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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Das »Wilsdruffer Taeebsau- erscheint täglich nachm. 5 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und der. Ausgabestellen 2 Md. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Md., bei Postdestellung 2 Md. zuzüglich Abtrag- , gebühr. Einzelnummern ISPfg. AllePoslansratten Wochenblatt für Milsdvttsf n. Umgegend PostbotenundunfereAns- trager und Geschäftsstellen . nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — RÜcksenoung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltcneNaumzeile 20 Eoldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 46 Gold- Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. 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Die hundertste Sitzung des Reichstages bedeutet den Abschluß der außenpolitischen Debatte nicht bloß durch die A n n a h m e e i n e s B i l l i g u n g s a n t r a g e s der Re gierungsparteien, in dem gesagt wird, daß der Reichstag die Antwortnote und die darin zum Ausdruck kommende Politische Stellungnahme der Neichsregiernng billige, sondern auch dadurch, daß das politische Zusammenspiel zwischen der Neichsregiernng und den Regierungsparteien in einer für deutsche parlamentarische Verhältnisse ganz ungewohnt glücklichen Form vor sich ging. Der Reichs kanzler D r. Luther hatte das Schlußwort, nicht der Ressortminister Dr. Stresemann. Auch das war gut und wirkungsvoll arrangiert, weil des Deutschen Reiches Kanzler nicht bloß kurz und glatt noch einmal die Richt linien der deutsechn Außenpolitik hinsichtlich des Sicher heitspaktes darlegte, sondern vor allem wichtige Er gänzungen sowohl zur Note wie zur Rede des Außen minister brachte, Ergänzungen, für die die Redner der Re gierungsparteien die Stichworte ausgegeben hatten. Na türlich läßt sich der Kanzler für das weitere taktische Ver halten der deutschen Regierung nicht festlegen und kann es auch gar nicht; der Reichstag erklärte sich mit dieser Frei heit weiterer Entschließungen durch dis für das Ver trauensvotum gewählte Form einverstanden. Noch schärfer, als es Dr. Stresemann getan hatte, stellte er dann die Not- * Wendigkeit der Schasfung einer dauerhaften Grundlage für den europäischen Frieden heraus. Und fing dann den Ball aus, den ihm am Tage zuvor der deutschnationale Redner zügeworfen hatte: die Gedanken der Sicherung sind auch auf Deutschlands Grenzen anzuwenden; nur eine allgemeine Ordnung der Tinge könne einen wirklichen Frieden herbeiführen und dieser wirkliche Friede Habs zur Grundlage Gleich berechtigung und Gegenseitigkeit aller be teiligten Völker, vor allem also Deutschlands. Zu diesen beiden Voraussetzungen, unter denen wir die Politik des Sicherheitspaktes nur mitmachen können, gesellt sich als vritte das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Da ries der ganze Reichstag Beifall. Wiederum bezieht sich der Kanzler auf das September memorandum, in dem wir unsere schweren Bedenken gegen unseren Eintritt in den Völkerbund darlegten. Das Memorandum und die Bedenken gelten auch noch heute und können nur durch eine den wirklichen Verhältnissen entsprechende Anwendung des Artikels 16 der Völkerbund- fatzung beseitigt werden. Deutschland will nicht Auf marschgelände und O p e r a t i o n s b a s i s sür diejenigen militärischen Auseinandersetzungen werden, die aus dem allgemeinen Rüstungswettbewerb trotz oder innerhalb des Völkerbundversahrens entstehen können. Waren das alles nur Unterstreichungen, abschließende