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lNeues aus aller Welt i Bluttat eines Arbeitslosen. Auf dein Arbeitsamt in Gelsenkirchen kam es zu einer furchtbaren Tat. Ein Arbeitsloser, der mit einem Anliegen auf Unterstützung aügewiesen wurde, zog einen Armeerevolver und schoß d e n mit seinem Anliegen betrauten O b e r st a d t s e k r e. tär Hecht nieder. Der Täter flüchtete über die an liegenden Zechenanlagen. Große Unterschlagungen beim Jenaer Postamt. Beim Jenaer Postamt ist man großen Unterschlagungen aus die Spur gekommen. Schon seit längerer Zeit wurden unterschlagene und beraubte Geldbriefe gefunden, jedoch konnte bisher der Täter nicht ermittelt werden. Jetzt wurden drei Postaushelfer verhaftet, die die Diebstähle zugaben. Im Verlaufe der Untersuchung find drei weitere Postangestellte festgenommen worden, die Zugaben, daß noch weitere Personen in die Angelegenheit verwickelt sind. Ein Verhafteter gab zu, in 50 Fällen Geld b riefe geöffnet zu haben. Die Sache wird voraussichtlich noch weitere Kreise ziehen. Das leidige Spielen mit Schußwaffen. Durch un vorsichtiges Umgehen mit einer Schußwaffe wurde wieder ein junges Menschenleben vernichtet. In Freienwalde k (Pommern) spielte der 17jährige Landwirtssohn Hof meie r mit einer Schußwaffe. Die Waffe entlud sich und tötete seine 13jährige Schwester. Polnisches Banditenunwesen. Aus Pleß wird ge- meldet: Als zwei Kaufleute mit ihren Damen sich auf dem HeunwegL von Geczalkowitz nach Pleß befanden, wurden sie von z wei Banditen angefallen und mit vor gehaltenen Revolvern auf das offene Feld hinausge- drängt, wo sie ihrer sämtlichen Wertsachen be raubt wurden. Während sich die zwei männlichen Per sonen mit dem Gesicht auf den Erdboden legen mußten, zwangen die Banditen die Damen, ein Stück weiter mi! abseits zu kommen. Auf die Hilfeschreie der Damen stürzte sich einer der Kaufleute auf einen Räuber und versuchte, ihm die Waffe zu entreißen. Bei dieser Gelegenheit wurde er von den Banditen zweimal durch die Brust geschossen, so daß er schwer verletzt liegen blieb. Die Täter ergriffen darauf die Flucht und ent kamen unerkannt. Restaurierung des Schönbrunner Schlosses. Die staatliche österreichische Bauverwaltung beabsichtigt, das Schönbrunner Schloß mit einem Kostenaufwand von 200 000 Schilling vollständig zu restaurieren. Das Schön brunner Schloß hätte schon vor dem Kriege renoviert werden müssen, dies unterblieb aber deshalb, weil Erz herzog Franz Ferdinand als Verwalter des betreffenden Geldfonds den Fonds fast ausschließlich für den Ausbau seiner Güter und Schlösser verwandte, so daß sowohl Schönbrunn als auch die Wiener Hofburg allmählich ver fallen sind. Ein Kinderballon, der 6800 Kilometer flog. Bei eluem Fest zu Ehren des Präsidenten der Republik wurden in Straßburg eine Reihe Neklameluftballons aufge lassen. Drei Wochen später wurde in Nordamerika an den Ufern, des Huronsees in den Ästen eines Kirschbaumes einer dieser Luftballons entdeckt. Der Ballon hat eine Strecke von 6000 Kilometern zurüügelegt. Die Frau, der sämtliche Vorderzähne ausbrachen. Ein Zwischenfall, der die Zuschauer in große Erregung versetzte, ereignete sich bei einer Vorstellung des Zirkus Semay, der in Wern ein Gastspiel absolviert. Ein junges Mädchen, die Tochter des Zirkusbesitzers, produzierte sich eben in ihrer Glanznummer „Das Mädchen mit dem eiser nen Gebiß". Bei der übermäßigen Belastung widerstand das Gebiß des Mädchens nicht länger den ungeheueren Anforderungen und die Vorderzähne brachen. Vier Ar tisten, die von der Artistin mit den Zähnen gehalten wurden, stürzten ab. Sie zogen sich jedoch nur leichte Hautabschürfungen zu, während sich aus dem Munde des jungen Mädchens ein dicker Blutstrahl ergoß. Sie wurde sofort in ein Krankenhaus gebracht, wo sie das Bewußt sein verlor, doch ist ihr Zustand nicht besorgniserregend. 