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rine große Offensive gegen den Dschevei Drus veginnen. Nach aus Paris eingegangenen Befehlen soll in dem An griff auch Giftgas benutzt werden, um den Aufstand der Drusen nicderzuschlagen. Eine große Anzahl Truppen mit Tanks und Munitionsvorröten treffen täglich, von Marseille kommend, in Beirut ein. Die Lage in Alexandrette verschlimmert sich, aber das Eintreffen französischer Verstärkung verfehlt nicht seinen Einfluß. Die Regierung von Trans-Jordanien bewahrt strikteste Neutralität und hat mehrere Scheiks von Be- duinenstämmen, die die Drusen unterstützen, verhaftet. Anfall eines MitSrsondrkzvges. 2 Tote, 14 Verletzte. Bei Donauwörth stieß ein Militärsonderzug mit i einer Wagengruppe zusammen. Bei dem heftigen Anprall gab cs zwei Tote, vier Schwerverletzte und zehn Leicht- - verletzte. Die Eisenbahndirektion Augsburg teilt dazu mit: i Der Militärsonderzug 40 347, der das 3. Bataillon des 14. ' Reichswehr-Infanterieregiments Konstanz und Teile des s Ausbildungsbataillons Donaueschingen von Ulm nach j Treuchtlingen beförderte, stieß bei der Einfahrt in die - Station Donauwörth an eine über das Merkzeichen ins s Fahrgeleise hineinragende Wagengruppe auf. Durch den i Anprall wurden der hinter der Zuglokomotive laufende s Paüwagen und der folgende mit Soldaten besetzte Per-* - sonenwagen iueinandergeschoben. Der als Zugführer j fahrende Oberschafsner Stohr aus Augsburg sowie der Reichswehrsoldat Fritz Schwehr aus Freiburg im Breis- ; gau wurden hierbei so schwer verletzt, daß sie bald darauf - starben. Außerdem wurden vier Neichswehrsoldaten ! schwer verletzt und zehn leicht verletzt. Der Material- - schaden ist nicht unbedeutend. Der Unfall wurde durch ein ! Versehen bei der Gleisfreilcgung im Bahnhof Donau- s Wörth, der durch den Viehmarkt stark beansprucht war, herbeigeführt. Arzte und Sauitütsmannschasten waren alsbald zur Stelle. Der Militärsonderzug konnte die Fahrt mit fünfstündiger Verspätung fortsetzen. AmuMens neuer NordpsLfing Mit einem italienischen Luftschiff. Nach Meldungen aus N o m wird Amundsen au Bord eines Luftschiffes eine neue Expedition nach dem Nordpol im März des nächsten Jahres cmtrrten. Eine Verabredung in diesem Sinne wurde zwischen Musso - lini und Amundsen während ihrer letzten Unter f redung getroffen. Die genaueren Bedingungen der Be- s teiligung Italiens an der Expedition sind nicht bekannt. Die Blätter melden ferner, daß Amuudsen für diese Nordpolfahrt im kommenden Frühjahr das Halbstarre Luftschiff l zu für den italienischen Fiskus günstigen Be dingungen angekauft hat. Die neue Rordpolfahrt soll Wohl unter norwegischer Flagge, aber mi> italienischem Personal erfolgen. Das Luftschiss ist 106 Meter lang, besitzt drei Motoren von 245 Pferde stärken, die ihm eine Geschwindigkeit von 77 bis 105 Kilo meter in der Stunde geben, und hat einen Aktionsradius von 3570 Kilometer. Die Kohlenknse im RLchrgeHieS. Vorschläge zur Lösung. Dem Preußischen Landtage ist ein Bericht des Aus schusses zur Prüfung der mit der Stillegung von Zechen im südlichen Ruhrbczirk zusammenhängenden Fragest zugcgangcn Ter Ausschuß kommt zu dem Schluß, daß, wenn nicht ein gründlicher Wandel in den innen- und außenwirtschaftlichen Verhältnissen eintritt, wohl nur schwer damit zu rechnen ist. daß der deutsche Fricdensverbrauch an Kohle in absehbarer Zeit wieder erreicht oder gar überschritten wird. Zur Lösung des Dauerproblems wird vorgc- schlagcn: 1. die Förderung den Absatzverhältnissen anzupassen. Mitte Mai 1925 betrug der überschlägige Wert der Haldenbcständc rund 140 Millionen Mark. Ferner 2. den Absatz der