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12242 VörsWZlöÄ 1,Ä. ÄLschn. Nichtamtlicher Teil. 238. II. Oktober 1912. der Versammlung. Kollege Petters bittet die Herren des Vorstandes, auch weiterhin im Amte zu bleiben, und die Ver sammlung schließt sich einstimmig diesem Wunsche an. Dem gemäß erklären sich die bisherigen Mitglieder des Vorstandes — mit Ausnahme des von Hanau wegziehenden Schatz meisters Fcddersen, für den Kollege Kleinschmidt gewählt wird — zur Annahme der Wahl bereit; mithin besteht der Vor stand für das Geschäftsjahr 1912/13 aus den Herren: Scheller-Frankfurt, 1. Vorsitzender; Behrend-Wiesbaden, 2. Vorsitzender; v. Mayer-Franksurt, l. Schriftführer; Scholz-Mainz, 2. Schriftführer; Kleinschmidt-Darmstadt, Schatzmeister. Punkt 5 der Tagesordnung. In längeren Ausführungen berichtet Kollege Scheller über die außerordentliche Herbst versammlung des Verbandes in Bayreuth. Kollege v. Mayer ergänzt diesen Bericht noch durch eingehende Auslassungen über die geplante Wiederberkäuferordnung sowie über die Jugendschriften-Ausschllsse. Der als Gast anwesende Kollege Dietrich-München spricht ergänzend hierzu und läßt sich besonders über das geplante Plakat des näheren aus. An der Diskussion beteiligen sich die Kollegen Ravenstein, Kirchbergcr, Dietrich, Petters, Gneisig, Goldstein, Behrend und v. Mayer. Es wird beschlossen, daß unser Verband 209 auswirft als Beitrag zu dem Plakat. Punkt 6 der Tagesordnung. Die Beratung dieses Punk tes mußte auf eine demnächstige außerordentliche General- Versammlung verschoben werden; denn nach der bisherigen Satzung müssen zur Beschlußfassung bet einer Satzungsände rung mindestens ein Drittel aller Mitglieder in der Ver sammlung anwesend sein, leider war aber diese Zahl nicht er reicht. Punkt 7 der Tagesordnung. Es war ein Antrag vom Kollegen Alt eingegangen, der lautete: »Der Verband wolle beschließen, daß die Gesuche der Verleger um namentliche Angabe der Abnehmer von Zeitschriften und Werken abgelehnt werde.» Kollege Alt begründete diesen Antrag und legte dar, daß man dem Sortimenter nicht zumuten könne, die Namen seiner Abnehmer preiszugeben. Kollege Sauerländer bemerkte da- zu, daß es den Verlegern wohl nur darum zu tun sei, die Berufe der Abnehmer zu erfahren, um so eine Berussstatistik zusammenzustellen. —Der Antrag wurde einstimmig ange nommen. Punkt 8 der Tagesordnung. Kollege Scheller berichtet über die Anregung des Böcsenvereins zum Zusammenschluß der an einem Orte ansässigen Buchhändler in Ortsvereinen oder dergleichen. Punkt g der Tagesordnung. Da weiteres Material zur Besprechung nicht vorliegt, schließt Kollege Scheller um 1!4 Uhr die Sitzung mit Worten des Dankes an die An wesenden. An diesen geschäftlichen Teil schloß sich in der altherge brachten Weise ein gemeinschaftliches Mittagessen, das in der angeregtesten Stimmung verlief; es fehlte dabei nicht an An sprachen. Für den Nachmittag war ein gemeinsamer Aus flug nach dem Niederwalddenkmal geplant. Leider aber war das Wetter wenig günstig, erst um 5 Uhr hellte es sich aus; und so fuhr denn der größere Teil der Kollegen mit der Zahnradbahn nach dem Jagdschloß und wandelte von dort durch den herbstlich gefärbten Wald nach dem Notioualdcnk- mal. Nach kurzem Aufenthalt daselbst fuhr man wieder mit der Zahnradbahn nach Rüdesheim hinab. Ein Teil der Kol legen trat von dort unmittelbar die Heimreise an; kleinere Gruppen blieben noch einige Stunden gemütlich beisammen. Deutsche Kulturaufgaben im Auslande lVgl. Nr. 2gg.) Wir haben uns anläßlich des Artikels von