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Freistaat Danzig. Der polnische Postdienst in Danzig. Das Sachver- siäudigenkvmüee für die Abgrenzung des Hafengebietes von Danzig für den polnischen Postdienst hat seine Ar beiten abgeschlossen. Bei seinen Vorschlägen zur Fest setzung der Abgrenzung des Postgebiets stützt sich das Komitee auf den Beschluß des Ständigen Internationalen Gerichtshofes im Haag, der der Ansicht Ausdruck verliehen hat, daß nach dem Worlaut des Vertrages von Versailles and der Pariser Konvention im vorliegenden Streitfalls unter dem Begriff „Hafeugebiet von Danzig"" eine „terri toriale Zone" zu verstehen ist. Es würde infolgedessen ein nicht unwesentlicher Teil der Stadt Danzig dem Hafen gebiete zugerechnet werden. Frankreich. Eine bedeutsame Rede Painlevös. Der Minister- nräsideni Painlevö hielt in Autun eine Rede, in der er sich über das Finanzproblem, die interalliierten Schul- neu und die Marokkokrisis ausließ. Er erklärte, daß er vic erste Aufgabe der Regierung darin sehe, den weiteren Frankstnrz zu vermeiden und die Jnflations- gesah-r zu bekämpfen. Nach außen hin seien Frankreich vis Hände gebunden, solange die Frage der inter alliierten Schulden nicht geregelt sei. In Marokko wolle man gern dem Kriege ein Ende machen, aber die französischen Interessen in Marokko aufgeben, hieße ganz Nordafrika aufgeben und Frankreichs Weltmachtstellung gefährden. Von den Nifleuten hänge es ab, einen dauern- oen Frieden herzustellen; sollten sie sich weigern, so würden militärische Operationen großen Stils beginnen. Er hege Vie Hoffnung, daß Anfang Oktober der Marokkoseldzug beendet sein werde. Aus Zn- und Ausland. Berlin. Ministerialdirektor a. D. Otto Nan mann, der sich um das preußische Hochschulwesen große Verdienste er worben hat, ist im 74. Lebensjahre nach schweren Leiden g e st o r b e n. Berlin. Nachdem das Ruhrgebiet von den Vesatzungs- truppen geräumt ist, wird aus Anordnung der preußischen Regierung mit Wirkung vom 1. August ab den Beamten, Staatsangestellten und Lehrern die Besetzungszulage nicht mehr gezahlt. Karlsruhe i. B. Der Staatsanzeiger veröffentlicht eine Bekanntmachung des Ministers des Innern, wonach die Neuwahlen zum Badischen Landtag am 25. Ok tober stattfinden sollen. Moskau. Die Verhandlungen über die russisch-deut schen Handelsbeziehungen dürsten, wenn nicht Rußland weitere Zugeständnisse macht, in der nächsten Woche für zwei Monate unterbrochen werden. Washington. Die französische Regierung hat au die Vereinigten Staaten Zinsen in Höhe von 10 M il- lionen Dollar, die aus den Ankäufen amerikanischen Kriegsmaterials stammen, gezahlt. Mit den französischen Krieasschulden hat das nichts zu tun. * vermisMes - l Politische Polemik um einen Zylinderhut. An der Beisetzung des Reichspräsidenten Ebert sollte, wie damals behauptet wurde, der frühere Neichstagspräsident Wall- raf in einem Schlapphut teilgenommen haben. Die Orts gruppe Unna des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold schickte ihm darauf einen Zylinderhui (Kopfgröße 60) mit einem Begleitschreiben, in dem die Vermutung ausgesprochen wurde, daß er bei seinem mageren Beamteneinkommen Wohl nicht in der Lage gewesen sei, sich selbst eine Angst röhre anzuschaffen. Herr Wallraf aber sandte den Zylinder- Hut mit wendender Post an Herrn Hörsing als Vor sitzender des Reichsbanners, indem er erklärte, daß er erstens an der Beisetzung Eberts nicht teilgenommen