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AilsaruNer Tageblatt r Slatl Nr. Ibs — Sonnabrna Srn 18. Iu» lyrs Sommernacht Es 'war, als hält' der Himmel Die Trde still geküßt, Das; sie im Mütenschimmer Von ihm nur träumen müßt. Die Luft ging durch die Felder, Die Aehren wogten sacht, Es rauschten leis die Wälder, So sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus, Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus. Jos. v. Eichendorfs. Deutscher Reichstag 08. Berlin, 16. Juli. (96. Sitzung.) Im Reichstag ist das Hypothekemmfwertungsgcsetz in dritter Lesung mit 230 Stimmen der Regierungsparteien "-egen 197 Stimmen der Dcmolratcn, Sozialdemokraten, Kvm- müntsteu und Völkischen angenommen worden. Ein völkischer Antrag auf Aussetzung der Verkündung des Gesetzes um zwei Monaie sand die verfassungsmäßige Zustimmung eines Drittels des Reichstages. Darauf wurde aber aus Antrag der Rcgic- l rnugSparteien daS Gesetz für dringlich erklärt, so daß nunmehr tLer Reichspräsident von Hindenburg binnen eines Monats zu 1) entscheiden hat, ob er das Gesetz verkünden oder zum Volks- L entscheid bringen will. Das Haus erledigte dann zunächst die rückständigen Ab- «Mmmungen zur zweiten Lesung des Entwurfs zur Errichtung der Deutschen Rcntcnbankkrcditanstalt. Unter Ablehnung kommunistischer und sozialistischer Abändc- nmgsanträge wurde die Vorlage auch gleich in dritter Lesung gegen Sozialdemokraten und Kommunisten ange nommen. Es folgte die dritte Beratung des Gesetzentwurfs über die Ablösung öffentlicher Anleihen. In der allgemeinen Aussprache wurde von keiner Seite des Hauses das Wort gewünscht. Für die Einzelbcratung hatten rie Kommunisten und der Abg. Dr. Best (Völk.) Abänderungs anträge cingebracht. Alle diese Abänderungsattträge wurden jedoch mit den Stimmen der Kompromißpartcien abgelehnt. Vor der Schlußabstimmung, die namentlich vorgenommen werden soll, erklärten die Abgeordneten Dr. Keil (Soz.), von Richthoscn (Dem.), Seiffert (Völl.) und Dr. Korsch (Komm.), daß ihre Parteien aus denselben Gründen wie beim Hypo- thekenaufwertungsgesetz auch gegen diese Vorlage stimmen würden. Die namentliche Schlußabstimmung wurde mit Rück sicht auf den kommunistischen Parteitag bis 6 Uhr nachmittags ausgesetzt. Annahme fand dann ein Antrag Dr. Wunderlich (D. Vp.), der bestimmt, daß das Anleihenablösungsgcsetz zu gleich mit dem Hvpothekenauswertungsgesetz verkündet werden soll. Präsident Löbe nannte in diesem Zusammenhang den I/16. Juli. Das Haus trat dann in die zweite Beratung des Gesetzentwurfs über den Ausbau der Angestelltenversichcrung s ^in. Die Vorlage sieht eine Steigerung der Leistungen vom > 1. Juli 192o und eine Beitragserhöhung vom 1. September 1925 vor. Abg. Aufhäuser (Soz.) wandle sich gegen die Höh» der neuen Beiträge, bi« für die Angestellten untragbar seien. Es sei erforderlich, die Versichcrungsgrenze von 6000 aus mindestens 8100 Mark zu erhöhen. Der Redner setzte sich dann noch für daZ obligatorische Heilverfahren ein. Abg. Schneider-Berlin (Dem.) führte aus, daß die Renten auch jetzt noch als dürftig zu bezeichnen seien, betonte aber, daß eine höhere Rentenzahlung auch höhere Beiträge voraus- sctze. Ter Redner unterstützte dann eine Heraussetzung der Versichcrungsgrenze auf 7200 Mark und wünschte, daß die An gestellten im Heilverfahren zu einem Rechtsanspruch kommen müßten. - Abg. Thiel (D. Vp.) gab namens der