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Abgeordneten aus persönlichen Gründen gehandelt hätten. Die angegriffenen Abgeordneten wiesen mit Entrüstung diese Unterstellung zurück und legten ebenfalls substantiiert ihre Gegengründe dar. Dieser Vorgang im Ausschuss wird noch ein gerichtliches Nachspiel haben. Begnadigung eines deutschen Studenten Nach einer Mitteilung der französischen Unterhändler bei den Amnestieverhandluugen in Koblenz ist der deutsche Student Richard Raabe, der am 8. September 1923 von dem französischen Kriegsgericht in Düsseldorf wegen Hand granatenwurfs auf eine aufziehende französische Wache zum Tode verurteilt und später zu lebenslänglichem Zucht baus begnadigt worden ist, am 20. Juni aus dem Ge fängnis in Zweibrücken entlassen worden. Frankreich. X Caillaux' Flnanzprogarmm genehmigt. Die Fran zösische Kammer genehmigte in einer Nachtsitzung die vom Finanzminister Caillaux vorgelegten Steuergesctze mit 330 gegen 34 Stimmen bei Stimmenthaltung der Sozialisten. Mit diesem Sieg ist politisch die Krise des Regicrungs- j kartells beseitigt und das schon oft totgefagte Kabinett Painlevö-Briand-Caillaux wird weiter leben. Finanz politisch bedeutet die Kammerabstimmung die Genehmigung zunächst einer weiteren Inflation durch 6 Milliarden Notenausgabe. Danach soll dann die Stabili sierung durch ein stcucrmäßig vollgedecktes Budget folgen. - Aus In- und Ausland. Vcrnn. melcysprapvem von .yindenvurg sandte dem > Reichsarbeitsminister Brauns anläßlich seiner fünfjährigen ununterbrochenen Tätigkeit als Reichsarbeitsminister ein in herzlichen Worten gehaltenes Glückwunschtelegramm. Düsseldorf. Marschall Pötain hat dem Ruhrgebiet einen ' kurzen Besuch abgestattet, der mit der Räumung der Ruhr j durch die Franzosen in Zusammenhang stehen soll. Paris. Die Pariser Polizeibehörde teilt mit, das; wegen , Teilnahme an den Zwischenfällen i» der chinesischen Botschaft I in Paris weitere 23 Personen ausgewiesen worden sind. Die i Zahl der Ausgewiesenen belaufe sich nunmehr aus 47. Freispruch im Deliheimer Prozeß. 8 Minden, 27. Juni. s Im Prozeß wegen des Fähren Unglücks aus der l Weser bei Beltheim »vurde der Angeklagte Obcrlcut- l nuut Jordan aus Antrag des Staatsanwalts freige- s sprachen. Der Oberstaatsanwalt v. Schwedcrski, der bald nach > Beginn der heutigen Verhandlung das Wort ergriff, erklärte, » daß die Beweisaufnahme die völlige Unschuld des An- - geklagten dargetan habe. Er stelle daher den Antrag aus Freisprechung. Staatsanwaltschastsrat SP renken, der als zweiter Vertreter der Anklage sprach, ging auf die ein zelnen Zeugenaussagen und aus die Gutachten der Sachver- ständigen ein. Die Anklage habe sich auf die ersten Ermittlun gen gleich nach dem Unglück gestützt; diese hätten allerdings sehr ungünstig gelautet. Die Verhandlung habe jedoch ein anderes Bild ergeben. Auch er müsse daher Freisprechung beantragen. Nach den Plädovers der Verteidiger erkannte das Ge richt den Anträgen der Staatsanwaltschaft gemäß. Steuerkalender für Luii 192L. Von Hugo Meyerheim, M. v. O, Berlin-Grunewald. O.Juli: Ablieferung der für die Zeit vom 21. bis 30. Juni , 1925 einbehaltenen Steuerabzüge der Lohn- und ! Gehaltszahlungen, sofern Ablieserungsverpflichuiug , vorliegt und sobald dieser 50 M. erreicht. (Finanz. - lasse); alle übrigen Arbeitgeber haben in Höhe dieser Abzüae Steuermarlen zu kleben und zu ent- ! werten. 