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au leinen unverannten Kollegen yinterlasfen, daß hier ein mitleidiges Herz vorhanden ist, das den Hilfesuchenden zwar kein Geld gibt, aber doch mit Lebensmitteln aushilft. Und Lebensmittel haben in Bettlerkreisen stets eine, Wert. Denn sie sind ein einträgliches Handelsobjckt und für soundsoviel Stullen gibt es schon ein Glas Schnaps Woher stammen eigentlich die Beitlerzinken? Sie sind älter, als sogar viele Kriminalisten anzunehmen Pfleger und datieren zum Teil noch aus jener Zeit her, als der' große Teil der Gauner und Landstreicher Analphabeten war und sich daher nur auf diese Weise zu verständigen vermochte. In früheren Jahrhunderten kannte man auck Ränber-, Zigeuner- und Mordbrenncrzinken, die sreilic! grüßreuteils aus dem Verkehr verschwunden sind, übrig - geblieben sind eigentlich nur die Zinken der Berufsbettl'er und Bettelbelrüger. Die beliebteste Zinke ist natürlich die G e l d z i n k e, die andeutet, daß man nicht nur Lebens mittel und abgetragene Kleider, sondern auch tatsächlich daresGeldin den Häusern zu erhoffen hat, die mit ih: geschmückt sind. Zwei oder drei Kreise nebeneinander sind der Ausdruck hierfür. Von großer Bedeutung für ländliche Bewohner is -in wagerechter Strich, der nur an seinen Enden etwa-: ansgebogen ist. Er erläutert, daß man hier auf ein Nacht lager zu rechnen vermag. Ein Briefumschlag gilt so msagen als Warnung. Er bedeutet: Vorsicht! Hier übt es Anweisungen für Wohltätigkeitsanstalten und ähn tiche Papierchen, für die ein richtiger Berufsbettler keiner lei Verwertung hat. Wie raffiniert die Zinkung auf die Eigenart der Wohnungsinhaber Rücksicht nimmt, geht aus folgendem Beispiel hervor: Ein Kreuz bedeutet, daß man Frömmigkeit heucheln muß, um etwas zu bekommen Eine primitive Frauenfigur erläutert, daß man nur Aus sicht hat, eine Gabe zu erhalten, wenn man die Fran f erwischt. Eine zweizinkige Gabel empfiehlt, sich krank ' . z n stellen, da die Anzubettclnden erfahrungsgemäß mit s Leidenden viel Mitleid haben. Ein schiefes Viereck mit j einem kleinen Stiel ist schon eine direkte Einladung ' zum Frechwerden. Hier empfiehlt der Vorgänger,, l Gewalt anzuwenden, denn er meint, mit Einschleichen, j Diebstahl oder ähnlichen Gewaltmaßnahmen käme man j am weitesten. Die Leute seien leicht einzuschüchtern. Natür- i lieh gibt es auch W a r n u n g s z i n k e n. Zwei gezahnte ! Linien heißen: Sieh' dich vor! Hier ist ein scharfer Hund > nn Hanse! Ein Gitter oder ein Säbel machen darauf auf- j nerksam, daß Polizeibeamte entweder im Hanfe wohnen j wer sich in der Nähe befinden oder es sonst aus irgend- f ünem Grunde da nicht ganz geheuer ist. Ein Kreis, der s mrch zwei Pfeile durchbohrt ist, und ein längliches Vier- ? .'ck, in dem sich ein kleiner Kreis befindet, empfiehlt gleich- j falls, von einem Besuch Abstand zu nehmen, da man sich j einer brutalen Behandlung zu gewärtigen hat. Ein Spezialist auf dem Gebiet des Zinkenwesens, der j Detektiv I. Roderich, erzählte jüngst eine sehr hübsche kleine Geschichte, welche beweist, wie leicht man sich der Bettler j :rwehreu kann, wenn man ihre Zinken zu deuten vermag j „Obwohl ich," so schreibt er, „an meiner Tür einer War- s nungstasel für Bettler angebracht hatte, wurde ich täglich ! nach dem Mittagessen von Bettlern nm einen Teller Suppe - angegangen. Schließlich entdeckte ich, daß meine Tür mit der bekannten Zinke, die „die Fleischtöpfe Ägyptens" an- j deutet, geschmückt war. Ich machte mir den Spaß, sie zu beseitigen und sie durch eine Warnungszinke zu ersetzen, j Zou dieser Stunde an versagte der frühere Massenauf