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ÜMsaruNer Tageblatt r.Llatt Nr. I»s — vonnrrslag, 25. Juni lyrs Zauber der Iohannisnacht. Von der Höhe steigt hernieder Die Natur, den Berg Herab. Was gekommen, gehet wieder, Was erblühte, welkt fürs Grab. Zeit der Sommersonnenwende Mahnst mit deiner Blütenpracht: Alles, alles nimmt ein Ende, Zauder der Iohannisnacht! In des Jahres Mittagssonne Wächst die Saat zur Reife an, Daß der Schnitter drauf mit Wonne Reichlich Ernte «halten kann. Darum sammelt Blütenschätze, Die Natur uns dargebracht, Daß uns allesamt ergötze Zauder der Iohannisnacht! Heute wallen, wehen, weden Durch die Schleier licht und dicht Jene Geister früh'rer Leben Wie ein liebes Lenzgedicht, Damit wir sie nicht vergessen Und daß ihrer sei gedacht, Liegt auf Almen «und Cypressen Zauder der Iohannisnacht! Blumenfest der Rasenhügel, Paarst die Freude mit «dem Leid, Du gibt den Gedanken Flügel Aus entschwund'ner, schöner Zeit. Geh' es steht in deiner Macht, Denk' daran, es birgt die Gade Zauder der Iohannisnacht! Und für uns, die wir noch leben, Klingt ein Singen wundersam, Wie ein treibend Vvrwärtsstreben, Sanft -und «doch nicht flügellahm. Daran denk', du Mensch von heute, Steh' für Brauch und Sitte Wacht, Meid' wie deiner Väter Leute! Schwör' es zur Iohannisnacht! Sächsischer Landtag. Dresden, 3. Juni. Der Landtag befaßte sich in seiner heutigen Sitzung zunächst mit nachgesuchten Strafverfahren gegen Abgeordnete und genehmigte in einem Falle die Verfolgung «des Kommunisten Renner. Bei «der Beratung des Etatskapitels „Forstliche Hochschule zu Tharandt" holte sich der kommunistische Abgeordnete Dr. Schmincke einen großen Heiterkeitserfolg, als er seine Rede — die er übrigens zu Beginn bei einem falschen Kapitel anbrachte — mit den denkwürdigen Worten begann: „Die lanumutistiiche Partei ist die einzige Partei des menschlichen Fort- ich-riUs. Trogdem -lehnen wir das iraoilel ab, weil die Hoch schulen in Deutschland die Brutstätten «der Reaktion, Träger «des imperialistischen Nationalismus und Erziehungsanstalten für «Ar beiterfeinde sind." Sohr lebhaft ging es bei der Beratung des Kapitels „Evangelisch-lutherisches Landeskonsistorium und evan gelische «Kirchen" zu. Die Kommunisten tobten unaufhörlich, als Abg. Kaul (Dn.) die Schmähungen der Kirche im Ausschuß -durch Dr. Schmincke gebührend zurückwies. Die Kommunisten und Linkssozialisten lehnten in der Abstimmung das Kapitel ab, des gleichen Kapitel 63, „Katholisch-geistliche Behörden" «usw. Beim Kapitel ,Staatstheater" wies die Berchterstattevin des Aus schußes darauf hin, daß der hohe künstlerische Stand unserer Skaatsthcater die Bewilligung des hohen Staatszuschusses recht fertige. Die Kommunisten offenbarten sich auch hierbei als die einzigen Kulturträger — nach Schminckes Worten: „einzige Par tei «des menschlichen Fortschritts" — und «lehmen das Kapitel ab. Die nächste Sitzung findet Donnerstag den 25. Juni nachmittags 1 Uhr statt. Gründung einer Amundsen-GeseWast. Eines der Nordpolflugzeuge gerettet. Nach einer Meldung aus Oslo haben führende Männer Norwegens, darunter Nansen, der Minister. Präsident Jnckel, der Präsident des Storthings und Dr. Skattam, der Präsident der Geographischen Gesellschaft, beschlossen, in Norwegen eine Sammlung zu veranstalten, Leren Ergebnis zur Gründung einer Amundsen-Gesellschaft