10. Juli: Fälligkeit der allgemeinen Umsatzsteuer, Luxussteuer, I Anzcigensteucr, Beherbergungssteuer, Vcrwah- f rungssteuer und Tattersallsteuer nebst Einreichung der Voranmeldung pro Monat Juni 1925 (Mo- naiszahler) und pro 2. Quartal 1925 (Quartals- zahler). Schonzeit 7 Tage. Finanzkasse. 2. Vor- anMelduug und Vorauszahlung aus die Einkom men- bzw. Körperschaflssteuer für Mai und Juni 1925 bzw. 2. Quartal 1925 (Schonzeit 7 Tage aller Steuerpflichtigen, mit Ausnahme des Teils des Einkommens, welcher aus Land- und Forstwirtschaft entfällt. Die Gewerbetreibenden zahlen nur drei Viertel des Sleuerbetrages. Beachte Ermäßigung für freie Berufe, Grundstücksbesitzer, Festbesoldete Kapitalrentner u. dergl. (Stenerüberleitungsgeseh 8 21). Finanzkasse 3. Einreichung der Lohnzettel durch deu Arbeitgeber gemäß 8 40 des Einkommen, stcuergesctzcs, die im Finanzamt erhältlich sind sin jeden Arbeitnehmer, dessen Bruttoarbeitslohn ir dem zweiten Kalendervierteljahr 1925 2200 Mari überstiegen hat. Finanzamt des Arbeitnehmers 4. Fälligkeit der Kirchensteuer der evangelischen und der katholischen Gemeinden. Schonzeit 7 Tage Finanzkasse. 5. Fälligkeit der Börsenumsatzstcuei für Juni 1925 und Vorlegung einer Anmeldung dc> Abrechner zum Kapilalverkebrssteueraesetz in rwe> Stücken. Finanzamt. 15 I u l l: 1. Ablieferung der für die Zeit vom 1. bis 10. Juli 1925 einbehaltenen Steuerabzüge der Lohn- und Gehaltszahlung wie am 6 Juli. 25. Juli: Ablieferung der für die Zeit vom 11. bis 20. Juli > 1925 einbehaltenen Steuerabzüge der Lohn- und ! Gehaltszahlungen wie am 6. Juli. 31. Juli: 1. Erstattungsanirag nach 8 24 Abs. 1 des Steuer- - Überleitungsgesetzes (vom Arbeitslohn einbehaltem Steucrbelräge, wenn der steuerfreie Lobnbetrag für l das erste Kalenderviertelahr 1925 nicht in Höhe von > 180 Mark berücksichtigt worden ist). Finanzamt des Arbeitnehmers. 2. Erstattungsantrag nach 8 24 Abs. 2 des Steuerüberleitungsgesetzes (Ermäßigung für das zweite Kind des Arbeitnehmers). Neues aus ssier Wett Die ersten Volkszählungsergebnisse. In Berlin wurden vorläufig 3 902 738 ortsauwesende Personen er mittelt, doch dürfte sich die Zahl noch um mehrere Zehn tausende erhöhen. — Die Einwohnerzahl Münchens beträgt nach dem vorläufigen Ergebnis 671548, d. h 40 824 mehr als 1919. - Das vorläufig sestgestellte Er-' gebuis der Volkszählung vom 16. Juni d. I. hat für Baden eine ortsanwescnde Personcnzahl von 2319588 i erwiesen. Darunter befinden sich 1 118 932 Einwohner männlichen nud 1200 656 weiblichen Geschlechts. Gegen über der Zählung von 1919 bedeuten diese Zahlen einest Zuwachs von 124 008 Personen. Der fällige Autobusunsall. Ein neuer schwerer Auto busunfall ereignete sich in Berlin. Ein Autobus stieß mit einem Pferdefuhrwerk zusammen und fuhr über der Bürgersteig hinweg in ein Schaufenster hinein. Viet Insassen des Autobusses erlitten schwere Ver. letzn ngcu. Mit Forke und Sense erschlagen. Wie aus Stras burg (Uckerm.) gemeldet wird, wollte der dort stationiert, Oberlandjäger Voigt zwei Schnitter, Vater und Sohn von denen der ältere eine unbewickelte Sense trug, zu Feststellung ihrer Personalien mit zur Wache nehmen. Jn diesem Augenblick erhielt er von dem Sohn mit einer Fori-, einen so heftigen Schlag über den Kopf, daß er zusammen brach. Der Vater schlug mit der Seuse auf den Oberl^nv- jäger ein, der außer einem Schädelbruch eine tiefe Sckptttt wunde quer über das Gesicht erhielt. Voigt wurde in d(G Krankenhaus nach Prenzlau eingeliefert, wo er b a'. r d a r a n f st a r b. Die Täter wurden verhaftet. Explosion auf dem Wolfsschacht bei