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MOmfferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meitze», des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die -gespaltene NanntzeUe 20 Doldpfennig, die 2gespaltrne Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold. Pfennig, die 3 gefpaltencReklamezeN« im textlichen Teile >00 Doldpfennig. Slachweisungsgedühr 20 Doldpfennige. Dor- geschrieben-Lrlcheinung«- „ e„ „ , evnr« er toge und Platzooischrifte» werden nach Möglichkeit oSPNspvbchSIt I ÄMt LBtlsdNUff 9kv. 6 brrückftchttgt. Anzeigen, annahmebisoorm. lvUhr — ffüi die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Darantie. Jeder Radattanspnlch erlischt, wenn der Vetrag durch Klage cingezogen werden mutz oderderAuftraggeberin Äonkurr gerät. Anzeigennehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, >«» .Wilsdruffer Tageblatt» erschein« täglich »achnr. ö Uhr für den folgende. Tag. Bezngepreis: Bei Abholung in d« Geschästoftelle und de« Ausgabestellen 2 Mk. im Monat, bei Zustellung durch di« Bote» 2,30 Mk., bei Poftdeftellung Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend träger und Geschäftsstellen ——-— nehmen zu jeder Zeit Vee ftrLnngrn entgegen, gm Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung »« Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rüchsendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Nr. 130. — 84. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt- WilSdrUff-DreSdeN Postscheck: Dresden 2KM Sonntag, dLN 7 Juni 1925 Llm Gttnnes' Erbschaft. In der Reichsbank zu Berlin wurde unter Vorsitz des Neichsbankpräsidcnten Dr. Schacht von Vertretern aller Berliner Großbanken, «uswärtiger Banken und namhafter In dustrieller über eine Neuordnung des Siinnes-Konzerns beraten Au dieser soeben in Berlin durch W. T. B. veröffent lichte» Mitteilung wird uns von unterrichteter Seite ge schrieben: Man munkelte schon längere Zeit, daß etwas im Hause Sünnes nicht mehr so ganz in der Ordnung sei, und Ein geweihte waren nicht sehr überrascht davon, daß vor kur zem ein Austritt des ältesten Sohnes, Dr. Edmund Stinncs, aus dem Stinnes-Konzern erfolgte. Jetzt wurde die Öffentlichkeit von der Meldung doch überrascht, wonach die Firma Hugo Stinncs eine straffe Zusammen fassung der Geschäfte der Firma in Mülheim planen soll unter gleichzeitigem entsprechenden Abbau der übrigen Niederlassungen und Interessen. Hugo Stinues jr. wird der Leiter dieser Firma sein (Akt.-Ges. Hugo Stin- nes) und in den Aufsschtsrat treten die bekannten Freunde des verstorbenen Hugo Sünnes, nämlich Dr. Bögler, D*' verberg und Witth'öft (Hamburg) ein. «o ist also nun Ler junge Hugo Sünnes der wirkliche Herrscher über den Konzern geworden und hat damit ein Ziel erreicht, das er wohl nicht erstrebt hat, das ihm aber wegen seiner ganzen Persönlichkeit geradezu gesetzt war. Hugo Stinncs soll der befähigtere Sohn feines Vaters sein. Der ältere Sohn Edmund kam erst in das Geschäft hinein, als vor Jahren einer der bekanntesten General direktoren der Firma Sünnes, Minonx (wegen Diffe renzen mit dem alten Hugo Stinues) austrat. Der junge Hugo, der in der Hauptsache durch weitausgedehnte Infor mationsreisen sich intimste Kenntnisse von dem riesenhaften Konzern und den zahllosen Beteiligungen verschafft batte, soll sich bereits zeitig derartig gewandt benommen haben, daß er wie erzählt wird, sogar dem Vater Hochachtung abgenö'tlgt und für ihn in manchen Fällen den erfolgreichen Berater gespielt habe. Nach dem Tode des Vaters ge- wohnt« er sich allerdings eine derartige geschäftliche — allerdings sehr erfolgreiche — Selbständigkeit an, daß er die Direktoren über seine Pläne und Verabredungen erst dann unterrichtete, wenn