habe, und daß zweitens Leute mit so großen Köpfen wohl nur im Reichsbanner zu finden seien. Daun ward's still. Jetzt aber wird es plötzlich wieder laut, denn man ersährt, daß Hörsing dieser Tage an Wallraf einen Brief gerichtet und unter allerhand boshaften Ausfällen darin bemerkt hat, daß der Kopf des ehemaligen Reichstagspräsidenten von der Ortsgruppe Unna allerdings als viel zu groß einge schätzt worden sei. Prompt erfolgte eine neue Antwort Wallrafs, die damit schloß, daß dem Oberpräsidenten Hörsing das Studium Knigges — Kapitel: Umgang mit politischen Gegnern — empfohlen wurde. Gott behüte Ms davor, daß diese spitze Polemik fortgesetzt wird! Das fehlte gerade noch, daß die Herren Politiker sich wegen „falscher Behauptungen" in die Haare geraten. Der vom Himmel gefallene Bräutigam. In Ham nonton, einem kleinen Städtchen in Amerika, wurde kürz- ich die Hochzeit von Fräulein Virginia Ireland mit dem Aliegerhauptmann Donald Herne gefeiert. Der Bräutigam var im Mai dieses Jahres bei einer Notlandung, zu der hn das Versagen des Motors zwang, in den Garten des Haufes seiner zukünftigen Braut abgestürzt, die dabei nn ein Haar von dem Flugzeug erschlagen worden väre. Der Flieger selbst hatte sich bei dem Sturz eine Schulter verrenkt und wurde im Hause Ireland aufge- rommen und von der Tochter liebevoll gepflegt. Nach illen Regeln der überlieferten Romantik hat das Liebes- dyll, das sich zwischen der schönen Pflegerin und dem 'ranken Flieger anknüpfte, jetzt mit der Trauung feinen zlücklirken Abschluß gesunden crncc rnaororramycn. Eine ganz neue Berufskrank heit ist in Neujersey bei sechs jungen Mädchen, die mit der Prüfung von drahtlosen Sende- und Empfangsappa raten beschäftigt waren, festgestellt worden; die Mädchen sind gestorben, ohne daß es den Ärzten möglich gewesen wäre, über die Natur'dcr Krankheit, der sie erlegen sind, Genaueres zu ermitteln. Alles spricht aber dafür, daß ihr Tod in unmittelbarem Zusammenhang stand mit der Be schäftigung, die sie hatten. Es wurde daher ein Ausschuß von.Sachverständigen berufen, der zu entscheiden haben wird, ob es sich hier etwa um eins neue Krankheit handelt, die die in Nadiobetrieben arbeitenden Angestellten mit schwerer Gefahr bedroht. Das Krankheitsbild war bei allen sechs Mädchen das gleiche: sie erlitten zunächst einen Nervenschock, dem ein heftiges Fieber folgte. Alle sechs fielen, kurz bevor der Tod eintrat, in schwere Bewußt- loüakeit. Lange Haare nur für den Abend. In der Fachzertung der Pariser Friseure war dieser Tage folgendes zu lesen: „Um die Propaganda für die langen Haare für den Abend zu unterstützen, hat der Verband eine Propagandakasse gegründet, in die die Interessenten fleißig Beiträge ein zahlen sollten." Es ergibt sich hieraus, daß die Frauen — denn nur um Frauen kann es sich handeln, wenn von auswechselbaren Haaren die Rede ist — am Hellen Tag zwar mit dem Bubikopf und so herumsvazieren möchten, am Abend, bei Gesellschaften, aber wieder zum langen Haar zurückkehren. Nun kann man aber wohl kurzgsschnittenes und ausrasiertes Haar nicht innerhalb zwölf Stunden, von nwrgens bis mitternachts, nach Be lieben wieder lang wachsen lassen. Was folgt daraus? Nur das eine natürlich, daß das mit Recht so schöne Ge schlecht sich die Haare für den Abend beim Friseur be- schasfen muß. Kein Wunder also, daß die Friseure, die bei den kurzen Frauenhaaren zu kurz kommen, weil sie nichts zu frisieren haben, wieder für langes Haar