Ruhrlohle, namentlich aus der Rhein- Wasserstraße, ferner nach dem Küstengebiet, Mittel- und Süd- ocutschland durch Wiederherstellung der früheren Eisen bahnsondertarife für Ruhrkohle zu fördern. Um den Abfatz von Ruhrkohle nach den Nordseehäsen, insbesondere nach Hamburg uud Bremeu zu fördern, ist 3. die baldige Herstellung des Hansakanals zn erstreben. Da es volkswirtschaftlich richtiaer Ut. statt Rod- uno Halbprodukten Fertig- oder höchst veredelte Produkte aus- z»führen, ist 4. anzustrebcn, daß die Kohle nur in höchstwertigen Marken ansgefiihrt wird. Der Ausschuß lenkt 5. die Aufmerksamkeit wiederholt auf die für den Ruhr bergbau bedauerliche Ta-fache, das; im Ruh-vezirk die Stein kohle bei der Versorgung des Bezirks mit elektrischem Strom durch die Braunkohle und die Wasserkräfte stark in den Hinter grund gedrängt worden ist. Um für die nach Zechen mit besserer Arbeits-Möglichkeit umzusiedeluden Bergleute die not wendigen Wohnungen zu schaffen, ist 6. die Gewährung von verstärkten Zuwendungen aus öffentlichen Mitteln erforderlich. Insbesondere muß gefordert werden, das; die Beträge, Lie im Ruhrgebiet aus der Hanszinssteuer anfkommen, ihm wieder voll zufließen. Die Entwicklungsrichtung des Ruhrbergbaues nach den nord östlichen, nördlichen und nordwestlichen Randgebieten ver langt immer gebieterischer nach baldiger Herstellung von Eisenbahnverbindungen durch den Jndustriebezirk, also vom Ruhr- zum Lippetal Dabei empfiehlt sich die Ein führung besonders billiger Eisenbahnsahrkarten für Arbeiter nach belgischem Muster. Für die von den Zechenstillegungen und Einschränkungen betroffenen und arbeitslos, bleibenden Bergleute sind aus reichende Notstandsarbeiten, besonders sür den kommenden Herbst und Winter, vorzusehen. Die Sondergutachten der Arbeitnehmer fordern noch be sonders nachdrückliche Fürsorge sür die Arbeits losen und verlangen ein Eingreifen der NeichSregienmg gegen weitere Vergrößerung der. Fördermöglichleiten, Lie nur den Leerlauf vermehren würden. Emepüsiug japanischer Meger. Von Tokio nach Berlin. Zwei japanische Flieger Hiyoschi Abe uud Katsuhiko Kawachi werden auf ihrem Fluge von Tokio nach Europa, oer von einer der größten Zeitungen Japans, der „Osaka Asahi" veranstaltet worden ist, ani 15. September zu einem mehrtägigen Aufenthalt in Berlin eintreffen. Die Reichsrcgierung hat ihre Genehmigung zum Überflug Deutschlands erteilt. Die Flieger werden am 14. Sep tember von Moskau absliegen und,ihren Weg über Riga und Königsberg nehmen. Für Königsberg ist ein kurzer Aufenthalt vorgesehen. Die Landung in Berlin wird aus dem Tempelhofer Feld am 15. September vormittags er folgen. Das Unternehmen der Asahi-Flieger ist der erste große- Europaslug, der von japanischen Fliegern unter nommen wird. Berlin in Aufregung. (Von unserem ständigen Mitarbeiter.) Berlin, 9. September. Berlin fiebert. Samson oder Breiten str ü t e r ? So fragen die Plakate, so fragen die Zei- ' tungsarükel, so beginnt man allmählich selbst zu fragen, s Wer wird an dem denkwürdigen 11. September den an- - deren auf die Bretter legen, auf jene Bretter des Box- s rings, die heute die Welt bedeuten? Eigentlich ist das - ja eine eigene Angelegenheit der beiden Boxer und ihrer Manager. Die haben daran zu gewinnen oder zu ver lieren, wir anderen nicht. Wenn man's bei Licht besieht, nicht einmal der deutsche Boxsport. Natürlich muß einer der Meister sein, aber wer von beiden es wird, das könnte ebensogut ausgeknobelt wie ausgekämpft werden. Oder am Ende doch nicht? Warum drängen sich denn die Men schen vor dem Schaufenster, in dem der versiegelte Kasten mit den geeichten Vierunzenhandschuhen ausgestellt ist