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AilsämNer Tageblatt r.siatt Nr. I4Y — Dienstag. aen so. Juni lyrs Die besten Lieder. Das sind die besten Lieder, Die rief zu Herzen gehn, Die auch die geistig Armen Begreifen und verstehn. Anh wird ein solches Herze Bei deinem Wort nur weich, Dann fühl dich gottbegnadet, Dann fühl «dich stolz und reich! Die Agrarzölle in Vreutzen-DeutWand. Die Anfänge einer Zollpolitik in Deutschland gehen auf den Großen Kurfürsten zurück und bewegten sich auch unter seinen Nachfolgern Friedrich Wilhelm I. und Friedrich dem Großen, dem Zuge der Zeit entsprechend, auf merkan tilistischer Grundlage. Die Ausfuhr von Rohstoffen, insbe sondere von Getreide und Wolle, wurde verboten, die Aus fuhr von Fertigfabrikaten in jeder Meise gefördert. Hem mend wirkten namentlich im inneren Verkehr die soge nannten Akzisen, die für Getreide, Fleisch, Getränke, Le bensmittel und Kaufmannswaren aller Art meist an den Stadttoren erhoben wurden. Die Waren, welche vom Aus lande kamen,, hatten entsprechend höhere Zahlungen zu leisten, so daß die Torakzisen in den Städten eine weit größere Bedeutung hatten als der Erenzzoll. Die Akzisen wurden als Wertzoll erhoben. Jeds Provinz besaß ihren besonderen Tarif und war wieder in mehrere Bezirke mit je einem Hauptzollamt eingeteilt. In jedem Bezirk wurde von den eingeführten Waren eine Abgabe erhoben. Dieses unerquickliche System blieb in der Hauptsache bis Anfang des 19. Jahrhunderts bestehen. Friedrich Wilhelm III. war ein entschiedener Anhänger des Freihandels und arbeitete von Anfang an ans die Ausbildung eines Erenzzollsystems gegen das Ausland hin. Die unter seiner Regierung fertiggestellten Tarife von 1818 und 1821 wurden epochemachend für die Entwicklung der deutschen Zollpolitik. Nach anfänglichem Widerstreben kam 1833 der Deutsche Zoll verein zustande, der 18 deutsche Staaten zu einem Zollgebiet zu- , sammcnschloh und mit dem t. Januar 1834 >n Kraft trat. Nach vöriindung des Deutschen Reiches ging die Aufgabe des Zoll- »Mns auf das Deutsche Reich über. Die Freihandelsströmung dauerte in Deutschland bis etwa »litte der 70er Jahre fort. Der deutsche Markt wurde in dieser Zeit völlig mit deutschem Getreide versorgt. Da zunächst keine «uswärtige Konkurrenz die Ectreidepreise drückte, konnte sich die landwirtschaftliche Produktion in aufsteigcnder Linie eM- vickeln, und so kam cs, daß die deutsche Landwirtschaft in diesem Zeitalter trotz des Freihandels eine Blütezeit erlebte. Die Situation änderte sich erst entscheidend, als durch den Bau von Dampfschiffen und Eisenbahnen die amerikanisch« Kon kurrenz sich auf den europäischen Märkten fühlbar machte. So kam cs, daß Bismarck im Jahre 1879, zugleich unter Hinweis auf die ungünstige Handelsbilanz, sich für den Schutz der nationalen Arbeit aus der ganzen Linie einsetzte und der zunehmenden En:- >uhr an Brotgetreide in Verbindung mit den stark, gesunkenen pr«l!«n für landwirtschaftlich- tLrz-»nnisfe durch -iu-u Fall uo» 1 M. für den Doppelzentner Getreide Einhalt zu tun versuchte. Das Experiment konnte natürlich nicht gelingen, weil dieser Zoll zu geringfügig war. Auch die Erhöhung des Zolles im Fahre 1885 auf 3 M. für den Doppelzentner genügte nicht. Erst nachdem die Getreidezölle im Jahre 1887 auf 5 M. pro Doppel zentner erhöht waren, hob sich allgemein das Preisniveau des Getreides auf eine zeitgemäße Höhe, so daß die Landwirtschaft Rheinlandstöchter. As Roman von Elara Biebig So gingen sie. Es war ein heißer Ausstieg, der irchweiß rann ihnen von der Stirn. Jin Wald war's Ilckig, und wo der Wald aufhört, zog der Sonnenbrand M die Haut von Gesicht und Nacken. Sie sprachen wenig. Newa rannte