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MMufferTageblatt Da, Wiisdrußer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachnngen der Amtshauptman,nchast Meißen, des Amtsgerichts nnd Stadtrats z« Wilsdrufi, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. AuzeizrnprLls: die 8gcjpa!tene Naumzeile 20 Goldpfeuuig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 psennig, die 3 gespaltene Neklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Ncchweisungsgebühr 20 Goldpfeunia. B«» geschriebene Kricheinungv- . tage und Pladvorschrisi-» Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 »Wo. cm>«hmt dis »orm.I,Uhr — Für di« AichÜ,L«tt »r, durce,' Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Nabatranfpruch erlischt, wen« der Betrag Klage etngezogen werden mutz oderderAustraggeberinKonkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermiti!ung«stelleu entg«O<a. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ».« ,MI.dr«nrr Tag-dlnii- «rjchrinl .-glich --chm. Sich« für ürn solgc»d«n T-g. ««p,,-pret-: Bei Abholung !» d« Srichistsftrilc un> den Au.gad-sttllni L WK. im Mo»-!, b«i Z «stell»« d«rch »i« »»te« r,X! Mi,., d«i P-pbest«ll»-g I Mt. z-jügltch Ld. ag» . — . . . gedLhr. LU.,e!»NMiaer» «SPs«. «LrPost-nstal--» Wochenblatt für Wilsdruff U. Umaeaeud Poftdoienuutunser««»;. tiLger und Geschäsisftellen ' ' »etzmo. ,» jeder Zeit Be. steDengen enlgegen. Iw Kalle höherer Sewalt, Krieg oder sonstiger Betrieb.stSnisg«, desteht Lei« Anspruch aus Lleseruug »« Zeitung oder Kürzung de« Vezugeurci,,;. — «üchsendung «iuges-ndter SchriststüeLe ers»l«t wer, wen» Port» beiliegt. Nr 221 84. Jahrgang. r-!«gl.°Adi,.-.Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden PMche-t.-Dreso-n 2640 Dienstag, 22. September 1K25 Gis Ran-staaien des Offens Der estländische Außenminister Pusta ist von seinem Posten zurückgetreten. Dies wäre an und für sich keine welterschütternde Tatsache. Sie hat aber diesmal doch eine auch weitere Kreise, besonders in Deutschland, inter essierende Bedeutung, da sie einen Blicl tun läßt auf die Bestrebungen, die im geheimen allerlei Bündnisse und Abmachungen zustande bringen wollen. Seit Kriegsende hört man zwar überall den Ruf nach Beseitigung einer jeden Gehei mdiplomatie. Wir sehen aber, daß gerade diejenigen, die am meisten sich dafür einsetzen, auch am meisten dagegen sündigen. Das ist in erster Linie Frankreich. Der Gedanke der Schaffung selbständiger Randstaaten stammt eigentlich von Deutschland. Man wollte einen Wall schaffen, der einen Schutz gegen russische Über raschungen bilden sollte, die Deutschland damals zum Kriege zwangen. Der Ausgang des Krieges hat nun das deutsche Eingreifen in dieser Frage vollständig ausge schaltet und wir mußten zusehen, wie die Entente diesen deutschen Gedanken anfgriff, aber zu einem anderen Zweck, aen besonders Frankreich bisher förderte. Unter Führung Polens versuchte man die Nandstaaten zu einem Bunde zusammenzuschließen, der ein gefügiges Werkzeug in der Hand der französischen Politik sein sollte. Wir wissen auch, wie sich gerade Polen, der fügsame Schützling unseres westlichen Nachbarn, um das Zustande kommen eines solchen Bundes bemühte. Zu diesem Zwecke war schon ein ganze Reihe von Konferenzen anberaumt worden. Allerdings hatte man der Öffentlichkeit gegen über das wahre Ziel immer hinter allerlei harmlosen Dingen zu verstecken gesucht. Um den Ring um Deutschland vollständig zu machen, wollte man auch Finnland in den Kreis mit einbezie hen. Schon seit Monaten gingen allerlei Meldungen durch die Presse, wonach eine Zusammenkunft der Außen minister der beteiligten Staaten stattfinden sollte. Der Zeitpunkt wurde jedoch immer wieder hinausgeschobsn. Zum Schlüsse hieß es, daß auf der jetzigen Genfer Völker bundtagung zwischen den Vertretern dieser Länder unter der Hand die entsprechenden Abmachungen getroffen werden sollten. Jetzt kam auf einmal die Meldung von dem Rücktritt des estländischen Außenministers, den ein großer Teil der Presse Wohl nicht mit Unrecht dahin deutet, daß der Versuch, die Nandstaaten vor den fran zösisch polnischen Wagen zu spannen, als endgültig ge- lcheitert anzusehen ist, da Herr Pusta der wesentlichste Vertreter einer solchen Politik war. Der Grund, daß der geplante Bund in der gedachten ^orm sich nicht verwirklichen ließ, war einerseits die ?"