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Wilsdruffer Tageblatt : 15.08.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192508154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19250815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19250815
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-08
- Tag 1925-08-15
-
Monat
1925-08
-
Jahr
1925
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 15.08.1925
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Diraße versammelt yanen, stürmische pulolgungen ve reitet wurden. Auf das dreifache Hoch, das der Ministerpräsident auf das deutsche Vaterland und auf den Reichspräsidenten ausbrachte, erwiderte Hindenburg mit Worten des Dankes für die Aufnahme, die er in Bayern gefunden habe, und brachte ein begeistert aufgenommenes Hurra auf das Bayernland aus. Im weiteren Verlaufe mußte sich der Reichspräsident wiederholt auf dem Balkon des Palastes zeigen. Er gab in einer Ansprache nochmals seiner tiefen Ergriffenheit und seinem Danke für die Beweise herzlicher Sympathie, die ihm dargebracht wurden, Ausdruck. Für den heutigen Tag hatte der Ministerpräsident zu einer Besichtigung der Walchenseewerke ein geladen. Die Teilnehmer begaben sich mit Sonderzug nach Garmisch-Partenkirchen und von dort mit Postkraft wagen zum Walchensee. Der Reichspräsident wird sich von München für einige Tage nach dem oberbayerischen Revier von Dietramszell begeben, um dort zu jagen. Blutige KümuWendeimstlatiMn W Berli». Berlin, 14. August. Die Kommunistische Partei hatte am Donnerstagabend ihre Anhänger auf sechs großen Plätzen Berlins zusammengezogen, wo nach den Ankündigungen der Roten Fahne gegen die Annahme der Zollgesetze Protest erhoben werden sollte. Es wurde überall aufgesordert, gegen die Zoll politik Massenstreiks aufzunehmen. Beim Abmarsch von den Versammlungen ist es an zwei Stellen zu blutigen Zusammen stößen gekommen. Am Gesundbrunnen forderte die Schutzpolizei die Demonstranten auf, dem Verkehr freie Bahn zu gewähren. Als Antwort ertönte in den Reihen der kommunistischen Front kämpfer das Kommando „Zum Angriff vor!" Im nächsten Augenblick stürmten etwa hundert mit Schlagringen und Knüp peln bewaffnete Demonstranten, die außerdem unter den Jacken noch Pflastersteine trugen, gegen das kleine Kommando der Schutzpolizei an. Unter dem Steinhagel mußten die Beamten, von denen mehrere verletzt wurden, zuerst zurückweichen. Sie forderten die Kommunisten dann nochmals aus, auseinanderzu gehen. Als Antwort drang die Menge erneut auf die Beamrrn ein, die nunmehr mehrere Schüsse abgaben. Einer der Demon stranten brach schwerverletzt zusammen und wurde später ins Krankenhaus geschasst, wo er jedoch kurz nach der Einlieferung verstarb. Auch ein Polizeibeamter ist ernsthaft verletzt worden. Der zweite Zusammenstoß spielte sich in der Frankfurter Allee ab. Die Kommunisten umringten einen Wagen und rissen dem Kutscher die Zügel aus der Hand und versuchten den Lenker vom Bock zu stoßen. Auf die Hilferufe des Ueberfallenen nahte ein Offizier der Schutzpolizei mit fünf Mann und forderte die De monstranten auf, die Straße freizumachen. Als Antwort dar auf schlugen die Kommunisten mit Stöcken und Gummiknüppeln aus die Beamten los, die in eine außerordentlich bedrängte Lage gerieten. Die Situation wurde so ernst, daß der Offizier schließ lich den Befehl gab, von der Schußwaffe Gebrauch zu machen. Es fielen mehrere Schüsfe, durch die, soweit sich bis jetzt fest stellen ließ, zwei Personen schwer verletzt worden sind. Zufällig nahte in diesem Augenblick ein Wagen der Schutzpolizei mit zahl reichen Beamten. Bei dem Herannahen der Verstärkung er griffen die Kommunisten die Flucht. An der Ecke der Frank furter Allee trat die Schutzpolizei den Ruhestörern wiederum entgegen und forderte sie auf, die Straße freizugeben. Die Ant wort bestand