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ruuo Mil ais allgemeine Umsatzsteuer ver steuert. Die Sätze von 1A bzw. 7)4 H kommen erst für Umsätze vom 1. Oktober 1925 ab in An rechnung. Befreit sind Einnahmen, die der Gesell schaftssteuer unterliegen, ab 16. 8. 1925, ferner buchführende Agenten und Makler sowie Privat gelehrte, Künstler und Schriftsteller, sofern diese seit dem 1. 1. 1925 nicht mehr als 4500 Mark ver einnahmt haben.) 2. Voranmeldung und Vor auszahlung aus die Einkommen- bzw. K ö r p e r i cha st s st e u er für das dritte Quar tal 1925 (Schonzeit 7 Tage) aller Steuerpflich tigen, mit Ausnahme des Teils des Einkommens, welcher aus Land- und Forstwirtschaft entfällt. Die Gewerbetreibenden zahlen nur dreiviertel des Steuerbetruges. Beachte die Ermäßigung für Aeie Berufe, Grundstücksbesitzer, Feftbesoldete., Kapitalrentner und dergl. (Steuerüberleitungs «esetz § 21). Finanzkasse. S. Einreichung der Lohn zett el durch den Arbeitgeber, die im Finanzamt erhältlich sind, für jeden Arbeit nehmer, dessen Bruttoarbeitslohn im dritten Kalendervierteljahr 1925 8000 Mark überstiegen hat. Finanzamt des Arbeitnehmers. 4. Fälligkeir der Kirchensteuer der evangelischen und ratyouschen «sememven. -Schonzeit r Lage Finanzkasse. 5. Fälligkeit der Börsen Umsatz- steuer für September 1925 und Vorlegung einer Anmeldung der Abrechner zum , Kapitalverkehrssteuergesetz in zwei Stücken. Finanzamt. 15.6jkd?Lrr: 1. Ablieferung der für die Zeit vom 1. bis 10. Ok tober 1925 einbehaftenen Steuerabzüge der Lohn- und Gehaltszahlung wie am 5. Oktober mit den Änderungen: Steuerfreier Lohnbetrag ist 50 Mark monatlich oder 12 Mark wöchentlich; ferner bleiben steuerfrei für Werbungskosten und Sonderleistungen je 15 Mark monatlich oder je 3,60 Mark wöchentlich (kann auf Antrag erhöbt werden). Außerdem ist die Ermäßigung für Laushaltungsmitglieder laut 8 70 Abs. 2 der Ein kommensteuergesetze geregelt. Der Steuerabzug ist nicht vorzunehmen, wenn er für den vollen Monat nur 80 Pfg. oder für die volle Woche 20 Pfg. beträgt. 26. Oktober: Ablieferung' der für die Zett vom 11. bis 20. Ok tober 1925 einbehaftenen Steuerabzüge der Lohn- und Gehaltszahlungen wie am 15. Oktober. 31. Oktober: Anträge gemäß § 24 Absatz 3 des Steuerüber- leitungsgesetzes (Arbeitslohn), und zwar: 1. Er stattungsantrag nach 8 24 Absatz 1 des Steuerüberleitungsgesetzes. (Vom Arbeitslohn einbehaftene Steuerbeträge.) Finanzamt des Ar beitgebers. 2. Erstattungsantrag nach §24 Absatz 2 des Steuerüberleitungsgesetzes. (Er mäßigung für das zweite Kind des Arbeit nehmers.) Finanzamt des Arbeitnehmers. Be träge unter einer Reichsmark werden nicht er stattet. Vergütungsanspruch nach ß 20 des Um satzsteuergesetzes des Erwerbens von luxussteuer pflichtigen Gegenständen in Höhe von 6A anstatt der jetzigen 5^. Vermischtes. Prozeß um zwei Bubiköpfe. Ein interessanter Pro- zeß wird demnächst vor dem Kaufmannsgericht in Ant werpen zur Verhandlung kommen. Zwei junge Verkäu ferinnen eines Antwerpener Warenhauses hatten sich, dem Zuge der Zeit folgend, einen „Bubikopf" — das heißt na- türlich: jede einen — schneiden lassen. Als sie mit dem ueuen Kovk im Geschäft erschienen, erklärte zu ihrer nickt zeyr angenehmen uverrafchung ser GefchSsttitnyaver sis für entlassen, da die hohe Moral und der tiefe Ernst seine«! Hauses eine solche übermoderne Haartracht nicht zulassen. Die jungen Damen wollten sich jedoch diese drakonische Maßregelung nicht gefallen lassen und gingen zu einem gerissenen Rechtsanwalt, der sofort an den Warenhaus besitzer ein geharnischtes Schreiben richtete, in