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Laar zeigen, daß sie nicht verlassen sind und nicht verlassen werden. In diesen Tagen richtet das deutsche Volk seine Blicke aus die Saar, und in unverbrüchlicher und anhänglicher Treue richtet auch heute das deutsche Volkstum an der Saar hilse- hcischend seine Blicke nach dem angestammten und"gcmcinsamen Vaterland Denn das Saargebiet ist in Not. In diesem süd westlichen Teil des Deutschen Reiches, wo Tausende und aber Tausende in den Bergwerken und in der Glut der Hütten ihr Brot verdienen, süürt der deutsche Bruderstamm neben dem harten Lebenskampf emcu stillen unermüdlichen Kampf, den Kamps um das Volkstum. An die kerndeutsche Be völkerung im Saargebiet werden bekanntlich nach dem Vcr- sailler Vertrag die Fragen gerichtet, ob sie deutsch bleiben, französisch werden, oder ob sie weiter das Dasein eines Zwerg staates unter der Leitung des Völkerbundes fristen will. Fünf- ;ehn Jahre müssen in das Land gegangen sein, bevor das Saarvolk aus diese unnatürlichen Fragen die Antwort erteilen soll. Diese Antwort wird nicht zweifelhaft sein. Rach Reden, in denen die politische, wirtschaftliche und kulturelle Lage tm Saar gebiet beleuchtet wurden, wurde eine Entschliebung an genommen. in der gegen die gröbliche Verletzung oes Ver sailler Vertrages durch Frankreich protestiert und verlangt wird, daß die deutsche Negierung mehr als bisher amtlich den Saarlügen, den Vertragsverletzungen Frankreichs, den Gesetz widrigkeiten der Regicrungskommission und den Verletzungen der Treuhandpslichten seitens des Völkerbundes entgegenttete. Barmai—Kuiisker. Neue Vernehmungen vor dem Untersuchungsausschuß. Der Untersuchungsausschuß des Preußischen Land tags in Sachen Kutisker-Barmat setzte seine Verhandlungen fort. Nach Vereidigung des Abg. Heilmann, der an gibt, zweimal größere Summen von Barmat zum Ankauf von Bibliotheken erhalten zu haben, wird Finanzral Helwig weiter vernommen über die Ausweise, die Kutisker der Staatsbank vorlegte. Nach seiner Erirne- rung hat er Rühe gesagt, unter den militärischen Ausweisen hatte sich auch einer befunden, der aus General von der Goltz zurückzuführen sei. Bestimmtes darüber kann aber der Zeuge nicht mehr sagen. Nach einer längeren Erörterung darüber, wie es mit den Aussagen von Zeugen gehalten werden soll, die bereits vom Reichs- tagsausschuß vernommen und vereidigt worden sind, wird die nächste Sitzung auf Montag vormittag anberaumt. Im Neichstagsausschuß kamen wieder die Fettgeschäfte mit Barmat zur Sprache. Zeuge Direktor Pritschow be kundete hierzu, daß mit Barmat aus allgemeinen poli tischen Gründen die Geschäfte abgeschlossen werden sollten, zumal Barmat der einzige Ausländer war, der in der damaligen Zeit auf Kredit lieferte. ( Neuer aus aller Aeit _ Blutiger Kampf mit Zuchthäuslern. Bei einem Aus bruchsversuch von vierzehn Schwerverbrechern aus dem Hamburger Zuchthaus Fuhlsbüttel, bei dem zwei der Ver brecher erschossen wurden, sind mehrere Aufseher so schwer verletzt worden, daß sie bisher noch nicht vernommen werden konnten. An dem Überfall waren lauter Leute