sie abgeschlossen waren; dadurch unterscheidet er sich ganz wesentlich von der Arbeitsmcth idc seines Vaters dem seine Direktoren wirkliche Mitarbeiter gewesen sind. Es entspricht dem Wesen dieses erst 27 jährigen jungen Mannes, daß jetzt eine Konzentration dcs gewaltigen Konzerns eintritt, der mehr in die Breite als in die Tiefe wuchs und sich Betriebe angliederte, die zu übersehen oder organisatorisch anzugliedern Menschenkönnen und Mcnschcnkrast auch des größten Genies schließlich einfach überschreiten mußte. Gewiß war die Verwaltung dcs Konzerns schon nach dieser Richtung hin gegliedert, aber auch nur die gewaltige Persönlichkeit des Verstorbenen konnte einen doch äußerlich bleibenden Zusammenhang sufrechterhalten. Wenn jetzt eine Abstoßung einer Reihevo nUnternehmungen erfolgt, gleichgültig ob das Filmunternehmen oder, wie behauptet wirb, Zeitungen sind, so bedeutet diese Konzentration wenn schon eine Einschränkung, so doch vielleicht eine Stärkung. Demi die in der Siemens-Nhein-Elbe-Schuckcrt- Union konzentrierten großen Jndnstriegebilde, also der Kern deS ganzen Konzerns, bleiben von allen diesen Um stellungen unberührt. Einen Fingerzeig für die künftige Ge staltung bietet übrigens auch der Name der neuen Aktien gesellschaft, nämlich,A. G. H u g o S t i n n e s s ü r S e e schiffahrt und Überseehandel." Erinnert sei daran, daß sich Hugo Stinues jun. übrigens gerade in Hamburg, also auf dem Gebiete des Überseehandels und der Seeschiffahrt, seine geschäftlichen Sporen verdiente, und -aß gerade Herr Witthöft, Aufsichtsratvorsitzender - -er Commerz- und Privatbank, mit in den Aüfsichtsrat der A. G. eintritt, deutet nach der gleichen Richtung hin, weil diese Bank ganz besonders starke Schiffahrtsinteress m hat. Die Sitzung in der Reichsbank Hat sich offenbar mit den Kreditmaßnahmen beschäftigen sollen, dir aus den Um stellungen des Sünnes-Konzerns herauswachsen werden. Dr. Edmund Stinnes soll sich nur noch lediglich mit den Versicherungs- und Automobilunternehmungen beschäftigen wollen, die zu den Beteiligugnen des Sti ines- Konzerns gehören. Hierfür kommen vor allem in Frage die Versicherung Nordstern und die Bga-Dinos-Wcrke. Es verlautet, daß diese Beteiligungen ganz ausscheiden sollen. Bekanntlich gliedert sich das, was man unter Stinnes- Konzcrn versteht, in jene Werke, deren gesamtes Aktien kapital der Firma Stinncs gehört, und in den unüb.'rseh- baren inländischen und ausländischen Kreis jener Unter nehmungen, bei denen die Firma starke Minderheiten, bis weilen auch Mehrheiten des Aktienkapitals inne hat. Vielleicht will man gerade diesen letztere» Kreis durch Ab stoßung von Aktienpaketen vermindern, woraufhin der Wunsch nach einer größeren Liquidität, einer leichteren Verfügbarkeit über die Werte der Firma Stinncs hin deutet, zweifellos übrigens auch die Beratungen der Neichsbank und der Großbanken über die bevorstehenden börsenmäßigen Transaktionen. Di« Umktelluna des Sünnes-Konzerns wir- vielfach KabinettsratzurAlliiertennote sm SM de» LMMSenlm Berlin, 5. Juni. Unter dem Vorsitz des Reichspräsidenten vonHin- d c n b u r g trat ein Kabinettsrat zusammen, der sich mit der Prüfung der überreichten Entwaffnungsnots der Alliierten beschäftigte. Sämtliche Reichsminister haben am i Kabinettsrat teilgenommen, ferner der preußische Minister präsident Brann und Staatssekretär Weisman n. In der Sitzung wurde die Note über die „Voraussetzungen für die Räumung der nördlichen Rheinlandzone" eingehend erörtert. Die Note umfaßt fünf Druckseiten, die Anlagen dazu nehmen fünfzehn Seiten in Anspruch. Im Ministerrate kam die ^Überzeugung zum Ausdruck, daß die Bedingungen, an die die Räumung der Kölner Zone ge knüpft ist, außerordentlich