in einem Steinhagel und nunmehr gingen die Be amten mit den Gummiknüppeln vor. Es kam zu einem Hand gemenge, bei dem wiederum eine Anzahl Kommunisten Verleh- üngen davontrugen. Drei Polizeibeame sind schwer verletzt worden. Französische Militärflieger abermals über Baden. Mannheim, 13. August. Nachdem bereits vor einigen Tagen ein französisches Flugzeuggeschwader über dem rechtsrheinischen Gebiet zwischen Karlsruhe und Mannheim beobachtet worden war, kreiste neuerdings ein französisches Mili tärflugzeug längere Zeit über dem Mann heimer Flugplatz. Dieses überfliegen der deutschen Grenze oder Grenze des besetzten Gebietes hat in der Grenzbevölkerung lebhafte Unruhe hervorgerufen. So begreiflich diese Haltung der Grenzbevölkerung ist, so darf doch nicht übersehen werden, daß zwar das über fliegen des unbesetzten Gebietes durch französische Privat flieger (Verkehrsflieger) nicht gestattet ist, daß aber vor läufig der Versailler Vertrag Militärflugzeugen der Alliierten das Recht zum überfliegen deutschen Gebietes gibt. Nichtsdestoweniger darf angenommen werden, daß die badische Negierung anläßlich der Beunruhigung der Bevölkerung über das wiederholte Beobachten von Flug zeugen über dem unbesetzten Gebiet bei dem zuständi - gen Reichs Ministerium geeignete Schritte unternimmt. Amerikanische Stimmen über poien. Die ernsteste Gefahr für Europa. Im Institute of Politics sprach Professor Mont gomcry von der Universität Oxford über Polen und führte aus, Polen habe mit dem großen obcrschlcsischen Jndnstricbezirk den Löwenanteil erhalten, ohne die Vcr- dauungsorgane eines Löwen zu besitzen. Gerade der reichste Teil des Gebietes sei Polen zn einer Zeit über geben worden, da der Staat weder finanziell noch industriell vorbereitet gewesen sei, bedeutende Erzmengen wirtschaft lich zu verarbeiten. — Der Geschichtsproscssor der Univer sität Chikago, Bernadotte E. Schmitt, erklärte in der Aussprache, die deutsch polnischen Beziehungen bedeuteten zurzeit die ernsteste Gefahr für Europa. Ohne Berichtigung der deutsch-polnischen Grenze würde diese Frage dieselbe Nolle spielen wie Elsaß-Lothringcn im Kriege. Der ebenfalls anwesende deutsche Botschafter bei den Vereinigten Staaten, Maltzan, erklärte, daß Deutschland Polen gegenüber keine kriegerischen Absichten habe, Deutschland wünsche lediglich eine Revision des Friedens vertrages in der Danziger, Oberschlesien- nnd Korridor- srage. über diese Fragen müsse nach Ansicht Deutschlands der Völkerbund erneut beraten. Acht vom kolonialen Gedanken lassen. Neben der schamlosen Lüge von der „alleinigen Schuld Deutschlands am Weltkriege" steht die nicht minder freche Lüge von der „Unfähigkeit" Deutschlands, Kolonien richtig zu verwalten. Da der Raub unserer aufblühendeu Kolonien im Schoße der Entente beschlossene Sache war, so mußte ein Vorwand erfunden werden, um den Raub mit einem Mäntelchen des Rechts der Welt gegenüber zu umkleiden. Der schamlose Raub unserer Kolonien ist das größte Schand stück, das die Welt je gesehen hat. Die Entente hat unsere Kolonien unter sich verteilt und denkt natürlich einstweilen gar nicht daran, auch nur etwas von diesen Gebieten, die rund die fünffache Größe des deutschen Mutterlandes aus machen, an uns zurllckzugeben. Trotzdem darf der Gedanke an Kolonien bei uns nicht schlafen gehen, denn sonst sagen wir zu einem ungeheuren Raub an Land und materiellen Werten anderer Art Ja und Amen. Das deutsche Gewissen muß wach gehalten und immer von neuem aufgerüttelt werden, damit das vielgepriesene „Weltgewissen" auch in Sachen unseres Kolonialbesitzes endlich schärfer werde. Raub bleibt Raub — und wenn er mit tausend „Rechtsgründen" verbrämt wird. Das deutsche Volk bleibt trotz seiner un erhörten Niederlage ein aufstrebendes Volk. Nach den gewaltsamen Abtrennungen großer Landstriche im Osten, Westen und Norden des Mutterlandes