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WiNnOrNgM« Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, V, »WULLnrffrr Tagcdla,»- rrlchNnt täglich »ach«, s Uhr für dr» sol,e»deu Ta«. B«jU,»preis: Lei Abholung I» »rr DeichLstsfteUc und Len Ausgabestelle» 2 ML. im Monat, bei Z«stell»», h»rch Li« Bote» 2,20 Mk., bei Postbestcll»ng r Mk. zuzüglich Abtrag» gebühr. Li»z«l»ummern » Pig. «ll-Poftanst-lten Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegeud -ostd-l.aundnns-re««-. diger un2 Hejchaslsneilcn — " ' ' ' V »eh»e» zu jeher seit Be» striUengen entgegen. Illi Falle höherer Sewall, jtrieg oder sonstiger Betriebestürungr» b»st»ht kein Anspruch aus Lieserunx »« Feitun, oder Kürzung »es Lezugsprcisis. — RLcbsenduug elngesandter Schrtststlich« rrf»l,t nur, wen» Porto deilie,t. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die8gespa!tene Raumzeile 2V Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4VGstd» Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rachweisungsgebühr 20 Goldpfennig. Vsm» geschriebene Lrscheinungs- tage und PlatzvorschM« werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Ami Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt, «nzer«—' annahme bis vorm.lOUHr — - . . Für die Richtigkeit d« durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn derBetrag kewch Klage eingezogen werdenmuß oderder Austraggederin Konkurs gerät. Anzeig cn nehmen alle Vermittlungsstellen eutgeg«. Da. Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachnnge« der Amtshaupimannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Noffe«. Nr.219. 84 Jahrgang T-iegr Adr .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Sonnabend 19. September 1925 Güdamerikanische Freunde. Die Bedeutung des Auslanddeutschtums für die engere Heimat wurde erst kürzlich während der Tagung der Auslanddeutschen in Berlin gewürdigt. Jetzt haben wir eine neue Bekräftigung erhalten. Beim Reichsprä sidenten fanden eine Reihe von Empfängen von Vertretern fremder Staaten statt, bei denen die neuen Vertreter ihre Beglaubigungsschreiben überreichten, während die abbe- rufenen sich von dem deutschen Staatsoberhaupte verab schiedeten. Es handelte sich dabei in erster Linie um die neuen Gesandten von Uruguay und Chile, wobei es auch diesmal, wie es bei solchen Empfängen der Fall ist, zu einem kurzen Gedankenaustausch kam. Gewöhnlich bewegen sich derartige Empfänge in durch vas internationale Diplomatenzeremoniell vorgeschriebe nen Formen, die nur ein mehr oder minder herzliches Ge präge bekommen, wenn es sich um Verbündete oder sonst wie aufeinander angewiesene Staaten handelt. Im all gemeinen beschränken sich also alle solche Akte auf Höflich keitsreden. Die bei dem Empfange des chilenischen Gesandten gewechselten Reden machten diesmal davon eine erfreuliche Ausnahme. Dabei wurde eine Gefühls wärme entwickelt, die für uns besonders wohltuend ist, wurde uns doch dabei einmal aus fremdem Munde die Bedeutung des Deutschtums klargemacht. Der chilenische Gesandte feierte den Einfluß, den deutsche Kraft zur Zivili sation und zum genialen Fortschritt auf die sittliche und geistige Entwicklung Chiles beigetragen hat, was in der chilenischen Anerkennung tiefe Wurzeln geschlagen habe. Mit Recht hob in seiner Entgegnung der Reichs präsident die viel bewiesene liebenswürdige Gast- ireundschast und ritterliche Gesinnung hervor, die Chile . stets Deutschland gegenüber an den Tag gelegt habe. Be- s sonders unterstrich er dabei die Tatsache, daß sich die > Freundschaft zwischen beiden Ländern auch in schwerer i Zeit bewährt habe. Er spielte dabei sicher aus die Zeit des f Weltkrieges an, wo Chile eines der wenigen Länder i war, die jede Lockung, sich dem Kreise der Feinde Deutsch- j landS einzugliedern, energisch zurückwiesen. § Dieser