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MMUAgeM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Ml-Lruffer Tagebian' erscheint täglich nachm. s Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis : Bei Abholung in der «eichäflsflelle und drn Ausgabestellen r Md. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,so Md., bei Postb-stellung r Md. zuzüglich Abtrag» . gebühr. Einzelnummern tSPsg. AUePostaustalien Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeaend PostbotenundunscrcAus. träger und Defchaflsstellen — ! u 2—2 nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung der Bezugspreises. — Rücksendung eingejandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegi. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile ro Goldpfennig, die 4 gespaltene geile der amtlichen Bekanntmachungen 4l>Gold- Pfennig, dir 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile ISO Woldpfennig. Rachweisungsgebühr 20 Goldpfennig. Bor» geschriebene Erscheinung-- „ . , „ tage und Plahvorschristek werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Aülsdruff Nr. 6 berücksichtig». Anzeigen annahme bis vorm-IVUHr " Mr die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatianj pruch erlischt, wcnn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oderderAuftraggeberinKonkurs gerät. Anzeigen nehmen alleDermiltlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr. 167. — 84 Jahrgang Tc egr Adb .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Dienstag, den 21. Juli 1825 Die Räumung beginnt. Nun ist auch von der interalliierten Besetzungsbehörde, nämlich dem Oberbefehlshaber General Guillaumat, amt lich mitgeteilt worden, daß in nächster Zeit durch die fran zösische und belgische Negierung jene Gebiete auf der rechten Rheinseite geräumt w .. 'ollen, die seit dem 11. Ja nuar 1023 besetzt worden sind. Bi zum 26. Juli wird die gesamte belgische Bes-^ungszonc geräumt sein und die französische, soweit sie in der Provinz Westfalen liegt. Bis zum 31. Juli um Mil - ^och? wird dann der Rest geräumt sein. Tie französische ^yungsbehörde hat noch den Wunsch hinzugesügt, daß ei der Ruhrräumung alles vermieden werden solle, wo der Politik der Befriedung zuwiderlaufen könne. Auw llten Kundgebungen beim Abmarsch oder anläßlich des Abmarsches der Besatzungen truppen nicht stattsinden. Schwankend sind noch die Mitteilungen über das Schicksal der drei im Jahre 1921 besetzten Städte, nämlich Duisburg, Düsseldorf und Ruhrort. Die Räumung dieser Städte soll angeblich zwar von Belgien und Frankreich beschlossen sein, und zwar soll sie gleichfalls bis zum 31. Juli erfolgen, aber es wird im Pariser Auswärtigen Amt versichert, man müsse noch die Zustimmung Italiens und Englands haben, weil es sich bei der damaligen Be setzung um eine interalliierte Sanktion gehandelt habe. Sogar die französische Presse muß zugeben, daß Deutsch land ein Recht habe, die Räumung auch dieser drei Städte zu verlangen, weil der deutsche Außenminister Stresemann auf der Londoner Konferenz bei seiner Forderung, mit dem Ruhrgebiet müßten auch diese Städte geräumt werden, bei den alliierten Ministern aus eine schweigende Zustimmung gestoßen sei. Die Räumung hat übrigens schon begonnen: Recklinghausen ist geräumt, ebenso Gel- senkirckcu. ES ist also anscheinend eine sukzessive und leine gleichzeitige Räumung beabsichtigt. Bei der Ausführung der Räumung interessiert uns Deutsche nicht minder die Frage, was mit den Truppen geschieht, die