ist der zum Wohnen und Ernähren gebliebene Raum für mehr als 60 Millionen Menschen zu eng und beschränkt. Wir brauchen Aufnahme gebiete für unsere überschüssige Bevölkerung und die, welche im Heimatlande keine Existenzmöglichkcit mehr haben oder zu haben glauben. Vor dem Weltkriege hatte aus dem deutschen Mutterlande die Auswanderung nach dem Aus lande nur noch einen so geringen Umfang, daß sie für das Wirtschafts- und Kulturleben des Volksganzen nicht ins Gewicht fiel. Wer das Mutterland verlassen wollte, fand in unseren Kolonien Aufnahme und Existenz — freilich diese nicht ohne oft harte Arbeit. Jetzt ist es anders. Die Aus wanderungsziffer ist im Steigen begriffen. Es wandern sehr viele der besten Kräfte aus, und da sie kein deutsches Ausland mehr als neue Heimat finden, so sind sie größten teils für das Mutterland verloren. Das kann aber unser Volk, das alle Kräfte zum Wiederaufbau dringend ge braucht, auf die Dauer nicht ertragen. Es muß einfach wieder Aufnahmegebiete für seinen Bevölkerungsüberschuß haben. Aber wir brauchen auch Kolonien, um Produktions- Gebiets für Rohstoffe selbst zu haben, die unsere mehr und mehr steigende Industrie gebraucht: Baumwolle, Fette und Oele, Häute und Leder, Holz, Faserstoffe, Erze und der gleichen mehr. Diese Stoffe — neben reinen Kolonial produkten — dauernd vom Auslande kaufen, heißt, unsere Fertigfabrikate um ein Beträchtliches im Preise erhöhen und unsere Industrie konkurrenzlahm zu machen. Unsere Industrie und unser Handel haben es vor dem Weltkriege recht sehr gemerkt, daß viele Rohstoffe aus eigenen Kolonien kamen. Wir müssen also unsere in anderen Erdteilen geraubten Landgebiete wieder haben aus Gründen der Gerechtigkeit, aus bevölkerungspolitischen und wirtschaftlichen Gründen. Darum heißt es für jeden, der solche Fragen mit Ernst an sieht, dafür mit allen Kräften und Mitteln sorgen, daß der koloniale Gedanke nicht einschläft. i Kleine Nachrichten j Die deutsch-spanischen Handclsvertragsverhandlnngcn. Berlin, 13. August. Die deutsche Delegation ist von den Verhandlungen aus Madrid zurückgekehrt. An zuständiger Stelle wird erneut festgestellt, daß von einem Abbruch der Handelsvertragsverhandlungen keine Rede sein kann. Auf die gemäß den Neichstagsbeschlüffcn gemachten Vorschläge der deutschen Delegation hat Spanien Gegenvorschläge erstattet, die Deutschland etwas entgegenkamen, aber im Verlaufe der Ver handlungen sehr stark abgeschwächt wurden. Die deutsche De legation ist deshalb zur Einholung von Informationen nach Berlin zurückgereist. Inlrastireien der Getreide- und Behlzölle Berlin, 13. August. Wie man erfährt, sind dem Verein Berliner Getrrideproduktenhändler Mitteilungen zugegangen, wonach die Einfuhrzölle für Getreide und Mehl in der Zeit zwischen dem 29. August und 1. September in Kraft treten werden. Vorbereitungen zur Räumung Duisburgs. Duisburg, 13. August. Von Montag ab werden von der Vesatzungsbehörde die beschlagnahmten Wohnungen und andere Unterkünfte an die Vertreter der Stadt übergeben, - wofür sechs Tage vorgesehen sind. Schließung der Kölner Lichtspieltheater. Köln, 13. August. Infolge der neuen städtischen Lustbar keitssteuern werden sämtliche Lichtspieltheater von Köln und Umgegend vom 17. August ab geschlossen. Notlandung im besetzten Gebiet. Köln, 13. August. Am Dienstag nachmittag mußte ein Flugzeug der Postverkehrslinie Hamburg—Heidelberg in der Nähe von Bornheim wegen Benzinmangels notlanden. Durch den dichten Nebel hatte der Führer die Orientierung verloren und kam so ins besetzte Gebiet. Bei der Landung brach der Propeller. Der Flugzeugführer erlitt leichte Verletzungen und wurde mit den anderen Insassen von der Besatzung interniert; das Flugzeug wurde beschlagnahmt. Riesenbrand in einem Mühlenwcrk. Cleve, 13. August. Heute morgen brach in der Rcinigungs- j abteilung des großen niederrheinischen