Ausführungen, so gab dann der Kanzler noch Ergän- ; jungen zur Note ab. Zunächst stellte er fest, daß die end gültige Regelung des Sicherheitspaktes für uns erst mög- - tich ist, wenn bis dahin auch alle mit der Entwaffnung zu- s sammenhängendew Fragen, besonders auch die Räumung r der nördlichen Rheinlandzone, erledigt sind. Also erst » oen Beweis, daß man auch uns gegenüber das Recht der Verträge wahren will, und dann Sicherheitspakt. Dann beantwortete er eine weitere Frage der Rechten durch di? Erklärung, daß das sogenannte Investigations- Protokoll, also jener Genfer Beschluß, in dem die Art der über uns zu verhängenden Entwaffnungskontrolle durch den Völkerbund schnurstracks dem Grundgedanken eines auf Gleichberechtigung aufgebauten Sicherheits paktes widerspreche. Und schließlich gibt es für uns nach oen Worten des Kanzlers noch eine vierte Voraussetzung, ohne deren vorherige Erfüllung an eine endgültige Rege lung der Frage des Sicherheitspaktes gar nicht gedacht werden kann: die Rückwirkung eines solchen Paktes auf die Fragen der Besetzung muß gesichert sein. Das heißt nichts anderes, alsdenGeistdesVersaillerVer- trages überwinden, der nur militärischen Zwang, Sanktionen, Garantien durch Besetzung ganzer deutscher Landstriche kennt. So sind durch die deutsche Note, durch die Reden des Reichskanzlers und des Außenministers die Richtlinien der veutschen Außenpolitik, die Ziele die wir mit unserem Fe bruarmemorandum aufstellten, schärfer und klarer dar gelegt worden, und die Billigung der deutschen Volksver tretung reicht weit über die Parteien hinaus, die für die Regierung stimmen. Denn auch die Sozialdemokraten. Vie die Billigungsformel ablehnten, billigen ja doch die Außenpolitik des Kabinetts; aus formal-parlamentarischen Gründen wollten sie ihm ihr Vertrauen nicht zum Ausdruck bringen. Darum, weil der ernsthafte Wille fast des ganzen Deutschen Reiches hinter dem Wollen des Kabinetts steht, hat das Ausland dieses Wollen auch als ernsthaft zu be trachten. Weit, fast übermenschlich weit sind wir den Alliierten entgegengekommen; den Verhältnissen der Wirk lichkeit Rechnung tragend, haben wir ihnen die leider jetzt ia wehrlose Hand entgegengestreckt. Nun mag die Gegen seite den Panzerhandschuh abstreifen. Grubenunglück in Amerika Neuyvrk, 25. Iuti. Bei einem Grubenunglück im Staate Illinois wurden zwanzig Grubenarbeiter verschüttet. Es gelang, zehn Bergarbeiter zu retten. Aber die weitere diplomatische Behandlung der Sicher- heitsfrage verlautet in Londoner gutunterrichteten Kreisen, daß nach einer Erörterung der Note im englischen Kabinett zuerst ein Meinungsaustausch zwischen Paris, London und Brüssel erfolgen wird. Dieser Meinungsaustausch wird sich nicht nur auf den Inhalt der deutschen Note und etwaiger Bemerkungen dazu, die von englischer, französi scher oder belgischer Seite gemacht werden, erstrecken, son dern soll sich auch mit der Frage beschäftigen, in welcher Form dis weiteren Verhandlungen mit Deutschland geführt werden sollen. Aber die ÄMmedMg zNWm LhamSerlM und dsm frimZöMen VoWOer, die etwa eins Stunde dauerte und in deren Verlauf der französische Botschafter den; englischen Außenminister die Ansichten Briands über die deutsche Note zur Sicherheits frage mittcilte, meldet „Daily Telegraph", daß Chamber lain dis Stelle der deutschen Note, die sich auf eine mögliche Änderung des Regimes der Rheinlandbe setzung bezieht, als unbedeutend und als in erster Linie für den deutschen inneren Gebrauch bestimmt abgetan habe. Er Habs auch der Ansicht zugeneigt, daß das deutsche