Propa ganda machen und zu besagtem Zweck sogar Propaganda kasfen gründen. folgert cki-VkckMlemng ljezFomöo-'ä!' Vom Nährwert des Brotes. Schon ost hat man sich ge fragt, ob das Getreide mit oder ohne Kleie zu Brot verarbeitet werden soll. Der bekannte Physiologe Pros. Rubner entschied sich in einer kürzlich der Preußischen Akademie der Wissen- fckaften vorgelegten Arbeit für das kleielose Brot. Rubner widerlegt die angeblichen Vorteile des Kleiebrotes. Man glaubte nämlich, Speisen seien nur dann verdaulich, wenn sie mit dem Salzgehalt, den die Natur den Nahrungsmitteln ge geben hat, verzehrt würden; also dürfe auch die Kleie dem Brot nicht fehlen. Auch wirke das Schrotbrot vorteilhaft auf sie Zähne und die Verdauung. Genaue Versuche zeigten aber, vaß der Nährwert des Brotes mit der Stärke der Ausmahlung !N umgekehrtem Verhältnis stehe. Bei geringer Ausmahlung hatte das Brot den größten Nährwert Auch wurde erwiesen, vaß das Eiweiß im kleiehaltigen Brot sehr schwer verdaut wird. Die Zellhüllen der Kleie trotzen selbst den stärksten Verdauungs- ! sästen. Soll man Roggen- oder Weizenbrot essen? Diese oft ! gestellte Frage wird zugunsten des Weizens beantwortet. Ein Hektar Weizen liefert um 20 9L mehr an verdaulichen Sub stanzen und um 70 2L mehr an Eiweißstoffcn als ein Hektar Roggen. l Lumen, Sperl una Spiel ! SöiMeifisngeil deutscher Turner 1S2S. In alter Form. Aus der ganzen Linie sind im lausenden Jahr die bis herigen Rekorde überboten worden, beachtenswert ist dabei be sonders, daß namentlich auch kleinere Vereine ganz hervor ragende Resultate erzielt haben. Die letzten Höchstleistungen auf den verschiedenen Gebieten sind folgende: In den kurzen Laufstrecken war es Schüller (Neuß), . der zwei neue Höchstleistungen schuf, und zwar durchlief ei i 100 Meter in 10,6 Sekunden (bisher Houben 10,7 Sekunden) und 200 Meter in 22,1 Sekunden (bisher Schüller 22L Se- künden). 10,9 Sekunden für 100 Meter gebrauchte Bohn (Gräfenberg), während 11 Sekunden bereits sechs Tnrner er reichten. 22,5 Sekunden für 200 Meter ist die 9-ji von Dorsch (Reuß), 23 Sekunden von König (Braunsch ..g) und Nobel (Harvestehude). Die beste Zeit über 400 Meter er zielte Scholle (Kreuznach) mit 51 Sekunden. Ihm folgten als nächste König (Braunschweig) mit 51,3 Sekunden, Breunig (Dresden) und Schmidt (Neukölln) mit 52,2 Se kunden. An der Spitze der 800-Meter-Läufer steht mit 2:0Z Minuten Neumann (Berlin). Es folgten dann Scholle z (Kreuznach) mit 2:03,4 Minuten, Grelack (Berlin) 2:04,6 j Minuten, Richter (Leipzig) 2 :05 Minuten. Thiede (Berlin) t benötigte für 1000 Meter 2 :42,3 Minuten, Schmid (Hannover) « 2:46,8 Minuten. Die besten Leistungen für 1500 Meter sind ; Richter (Bremen) 4:09 Minuten; neue D. T.-Höchstleistune i (bisher Stieg 4:15 Minuten), Wilhelmi (Liebschwitz 4:13 f Minuten, Stang (Niedererlenbach) 4:17 Minuten und Wohl- ( fahrt (Neufang) 4 :19,3 Minuten. Für 3000 Meter gibt es i wieder eine neue D. T.-Höchstleistung. Bracht (Lichterfelde) j gebrauchte 9:23,2 Minuten (bisher Bräsecke 9:25 Minuten) i Thiede (Berlin) 9:23,4 Minuten. Die Durchschnittszeiten sü: j 5000 Meter haben sich gegen die Zeiten des Vorjahres be deutend verbessert. Bis jetzt haben 16 Turner die Strecke in weniger als 17 Minuten zurückgelegt. Als beste Zeit wurd« ausgezeichnet 15:50,5 Minuten von B r ä s e ck e - Petershagen, gleichzeitig neue Höchstleistung (bisher Walperl 16:03 M.). 