immer einige Schritte vorauf; in ihr war siie brennende Ungeduld. Tiefatmend blieb sie dann >!hen und sah auf den jungen Mann zurück; er kam lang- Kmer nach, den Blick unausgesetzt auf sie gerichtet. , Er hätte ihr gern etwas Sckönes gesagt, sie gefiel ihm o sehr mit den durchglühten Wangen und der wogenden Brust; sie sah aus wie ein Landmädchen und doch um Zieles feiner. Er -wagte es nicht. Er ließ nur seine Augen frechen, und die waren beredt genug; sie umfaßten "ewas Gestalt mit einem langen Blick und blieben dann ßif den roten Lippen hasten, über die der kurze Atem ills- und einging. Sie wußten nichts zu reden; endlich sagte Hommes: 'Die Sonn Hat sich verkrochen, wir kriegen am Ertd doch Has aus den Hals, Fräulein Nelda! Sind Sie bang?" ifls einzige Antwort schüttelte sie verneinend den Kopf, fite rannte vorwärts wie gehetzt. R Jetzt waren sie oben, ein pfeifender Windstoß empfing V und riß Nelda den Hut vom Kopf. Er wirbelte über Dn Gipfel wie ein drehender Teller, Hommes fetzte hinter N!n drein. Als er mit dem Flüchtling zurückkehrte, fand M Nelda hinter der Wand der kleinen Schutzhülle ver- Mckt, sie lehnte sich mit dem Rücken an das Mäuerchen »ßd suchte einen Blick in die Ferne zu erhaschen. Mit Ipuberschlag hatte sich der Himmel verändert, das tiefe i?au sich in ein schieferfarbnes, drohendes Grau ver jubelt; Weiße Wollenballen schwammen darin mit zer- Mnen feurig gelben Rändern. Keine Spur von Aussicht. Musrück und Moselberge weggewischl, von den näheren Wselbergcn keine Linie, im Tal nur eiu graues Tunst- ^reer. Jetzt, und jetzt noch einmal, lüftete ein Windstoß Mit dumpfem Heulen die verhängenden Schleier. D „En toll Wetter!" Der junge Mann sah sich prüfend Du. Ein Wirbel feinkörnigen Sandes stäubte auf, die i^dkörner flogen in die Augen und knirschten zwischen Zähnen. k k Eine unheimliche Dämmerung senkte sich nieder, eine Avüle, schweflige Lust legte sich wie ein Vann auf die ' Itur. j Nelda fühlte, daß ihr die Glieder matt wurden, aber t § war nicht unangenehm; sie fürchtete sich auch nicht, I Gegenteil, es war ihr eine heimliche Lust, mit dem hier t ! ihrer Sette allein zu sein, durch eine ungeheure Wolken- >nd von allen übrigen getrennt. : Huit — huit! Ein langgezogencS Pfeifen kommt aus Ferne, mit rasender Schnelligkeit segelt ein fester, cmcn Nuayau für lyr Fortbestehen und «inen neuen Anreiz für die Steigerung der Produktion erhielt. Aus handelspolitischen Gründen wurd: unter Reichskanzler von Caprivi 1892 der Zoll für Brotgetreide auf 3,50 M. ermäßigt und dieser Satz durch die neu abgeschlossenen Handelsverträa-e aus Jahre hinaüs festgelegt. Der Schlag traf die LandnürischaN um so schwerer, als gerade in dieser Zeit die argentinische Kou- kurrenz neu einsetzte. Die Preise für landwirtschaftliche Erzeug nisse wurden unter das erträgliche Maß herabgedrückt, während der Landwirt seine Betriebsmittel zu steigenden Preisen von der Industrie einkaufen mußte. Die Folgen waren zunehmende Ver. schuldung, gewaltiger Rückgang der Produktion und Verschärfung des Gegensatzes zwischen Stadt und Land. So mancher Land wirt sah sich in dieser Zeit gezwungen, seine väterliche Scholle zu verlassen, weil er vollständig verarmt war. Erst das Zolllarisgeseß vom Dezember ^02, das im März 1908 in Kraft trat und aus Grund dessen Mter Fürst Bülow die neuen Handelsverträge mit Gültigkeit bis zum 3l. Dezember 1917 abgeschlossen wurden, brachte einen Umschwung in Form eines gesteigerten Schutzes für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Dio Zölle des Fürsten Bismarck von 1887 wurden im wesent lichen wiederhergcstellt, teilweise um kleine Beträge erhöht. Die Folge war eine' neue Blüteperiode