Kompromißparteien ! cine Erklärung ab, in der es u. a. heißt: Die Sozialdemokraten treten nur aus politischen Gründen sür die Angestellten ein, sic wollen die Angestellten mit den Arbeitern zu einer Majoritä- zusammenschließen und mit dieser iHre staatspolitischcn Wünsche zum Ziele sübren. Die Kompromißparteien hielten > an der paritätischen Beitragsleistung fest, weil das die Vo. aussetzung sei sür einc paritätische Verwaltung der Versieb rung. Die Vorlage bn :ge eine Auswertung der bisherigen 1'8 Leistungen, die säst an die ""Rriegsgrenze heranreicht. '/Hl Abg. Stöhr (Völk.) tra, falls sür die Vorlage ein. / schloß sich aber der Ausfassung der Linken an, daß die Pc. sicherungsgrenze erhöht und das Heilverfahren obligatorisch gemacht werden soll. Abg. Korsch (Komm.) verlangt Einbeziehung der Angc- stelltenversicheiung in die allgemeine Versicherung, es mich e eine feste Phalanx aller Arbeitnehmer hergestcllt weroen; dn gegenwärtige Gesetz sei abzulehncn, da die Jitteresten der An gestellten in keiner Weise gewahrt sind. Das AuslandsdeuWum als KylturMr. Von Dr. Walter Rochlitz. Vor dem Weltkriege hatte der Durchschnittsdeutschc herzlich wenig Verständnis für das Deutschtum im Aus lande. Erst der Krieg mit seinem unglücklichen Ausgang hat uns die Augen geöffnet über die politische und kul turelle Bedeutung der Volksgenossen jenseits der Grenze. Das Diktat unserer Feinde hat Millionen von deutschen Volksgenossen vom deutschen Mutterlande abgesprengt und andere in gefährlicher Isolierung gelassen. Nur den wenig sten ist es bekannt, daß das Deutschtum in der ganzen Welt i etwa 90 Millionen Menschen umfaßt. Da das Deutsche Reich in seinem heutigen Bestand etwas über 60 Millionen Einwohner zählt, so wohnt jeder dritte Deutsche heute » außerhalb der Reichsgrenzen. l Es soll hier nicht die Rede sein von den vielen Deutschen, die durch das Diktat von Versailles von dem alten Reichsgebiet ' losgcrisien. sind und heute unter fremder Herrschaft ihr Leben fristen müßen. Das Schicksal dieser Erenzdeutschen ist traurig genug und ein Kapitel sür sich, hier steht zur Debatte das Deutsch tum, das sich schon vor dem Weltkriege in den vergangenen Jahrhunderten in fremden Ländern in Europa undlleber- see angesiedelt hat. Alle diese Ausländsdeutschen gehören demselben Volke an wie wir, sie bilden mit uns zusammen eine große Blut-, Sprach-und Kulturgemeinschaft. Ihre Heimat ist nicht die unsrige, sie haben «in anderes Vaterland, sind als Bürger eines fremden Staates «iner fremden Gewalt untertan. Die Zugehörigkeit zu ihrem Staat ist bei ihnen nicht gleichbedeutend mit »er Zugehörigkeit ru ihrem Volk. Volks- unv Staatsangehörigkeit gehen bei ihnen auseinander. Die kul turellen und volklichen Fäden zwischen ihrer alten und neuen Heimat zu knüpfen und festzuhalten, das ist eine der dringlichsten und heiligsten Gegenwartsaufgaben für jeden bewußten Deut schen. Denn diese unsere Brüder und Schwestern im Auslande sind nicht nur abgesprengte Volksgenossen, sondern zugleich Pio niere des Deutschtums und Träger deutscher Kultur in fernen Landen. Von der Erhaltung ihrer Eigen art nach Sprache, Sitte, Lebensauffassung und Kultur wird es abhängen, ob der große Strom deutschen kulturellen Lebens all mählich verebbt oder ob er in großen mächtigen Wellen Europa und die ganze Welt durchfluten und befruchten wird. Die Deutschen außerhalb der Reichsgrenzen sind über die