be teiligt, die zu langem oder lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt waren. Offenbar hatten sie sich ans dem Spazier gang zu dem Überfall auf die Wärter verabredet. Als sic morgens zum Spaziergang heruntergeführt wurden unv ein Gefängniswärter das Tor aufschloß, stürzten sich zwei ver Verbrecher auf ihn, schlugen ihn nieder unv entrissen ihm die Pistole, während andere Gefangene den hinten gehenden Aufseher überwältigten. Dann stürmten sie aus vem Tor aus den Hof hinaus und holten sich Lettern, nm vi« Mauer zu übersteigen. Zwei Wärter, die auf den Lärm hinzukamen, trieben die Gefangenen durch Schüsse in eine Hofecke, wo ein Posten der Sicherheitswehr stand. Die Ge- fangenen forderten den Polizisten auf, sich zu ergeben, wo raus dieser mehrere Schüsse abgab, die d r e i G e s a n g e n e n i c d e r st r e ck t e n. Die anderen wurden nach schweren, Kampfe überwältigt; sieben waren schon vorher, als sie die Aussichtslosigkeit des Unternehmens eittsahen, wieder in ihre Zellen zurückgegangen. Eine amerikanische Fünfzigmiüionenanlcihe der Stadt Berlin. Der Berliner Stadtverordnetenversamm lung wird demnächst eine Vorlage zugehen über eine laug- iriltiae Anleihe in Löbe von 50 Millionen Goldmark, welche die Stadt VerÜn in Amerika ausneymen will. Die Anleihe soll zuni Ausbau der Elektrizitätsversorgung und der Nordsüdbahn verwandt werden. In der Finanz deputation ist der Plan der Anleihe bereits völlig durch- gesprochcn worden, so daß die Stadtverordnetenversamm lung nur noch ihre Zustimmung zu geben braucht. Das Geld soll mit 7 A verzinst werden. Neuer Haftbefehl gegen von Carlowitz. Der jüngst entlassene von Carlowitz war bekanntlich in zwei Ver fahren verwickelt. In dem einen Falle wurde vie Haft auf Grund einer Beschwerde seiner Nechtsbeistände auf gehoben, im 'anderen Falle aber wurde die Entlassung gegen Stellung einer Kaution von 10 000 Mark verfügt. Das Untersuchungsgefängnis hat nun durch ein Versehen von Carlowitz ohne Kaution entlassen. Die Staatsanwalt schaft hat deshalb einen neuen Haftbefehl gegen ihn er lassen. Bom Dorstfelder Grubenunglück. Auf Schacht V der Zeche Dorstfeld trat die Grubensicherheitskommission unter Führung von Ministerialrat Hatzfeld zusammen. Man stimmte darin überein, daß erstens die Explosion der Iprengstoffkammer der Ausgangspunkt des Unglücks ge wesen sei und daß zweitens ohne das Vorhandensein von Kohlenstaub die Explosion sich nicht über 1500 Meter hätte fortpflanzen können. Die Grubensicherheitskommission konnte zu einem abschließenden Urteil nicht kommen, weil die chemische Untersuchung des Sprengstoffes noch nicht abgeschlossen ist. Ein Lustmord bei Kolberg. Wie aus Kolberg ge meldet wird, wurde in den Dünen östlich der Waldenfels- schanze die 23 jährige Ruth Mieskemitdurchschnit- tener Kehle ermordet aufgefunden. Anscheinend liegt Lustmord vor. Vom Täter fehlt bisher jede Spur. Flugtechnische Ausstellung In Elberfeld. Der Bergische Verein für Luftschisfahrt veranstaltet zurzeit eine flugtech Nische Gewerbeansstellung, die über das gesamte Flug wesen, besonders über die neueren