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hatte im Garten an seinen Rosensträuchern gestanden, als, er plötzlich eine schlanke, weißgekleidete Frau eintreten sah. „Verzeihen Sie, wenn ich störe", sagte die Fremde „Ich habe mich nach Ihnen erkundigt. Können Sie mir über dis Langeweile dieser unbeständigen Tage helfen? Ich möchte mir gern ein Buch von Ihnen leihen. . ." Fast erschrocken schaute der Lehrer in das frische, an mutige Gesicht. Und mit einer kindlichen Verlegenheit ließ er den Besuch ins Zimmer treten. „Ich heiße LRi Gorn", sagte sie beim Abschied. „Viel leicht komme ich bald wieder." Und es regnete noch viele Tage. Hannes Iller ging wie im Traum. Anfangs war er durch die unerhoffte Wendung, daß ein Mensch aus der anderen Welt zu ihm gekommen war, eine junge, schöne Frau, der gewiß viele andere den Hof machten, so beklommen, daß er tatenlos und erregt bis zur Stunde des Besuches wartete, dann aber stumm war und sich ganz im Anschauen verlor. Erst langsam wuchs in ihm aus ernsten und vertrauten Gesprächen ein Jubeln, der Stolz, teilhaftig der großen, oft beneideten Welt zu sein, die Lilli Gorn für ihn verkörperte. Und dis Leute, die ihn kannten, wunderten sich über den Glanz in seinen Augen. „Es ist so schön bei Ihnen", sagte einmal Lilli. „Sie denken gewiß, unser Leben in der Stadt ist bunt und ab wechslungsreich. Aber Sie wissen nicht, wieviel Sehnsucht wir nach Ausruhen und wunschlosem Zufriedensein haben. Aber das ist uns nur für wenigs Wochen geschenkt. Dann müssen wir wieder zurück und alles ist vorbei. . ." Und wie sie die erschrockenen Augen des Lehrers sah, strich sie ihm leicht mit der Hand über den Scheitel. Seit diesem Abend wußten sie, daß sie sich liebten. Niemand hatte den anderen gefragt, niemand nach einer Erklärung gesucht. Es war eine Liebe der zärtlichen Worte, der ernsten und lieben Gedanken füreinander — eS war bisweilen ein stummes Beisammensein in dem rosen- duftenden Garten, während die übrigen Menschen sich wieder in Wald und See der Sonne freuten. Hannes Iller hatte längst vergessen, daß da draußen noch Menschen sind, und daß die Zeit weiter geht. Er fühl» nur, daß er in Sehn sucht und Glück jung geworden war. Und einmal legte ihm Lilli beide Hände um den HalS: „Du wecht, daß ich dich lieb habe. Draußen in Arenzell habe ich mit einer Fischersfrau gesprochen . . . wir wollen ganz für uns sein, von den Menschen fort, die mich hier kennen. Willst du dorthin zu mir kommen?" In dieser Nacht fand der Lehrer keinen Schlaf. Der anbrechende Morgen fand ihn immer noch in Gedanken, zögernd vor dem Tor, das sich ihm verheißungsvoll in eine neue Welt öffnete, aber auch bang vor der Stunde, in der der Glanz der Erfüllung in Alltag und Scheiden verblaßt. Als er den Strauß, den er tags zuvor gepflückt hatte, auf dem Fenstersims sah, dachte er: Stellt man die Blumen auf den Tisch, weil man an ihr Verwelken denkt? Das Glück ist, und es ist die wunderbare Erfüllung aller Träume. Und dies Glück wird erlebt und alle Gedanken darüber hinaus sind Raub daran. Nur das muß man können: Stillstehen mit diesem Glück — alles um uns ist Hasten, Streiten, Veränderung, Steigen und Fallen — dies eine muß erlebt werden als eine Atempause der Welt. Da wußte Hannes, daß er nie mehr die Kraft haben würde, von dieser Höhe herabzusteigen, für neue Wege Atem zu schöpfen und dies zu vergessen. Was kann es mehr geben als die Erkenntnis: alles Warten findet ein Z!el — alle Sehnsucht findet ein Glück? Mehr braucht man nicht. Alles spätere ist sinnlos und unwürdig. Er stieg durch die noch stillen Straßen hinab an den See. Der Tau lag noch auf den Sträuchern der Gärten, die Blüren öffneten ihre Kelche, gesättigt von