europäische Erde viel mehr verteilt, als die meisten wissen. Zu den ältesten Ansiedlungen gehören die Sicbenbüger S a ch -- senin Stärke von etwa 225 000 Seelen, die Zipser Sachsen (46 000 Seelen) und die Deutschbalten. Die Zipfer Sachsen, in der Hauptsache bsrgbautreibende Leute, kämpfen seit Jahr zehnten einen schweren Kampf um die Erhaltung ihrer Art und Nation gegen die Magyaren und Slowaken, und heute nach dem Weltkriege gegen die Tschechen. Die Siebenbürger Sachsen werden hoffentlich auch unter der rumänischen Herrschaft ihr Volkstum bewahren. Den Deutsch ballen kam ebenso wie den Siebenbürger Sachsen ihre bauernmäßige und landwirtschaft liche Grundlage zugute. Erst der Umsturz zerstörte ihre Vor machtstellung in dem Ostseeaeüiet. Die Letten und Esten traten an ihrer Stelle die Herrschaft an. Sie bilden immerhin noch eine beachtenswerte Minderheit, denn sie zählen in Lettland 58 000 und in Estland 27 000 Seelen. Eine besondere Stellung unter den Ausländsdeutschen neh men diejenigen ein, die im 17. und 18. Jahrhundert von den Habsburger» und den Romanows auf österreichischen bzw. rus sischem Boden angesiedelt worden sind. Eine mächtige Sied lung stellten von jeher die sogenannten Donauschwäben im BaGaL (im ehemaligen Süd-Ungarn) dar. Sie zählen Ins gesamt 800 000 Seelen und blicken auf einen langen Kampf um ihre Nationalität zurück. Heute sind sie als Folge der Zerstückelung Ungarns unter drei Staaten aufgetettt, unter Südslawien, Rumänien und Ungarn. Wechselvollc Schicksale haben auch die von Katharina II. in der Wolgagegend angesiedelten deutschen Kolonisten durchgemacht. Aus 100 Dörfern zu Beginn der Siedlung entwickelten sich bis zum Weltkriege 200 Dörfer mit 350 000 Seelen. Krieg und Hun gersnot haben ihre Zahl gewaltig gelichtet Nicht anders erging es den deutschen Kolonisten, die in Südrußland von Alexander I. angesiedelt wurden. Sie haben durch die För derung des Weizenbaues Südrußland zur Kornkammer Europas gemacht, und zur Blüte dieses Landstrichs erheblich beigetragen, aber man hat es ihnen schlecht gedankt. Zahlenmäßig am stärksten und am bekanntesten sind die deutschen Auswanderer und Kolonisten in Nord- und Südamerika. Die Deutschen i» Nord-Amerika sckäy! man auf etwa 10—12 Millionen, doch ist diese Schatzung fehl unsicher. Erft neuerdings sangen sie wieder an, sich zu organisieren uns ihr Volkstum auch nach außen hin würdiger zu zeigen Etwas günstiger steht es mit den Deutschen inSüd - A m e r i k namentlich in Brasilien, hier wohnen die TeutschM ti. geschlossenen Kolonien. Sic sind in der Hauptsache Bauern. In > diesen Teilen Südamerikas eröffnen sich manche gute Zulunft» ! aussichlen für deutsche Auswanderer. So sehen wir unsere deutschen Volksgenossen über dl« ganze Erde verstreut. Denken wir zu jeder Zeit an uustr«i Bruder und Schwestern im Auslande und helfen wir chueu.. in ihrem Kampfe um die Erhaltung ihrer völkischen Eigen art! Mehr denn je ist es notwendig, daß die Deutschen auf der ganzen Erde sich kennen lernen und verstehen In diesem inneren Kontakt liegt die Gewähr, nicht nur für die Er haltung der deutschen Eigenart, sondern auch für den Wiederaufstieg des deutschen Volkes als Kulturvolk. llui-cli öen vmä-n iw oUslbjabc 1925 bGrilett: 12200 ßaßrggNd NsruMPlelste OessMugsirecks drstkUMVMm.HL ewA-M i7ms!izen KunMuz um äis krön sm /lsgustor. Dsii.MKM!' iml" die Ohimachl Deutschlands in der Lust und dis