marsch." Wir haben hier die gebräuchlichsten Bettlerzinken an geführt, ohne behaupten zu wollen, daß dies nun etwa alle Zeichen seien, die jetzt noch zur Anwendung gelangen. Aber es ist ja schließlich auch nicht nötig, daß der Laie i -in Spezialstudium auf diesem Gebiet absolviert, sondern r soll nur grundsätzlich Bescheid wissen. Dr. Lieck. Der Kampf gegen den Schlaf. In englischen Blattern wurde kürzlich eine von einem berühmten englischen Gelehrten veröffentlichte Abhandlung viel besprochen, in der der wissenschaftliche Nachweis zu . führen versucht wurde, daß die Bedeutung des Schlafes für j die Regeneration, oder zu deutsch den stofflichen Wieder- j aufhau des menschlichen Körpers ungemein überschätzt - werde. Der Körper könne sich mit viel weniger Schlaf, ja, bei geeignetem „Training", vielleicht sogar ganz ohne Schlaf behelfen. Die Wissenschaft wird sich mit diesem -oewik außerordentlich beachtenswerten Problem näher >zü -s befallen haben. Der Laie jedoch erinnert sich unwillkürlich s dar: :. Laß berühmte Menschen, wie etwa der große .. Friedrich. Napoleon. Cromwell und viele andere Helden t Vas Glücksarmbanä. Noman von Renttoh. (Nachdruck verboten.) Von jenseits des Zauns klangen rasche Schritte, und gleich darauf erschien Doktor Wild, atemlos, erhitzt, das schmale Gesicht zornesrot, gefolgt von zwei Schutzleuten. „Lurchgebrannt ist der Kerl" — rief er erregt —, „nirgends zu finden! Als Hütte ihn der Boden verschluckt! Natürlich kannte er hier jeden Vorsprung, jeden Baum, jeden Strauch. Die Gegend hier herum ist ja wie ge schaffen für solche Leute! Also" — damit wandte er sich an die Wachleute —, „Sie halten während der ganzen Nacht das Revier unter schärfster Aufsicht, patrouillieren besonders da hinüber gegen den großen Baugrund, wo noch die Ruinen der ehemaligen, alten Häuser stehen; auch in der Gegend gegen den Friedhof hinüber suchen Sie! Sie haben verstanden?" Die Männer salutierten, machten kehrt und gingen worauf Wild neben Hübinger trat. „Hier, genau hier, stand der Mensch plötzlich" — sagte er noch immer sehr erreg*. — „Ich sprach gerade mit der gnädigen Frau dort im Nachbargarieu, natürlich von dem Mord, und ich meinte, vielleicht hätte man in'der Nach- j barschast irgendeine Wahrnehmung gemacht. Aber die i Danie erklärte, daß sie bloß vorübergehend hier wohne ! und nichts gesehen noch gehört habe. Da fällt mir auf, daß die gnädige Frau plötzlich ganz blaß wird, ich wende mich rasch um und sah dort, auf der Veranda, eine Gestalt, ganz deutlich sah ich sie, Herr Nai: ein schlanker, großer Mann in einem dunklen Anzug war's, und dieser Mann hob beide Hände in die Höhe wie zum (Lebet — oder war's eine Drohung? Ich schrie, wollte herüber- j stürzen, doch die gnädige Frau hielt mich plötzlich fest am j Arm, vielleicht weil Sie sich allein fürchteten?" — wandte ! er sich sragend an Frau Hertha, die er forschend an- ! schaute. Es schmeichelte seiner EiteK u, daß sic sich am ocs Geistes und des Schwertes, wie unter letzteren Ler ältere Scipie und Julius Cäsar, der sonst bekanntlich nach Shakespeare nur „Männer, die nachts gut schlafen", um sich duldete, in der Tat mit einem Minimum von Schlaf auszu kommen pflegten. Schiller beispielsweise versuchte mit Erfolg trotz seiner geschwächten Gesundheit durch kalte Fuß- UZ de; ^sMsn WM bsL (eben ein« ZielmaMugen iK surgsfiM mit: L 19.6 y.