Er suchen um eine zeitweilige Befreiung von gewissen Be stimmungen des Art. xvi der Völkerbundsatzung dem Bund selbst zur Entscheidung überlassen werden könne. Briand lege jedoch anscheinend Nachdruck daraus, daß Deutschland keine derartige Befreiung gestattet und ihm nicht erlaubt werde, diesen Artikel für die Forderung nach einer sofortigen Rüstungsverminderung zu benutzen. Briand betonte auch, daß die gesamte Frage möglicher Sanktimren wegen irgendeines RcparationsverzugeS seitens Deutschlands durch das im Londoner Vertrag vor gesehene Schiedsverfahren geregelt worden fei. Im Proto koll habe sich Frankreich jedoch das Recht zu bestimmten Sanktionen Vorbehalten. Es heiße auch, daß Briand Einwände gegen das ge mischte System von Schieds- und Ausgleich- Verträgen, für das Deutschland eintrete, erhebe. Frankreich halte sein Recht ausrecht, als einziger Garant und Schiedsrichter der deutsch-polnischen und dentsch- tfchechoswwakischen Streitigkeiten zu handeln, falls Kon flikte in diesen Gegenden entstehen sollten. Die Franzosen schienen eine vielleicht undeutliche Stelle in Chamberlains WanZm öis prsise steigen. Eine Unterredung mit dem Neichswirtschaftsminister. Rcichswirtschaftsminisier Dr. Neuhaus entwickelte in einer Unterredung, die er dem Vertreter eines Chem nitzer Blattes gewährte, Gedanken über dieZusammc n. hänge zwischen der Passivität der deut- schenHandelsbilanz, dem Zufluß fremder Kredit gelder und der Teuerun g. Der Minister führte unter anderem aus: „Die furchtbare Kapiialnot und der durch das Ver trauen auf die deutsche Währung und Wirtschaft ausgelöste Zustrom von Auslandskapital sind die beiden Momente, die die Passivität unserer Handelsbilanz herbeiführten. Ausländisches Kapital ist für unsere innere Wirtschaft im Endergebnis nur durch Einfuhr von Waren nutzbar zu machen. Man kann nicht auf der einen Seite Aus landskredite erstreben und aus der anderen Seite die Passi vität der Handelsbilanz verwerfen. Unsere deutschen Unternehmen haben entweder Auslandguthaben aus dem Auslande zurückgezogen oder Auslandskredite erhalten, um die notwendigen Betriebsmittel für die Fortführung oder Umstellung ihrer Werke zu erhalten. Gebrauchten sie diese Betriebskredite zur Zahlung der Löhne, so mußten sie sich inländische Zahlungsmittel durch Verkauf ihrer Devisen an die Reichsbank oder an Importeure erwerben. Die Reichsbank brauchte diese Devisen jedoch nicht in vollem Umsange sofort wieder an Importeure weiter zugeben; sie behielt sie in vielen Fällen als Währungs reserve zurück. Hierdurch wurde die innere Kaufkraft er höht, ohne daß zunächst der Zustrom von Auslandswaren die Mehrnachfrage im Innern ausgeglichen hätte. Die FolgewareinSteigenderPreise auf den ver schiedensten Warengebieten, besonders bei Fertigwarsn- gruppen." Der Minister sagte zusammenfassend: „Die Tatsache >cr Hereinnahme des Anslandskapitals ist bei unserer ftoßen Notlage an sich nicht zu verurteilen, wenndiese Kapitalien, richtig verwandt, die deutsche Wirtschaft l e i st u n g s f ä h i g e r machen und den ^roduMonsgrad technisch wie organisatorisch erhöhen, die Hereinnahme von Kapital legt unserer Wirtschaft eure gewaltige Verantwortung aus. Sie setzt eine zwcüent- prechende Verwendung unserer vorhandenen eigenen Kapitalien voraus. So wie wir in Deutschland unser Kapital in den letzten Monaten teilweise angelegt haben, -arf es auf die Dauer nicht weitergehr n." C-cyrelven an Bttano vom 8. Funi in Genf falsch ge lesen zu haben, die ans jeden Fall nicht so ausgelcgt werden dürfe, als ob sie Teil 6 der