Konstruktionen der Motor- und Segelflugzeuge einen überblick gewährt. Schwerer Unfall durch ausgelaufene Schwefelsäure Auf eigenartige Weise erlitt eine junge Hambn r g e r Dame schwere B r a n d v e r l e tz u n g e u. Aus einem die Straße passierenden Lastzug, der Ballons mit Schwefelsäure transportierte, leckte der Inhalt, ohne daß es der Führer des Wagens bemerkt hätte. Als nun die junge Dame die Spur des Zuges überquerte, kam sie un glücklicherweise zu Fall und wurde im Augenblick von der Säure erfaßt. An Händen, Beinen und Füßen erlitt sie schwere Brandwunden. Auch ihre gesamte Kleidung wurde im Nu eine Beute der tückischen Säure. Mit großer Mühe konnte nach mehrstündiger Arbeit das gefährliche Element von der Straße durch die Feuerwehr entkernt werden Unversehrt durch den Rheinfall bei Schaffhausen ge schwommen. Ein Arbeiter stürzte sich in selbstmörderischer Absicht in den Rhein oberhalb des Rheinfalles. Er ließ sich treiben und fiel aus 20 Meter Höhe in den Struoel. welcher ihn an die Oberfläche zuriickwars. Er schwamm dann ans Ufer, wo er leicht verletzt ankam. Maßnahmen gegen übcrteuerung. Um eine Über vorteilung der Badegäste in den böhmischen Weltbadern zu verhindern, hat das tschechoslowakische Ministerium sur Volksernührung bestimmt, daß an bestimmten Tagen in Marien bad, Franzensbad und Karlsbad ein Beamter der Wucherkommission Beschwerden des Bade- Publikums entgegennimmt. Feuerwehrleute mit Gasmasken. Im Zentrum von London entstand in dem Warenhaus einer GummigSeil schaft ein großer Brand, dessen Bekämpfung selbst dreißig Zügen der Feuerwehr, deren Mannschaften sämtlich mit Gasmasken ausgerüstet werden mußten, größte Schwierigkeiten machte. Der Rauch des Brandes war durch die Dämpfe des sich zersetzenden und verbrennenden Kaut schuks giftig. Ein weiterer amerikanischer Vorschlag zur Aufsuchung Amundsens. Der Zeppelin-Kommandeur Lansdowne überreichte dem Marinedepartement einen Hilfsplan zur Unterstützung Amundsens durch einen der beiden Zeppeline Das Luftschiff könne zuuächst nach Pulham in England bann nach Spitzbergen wciterfliegen. Dort würde es von der voransgefahrenen „Patoka" erwartet werden. Dei Zeppelin könnte die „Patoka" als Basis benutzen, Patroml len an Land senden und die Route nehmen, die Amunvser benutzte. Raubmord im Lustexpreß. Vor kurzem wucoe :n cci Nähe von Oedenburg an der österreichisch-ungarische» Grenze der verstummelteLeichnameines Man nes gesunden, bei dem Legitimationen aus den Name» Lasker aus Straßburg gefunden wurden. Inzwischen hat sich herausgestellt, daß der Tote aus einem Aeroplan gr- waltsam herabgestürzt worden ist. Er flog mit seinem Se kretär namens Savis von Wien nach Budapest nnd hatte ein Säckchen Brillanten und 20 000 Frank in bar bei fick Die Wertsachen wurden bei dem Leichnam nicht Pfunden und der Begleiter war samt dem Piloten verschwunden! An dem Aeroplan wurde festgestellt, daß dem Tote« eim Flasche Chloroform ius Gesicht geschüttet worden ist. 160 Todesopfer der amerikanischen Hitzewelle. Die Hitze hat nach einer Meldung aus Newyork bisher 160 Per joncn das Leben gekostet. Nach