bisher im Ruhrgebiet gestanden haben. Die deutsche Negierung gibt sich nach der Richtung einem ziem lich starken Optimismus hin, daß nämlich ein Abtransport der Truppen nicht in das altbesetzte Gebiet hinein, sondern direkt nach Frankreich erfolgen soll. Viel leicht mag es richtig sein, denn die Unterbringung der französischen und belgischen Trnppen im Bcsetzungsgebiei kostet die Besatzungsmächte jetzt bekanntlich schweres Geld; sie müssen die Kosten der Besetzung seit dem 1. Ok tober vergangenen Jahres selbst tragen. Und die mehr jährige Erfahrung hat gezeigt, daß die Kosten derartiger Besetzungen bedeutend höhere sind, als wenn die Truppen >m eigenen Lande liegen. Franzosen und Belgier sind bei uns keine Edelvalutaricr mehr, wie es während der In flationszeit der Fall war. So mag der Optimismus der deutschen Negierung nicht grundlos sein; aber wir haben es verlernt, uns auf die Bestimmungen des Versailler Vertrages zu berufen, wonach die Zahl der Be sa tz n n g s 1 r u p P e n nicht großer sein dürjc als die Zahl der früher dort garniso nic kenden deutschen Truppen. Frankreich hat sich ebensowenig an diese Bestimmungen gehalten wie Belgien »nd die anderen Besetzungsmächte. Gewiß wird die Freude unserer deutschen Volks genossen in dem Gebiet, das jetzt geräumt werden soll, b e - sonders groß sein, aber auch wir glauben nicht, daß es nach der Räumung zu großen Freudekundgebungen kommen wird, denn nur die Menschen gehen hinaus, die Truppen, die Mächte selbst, sic bleiben, und die Lasten, die sie uns auf den Nacken gelegt haben. Sind es doch gerade diese Lasten, unter denen das Ruhrgebiet jetzt besonders seufzt und die Zurückbleiben für eine unabsehbare Reihe oon Jahren, Lasten, die nun auch das Ruhrgebiet hinein- >cnd hinuntergedrttckt haben in eine schwere Wirt schaftskrise. Vernichtete Werte, stillgelgte Kohlen gruben, erkaltete Hochöfen, das läßt die ausziehende Truppe zurück, das alles zertrat der Fuß des Eroberers »ach dem 11. Januar 1923. Zweieinhalb Jahre hindurch war sein Tun Vernichtung; nicht mehr öffentlich, nicht mehr in aller Brutalität, sondern heimlich, durch sein Dasein schon. Doch das Schlimmste, was er nicht nur dem Deut schen, sondern der weiß-,' Nasse gegenüber sündigte, war die Verwendung von farbigen Truppen auch im neube setzten Gebiet. Diese Kulturschmach kann l<Ane späte Nach giebigkeit wettmachen. Freilich, man braucht sie jetzt in Marokko, wo man Marokkaner gegen Marokkaner hetzt. Die Räumung ist kein Gnadenbeweis, ist keine Nach giebigkeit, sondern wir betrachten sie nur als die W i e d e r herstcllnng gebrochenen Rechts und denken nicht etwa daran, dankbar dafür zu sein. Noch ist das Recht gebrochen, das für den 10. Januar dieses Jahres auch die Räumung der nördlichen Rheinzone vorsah. Niemand senkt daran, in Frankreich oder in England, auch hier das Recht wiederherzustellen. Man setzt einen ganz willkür lichen Termin hierfür, die Erfüllung derEnt- waffnungsfordernngen. Aber: Poincar« hat einen Willen, die an der Ruhr ausgepflanzte Fahne dort br alle Zukunft wehen zu lassen, nicht in Erfüllung gehen i^en; aber erfüllt worden ist sein anderer Wunsch, da^ w'tschaftlich und finanziell Deutschland arbeiten soll für »wanderen Völker. Das bleibt trotz aller Räumung. Die deutsche Antwort in Paris. Montag Uederreichung — Mittwoch Veröffentlichung. Die Schlutzredaktion der Antwort auf die Note der französischen Regierung vom 16. Juni betreffend den Ab- schlusr eines Sichcrheitspaktes ist, wie