für die deutsche Landwirt schaft, die ihrerseits wieder mit zu dem gewaltigen Aufschwung unserer Industrie und zur Hebung der Gesamtwirischaft bei getragen hat. Der Weltkrieg hat dis Handelsverträge und Handelsbeziehungen zerrissen. Dis neutralen Staaten haben die Verträge teilweise gekündigt. Nachdem uns mit dem 10. Ja nuar 1925 unsere handelspolftische Autonomie wiegergcgeben ist, sehen wir uns gezwungen, unsere Handelsverträge so ziem lich mir der ganzen Welt zu erneuern. Dazu fehlte uns bis her das unbedingt ersorderliche Rüstzeug in Form eines ein heitlichen zeitgemäßen Zolltarif Dein sucht die neue Zollvor lage der Regierung abzuhelsen, die ein geschlossenes Zollsystem aus der Basis des Bülow-Tariss unter Anpassung an die der zeitigen Verhältnisse darsiellt. ll. Zeppelmfahrt zum Nordpol gesichert. Günstiges Ergebnis der Verhandlungen. Berlin, 27. Juni. Die Verhandlungen, die im Reichsverkehrs ministerium zwischen der Internationalen Studien- Gesellschaft zur E r s o r s ch u n g d e r A r k 1 i s m i t d c m Luftschiff und dem Luftschiffbau Zeppelin stattfanden, haben, wie halbamtlich mitgeteilt wird, zu folgendem Ergebnis geführt: Der Luftschiffbau Zeppelin will ein für die Zwecke der Studicngesckschaft geeignetes Luftschiff bauen und cs Prof. Dr. Frithjof Nansen, dem Präsidenten der Studien- gesellschaft, für zweiPolarunternehm ungen zur Verfügung stellen. Die Kosten sür den Ban dieses Schisses will der Luftschiffbau Zeppelin selbst aufbringen, während die Kosten für die Durchführung der arktischen Erforschung international getragen werden sollen. Es ist beabsichtigt, das Luftschiff nach Erledigung der arktischen Unternehmungen anderen international zusam mengesetzten Studiengesellschaften zu anderen wissenschaft lichen Zwecken, besonders sür die Erforschung weiterer un bekannter Gebiete der Erdoberfläche, zur Verfügung zu stelle«. Die Führung des Schiffes wird der Luftschiffbau Zeppelin derart regeln, daß auch der Begründer der Inter nationalen Studiengesellschaft, der ehemalige Lustschiff führer Hauptmann a. D. Bruns, beteiligt wird. Dr. Hugo Eckener, der das Schiff führen soll, hat iu mehreren Unterredungen, die er mit Berliner Journa listen hatte, zum Ausdruck gebracht, daß der Bau des Zeppelins so gesördert werden kann, daß im Winter 1926/27 die Probefahrten vorgenommen werden könnten. Das Luftschiff würde nicht als Passagierluftschiff einge richtet sein, sondern viel eher als wissenschaftliches Laboratorium mit Nadioeinrichtung, photographi sche» Avvaraten, Filmavvaraten und — guter Heizung. bunkelvioletter Wokkenball näher; er stößt die Weißen, gclbgeränderten Wolken zur Seite, er pflanzt sich ' überm Gipfel auf, wie ein drohendes Geschütz. Es wird ganz Nacht. Die wenigen Sträucher ziuem mw ouaeu sich in die Spalten des Lavagesteins. Ein Rauschen iu der Luft. Jetzt ein Brausen, ein dumpfes Dröhnen. „Hagel!" sagte Hommes halblaut. Er konute Neidas' Gestalt kaum noch erkennen, er tastete nach ihrer Hand und - zog sie näher zu sich. „Fürchten Sie sich net, Fräulein? Nelda, es tut Ihnen nix!" „Ich fürchte mich nicht!" Sie atmete hastig uud i lachte dann kurz auf. „Es ist schön!" Das starke Brausen machte ihre letzten Worte kaum hörbar. Jetzt ein einziges gelbes Licht und dann wieder tiefe Finsternis. Und nun plötzlich ein Prasseln, ein Rasseln auf die Erde, ein heulender Sturm von allen Eckeu und Enden. „Fürchten Sie sich net!" Er zog sie noch näher an sich. „Wir müssen da herein!" Gebückt, dicht nebeneinander, drängten sie sich in die Tür der Schutzhütte; drinnen auf dem schmalen Bänkchen setzten sie sich, Seite an Seite. Er fühlte ihr rasches Atmen, und sie fühlte die Kraft des starken