wuchernden Säften. Ueber dem Wasser lag ein silberner Schleier. Hannes ging am Ufer entlang. Die Sonne kam höher. Wie ist es schön, den Sommer zu erleben, dachte er. Es ist für die Enttäuschten, daß sie sagen können: Auf den Sommer kommt ein Winter und wieder ein Sommer, der schöner sein kann. — Aber warum kommt der Winter für die, denen der Sommer das Schönste schenkte? Ist das nun stark, zuzusehen, wie alles welkt und verblüht? Ist es nicht auch stark, dem Sommer treu zu bleiben und zu gehen, wenn er gehl? Am Ufer stand ein Fischerboot. Ich werde ein wenig fahren, sagte Hannes. Der Fischer wird es nicht gleich vermissen. Lilli schläft gewiß noch Ist es nicht verwunderlich, daß ich mir jetzt nicht ihr Gesicht denken kann? . .. Und 'dann, weit draußen schon auf dem Wasser, richtete er sich mit einem Male auf, daß ein paar Möoen erschreckt auseinanderflogen, und schrie laut, übermäßig laut: „Lilli! .. ." Vielleicht hat er auch geweint. Man weiß das nicht- Am Nachmittag schlug das Wetter um. Ein starker Wind trieb die Wellen gegen das Ufer von Arenzell. Passanten fanden den angespülten Körper eines Mannes, den sie in das nahe Haus einer alten Fischersfrau trugen. Dort legte man ihn in ein Zimmer, das am Abend vorher eine fremde Frau mit Rosen geschmückt hatte. auch nur den guten Wmen zu einer Mcycn zu zeigen, geht schlagend aus der Tatsache hervor, daß der deutsche Gesandte in Warschau bis zum heutigen Tage auf seine Vorschläge vom 21. August ohne Antwort geblie - e n ist, und daß der polnische Minister des Aus- ^roärtigeu, Graf Skrzinsky, u a ch Paris und Gens ab gereist ist, ohne, trotz Abrede, auf die deutsche De marche zurückzukommen! Abd-el-Krims verstärkter Widerstand. Die erfolglose Rifblockade. - London. 3. September. Trotz der seit einiger Zeit über das Küstengebiet re Marokko verhängten französisch spanischen Blockade erhm wie die „Times" aus Tanger melden, Abd el-Krim auch weiterhin Waffen, Munition und Werkzeuge zum Bau vor: Schützengraben auf dem tkbcrsecwege. Scho» lange hätten Gerüchte von einem Unterseeboot, das Schmuggelwaren einführen sollte, bestanden. Wie der Korrespondent m nimmt, werde es sich wahrscheinlich um ein sehr schnelle - flachgebautes Motorboot handeln. Die Blockade schein' auch Abd-el-Krims Motorbootverlehr längs der Küf nicht haben hindern können, da erst kürzlich Waffen uw Munition bei Ajadir gelandet und auf Mauleseln urm Tetuan gebracht worden seien. Die Motorboote sollen b i Nacht an der Küste entlang fahren und so der Aufmerksam leit der französischen und spanischen Torpedoboot: ent gehen. Abd-el-Krim habe neue Ausrufe erlassen, sich in sein Heer einzureihen, die gute Erfolge gezeitigt hätten Ferner soll er eine besondere Trappe gebildet haben, die besser bezahlt und bei den schwierigsten und ge fährlichsten Unternehmen verwendet werde. Wenn diese Truppe jedoch irgendwelche Feigheiten zeige, würde w ohne weiteres erschossen. So,seien erst kürzlich drei von ihnen als ein Exempel für dir anderen hingerichtet worden, weil ein Angriff aus einen französischen Posten nicht sm lungen sei. Wie die Niflente selbst zugcben, habe sei! Meufchengedenken nie eine so ausgedebnte kriege rische Tätigkeit am Nif des Djebels geherrscht, wie seit der Blockade. * Spanische Gasgeschosse in Marokko. Uber die Friedensbcvingungcn Abd-el-Krims äußerte sich dessen Minister Beu Hadschi Hatmi, daß die Marot kaner nicht eher in Friedensvcrhaudlungen eintreten wollen, bis ihre Unabhängigkeit anerkannt sei. Wir werden, so sagte der Minister weiter, bis zum letzten kämpfen. Weiter wollen wir keine von Fremden eilige richtete und kommandierte Polizei. Was die Grenzen dec- Rifgebietes angeht, so verlangen wir, daß Frankreich in der Gegend von Kifa und Metulza ein wenig zurüclweicht. so daß die beiden Einbuchtungen der Grenzen in das Rifgebiet durch eine neue, gerade Linie bis zum Grenz fluß Muluya ersetzt werden. Gegenüber Spanien ver langen wir, daß es sich aus das Stadtgebiet von Melilla beschränkt. Vor vollständiger Anerkennung der Unab hängigkeit werden wir nicht verhandeln. Der Bruder Abd-el-Krims, Si Mohammed, sügte diesen Mitteilung.'