dem er 1. die Wiedereinstellung der beiden Bubiköpfe forderte, 2. eine hohe Schadenersatzforderung ankündigte und 3. einen spal tenlangen „Schriftsatz" über die Bedeutung der Bubiköpfe für die augenblickliche Weltordnung losließ. Da der Ge schäftsinhaber sich jedoch trotz der aufgewandten tiefgrün digen Juristik nicht überzeugen ließ, kommt die sensatio nelle Angelegenheit jetzt vor di« ordentlichen Gerichte, und es sollen alle nur möglichen Instanzen damit befaßt wer den. Bis die wichtige Entscheidung getroffen sein wird, werden Bubiköpfe wahrscheinlich schon wieder unmodern geworden sein. Das Ende des Straußes. Der Strauß — nicht einer der Komponisten dieses Namens, sondern der bekannte gravitätische Stelzvogel ist gemeint — der Strauß also, so weit er als Federnproduzent in Frage kommt, ist dem Untergange geweiht. Es herrscht auf den Märkten Euro pas und Amerikas keine Meinung mehr für Straußfedern, und die großen südafrikanischen Straußzüchtereien schrän ken den Betrieb allmählich ein, mit dem Ziele, ihn in ab sehbarer Zeit gänzlich zu schließen. Die vielen Strauße, die in den Straußenparks herumstolzieren, sollen einfach abgeschlachtet werden. Nicht weniger als 6000 haben be reits daran glauben müssen, und viele andere werden in der nächsten Zeit als unschuldige Opfer der veränderten Damenhutmode ihr Blut verspritzen. Die Haut der ge töteten Strauße soll, wie es heißt, zu einer Art Phantasie schuhwerk verarbeitet werden, und das Fleisch bekommen die Eingeborenen in Form von Konserven zu essen. Man muß, wie Kenner versichern, einen — Straußenmagen haben, um es verdauen zu können. Der „Überwolkenkratzer". Der Eiffelturm in Parks ragt über den Spiegel der Seine 300 Meter hinaus. Der Wolkenkratzer, den Oskar Konkle in Newyork, seines Zei chens Architekt und im Nebenberuf Millionär, jetzt bauen will, soll jenem höchsten Turm der Welt nur ganz wenig nachstenhen: er wird nämlich 270 Meter hoch sein und 65 Stockwerke mit 5500 Wohnräumen haben. Zum Überfluß soll er noch 12 Hängegärten, nach Art der hängenden Gärten der hochseligen Königin Semiramis, enthalten. An Kosten soll dieses Kolossalwerk der amerikanischen Architektur 14 Millionen Dollar verschlingen, übrigens werden die Mieter des 65stöckigen Hausmonstrums nicht zu beneiden sein. Konkle, der ein etwas schrullenhafter Herr ist, hat nämlich eine Hausordnung erlassen, nach der alle Mieter des Wolkenkratzers sich kontraktlich verpflichten müssen, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen, einen be stimmten Betrag sür den Bau eines Missionshauses in Zentralafrika zu spenden und in den 5500 Wohnräumen nicht zu rauchen Verjüngung durch Bluteinspritzungen. Seitdem Prof. Steinach das Verjüngen alternder Menschen in ein medi zinisches System gebracht hat, hört man täglich von immer neuen Verjüngungsmethoden, die geeignet erscheinen, den Jungbrunnen unserer Vorfahren zu ersetzen und uns vor den gefürchteten Alterserscheinungen zu bewahren. Die neueste dieser Methoden stammt von dem Pariser Arzt Dr. Jaworski: durch Einspritzung von ganz geringen Menaen Blutes, das er jugendlichen Personen abzapft, »ill er v« älteren Leuten eine auffallende Verjüngung erzielt haben. Zuerst machte man das mit Tieren des Pariser Zoologischen Gartens und man will beachtlich- Erfolge erzielt haben. Dann stellte sich in dem Saals, in dem Dr. Jaworski über seine Methode plauderte, Frau Colette vor. Frau Colette hat sich von Dr. Jaworski ver jüngen lassen, und sie weiß nicht mehr, wie alt sie ist (was ja übrigens auch bei nicht verjüngten Damen vorkommen soll). Frau