Wetterberichten soll du Hitze noch drei Tage anhaltcn. In den Oststaaten werden Hunderttausende von Erkrankten gezählt. Bunte Tageschronik. Stettin. Aus dem Hose der Stettiner Hauptfruelwack stürzte bei einer Klettcrübung der 31 Jahre alte Feuerwrür mann Strev aus dem zweiten Stock herab und wurde tö - lich verletzt. Sonneberg. In Sonneberg i. Th. luden Strafgefangene im Stadtpar! Swine ab. Ein großer, schwerer Steil rollte dabei einen Abhang hinab in eine sich dort aushaltend I Schulklasse hinein und verletzte drei Kinder schwer. Kopenhagen. Der große Arbeitskonflikt ist nack clfwöchigem Streit durch einen Schiedsspruch beende worden." Die Arbeit wird in allen Betrieben wieder ausge nommen. Vörie - vanckel - LlirtlchaN^ Amtliche Berliner Notierungen vom 6. Juni. * .BörCnruhetag. Bekanntlich fällt die Sonnabendbörse in Berlin se-.l dem 1. Juni auf Beschluß des Börsenvorst.rndcs aus, es gab daher weder Esfckten- noch Devisennotierungen. * Berliner Prcisnotierungcn für Nahrungsmittel. Es traten in folgenden Artikeln Preisvcränderungen ein: Braten schmalz in Tierces 91—92,75 gegen 88-90; Bratenschmalz i« Kübeln 92—93,25 gegen 89,50-90,25; Purelard in Tierces 90 —93,75 gegen 88—92; Auslandsbutter in Tonnen 190—194 gegen 186—194. 4- Magerviehhof in Friedrichsfelde vom 5. Juni. Der UH- trieb betrug 676 Rinder, darunter 625 Milchkühe, 2 Zugochsen, 32 Bullen, 17 Jungvieh, 172 Kälber, 535 Pferde. Der Verla«) des Marktes war anfangs lebhafter, später ruhig bei anziehen den Preisen. Es wurden gezahlt in Mark und für das Stück: -1. Milchkühe und hochtragende Kühe: 1. Qualität 400—SW, 2. Qualität 280-400, 3. Qualität 200—280. Ausgesuchte Kühe und Kälber über Notiz. II. Tragende Färsen: 1. Qualität 250—450, 2. Qualität 160—280. Ausgesuchte Färsen über Notiz. 0. Zugochsen (je Zentner Lebendgewicht): Gelbes Franken Vieh, Scheinfelder 45—50. l). Jungvieh zur Äödst: Bullcn, Stiere, Färsen 33—40. Ausgesuchte Posten über Notiz» — Nm Pferdemarkl lauteten die Preise für das Stück und in Mark: Für 1. Klasse 1000—1400, für 2. Klaffe 800---1000, für 3. Piaffe 500-800, für 4. Klaffe 260-500. Der Markt war lebhafter b«i etwas anziehenden Preisen. Butter. 1. Qualität 1,84 Mark. 2. Qualität Maik abfallende Qualität 1,16 für 1 Pfund. * Produktenbörse. Getreide und Olsaaten per 1000 Kilo gramm. sonst per 100 Kilogramm. Weiz., mark. 6 6. 264 267 8. 6 j 264 267 Weizkl.s.Brl. 6. 6. t3,8 5. « 15.» pommerschei — —- Nogkl.s.Brl. 14.1-14.2 14.1 14,2 Rogg., märt. 212-219 214-218 Raps — —— pommerscher — — V Leinsaat — — westpreuß. — —— Viktor.-Erbs. 23-27 23-27 Fultrrgerst« 200-218 200-218 kl. Spciscerbs 22 25 22 25 Braugerste 226-242 226-242 Futtererbsen 19-21 19 2'. Hafer, märk. 235 243 235 243 Peluschken 18,5-20 18,5-2» pommerschcr — — Ackerbohnen 19-21 19 21 westpreuß. —- —» Wicken 20-22.5 LV-22.S Weizenmehl Lupln..blau« 10-11 10-11 p. 103 Ml. fr. Lupin., gelbe 11,5 14 11.5 14 Bln. br. inkl. Seradella 13-15,2 13-15.» Sack (feinst. Rapskuchen 15,2-15,6 l5.2-lS.k Mrk. ü. Not.) 34-36,2 34-36,5 Leinkuchen 22,4-22,8 22,4 22,t Roggenmehl Trockenschtzl. 