und der Meisterschaftsgürtel mit den goldenen Spangen, um den der Kampf geht? Warum bleibt denn jeder an den Litfaßsäulen stehen und studiert Körpergewicht und Größe, Reichweite und Brustumfang, Beinlänge und Schenkelmaße der beiden Konkurrenten? Warum giert alles nach den Vorberichten, in denen unter einem an sehnlichen Aufwand von Fachausdrücken die Aussichten der Kämpen gegeneinander abgewogen werden? Dis Reklame macht es allein nicht. Aber die Propaganda sür die Schaukämpfe rührt an andere Saiten. Sie ruft den Urmenschen wach. Gerade dem modernen Groß städter ist die Begeisterung sür rohe Kraft und primitiven Kampf das Ventil für Energien, die der Alltag nicht zur Auswirkung kommen läßt. * Berlinbrennt. An allen Ecken und Enden. An den Ecken zumal! Glücklich, wer nicht in einem Eckhaus wohnt. Er kann des Morgens ohne Bedenken seine Wohnungstür hinter sich schließen und braucht nicht zu surcyren, oay er aoenos yermreyreno em Ehaos von ver kohlten Trümmern in einem Sumpf von Löschwasser wiederfindet. Die B r a n d st i f t u n g s e p i d e m i e, die jetzt schon in der dritten Woche wütet, beginnt un heimlich zu werden. Kein Tag vergeht, ohne daß nicht min destens ein Dachstuhl in Brand gesteckt wird. Die Be hörden arbeiten fieberhaft, aber was hilft's? Der Ber liner Polizeipräsident hat ein eigenes Sonderdezernat für Brandstiftungen errichtet und hat die Belohnung für die Ermittelung eines Täters aus den immerhin appetit- anreizenden Satz von 10 000 Mark erhöht. Tägliche Appelle fordern das Publikum zur Mitarbeit aus. Dutzende von Kriminalbeamten erscheinen jedesmal am Brandherd, beobachten alle Herumlungernden und neh men jeden fest, der ihnen verdächtig vorkommt. Aber die Polizei scheint von dem Wert ihrer Tätigkeit selbst nicht recht überzeugt zu sein. Der Brandstifter aus krankhafter Neigung scheint unfaßbar. Die geringen Spuren, die er bei der Tat hinterläßt, vernichtet das Feuer, und sonst bleiben keine Anhaltspunkte, an die eine Ermittlung an knüpfen könnte. * Auf keiner Messe hat man die „Sehleute" gern. Auf Messen soll sich der Fachmann orientieren unv soll einkanfen. Die Männlein und Weiblein, die nur neu gierig zwischen den Ständen einherwandeln, alles gründ lich betrachten, sich da und dort etwas vorführen und überall Prospekte in die Hand drücken lassen, sind bei den Ausstellern nicht beliebt. Alle möglichen Maßnahmen werden immer wieder versucht, um sie entweder ganz aus- zuschließen oder durch ein besonderes Abzeichen oder durch das Fehlen eines Abzeichens gebührend zu brand marken. Die Funkmesse, die in dieser Woche in Berlin stattfindet, ist nun umgekehrt gerade eine Messe für die Sehleute. Und wie viel gibt es da zu sehen! Vom einfachsten Detektor- bis zum kompliziertesten Lam- peuapparat eine unzählige Fülle von Modellen. Und tausenderlei Einzelteile. Der Bastler hat seine Helle Freude. Und welcher Funkfreund wäre nicht Bastler, wenn auch nur eiu ganz klein wenig? Das gehört ja gerade dazu, daß man sich seinen Genuß erst durch eigene Mitwirkung und Geschicklichkeit erarbeiten muß, daß man auch den fix und fertig gekauften Apparat nicht andrehen und ablaufen lassen kann wie ein Grammophon. So ist die weite Halle draußen auf dem Messegclände am Kaiserdamm von morgens bis abends dicht gefüllt von Funkliebhabern aller Kategorien. Die Jugend herrscht vor, und unter ihr wieder die männliche. Technische Spiele sind eben doch Jungensache. Erstaunlich, wenn man die Bengels plaudern hört; sie wissen meist gründlich Be scheid. Das ist ja überhaupt ein bewundernswerter Vor gang, wie mit dem zunächst nur spielerischen Interesse am Rundfunk doch eine Menge