Colette betonte vor allem den „Lebensoptimis mus", der sich ihrer nach den Injektionen bemächtigt habe. Kin paar Spötter amüsierten sich, aber die anderen Zu hörer glaubten Frau Colette aufs Wort, daß sie sehr opti- nistisch sei. Bücherschau. Der Stet« der Weifen und da» Perpetuum mobile waren das Ziel der Alchimisten und Geheimwissenschaftler in: Mittelalter. Die soeben erschienene 7. Lieferung des „Kleinen Brockhaus" bringt uns heute eine alte Abbildung eines geplanten Perpetuum mobile, jener Maschine, die'ununterbrochene Arbeit ohne erneuerte Antriebskraft leisten soll: Ein Mühlrad, über das Wasser fließt, welches durch eigene Kraft wieder gehoben wird, um wieder über das Mühlrad zu fließen. Auf diese Weise soll ein ewiger Kreislauf des Wassers und infolgedessen eine unausgesetzte Bewegung des an die Mühlradwelle angeschlossenen Schleifsteins hervorgerufen werden. Heute wissen wir, daß das Perpetuum mobile eine Unmöglichkeit ist, und daß der Gedanke, es zu konstruieren, auf einer Unkenntnis der Naturgesetze beruht. Die neue Lieferung des „Kleinen Brockhaus" weiß uns auch sonst viel Interessantes zu berichten. Eine Uebersicht über die Entwicklung der Musik und der Oper geben uns ein klares Bild des ganzen Werdegangs des Ton- reiches, dessen überlieferte Anfänge bis weit ins Altertum zurückgehcn. Pilzsammler finden zwei reichhaltige Pilztafeln in zum Teil farbiger Ausführung; die Tafeln warnen vor den giftigen Pilzen, die eßbaren werden vor den ungenießbaren aber harmlosen Pilzen unterschieden. Ein Kapitel über die Geschichte Polens gibt uns ein Bild von dem Auf und Nieder der SchicksalSkuroe dieses an Naturgütern reichen Landes. In dem Artikel über die nordische Mythologie tritt uns die ganze germanische Göttcrwelt entgegen. Meteorologische Tafeln erwecken das Verständnis für die Wettervoraussagen und Naturbcobachtungen. Jedem bringt die Lieferung wieder etwas Neues; sie läßt, wie die vorher gehenden, erkennen, daß der „Kleine Brockhaus" ein unerschöpflicher Quell des Wissens ist. Allen, die sich dieses ausgezeichnete Nachschlage werk anzuschaffen wünschen, geben wir den Rat, es sofort beim Buch händler für den ermäßigten Subskriptionspreis zu bestellen, da dieser äußerst billige Preis nur noch für Bestellungen bis zum 29. September gilt. Herbst- und Wintrrmode in reicher Auswahl bringt die soeben erschienene Oktobernummer des beliebten Wiener Modealbums Record. Das Heft enthält ca. 100 Modelle von Kleidern für Straße, Gesellschaft und Haus, Kostüme, Mäntel, Röcke, eine reiche Auswahl an Kindcrmoden und eine Vorlage schöner, leicht ausführbarer Hand arbeiten. Durch den jedem Hefte gratis beiliegenden großen Schnitt- mustcrbogen wird der praktische Wert des Albums noch erhöht. Erst klassige Schnittmuster zu allen Modellen find stets lagernd. Bezugs preis einschließlich Porto: pro Jahr Mk. 7.50; pro Heft Mk. 0.65. Das Album, wie auch die Schnittmuster können durch jede Buchhandlung oder durch den Record-Verlag, Wien, XVIll, Gcrsthoferstraße 107, bezogen werden. Nicht rsur irn Herbst reifen die Früchte des Humors in den Mc ggendorfer-Blätteru. Dieses immer fröhliche, niemals anstößige, stets aktuelle und nicht politische Familienwitzblatt bringt in jeder Jahreszeit jede Woche eine Fülle neuer guter Witze, Anekdoten und humoristischer Zeitbetrachmngen. Jede Nummer enthält außerdem Humoresken und Satiren, sowie Gedichte lyrischer — satirischer Färbung. Das Abonnement auf die Meggendorser-Biätter kann jederzeit begonnen werden. Bestellungen nimmt jede Buchhandlung und jedes Postamt entgegen, ebenso auch der Verlag in München, Residenzstr. 