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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Vs« ,M!sd«lffer Tageblau» »scheint täglich nachm. 5 Uhr sSr den s»l,enden Ta,. D»,ugrpreis: Bei Abd-Nrn«'N d» Beichästsstelle und den Au-gabeft-Len 2 Md. ine Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Mk., bei Poftbestellung r Mk. zuzüglich Adnog« . gebühr. Linzeluuinin-rn »Psg. AllcP-ftanstalt-n Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend Postbotenundunse-eAur. trüg» und Teschajtsstellen — ! — nehmen zu >ebrr ^»t Bc- iUlungen entgegen. Zu, Falle Hühn» Sewall, Krieg oder jonftigerBetriebsstörung», besteht kein Anspruch auf Lieferung Ker Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats z« Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Noffeu. Nr. 209. — 84 Jahrgang Teiegr-Mn: .Amtsblatt- Wilsdruff - Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, 8. September 1925 s für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die LgespaUene Aaumzeile 20 Doldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold. Pfennig, die 3 gespaltene Reklame,«»« im textlichen Teil« Ivo Soldpfcnnig. Bachweisungsgcdühr 20 Goldpscumg. B»»- geschriebene Lrscheiuuugs- . tage und Platzporschrist« w»deu nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. b b-rü-kfichtigt. Anzeig«. aunahmcbisoorm.IOUHr — — — Für die «ichtigkeit »e- durch Fernrus übermittelten Auzcigeu üb»nehmen wir keine Garantie. Jeder Ra datianspruch erlischt, wenn ber Betrag brmch Klageeiugezogen werden mutz oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen ent, «gar. Jie AOminW-Konferenz Ende Senlenider. polnische „Irrtümer". Ostdeutsche Blätter meldeten Grenzverletzungen durch Polen. Wie dadurch bekannt wurde, sollen in den letzten Tagen an drei verschiedenen Stellen polnische Kavallerie patrouillen oft mehr als einen Kilometer weit in West preußen eingerückt sein und stundenlange Übungen abge halten haben. Da aber die Polen überall Wert auf eine einwandfreie Markierung der Grenze gelegt haben, fo müßten gerade sie in besonderer Weise sich vor Unzulässig- f keiten hüten. Die polnischen Offiziere wußten, daß sie sich i in der Nähe der Grenze befanden. Sie mußten deshalb größte Vorsicht walten lassen, um Grenzverletzungen zu verhüten. Ob irgendeine Absicht mit ihrem Vorgehen ver folgt wurde, läßt sich natürlich nicht ohne weiteres sagen. An zuständiger Stelle wird die Angelegenheit nicht besonders tragisch genommen. Jedenfalls werden die Vorfälle unter sucht. Auf deutsche Vorstellungen hin wird man sich in Warschau vermutlich mit einem Versehen untergeord- i neter Truppenführer entschuldigen wollen. Eine Provo- ! kation wird man öffentlich nicht zugeben wollen, ebenso wenig die Behauptung gelten lassen, die von den ost deutschen Blättern ausgesprochen wird, die darauf Hin weisen, daß die Grenzverletzungen an Stellen stattfanden, in deren Nähe deutscherseits die ost preußischen Ma növer abgehalten wurden, und es sich polnischerseits viel leicht um Manöverspionagc gehandelt haben dürfte. Wenn nun auch schon aus Königsberg von deutscher Seite halb amtlich erklärt wird, es handele sich um eine n Fall, bei dem ein polnischer Offizier mit einigen Mann irrtümlich über die Grenze geritten und umgekehrt sei, als er den Irrtum bemerkte, so sollte man sich bei den Polen doch - vor solchen „Irrtümern" möglichst hüten. Denn man ist von diesen unseren östlichen Nachbarn so manches gewöhnt, daß man ihren Irrungen immerhin etwas zweifelnd gegen übersteht. In Genf steht der S i ch e r h e i t s p a k t im Mittel punkt des Interesses, wenngleich er nicht zu den Ver handlungsgegenständen gehört. Das Interesse ist derart, daß man direkt von dem Schatten Deutschlands spricht, der die ganzen dortigen Verhältnisse beherrscht. Das ist immerhin eine gewisse