16:00,8 M. erzielte Prinzler-Weniaenjena, 16:01,2 M. ge brauchte Krake-Apolda. Der 10000-Meter-Lauf ist in diese» Jahre weniger geübt worden. Die beste Zeit erreichte Datz- Finthen mit 35:31,1 M. Die alten Kämpen sind wieder bei dem 110-Mcter-Hürdenlauf zu finden. Anton-Berlin 16 Sekunden, Dahms-Osnabrück 16,5 Sek., Rüter-Hannover 16,7 Sek. und Seier-Berlin 16P Sek. In der viermal 100- r Meter-Staffe! erreichte der T. u. F. Kl. Ludwigshafen ) 44,5 Sek., der Osnabrücker TV. 44,6 Sek. und der Allg. Tv. Neuß 44,8 Sek. Auch in der zehnmal 100-Meter-Staffel konnte der T. u. F. Kl. Ludwigshafen die beste Zeit erzielen, indem er 1:53,2 M. benötigte. Die Mainzer vom Verein 1817 führen in der dreimal 1000-Meter-Staffcl mit 8:19,6 M. Dichtauf folgt der A. T. V. Berlin mit 8:20 M. In der olvmpischen Staffel konnte der Osnabrücker TV. mit 3:44,4 Minuten die beste Zeit erreichen. A. T. V. Berlin 3:45.6 M. .. Neuer Weltrekord. Wie aus Schweden gemeldet i vird, stellte die 4X1500-Meter-Staffel der Stockholmer Linnea" in Norrköping mit 16 :36,9 einen Weltrekord für s Vereinsmannschaften auf. .... Starke Beteiligung am Internationalen Flugwett- »ewcrb in München. Für den vom 12. bis 14. September Keses Jahres in München stattfindenden Internationalen §lugwettbewerb liegen bis zum Nennungsschluß, den I. August, beim Aeroklub von Deutschland Meldungen auf !2 Flugzeuge vor. Besonders zahlreich sind die Nennungen ür Dietrich- und Udetflugzeuge, die teils von den Her tellern selbst, teils von anderen Firmen für den Wett ewerb gemeldet wurden. Liebeszauber. Roman von Oswald Bergener« ) 14) ) (Nachdruck verboten.) Einmal, da sie bei dem Brockenschmied stand und in das brausende Feuer schaute, seufzte sie und sprach: „Ich sehe nur Tannen und Felsen und bin glücklich darin, weil dein Feuer meine Seele durchglüht. Aber ich möchte wohl einmal von deinem Feuer aus weit hinaufsehen zum freien Blocksberg." Von dem Tage an fchlug er von morgens bis abends gewaltige Fichten an der Bergwand aufwärts, jenseits des Flusses, daß sie stürzten wie Riesen der Urwelt. Und als er viele Tage an diesem Werke seine Eisenkraft er probt hatte, war eine breite Waldscheite entstanden den Berg hinauf, und jenseits, in einsamer, ferner Höhe, stand sichtbar und frei im Abendsonnenbrand der Brocken. Nun stand sie oft in der Tür der Schmiede mit ihrem Knäblein auf dem Arm und küßte es und fchaute mit glän zenden Augen zur schimmernden blauen Höhe hinauf. Und eines Tages wandte sie sich zu ihm, als er den stöhnenden Blasebalg mit starker Faust in Bewegung setzte, daß das Feuer mit tiefem Brausen aus den Kohlen zün gelte, und sprach: „Mein Silberschimmel hat wohl das Rennen ganz verlernt. Hörst du ihn scharren und schnau- Hen? Ich glaube, daß er verlangt, über Berg und Tal zu istürmen." »Ich schmiede ihm vier Hufeisen," aniwortete er. „Da mit mag er um den Erdkreis rennen, bis es ihn wieder zur stillen Brockenschmiede treibt." Und begab sich sogleich an das Werk. Am andern Morgen aber führte sie das königliche Tier am Halfter vor das Schmiedetor. Als es die grüne Wald freiheit witterte, wieherte ^es feurig in das tiefe Tal, schlug mit Heu klingenden Huseisen den Felsen und bäumte sich in schnaubender Sturmkraft. 