 Fischer-Hillig — 9°/, — 9-/4 8 Hillig — 18 — 18 10 Walther — 50, — Sst- 11 Walther — 7'/, — 7'/. 18 Walther — 4 — 4 19 Herrnsdors — 10-/4 — IO-/. 20 Max Grosche — isst« — 18-/. 21 Türke — 2-/4 — 2st4 22 Lorenz 1 Sst- 1 Sst- 24 Junghaus — 7st, — 7'/, 25 Kuntze — 10 — 10 Klein- Schönberg 7 — 4 — 4 5 — 4 — 4 8 — 2 — 2 Sa. 9 — ! 9 —— Die Renton für dieses Schuttgetreide sind in die Renten der Uebersicht S. 137 u. 138 eingerechnet. Ferner chatten die Besitzer -von Brandkatasternummer 2, 4, 5, 6, 8, 10, 11, 13, 14, 19, 20, 22, 24, 25 und 27 zu allen Neubauten und Reparaturen an den Rittergutsgebäuden und der Schäferei mit Ausnahme der BmaereMbäude, einer - Zu vergl. Artikel VI-