Armes, der sich schützend hinter sie legte. Er flüsterte: „Fräulein Nelda! Nelda!" Sie sagte nichts, sie lehnte den heißen Kopf hinten über an das rauhe Mauerwerk, sie bemühte sich, Gleich gültiges zu denken. Es drehte sich ihr wie ein Rad hinter der Stirn. Durch die Ritzen der roh auf einander ge fügten Steine pfiff der Wind, der Hagel hämmerte aufs Moosdach nieder, als wollte er es zertrümmern. Jetzt war es da — was?! Ihr Herz pochte wild — jetzt—! i Sie schreckte zusammen, der Mann war ihr noch näher ge rückt, beide Arme legte er um ihren Leid. Sie wollte! aufstehen, etwas sprechen, sie konnte nicht, sie war wie er starrt. Er drückte seinen Kopf dicht an den ihren, sein blonder ! Schnurrbart streifte ihre Wange. Sie zitterte, noch immer kam kein Laut auf ihre Lippen — da — draußen jam merndes Rufen, zwischen dem Hagelgeprassel Tritte! Mit einem ,Kotzdonner' sprang Hommes auf. „He, wer is da?" Er eilte vor die Hütte. Eine klagende Frauenstimme antwortete. Nelda kam sie merkwürdig bekannt vor, sie schreckte zusamm-n — oh, das war ein Ruf aus der Welt! „Fräu — lein — Plan — ke!" Abwehrend streckte! sie beide Arme vor sich. Die Finsternis hatte sich merklich gelichtet, es war hell genug, um einander zu erkennen. In der engen Tür der Schutzhütte stand leibhaftig Fräulein Aurora Planke, hinter ihr tauchte nebeu Hommes ein junger Mensch mit semmelblonden Haaren auf; trau rig hing ihm die Mähne herunter. Und wie sah Aurora Planke aus! Der Hut auf ihrem Kopf war zu einem unförmlichen Nest zusammen- geschlagen, den blauen Leinenschirm hielt sie zerfetzt in Das Schiss würde sich süns Taae lang, ohne zu landen, in der Luft halte« kö««en. Zum Ausgangspunkt der Polarkreuzfahrten würde nicht, wie ursprünglich be absichtigt war, Spitzbergen, sondern die Nordspitze ^-ch wedens gemacht werden. Die Frage, obAmund - sen teilnehmen wird, ist noch nicht geklärt. Er hat dieser Tage in einen: Telegramm an Dr. Eckener mitgeteilt, daß ihn „die Idee sehr interessiere" und daß er nach seiner Heimkehr sich mit Eckener iu Verbindung setzen werde. Unter den Fahrttettnehmern wird auch der be rühmte deutsche Geograph Dr. Penck genannt. Das Urteil im zweiten Rathenau-Prozeß. 8. L e l p z i g , 27. Juni. Im Rathenau-Prozeß wurde gestern abend durch den Vorsitzenden, Neichsgerichtsrat Lorenz, folgendes Urteil verkündet: Küchenmeister wird nach dem Antrag der Reichsanwaltschaft freigesprochen, Brandt wegen eines Vergehens gegen 8 139 des Strafgesetzbuches (Unter lassung einer Anzeige) unter Fallenlassen der Anklage wegen Beihilfe zum Mord zuvierJahrenGefäng- nis und wegen unbefugten Waffenbesitzes zu 500 Mar! Geldstrafe verurteilt. Die Geldstrafe und ein Jahr Ge fängnisstrafe sind durch die Untersuchungshaft verbüßt. In der Begründung des Urteils wird aus geführt, daß Brandl am 21. Juni 1922 von dem Mord- plan gegen Rathenau Kenntnis erlangt hat. Er hat sich diesem Plan zwar widersetzt, hat van« aber nichts getan, uni ihn zu vereiteln, da er sich daraus verließ, daß es Tillessen gelingen werde, Kern und Fischer von dem Mordplan abznbringen. Er war deshalb zwar nicht wegen Beihilfe zum Mord, sondern, wie seiner zeit Tillessen und Plaas, wegen Nicht anzeige eines drohenden Verbrechens zu bestrafen. Was Küchenmeister anlangt, so sprach zwar eine Reihe von Momenten gegen ibn, aber sie wurden alle schließlich zu seinen Gunsten geklärt. politische kunaschsu Dr. Schacht gegen Agrarzölle. Neichsbankpräsident Dr. Schacht sprach sich in einem Vortrag in Darmstadt über die Wirtschafts- uno Währungspolitik der Reichsbank gegen Agrarzölle ans. Dagegen trat er für eine weitgehende Kreditgewährung an die Landwirtschaft ein, die sich mehr auf