« hinzu: „Wir habe« keinerlei Unterstützung durch irgend eine ausländische Macht erhalten. Wir haben keinerlei Verbindung mit den Mohammedanern in Asien oder sonst- wcm, wir haben auch keinerlei Unterstützung durch irgend eine politische Partei." Schließlich beklagte sich der B'".der Lbd-el-Krims noch darüber, daß die Spanier 6a 6- zeschosse verwenden. Hur unlrrer keimst Wilsdruff, am 4. September 1925. Merkblatt für den 5. September. Sonnenaufgang ö'btl Mondausgang N Sonnenuntergang 6^ Monduntergang 8^ V. 1791 Meverbeer in Berlin geb. — 1902 Rudolf Virchow in Berlin gest. — 1914 Beginn der Schlacht an den Masuri schen Seen. lU Neuer Rentenbanlschein. Die Deutsche Nenteubank macht bekannt, daß von Anfang September d. I. ab neue Rentenbankscheine über 10 Nenteumark mit dem Aus stellungsdatum 3. Juli 1925 ausgegeüen werden. Die neuen Scheine treten an Stelle der bisher ausgegebeneu Nentenbankscheine über 10 Nenteumark vom 4. November I923. Die noch umlaufenden Scheine der alten Art be halten aber bis auf weiteres ihre volle Gültigkeit. Der neue Rentcnbaukschein über 10 Nenteumark ist 78X145 - Millimeter groß und auf weißem, mit eiuer wellenförmi- i gen Riffelung versehenen Papier gedruckt. Das von der Vorderseite aus gesehen rechts im Papier eingeformte Wasserzeichen stellt Eichenlaub und Kreuzdorn in orna mentaler Verarbeitung dar. Auf der Vorderfeite be findet sich rechts ein etwa 35 Millimeter breiter, sonst un bedruckter Schaurand, der nur iu seinem oberen Teil die Bezeichnung „10 Rentenmark" trägt. Das von einem Zierrand eingefaßte Druckbild enthält im linken Felde oas Kopfbildnis einer Landfrau. Auf der Rückseite ist ein Ahrenbündel in blauschwarzer Farbe angebracht. Kühler Herbst? Aus der Witterungsgeschichte, insbesondere aus dem Temperaturverlaus in Mitteleuropa und. Nordamerika und der Stärke der atmosphärischen Zirkulation auf dem nordatlantischen s Ozean haben Wettergelchrte bereits gefolgert, daß der Herbst 1925 s hinsichtlich der Temperatur im größten Teil Deutschlands entweder ; ziemlich normal oder zu kühl sein wich. Da der Uebergang vom ; Sommer zum Winter niemals allmählich, sondern immer im Wech- s sel vog kalten und warmen Perioden erfolgt, so werden auch im s kommenden Herbst sich Wärmerückfälle ereignen. Es ist aber zu - erwarten, daß diese weder sehr intensiv, noch von ungewöhnlich langer Dauer sein werden. Soweit stärkere Wärmerückfälle ein- s treten, werden sie von entsprechend ausgiebigen Kälteperioden ab- l gelöst sein. Ein sehr warmer Herbst, wie er in den Jahren 1886, s 1900, 1906, 1907 und 1913 in Deutschland vorkam, sei Heuer äußerst unwahrscheinlich. Die Umgestaltung der Slromlieferung war gestern abend im „Löwen" Gegenstand eingehender Behandlung in einer fünfstündi gen Dauersitzung der Vereinigung der Stromabnehmer. Von den Stadtvertretern waren erschienen die Herren Stadtrat Ouantz, Stadtvv. Sinemus und Zienert, außerdem die Herren Ingenieur Oehme i. Fa. Motorenwerk Ebert (Dresden) und Ingenieur Thrl (Hainsberg), sowie eine große Zahl hiesiger Stromabnehmer. Herr Mechanikermeister Mey als Vorsitzender begrüßte die Erschienenen und legte den gegenwärtigen Sachstand dar. Dir Bemühungen, mit Deuben zu einer Verständigung zu kommen, seien bisher er- j solglos gewesen, da die