Volltext Seite (XML)
GüÜge Menschm. Plauderei von Dorothee Gocbeler. Was ist Güte? Sonderbare Frage, nicht wahr? z Als ob inan das nicht wüßte. Als ob cs lohnte, darüber s Worte zu machen oder lange nachzudenken! Es lohnt sich ? aber doch. Denn, wenn man auch meint, es zu wissen, zu empsin- ven, es sozusagen in den Fingerspitzen zu fühlen, man weiß es vielleicht doch nicht. Es kommt manch einer da her und sagt: „Ich bin doch immer so gut gewesen, ich babe so viel Gutes getan! Hab ich etwas davon gehabt? ?mt es mir irgendeiner gedankt? Nein! — Es lohnt sich gar nicht, gütig zu sein," fügt er vielleicht noch mit einem bitteren, höhnischen Lachen hinzu. Aber ist denn das Güte, die auf Dank rechnet, auf Vergeltung? Ist das Güte, die meint, schmähen und hadern zu dürfen, wenn der Dank ausbleibt, wenn ihr Wirken gar nicht an erkannt wird? Da sind Frauen und alternde Mädchen, die einem Mann Hab und Gut gaben in der Hoffnung, von ihm geheiratet zu werden, und die von ihm verlassen worden sind; Eltern, die sich für ihre Kinder aufopferten und nun voll Groll und Kummer fehen, daß die Kinder ihre eigenen Wege gehen wollen; Freunde sind da, die dem Freunde allerhand Liebesdienste leisteten und keine An erkennung finden. „Wir sind so gut gewesen, das ist der Dank." Sie alle sagen es und noch viele andere sagen es bei anderen Gelegenheiten mit ihnen und sagen weiter: „Noch einmal sind wir nicht so dumm." Ach, meine Lieben, wie wenig wißt ihr, was Güte ist! Wahre Güte rechnet nicht auf Dank, wahre Güte will keine Vergel tung. Sie ist gut, hilfreich, liebenswürdig, weil ihr das einfach Lebensbedürfnis ist, ebenso wie Atmen, wie Schlafen und Erwachen. Sie empfindet es gar nicht als s etwas Besonderes, gütig zu sein, sie ist es, weil sie nicht H anders kann. Sie läßt ihre Milde und Sorge walten, r wie die Sonne ihr Licht ausgießt über die Erde. Wirk liche Güte ist ganz selbstlos; sie rechnet und berechnet nie, sie ist höchstens erstaunt, wenn man ihr Dank spendet, sie empfindet es gar nicht als des Aufhebens und des Dankens wert, was sie getan. Wie weit, wie himmelweit sind unsere sogenannten „Gütigen" oft von dieser Güte entfernt. Was ist das für Elterngüte, die vom Kinde als Dank das Opfer eigenen Lebensglücks fordert, es Wohl gar in eine unwillkommene Ehe, einen verhaßten Beruf treiben möchte. Was ist das erst für eine Güte, die gar nach — Rache schreit, wenn sie meint, nicht einheimsen zu können, worauf sie gerechnet hat! „Ich bin so gut gewesen, was habe ich davon?" Bitte, wenn du es sagst voll Grimm und Hohn, dann sag' auch gleich etwas anderes hinterher: frage dich „Warum bin ich „so gut" gewesen? Bin ich es wirklich gewesen, um — nur gut zu sein? Oder war doch ein ganz klein wenig und wenn auch halb unbewußte — Berech nung dabei? Wenn ein „Ja", wenn auch nur der Schein eines Ja in deiner Seele als Antwort herauf- steig;n will, dann höre aus, von deiner Güte zu reden." Aber muß man es denn nicht schmerzhaft empfin den, wenn man für wirkliches, ehrliches Gutsein Undank erntet? Ja, das muß man wohl, das darf man auch. Undank ist etwas Ungutes, er trägt Häßlichkeit in das Leben; gerade der wahrhaft Gütige, der feinfühlige Mensch wird Häßlichkeit, besonders die der Gesinnung, doppelt bitter fühlen. Bitter, aber ohne Verbitterung, ohne Groll und Rachsucht; Mitleid