9,8-10 9.8 1» v l00Kil.fr. VW. Zuckschn. —- Berlin br. rorim1L0/70 - — Jugend gleicht dem Getriebe der Bäche, Heiteres Atter der Mecresflut. Wo unter blinkender Wellcnsläche Die kristallene Tiefe rnht. Frida Schanz. Die Bauernaräfin. ' Roman von Fr Sehne. 65 (Nachdruck verboten.) Der Chatlsfeur war noch nicht vor der Rampe vorge- fahren, als Hans Busso schon, in seinem weiten Automantel gehüllt, ans der Terrasse stand. Die jnchtcnlederne Reisetasche trug ikmi der Diener nach. Eliane saß im Park unter der breite,!, weitästigen Buche auf ihren, Lieblingsvlatz. Sie sah den Gatten einsteiaeu, und sie sah auch den be friedigten Zug auf seinem Gesicht. Nh, jetzt war er ja aus der Verlegenbeit, jetzt würde er die Juwelen, ihre Juwelen verkaufen, seine Spielschulden zu decken; hatte er denn nur gar kein Ebrqcsühl? Wenn sie an .Hans Eckardt dachte, diesen makellosen, un tadeligen der Söhne des Grasen Laubenberg, warum konnte Hans Busso nicht sein wie er?. Wie war es nur möglich, daß zwei Brüder so verschieden waren? Und sie hatte sich blenden lassen von seinen, Aeßercn, seiner glatten, unwider stehlichen liebenswürdigen Art, batte darüber die treue Liebe eines andern übersetzen. Sie schluchzte auf, wie war sie doch unc-sücklich! Alles Elend itzres Lebens war ihr von Bnsso gekommen, — sie vermeinte, itzn nicht mehr sehen zu können, z „Wenn er doch nur gar nickt wiederkäme!" dachte Eliane in Schmerz nnd Zorn und Verachtung, indem sie dem da- voujagenden Wagen nachsah. Wie gebrochen schlich sie zu rück in das große Haus, das in seinem Weißen Glanz, von der Nachmittagssonnc grell bestrahlt, sie sörmlich blendete. Es schüttelte sie vor Grauen, wem, sie ar, ihren Mann dachte. Welchen Abgrund von Schlechtigkeit hatte er geosfen- bart: es war doch unmöglich, noch mit ihm zusammen zu leben! Sie wollte fort — ein solches Leben, das konnte sie nicht mehr ertragen. Aber was nm? und wohin k Sie war doch unfähig und zu verwöhnt zu einer ernst haften Tätigkeit. Rosemarie — und Dr. Krause, die würden ihr raten — die beiden waren der einzige Halt in ihrem Leben! In Grübeln und Sorgen und Tränen verging ihr der Tag und die Nacht. Sie wollte zu Rosemarie und Hans Eckardt fahren, wollte Busso gar nicht mehr sehen, wenn er zurück kam. Ein paar Zeilen würden ihm sagen, wo sie zu sinden sei. Sie packte, um die Zeit auszufüllen, ihren Koffer selbst; doch die ungewohnte Arbeit fiel ihr schwer; sie wurde nicht damit fertig. „Nicht einmal einen Koffer zu packen verstehe ich!" dachte sie bitter und trat auf den Balkon vor ihrem Ankleidezimmer, „ich bin ein ganz unfähiges, unnützes Geschöpf! Nnd will ich den Kampf mit dem Leben anfnehmen " Mutlos legte sie die feinen, müden Hände ineinander und starrte nach dem Himmcl, der sich mit dicken Gewitter wolken überzogen hatzr, aus denen schwache Blitze zuckten. Ein leises Donnerrollen wurde hörbar; der Wind machte sich aus und rauschte durch die Wipsel der Bäume, daß sie sich beugten und wieder ausschucllten. Klirrend klappten einige Fenster zu. In großen Tropfen begann der Regen zu fallen. Sie achtete nicht darauf, fühlte kaum die Nässe. Das