18 Personen mit einen, Auto abgestürzt. In der Berggegend von Lucca in Italien stürzte infolge Rad bruches ein Auto mit 18 Personen in eine 16 Meter tiefe Schlucht. Vier Personen wurden getötet, 14 durchweg schwer verletzt. Ein ähnliches Unglück ereignete sich bei Verona, wo zwei Personen den Tod fanden. Vergiftungen durch ein gefälschtes Medikament. In Ungarischen Spitälern haben sich mehrere Vergiftungen mit Neo-Salvarsan ereignet. Wie sich herausstellte, handelte es sich um Fälschungen des echten Salvarsans, die wegen ihrer Billigkeit gekauft worden waren. ' Ein Negerboxer wegen Raufereien aus Amerika aus gewiesen. Nach einer Meldung aus Washington hat der Einwanderungskommissar dem Negerboxer Battling Siki, der kürzlich in eine Schlägerei in einem berüchtigten New- Yorker Viertel verwickelt war, mitgeteilt, daß seine An wesenheit in den Vereinigten Staaten unerwünscht sei, und daß er innerhalb von dreißig Tagen Amerika ver lassen müsse. Außerdem hat die Boxbehörde des Staates Newyork jedem amerikanischen Boxer verboten, von jetzt an einen Kampf mit Battling Siki anzunehmen. Bunte Tageschronik. Berlin. Nach einer Mitteilung des Deutschen Aero-Lloyd haben die Piloten Planert und v. Clausbruch eine beachtens werte Höchstleistung vollbracht. In 6 Stunden 25 Minuten legten sie die Strecke Berlin-Stockholm zurück, wäh rend die planmäßige Flugzeit neun Stunden beträgt. MMyen. Lu der Pulverfabrik Kruppamühle im Kreise Groß-Strehlitz erfolgte eine starke Explosion, bei der zwei Arbeiter schwer verletzt wurden. Warschau. In Wojcieszkowo ist die Witwe des Schrift stellers Sienkiewicz, Frau Maria Sienkiewicz, ge storben. f Spiel- unü KMIeiecke - V e x i r b i l Ci, was seh' ich! Du kommt ja die junge Baronesse. W die denn schon aus der Pension zurück? Auslosung in nächster Sonnabend-Nummer. * Auflösung des Vexierbildes aus Nr. 183: Längs der Modellfigur. Kopf links von der Büken Hand der Dame. Bilderrätsel. Auflösung ln nächster Sonnabend-Nummer. Auflösung des Bilderrätsels aus Nr. 183: Minder Eifer schadet nur. i I l. t i j - ' - Liebeszauber. Noman von Oswald Bergener. 25) (Nachdruci verboten.) «Einmal," sagte er und folgte lachend den Erinne- rungen, „als es schon ganz dunkel war, die Terrasse hin unter, im hohen Schnee schossen wir im Rodelschlitten steil abwärts — Elga Schütze die nächste hinter mir, und ich steuerte, und noch vier hinter uns, eng auf dem Achter deck, zu sechsen hintereinander forderten wir das Schicksal heraus. An der Schulecke stand uns plötzlich ein schwarzer Kerl im Wege mitten in der Bahn, war jäh hineingesprun- gen und wich nicht aus. Bahn freil schrie ich, aber schon mußte ich heftig seitwärts steuern, wir fegten stiebend in das Grabenloch, ich schlug kopfüber, aber so blitzschnell lag ich aus dem Rücken, daß ich Elga Schütze noch mit bei- .-n ffing. Und wie wir uns vor unbändigem .-.„SU -ach: zu retten vermochten und auch so herrlich viel Zeit hatten, in dem prachtvollen Schnee - " Er schwieg plötzlich; der dunkle Gedanke schoß ihm durch die Seele, daß jene finstere Gestalt in ihrer jauch zenden Schlittenlust wohl spurlos verschwunden war, daß er aber im nachträglichen Besinnen den Förstersohn Georg Waldhausen von der Festenburg in ihm erkannt hatte. Elga aber lächelte froh. „Ich weiß es noch ganz genau!" antwortete sie ver gnügt. Und den Erinnerungen nachgehend, stiegen sie die Stufen hinunter, als ginge es da geradeswegs in den ur alten, von Sonnenblitz und Wolkenfinsternis durchjagten Harzwald und in das Glockenläuten seiner blaudämmern den Sturmhöhen. Sie schlenderten in den Park hinein, sie gingen auf und ab, blieben wieder stehen, erzählten, fragten und wan derten in die Zauberhöhlen der Erinnerungen immer tiefer hinein nach halbvergessenem Echoschall. Wie ein gotisches Kirchenschiff stand der hohe, dunkle Laubgang hinter ihnen und ließ den Blick au? das Nachtfunkeln des Spring brunnenstrahls gleiten. „Wie war's doch?" sagte sie heiter, „unter dem Jo hannisbaum —" „Halt' an, du frecher Erdbeerdieb! Der Lod bestraft das Beerenstehlen —« j Da siel sie lachend