^ W kkkcknz M tMü W». M »MSN s-AO WMzjf bäder den drohenden Schlaf zu bannen. In unserem gerade für solche Probleme etwas skeptischeren Deutschland wird man allerdings die reichlich phantastischen und rein theore tischen Spekulationen des englischen Wissenschaftlers noch lange nicht als bare Münze hinnehmen, wenn es gerade in der heutigen Zeit, da jeder suchen muß, soviel und solange wie möglich arbeiten und schaffen zu können, ein Mittel zu finden gäbe, den Schlaf zu reduzieren und die Arbeite- oder wenigstens doch Lrholungszeit zu verlängern. Sehr inter essant sind in diesem Zusammenhänge die Ziffern, Lie uns den Anteil des Schlafes im Durchschnitt der Eesamtlebens- stitistik zeigen. So ist das Leben eines Siebenzigjührigen ausgefüllt worden mit nicht weniger als 23,2 Jahre Schlaf, dem nur 19,6 Arbeitsjahre gegenüberstehen. Die Ziffer des Schlafes kann man entsprechend den durchschnittlichen physio logischen Berechnungen ziemlich genau feststellsn. Etwas anderes allerdings ist es schon mit der für die Arbeitszeit eingesetzten Ziffer, die von den meisten Leuten zugunsten einer mehr oder minder erheblichen Erhöhung der Ziffern für die anderen Lebensfaktoren meist wohl niedriger aus fallen dürfte Für Erholung hat der Statistiker 9,4 Jahre, für Essen, was gewiß auch zu bedenken geben mag, 6 Jahre, für Reisen dis gleiche Zeit, für Krankheit erfreulicherweise nur 4 Jahre und endlich für — Ankleiden noch immer 2 Jahre unseres Lebens angesetzt. Diese nüchteren Ziffern mögen vielleicht etwas Erheiterndes haben, sind aber doch tiefernst und geben uns gewiß zu denken, wenn wir an ihnen sehen, wie kurz doch eigentlich unser bewußt erlebtes Erdendasein ist und wie wir uns immer bemühen müssen, es so reich wie immer möglich mit wirklich wertvollen Geschehnissen anzufüllsn. Spiel und Gpori. Das Radrennen „Rund um Leipzig". Die 239,6 Kilometer lange Nundstrecke beendete von den Berufs fahrern Nörenberg als erster in 8 Stunden 46 Minuten 35 Sekunden vor Huschke und dem Schweizer Max Suter. Die Amateurklasse (Strecke 215 Kilometer) gewann Schmidt (Dresden) in 7 : 58 : 51,1 vor Elpcl (Breslau) und SeifferthKLeipzig). Groster Preis von Deutschland. Bei schlechtem Weiter wurde der Preis auf der Berliner Avus ausge- tragsn. Als schnellster Fahrer des Tages erreichte, aut bejubelt, Paul Köppen- Berlin das Ziel. Am Flaggen mast ging die schwarz-weiß-rote Flagge hoch, eine große Leistling zu ehren. In seiner Klasse (350—499,99 Kubik zentimeter) hatte der B. M. W.-Fahrer mit 2:42,10 (gleich 116,5 Std.-Km.) über Rupperi (Guzzi) (2 : 49,52) und Ashby (P. u. M.) (2 :51) die Oberhand behalten. In Ler Kategorie der stärksten Maschinen errang Kozal (Char- lottenbnrg) auf Mabeco den Sieg in 3 :16,3. Auch die Kategorie 500—749,99 sie! an Mabeco, während in der von ^250—349,99 der Italiener Maffeis auf dem gleich namigen Fabrikat siegreich blieb. Siettbriu! in Kopenhagen Auf der Kopenhagener Drdupbahn konnte der Berliner Dauerfahrer Arihux , sm erlvrlnl das 20-Kttometer-Rennen in 17 : 21,4 ac- wninen. Len zweiten belegte Frisch-Dänemark 800- -Me er Zurück vor Roßberg, 1200 Meter zurück. Rößben- holw sich das 10-Kilometer-Rennen in 8:35,4 vor Fr-sto 60 Meter und Stellbrink 800 Meter zurück, , '' Arbeiter und Angestellte. Hanau. (Lohnbewegung der Diamanten- schleife r.) Lon den Arbeitgebern der Diamantenschleifer ist cme 10-lckge Lohnverminderung vorgeschlagen worden. Die Diamanlenschleifer haben diesen Vorschlag abgelehnt und be schlossen, am 3. Oktober die Arbeit niederzulegen, wenn oie Arbeitgeber aus ihrer Forderung beharren. Danzig. (Streik in den Danziger Eisenbahn- Werkstätten.) Da die Lohnverhandlungen zwischen der Eisenbahnverwaltung und den Arbeitern der Danziger Eisen bahnwerkstätten ergebnislos verlausen sind, ist in den Werk stätten die Arbeit niedergelegt worden. Vermischtes. — Der Schuhriemenkönig gestorben. In