Empfang legt es nahe, einmal die Beziehungen r zwischen Deutschland und Südamerika über haupt zu betrachten. Südamerika liegt uns nicht so fern wie man glauben mag. Wir haben hier zum Teil alte- deutsches Kulturland vor uns, was leider den meisten ent sollen ist. Kurz nach der Entdeckung Amerikas Hatter namentlich Augsburger Kaufleute in Venezuelt blühende deutsche Kolonien geschaffen und glänzende Han delsbeziehungen angeknüpst, die aber leider, wie so viel« andere deutsche Kolonialunternehmungen in früherer Zet — erinnert sei an die Gründungen des Großen Kurfürste, in Westafrika — später fremden Völkern zugute kamen Auch der letzte Weltkrieg hat uns ja wieder ähnlich schmerzliche Enttäuschungen bereitet. Die Ansprache des neuen chilenischen Gesandten zeig uns, daß man in Chile den Glauben an die deutsche Zu lunft nicht verloren hat. Ähnlich ist es in anderen Teile, Südamerikas, besonders in denen, wo sich starke, ihre! Entstehung bewußte deutsche Siedlungen noch jetzt be finden. Wir wollen nur Hinweisen aus das südliche Bra silien und das nördliche Argentinien, Landstrich Vie ihren blühenden Zustand zum größten Teile nur dei deutschen Einwanderern verdanken. Das wird auch voi den dortigen Regierungen neidlos anerkannt, zumal st wissen, daß diese Deutschen, wenn sie sich auch ihr Ab stammungsgefühl erhalten Haden, trotzdem treue Bürge ihrer neuen Heimat sind. Der neue Gesandte von Chile Varnhagen d Porto Segura ist deutscher Abstammung und eil Nachkomme des bekannten deutschen Schriftstellers Varn Hagen von Ense, dessen Abkömmlinge nach Brasilien aus wanderten, wo sie vom damaligen Kaiser geadelt wurde, und zu hohem Ansehe», kamen. Die deutsch Abstammum des neuen chilenischen Gescndten erklärt vielleicht m,t de, herzlichen Ton seiner Worte, schmälert sie aber keineswegs Müssen wir doch gerade seine Berufung als eine Aner lennung Chiles für Deutschland ansehen, das so am beste, ansdrücken konnte, wie sehr ihm ein gutes Verhältnis z, Deutschland am Heizen liegt. Die Aufgabe des Auslanddeutschtums wurde vo einigen Wochen in Berlin umschrieben. Seine Bedeutuni zeigt sich jetzt wieder einmal. Da ist es Pflicht der Heimat sie Bande mit den Volksgenossen besonders in den Teile, der Erde zu pflegen, wo eine politische und wirtschaftlich Annäherung möglich ist. Das ist besonders bei Süd Amerika der Fall, mit dem uns immer feste Wirtschasts Lande verknüpft haben, die allerdings während des Kriege telockert wurden. Sie wieder zu festigen und stärker z: machen ist keine so schwere Aufgabe, wenn das dortig Deutschtum weiter aus seinem Posten bleibt. Dazu bedar «s aber der Unterstützung der Heimat, damit nicht di Frucht seiner Arbeit letzten Endes auch wieder Fremde in den Schoß fällt. Deutscher Großhandelstag. Dresden, 17. September. . heutigen Vollsitzung des Deutschen Groß- bandslstaaes aab der Wrastdent des -lentralverbandee MsMM m» WeMg m WM GM. Kestfalenreise der Reichsregimmg. Hamm, 17. September. Reichspräsident von Hindenburg mit seiner Be gleitung traf aus dem hiesigen Bahnhof um 2.20 Uhr ein, von einer nach Tausenden zählenden Menschenmenge stürmisch begrüßt. Nachdem Oberbürgermeister Dr. Schlichter den Reichspräsidenten herzlich in dem Lande der roten Erde begrüßt hatte, wandte sich der Reichsprä sident mit folgenden Worten an die Versammelten: „Gntcn Tag, Kinder! Ihr habt es schwer gehabt, aber ihr habt euch brav gehalten, und dafür oanke ich euch als alter Soldat mit ganzem Herzen. Es wird auch einmal wieder besser werden." Die Versammelten sangen entblößten Hauptes das Deutschlandlied. Nach Liedervorträgen des Männerchors richtete der Reichspräsident an die Sänger die Worte: „Ich danke Ihnen besonders für diese Lieder. Das deutsche Lied hilft über manche schwere Stunde hinweg. Es muß auch mit Gottes Hilfe wieder erklingen