Eisleben. Am dem Wolfsschacht bei Eisleben, in dem vor einige:; Tagen mehrere Bergleute einem Unglücksfall zum Opse> fielen, ereignete sich eine große Explosion, die leicht ver Heerende Folgen hätte haben können. Auf der 6. Sohl« explodierte ein Benzoltankwagen mit 300 Liter Benzol Dank der Arbeiten des Rettungstrupps des Schachtes ge lang es, des Feuers in verhältnismäßig kurzer Zeit Her: zu werde». -Luftverkehr Ruhrgebiet—Hollaud. Am 1. Juli d. I richtet die Luftverkehrs-Aktiengesellschaft Westfalen in Ge meinschaft mit der Königlich-Holländischen Luftsahrtgesell fchaft und dem Lloyd einen regelmäßigen werktägliche! Flugdienst von Dortmn nd nach Rottcrdan ein. Das Flugzeug verkehrt ab Dortmund 1,45 Uhr nach mittags, an Rotterdam 4 Uhr, an London 7,30 Uhr. J> Dortmund nimmt das Flugzeug Anschlüsse von Leipzu nnd Zürich—Frankfurt auf. Ab 1. August soll die Linh Dortmund—Rotterdam durchgeführt werden. Paderewsli englischer Ritter. Der Klaviervirtuoß und ehemalige Staatspräsident von Polen, Pade rewski, wurde von dem König von England in Nnbc tracht der von ihm gegebenen Konzerte zugunsten der ehe maligen englischen Feldzugsteilnehmer in den eng lischen Ritter st and erhoben. Ein französisches Flugzeug nbgestürzt. Nus dem Flu-' platz Steruenseld bei Birsfelden in der Schweiz c? eignete sich ein Fliegcrungiück. Ein Flugzeug der sra:s zösiscbcn Gesellschaft Codna war eben zum Fing nach Parst auigesticgen. Kurz «ach dem Start machte das Flugzew ein« Wendung, offenbar um wieder umzukehren. Dabe stürzte es aber ab, explodierte und ver, brannte. Der Führer des Flugzeugs sprang im lG -i Moment ab, erlitt aber dabei lebensgefährliche Vcrlepur gen. Die übrigen Insassen, ein Mechaniker und e i u Dam«, siod verbrannt. Untergang einer deutschen Lustjacht. Die deutsck Lustjacht „Luerkhau" aus Hamburg sank auf der Höl von Havstcnsund (Norwegen), nachdem sie leck gesprunge war. Die Besatzung wurde gerettet. Wegen m Wassertiefe an der Unglücksstelle ist die Bergung ansg- schlossen. Eine lfstn^e Rlln-ervirnvs gefangen. Der L-Hr-L: . Südbulgariens, der seit vielen Jahren gcsuch I N äuberha uptmanu Ganeff und acht Mitglied seiner Bande, wurden von einer Militärpatrouille bei Mittagessen auf freiem Felde überrascht. Es entwickelte si ein Feuergefecht. Alle Räuber wurden schwer verletzt un konnten gefangen genommen werden Sie warf sich ihm mit einem Entsetzensschrei an die Vrust. Er stand da wie ein Steinbild, die langen Arme hingen ihn; ain Leib herunter. Ein furchtbares Wetter. Auch Nelda war bleich geworden, aber sie verhielt sich ruhig; «eben ihr stand Hommes, seine Hand glitt ver stohlen an den Falten ihres Kleides herunter. Nun hatte er ihre kalten Finger gefunden, nun hielt er sie fest. Das Dach bot nickt länger Widerstand, der Regen lief von allen Seiten herein; Hommes hielt den Schirm über Nelda, jetzt zog er sichinit ihr in die geschützteste Ecke zuruck. In der anderen lauerten Fräulein Aurora und der blonde junge Mann. Bis jetzt hatte der noch kein Wort von sich gegeben, nun sagte er plötzlech, nach Luft fchnappeud: »Ich muß nach dem Wetter sehen!" machte sich los und schritt der Tür zu. „Nein — Heinrich!" Ein schreckliches Nollen dröhnte. Heinrich, bleiben sie!" Mit gellendemn Aufschrei stürzte sie ihm nach — sie wankte — sie sank ihm in die Arnie. Er machte Miene, sie auf die Bank niedergleiten zu lassen. Sie hielt ihn krampfhaft fest. Verschüchtert setzte er sich neben sie nieder. Der Regen floß ihm aufs Haupt, er senkte