halbamtlich mitgeteilt wird, in einer Ministerbesprcchung, die Sonnabend in der Reichskanzlei stattfand, erfolgt. Der endgültige Wortlaut der Note ist in dieser Sitzung einstimmig beschlossen worden. Die Note wird, wie wir erfahren, voraussichtlich am Montag in Paris übergeben und am Mittwoch früh veröffentlicht werden. Ser Inhalt der Äote. Aus gut unterrichteten politischen Kreisen wird be kannt, daß die Note sich einleitend für Fortsetzung der Verhandlungen aussprechen wird. Alsdann wird sie auf den in der Note Briands angedeuteten Vor schlag des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund ein gehen und betonen, daß Deutschland im Prinzip bereit ist. dem Völkerbund beizutreten, in der bestimmten Erwartung jedoch, daß bis dahin das Ääumungsproblem einschließlich der Kölner Zone in einem für Deutschland befriedigenden Sinne gelöst wtrd. Die Note wird dann den Wunsch aussprechen, die Alliierten mögen Deutschland in bezug auf Artikel 16 der Völker bundssatzungen entgegenkommen, der bekanntlich das französische Durchmarschrecht betrisst und für Deutschland nach wie vor unan.^mbar bleibt. Alsdann wird die Note um weitere Aufklärungen bitten über das von Briand vorgeschlagene Novum der Eingliederung der abzuschließendcn Schiedsvcrtrüge in den Sicherheitspakt. Bekanntlich hatte Briand durch diesen Vorschlag beab sichtigt, Frankreich sowie auch den anderen Vertragsstaaten das Recht zuzugestehen, im Falle eines deutsch-polnischen Konfliktes als Garant aufzutreten. Dieser unmögliche Vor tag hat bei allen politischen Parteien, von den ^eutschnationalen bis zu den Sozialdemokraten, die schärfste Ablehnung erfahren. Zum Schluß wird die Note betonen, daß der deutschen Negierung sehr viel an einer beschleunigten Lösung der Fragen liegt, und ihr eine baldige Aussprache sehr erwünscht sei. >zn maßgebenden Regierungskreisen erwartet man, und zwar anscheinend auf Grund besonderer diplomatischer Informationen, die baldige Einberufung einer internatio nalen Konferenz. Deutschland, so wird erklärt, wird alles tun, was in seiner Macht steht, um diese Konferenz zu be schleunigen. Was den Standpunkt der deutschen Negierung zur Luftfahrtnotc anbetrifft, so ist dieser kurz dahin zu skizzieren, daß die Note zwar kein neues Diktat darstellt, wohl aber tief» greifende Einschränkungen vorsieht, die im Versailler Ver- trage keine Grundlage haben. Eine Beantwortung dieser Note wird vorerst nickt in Fraae kommen. Polen will Marokko retten Berlin, 20. Juli. Der „Montagmorgen" meldet aus Paris: Die polnische Regierung hätte das französische Kriegs- ministerium verständigt, daß sie eine Division polnischer Sol daten an die Front nach Marokko der französischen Armee zur Hilfe senden will. Tschechisch-polnische Spannung. Eigener FernIprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes-, Warschau, 20. Juli. In den polnisch-tschechischen Be ziehungen ist eine Spannung eingetreten. Der polnisch-tschechische Handelsvertrag ist nicht ratifiziert worden, weil die Tschecho slowakei den Transit polnischer Kohlen durch tschechisches Ter ritorium nicht gestattet. Als Gegenmaßnahme gegen die nicht erfolgte Ratifizierung des Handelsvertrages hat die Tschecho slowakei den Transit polnischer Flugzeuge, die zwischen War schau und Wien verkehren, verboten. Die polnische Presse bringt am Sonntag außerordentlich scharfe Artikel. Militärischer Aufstand in Lissabon. Eigener Fern'prechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 20. Juli. Nach einer