französischen Note um stoße, wo die Autorität des Völkerbundes zur Behandlung s aller Streitfragen durch eine völlig klare Formulierung f anfrechterhalten werde. « Starke EKtLäAschureg in Landos über d'e französische Aufnahme Ler deutschen Note Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdrufser Tageblattes". Lvndvn, 25. Juli. Der französische Standpunkt, wie er z in der Pariser Presse sowie in den Mitteilungen an den eng- f tischen Außenminister in Beurteilung der deutschen Note zum Ausdruck kommt, hat in politischen Kreisen Londons stark ent- ; tauscht. Man weist darauf hin, daß man auf diesem Wege nur schwer zu einer Einigung kommen könne. Die gegenwärtige Stellungnahme der französischen Regierung bedeute nichts an deres als eine neue Formulierung des schon in der Note vorn 16. Juni vertretenen Standpunktes. In England erwartet man im allgemeinen keine schnelle Entwicklung der Dinge, zumal die Krise im Kohlenbergbau die Aufmerksamkeit des englischen Ka binetts sehr stark in Anspruch nimmt. Auch in der englischen Zeitschriflemvsrt hat die deutsche Antwortnote einen ausgezeich neten Eindruck gemacht. Die „News Statesman" schreibt, daß Dr. Stresemann entweder ein viel feinsinnigerer Mann sein müsse als alle seine Vorgänger in vergangenen Jahren, oder er sei viel besser beraten. Di§ Türkei ZmD die ARfchLutzfrage. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdrufser Tageblattes". Konstantinopel, 25. Juli. Die Zeitung „Republik" nimmt zur österreichisch-deutschen Anschlußfrage in ihrem Leit artikel Stellung und macht den alliierten Gegnern des Anschlus ses schwere Vorwürfe. Deutschland und Oesterreich gehörten zu sammen. Oesterreich sei heute gewaltsam verstümmelt. Der An schluß, so erklärt das Blatt, ist eine natürliche geschichtliche Ent wicklung. Die Völker täten gut, diese Ansicht anzuerkennen. Mäßigung und Vernunft seien dringend zu empfehlen. Auch wenn ein Anschlußgedanke nicht wäre, so müsse er notwendig entstehen. Die Anschiuhgegner bewiesen immer wieder, in welch sHwierige Lage Europa durch eine falsche Strömung kommen könne. Am Schlüsse seiner Ausführungen äußerte sich dcr Minister über den augenblicklichen Rückgang der Arbeits- »oscnzahl. RksM MM-/ Msor- LmdHeiKehranhs Vernichtung ungeheurer Waldbestände. Bei Hannover brennt Wald, Heide und Moor seit ungefähr fünf Tagen. Im Bissendorfer Moor begann's. Unter dem trockenen Wollgras geriet der Torf in Brand. Glimmte und schwelte und fraß und fraß. Dann züngelten rote Flammen auf und flohen hinüber in den Hochwald von Ohlenbostel, hüpften durch das dichte Unterholz und schossen dann blitzend empor an den Fichten. Von vier ist es nicht weit in die „Große Heids", und schon waren die einsamen Dörfer umzingelt. Ohlenbostel mit seinen steilen niedersächsischen Dächern und breiten Scheunen und das größere Resse schwebten in Gefahr. Das Fener hat die Chaussee Scherenbostel-Rcsse übersprungen und den Hochwald, der im Süden liegt, er griffen. Einen zweiten Brandherd bildet das Helseloser Moor, von dem aus der Brand gegen Westen in den Ncn- städter Kreis fortschreitet. Auch im Norden von Osnabrück steht Heide und Moor in Flammen, dort hat das Feuer zwischen Hnnts- burg undBörten eine gewaltige Ausdehnung angenommen und wütet noch mit unverminderter Kraft fort. Auf dem im Norden der Linie Hunteburg—Damme im Süden der Linie Penne—Kalinese—Börten gelegenen durchschnittlich 10 Kilometer breiten Moor setzt sich der Brand in südwest licher Richtung sort. Übersichtskarte der Riesenbrände bei Osnabrück, Nienburg und Rathenow.