es ttef — wollte das Ge- - Witter denn nie enden? Nach zwei Stunden wagten sie den Abstieg. Der Him mel hatte sich geklärt, der Regen aufgehört. Fräulein Aurora glitschte den Berg hinunter, mit einer Hand sich an den lieben Heinrich klammernd, mit der andern Hommes am Rockschoß fassend. Das Kleid hing schlaff um ihren magern Leib, der Zopf war verrutscht, aus den glatten Scheiteln hatten sich Haarsträhnen losgemacht und wehten ums Gesicht. Aber sie war guter Laune. „Welches Erleb nis, mein lieber Heinrich! Ja, solche Erlebnisse verbinden — nicht wahr, lieber Heinrich?!" Nelda konnte das „lieber Heinrich" nicht mehr mit an hören; der blonde Mensch tat ihr in der Seele leid, er sah so angstvoll drein. Sie eilte voran. In ihr tobte ein wil der Aufruhr. Was hatte Hommes geflüstert unter dem Schirm in der dunklen Ecke? Sie fühlte seine heißen Lip pen auf ihrenr Nacken. Die lagen da, als wollten sie sich festsaugen. „Heinrich, lieber Heinrich!" Der blonde Jüng ling hieß Heinrich, wie Hommes auch — ob sie je zu dem auch „lieber Heinrich" sagen könnte?! Sie atmete heftig und rannte tollkühn bergab, beide Hände auf das klopfende Herz drückend, das Blut stieg ihr in den Adern auf und nieder. „Morgen, morgen", hatte er geflüstert, „in aller Früh am Tempelchen, ja? Fräulein Nelda, Sie sind net ter als alle Mädchen in der Welt!" Und dabei hatte seine Hand ihre Taille umspannt und an der herumgesingert. Und sie? Sie hatte einen Blick getan nach dem Paar drü ben in der Ecke — selbst Lie Planke, die alte Jungfer mit den herben Grundsätzen, fühlte sich hingezogen zu einem andern Wesen! N^lda lachje beute nicht darüber: sie keuckte. als sie Nef, trat achtlos in das aufgeweichte Erdreich. Das ? Unwetter hatte tiefe Rinnen in den Weg gerissen und mit s braunem, schäumendem Passer gefüllt, sie sprang hinüber, — : zu kurz, das schmutzige Naß spritzte um sie her. Nun war sie unten amHerg. Vor ihren Augen tanzten Funken, die Knie bebten ihr — nicht vom schnellen Lauf — - cs fuhr etwas in ihr auf und nieder und rüttelte sie durch - und durch. Eine wilde Lust überkam sie. Sie hätte hinaus- i schreien mögen in die rcgendnrchseuchtete Welt, über Lie l jetzt eine versöhnende Abendsonne niederglänzie nnd grün golden in jedem Tropfen spiegelte. Sie war nicht Herr ihrer Sinne. Sie stand still und preßte beide Hände an ihre s hämmernden Schläfen, dann fuhr sie sich nach dem Nacken und wischte darüber hin. Da hatten seine Lippen gelegen , — sie fühlte noch den brennenden Druck — es lief ihr von - dort den Hintertopf herauf wie ein magnetischer Strom, setzte sich oben auf dem Scheitel fest uud spreizte Strahle» i nach allen Seiten. Sie konnte nichts andres fühlen. Wie , durch einen Nebel sah sie die drei auf sich zukommen. Sobald Fräulein Planke festen Boden, das heißt die ; Manderscbeidcr Landstraße unter sich fühlte, wnrde sie ganz Würde. Der liebe Heinrich durfte den zerfetzten Schirm ! tragen; sie selbst schritt daher, steif wie ein Pfahl, unter dem ungestalten Hut mißbilligende Blicke auf Nelda schie ßend. „Es muß mich doch sehr wundem", sagte sie spitz, - „daß Sie so ohne Begleitung^ — mit einem verächtlichen i Lippenkräuseln sah sie an Hommes vorbei — „hier herum- streifen! Heutzutage sink die jungen Mädchen merkwürdig ; emanzipiert." Sie legte den Kopf auf die Seite uud lächelte. - „Nicht wahr, lieber Heinrich?" Der Angeredete schreckte zusammen. „Gewiß — o ja", stotterte er. Aurora fuhr fort: „Mich wundert nur, liebe Nelda, daß Sie sich