können in besseren Tagen. Und so wollen wir einstimmen in den Ruf: Unser deutsches Vaterland, Hurra!" Sodann setzte sich der Zug in der Richtung nach Bochum in Bewegung. Begrüßung in Bochum. Bochum, 17. September. Der Zug des Reichspräsidenten lief in Bochum um 3/4 Uhr nachmittags ein, wo die Gäste von Oberbürger meister Dr. Ruer herzlich willkommen geheißen wurden. Der Oberbürgermeister wies in seiner Begrüßungsan sprache darauf hin, daß die Bevölkerung Bochums in den letzten 254 Jahren unter der Fremdherrschaft unend lich Schweres erduldet hat. Er dankte der Reichs- rcgierung, daß sic die Gebiete nunmehr wieder be freit habe, und versprach, daß die Stadt auch fernerhin geschlossen zu Volk nnd Vaterland stehen würde. Alle Städte, die der Reichspräsident sowie seine Ge folgschaft berühren, prangen in Fahnen- und Girlanden schmuck. In Bochum läuteten mittags die Glocken die Fest tage ein. Reichspräsident von Hindenburg begab sich, leb- hast begrüßt von einer nach vielen Tausenden zählenden, spalierbildenden Menge, ins Parkbaus, wo eine kurze ^cner nnnsano, me ourch einen Ma > senchor von tausend Sängern eingeleitet wurde. Abends erfolgte die Weiterreise nack Esten. Die Feiern im Parkhaus. Bochum, 17. September. Bei den Veranstaltungen im Parkhaus hielt vei preußische Ministerpräsident Braun eine Rede, in der er den Dank Preußens dem ganzen Westfalen lande für seine Zähigkeit im Abwehrkampf aussprack and der Opfer und Toten gedachte, die dieser Kampf ge- kostet hat. Der Redner betonte weiter, daß die Erlösung des Ruhrgebiets neben der Standhaftigkeit der Beamten schaft der zielbewußten, von ehrlichem Verständigungs- Willen getragenen Reichsregierung Marx zu danken sei, die durch ihr Auftreten und ihr verantwortungsbewußtes Verhandeln auf der Londoner Konferenz einen völligen Umschwung in dem Denken unserer ehemaligen Gegner herbeiführte. Die preußische Staatsregierung wird in, Interesse der Bevölkerung von Rhein und Ruhr zum Besten Preußens und des Reiches zu jeder Zeit Seite an Seite stehen mit jeder Reichsregierung, die die ^it vei Londoner Konferenz beschrittenen Wege konsequent weiter geht. Die preußische Staatsregierung, so schloß er, iß bereit, alles menschenmögliche zu tun, um der gegenwärti gen Wirtschaftskrise Herr zu werden, denn so werde die Regierung am besten und würdigsten ihren Dank und ihn Anerkennung für die Ruhrbevölkerung in die Tat Umsetzer können. Im Anschluß an diese Rede brachte der Oberpräsidem von Westfalen ein Hoch auf den Reichspräsiden ten oün Hindenburg aus. -i- Auch die belgische Einladung überreicht. Berlin, 18. September. Der belgische Gesandte Everts suchte gestern nachmittag den Staatssekretär im Auswärtigen Amt Dr. v. Schubert auf und übergab ihm im Anschluß an den Schritt des französischen Botschasters und des englischen Geschäftsträgers ein Memorandum, das namens der königlich belgischen Regierung die Einladung zu einer Konserenz über den Sicherheitspakt ent- halt. Das Memorandum stimmt inhaltlich völlig mit dem fran zösischen Memorandum und der englischen Note überein. Neue Wirischasisverhandlungen. Deutschland verhandelt mit Frankreich und Polen. Deutschland hat die Wirtschaftsverhandlungen mit Frankreich und Polen, die vor längerer Zeit abgebrochen wurden, wieder ausgenommen. Zu den V e r b s n d l u n - -»es deutschen Großhandels, Geheimrat Ravens, emen der blick über die wirtschaftspolitische Lage und die wirt- chaftspolitischen Forderungen des Großhandels Der Großhandel arbeite mit sehr geringen Kostenaufschlägen, -nd die Behauptung, der Handel verteuere die Ware uni bis 17?L, treffe auf den Großhandel nicht zu. Beson ders scharf wandte sich Raven» gegen die Steuer politik des Reiches. Daß das Reich bei der jetzigen Setriebsmittelknappheit einen Überschuß von zwei Mil liarden