Anerkennung für uns, die beweist, daß man, soviel Mühe man sich auch geben will, Deutsch land doch nicht so ohne weiteres beiseite schieben kann. Nicht so ernsthaft scheint man in Polen zu denken, das vielleicht anderer Ansicht wäre, wenn es nicht wüßte, daß es an Frankreich einen so festen Halt hat. Wie weit in diesem Falle Frankreichs Geduld allerdings geht, bleibt abzuwarten. Mehren sich dort doch auch schon die Stimmen, die in Polen nicht mehr das zu verhätschelnde Lieblingskind sehen, dessen Unarten immer zu ent schuldigen sind. Von Übelgesinnten im Ausland wird immer geltend gemacht, daß Deutschland noch nicht genug entwaffnet ist. Deshalb fordert Frankreich über das deutsche Angebot hin aus noch weitere Garantien, die auch für P o l e n gelten sol len. Wie weit aber Deutschland wirklich entwaffnet und zu welcher Ohnmacht es verurteilt ist, das würde ein heraus forderndes Vorgehen der polnischen Patrouillen zeigen. Wäre man wirklich der Ansicht, irgendwo in Deutschland auf ernsthaften Widerstand stoßen zu können, dann würde man es sich doch Wohl überlegen, so aufzutreten. Hoffent lich werden unsre Vertreter Gelegenheit nehmen, auf diese Tatsachen genügend hinzuweisen, illustrieren sie doch aufs beste die Heuchelei, die die Gegenseite in der Entwaff nungsfrage treibt. Angesichts solcher Vorkommnisse erhebt sich immer wieder die Frage, wer in Europa wirklich Schutz ver dient. Die deutsche Note hatte nicht mit Unrecht auf die waffenstarrende Umgebung Deutschlands hingewiesen und demgegenüber Deutschlands eigene Waffcnlosigkeit unter- strichen. E ng l a n d hegt in seinem Innern dieselben Be denken wie Deutschland, deutet sie auch schüchtern an, weicht aber immer wieder vor Frankreichs Forderungen zurück. Vielleicht schärfen ihm die polnischen Dreistig- keiten doch etwas das Gewissen, so daß es sich auf seine frühere Tradition besinnt und das Unrecht nennt, was wirklich Unrecht ist. Es ist denn doch ein zu abwegiger Gedanke, sich für den Schutz des Starken einzusetzen, wäh rend man den völlig Waffenlosen der Willkür preisgibt. Das wäre auch für diesen ein schlechtes Werbungsmittel für den Eintritt in den Völkerbund, wenn man ihn: bei jeder Gelegenheit zeigt, daß er unter den Völkern eigentlich vogelfrei ist. Friedenskongreß und Völkerbund. Die Mißstände in Danzig, Oberschlesten, Südtirol. Zu Beginn der zweiten Arbcitssitzung des Friedens- kougrestcs legte der englische Publizist Robert Dell ent rüstete» Protest ein gegen das ungeheuerliche Unrecht, das tagtäglich im Osten und Süden Deutschlands ge schehe. Er habe Danzig, den Korridor, Ober- schlcsirn und Südtirol besucht und die dortigen Verhältnisse studiert. Er sei davon überzeugt, daß die politische und moralische Lage jener Gebiete unweigerlich Kriege dränge, wenn sie nicht durch einen annehm- Rechtszustand abgelöst wird. Pflicht des Völker- unvcs sei ,s. schreienden MiMände Rutzudeiku Sie Zuristenkonferenz beendet. Berlin, 5. September. Die Besprechungen der juristischen Vertreter Deutschlands, Frankreichs, Englands und Belgiens über die Vorbedingungen zu einer Ministerkonferenz über den Sicherheitspalt wurden beendet. Die Rückkehr des deutschen Sachverständigen Dr. Gaus nach Berlin er wartet man Mitte der Woche. Nach der Berichterstattung durch ihn wird die R e i ch s r e g i e r u n g sich über ihr weiteres Verhalten schlüssig werden. Die ausländischen Blätter wissen von einem be friedigenden Abschluß der Juristenkonferenz zu sprechen und glauben, daß die Wege für die Konferenz der Außenminister nunmehr geebnet seien. Die bevollmäch tigten Delegierten der an den Paktverhandlungen inter essierten Mächte werden zusammenkommen müssen, um sich um jene Verständigung über einen Westpakt zu be mühen, der weder durch einen Notenwechsel noch durch die Vorarbeit der Juristen erreicht werden