wird ihn fassen. Das große Heilandswort wird in seiner Seele lebendig werden: „Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Wo solche Güte waltet, ist sie wie ein Strom unendlichen Segens, eine Fülle unerschöpflichen Lichtes. Solche Güte, solche wahre Güte trägt ihren Lohn in sich. Er blüht ihr entgegen aus all dem Segen, den sie schuf, aus der Freude, die sie machte, aus dem einfachen Gefühl des Helfen- könnens. Der wahrhaft gütige Mensch wird auch immer ein im Innersten seines Herzens glücklicher Mensch sein. Nein, wir wollen die Güte nicht aus unserem Lebens plan streichen, auch dann nicht, wenn wir keinen Lohn, wenn wir direkten Undank ernten. Wir brauchen heute die Güte und die Gütigen mehr denn je, sie sind der versöhnende Klang in den schrillen Disharmonien unserer wilden Zeit. Sie geben uns den Glauben an die Mensch heit wieder. Sie zeigen uns, daß es aus allem Zerfall, aus Sumpf und Sünde und Verworrenheit doch noch einen Weg zur Höhe gibt. Ist es nicht ein Glück und eine Wonne, mit in ihren Reihen zu stehen? Vas GlücksÄrmbanä. Noman von Renttoh. 46 (Nachdruck verboten.) „Ich bitte Sie also um allerstrengste Verschwiegen heit. Ich habe Sie — bei der Vermutung belassen, daß ich ein völlig alleinstehender Mann sei. Dies ist nicht richtig. Ich habe nämlich einen Sohn. Als junger Maler lernte ich in Rußland auf einer Studienreise eine russi sche Studentin kennen: Nikolajewna Kasinow. Wir waren beide jung, heißblütig, lebensunerfahren. Eine jähe Leidenschaft riß uns zueinander. Eine jener Gefühlswallun gen, die so stark einsetzen und so bald abflauen. Ich meinte, ohne jenes Mädchen nicht leben zu können, obgleich ihre sonderbare, halb exzentrische, halb hysterische Art mich - schon damals hie und da nachdenklich machte. Trotzdem heiratete ich, der eben mündig Gewordene, das Mädchen. Meine Mutter durfte davon jedoch nicht das mindeste er fahren, darüber war ich mir klar. Meine Mutter ist über haupt gegen jede Liebe, noch mehr gegen jede Heirat. Wohl hundertmal hat sie mir gesagt: Wenn du heiratest, so enterbe ich dich sofort. Nun ist mein jährlicher Zuschuß 2on ihr allerdings kein sehr bedeutender, denn sie ist zwar wohlhabend, doch nicht reich. Aber damals hätte ich diesen Zuschuß nicht entbehren können, noch weniger dann, als ich ein Weib an mich gefesselt hatte. Auch fürchtete ich, meiner Mutter infolge Aufregung ernstlichen Schaden zuzufügen, und so schwieg ich, und zwar konnte ich dies um so leichter, als ich noch ein volles Jahr in Rußland leben wollte, wo ein sehr entfernter Verwandtenzweig der Hertons sich seit vielen Jahren aushält. Mit diesen Hertons armen Leuten — wurde ich bekannt, und als meine Frau mir nach elfmonatiger, nicht glücklicher Ehe einen Sohn schenkte und selbst bei der Geburt starb, wußte ich nichts Besseres, als den Kleinen, den ich doch nicht auf den Irrfahrten meiner Künstlerreisen mitnehmen konnte, bei meinen Verwandten unterzubringen. Er heißt Kola Herton und galt stets als ein Abkömmling jenes russischen Hier schickt mir meine Tochter aus England ihr Bild! Wo mag sie jetzt nur sein? Auflösung in nächster Sonnabend-Nummer. Hieroglyphen. (Es gelten nur die Anfangsbuchstaben; die Vokals find zu ergänzen.) Auflösung in nächster Sonnabend-Nummer. Auflösungen der Rätsel aus Nr. 219: Auflösung des Bilderrätsels: Die Dankbarkeit ist die Tugend der Nachwelt. Feiisuchi. Von Sanitätsrat Dr. Graetzerin Friedenau. Fettsucht ist manchmal Folge einer Vererbung und kann sich dann schon im Kindesalter entwickeln, in der Regel entsteht sie aber erst in späteren Jahren, und zwar infolge fehlerhafter Ernährung und unzweckmäßiger Lebensweise (Mangel an Bewegung, Alkoholismus usw.), sie wird im allgemeinen nicht als Krankheit angesehen und erst, wenn sie hohe Grade erreicht, als solche betrachtet. „Im ersten Stadium ist der Fettleibige eine beneidete, im zweiten eine komische, im dritten eine bemitleidete Per son," sagte einmal der berühmte Kliniker Prof. Ebstein. In der Tat bringt eine sich in mäßigen Grenzen haltende Fettsucht keine Gefahren. Aber wie oft gehen diese ersten Grade in jenes Stadium über, wo solche Gefahren drohen! Ist es also im ersten Stadium nicht erforderlich, das Fett wegzubringen, so ist es doch unbedingt nötig, weitere Fettentwicklung zu verhüten; es ist dies um so nötiger, je jünger das Individuum ist, und zeigt sich schon beim Kinde die Neigung zu größerem Fettansatz, so ist es Pflicht der Eltern, den Arzt aufzusuchen. Die größte Gefahr, die dem Fettleibigen droht, ist die Herzverfettung. Sie bedingt nicht nur recht unan genehme Beschwerden (Kurzatmigkeit, Herzschwäche), son- vcrn sie macht auch den Körper widerstandsunfähig gegen über Erkrankungen, namentlich fieberhaften. Da versagt oft das verfettete Herz und Herzlähmung wird zur Todes ursache. Man wundert sich häufig, wie magere Personen, sogen. „Todeskandidaten", selbst schwere Krankheiten über stehen^ während Fettleibige auch leichteren Formen, z. B ; von ^nsmenza, Lungenentzündung, gegenüber wehrlos ; !ind und von ihnen weggerafft werden. Es ist daher er- i Kärlich, daß Fettleibige oft in der Blüte ihrer Jahre - sterben. Dazu trägt freilich auch der Umstand bei, daß - Fettsucht zu gewissen Allgemeinerkrankungen die Dis- positwn schafft. So zur Gicht, Steinkrankheit, Arterieuver- j lalkimg, Zuckerkrankheit, Furunkulose, zu Gehirnblutungen. ' Die Forderung, daß Fettsucht möglichst bald einge- ; dämmt, das überschüssige Fett unbedingt weggeschafst i werden muß, ist also wohl berechtigt. Leider geschieht dies f aber häufig ohne Arzt. Und seitdem die „schlanke Linie" - modern geworden ist, hat unter den Frauen geradezu eine - Manie Platz gegriffen, sich diese selbst zu schaffen. Aber - eine Entfettungskur ist keine gleichgültige ! Sache; selbst als harmlos bezeichnete Mittel können ge- s jährlich werden. Mancher Fettleibige ist schon zugrunde f gegangen, nicht an seiner Fettsucht, sondern durch eine > selbst durchgeführte Kur. Auch dieser, wenn sie schablonen- s hast durchgeführt wird, ist manches Herz nicht gewachsen, t Vermischtes. Denkmal eines Brandenburgers in Korfu. Anläßlich oer bevorstehenden Versteigerung des Mobiliars des Achilleions auf Korfu darf daran erinnert werden, daß die Stadt Korsu einem brandenburgischen Edelmann, dem Feldmarschall Grafen Johann Matthias von der Schulen burg, ein Denkmal errichtet hat. Der Graf wurde 1661 auf Schloß Emden geboren und ist 1747 zu Verona ge storben. Seine militärische Dienstzeit begann er im sächsi- schen Heere, mit dem er in Polen gegen Karl XU. kämpfte. l 1715 wurde er Feldmarschall der damaligen Republik - Venedig. Seine Verdienste bei der