für sich beansprucht habe, sei ein nicht wieder qut- 'umachender Schlag gegen die deutsche Wirtschaft. Mit Vezug auf den Sicherheitspakt forderte der Redner das Sclbstbestimmungsrecht und Sicherheit zunächst für eas deutsche Volk Nachdrücklich müsse verlangt werden, oaß der neue Zolltarif nicht zur Anwendung auto sondern daß die Zollsätze nm als Verhandlungszolle verwendet werden. Michswirtschafismimster Neuhaus finanzpolitischen Forderungen des Groß- ,^els m ein und beschränkte sich lediglich auf allge- Ausführungen über die Außenhandelspolitik. Neu- Annäherung der europäischen Staaten an, virtschastspolii^ Gebiete sympathisch gegenüber. Den Weltkrieg habe, wirtschaftlich gesehen, nicht nur Mittcl- mropa, sondern ganz Europa verloren. So sei die gr ämte europäische Produktion an Baumwollwarcn nm mehr als 30^ geringer als vor dem Kriege. Auch auf dem Gebiete der Kohlenförderung haben sich die außereuro päischen Gebiete immer mehr von Europa emanzipiert. Daher sei es notwendig, daß die europäischen Staaren miteinander wirtschaftlich zu einer Verständigung kämen. Minister Neuhaus gab die Versicherung, daß die in dem neuen Zolltarif festgesetzten Jndustriezölle n u r a l s Ver hau d l u n g s z ö l l e gedacht seien nnd zum großen Teile nicht als autonome Zölle angewendet würden. Es würden veshalb die Industrie und der Handel davor gewarnt, sich bei ihrer Preiskalkulation auf die im Zolltarif stehen !--en Zollsätze einzurichten. Abg. Keinath betonte als Wunsch des Großhandels Beseitigung der Verkehrserschwerungen, besonders auf sein Gebiete des Paßwesens. Nach der Annahme des Zoll- larifs müsse auch verlangt werden, daß die Einfuhrver bote vollständig fallen und die Einfuhrkontrollstellen ver schwinden. Die Mittel, die Industrie und Landwirtschaft übrig haben, sollten sie zur Vermehrung ihrer Produktion verwenden, nicht aber zur Schaffung von Handelsorgani sationen. Bedenken gegen den Sicherheitspatt. Eine deutsch nationale Entschließung. Dresden, 17. September. In einer Versammlung des Wahlkreisvcrbaudes Osisachsen der Deutschnationalen Volkspartci sprach der Reichstagsabgeordnete Hergt, ^ra"^ ? des Auswärtigen Ausschusses des Reichstages uler den Völkerbundbeitritt und den sicherheilvpakt. Er be leuchtete die Gefahren, die Deutschland drohen, wenn e§ ohne vorher getroffene tisch trete, wo dann der Sicherheitspakt angenommen werden müsse. Das große Ziel aller Deutschen müsse sein und bleiben, alles deutsche Land, das uns entrissen wurde, wieder zurückzuerhalten. Die Völkerbundfrage könne nur im Hinblick ans dieses große Ziel erörtert werden. Nach längerer Aussprache, m der die völlige Übereinstimmung der Versammlung nnt den Aussührungen des Redners betont wurde, wurde folgende Entschließung einstimmia angenommen: Die Zustimmung zum Abschluß eines Vertrages, durch den freiwillig in irgendwelcher Form deutsches Land Preisgegeben wird, oder zum Eintritt in den Völkerbund derzeitiger Gestaltung ist für eine deutsch nationale Partei unmöglich. Es ist die Aufgabe der Partei, durch ihre dazu berufenen Vertreter Vertragsan nahme und Eintritt in den Völkerbund zu verhindern und besonders durchzusetzen, daß eine Außenministerzusam menkunft überhaupt nicht beschickt wird, wenn nichtvor her die Erfüllung der wirklich unverzichtbaren Forderung der Deutschnationalen durch bindende Zusagen der En tentemächte zugestandcn und sichcrgestellt ist. Können die Deutschnationalen dieses Ziel nicht erreichen, so verlangen Selbstachtung und Selbsterhaltungstrieb der Partei in gleicher Weise wie der Gedanke an die Zukunft des deut schen Vaterlandes den Austritt aus der Reichs- r e g i e r u n g. Der Führer der Vaterländischen Verbände Sachsens, Generalleutnant Hammer, betonte, daß die Vaterländischen verbände ans dem Boden dieser Erklärung ständen.