konnte. Der Londoner „Daily Telegraph" meint, daß eine vollständige Übereinstimmung zwischen den Sachverständigen nicht hätte erwartet werden können, da die Aufgabe der Ju risten ein freier Meinungsaustausch war, mit dem Ziel, die strittigen Fragen zu erforschen und zu formulieren. Es könne angenommen werden, daß die d e u t s ch e For de r u n g, jeden Konflikt an den Völkerbund zu verwei-" sen, ausgenommen in einem Falle offenkundigen Angriffs, nicht allgemeine Zustimmung gefunden habe. Da in London keine Berichte ausgegeben wurden, mutz man vorläufig alle bestimmten Mitteilungen in das Reich der Vermutungen verweisen und die offiziellen Kundmachungen abwarten. * Genfer Pläne. Bei einer Besprechung, welche die in Genf anwesen den Minister der alliierten Staaten England, Frankreich und Belgien gehabt haben, sollen sie zu dem Ergebnis ge kommen sein, daß demnächst eine Zusammenkunft mit dem deutschen Außenminister Dr.Stresemann stattfinden müsse. Die Einladung soll aber noch so lange verschoben werden, bis die Berichte über den Ausgang der Londoner Juristen besprechung vorliegen. Die in Deutschland verbreitete Nachricht, die Minister hätten einen Beschluß über die Räumung Kölns ge faßt, wird von unterrichteter Seite als völlig unzutreffend bezeichnet. Der Völkerbundrat verhandelte weiter über Minderheitsfragen und nahm den Bericht Beneschs über die von der Waffenhandelskonferenz ausgearbeiteten Protokolle entgegen. Das Völkerbundkomitee für Österreich, das unter Vor sitz Chamberlains tagte, sprach sich einmütig für die Auf- und mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln aus ihre Beseitigung hinzuarbeiten. Darauf beschäftigte sich der Kongreß mit dem Genfer Protokoll, das er mit großer Mehrheit als das befriedi gendste aller bisher durch den Völkerbund angenommenen Systeme bezeichnete, um die Ziele des Völkerbundstatuts im allgemeinen und eine allgemeine Herabsetzung der Rüstungen insbesondere zu verwirklichen. Der Kongreß spricht den Wunsch aus, der Völkerbund möge unverzüglich die rechtlichen Bedingungen prüfen, welche die Anwendung der Sanktionen und deren Modalitäten verankern könnten. ? Der Kongreß appelliert an alle Vereinigungen pazifistischer Tendenz, einen regen Feldzug zu eröffnen, um die öffent- s liche Meinung in allen Ländern zur Annahme eines obli gatorischen Weltprotokolls für den gegenseitigen Beistand und die Entwaffnung zu bekehren und die demokratischen Verbesserungen der Verfassung des Völkerbundes zu sichern. Von besonderem Interesse für Deutschland ist die Ablehnung eines deutschen Antrages, der bezweckte, die technische und moralische Entwaffnung der Völker durch Zusammenarbeit auf dem Fuß der Gleich heit zu ermöglichen Der französische Unterrichtsminister de Monzie wird demnächst Berlm einen Besuch abstatten, wo eine Veranstaltung zur Förderung der geistigen Annäherung zwischen Frankreich und Deutschland stattfinden soll. Der französische Unterrichtsminister, dem zum größten Teile die friedliche Beilegung des Zwischenfalles auf dem Frie- denskonyresse zu verdanken ist, wird in Berlin eine Red« halten, rn der er den Willen Frankreichs betonen wüch. mit allen Kräfte»' für eine geistige WiederannLhttNv an Deutschland einzutreten. Eine Gchlachi bei Teiuan. Ernste Lage der Spanier. Rach Madrider Meldungen hat sich im Abschnitt von Tetuau eine Schlacht entwickelt. Lnareiker lind Nie Rik Mvung oer Mnanzlomrone uver Österreich aus. Nur Chamberlain erhob Einwände. Von einem Zeitpunkt der Aushebung ist nicht die Rede gewesen. Der endgültige Beschluß wird von dem Gutachten des Finanzkommissars und der Wirtschaftssachverständigen abhüngcn * AHemninifierkonfereuz Ende September. Einladung an Stresemann beschlossen. Nach einer Neutermcldung aus Genf sind die alliierten Außenminister Chamberlain. Briand und