den Export einstellen müsse und deshalb danach zu trachten habe, mebr als bisher zu produzieren, was Dr. Schacht durchaus für möglich hielt; deshalb sei er-ja auch sür die Schaffung einer Rentenkreditanstalt eingetreten. Zum Schluß erklärte der Neichsbankpräsident, die Art. wie im Reiche, in den einzelnen Landtagen und in den Kommunen Aus gaben bewilligt würden, sei aus die Dauer untragbar. Ebenso untragbar sei die Art der Steuerbelastung. Anklage« Dr. Bests. IN dem Kamps um die Aufweriuntzsfrage halte der Hospitant der Völkischen Arbeitsgemeinschaft, Dr. VcZ, nor einiger Zeit erklärt, daß einige Abgeordnete sich in der Behandlung der Auswertuugsfrage von persönlichen Mo tiven leiten ließen, und hatte weiter in Aussicht gestellt, die Ramen der betreffenden Abgeordneten zu nennen. >zm Aufwertungsausschn.ß bezeichnete Dr. Best vier Ne:chs- tagsabgeordnete mit Namen und versuchte an Hand von Briesen und unter Verlesung von Beweisstücken geschäft lichen Inhalts den Vorwurf zu substantiieren, daß diese Der Haud, von ihrem schwarzen Kleid troff eine dunkle Brühe: sie weinte fast. Es schien, als wolle sie in Ohn macht finken, aber als sie Nelda erkannte, wurde sie stramm. Sie zog ihr nasses Kleid so viel als möglich an sich. „,Also hier müssen wir uns treffen?" Sie reichte kühl die Hand. „Auch auf einer Vergnügungswur, wie ich ssehe!" Sie bemühte sich, von oben herab zu sprechen, wäh rend ihr die Zähne im Mund vor Frost klapperten. „Das ist ja ein merkwürdiges Zusammentreffen!" Durch- bvhreud sckwß ihr Blick von Newa zu deren Begleiter und wieder zurück. Wunderbar — wirklich — hockst wunder bar — und hier — oben!" Oie machte hinter jedem Wort -eine vielsagende Pause. „Es is ja «kkirrat so wunderbar, daß Sie hier sind! Ne, noch viel wunderbarer, denn Sie sind doch die Jüngste net mehr, Madam", sagte Hommes ziemlich grob. Er war ärgerlich auf das garstige, alte Frauenzimmer und deu schlappen Menschen, der, Weitz wie Käse und zitternd wie Espenlaub, sich an die Wand drückte. „Wir sind vor zwei Stunden beim schönsten Wetter von Manderscheid wcg- gcgangen, wer kann't wissen, daß einem so was in die Quer kommt! Wundern Sie sich lieber net so viel, Ma dam, sein Se froh, daß Se unter Dach sind. Eweil geht et erst recht los!" Welch ein grober Mensch! Fräulein Planke war em pört, aber sie machte gute Miene. Sie begann eine Unter haltung mit Newa; sie erzählte, daß sie zur Erholung -einen kleinen Ausflug in die Eifel unternommen und zum Schutz — hierbei schlug sie die Bugen nieder — einen jungen Freund mitgenommen habe. „Ah, Sie kennen sich noch nicht?! Kandidat Heinrich Suscmiehl, so Gott will, bald Prediger — Fräulein Nelda Dallmer aus Koblenz!" Der junge blonde Mensch verbeugte sich linkisch und sah Newa schüchtern an. Fräulein Aurora fuhr klagend fort: „Wer hätte dieses Wetter geahnt, als wir heute von Daun zur Besteigung des Mosenkopfes ausjvandertcn! Rein, daß unser letzter Reisetag so enden muß! Lieber Heinrich, kommen Sie hierher. Sie können auch noch auf der Bank sitzen." Sie kreischte laut auf: „Der Blitz!" Tageshell war alles erleuchtet, in der Öffnung der Tür erschienen Hunsrück und Mosclberge auf einmal irr blendende«: Glanz, aber nur für kurze Augenblicke. Jetzt schwarze Nacht und rollende Donnerschläge, neue Blitze und wolkenbruchähnlicher Rege». Aurora Planke kam nicht aus dem Entsetzen heraus; bei jedem Blitz kreischte sie auf uud umklammerte krampf haft den Arn: ihres Beschützers. Der Blonde schien ganz geknickt. „Heinrich, lieber Heinrich — ha — Huh —!" In sinnloser Aufregung ließ sie seinen Arn: fahren und hielt sich die Augen zu. Ein Donner krachte, der den Berg in leinen Grundfesten erschütterte.