verwendet werden soll. Die Gesellschaft soll vor allem Forschungen aus geographischem Gebiet fördern. Im übrigen wird mitgeteilt, daß Amundsen sich bisher noch mit keinem Wort über seine weiterenPläne geäußert habe. Inzwischen ist das eine der Nordpolslugzeuge, das Amundsen auf dem Landeise der Lady-Franklin- Bucht hatte zurücklassen müssen, von den Begleitern des Nordpolfahrers freigemacht und zurückgeholt worden. Die Flieger sind mit dem Flugzeug glücklich in Kingsbay gelandet. ( Neue» aus aller ülell Fehrbellinfeiern. Zur Erinnerung an die Schlacht bei Fehrbellin, durch die einst Brandenburg gerettet wurde, fand nicht nur in Fehrbellin selbst, sondern auch in allen umliegenden Ortschaften eine F tt n f t a g e f e i e r statt. In Fehrbellin feierte man den großen Tag durch historische Umzüge und durch einen Gottesdienst am Denkmal des Großen Kurfürsten. ' Großseuer in einer Berliner Markthalle. In der Markthalle in der Lindenstraße in Berlin brach ein Großseuer aus, das die gesamten Kellerräume erfaßte. Der größere Teil der Unterkellerung mit allem, was darin lagerte, ist den Flammen zrnn Opfer gefallen. 'Folgenschwerer Brand auf einem Motorschiff. In Düsseldorf geriet auf einem Motorschiff plötzlich ein Teil der Ladung, die aus 1200 Kilogramm Filmabfällen be stand, in Brand. Zwei im Lagerraum beschäftigte Arbeiter kamen in den haushoch emporschießenden Flammen um. Der Kapitäp des Schiffes rettete sich dadurch, daß er über Bord sprang. ,-Ein Auto von einem Personenzug erfaßt. Auf dem Wegübergang zwischen Wickede an der Ruhr und Frönden berg, dessen Schranke nicht geschlossen war, wurde das Personenauto der Firma Graef u. Schlechter aus Barmen von einem Per > onenzug erfaßt, zur Seite geschleudert und zertrümmert. Von den Insassen wurden Frau Schlechter sofort getötet, während die drei anderen Insassen des Autos schwer verletzt wurden. Ein letzter Gruß vom Kreuzer „Dort". Bei Eck warden am Jadebusen trieb eine Flascheupost an. Es war eine Brauseflasche, die am 18. Juli 1916 dein Meere uvergeven woroen war. L-re enthielt me Photo graphie des großen Kreuzers „Vor!" mit folgenden Ab schiedsworten: „S. M. S. Aork". „Die letzten Überleben den. S. O. S. 18. 7. 1916. H. D." Heuschreckenplage in der Herzegowina. Zum Schrecken der Bevölkerung der Herzegowina sind große Heu schreckenschwärme aufgetaucht, die die Kulturen zu verwüsten drohen, über Mostar sieht man ganze Wolken von Heuschrecken gegen Norden ziehen. Eine Abwehr scheint unmöglich. Fünf Dörfer vom Wasser weggespült. Wie aus Amsterdam gemeldet wird, haben in Palopposchen nahe Makassar auf Celebes große Überschwemmungen statt- gefun-den; mehrere Gebirgsflüsse sind über die Ufer ge treten. Fünf Dörfer wurden vom Wasser wcggespült. Der Schaden an Gebäuden und Vieh ist sehr groß; nach den bisherigen Meldungen sind 13 Personen ertrunken. Bunte Tageschronik. Berlin. Bei einem Trabrennen in Ruhlebcn stürzte der Hcrrensahrer C. Fritsche, vom Schlage getroffen, aus dem Sulky und war sofort tot. Ludwigshafen. An dem 12. Pfälzischen Sänger bund fest, das hier stattsand, nahmen über 6000 Sänger aus allen Teilen der Pfalz teil. Warschau. Der 12. Internationale Landwirt schaftliche Kongreß, bei dem 27 Länder mit 226 Dele gierten vertreten sind, wurde mit einer Rede des Landwirt- schastsministers Ja nicki eröffnet. Der Eröffnung wohnte auch der Präsiden, der Republik bei. Amsterdam. Die geplante Sommerreisc des früheren Kaisers Wilhelm II. in das Seebad Noordwvk ist im letzten Augenblick abgesagt worden. Madrid. In ganz Spanien sind schwere Gewitter regen niedergcgängen und haben Überschwemmungen ver ursacht. Vierzehn Personen wurden durch Blitzschläge getötet. Weti und Wissen. rv. Das Originalmanuskript von „Tausendundeine Nacht" gefunden. Nach Mitteilungen russischer Blätter wurde im Archiv der Petersburger öffentlichen Bibliothek ein in per« sischer Sprache gehaltenes, vergilbtes, altes Manuskript ge funden. Das Manuskript wurde der russischen Akademie der Wissenschaften zur Prüfung vorgelegt, und der anch im AuS- lande bekannte Kenner der persischen Sprache und Literatur Professor Marr stellte fest, daß es sich um eine Sensation, näm lich um das Originalmanuskript der berühmten persischen Märchen „Tausendundeine Nacht" handelte. Das Manuskript ist etwa gegen Mitte des 15. Jahrhunderts geschrieben worden und galt bisher als verschollen. Das Originalmanuskript, von dem es wahrscheinlich keine zweite Abschrift gibt, soll fetzt in einem der russischen Nationalmuseen ausbewabrt werden. Mei»» Nachrichten ) Reichspräsident und Zohanniterorden. Berlin, 22. Juni. Die Meldung eines hiesigen BlatteS, der Reichspräsident beabsichtige, an der am 24. Juni statt- sindcnden Tagung des Johanniterordens teilzunehmen, wird für unrichtig erklärt. Ter fünfte Faschistcnlongreß in Rom. Nom, 22. Juni. Der fünfte Faschistenkongreß wurde in Nom im Beisein Mufsolinis durch den Vizepräsidenten Devecchi eröffnet. In der Begrüßungsansprache erklärte De- vecchi die Aufgaben der faschistischen Revolution würden erst dann erfüllt sein, wenn» ganzItalien sich zum Fascht»- in u s bekehrt habe. Kein Selbstmord Sofies? Berlin, 22. Juni. In einem äußerst bewegten Verhör, das Rheinlandstöchter. 27) Roma« von Elara Biebig Es war etwas in ihr aufgewacht, was bis dahin ge schlafen hatte; selbst die Küsse des Geliebten hatten das noch nicht geweckt. Unter denen war sie geblieben wie der unbetretene Schnee; vielleicht weil ihnen jenes Unbe schreibliche fehlte, was den Kuß zur intimsten Berührung, was den Mann zum Gatten macht, wenn er es auch noch nicht ist. Zum erstenmal hatte dies seltsame Gefühl bei ihr angeklopft, als sie an jenem Abend zu Namer eilte; als sie den Naum betrat, den er bewohnte, als sie in zittern der Erregung die Arme um ihn schlang, aufgelöst in Bangen, Freude, Schmerz. Aber es hatte nur angeklopst. Stolz und Verzweiflung hatten das Gefühl erstickt, es war fortgeschwemmt worden von ihren Tränen. Manchen Abend lag Neida nun wachend in ihrem Bett, draußen heulten die Eifelwinde ums Haus und rüttelten am Fenster. Die Einsame zog schaudernd dir Decke fester um ihre Glieder. Sie fürchtete sich: wovor? Nicht vor dem Sturm, der die Dachziegel klappernd her unterwarf und die Straße entlangfauchte. Ihr wallte das Blut in den Adern, ihr Herz hatte ein wildes Klopfen. Sie drückte die Augen zu und dachte an seine Küsse — nein, nicht an seine Küsse — nein nicht an die seinen, an Küsse überhaupt! Sie hob die Arme und streckte sie im Dunkel verlangend aus. Nicht nach ihm — nach einem überhaupt! Ihr Herz klopfte wilder, das Blut wallte stürmischer, eine brennende Röte stieg in ihr Gesicht. Mit halbgeöffneten Lippen lag sie, Tränen der Sehnsucht tropften aus ihren Augen. So schlief sie ein. Und am Morgen nach wirren Träumen kam die Scham, eine andre Scham, als die sie empfunden hatte nach ihrer Verschmähung durch den Ge liebten; damals war's noch eine stolze Scham, jetzt eine tief erniedrigende. "In banger Scheu faltete Nelda die Hände und briete mit heißer Inbrunst auf der Flucht vor sich selber. Da saß nun Nelda in der Kirchenban-k. Heute war sie mit Vefa hier, die kniete jetzt drinen im Beichtstuhl. Es war niemand sonst mehr da, alle waren sie nach und nach gegangen mit Schnäuzen und Scharren und Räuspern. Langsam dämmerte die eingeschlossene Luft sie ein, verträumt glitten ihre Blicke die Wände entlang. Wie Sterne funkelten die Lichier am Altar, ein flimmernder Schleier wob sich von dort her, goldne Pünktchen tanzten im Halbdunkel; mit rotem geheimnisvollen Schimmer schaukelte die ewige Lampe. Sie wagte sich nicht zu rühren, wie gebannt saß sie still. Vergangenheit und Gegenwart verschwamme«, nur ein süß traumhaftes Bewußtsein «blieb. Nelda hätte sich nicht gewundert,. wäre .die^Orael von selbst erklunäen. hauen Cngeissttmmen vom Chor gesungen. Es war ihr, als müsse sie aufspringen, dort vor den Altar tytters Marienbild eilen, die Hände erheben und dann dis: Stirn zu den Fliesen neigen. Die Erhörung war gewiß. Ein heiliger Schauer lief ihr über den Rücken — da — ein Schritt! Der Sand des Steinbodens knirschte. Vefa trat auf sie zu, das Gebetbuch mit dem darum- geschlungenen Rosenkranz fest an die Brust gedrückt. Ein Abglanz himmlischer, Seligkeit lag auf des Mädchens Zügen, so schien es Nelda; nie war ihr das bräunliche Ge sicht mit den lustigen Augen und dem derben Mund edel vorgekommen. Jetzt erschien es ihr so. „Fertig", sagte Vefa. „Nu gehn mir!" Sie gingen. Vefa tunkte kniend ins Weihwasser- Lecken; Nelda tat ihr's nach, sie zuckte zusammen, als der eigene nasse Finger die Stirn berührte. Nun standen sie draußen, lautlos glitt hinter ihnen die Kirchtür ins Schloß. War der Himmel der Erde näher? Myriaden von Sternen, groß und leuchtend, blitzten über der Gasse. Der Himmel schien nicht hochgewölöt; flach, sich auf die Berge stützend, lag überm Dorf. Man brauchte nur die Hand auszustrecken und zuzugreifen, da hatte man ihn. Nelda mochte nicht sprechen, jeder Laut dünkte ihr eine Ent weihung; am liebsten wäre sie auf den Kirchenstufen nie dergesunken: laßt mich hier liegen, hier allein finde ich Ruh! - Aus dem Pförtchen der Sakristei trat der Kaplan; er trug die lange, schwarze Soutane und den breitkrempigen Filzhut. Recht irdisch und wohlgenährt ging er an den Mädchen vorüber; Nelda sah nur sein weißes Haar ehr würdig unter der Krempe flattern. Jetzt fiel der Sternen- schein hell auf seine breiten Züge, die verschwommenen, gutmütigen Äuglein richteten sich auf Vefa. Diese knixte. Der geistliche Herr hielt an, ließ sich die Hand küssen und strich dann dem Beichtkind über die gerötete Wange. Er schmunzelte. „Nun, du schlimme Sünderin, geh heim, bet fleißig!" Sie kicherte, haschte wieder nach seiner Hand und führte sie mit einem Schelmenblick an die Ljppen. „Nun ja, ja, ich weiß, du bist ein gutes Kind!" Er wendete den wohlgefälligen Blick nicht von ihr und lachte gemütlich. »Hör, Vefa. du verstehst dich ja am besten auf die Hühnerzucht im ganzen Dors; wann sie wieder legen, krieg ich die ersten Eier, gelt? Ich hab schöne Bildchen dafür und ein geweihtes Zweiglein vom Mar der Hoch heiligen zu Buchholz. Brauchst dem Burgemeister nix zu sagen, er" — Jetzt bemerkte der geistliche Herr erst Nelda; sie hatte zur Seite gestanden. Sein behagliches Lächeln verschwand, er hob würdevoll die Hand zum Gruß und schritt dann, die Soutane straff um das Bäuchlein ziehend, gemessen zur Pfarrwohnung hinüber. Nelda stand und sah ihm nach, bis der letzte Zipfel in Wind und Dämmeruna verfiattert war. „Eso en guter Herr", kicherte Vefa, „eso kommod! Alle Tag einen Rosenkranz, damit is't gut!" Sie machte einen kleinen Hopser vor innerem Vergnügen. „Kommen Se, Fräulein Nelda!" Sie griff vertrau lich nach Neldas Arm. Diese wehrte sie ab. „Geh nur voran, ich komme nach!" Ohne Gruß mit einer raschen Wendung drehte sie sich ab und schritt die Gasse ins Dorf hinein. Sie mochte noch nicht nach Haus. Eine unsichtbare Hand hatte ihr einen Schlag ins Gesicht gegeben, als der geistliche Herr so schmnnzelte und Vefa in die Backe kniff. Und diese selbst, war sie nicht dumm, leichtsinnig?! Eine Ernüchterung war mit ungeheurer Schnelligkeit gekommen; in der kalten Winterluft verlor sich der Weih- rauchduust. Sie hob die Augen zum Himmel und sah, daß er doch hoch gewölbt überm Dorf stand — hier wie anderswo, überall fern! Und die Sterne glitzerten kalt wie neugierige Augen. Sie zog die Kapuze tiefer in die Stirn. Was fragten die da oben nach Menschenleid, nach der Qual eines Mädchenherzens? — „Mer muß nehmen, wat sich biet, is et net dän, dann is et dän, ech sein alle weil froh." Es war Vefas Stimme, «die ihr das ins Ohr schrie, und doch war's wieder das eigene Herz, das die Worte rief. Ja, froh sein um jeden Preis! Nicht darben und sich zerquälen um das, was geschehen und nicht mehr zu ändern ist! Nelda erinnerte sich genau eines Gesprächs, das sie einst mit Agnes Röder geführt hatte, als diese noch Braut war. Ja, Durst hatte sie immer gehabt, Durst, aus der Quelle alles Lebens zu trinken, aber jetzt war der Durst ein anderer. Man hatte ihr den Becher an die Lippen ge führt und dann weggerissen, als sie kaum die Zunge ge netzt; eine brennende Gier war geblieben. Jetzt war es gleich, in welchem Gefäß der Trank gereicht ward — nur trinken, sich satt trinken und dabet vergessen! Sie strich die Hütten entlang wie ein Schatten. Rund um sie die Stille des Dorfes und des Abends. Dunkelheit. Aus den niederen Fenstern trüber Lichtschein, schwarz blick ten die Berge herein. Ein Hund schlug an, verschlafen kläffte ein anderer Antwort. Sie dachte nicht an Vater und Mutter, die daheim im einsamen Haus an der Chaussee saßen, auch nicht an Xylander, den einzigen Freund — an diese drei zu denken war ihr peinlich, sie schämte sich dann jener Regung, die immer und immer un abweisbarer wiederkam. Sie dachte an Namer. Nicht in gekränktem Stolz, im Schmerz des Verloren-Habens — nein,, mit Zorn. Er hatte ihr den Becher von den Lippen gerissen; zu früh! Sie ballte die Hände zu Fäusten. Er hätte sie vollends austrinken lassen sollen, dann mochte er gehen. Dann war doch der Durst gestillt, dann blieb ihr die Erinnerung an etwas Ausgenosfenes. Aber so ?! Ein wilder Trotz lag auf ihrem Gesicht, als sie mit geblähten Nasenflügeln die Luft cinsog und ausstieß und sich mit steil aufgerichtetem Körper dem Wind entgegen- stemmte.