7 Sie aber klopfte ihn schmeichelnd und sprach mit ihm, Und Äs er fromm und gehorsam mit dem Kopfe nickte und in die Stange biß, da ergriff sie ein brennendes, wildes Verlangen. Mit einem kühnen Sprunge flog sie in den Sattel. Kaum daß der silberweiße Renner die leichte königliche Last verspürte, stieg er steil auf in die Höhe und streckte sich hoch und flog leicht und schnell wie eine Schneewolke im Sturm den Weg hinüber, über den Balkensteg und das donnernde Waldwasser im Felsenbett und hinein in den steilen, hohen, feierlichen Fichtenwald. „Gertrude!" Dröhnend klang des Schmiedes Stimme ihr nach und weckte Echo über Echo an den beiden Waldwänden. „Gertrude — Gertrude!" scholl es herüber und hin über, raunte bestürzt und immer versteckter, und starb er schrocken im dunklen, schweigenden Forst. Weit, weit oben glitt über grauem Fels un schwärz lich grüner Lehne eine leichte Reitergestalt vorüber, steil auf zum fernen, ragenden Brockengipfel, erschien wie eine ferne Traumgestalt von Walhalla und verschwand im ewigen Geheimnis der Brockenwälder. Da sprach der Schmied in tiefem, zornigem Schmerz: „War das Schmiedefeuer der Zauber, der dich band, fo will ich sehen, daß es dich aus den Wolken wieder herab holt an meinen schwarzen, heimlichen Herd." So nahm er Holzkohlen aus seinem Schuppen, soviel er nur zu tragen vermochte, zwei gewaltige Säcke, und füllte das glühende Feuer von seinem Schmiedeherd in einen tragbaren Rost. Das Knäblein kußie..und herzie er: „Und riit sie über die Wolken zu Wotan hinauf, sie müßte doch allewiglich hier unten bei uns bleiben auf unserer grünen Erde, in unserem schallenden Schmiedehammerliede, in unserer heimlichen Äbendsebnsücht nach ihrem goldenen Haar." Ließ das Knäblein bei der sieinalten Muhme und stieg in die schauervollen Brockenitzälder hinauf und wurde nie mehr gesehen. — , Seit jener Zeit brennt allabendlich, wenn die Sonne untersintt, fern oben aus der Geisterhöhe des Brocken- gipsels wildes herrliches Schmiedefeuer, als wenn die Sonne es entzündet hätte. Es leuchtet über die rotglühen den Berge und die blauschwarzen Täler weit und immer weiter hinaus in das Land, in die goldene Ebene, bis an den blitzenden Strom und das blaudämmernde ferne Meer. Es atmet im dumpfen Brausen des Sturmwindes gleich dem heißen Atem einer Menschenbrust. Es lodert wie in ungeheuren Flammen sich verzehrendes Harz. Es ist das Feuer der Sehnsucht. Das glüht durch alle Länder und glüht durch alle Zeiten, durch hundert und tausend Jähre. Immer, wenn der Abend sinkt, vergeht es in Trauer. Wenn die Nacht sich zu den Sternen erhebt, klagt und seufzt es unsichtbar im unendlichen Raunen der Berg- winde. Wenn aus dem neuen Tage wieder der Abend flammt, schickt es sein Sonnenfeuer bis zum letzten lodern den Glanz von neuem in die Ferne, rufend nach dem Glück, das einst auf Erden war und lieblich am Feuer saß und auf des Schmiedes Götterhufen für immer gen Wal halla floh. Tief unten aber im Tannengehclmnls harrt des Brockenschmiedes und der Königstochter blutjunger Erbe am erkalteten Herd, daß der Tag komme, an dem er mit eigenen starken Händen das Schmiedefeuer entzünde zum klingenden Sommerliede seiner Zukunft. < ... Wolfram Brockenschmied schwieg und schaute mit heißem, gespanntem Blick ins Unsichtbare, als sehe er noÄ immer in glühender Abendsonne das Sonnenfeuer auf dem dämmernden Gipfel des Brockens. Doktor Schütze hielt den Kopf in die Hand gestützt und blickte mit einem stillen Lächeln im eifenfarbenen Bart aus seinen jungen Gast. Dann erhob er sich schweigend. Und als Wolfram, aus feinem Traum erwachend, bescheiden aufstand, legte ihm der große hagere Mann die Hand ans die Schulter. -- (Fortsetzung folgt.)