Ql- und Kornmühlen- i Werkes Villermühle bei Hassum infolge Mehlstaubexplosion im f Trichter ein Brand aus, der sich mit rasender Geschwindigkeit i durch den ganzen linken Flügel des Werkes verbreitete, so daß » bald darauf die ganzen Stockwerke mit 15 000 Zentner Korn in Flammen standen. Erst nach mehrstündigen Anstrengungen gelang es, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Personen sind nicht zu Schaden gekommen. Sturmschäden am Niederrhein. j Cleve, 13. August. Die Ausläufer des Orkans, der in den f letzten Tagen schwere Schäden in Holland angerichtet hat, rich- z tetcn auch am Niederrhein Zerstörungen an. An der Rhein- Werft in Lobit, an der holländischen Grenze, wurden durch den Sturm verschiedene Schiffe losgerissen und gegen das Ufer ge schleudert. Eines der Schiffe sank nach wenigen Minuten. Ein Ruderboot wurde von den hohen Wellen zum Kentern ge bracht, drei Insassen ertranken. In der ganzen Gegend findet man reihenweise umgeknickte Bäume, zahlreiche Dächer sind vollständig abgedeckt. Wiederaufnahme des Betriebes auf der Strecke Görlitz—Hirschberg. Görlitz, 13. August. Die Aufräumungsarbciten au der Unfallstelle in Rabishau sind sofort begonnen worden, ko dab oic gesperrt gewesenen Gleise wieder befahrbar sind. Der Be trieb auf der Strecke Görlitz—Hirschberg ist heute wieder zwei gleisig in vollem Umsange ausgenommen worden. Opfer der Berge. Grindelwald, 13. August. Bei einer Tour zum Agassi joch gerieten der Arzt Lochmann aus Hilzingen, Kreis Konstanz, mit Sohn und Tochter in einen Schneesturm. Der Sohn des Lochmann, ein Student der Medizin, starb an Er schöpfung anderthalb Stunden oberhalb der Strahlegghütte. Heute morgen ist eine Kolonne aus Grindelwald aufgebrochen, um die schwerkranke Tochter sowie den Leichnam des Sohnes zu Tal zu bringen. Abreise Briands aus London. London, 13. August. Briand und die übrigen Mitglieder der französischen Delegation sind heute nach Paris abgereist. Chamberlain hatte sich zum Abschied auf dem Bahnhof einae- fnnden. Deutscher Nundflug in Mittelamerika. Kartagena (Kolumbien), 13. August. Unter deutscher Füh rung stehende Seegroßflugzeuge flogen heute von Kartagena aus zum Rundflug durch die mittelamerikanischen Republiken ab. Bei günstigem Verlauf soll voraussichtlich in nächster Zeit ein Flugschnelldienst von der Südspitze von Florida über Kuba durch- sämtliche mittelamerikanischen Republiken bis nach Panama und Kolumbien eingerichtet werden. Schweres Unwetter in Böhmen. Mehrere Tote. — Unermeßlicher Schaden. Prag und die Westhälfte von Böhmen wurden von einem Unwetter heimgesucht, das stellenweise katastropha ler, Charakter hatte. Die Orte der Moldau und der oberen Elbe wurden strichweise von Wolken- r> ruchartigen Nieder schlügen heimgesucht. In Prag sielen Hagelkörner mit einem Durchmesser von fast Zentimeter. In den Drnckregistrierungen von Prag fanden sich um Mitternacht Anzeichen für Auftreten von Windhosen in geringer Entfernung. Am schwersten dürfte das Flußgebiet der Beraun bedroht worden sein, wo ein starker Hagel niederging. Die stark angeschwollenen Bäche und Flüsse rissen alles mit fort, was ihnen in den Weg kam. Unterhalb des Prager Hafei.s wurde die Leiche eines Mannes aus der Moldau gezogen, der allem An schein nach bei den Rettungsarbeiten ums Leben kam. Durch den Sturm wurden in den Wäldern zahlreiche Bäume entwurzelt, auf den Feldern und an den Obst- bäumen wurde großer Schaden angerichtet. Auch im Eisenbahnverkehr sind infolge des Unwetters Unter brechungen zu verzeichnen. In Br e n n p o r i t sch e n richtete das Wasser nach Mitternacht große Verheerungen an. Es stieg hoch über normal und drang in eine ganze Reihe von Gebäuden ein, aus denen es alles forttrug, was es erreichte: Möbel, Ge räte, Kleider, Vieh und Geflügel. Die Menschn konnten nur das nackte Leben retten. Etwa 30 Häuser wurden beinahe vollkommen vernichtet oder wenigstens schwer be schädigt. In Brennporitschen kamen hierbei eine 70jährige Frau, in Mauth eine 50jährige Häuslerin ums Leben. Beide gingen bei dem Versuch, ihr Eigentum zu retten, zugrunde. Gleiche Verwüstungen richtete das Wasser in Mauth, Hormhlavy und in der ganzen weiteren Um- aebuna an. Aufsehenerregender Freispruch. F « der Notwehr den eigenen Val er erschossen. 