gewünschten Aufklärungen noch nicht gegeben wurden. Doch stehe zu hoffen, daß es in nächster Zeit geschehe. Was den Umbau selbst betreffe, so glaube er nicht, baß es vor dem nächsten Frühjahr zur Wechselstrom-Abgabe kommen könne. Zu klären bleibe noch, ob die durch den Umbau zu erreichenden Vor- ? teile bezw. Stromverlust dey Stromabnehmern in Form verbilligten Stromes zugute kämen. Man nimmt das allgemein an, denn sonst haben die Wilsdruffer ja gar kein Interesse am Umbau. Der hohe - Preis von 40 Psg. je Kilowattstunde hat die hiesigen Betriebe gegenüber auswärtigen fast konkurrenzunfähig gemacht. Daß die j Guststahlhütte und ander? Großbetriebe für die Kilowattstunde 5 > bis 6 Psg. bezahlen, könne man verstehen, aber ein Unding sei es, von den Wilsdruffer Abnehmern 40 Psg. zu verlangen. Herr Tisch lermeister Heeger als Gewerbevereinsoorsitzender erklärte, daß die vorbereitenden Schritte unter Vermittlung unseresBürgermeisters bereits unternommen seien und zu hoffen stehe, daß die gewünschten Aufklärungen festens der Deubener Werksleitung bald erfolgen wür den. Herr Riemenfabrikant Bretschneider empfahl, mit einer Motvrenbestellung dis nach der Aufklärung zu warten, da man ja überhaupt offiziell noch nicht wisse, was Deuben mit uns beschloßen habe. Vom allgemein technisch-wissenschaftlichen Standpunkle be handelte die Frage Herr Ingenieur Oehme (Dresden), indem er m klarer verständlicher Weise Vor- und Nachteile von Gleichstrom und 2-Phasen-Wechsel- bezw. Drehstrom erläuterte und gegenüber stellte. Auch sonst gab er wertvolle Winke für rationelle Ausnütz ung der neu aufzustellenden Motors. Herr Dachdeckermeister Zie nert vertrat die Interessen der kleinen Handwerker und empfahl, kein Mittel unversucht zu lassen, dieselben nach Möglichkeit vor Schaden zu bewahren. Weiter sei es eine lokalpatriotifche Pflicht, bei Vergebung der Arbeiten das hiesige Handwerk zu berücksichtigen. Als über die Absichten der Werksleitung sehr gut unterrichtet be zeichnete sich Herr Ingenieur Ehrl (Hainsberg), der versicherte, daß Deuben nicht absichtlich etwa den Umbau so lange hinausge- schoben habe, um die hiesigen Abnehmer zu schädigen. Vielmehr habe den großen Rentabilitätsbauten und der besseren Ausnützung der Wasserkräfte unbedingt der Vorrang eingeräumt werden müssen. Nachdem dieselben aber im wesentlichen beendet wären, gehe der Wilsdruffer Umbau in allernächster Zeit vor sich. Es empfehle sich also die sofortige Motorenbestellung. Trotz einer in der letzten Woche eingetretenen Preissteigerung von 5?L halte er fein im. Gewerbe verein gemachtes Angebot aufrecht. Herr Stellmachermeister Loß ner warnte vor einer Bestellung, bis die noch strittigen Fragen eine Lösung gefunden-hätten. Herr Stadtv. Sinemus gab sei ner Freude darüber Ausdruck, daß die Vorträge der beiden Herren Ingenieure sehr zur Klärung des Verhältnisses zu Deuben beigetragen hätten, und fragte, ob es nicht angängig sei, den für den Marktplatz vorgesehenen Transformator unterirdisch zu legen. Herr Ingenieur Oehme bejahte das, es sei natürlich mit größeren Kosten ver bunden, die aber im Hinblick auf die Erhaltung des Stadtbildes in Kauf genommen werden müßten. Nachdem noch ein Vertreter der Firma Ferd. Zvtter erklärt hatte, daß dieselbe in die gleichen Mv- torenpreise einzutreten beabsichtige, aber die Entscheidung dafür bei dem ganzen Stand der Sache noch nicht für gekommen erachte, wurde die öffentliche Sitzung geschloffen. Es fand anschließend noch eine interne Besprechung der Kraftstromabnehmer statt, bie sich bis gegen 1 Uhr hinzog. Das Erntedankfest wird in hiesiger Kirchfahrt nächsten Sonn tag abgehalten werden. Freundlich für den Kirchenschmuck zuge dachte Erntegaben