physikalischer und technischer Kenntnisse ins breite Publikum getragen worden ist. Hu» unserer keimst j - Wilsdruss, am 10. September 1925. Merkblatt sür den 11. September. Sonnenaufgang 5" !! Mondaufgana 10^ N Sonnenuntergang K-» Mondunlergang s° N. 1709 Sieg der Österreicher, Preußen und Engländer über dm Franzosen bei Malplaguet. * i Anonyme Zuschriften. Wir müssen immer wieder darauf hm-wc-ffen, daß namenlose Zuschriften jeder Art stets unberück sichtigt bleiben und -dem Papierkorb überantwortet werden. Wer der SchrMeitung etwas mitzuteilen hat, was er der Veröffent lichung wert hält, muß dies derselben gegenüber mit seinem Na men, der verschwiegen bleibt, decken. Warum harmlose Mit teilungen über Tagesereignisse häufig anonym gemacht werden, ist unverständlich, erschwert aber der SchrWeitung die Arbeit be deutend, da diese, um sich vor Täuschungen zu schlitzen, umständ liche Erörterungen anstellen muß, die durch eine Rücksprache mit dem Einsender -vermieden würden. Das Konzert der Sängervrtsgruppe, das morgen Freitag abend Punkt 8 Ähr im „Löwen" stattfindet, wird zum Besten der Zeppelin-Eckener-Spende veranstaltet. Die Gesangvereins Anäkreon, Liedertafel und Sängerkranz sowie die -Stadtkapelle setzen sich uneigennützig sür den -Fortbestand des großen Werkes Zeppelins ein. Sie wollen an ihrem Teile mitheffen, daß das Erbe des Mannes nicht untergeht, der sür das deutsche Vaterland so Großes geleistet hat, und richtet nun den dringenden Appell Vas Glücksarmbanü. Roman von Renttoh. 20) (Nachdruck verboten.) Obwohl nach der entgegengesetzten Seite schauend, mochte sie doch seinen Blick gefühlt haben, denn langsam wandte sie den Kopf, ihre prachtvollen Augen blitzten ihn i an, siegessicher, begehrend, verheißend, dann sprang sie jählings auf, wie getrieben von einer starken, inneren ! Machtz und — La war auch das Schreckliche schon ge schehen: durch das starke Schwanken des schmalen Kahns hatte die schöne Frau den Halt verloren und war mit einem lauten Ausschrei rückwärts in den See gestürzt. Doktor Norbert Hütte es heute noch nicht zu sagen ver mocht, wie dann alles gekommen; er wußte nur, daß er, nachdem er rasch den Rock abgeworsen, ohne irgend etwas zu denken, der Verunglückten nachgesprungen, dann der von den Wellen schon ziemlich weit vom Kahn fortge triebenen Gestalt nachgeschwommen, und daß es ihm — obwohl dies selbst für ihn, den ausgezeichneten Schwimmer, der keine Furcht vor dem Wasser kannte, kein leichtes Stück Arbeit gewesen — endlich gelungen war, dem nassen Element sein Opfer noch rechtzeitig zu entreißen: andere zur Rettung herbeigeeilte Kähne hatten dann ihn, der schon beinahe völlig erschöpft war, mit seiner Last ausge nommen. Die Dame war zwar zunächst bewußtlos, hatte sich jedoch bald wieder erholt, er dagegen, der Retter, war am nächsten Tag an einer schweren Lungenentzün dung erkrankt. Was dann die nächsten Wochen gebracht, davon wußte er wenig; nur wenige Eindrücke, die er in von Fiebec- phantasien freien Momenten in sich ausgenommen, vermochte er heute noch sich ins Gedächtnis zurückzurusen: das große Hotelzimmer, in dem er lag, von dessen kahler Einförmig keit sich jedoch leuchtend und sarbensroh ein großer Blumen strauß abhov, den jemand täglich neben sein Bett stellte; dann das stille, verschlossene Antlitz der Klosterschwesler, die ibn olleate. und neben dielem ein bräunliches Antti«. aus dem ein paar strahlende, tieischwarze Augen — wie es ihm damals erschienen — mit dem Ausdruck tödlichster Angst aus ihn gerichtet waren; und auch einiger von einer tiefen, weichen Frauenstimme gesprochener Worte er innerte er sich deutlich . „Um Gottes