?ung^F i n n l a n d s, das in Erinnerung an die Be- srenlng Finnlands durch Deutschland für eine antident- !chc -Politik nicht zu haben ist, dann aber auch der scharfe Gegensatz -wischen Polen und Litauen, der hauptsächlich durch die Wilnafrage bedingt ist. Polen machte zwar den Verfuch, seinen Plan auch ohne Litauen durchzuführen. Das scheiterte aber kläglich, und das war mit der Anstoß zum Rücktritt des estländischen Außenministers, der sich auch dafür besonders eingesetzt hatte. Es hat sich inzwischen wie in Lettland auch m Estland die Erkenntnis durch gerungen, wie gefährlich es sein würde, wenn man sich einseitig festlegen lassen wollte. So befürchtete man be sonders in Estland, dadurch in eine schiefe Lage zu Eng land zu kommen, das jetzt mehr als früher sein Interesse der Ostsee zuwendet. Wir brauchen da nur zu erinnern an die Gerüchte, die auch jetzt noch umlaufen, wonach Großbritannien die beiden Inseln Ssel und Dagö pachten will, um darauf eine Art östlichen Gibraltars zu schaffen. Aber auch das Verhältnis zu Rußland würde durch einen französisch-polnisch orientierten Block eine schwere Trübung erfahren. Wenngleich man sich in den Nandstaaten mit Händen und Füßen gegen die bolsche wistische Propaganda sträubt, so hat man doch keinen An- wß, es mit dem mächtigen östlichen Nachbarn zu vel derben, der, gereizt, eines schönen Tages der jungen Selb ständigkeit ein plötzliches Ende machen könnte. Vernehmung von Caspari und Kußmann. Im Preußischen Landtagsuntersuchungsausschuß für die Barmat-Kutisker-Asfäre wurde zunächst Gerichts assessor Caspari vernommen, der vom 20. Dezember 1924 bis znm 30. Juni 1925 die Angelegenheit Kutisker und Genossen bearbeitet hat und Wert darauf leat, daß in das Protokoll ausgenommen wird, daß er Jude ist. Der Zeuge soll sich zu seiner Behauptung äußern, daß un sachliche Einflüsse geltend gemacht worden seien, ihn von der Sache Kutisker zu entfernen. Caspari führt dann u. a. aus: Als die Sache Kntisker anfing zu spielen, war niraends m der Presse die Rede davon, daß etwa politische Einflüsse bei ihr in Frage kämen. Die Tätigkeit der Staatsanwaltschaft wurde sogar gelobt. Das ging bis Ende Dezember 1924. Dann wurde das Verfahren gegen die Gebrüder Varmat eingeleitet, und gleich darauf begann man in der Linkspresse, der Staatsanwaltschaft vorzu- werfcn, sie sei zu scharf vorgegangen. Mit der vorläufigen Festnahme des Justizrats Werthaner wurde die Schimpferei der Presse auf die Justizverwaltung allgemein. Es standen der^rtiq _ Polens Sieg im Der Einspruch Danzigs abgewiesen Der Völkerbundrat genehmigte in dem Danzig-pol nischen Briefkastcnlonflikt Entgegen den Danziger Be schwerden den Vorschlag des SachvcrständigenausschusscL über die Festsetzung der Grenzlinien des Danziger Hafenk für den polnischen Postdienst. Danzig ist hiermit in der berühmten Brieskastenangelegenheit vor dem Rat voll ständig unterlegen. Obwohl die polnische Regierung auch gegen das Gut achten Einwendungen erhoben hatte, erklärte sich der pol- Nische Vertreter freudig mit dem Bericht einverstanden, während Präsident Sahm in längerer Rede seh, energisch dagegen protestierte, da er die Grundlage des Berichtes, eben dieses Kommissionsgut achten, in keiner Weise anerkennen könne. Sahm forderte daß der Völkerbundrat die ganze Frage zur Entscheidunx an den Internationalen Gerichtshof in Haag überweisen solle, und wies dann später nock darauf