wolle man bis Sonnabendnachmittag 3 Uhr auf der Pfarre oder in der Kirche abgeben. Die Gaben werden nach der Feier bedürftigen Gemeindegliedern zugeführt. — Das Kirch weihfest richtet sich nach „Kreuzes Erhöhung", so zwar, daß es auf den Montag darnach fällt. In diesem Jahre ist „Kreuzes Erhöh ung" Montag den 14. September, demnach fällt das Kirchweihfest auf Montag den 21. September. Der Bezirks-Obstbauverein ladet im Anzeigenteil dieser Num mer feine Mitglieder für morgen Sonnabend 11 Uhr zu einer Sitz ung des Kreisverbandes in Dresden ein. Für nachmittags ist ein gemeinschaftlicher Besuch der Landwirtschaftlichen Ausstellung in Reick vorgesehen. Einbruchsdiebstahl. Bei dem Wirtschastsbesitzer Silbermann in Kaufbach haben Diebe in der Nacht zum 3. September ihr Unwesen getrieben. Sie sind mittels Leiter in die Gastkammer ein gestiegen, haben einen Anzug, ein Federkopfkiffen, eine Speckseite und einen Kuchen mit Blech gestohlen. Der Besitzer hat 10,45 Uhr mehrere Männer in der Nähe sprechen hören und einen Unbe kannten vor dem Gartenzaun stehen sehen. Kurze Zeit darauf hat er zwei Schüße vernommen. Etwaige Wahrnehmungen erbittet die Gendarmerie. MUKE«-» »! >!,»M-«MMc»M»--,«!! I! !II!!II! ««IM I» 1 Sommer. Skizze von Pautrichard Hensel. Die wenigen Sommergäste, die in dem kleinen Gebirgs ort den Lehrer Hannes Iller kannten und auf ihn achteten, hielten ihn wohl für einsam oder scheu. Man begegnete ihm oft auf den Wegen, in den Wäldern oder auf emer Höhe, und er war freundlich bei Gruß und erbetener Aus kunft. Abends saß er bisweilen bei einem Glase Wein auf der Terrasse des kleinen Hotels, ohne daß ihn jemand je in einem längeren Gespräch mit einem Fremden gesehen hätte. Vielleicht war es sogar ein wenig Befangenheit vor dem Ernst seiner Augen, daß er fremd unter Fremden blieb, als könnte der gegen Abend aufkeimende Wunsch nach Ent spannung in ungewollt geweckten Gedanken seine Grenzen finden. Es kam auch vor, daß jemand zu ihm sagte: Gewiß ist eS hier schön, aber wie ertragen Sie für immer dieses zurückgezogene Leben? Dann hätte er antworten können: Was bin denn ich? Die täglichen Verrichtungen von morgens bis abends, macht denn das das Leben? Was die vielen Menschen um mich erleben, die Allen und Jungen, Hoffenden und Enttäuschten, Fastenden und Gesättigten, ist das nicht auch Erleben für mich? Manchmal vergesse ich an dem Schicksal anderer, was ich selbst bin. Aber er sagte dies nicht, aus Angst vor einem verständnislosen Lächeln, und antwortete bisweilen nur mit einer liebenswürdigen Geste: „Ich lebe in der Stille unter Wenigen, Sie im Lärm unter Vielen, die Ihnen fremd sind. Wenn es sein muß, kann man beides tragen . . ." Von dem Fenster des Lehrers hatte man den Blick auf den Platz, zu dem sich im Dorf die Chaussee erweitert, mit dem Brunnen und den Veranden der wenigen Hotels, auf die Balkons und Fenster der umliegenden Häuser, in denen jetzt erholungsuchende Fremde wohnten. Verraten nicht Gesichter oft mehr als Wone? Erzählen nicht Fenster oft packendere Geschichten als erdachte Bücher? Diese Fremden, in der Hauptsache arbeitüberbürdete Städter, die für kurze Zeit die köstliche Ruhe des waldreichen Tales suchten, waren für den Lehrer das Bilderbuch der großen Welt, aus dem er seine Eindrücke empfing, seinen Blick weitete, sein Gefühl schärfte. Hatte ihm das Schicksal versagt, viel mehr als den Umkreis seiner Heimat kennen zu lernen, besaß er doch Phantasie genug, kleine Episoden, die er sah, in seinen Gedanken weiter zu entwickeln, und sein Inneres- mit einer Fülle verschiedenartigsten Erlebens zu bereichern. Einmal aber — es war in einer Reihe regnerischer Tag, — trat das Leben selbst unverhofft bei ihm ein. Er