Verteidigung von s Korfu ehrte die Republik, indem sie in Korfu das er- ! wähnte Denkmal aufstellen ließ. Auch in diplomatischen ; Verhandlungen leistete der Brandenburger der Republik s oft ausgezeichnete Dienste. Einer seiner Nachkommen, ! Graf Friedrich Albrecht von der Schulenburg, der den f König von Sachsen auf dem Wiener Kongreß vertrat, hat das Leben des deutsch-venezianischen Heerführers in einer gewissenhaften Biographie in fesselnder Weise geschildert. — Vergoldete Pelze. Damen, die die neueste Mode mit machen wollen, müssen in diesem Winter goldgesprenkelte Pelze tragen. Man begnügt sich nicht mit der grellen Far bigkeit der gefärbten Pelze, sondern man will ihnen auch noch einen unruhig leuchtenden Schimmer verleiben. Die Modepelze, die in Dunkelrot, Jagdgrün oder anderen be liebten Farben gehalten sind, werden noch mit Goldftaub überschüttet, und sie erhalten dadurch einen Hellen Glanz, der an das Rauschgold an den Zweigen des Ehristbaums erinnert. Abschaffung des Rheumatismus. Der deutsche Arzt Dr. Ponndors hat schon vor Jahren Hautimpfungen mit einem Tuberkulinpräparat als Schutz gegen Tuberkulose und ganz besonders als Mittel gegen Rheumatismus empfohlen. Dieser Tage nun hielt Dr. Gustav Paul, Direktor der Staatsimpfungsanstalt in Wien, auf einer Ärztetagung in Weimar einen Vortrag, in dem er über geradezu verblüffende Heilwirkungen der Hautimpfung bei Rheumatismus berichtete. Die Hautimpfung wurde bei rheumatischen Gelenks-, Muskel- und Nervenleiden angewandt, und es wurden Kranke geheilt, die bereits alle möglichen Bäder-, Jnjektions- und Bestrahlungs- turen ohne Erfolg durchgemacht hatten. Nach der An sicht von Dr. Paul wirkt die Impfung, bei der ganz zarte Schnitte in die Haut gemacht werden, deshalb so günstig, weil es sich hier um allerleiseste, mildeste Reize handelt, Während die landläufigen Behandlungen mit viel zu „he roischen" Reizen arbeiteten. Der Wiener Jmpfdirektor, der die Hautimpfung im Hinblick auf ihre Unschädlichkeit, Einfachheit und Wirtschaftlichkeit als die Heilmethode der Zukunft proklamierte, schloß seinen Vortrag mit den Wor ten: „Ich kann mir trotz aller Fortschritte der Therapie eine Welt ohne Tuberkulose nicht vorstellen, wohl aber eine Welt ohne Rheumatismus!" Die größte Geldmaschine der Welt. Bezeichnender weise kann die Wiener Münze für sich den Rekord in An spruch nehmen, die größte Ausprägung für das Jahr 1924 gehabt zu haben, obwohl davon in Wirklichkeit der kleinste Teil nach Österreich gegangen ist. Die Wiener Münze hat im Vorjahr nicht weniger als 341 Millionen Gold- und Silberstücke geprägt, darunter sind täglich 7000 Pfund Sil ber nach Afghanistan gegangen, dessen Emir den berühm ten Maria-Theresia-Thaler in seinem Lande einzuführen wünscht. Das übrige Gold und Silber ging nach Nord- arrcka, Westafrika und die Balkanländer. Zweiges der Familie, auch meiner Mutter und meiner Nichte Christa gegenüber. Einige Zeit hielt er sich in Wien auf; er hatte in Rußland eine junge Wiener Sängerin kennengelernt und dann auch geheiratet, womit ich sehr zufrieden war, da ich mir von ihrem Einfluß auf ihn das Allerbeste erhoffte; Kola ist nämlich völlig nach seiner Mutter geartet, ein kränklicher, unruhiger, fahriger, sehr leidenschaftlicher Mensch. Diese Charaktereigenschaften ! tun hat", sagte er leichthin, wodurch