hin, daß es durchaus nichts Ungewöhnliches fei einem Gerichtshof die Ziehung einer territorialen Grenz« zu übertragen. Dies sei gewiß um so höher zu schätzen wenn Danzig dem Internationalen Gerichtshof so sein« Hochachtung erweise, obwohl er in der ersten Instanz gegen Danzig entschieden habe. Kabmettsrat zur Ejsladungssrags. Berlin, 20. September. Der Reichspräsident und der Reichskanzler sind aus vem befreiten Ruhrgebiet wieder nach Berlin zurückgekehrt. Dr. Luther hielt Rücksprachen mit den führenden Politikern ab, um die Meinungen über die Sicherheitspaktsrage kennenzulernen. Das Reichslabinctt tritt am Montag zusammen zur Beratung über die Antwort Deutschlands "Uf die Einladung zur Paktkonferenz. Wie es heißt, wird Reichspräsident von Hindenburg selbst den Vorsitz im Kabinettsrat führen. Reichskanzler Dr. Luther.war in Kämpen auf der Insel Sylt leicht erkrankt. Jetzt ist der Reichskanzler, der inzwischen an den Feierlichkeiten im Ruhrgebiet teilge nommen hat, wieder hergestellt. Man setzt nicht voraus, ^Eiß schon am Montag der endgültige Entscheid des Mimsterrats in der Einladüngs- daß man sie durch eine einfache amtliche Berichtigung hätte beseitigen können. Diese Berichtigung wurde von amtlicher, mir vorgesetzter Seite im Ministerium nicht ge geben. De Staatsanwaltschaft fand keine Hilfe bei den vorgesetzten Behörden. Im weiteren Verlauf der Sitzung fragte der Vor sitzende, Dr. Leidig, den Zeugen Caspari, ob er Aus kunft geben könne, ob beispielsweise Heilmann mit Mitgliedern des Justizministeriums in dieser Angelegen- beit Besprechungen hatte., Zeuge Dr. Caspari erklärte, er könne sich ans das Zeugnis verschiedener Persönlichkeiten kür diese Behauptung berufen. — Zeuge Dr. Cafpari be hauptete, der Abgeordnete Heilmann sei vom Rechtsan walt Dr. Werthanerin Anspruch genommen, nm sich kür die Sache Kutisker und das Schicksal Werthauers zu interessieren. Auf eingehendere Fragen fügte Caspari l'inzn. er glaube, das gehört zu haben, und erklärte auf eine Frage, die Festnahme Dr. Werthauers zum Zwecke der Vorführung fei unter Zustimmung des Untersuchungsrichters erfolgt, und Oberstaats anwalt Linde sei nach seiner Überzeugung der gleichen Meinung wie er, der Zeuge, auch heute noch. Abg. Bartels (Komm.) fragte, ob auch andere Beamte des Justizministeriums die Meinung vertreten, daß Heil mann dort Einflüsse geltend gemacht habe, die darauf binausliefen, Beamte, die sich mit besonderem Eifer der Kutisker- und Barmat-Angelegenheit annahmen, kalt zu stellen. Dr. Caspari bejahte dies. . Vernehmung KußmannS. Es wurde dann der 31jährige Gerichtsassessor K n ß - n a nn als Zeugs vernommen, der bis zum 31. Juni d. I. bei der Staatsanwaltschaft I Berlin beschäftigt war. Der Zeuge schilderte, wie er zunächst mit der Bearbeitung der Sache Kntisker beauftragt wurde, und führte dabei u. a. ans: Schon im Dezember 1924 erklärten mir Beamte der Staatsbank, daß weit wichtigere Sachen bei der Staats bank vorlägen und sie schwere Bedenken wegen der Barmat-Sache hätten. Die Ermittlungen be stätigten das. Es handelte sich insgesamt um eimae aa über ganz Deutschland zerstreute große Erwerbsaesell- schaften und eine Reibe von wichtigen Bankunternebmun- aen. Ferner waren Leute in dis Angelegenbeit verwickelt, dii! Persönlich wirtschaftlich überaus geschickt waren und auch gut beraten wurden auf jedem.Gebiete. Als er von einer Reise zurückgekommen sei, hätten ihm Kallcaen vor der Staatsanwaltschaft erklärt,Fie fühlten sich nicht m-wr in der Lage, in der^ML^u rbeiten, wie sie das für ricbt: a Üriefkattrnttrett. trage fallen wird. Abg. Dr. Hergt hat angekündigt, daß am Anfang der nächsten Woche ein Beschluß der obersten Parteiinstanz der Deutschnationalen über die Stellung nahme zu einer Paktkonferenz herbeigeführt werden soll- Es ist nicht ausgeschlossen, daß die deutschnationalen Reichsminister mit ihrem Votum zurückhalten