10. Die seit Beginn eines Vierteljahres bereits erschienenen Nummern werden neuen Abonncnien auf Wunsch nachgeliefert. jedes Gräschen ist genau gezeichnet und gemalt. Bei den Porträts siebte er auch dort, rvo es eigentlich nicht hinpaßte, den männlichen Gesichtern schwarze Hals binden zu geben, um den Kopf zu betonen. Weibliche Porträts lagen ihm weniger, aber mit den männlichen erinnert er sicher an die besten Engländer. Woher er das nahm? Das weiß Gott. Die Studien haben nichts gemacht, das gab ihm sein Genie ein. Rayski pflegte mir sechst als Lehrbuch der Malere! ein Buch zu emp fehlen, betitelt „Vollständige Anweisung zur Oelmahlerei.für Künstler und Kunst freunde von Bouvier, Mahler, Mitglied der Gesellschaft der Künste zu Genf usw., übersetzt von Dr. Prange, Professor, Ehrenmitglied der Kgl. Akademie der Künste zu Berlin usw. 1838, Halle, bei Schwetschke u. Sohn." Er sagte dann immer zu mir: „Das Buch von Bouvier mutzt du dir schenken lasten, aus dem hole ich mir auch oft Rat." Mein Onkel, der Domherr, hat es mir auch gekauft, und ich be sitze es noch heute, habe es ost studiert und zu Ehren Rayskis hochgehalten. Bei seiner großen Passion zur -Jagd lagen ihm diese Bilder am besten und machten ihm selbst die größte Freude. Daß ein solches Genie infolge des Nicht verstandenwerdens bei den Zeitgenossen später vergrämen und verstechen mußte, kann man verstehen; kein Genosse nahm sich feiner an, und damals gab es keine Ausstellungen wie jetzt, um die Außenwelt auf ihn aufmerksam zu machen. Er hatte das Zeug dazu, ein Reformator der Malerei für Deutschland zu weiden. Das ist mein Laienurteil über Ferdinand v. Rayski. R.s schönstes und vollendet stes Bild ist wohl unstreitig das meines lieben verstorbenen Onkels, des Domherrn Haubold v. Schroeter. Das ist nicht nur sein Bild, sondern er selbst, wie er leibte und lebte. Sein genialstes aber sind die Wildschweine. Beide Bilder habe ich mit schwerem Herzen der Gemäldegalerie in Dresden überlasten, weil ich glaubte, der Kunst bas Opfer dringen zu müssen und sie der Oeffentlichkeit bekannt zu geben, damit die Künstler sie sehen und an ihnen lernen, alle anderen sich über sie freuen sollten. Glücklich bin ich darüber, daß ich, wenn auch nur passiv, daran beteiligt bin, R. zu seinem wohlverdienten Ruhme und zur Anerkennung verholfen zu Haden, leider, wie bei so vielen großen Geistern, erst nach seinem Tode. Der wirklich indi viduelle Entdecker von Rayskis Größe war freilich der Zufall, der sich im Grafen Vitzthum verkörperte. erhaltet Sie alten isMsken! E. K. Rühle, Dresden. Reger Leben herrschte im vorigen Jahrhunderte in unserem Trisbischtale und seiner näheren Umgebung an den Orten, wo der von Industrie, Landwirtschaft und Bauwesen stark begehrte Kalkstein abgebaut wurde. An 19 verschiedenen Stellen geschah das. Tief im Erdinnern oder in Tagebauen regten sich fleißige Hände bei der oft gefährlichen Arbeit; weithin zogen bei feuchtem Wetter die Rauchschwaden der Kalköfen, und weither kamen die Fuhrleute, um die begehrte Ware abzuholen. Alte Leute und Urkunden erzählen uns mancherlei von diesem Schaffen und Treiben, auch von Unglücksfällen und Streitigkeiten, die zuweilen ganze Gemeinden jahre lang in Aufregung versetzten. So war der Kalkwerkbetrieb ein Stück Leben unserer Vorfahren. Heute herrscht Ruhe an diesen Stätten einstiger reger Arbeit. Nur das neue Werk in Miltitz beutet den auch heute noch reichlich vorhandenen Schatz unserer Heimat aus. Mannigfach sind aber die Reste der alten Betriebe: gewaltige, leider nicht mehr zugängliche