ein: „Doch weil du schön bist, jung und lieb, Sollst du dich slugs mit mir vermählen — „Und heute ist Johannistag!" flüsterte er stürmisch. „Sollen wir nicht auch den Johannisbaum selber hierher zaubern, in die blaue, silberne Nacht?" „Wie sollen wir das wohl tun?" antwortete sie, und das klang so ganz innig und mädchenhaft in seinem leichten Dialekt singend, wie einst unter dem Johannisbaum. Er beugte sich über sie, und da ihm die dunkelglänzen den Augen und der lächelnde Mund nicht auswichen im matten Gruß der schrägen Mondsichel und der Johannis sterne und vor dem silbernen Funkeln des geschichten- erzählenden Brunnenrauschens, so setzte sich der holdselige Johannisspuk der Jugendliebe lebendig weiter fort, nur um so glutvoller, lebenssroher im Bekenntnis leidenschaft licher Liebs und Zusammengehörigkeit. „Denkst du noch an deinen Geisterspruch um Mitter nacht unter dem Johannisbaum?" slüsterte er in stürmischer Zärtlichkeit, „als der frohe Liederhall vorüber war und du in der blassen Nacht zu dem dunklen Baum betetest und ich zu dir schlich und dich belauschte?" Sie blickte, von seinen Armen umfangen, mit heißen Wangen zu ihm auf. „Weißt du es noch?" antwortete sie, „nnd denkst du noch immer daran?" Er nickte lachend und froh. „Oft habe ich es sogar im Traume mir geisterhaft nachklingen hören und bin aufgefahren und habe in die weite, totenstille Nacht gelauscht, und hörte es wieder wie ferne, süße, seltene Musik von seiner entfliehenden Stimme: Blumen will ich dir über die Seele streuen, Ketten werd' ich dir einstmals reichen, Wenn die Blumen längst verwelkten. Vermischtes. — 8680 Mark Spielhonorar pro Abend. Wenn man über die nicht ganz leichte Zeit, durch die wir uns gegen wärtig durchzuwinden haben, klagt, wird man immerhin ein paar Sänger und Sängerinnen, die auch in diesen Tagen der Not noch ziemlich anständig leben können, aus nehmen müssen. So wird jetzt zum Beispiel aus dem sonst nicht eben im Gelds schwimmenden Wien mit ge rechtem Stolz gemeldet, daß Michael Bohnen, der für die Wiener Volksoper verpflichtet wurde, zurzeit der bestbezahlte Sänger der Welt sei. Und was bekommt so ein bestbezahlter Sänger? Nun, es kann sich schon hören lassen: Michael Bohnen erhält zunächst einmal vertrags mäßig ein Honorar von 1000 Mark pro Abend, und das so 35 Abende lang. Außerdem aber hat ihn, da er es wahrscheinlich für folch einen Schundpreis nicht hatte machen wollen, eine Gesellschaft von Mäzenen — auch dis Mäzene bilden jetzt Genossenschaften — „finanziert" und ihm neben den besagten 1000 Mark noch ein abendliches Extrahonorar von 1000 Dollar zugesichert, so daß er bei dem derzeitigen Dollarkurs pro Abend rund 5000 Mark verdient. Man spricht also nicht umsonst vom „Gold in der Kehle", wenn dieses Gold augenblicklich auch nur Papier ist. Wir und die Affen. Nachdem man sich in Amerika wochenlang darum gestritten hat, ob wir Menschen vom Affen abstammen, hat jetzt endlich ein amerikanischer Pro fessor herausbekommen, daß die Assen vonuns stammen und eine Verkümmerung und Rückbildung des Menschen bedeuten. Man weiß nicht recht, was sür uns schmeichel hafter ist: die erste oder die zweite Theorie. Die erste ist bekanntlich früher entwickelt worden, und der jüngst ver storbene Bryan war entschieden gegen sie. Die zweite Theorie aber vertritt der Anatomielehrer Wood- Jones, und er stützt sich dabei aus Studien, die er im britischen naturwissenschaftlichen Museum gemacht hat. Es ist nun interessant, zu hören, daß genau in demselben Museum Darwin aus Grund der gleichen Studien zu genau entgegengesetzten Ansichten gelangt ist. Wood- Jones will das Zwischenglied zwischen Mensch und Affe !n Gebeinen, die vor Jahren in der Mongolei gefunden worden sind, und die eine deutliche Rückbildung aus dem menschlichen Körperbau darstellen, entdeckt haben. Man müßte hören, was die Affen dazu zu sagen haben! Ein guter Rat für yeitzs Sommernächte. In manchs» Teilen Amerikas ist es während der alljährlich