Wriislung der anderen. Artikel 198 Abs. 1 des Versailler Vertrages enthält ! folgende wichtige Bestimmung, die in der ominösen Bot schafternote in abgefeimter Weise ausgeschlachtet wurde: „Die bewaffnete Macht Deutschlands darf keine Land oder MarineluftschiffstreitkräfLe umfassen." In dieser Bestimmung prägt sich die ganze militärische Ohnmacht Deutschlands in der Luft aus. Nicht ein einziges Flugzeug, das zu Kriegszwecken Verwendung finden könnte, darf Deutschland unterhalten. Wie sieht es dagegen auf der Gegenseite aus? Zahl der Flugzeug« »es Friedens st and cs. Deutschland y Frankreich 1870 England 650 Italien 750 Rußland 500 Tschechoslowakei 500 Polen 220 Rumänien . - - - 150 Südslawien 70 s^ach dieser Tabelle marschiert Frankreich in der Zahl der Flugzeuge unbedingt an der Spitze. Die nächstgrößte Zahl hat Italien, dann folgt England, und gleich hinterher die Tschechoslowakei, die trotz des Erößenunterschiedes die selbe Zahl aufweist wie Rußland. England hat in letzter Zeit angesichts der großen lleberlegenheit der französischen Luftflotte seine Luftmacht erheblich verstärkt. Seine Luft-' streitkräfte bestehen aus folgenden Einheiten: ») Fliegerformationen: im Inland S Jagdgeschwader, 11 Bombengeschwader, 4 Besbachtungsgcschwader, 1 Nach ricylengeicywaver; uver See: 1 Jagdgejchwader, 11 Bombengeschwader, 6 Beobachtungsgejchwader. h) Marinefliegerformationen: im Inland: 6 Marine- jagdstafseln, 4 Marinebombenstaffeln, 2 Torpedostajieln, 4 Marinebeobachtungsstaffeln, 1 Flugbootstafsel; über See: 2 Marinebcobachtungsstaffeln. Polen will sich eine Luftflotte von 36 Bombenflug zeugen, 36 Kampfflugzeugen und 54 Aufklärungsflugzeugen mit 1700 Mann Personal schaffen. Amerika gibt im Etatjahre 1924-25 rund 14 Mil- i lionen Dollar für Armeeluftstreitkräfte aus. ipsIitMe WnEHsu Deutsches Eigentum in China Deutsche Staatsangehörige, deren Eigentum in China j vöm britischen Custodian in Schanghai beschlag, nahmt worden ist, können, wenn auf sie die in England > geltenden Freigaberichtlinien zutreffen (z. B., wenn sie - vor dem Kriege in England oder China ansässig waren t und sich ist wirtschaftlicher Bedrängnis befinden, wenn i das beschlagnahmte Eigentum aus einem in England oder China von einer dort wohnenden Person errichteten Testa ment herrührt und der Berechtigte sich in einer Notlage befindet, wenn es sich um das Eigentum einer ehemaligen Engländerin handelt, Ine durch Eheschließung die deutsche Staatsangehörigkeit erworben hat) bis zum 1. August 1925 Freigabeanträge an den Sekretär des Komitees des Lord Blanesburgh, W. C. Stimpson, Esq., Board of Trade, Great George Street, London SW. 1, richten. Die Industrie sür den Finanzausgleich. Der Reichskanzler empfing in Gegenwart des Reichsfinanzministers Vertreter des Reichsver bandes der Deutschen Industrie ans allen Teilen des Reiches, die angesichts der außerordentlichen Notlage, in der sich die gesamte Wirtschaft befindet, an die Neichsregierung die dringende Bitte richteten, an dem neuen Entwurf des Finanzausgleich- Gesetzes unt«r allen Umständen festzu- halten und alle anderweitigen Wünsche der Länder nnd Gemeinden abzulehnen. Es wurden eingehende Darlegun gen über die Finanzwirtschaft der Länder und Gemeinden gemacht, wobei ans die Notwendigkeit der Durchsetzung äußerster Sparsamkeit bei den Ländern und namentlich den Gemeinden hingswiesen wurde. Tschechoslowakei. Regierungskrise