Amerika, der- - angeblich republikanischsten Lande der Welt, gibt es mehr s Königs als in der ganzen übrigen Welt zusammengenom ! men. Jedes Gewerbe, jeder Beruf hat dort seinen eigenen Monarchen, und so weiß man denn von einem Petroleum könig, einem Stahlkönig, einem Zuckerkönig, einem Büchsen fleischkönig usw. Dieser Tage ist in Chikago der lederne i Schuhriemenkönig — womit gesagt sein soll, daß er nur s lederne Schuhriemen fabrizierte — gestorben. Er hieß . Josef Mittlon, besaß die in Amerika üblichen drei-, vicr- j hundert Millionen Dollar und hatte wie alle amerika- ! Nischen Milliardäre seine Laufbahn als Zeitungsjunge begonnen. In einem kleinen Zickzackkurs — Straßen- i kehrer, Straßenbahnschasfner, Zettelträger, Maurer — ge- j langte er als Dreißigjähriger schließlich zu Schuhriemen, : das heißt Schnürsenkeln, die er auf der Straße verkaufte, j Das Geschäft ging nicht gut, nicht schlecht, bis Joscf i Mittlon, der aus Schottland stammte und der Enkelsohn j eines berühmten Jockeis war, eines Tages auf den Ge- danken kam, fortan nur noch lederne Schuhriernen zu ver- i kaufen. Diese Erfindung war epochemachend. Ein Rew- - Yorker Kaufmann begeisterte sich dafür und verwandelte ! den Schnürsenkelverkäufer Jose? Mittlon in eine G. m. s b. H. Das war der Ursprung der Dollarmillionen, die der j Schuhriemenkönig hinterlassen hat. Zu seiner Ehre sc- f gesagt, daß er sehr wohltätig war. s Ein neuer Mahdi kommt! Die aufständischen Berber, - di- unter der klugen Führung Abd-el-Krims sich in Ma- j rokko mit den Spaniern und den Franzosen herumschlagett, i lassen verkünden, daß im Jahre 1926 Trommeln und - Flöten der gesamten islamitischen Welt die Auferstehung. des Mahdi verkünden werden. Ter Mahdi mutz nach der Überlieferung als ein Kriegsheld anftrclcn, dem niemand F Widerstand zu leisten vermag. Seit dem ersten Mahdi. dessen Herrschaft vor tausend Jahren blühte, hat es fast j kein Jahrhundert gegeben, in dem nicht irgendein Aben- - teurer sich zum.Mahdi auszurufen versucht und seinen Au ! hängern den Besitz der Welt versprochen hätte. Der ge- i heimnisvoüe Platz, von dem aus diesmal die Eroberung , der Welt beginnen soll, liegt in Marokko, nicht weit von der alten, nun verschwundenen Stadt Maskat. Lie Sprach - der Irren. Ein französischer Journalist ; dieser Tage ein Buch über Studien und Beobachtungen. ? die er in Irrenhäusern gemacht hat, erscheinen lassen. Von besonderem Interesse ist, was Londres über oie merk i würdige Sprache der Irren mitteilt. Ein Mann, der ein Kapitalverbrechen begangen hatte und dann ins Jrren- i Haus gesteckt worden war, sagte z. B. folgendes: „Am i frühen Morgen kamen die „Zylinder", um mich zu „be j arbeiten". Alles wurde Sowjet, Jocohama; aber ich habe i den Großvater, den Sohn und den Enkel Deibler ge- i täuscht." Londres hat dieses Kauderwelsch folgender- maßen übersetzt: „Am srühen^Morgen kamen die Henlers- j knechte (Männer mit Zylindern), um mich zu ergreifen. ! Alles wurde rot (Sowjet) und katastrophal (Erdbeben in ! Jokohama); aber mir gelang es, mich vor allen Henkern j (Deibler hieß der frühere französische Henker), den gegen- j wärtigen, früheren und zukünftigen (Großvater, Vater und j Sohn), zu retten. Ein bißchen boshaft ist die Bemerkung ! des Journalisten, daß der Stil dieses Irren eine auf- i fallende Ähnlichkeit hat mit der Prosa und den Versen j gewisser allermodernster Schriftsteller Ende um ihn gebangt hatte, ein Gedanke, der ihm trotz seines Kummers wohltat. Die junge Frau nickte bloß, doch glaubte Hübinger ein ganz zages Lächeln wahrzunehmen, das ihren blassen, von einem stillen Leid schon mit seinen Fältchen