Gewitter kam näher. Blauschwarz türmten sich die Wolken aufeinander, unheimlich von den züngelnden Blitzen zerrissen; krachend schlug der Donner in ihr Ohr. Der Wind wuchs zum Sturm an nnd zerrte an ihrem Haar, an ihren Kleidern, daß sie sich fest um ihren Körper legten und nach rückwärts geweht wurden. Aengstlich trat die Jungfer zu ihr. „Frau Gräfin." Eliane machte nur eine ungeduldige Bewegung mit der Schulter, und scheu trat das hübsche Ding zurück. Sie wurde nicht mehr klug aus ihrer Herrin, die doch sonst mit großer Gewittersurcht zu kämpfen hatte. In voller Wucht tobte das Wetter; es war ganz dunkel geworden. Blitz folgte auf Blitz, von heftigen Doimerschlä gen gefolgt, und rauschend strömte der Regen hernieder. Eliane War ganz durchnäßt, als sie endlich zurück tt,S Zimmer trat. Der Kampf der Clemente tat ihr wohl; sie fühlte sich vom.Sturm durchrüttelt, daß alles Unreift, Morsche von ihr abgesallen war. Fest und unerschütterlich stand ihr Entschluß: nicht rin«» Tag noch mit dem Gatten unter einem Dache zu leben! „Kampf stählt die Kräfte," hatte Dr. Krause gesagt, „rS gilt den Versuch! Und alle Tatkraft zusammennehmen!" Sie schrieb einige Zeilen an den Gatten, daß sie sei» Haus sür immer verlasse, da sie sich ans sich selbst besonne» habe, und ihre Frauenwürdc ihr verbiete, mit ihm noch ferner eine Gemeinschaft zu ertragen. Bei Rosemarie Wierde sic Zuslucht suchen und mit ihr die Gestaltung itzres zukünf tigen Lebens besprechen! Sie wisse doch aus seinen eigene» Worten, wie gleichgültig sie ihm sei; infolgedessen sei es für beide Teile nur Erleichterung, wenn man sich nicht mehr sehe. Sie nahm das Päckchen der Briefe, die er ihr während der Verlobungszeit geschrieben, nnd die sie im ersten Jahr ihrer Ehe wie ein Heiligtum verwatzrt batte. Sinnend mag sie es auf ihrer Hand, zog dann aufs Geratewohl einen her aus und las ihn. Bei diesen heißen Worten der Zärtlichkeit auf denen ihr Auge ruhte, durchlief ein Zittern ihren schlanken Körper. , „Lüge — alles Lüge!" murmelte sie, rasfte sich auf, über-" wand die Schwäche, nnd mit einem kurzen Entschluß riß sic die Briefe mitten durch. Wie ein sckarfer Schnitt ging eS durch ihr Herz. Aber so viel Zärtlichkeitsbeteuerungen, so viel Lügen — die wollte sie in das neue Leben, das sie be ginnen würde, nicht mit hinübernehmen! Sie zündete eine Kerze an nnd hielt die Briefe daran — einen nach dem an dern. Das Häufchen graue Asch«, das zurückgeblieben war, von so viel Glut, fegte sie zusammen und warf es zum Fenster hinaus. Mit einem bittern Lächeln schlug sie die Handflächen gegeneinander — so, nun war das auch erledigt — wenn es auch wehe getan! Hans Busso hatte recht.: sie krankte an überflüssiger Sen timentalität, die mir unnützer Ballast auf ihrem Lebens- schifslein war. Z Die wollte, sie sich von jetzt ab abgewöhnen. Da schreckte sie zusammen — ein greller Blitz durchritz daS ölauschwarzc Gewölk, dem krachend ein heftiger Donner- schlag folgte, daß das Haus in seinen Grundfesten bebt«. Aengstlich stürzte die Zofe zu ihr herein. „Das muß eingeschlagen haben, Frau Gräfin." (Fortsetzung folgt.)