einsetzenden Hitzewellen Brauch, die Betten vor dem Schlafengehen mit Eis zu kühlen. In ähnlicher Weise wie man die im Winter gebräuchlichen Wärmeflaschen mit heißem Wasser füllt, füllt man im Sommer die natürlich ebenfalls gut ver schlossenen Gefäße mit zerkleinertem Eis und legt sie in die Betten. Bei großer Hitze soll es nichts Angenehmeres geben, als sich abends in ein derart gekühltes Bett zu legen, um so mehr, als dadurch auch das schnelle Einschlafen begünstigt werden soll. — Es empfiehlt sich daher, sich ge gebenenfalls die Erfahrungen der praktifchen Amerikaner zunutze zu machen. — Zarathustra in Wien. In Wien ist der Oberpriester der modernen Sonnenanbeter, Vertreter des alten, durch Nietzsche einigermaßen bekanntgewodenen Persergottes Zarathustra, eingetroffen. Es ist ein würdiger Greis von 81 Jahren, der, halb deutsch, halb persisch, Dr. Ottoman Zaraduscht Hanisch heißt und für gewöhnlich unter den Filmleuten von Los Angeles wohnt. Dr. Hanisch ist einer der vielen Weltbeglüüer, die die Menschheit nach einer eigenen Heilslehre erlösen möchten. Die Lehre, die er predigt, ist das auch bei uns nicht mehr ganz unbekannte „Mazdaznan", was mit „Meistertehre" zu übersetzen ist. Der kalifornische Gutsbesitzer Amman und seine Tochter haben vor einigen Jahrzehnten das Mazdaznan von Amerika nach Europa gebracht. Heute soll der europäische Zarathustraverband bereits etwa 100 000 Mitglieder zählen, nicht wenige darunter in Deutschland. Die Glau benssätze der Zarathustraleute stellen eine Mischung von hygienischen Vorschriften (richtiges Atmen, richtige Diät usw.) und allerlei mystischen Dingen dar. Zur richti gen Diät gehört u. a. ein Morgentrunk, der je nach Wunsch aus Tautropfen oder aus Wermuttee bestehen kann; auch „Zitronenmilch" (nur Zarathustra weiß, was das sein mag!) wird empfohlen. Der Vollständigkeit halber sei noch mitgeteilt, daß der bekannte amerikanische Schrift steller Upton Sinclair vor kurzem behauptet hat, der Ober priester Hanisch sei ein gerissener Geschäftsmann, der durchaus nicht bloß von Tautropfen lebe. Weißt du noch? Als du damals so geheimnisvoll wie eine Prophetin sprachst, küßten sich das Abendrot und das Morgenrot. Und so küsse ich dich, Elga, daß du mir zuge hörst über Blumen und über Ketten hinaus bis ins Morgenrot, und wieder zum Abendrot bis in Nacht und Lodi" Es war still und menschenleer im Laternenschein der Straße, als Wolfram aus der schmiedeeisernen Gitter tür des Parkes hinaustrat. Sie schlug gedämpft hinter ihm Zu und weckte einen leisen Widerhall hinter ihm unter den Bäumen. Doch ein einzelner, stetiger, kräftiger Schritt hallte nun alsbald immer näher entgegen, als er auf dem gelben Mosaikpflaster des Bürgersteiges straßenaufwärts ging. Es war eigen, daß der Klang dieses Schrittes ihn aus seinen frohen, rückwärtsgekehrten Gedanken Herausriß und ganz unbequem seine Aufmerksamkeit fesselte. Nach einer Weile tauchte im Lichtkreis der nächsten Laterne vor ihm eine große, kräftige Männergestalt auf mit eigentümlich gehobener Kopfhaltung. Für kurze Zeit glimmerten unter dem breiten Rande des weichen schwar zen Hutes zwei Klemmergläser über einem kurz gerundeten, zweiflügeligen, schwarzen Vollbart und Schnurrbart auf. Dann verschwand das Gesicht wieder im eigenen Schatten. Wolsram wanderte dem andern und dieser ihm ent gegen. Beide hatten sich aufmerksam im Auge; da Wolf rams Gesicht bei der Annäherung an die Laterne voll be schienen war, übte es au? die Spannung des Nahekommen den ossenbar die Wirkung der Überraschung und des Ver drusses aus. Jetzt schritten sie aneinander vorüber. Und Wolfram wäre in eigener Betroffenheit fast stehen geblieben, als ihm trotz der Brillengläser die dunklen Augen in düsterer Schattennähe entgegensunkeltsn. Er sah in diesem Augenblick die zornigen Augen des Förstersohnes von der Festenburg, das wilde Wald schweigen und die rätselhafte, tückische Spiegelfläche des Schalter Waldteiches. (Fortsetzung folgt.)