werden, bis Re oberste Parteiinstanz gesprochen hat. Für Mitt woch ist der Auswärtige Ausschuß des Reichs- ages zur Beratung über die gleiche Angelegenheit ein berufen. Gegen die Sicherheitskonferenz« Hamburg, 20. September. Die hiesige deutschnationale Parieivereinigung faßte eine Entschließung, in der es heißt: Wir erwarten von ver Neichstagsfrakion, daß sie auf keinen Fall die Teil nahme Deutschlands an der Sicherheitskonferenz dulden werde, wenn nicht zuvor Widerruf der Kriegsschuldlügc, die allgemeine Abrüstung und Räumung des besetzten Gebietes vollzogen sei. Die Preisgabe deutschen Landes sei und bleibe ein Verrat am Volk und Vaterlande. Palastbrände in Tokio Eigener, Fernsprechdienst des „Wilsdrusfer Tageblattes". Berlin, 21. September. Wie die „Montagspost" aus Tokio meldet, hat am Sonnabendvormittag eine Feuersbrunst das Palais des Ministerpräsidenten vollständig zerstört. Der Schaden wird am 20 Millionen Hon geschätzt. Am Sonntagvormittag wurde auch das Schloß des Prinzen Tokugawa durch Feuer völlig zerstört. Der Schaden wird auf eine Million Hon geschäht. Keber die Ursache des Brandes ist noch nichts bekannt. Ein deutlicher Wink Eigener Ferniprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes-, Äerlin, 21. September. Der „Montag" meldet aus Washington: Das Stadldepartement hat den amerikanischen di plomatischen Vertreter in Tanger beaustragt, die amerikanischen Flieger, die zusammen mit den Franzosen gegen die Risleute kämpfen, zu verständigen, daß sie hierdurch die Gesetze der Ver- einiaten Staaten verletzen. wurden wneu sntzoaen, ebenw auch oie Beamten. Dazu käme ein sdstematischcr Pressefeldzug. Sie hätten das Ministerium nm Schutz gebeten und bekämen ibn nicht: sie ftibltcn sich gehandikavt. Später wurde ihm auch erzäbth daß hinsichtlich d-Z Hoefie-KonMexes Eingriffe des Justizministeriums erfolgt feierst Ministerialdirektor Kuhnt solle z. B. der Behörde nabcgclegt haben, das Gnt achten über den Selbstmord Hoeftes nicht in der Form in die Öffentlichkeit zu bringen, wie es Vorlaa. Es handele sitz da auch um eine hohe Versicherungssumme, dis au? dem Spiele stände. Damals sind, so erklärt der Zeuge, sehr scharte Äußerungen von sciten verschiedener Staatsan wälte, wenn ich mich recht entsinne, auch vorn General- staatsanwali Lindow, gefallen. Einer der Herren hat mir z, B. gesagt: „Ich lasse mich nicht zum Versicherungsschwindler und znm Lumpen machen!" Schließlich hat mir sogar ein Richter eine Andeuiung ge macht, als wenn auch in seine Tätigkeit Eingriffe zn unternehmen versucht worden wäre. Es handelt sich um den Amtsgerichtsrat von Noel, der die ersten verant wortlichen Vernehmungen der Festgenommenen zu führen batte. Der Vorsteher der Strafgerichtsabteilung Mitte babe ihm gesagt, daß der Nmtsgcrichtspräsident ihm mit geteilt habe, ans dem Justizministerium sei angerufen worden, cs müßten Mittel und Wege gesunden werden ven Amtsgerichtsrat von Noel aus der Varmat-Sachs zn entfernen. Das habe er, der Vorsteher der Strafgerichts- «btcilung Mitte, natürlich abqelehnt. Beeinflussungen der Behörden. In der Befragnng bestätigte Zeuge Kußmann daß er durch Mitteilungen ans Kollegen- und Borgest! am- krcisen zu der Meinung gekommen sei, daß bei der Durch führung des Verfahrens Hindernisse in den Weg gelegt wurden, die auf Beeinflussungen der vorgesetzten Be hörden zurückzuführen seien. Er babe auf dem Stand punkt gestanden, es sei seine Pflicht, die restlose Nufllä- nmg der Wahrheit mit all den Mitteln hcrbeizrführen, die nicht verboten sind. Aus seiner Reise in Österreich sc: auch der Fall Sklar' nr Sprache gekommen. Ein Wiener Staatsanwalt habe von der Schwierigkeit dieses Falles gesprochen, und es sei von Heeresgutankäusen. insbesondere die Flotte betreffend, die Rede gewesen. Er dabe abr nach seiner Rückkehr nach Berlin sofort diescr- d nb Vortrag beim Generalstaatsanwalt gehalten.