8 Berlin, 13. August. Vor dem Schwurgericht des Landgerichts ll in Berlin wurde der wegen Vatermordes angeklagte praktische Arzt Dr. Johannes Diebel sreigesprochen. da das Gericht zu der Ansicht gelangt ist, daß der Angeklagte bei Ab- zabe der Schüsse in Notwehr gehandelt hat. Lediglich wegen unerlaubten Waffentragens wurde Dr. Diebel zu 300 Mark Geldstrafe verurteilt. Diese Strafe wurde durch die erlittene Untersuchungshaft — Dr. Diebel war nach der Tat neun Tage lang in Untersuchungshaft festgehalten worden — als verbüßt krachtet. Der Vorgang, der sich am 21. April in der Wohnung des Angeklagten abspielte, erregte seinerzeit großes Aussehen, da ein sonst sehr geachteter Mann, ein Akademiker, die Wasfe gegen den eigenen Vater erhoben hatte. Was ihn zu der Tat geführt hatte, soll nach der Verteidigung Rottvehr gewesen sein. Der Vater, Paul Diebel, wird allgemein als ein unver träglicher, zanksüchtiger Charakter geschildert und soll seine ganze Umgebung, besonders aber den Sohn, der ihn erhielt, i>is auss Blut drangsaliert haben. In ruhigem Ton gab der Angeklagte eine eingehende Schilderung der überaus trauri- zen Familieuverhältnisse. U. a. sagte er über seinen Vater wörtlich aus: „Er bedrohte meine Frau und verbreitete Furcht md Schrecken, wo es nur ging. Am Totenbett meiner Mutter .-rgriff er z. B. ein Gewehr und sagte: „Mutter, ick, schwöre nr, ich komme dir nach, aber erst kommen die beiden dran." Damit meinte er mich und meine Frau. Meine Kusine entriß ihm das Gewehr. Am nächsten Tage drohte er mit einem reuen Fall Angerstein. Seit damals habe ich einen Revolver getragen, denn die Drohungen am Totenbett konnte ich nicht rls leere Worte auffassen. Auch an dem verhängnisvollen Abend kam es wieder aus nichtigen Anlässen zu heftigen Aus- nuandersetzungen. Mein Vater warf mir verschiedene Gegen stände an den Kops, sprang dann in seiner Wut aus mich los nnd schlug schließlich auf mich ein. Er hatte mich dabei in üne Ecke gedrückt. In demselben Augenblick ging die Tür auf, und meine Frau trat herein. Als Vater sic sah, stürzte er mit erhobenen Armen aus sie los und wollte sie Niederschlagen, da gäbe ich geschossen." Oie Typhusepi-emie in Anklam. 260 Erkrankte. 28 Todesopfer. Die Typhusepidemie in Anklam ist noch nicht ganz zum Stillstand gekommen. Die Zahl der Typhuskranken hat sich auf 260 erhöht. Davon sind im Laufe weniger Wochen 28 Personen der heimtückischen Krankheit erlegen. Die Verbreitung der Seuche ist dadurch begünstigt worden, daß in Anklam keine Kanalisation für Ab wässer besteht. Die schmutzigen Wasser werden über offene Rinnsteine durch die Stadt geleitet. Die Rinnen münden in Gräben, die ebenfalls offen dahinfließen. Fer ner wurde die Übertragbarkeit durch enge und überfüllte Wohnungen begünstigt. Der größte Teil der zuletzt ge meldeten Fälle ist also durch Kontaktinfcktion entstanden. Am häufigsten traten die Erkrankungen in Familien des Mittelstandes auf, wo Nohmilch genossen wurde. Ta über 90 Milchwirtschaften die Stadt täglich beliefern, ließ sich der Herd der Seuche, die durch den Genuß von roher Milch entstanden sein muß, nicht feststellen. Fast alle Einwohner der Stadt haben sich kostenlos impfen lassen. Die Straßen und Höfe wurden mit Chlorkalk und Saprol beschüttet, so daß über der seinen Stadt ein beißender Geruch liegt. Die Behörden i" . 7 i z und alle Fest- lickkeiten verboten.
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