Vandcrvclde dahin ttbcrcingekommcn. eine Ministerkonferenz abzu- halten, die sich mit der S i ch e r h e i t 8 P a k 1 f r a g e be schäftigen soll. Zu dieser Konferenz werde auch der deutsche Außenminister Dr. Stresemann eingeladcn werden. Der Text der Einladung an Stresemann wird in Zu sammenarbeit mit den Juristen festgesetzt werden und wahrscheinlich schon am Dienstag nach Berlin abgehcn. Die Konferenz wird wahrscheinlich schon Ende Sep tember stattfinden. Der Ort der Tagung ist noch nicht bestimmt, man spricht von Genf, Lausanne. Como und Rom. Der belgische Außenminister Vandervelde wies einem Journalisten gegenüber daraus hin, daß es der f Konferenz an Beratungsgegenständen nicht fehlen werde. ! Man müsse die Annäherung der früheren Kriegsgegner vorbereiten und drei miteinander verbundene Haupt fragen zu lösen suchen: die Forderung der Alliierten in bezug auf Ausführung gewisser Bestimmungen des Friedensvertrages hinsichtlich der Entwaffnung und der Reparationen einerseits sowie andererseits die Frage der Räumung der Kölner Zone. -r- Die Völkerbundstagung. Eigener Fernfprcchdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Genf, 7. September. Die Vollversammlung des Völker bundes wird Montagvormittag 11 Uhr durch Painlevö mit einer längeren Ansprache eingeleitet werden. Dann wird zur Wahl des Präsidenten geschritten werden. In letzter Stunde ist neben der Kandidatur des kanadischen Senators Dandurand die des japanischen Gesandten in Brüssel, des Baron Adati, aufgetaucht. Man nimmt an, Hatz die Wahl aus den Nachmittag verschoben werden wird, um den Delegierten Gelegenheit zu geben, sich auf die Person des Kandidaten zu einigen. Painlevös Rede wird mit größter Spannung entgegengesehen, da man in ihr ein Be kenntnis Frankreichs zu einer neuen Friedenspolitik erwartet. Der Montag verspricht auch dadurch besonders interessant zu werden, da die Sachverständigen aus London in Genf eintrefsen werden. kabylen, die mit großer Wucht gegen die spanischen Stcllun- gertz anrennen. Die spanischen Verluste werden als sehr beträchtlich angegeben, doch sollen die Kabylen zurückgcschlagen worden sein, nachdem die Spanier Ver stärkungen erhalten hatten. Wie ernst aber die Lage der Spanier ist, geht daraus hervor, daß sich General Primo de Rivera, der sich in Melilla aufhielt, auf Alarmmeldun gen hin HalsüberKops nach Tctuan begeben hat, um von dort aus die Operationen der Spanict zu leiten. Nach Erklärungen des Generals Primo de Rivera verfügen di Niskabylcn in der spanischen Zone über 100 Geschütze und 16 000 Gewehre. Ein französischer Kriegsbericht. über die gegenwärtige Kriegslage in Marokko berichtet Havas, daß nach in Fes eiugetrosfeneu Nachrichten das französische und spanische Marinege schwader und die französischen Flugzeuggeschwader Alhucemas seit drei Tagen beschießen. Keine Nach richt jedoch weise darauf hin, daß die Landung bereits begonnen habe. Französische Streitkräfte würden sich an der Landung nicht beteiligen, abgesehen von der Unter stützung durch das See- und Flugzeuggeschwader. Die Spanier führten gegenwärtig einige Einzelunternehmun gen an der Front von Melilla durch. An der französischen Nordfront seien die Truppen überhaupt noch nicht in Tätigkeit getreten, so daß von dem Beginn einerfranzösisch spanischen Generaloffensive, deren Vorbereitung jedoch eifrig betrieben werde, nicht die Rede sein könne. Die Bombardierungsflugzeuge, die jüngst in Marokko eingetroffen sind, würden in der Gegend von Fes eingesetzt werden. Es handelt sich um Flugzeuge mit Doppelmotoren, die Bomben von 200 Kilo Gewicht mit nehmen. Irgendein militärisches Ereignis ist von der ^ront nickt au melden. * Der französische Kolonialmiuister über Marokko Paris, 7. September. Der Kolonialminister hielt auf einem Bankett eine große Rede über Marokko, in der er er-