wegen deS Husi-Kvnfiikts mit bem Vatikan. Die durch die Abberufung des päpstlichen Nuntius aus Prag geschaffene Lage hat eine kritische Wendung genommen. Die t s ch e ch i s ch e n N a t i o n a l - Sozialisten, die mit den Klerikalen, Nationaldemo- kraten, Agrariern und Sozialdemokraten in der Negie- rungskoalttion vertreten sind, verlangten Abbruch der Beziehungen zum Päpstlichen Stuhl und die sofortige Durchführung der Trennung des rtaates von der Kirche. Da ihrem Verlangen nicht stattgegeben wurde, beschlossen sie, zwei ihrer Mi nister, und zwar den Eisenbahnminister Strbrny und den Postminister Dr. Franke, aus dem Kabinett ab zuberufen. Benesch, der gleichsalls der Nationalsozia listischen Partei angehört, bleibt Außenminister. Aus Zn- und Ausland. Berlin. Die Nachricht ansländischer Blätter, daß der Pro sident der Federal Reserve Bank und der Präsident der Ban! von England mit dem Reichsbankprästdenten Dr. Sch achl über die Gewährung einer englisch-amerikanischen Anleihe von 20 Millionen Pfund Sterling verhandeln, wird von zuständiger deittscher Sette für falsch erklärt. Berlin. Der Haftbefehl gegen Iwan Kulisker wurde aufgehoben. Kuiister, der schwcrkranl ist, wurde ohnc Stellung einer Kaution aus der Haft entlassen. Berlin. Der Reichsral hat dem Hypotheken«»!- w c r t u n g s g e s e tz zugestimmt und die Vorlage sür dring lich erklärt. Wien. Tie Abschaffung des Patzvisums im s Verkehr mit Deutschland erwartet man hier für d:.- > e r st e H ä l s t e d e s A u gu st. Wie verlautet, ist dieselbe Er- s leichlerung auch im Verkehr mit Italien geplant Die Harrszmsstsuer. (Von unserem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter.) Aus den Verhandlungen, die im Steuerausschuß des Reichstags über die Hauszins st euer stnttgefundcn haben, ersieht der vielgeplagte Bürger, daß die Mieten in schnellem Tempo steigen sollen. In Preußen betragen sie zur Zeit (abzüglich der sogenannten „Schön heitsreparaturen") 72 Prozent der Friedensmiete. Nach dem Beschluß des Steuerausschusses sollen die Mieten am 1. April 1926 minde st ens die volle Vorkriegs- miete erreicht haben. — Wer die Dinge nicht näher ver folgt hat, glaubt, daß sich „unersättliche Hausbesitzer" mit den Regierungsparteien verschworen haben, das Volk aus- zuplündern. Bei genauerem Zusehen stellt sich aber heraus, daß es sich in erster Linie um ein Streben des Staates nach höheren Einkünften handelt. Etwa die Hälfte der ge samten Mietsbeträge, die wir demnächst zu zahlen haben werden, soll in öffentliche Kassen fließen. In der Miets steigerung ist also eine erhebliche Steigerung der Haus zinssteuer enthalten, d. h. ein Betrag, der den Haus besitzern nicht zugute kommt. Was war doch eigentlich der ursprüngliche Zweck der Hauszinssteuer? Der Staat hatte sich auf immer wiederholtes scharfes Drängen endlich bereit gefunden, etwas zur Belebung der Neubautätigkeit zu tun und damit den Versuch zur Linderung der Wohnungsnot zu unternehmen. Bald aber entdeckten die Finanzminister des Reiches und der Länder, daß die Hauszinsstcuer auch zur Deckung allgemeiner Fehlbeträge des Staatshaushaltes nutz bar gemacht werden könnte. So wurde nur ein verhältnis mäßig kleiner Teil des Ertrages dieser Steuer für Wohnungsneubauten verwendet; das meiste floß in den ! stets leeren öffentlichen Topf. Auch bei der Neuregelung der ! Hauszinssteuer soll der größere Teil allgemeinen Zwecken