sich Doktor Wild j übrigens nicht abhalten ließ, sehr aufmerksam zu lesen. „Hm! Weshalb der Maler nur diese ganze Ge schichte erwähnt?" — meinte er dann nachdenklich. — „Weshalb erzählt er sie einem ihm Fremden? Und wes halb betont er immer wieder, daß sein Sohn nicht in Wien ist?" ließen ihn aber auch bei seiner sanften, liebenswürdigen Frau nicht ausharren; immer trieb es ihn von Ort zu Ort, und immer ließ er sich von anderen Menschen in ihre Kreise ziehen, die oft den unheilvollsten Einfluß auf ihn ausübten. Seit längerer Zeit ist er nun vollständig ! verschwunden, und ich habe keine Ahnung, wo er sich > aufhält. Ich habe also nun als anständiger Mensch zu Ihnen gesprochen. Die Unwahrheit drückte mich gerade Ihnen ! gegenüber mehr, als dies vielleicht bei einem andern der ! Fall gewesen wäre. Ich weiß nicht, weshalb ich mich ge rade Ihnen gegenüber zu größerer Offenheit gedrängt fühle, aber es gibtZufälleimLeben, Seltsamkeiten,Ahnungen, und mir sagt eine innere Stimme, daß Sie und ich noch einmal in nähereMeziehungen zueinander treten werden. Um eins möchte ich Sie aber bitten: Lassen Sie von dem, was ich Ihnen heute sagte, nie irgend ein Wort im Hause meiner Mutter verlauten! Mein Sohn hat Kinder; auch diese brauchen das kleine Erbs einst bitter notwendig, und der starre Sinn der alten Frau läßt keine Kompromisse zu. Da mein Sohn längst von Wien abwesend ist, er scheint es ja vollständig ausgeschlossen, daß er in irgend einer Beziehung zu der seltsamen Begebenheit, deren Mittelpunkt die .blaue Schlange' bildet, stehen könnte. Ich bitte Sie also nochmals: Schweigen Sie!" Es folgten noch ein paar artige Schlußworte, über die Doktor Hübinger jedoch, als völlig belanglos, hin wegsah. „Nun?" — fragte Wild vom Schreibtisch herüber, worauf ihm Hübinger den Brief reichte. „Eine Sache, die mit unseren Forschungen nichts zu Hübinger wiegte den Kopf. „Geben Sie mir den Brief wieder! Ja? Ich — ich gehe jetzt hinaus nach Hietzing, in — in dis Villa. Sie bleiben vielleicht noch hier und sehen genau nach?" „Hier scheint nichts zu sein" — damit erhob sich Wild nervös. „Das übliche Gelehrten - Milieu, Bücher, Schriften, Zettel, — wenig Persönliches —" „Und doch trat die Persönlichkeit meines Freunde» vielleicht nirgends so stark hervor wie eben in seiner Arbeit" — bemerkte Hübinger mit feiner Betonung. In die Augen des andern trat ein Ausdruck von Haß. „Wer weiß!" — meinte er scharf. — „Vielleicht er kennen wir den tiefsten Kern dieser Persönlichkeit erst einmal am klarsten in ihren wohlverborgenen Leiden schaften !" „So gehen Sie jetzt in die Nikolsdorferstraße?" fragte Hübinger schon von der Tür her. — „Oder machen wir auch dies zusammen?" Wild sah ihn fest an. „Gut! Dann nachmittags. Aber ich — ich — ich gehe auch jetzt mit Ihnen." Hübinger entgegnete nichts. Die Begleitung de» jüngeren Kollegen war ihm sonderbar unangenehm; er wäre durch die stillen Zimmer dieser seltsamen Toten gern, noch einmal allein gegangen — es lockte ihn förmlich dazu —, und wie eine Mahnung glaubte er es in der Tiefe seines Herzens zu fühlen, daß er vielleicht noch nach dem Tode einzustehen haben werde für die Frau, die in sein Leben einen letzten Schimmer von Jugend gezaubert hatte! VieL^cht war da etwas in ihrem Leben, das sie gern nicht preisgegeben hätte. (Fortsetzung folgt.)