Havasmeldung aus Lissa bon haben am Sonntag srüh ausständische Ossiziere, denen es ge lungen war, aus der Festung Sao Julias zu entweichen, mit Unterstützung des Kreuzers „Vasco da Gama" eine Uebcrrum- pelung der Regierungsgebäude versucht. Die Regierung ergriss alle Sicherheitsmaßnahmen und es gelang ihr, die Führer der Aufständischen Bapticha und vier Offiziere gefangen zu nehmen. Man rechnet sicher damit, daß sich auch der Kreuzer „Vasco da Gama" ergeben wird. Das Parlamentsgebäudc wir- von star ken Turppenabteilungen überwacht. ^sz- F VOlnslske" keinen Icircften keuLL ü t 5? e r Köln »VssUen KVÄbes? §5- Z7SN^L5§/T/.' TM kssen o / o l, Was wird aas denSanklMSWSen? ! Die Räumung des Ruhrgebiets wird, wie General Guillaumat dem Regierungspräsidnten von Düsseldorf nunmehr amtlich mitteilte, jctzr erfolgen, und zwar soll das belgische Bcsetzungsgebiet am 2V. Juli, das französische Bcsetzungsgcbict am 31. Juli geräumt sein. Die vvm M» ^stemsctzLicl Micken . Foss/« ^07 o >0 „^cmps" gebrachte Meldung, vap vw Räumung der drei Städte Duisburg, Düsseldorf und Ruhrort offiziell be schlossen worden fei, wird jetzt dahingehend richtiggestcllt, dass eine formelle Entscheidung zwar noch nicht gefallen sei, das? aber die französische und belgische Regierung über- eingelommen seien, de« übrigen alliierten Kabinetten diese Räumung vorzuschlagen. An der Zustimmung Italiens «nd Englands ist nicht einen Augenblick zu zweifeln. Die amtlichen Kreisen nahestehende „Deutsche diplo matisch-politische Korrefpondenz" schreibt, die Havas Meldung, worin die Mitteilung von der Räumung der drei Städte Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort gleichzeitig mit dem Ruhrgebiet als verfrüht bezeichnet wurde, bestätige doch gleichzeitig, daß wenigstens zwischen Frankreich und Belgien eine Einigung bereits erfolgt fei, während die Ver handlungen mit den übrigen interalliierten Mächten noch andanerten. Da Äußerungen des belgischen Außen ministers Vandcrvelde vorliegen, wonach Belgien die Räu mung dieser drei Städte vor dem 16. August als gegeben ansieht, läßt sich aus dieser halbamtlichen Erklärung der Schluß ziehen, daß auch Frankreich diesen Standpunkt teilt; es kommt also nur noch die Entscheidung Englands und Italiens in Frage, obwohl letzteres sich an der Besetzungs aktion im Zusammenhang mit dem Londoner Ultimatum nicht beteiligt hatte. Für den englischen Standpunkt ist eine Festlegung mit dem Schreiben vom 19 August 1924, das der damalige Premierminister Macdonald an Reichs kanzler Marx gerichtet hat, bereits gegeben, denn Mac donald schrieb damals, „daß nach Ansicht der britischen Negierung die Gründe, die ihr seinerzeit die Besetzung jener Städte zu rechtfertigen schienen, längst fortgefailen sind. Sie tritt deshalb für eine sofortige Räumung ein und benachrichtigt hiervon den französischen und den bel giscn Ministerpräsidenten". Es kann nach diesen Fest stellungen also säst als sicher angesehen werden, daß die Räumung der sogenannten Sanktionsstädte nunmehr auch bald erfolgen wird. * „Feierliche Versprechungen". Selbst die französische Presse weist daranf hin, daß bereits gelegentlich der Londoner Koufcrcnz Reichs- Minister Stresemann die gleichzeitige Räumung de, Sanktionsstädte zusammen mit der Räumung des Ruhr' gebictes verlangt habe. Damals hätten die alliierten Mi nister durch ihr Schweigen ihre Zustimmung zu erkennen gegeben. Andererseits hätten aber auch gewisse alliierte Minister tr. B. Macdonalds vertönlick Lrktärunaen ab