versehenen si Mund umspielte. „Und dann" — fuhr Wild eifrig fort , „dann rief ich den Mann an. Herrgott! Ich wußte Sie doch allein da im Hauss, wußte, daß Sie ahnungslos hinter der Glastür saßen. Der Kerl drehte sich gar nicht um, starrte nur immerfort durch die Scheiben. Sein Gesicht konnte ich leider nicht sehen. Da rief ich noch zweimal, riß mich los, rannte gegen das Haus zu und schoß im Laufen , meinen Revolver ab —" „Das hätten Sie eben nicht tun sollen, lieber Kollege" — unterbrach ihn Hübinger gelassen und nachdrücklich. „Aber nun ist's geschehn und nicht zu ändern. Wenn j die Polizei jemanden, der verdächtig erscheint, findet, wird man ja das Nähere hören. Wenn nicht — lieber ! Gott! — es kann wirklich eine an sich harmlose Sache sein. Nur um eins möchte ich Sie bitten, gnädige Frau: Für die Tür des kleinen Häuschens dort gibt es sicherlich mehrere Schlüssel." „Nicht wahr? Wie sagten Sie? Drei? Nun ja: Einer ist ja in meinem Besitz, da mir Ihre Frau Mutter ! gestern alle Schlüssel anoeNraute, für den Fall, daß eine s plötzliche Hausdurchsuchung während ihrer Abwesenheit - nötig wäre —" „Wie? Mutter gab — gab Ihnen die Schlüssel?" Hübinger zog, den Schrecken, der aus ihren Worten klang, scheinbar überhörend, den Arin der jungen Frau durch den seinen und führte sie behutsam auf dem Weg zurück, den sie gekommen war. „Na, das ist ja doch alles ganz natürlich" - redete j er gemütlich weiter. — „Wenn in der nächsten Nachbar schaft ein solcher Mord geschieht und man den treuen Wächter des Hauses — ich meine den Karo — tot, ver- j giftet, in dem kleinen Häuserl dort findet, so muß doch derjenige, der dem armen Tier das Gift eingegeben, den j Wunsch gehabt haben, den Aufpasser aus dem Weg zu 1 schaffen. Doktor Hans Norbert aber, gegen den ja sonst genug Verdachtgründe sprechen, kann dies nicht gewesen jein, da er selbst mit Lotte, dem Stubenmädchen, überall — allerdings vergeblich nach dem Hund gesucht hat." „Das kann ja auch bloß eine Finte gewesen sein" - - i nef Wild erregt dazwischen. — „Der Hund war jedenfalls schon tot, als Norb.rt ihn suchte, und dieser wußte dies vielleicht ganz gut, war vielleicht selbst, ehe er das Haus i der Frau von Salten betrat, dort drüben in jener kleinen Baracke?" „Aber, lieber Freund, weshalb ? Der Hund war doch nur für einen ihm Unbekannten oder für jemanden eine i Gefahr, der vorhatte, unangemeldet das Haus zu betreten? j Norbert aber wurde erwartet. — Uebrigens — wo sind also die anderen Schlüssel? Den einen habe ich, wo ist der zweite, wo der drille ?" Die junge Frau schüttelte den Kops. „Bei mir ist keiner" — sagte sie unsicher. -- „Ich be nützte ihn nie." „Und Sie haben anch keine Ahnung," fragte Hübinger, „wo dis Schlüssel sein können?" Er sah sie scharf an. „Nein" — sagte sie mit Anstrengung — „nein". — ! Dabei vermied sie jedoch, ihn anzusshen, blickte an ihm ! vorüber ins Leere. Sie standen nün vor dem verfallenden Häuschen. „Ich gehe hinein" sagte Hübinger — „und bitte, daß Sie, gnädige Frau, mitgehsn. Kollege Wild unter nimmt vielleicht einstweilen die Durchsuchung Ihres Wohn hauses, die ich Ihnen leider nicht ersparen kann, und die ich gern von jemandem sehr Geschickten aussühren lassen möchte. Ueberdies dunkelt es ja schon, und mir müssen s uns teilen, wenn wir unsere Aufgabe hier heute noch zu j Ende bringen wollen." Doktor Wild war nicht zufrieden, das sah man an seinem Gesichtsausdruck, aber einen offenen Widerspruch gegen seinen Vorgesetzten durfte er nicht wagen, und so ging er mißmutig dem größern Hause zu. Hübinger steckte den Schlüssel in dis Tür der kleinen i Baracke. (Fortsetzung folgt.)