Hatten im Erdinnern, halb verschüttete oder vermauerte Ein gänge zu diesen, große Linfturzlrichter, tiefe Löcher einstiger Tagebaue mit geheim nisvollen Seen aus ihrem Grunde, alte Kalthäuser usw. Leider sind die meisten alten Kalköfen verschwunden, bei deren Betrachtung uns bester als durch Beschrei bungen und Abbildungen der Vorgang des Kalkbrennens deutlich wird. Meist sind ihre Steine zum Häuserbau oder zur Strahenbeschotterung verwendet worden. Mehr als 20 waren einst vorhanden. Von vielen ist gar nichts mehr zu sehen. Nur alte Leute wissen noch die Stelle anzugeben, wo sie standen. Von anderen «hat man nur klägliche Reste stehen lassen. Gut erhaltene finden wir noch zwei in Groitzsch, je einen zu Blankenstein, Munzig und Burkhardswalde, letzterer beschattet von der ehrwürdigen alten Eiche, derer in diesen Blättern schon schützend gedacht wurde. Der letzte von Steinbach ist schon halb abgebrochen, könnte aber in seinen wesent lichen Teilen noch gerettet werden. Möchten doch diese wenigen der Nachwelt er halten bleiben und sie in den Besitzern ebenso sorgliche Pfleger finden wie in Herrn Rittergutsbesitzer Zumpe auf Munzig, der nicht an das Wegreißen denkt, auf dem Zufahrtswege Eichen und an dem alten Gemäuer Efeu angepflangt hat und sich so den Dank jedes Heimatfreundes sichert! Unsere Nachkommen werden es ihnen danken, wenn sie so ein Stück lebender Heimatgeschichte zu ihnen hinüberretten. Stehen die alten Oefen doch in dörflicher Einsamkeit, wo noch nicht wie in der Großstadt alles Alte dem Goyen Geld geopfert werden muß und wo eine boden ständige Bevölkerung noch gern der Arbeit lyrer Vorfahren gedenkt. Var MW Manaerasrl vom Jahre irri. Von Otto Trautmann „ Fast auf keinem Gebiete der deutschen 'Geschichte ist seit Jahrzehnten so viel gearbeitet worden und wird auch heute noch so viel gearbeitet, als auf dem der Geschichte des deutschen Städtewesens; die Literatur ist beinahe unübersehbar." So beginnt in dem Sammelwerk ,Sächsische Volkskunde" (herausgegeben von Wuttke 1900) H. Ermifch seine Ausführungen über „Die Anfänge des sächsischen Städte- wesens." „Wer", so fügt er hinzu, ,hisse Literatur bezieht sich mehr auf die ältere städtische Kultur, wie sie der Westen und Süden Deutschlands aufweist, als auf die jüngere Entwicklung des Städlewesens in den Kolonisationsgebieten des Nordens und Ostens. Speziell unsere Gegenden fangen erst in neuester Zeit an, die Forschung lebhafter zu beschäftigen." Die Schwierigkeiten beginnen schon b e i d e n B e nenn u n - gen, unter denen die Städte aufgeführt werden. Urbs, oppi- äum, civitss bedeuten in der Sprache des Altertums alle drei „Stadt"; an ders ist es im mittelalterlichen Latein. Ein Ort, der in den meißnischen mittelalterlichen Urkunden als civitas aufgeführt wird, ist zweifellos Stadt, ein Ort, der urbs heißt, ist es nicht. Aus dem Wortlaut einer Urkunde vom 21. Januar 1216, die „in aivitste nostru Oreseäen" aufgestellt ist, ergibt sich ohne weiteres, daß Dresden 1216 ein befestigter Ott, eine Stadt in mittelalterlichem Sinne war. Auch urbs bedeutet Befestigung, aber es haftet an dem Wort urds in der Kvlo- nisationszeit der Begriff „Burg", nicht „Stadt". Es bleibt noch der Name o p p i ck u m. Wilsdruff wird 1281 oppickum genannt. Heißt dies, daß der Ott 1281 schon städtisches Wesen in dem bescheidenen Sinne der Frühzeit trug? In den geschichtlichen Auseinandersetzungen, die in „Unserer Heimat" im Juni, Juli, August 1919 unter dem Titel „Die Besiedlung der Wilsdruffer Gegend und die Wilsdruffer Straße zu Dresden" erschienen, heißt es auf Seite 63: