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AilsaruNer Tageblatt r siatt Nr. 132 — Mittwoch arn I0.3unit-2S. Vergiß mein nicht! Wie heißt das Blümlen her? Ich fand es im tiefen Tal Im goldnen Sonnenstrahl. Ich bitte, nenn' es mir! — Die Mutter mit Bedeutung spricht: „Das Blümchen heißt Vergißmeinnicht." Mit feiner blauen Kron' Und goldnen Sternlöin drin Deutet's zum Himmel hin, Au Gottes Strahlenthron. Weißt bu, -was Gott durchs BÄmlein spricht? „Vergiß mein nicht, vergiß mein nicht!" Der letzte Gchleisenflug. Berlin, 8. Juni. Vo« den zur vierten Schleife Les D e u t s ch e n N u n d- slugz gestarteten Flugzeugen sind gestern bis Schluß der offiziellen Wertungszeit noch 11 Maschinen zurückgekehrt. Im ganzen sind von der vierten Schleife 37 Flugzeuge wieder im Tempelhofer Flughafen eingetroffen. Heute früh 4 Uhr erfolgte der Start zurfünften und letzten Schleife, die über Liegnitz, Breslau, Frank furt a. O., Stettin, Stralsund und Rostock nach Berlin zurückführt. Die Strecke beträgt 1034 Kilometer. Es hatten sich zum letzten Start 37 Rundflieger eingefunden. Um Uhr 40 Minuten hatten alle gestarteten Flugzeuge bereits BreSlau erreicht oder überflogen. Das Flugzeug 639 mit Bäumer war bereits 10 Uhr 6 Minuten in Stral- fund und traf um 12 Uhr 51 Minuten wieder inBerlin ein. ES sei noch bemerkt, daß der gestrige Sonntag dem Flughafen in Tempelhof einen Massenbesuch gebracht hat. Es fanden Schau- und Geschicklichkeitsflüge, wohlgelungene Tallschirmabsprünge und ein Aufstieg von vier Freiballons statt. Bei den Kunstflügen rutschte ein Dietrich-Dovvel- decker mit dem Flieger van Flöten über der Südseite des Tempelhofer Feldes ab. Der Pilot wurde leicht an Arm und Fuß verletzt; die Maschine ging restlos in Trümmer. Der Massenmord bei Koburg. Koburg, 8. Juni. An die furchtbaren Verbrechen des Massenmörders Ungerstein, die in kurzem ihre gerichtliche sühne fin den sollen, erinnert die grausige Tat, die in der Nacht zum 7 Juni von ein und demselben Mörder auf zwei verschie- oeneu, aber nicht weit voneinander entfernten Schau plätzen, in dem an der koburgisch-meiningischen Grenze liegenden Örtchen Hassenberg und in dem meiningi- lchen Dörfchen Lindenberg, begangen wurde. Hassen berg rst ein Norbmacherort, und der Mörder, ein 31iähriger Mann namens W i l l) e l m B r tt Ä n e r, war Korbmacher Wtt die meisten Einwohner des Städtchens. Brückner war verheiratet, aber er lebte getrennt von seiner Frau, die zu ihrer Mutter nach Lindenberg zurückgekchrt war. Er selbst lebte im Hause seiner siebzigjährigen Mutter, bei der auch sein Schwager, der Maurer Rosenberg, ein Bruder der Frau Brückner, mit seiner aus sechs Personen bestehenden Familie wohnte. Brückner, der ein völlig nor maler, aber sehr streitsüchtiger Mann war, er hob nun gegen seine Frau den furchtbaren Vor wurf, daß sie mit ihrem Bruder Rosenberg Blutschande getrieben habe. Das hat ihn, wie aus einem von ihm hinterlassenen Briefe hervorgeht, auf den entsetzlichen Gedanken gebracht, aus Rache die ganze Familie aus dem Wege zu räumen. Auf seinem Rade fuhr er in der Nacht zum Sonntag nach Lindenberg, wo er seiner Frau, die er vor der Tür ihres Hauses traf, mit einkm Messer die Kehle durchschnitt. Dann sauste er zurück nach dem nahen Hassenberg, drang in die Schlafräume seiner Mutter und der schwägerlichen Familie ein und tötete sämtliche Bewohner des Hauses, im ganzen acht Personen, die offenbar alle im tiefsten Schlafe lagen, durch Bcilhiebe. Unter den Getöteten befinden sich die fünf Kinder des Nosenbcrgschen Ehepaares, von denen das älteste neunzehn, das jüngste erst zwei Jahre alt war. Da Wilhelm Brückner sich nach der Tat er hängt hat, wird dieser Massenmord, der im Koburgischen begreiflicherweise ungeheure Erregung hervorgerufen hat, ungesühnt bleiben. Die Leichen sind von der Staatsanwalt schaft zur Beerdigung freigegeben worden. * Dem Tode entronnen. Hafscnbcrg bei Koburg, 8. Juni. Der Ermordung durch Brückner ist nur dessen eigenes 1^ jähriges Töchterchen ent gangen, das er nicht bei seiner getrennt von ihm lebenden Frau in Lindenberg vorfand, weil die Großeltern das Kindchen zu dieser Zeit bei sich hatten. Die Leichen der 10 Opfer werden morgen beerdigt. ! politische kunckschau ! Zentrum und Bayerische Voikspartei. Der Parteitag der Bayerischen Voikspartei beschäftigte sich mit dem Verhältnis der Partei zum Zentrum. Es wurde eine Entschließung gefaßt, in der zum Ausdruck kommt, daß in der ganzen Bayerischen Volkspartei die ehr liche Hoffnung vorhanden ist, daß es eines Tages wieder möglich sein wird, die beiden weltanschaulich so nahe mit einander verwandten Parteien wieder näher anein ander z u b r i n g e n. In der Bayerischen Volkspartei ist der ernste Wille vorhanden, soweit es an ihr liegt, den Weg einer Wiederannäherung freizuüalten und die Hoffnung nicht aufzugeben, daß die innere Entwicklung der Zentrumspartei allmählich die unbedingt notwendige Voraussetzung für die Überbrückung der Kluft zwischen den Parteien geben möge. Koloniale Wünsche. Die Deutsche Kolonialgesellschaft, der Deutsche Kolo nialkriegerbund, der Frauenbund der Deutschen Kolonial- gesellschaft und der Frauenverein vom Roten Kreuz für- Deutsche in Übersee hielten in München ihre Generalver sammlung ab. Die Teilnehmer wandten sich in einer ein stimmig angenommenen Entschließung gegen den Raub der deutschen Kolonien, gegen die koloniale Schuldlüge und für den deutschen Anspruch auf unsere ehemaligen Kolonien. Von Reichstag und Reichsregierung wird ge fordert, das deutsch-englische Handelsabkommen nicht eher zu ratifizieren, bis nicht die schmählichen Ausnahmebe stimmungen gegen Deutsche in den englischen Kolonien und den ehemaligen deutschen Mandatsgebieten gefallen sind. Als nächster Tagungsort ist Bochum bestimmt, wenn bis 10. Oktober seine Räumung feststeht, sonst Dortmund. Frankreich. Dauernder Sturz des Frank. Der Sturz des fran zösischen Frank geht unaufhaltsam weiter. Die Grenze von 100 Frank für ein englisches Pfund ist längst überschritten. Die Wirtschaftskreise wie auch die übrige Bevölkerung be finden sich in g r ö h 1 e r E r r e g un g , so daß der Finanz minister eine Intervention der Negierung in Aussicht ge stellt hat. Die Regierung führt die neue Frankbaisse auf internationale Spekulationen zurück. Belgien. Ein neues belgisches Kabinett. Nachdem der soziali stische Parteikongreß seine Zustimmung zur Koalition mit den Katholiken gegeben hat, dürfte das Zustandekommen eines Kabinetts Poullet gesichert sein. Dem neuen Ministerium werden fünf sozialistische und fünf katholische Minister angehören. Der bekannte Sozialistenführer Bandervelde wird das Ministerium des Äußeren übernehmen. Ein französisches Blatt befürch tet, daß unter der Leitung Vanderveldes die belgische Regierung alle Versuche zur Versöhnung mit Deutschland unterstützen werde. Italien. Anläßlich des 25 jährigen Regierungsjubiläums König Viktor Emanuels prangt die italienische Hauptstadt im Festgewand. Den Auftakt zur Feier des Negierungs jubiläums bildete eiue Truppenparade im Stadion, der die königliche Familie sowie zahlreiche hohe Persön lichkeiten beiwohnten. Dem König sowie Mussolini und den Generalen Cadorna und Diaz, die im Weltkrieg eine führende Nolle gespielt haben, wurden begeisterte Hul digungen dargebracht. Aus In- und Ausland. Köln. Die von der Besatzungsbehörde ausgesprochene Ausweisung gegen den früheren Oberbürgermeister von Köln und früheren Neichstagspräsidcnten Staatsminister a. D. Wallraf wurde zurückgezogen. Athen. Die griechische Negierung hat mehrere Torpedo boote und andere Einheiten nach der Insel Samos ent sandt, wo schwere Unruhen ausgebrochen sind. Sofia. Der König unterzeichnete das Todesurteil gegen P e r t s ch e m l i e w, der in den nächsten Tagen hin gerichtet werden wird. Die Todesstrafe gegen Frau Nikolowa und Leger wurde vom König in lebenslängliche Kerkerstrase umgewandelt. Kairo. Der frühere Sträfling Ncguid Hellbawi, der von der Geheimpolizei als Agent verwendet wird, erhielt die für die ^Ergreifung der Mörder des Siro ar von der ägyptischen Negierung ausgesetzte Belohnung von 10 000 Pfund Sterling. Kairo. Alle wegen des Mordes an dem Sirdar Angeklagten wurden zum Tode verurteilt. Die Angeklagten haben Berufung eingelegt. Teheran. Das persische Parlament hat die Ein führung der allgemeinen Dienstpflich 1 beschloßen. Skandal im Theater. Im Lessingtheater inBerti u i kam es bei einer Mittagsvorstellnng, in der das neue Lust spiel „Die Exzesse" von Arnolt Bronnen gezeigt wurde, zu unerhörten Skandalszenen. Es herrschte ein wüster Radau, und ein paar besonders erregte Zuichaner, unter denen sich auch der — Dramaturg des Lessing, theaters, ein unangenehm bekannter kommunistischer Schriftsteller, befand, bedachten sich gegenscjtig mit Ohr feigen. Zwölfhundertjahrfeier der Stadt Fritzlar. Die Stadt Fritzlar, eine der ältesten Städte der Provinz Hessen- j Nassau, feierte in diesen Tagen ihr zwölfhundertjähriges Bestehen. Der preußische Ministerpräsident Braun hat aus diesem Anlaß an den Magistrat der Stadt eine Glückwunschdepesche gesandt. Die Rheinische Jahrtaufendfeicr wurde in D ü s s e l - dorf am Sonntag mit einem Festakt im Kaisersaal unter Teilnahme der Behörden er öffnet. — Den offiziellen Auftakt zur Jahr- tausendfeier in Duisburg bildete die Enthüllung des wiedererrichteten Vincke-Denkmals in Duisburg-Ruhrort, die der Oberbürgermeister der Stadt Duisburg, Dr. Jar res, im Beisein zahlreicher Vertreter der Reichs- und Landesbehörden sowie der in- und ausländischen Presse vollzog. Es sprachen bei der Festtafel der Oberpräsident der Rheinprovinz, Dr. Fuchs, der preußische Wohlfahrts minister Hirtsiefer, der Oberbürgermeister von Hamborn, Dr. Rosendahl, und der holländische Konsul Oberst a. D. van Lith. — In Königsberg i. Pr. wurden durch einen glanzvollen Festzug die Sympathien der Ostpreußen für das Rheinland zum Ausdruck gebracht. > 19. Schlesisches Musilsest. Der letzte Sonntag brachte die erste Festaufführung im Saal der festlich gesch nückten Görlitzer Stadthalle. Das von Walter Gieseking gespulte Klavierkonzert Ls-Vur von Hans Pfitzner, das die Auf führung einleitete, wurde zum erstenmal in Görlitz auf- gesührt. Diesem folgte das Anton Brucknersche To »mim für Soli, Chor, Orchester und Orgel, bei dem das philhar monische Orchester aus Berlin unter Leitung seines be rühmten Dirigenten Wilhelm Furtwängler mitwirkte. In den Räumen des Hotels „Stadt Dresden" findet gleich- Rheinlandstöchter. 14) Roman von Elara Viebig. .Danke, danke! Nehmen Sie Platz! Wo waren Sie »enn so lange?" Es lag ein sanfter Vorwurf in den Lorten. „Ich habe Sie längst erwartet. Nun ruft mich eider die Pflicht zur Kirche, eine frühere Schülerin von nir macht heute Hochzeit; viel zu jung, viel zu jung! Bei nesen Kinderehen, was kommt da heraus? überhaupt, vie i ch darüber denke!" Sie zuckte die mageren Schultern md drehte die Augen gen Himmel. „Freilich, es gibt llusnahmen", setzte sie einlenkend Hinz» und strich dem ungen Menschen die Haare aus der Stirn, „aber selten, jochst selten! Lieber Heinrich, kommen Sie heute abend vieder und trinken Sie den Tee bei mir; es ruht sich gut rach stürmischem Tag im wohlumfriedeten Hafen." Der junge Mensch sah sie verwundert mit den runden Kaßblauen Augen an, ein gutmütiges Lächeln zog ihm Ibers Gesicht. Was seine hochverehrte Gönnerin nur ueinte? Der Tag war doch nicht stürmisch, im Gegenteil herrlich schön, und ein Spaziergang mit den andern Semi- »aristen, nebst anschließendem Tänzchen in Capellen, wäre ügentlich der Tecstunde bei Fräulein Aurora Planke vor- juziehen gewesen. Aber Fräulein Planke zahlte seine Studiengelder. Sie gewährte ihm Mittel für Wohnung «nd Kleidung, sie hielt ihre Hand schützend über den Elternlosen; war die Hand auch knochig, es war doch immerhin eine Hand. Er unterdrückte den Seufzer, der ßr ihm aussteigeu wollte. „Lieber Heinrich", flötete Aurora und zog aus ihrer Lasche ein kleines Päckchen, „hier, nehmen Sie, das hat »er Osterhase für Sie gebracht!" Er fühlte zwischen sei len Fingern ein paar harte, in Papier gewickelte Taler. »Nun, was meinen Sie, wird es reichen, um sich dann und wann ein kleines Extravergnügen zu gestatten? Wohlver standen, im höheren sittlichen Sinne!" „Oh, Sie sind sehr gütig!" Der blasse Mensch rutschte vor Verlegenheit auf dem Swhl hin und her; man sah's ihm an, er war sich unklar, sollte er Auroras Hand an die Lippen drücken oder nicht. Die knochige Rechte näherte sich immer mehr seinem Munde, äe kam nah, ganz nah — jetzt — er wurde dunkelrot, mit einem plötzlichen Entschluß ergriff er sie und schüttelte sie berttratt. '„Wenn das meine Mutter wüßte, wie gut Sie zu mir sind, Fräulein Planke! Ich danke, ich danke. Sie tun so viel an mir, mehr als die eigenen Verwandten, und sind doch nur meiner seligen Mutter Jugendfreundin. Sie sind selbst wie meine Mutter!" Er schluckte ganz gerührt, und seine kurzsichtigen Au gen zwinkerten. . , Aurora zuckte zusammen, als habe sie jemand aus ein schmerzendes Hühnerauge getreten. „Schwester, Schwester — sagen Sie Schweiler, lrebcr Heinrich! Mein Gott, wenn ich so zurückdenke, ich war noch ein kleines Mädchen, als Ihre Mutter schon heiratete! Sie war mindestens zehn Jahre älter als ich — aber dis Neigung, die gleicht den Unterschied der Jahre aus. Ich fühle mich Ihnen wie eine Schwester, lieber Heinrich!" Nun drückte sich die knochige Rechte wirklich an seinen Mund. Fräulein Aurora seufzte. So blieben sie regungs los eine ganze Weile, während Heller Frühlingsschein von draußen hereinflutete, die scharfen Züge der höheren Schulvorfteherin noch schärfer erscheinen ließ und unbarm- herzig die Kräbenfüße um Mund und Augenwinkel be leuchtete. Der liebe Heinrich wagte sich nicht zu rühren, da — ein Glockenton von f^rn! Fräulein Aurora erwachte wie aus einem Traum. „Sie läuten schon, wie ärgerlich! Ich darf nicht fehlen, ich muß eilen. Bitte, lieber Heinrich, helfen Sie mir in den Mantel! Also auf Wiedersehen heute Abend; nicht zu spät, lieber Heinrich! Ich erwarte Sie so früh wie möglich — auf Wiedersehn, lieber Heinrich!" — "In die Schloßkirche strömte es. Feiertag, schönes Wetter, die bequeme Stunde: zwei Uhr — und dann, was würde es zu sehen geben! Blumen, Toiletten, Luxus, Glanz. Die ganze Mädchenwelt der höheren Kreise war ein geladen. Anselma von Koch, Lena Röhling, Milchen und Tonchen Zünglein, noch ein paar flotte Ossizierstöchter und zwei steinreiche Cousinen Röder waren Brautjung fern; sie würden sich ausgezeichnet neben den sporenklir renden eleganten Kavalieren ausnehmen. Viele Hoff nungen waren in die funkelnagelneuen Hochzeitstoiletten hineinphantasiert worden; sollten die sich erfüllen, gab's mindestens ebensoviel neue Hochzeiten binnen nächstem, als Brautführerpaare da waren. .Wen» die Hoffnung nicht wär',, wenn die Hoffnung nicht wär'" Ganz recht, nur daß dte Hoffnungen ver schieden aussehen. Hier wickelten sie sich alle in längs weiße Schleier und trugen Myrtenkränze. * * * Nelda Dallmer hatte auch Hoffnungen. Zwei Monate waren verstrichen seit jenem Abend bel Nylanders, an dem Leutnant von Ramer ihr beim Nach- hausegehen so energisch die Aussichtslosigkeit seiner Zu kunft vordemonstriert hatte. Sie hatten sich seitdem oft und viel getroffen — war es Zufall, war es Absicht? In einer kleinen Stadt stoßen die Leute leicht aufeinander, wenn sie sich nicht gerade absichtlich aus Lem Wege gehen; und das taten die beiden nicht. Mit den linderen Lüften erwachte die Lust zum Spa zierengehen. Ramer schritt öfters am Dallmersschen Hause vorüber ins Freie; und an besonders schönen Tagen machte der Regierungsrat, auf den Arm seiner Tochter ge stützt, eine Promenade die Chaussee weiter hinaus. Das erste Mal, als sie sich begegneten, schritten sie stumm grü ßend an einander vorbei. Das zweite Mal trafen sie sich in einem kleinen Seitentälchen des Rheins unter eben knospenden Büschen, da blieben sie stehen. Der Pfad war schmal, ein Ausweichen nicht möglich; Nelda machte die Herren miteinander bekannt, man nierkte ihr die Luft an, mit der sie es tat. Ihre Augen strahlten vor Freude auf. Wie sie in dem einfachen Kleid dastand, die ersten bescheidenen Frühlingsblumen in der Hand, frisches gesundes Rot auf den Wangen, erschien sie dem Manne begehrenswert. Nicht zum Besttzenmüssen, nicht zum Erkämpfen allem zum Trotz — nein, zum Daran- freuen, zum angenehmen, erquickenden Gruß an jedem Tag. Dallmers machten nicht im geringsten ein Haus, des Negierungsrats Kränklichkeit entschuldigte das. Zu ver meiden war's aber nicht, daß Leutnant von Ramer eines Tages Besuch machte, lediglich um sich nach dem Befinden des Hausherrn zu erkundigen; er hatte diesen während mehrerer Lage auf dem Spaziergang vermißt. „Oh, nur «ine leichte Grippe, eine ganz leichte Grippe", hüstelte Dallmer. Fortsetzung nächste Seite.