willen, er wird doch nicht sterben, Schwester? Nein, das kann Gott nicht zulassen!" So hatten sie ge lautet. Er wußte auch noch genaü, daß er sich vergeblich be müht hatte, eine beruhigende, zusammenhängende Ant wort zu geben. Die wieder über ihn zusammenschlagende große Hitzwoge und der dieser folgende Kälteschauer hatten es verhindert, und dann war alles um ihn jäh in ein ungeheures Nichts versunken; lange hatte es gedauert, bis er aus wirren Träumen endlich wieder zum Bewußt sein des Alltags erwacht war. Inzwischen war es Herbst geworden und er so weit genesen, daß er, um die letzten Sonnenstrahlen auszu nützen, auf der Terrasse des Gasthofes sitzen konnte, wo Mimi von Salten, die seinetwegen hiergeblieben war, sogar ein glänzendes Gastspiel abgesagt hatte, um sich ihm, ihrem Retter, ganz widmen zu können, ihm vorlas. Manchmal sang sie ihm auch mit ihrer prächtig geschulten Stimme die neuesten Operettenmelodien vor, aber er liebte die leichte Musik nicht sehr, und in ihrer Stimme war, trotz aller Klangschönheit, ein Ton, der ihn nicht angenehm be rührte. Und dieser Ton, der ihm völlig fremd war, durch zitterte, wie ihm schien, ihr ganzes Wesen, so daß er das Gefühl hatte, als stammten sie aus zwei verschiedenen Welten. Nur daß sie sich gern und willig in die seine ge fügt hätte, während ihm schien, als könne von ihm zu ihr kein Weg führen. Alles an ihr blieb ihm fremd und unverständlich, und all sein ernstes Bemühen, sie zu ver stehen, blieb vergeblich. Auch seine Hoffnung, er würde sich mit der Zeit doch zu einer Art Freundschaft für die schöne Frau aufschwingen könne», erfüllte sich nicht. Sie hatte zuviel erlebt, zuviel abenteuerliche Streiche ausgeführt, zuviel geliebelt, geflirtet, Zu viel von dem köstlichen Schaum des Lebens aenir-vt, um ;e zu der innern Klar heit und Reinheit gelangen zu können, die er als das Höchste an einer Frau schätzte. Sie aber, die leichtblütige, heißfühlsnde, bedenkenlose Künstlerin, die so ost gespielt hatte mit der Liebe, sie liebte nun zum erstenmal, liebte ganz und voll den Mann, der ihr als Ideal erschien. So offen zeigte sie ihm ihre Neigung, daß er unmöglich noch Zweifel hegen konnte. Er aber hatte von der Stunde an, da er dies er kannte, sich zurückgezogen, war in der Welt hecumgereist, und wenn er in den Zeitungen von ihren Triumphen las, hatte er wohl ein gewisses Interesse empfunden, der Gedanke, diese Bekanntschaft vielleicht wieder einmal zu erneuern, war ihm jedoch nicht einen Augenblick gekommen. Auch als er später nach Wien, wo die Künstlerin an einer größeren Bühne wirkte, zurückgekehrt war, war es ihm nicht eingefallen, eine Begegnung zu suchen, und schließlich hatte er die ganze Episode nahezu vergessen. Ein zierliches Billett, enthaltend die dringende Ein ladung, die Künstlerin in ihrem — weit draußen in Hietzing gelegenen — Wiener Heim zu besuchen, hatte ihn dann wieder an jene erinnert, der Einladung war er je doch, sich mit Mangel an Zeit entschuldigend, nicht nach gekommen. Wiederholte und immer dringlichere Auffor derungen waren dann gefolgt, und da er sich nicht einer Unhöflichkeit schuldig machen wollte, hatte er sich endlich doch entschließen müssen, einer solchen Folge zu leisten. Als er dann der Dame gegenübergesessen, ihre Augen wieder die heiße Sprache einer Leidenschaft geredet hatten, die er doch nie zu erwidern vermochte, war es ihm förmlich schwül geworden, und er hatte sich, um die peinliche Situation möglichst abzukürzen, bald verabschiedet. Seitdem hatte er die Künstlerin nicht mehr gesehen, bis er mit ihr in der Kärntnerstraße auf so unverhoffte Weise zujammsngetrossen war. (Fortsetzung folgt.)