Or. Freiherr» von Mackap über die »Deutschen Kuliur- aufgabcn im Auslande» svgl. Bbl. Nr. M9j an einige deutsche Buchhandlungen in der Türkei gewandt, um sic über die Möglichkeit einer größere» Verbreitung deutscher Literatur in der Türkei zu besragen. Wesst das Herz voll ist, dcsst gehet der Mund über, und wer die schwierige Lage der deutschen Auslands- buchhandlungen kennt, wird es nur verständlich finden, daß Herr Otto Seil in Konstantinopel, dem wir die nachstehenden Ausführungen verdanken, diese Gelegen heit benutzt, um einige Wünsche an den Börsenverein und die deutschen Verleger zu richten. Soweit es sich dabei um die Aufrechterhaltung des Ladenpreises im Auslande handelt, werden diese Wünsche solange fromme bleiben, als die ausländischen Buchhändler- Vereinigungen außerstande sind, innerhalb ihrer eigenen Landcsgrcnzcn dahingehende» Bestrebungen wirksamen Schutz angedcihen zu lasten. Dagegen wäre es nicht ausgeschlossen — von der Frage des Anslandsrabatis und der Überweisung der Privatbestellnngcn an die Auslandssortimcnter, deren Erledigung von dem Er messe» des einzelnen Verlegers abhängt, hier abgesehen — daß die in Aussicht genommene» Verhandlungen des Börsenvereins-Vorstandes mit den Grossisten auch zu einer differenzierten Behandlung der ausländischen Auchbuchhändler führen werden. Wie aus der in Nr. 235 abgedrucktcn Denkschrift über die Förderung des Deutschen Buchhandels in China wieder hervor geht, wendet der Vorstand des Börsenvereins sei» Interesse neuerdings in ganz besonderem Maße der Ausbreitung der deutschen Literatur im Auslande zu, so daß schon dadurch sich eine engere Verbindung zwischen dem Mutterlands und den Ausländsdeutschen anbahnen wird. Dann wird es auch nicht ausbleiben, daß man der Frage im Auslande nachgeht, die setzt im deutschen Buchhandel aktuell ist, der Krage, wie eine gerechtere Verteilung von Licht und Schatten vorge nommen werden kann, damit der wirkliche Buchhändler .gegenüber dem bloßen Bllchcrbesorger zu seinem Rechte kommt. Red. Dem Verfasser des Artikels in den »Leipziger Neuesten Nachr.« v>. Freiherrn von Mackah gebe ich recht, wenn er behauptet, daß der deutsche Buchhandel im Orient noch sehr darniederliegt. Allein welche Schwierigkeiten stehen den hie sigen deutschen Buchhandlungen entgegen, wenn sie ihrem Be ruf einigermaßen die ihm gebührende Stellung sichern wol len! Wenn sich auch jeder tüchtige Fachmann die redlichste Mühe gibt, so treten ihm doch oft so große Hemmnisse in den Weg, daß es ohne Bitterkeit nicht abgeht. So sehr ich mich aber auch mit den Ausführungen des Herrn Mackah einverstanden erkläre, so mutz ich doch betonen, daß speziell in militärischen Kreisen das deutsche Buch dem französischen vorgezogen wird. Hat doch Freiherr von der Goltz dafür ge sorgt, daß türkische Offiziere zur Ausbildung ihrer Kennt nisse nach Deutschland wandern, sämtliche türkische Regle ments nach deutschem Muster ausgestattet, deutsche Lehrbücher in den türkischen Kriegsschulen eingeführt und deutsche In strukteure engagiert sind, so daß gerade die deutsche Militär wissenschaft einen großen Aufschwung genommen hat. Nicht zu vergessen ist auch, daß fast alle besseren deutschen Werke be kannter Militärschriftstellcr in das Türkische übertragen worden sind, um auch den nicht deutschsprechendcn Offizieren Ge legenheit zu bieten, sie lesen und daraus Nutzen ziehen zu können. Was hier im Orient die Einführung des deutschen Buches erschwert, ist der hohe Preis, da durch die hohen Spesen eine Erhöhung des Verkaufspreises um mindestens 10 bis 15"/»