hier amüsieren können! Freilich, in Koblenz?!" Sie zuckte die Achseln. „Aber Ihr Papa soll recht leidend sein!" „Ich weiß, er hat die Grippe gehabt!" Nelda ging ein , paar Schritte vorauf, sie wendete jetzt kaum den Kopf und sagte Las leicht hin. Hommes hatte sich an ihre Seite ge stohlen, sie gab nicht mehr acht ans die Redensarten der Planke, die gingen tote leerer Schall an ihren Ohren vorbei. An den ersten Häufern von Manderscheid trennte man sich, es war ein kühler Abschied. „Viel Vergnügen", sagte Fräulein Aurora und neigte ein wenig das Haupt. Nelda schritt mit ihrem Begleiter durch die wohlbe kannte Dorfgasse, die Leute standen in den Türen und grüßten freundlich; aber sie erwiderte nicht wie sonst lachend den Gruß, ein bittrer Geschmack lag ihr auf der Zunge. „Der Vorgeschmack jener andren Welt, der Koblen zer Geruch hat mich augeweht", sagte sie sich und schauderte. „Nock nicht daran denken, die kurze Zeit «och genießen!" Sie lächelte Hommes an und verlangsamte unwillkürlich Len Schritt. Jetzt waren sie an der Bürgermeisterei, er Meß die Tür aus. Jetzt — im dunklen Flur fühlte sie sich von ;e> ne» Arme» umschlungen. Sie wollte sich losmachen- un! konnte doch nicht. „Bis morgen, Fräulein Nelda", flüstert er. Ein Druck — ein stürmischer Kuß — sie taumelte a-o» die Stubentür. Der Onkel trat eben heraus. „Vefn, ob meine McÄ Len» noch nicht — ah, Nelda, du bist's, Gott sei Dank!" zog sie in die Stube. „Ich hab mich um dich geängstiz Kind! Und dann —" „Oh, es war schön, Onkel! Warum ängstigen?" b sprach noch ganz atemlos; durch das Halbdunkel sah s>, nicht, wie bleich sein Gesicht war. Sie lachte überlaut aN Er zog sie ans Fenster und sah ihr dort ins Gesicht M einer seltsam feierlichen Miene; er Mich ihr Uber das wir Haar und Lie erhitzten Wangen. Er wollte sprechen m stockte, dann faßte er sie an beiden Händen — wie lebe» voll Vie Pulse in ihren festen Handgelenken stürmten! - Sir hielt die Lippen halbgeöffnet und sah ihn lächcli mit glitzernden-, unruhigen Blicken an. „Was hast d Onkel?" Er antwortete nicht gleich, er seufzte und neigte da! Leu graue» Kopf, daß seine Stirn aus ihrem blond Scheitel lag. „Liebes Kind", sagte er mit bedeckt Stimme, „wir müssen zum Vieruhrzug morgen in all Frühe in Wittlich sein. Wir müssen reisen!" „Warum?" Sie fuhr hastig zurück und starrte ihn n> weitaufgerissenen Augen an. „Ich habe vor einer halben Stunde ein Telegram bekommen" — seine bebenden Finger suchten in der Bru lasche — „dein — dein guter — Vater — ist kränker gewe den. Sehr krank!" Eine bange Pause. Es war unheimlich still in der dunklen Stube. Pli lich ein gellender Schrei. „Tot ?I" Nelda stürzte vornüber, mit der St» auf eine Stuhlkante schlagend. „Noch nicht!" Achtzehntes Kapitel. Durch den Spalt des halb angelehnten Ladens fies Strahl der Morgensonne und tänzelte auf daS Bett zu- jetzt hatte er die weißen Kissen erreicht und das Haupt, dc' hochgestützt auf ihnen lag, auch. Dies war sehr bleich, d. Lippeu ohne Blut, die Schläfen eingesunken und umH dl ass ein Zug. der nur einmal im Leben kommt, eben, wM es scheiden will. Die Angcn waren halbgeöffnet; man H daS schwimmende Weiß und das seltsam stumpfe Gr> ' blau. Die Pupille war ganz nach oben gerutscht. ' Augen hatten keinen Blick mehr- - Im Zimmer roch es durchdringend nach Kamp; Becken, Medizinflaschen standen umher. Am Tischchen ver Ecke klopfte die Magd Eis, sie schlug mit d Zuckerhammer ungeschickt darauf, daß die Stücke krache auf die Diele spränge».