hart und für Deutschland kaum trag bar sind. Die Note sei in allen entscheidenden Punkten unklar gehalten, so daß ausführliche Rückfragen, unter Umständen er neute eingehende Verhandlungen der Reichsregierung mit den Alliierten notwendig werden. Man hielt es im Ministerrate für den schwersten Mangel der Note, daß sie jedes positiven Hinweises auf die endgültige Räumungsfrist der Kölner Zone entbehre. Auch in außenpolitischen Kreisen ist man davon überzeugt, daß, da die Note weder einen festen Termin für die Durch führung der gestellten Forderung, noch einen Termin für die Räumung der nördlichen Rheinlandzone enthalte, das Kabinett Rückfragen über die Bedeutung technischer Forderungen nach Paris an die Botschafterkonferenz werde richten müssen. Man nimmt in unterichteten Kreisen an, daß es zu Verhandlungen über den Inhalt der Note nach zwei Richtungen hin kommen wird. Einmal machen Einzelheiten der Note Rückfragen insofern notwerrdig, als die technische Seite der Kontrollforderungen oft nicht so klar ist, daß eine spätere Auslegung ausgeschlossen wäre; ferner legt man in parlamentarischen Kreisen besonderen Wert daraus, daß die Regierung durch Verhandlungen bestimmte Sicherheiten für die Räumung der Kölner Zone erreicht, da da mit die politische Seite der Kontrollforderungen etwas erleichtert werden würde. Man glaubt übrigens, daß die Forderungen wegen Zerstörung industrieller Anlagen auch Verhandlungen der Reich-regierung mit Vertretern der Industnr notwendig machen werden. * Beratungen -er Ministerpräsidenten. Die Ministerpräsidenten der Länder werden sich Ende der nächsten Woche in Berlin versammeln, um mit den Mit gliedern der Reichsregierung über die Antwort auf die Entwaffnungsnots zu berate».—Der Vorsitzende des Aus wärtigen Ausschusses Hergt beabsichtigt den Ausschuß zur Beratung der Entwaffnungsnots auf nächsten Mittwoch einzubernfcn. Au- dem sachlichen Malt -er Note, die nach bekanntwerdenden Mitteilungen aus diplo matische« Kreisen sehr höflich gehalten ist, wird be sonders hervorgehoben die Forderung in bezug aus die Reichswehr, daß die Stellung des Chefs der Heeres leitung in die Grenzen zurückgeführt werde, die sie im Jahre 1019 bei der ersten Aufstellung der Reichswehr hatte, also die Befehlseinheit über die Gruppenkommandos und Wehrkreiskommandos wegfalle und der Ches der Heeres- leitung nur noch ausführendes Organ des Reichswehr- Ministers bleibe. Die übrigen Forderungen, soweit sie als eine wirtschaftliche Rücken twicklrrng günstiger Art an gesehen auch deswegen, lvsil es auf dcr ganzen Welt keinen Konzern mit derartig ausgeoreiiete», aber die ver schiedensten Interessen umfassendrn Verzweigungen gab. Selbst die größten amerikanischen Konzerne find längst nicht so breit, dafür aber tiefer gebaut. s Oie Stellung der Banken. Berlin, 8. Juni. Wie »ns hiesigen Finanzkreisen verläutet, sollen die an den Verhandlungen in der SLinnes-Sach-s beteiligten Großbanken kein finanzielles Interesse an der Aktiengesell schaft Hugo Stinnes für Seeschiffahrt und Überseehandel haben. Vielmehr werde dieses Interesse durch die Herren Dr. Bögler, Witthöfft und Dr. Silverberg getragen. Der Plan der D-Banken (Deutsche, Disconto-, Dresdner und Darmstädter Bank) und der Commerz- und Privatbank ginge dahin, unter geeigneter Mitwirkung der Reichsbank Mittel bereitzuhalten, um die Firma Hugo Stinnes mit dem nötigen Kredit zu versorge» nn- um einem gewaltsamem Abbau des Stinnes-Kon- rerns. -er mit einer Verl^ "'»»cruna keiner Objekte aleick- Heer und Marine betreffen, bilden kleinere Anlegenyeucn. Die Stärke der Schutzpolizei soll die im Abkommen von Boulogne zugelassene Zahl um 30 000 Mann über schreiten. Diese müßten entlassen werden. Ferner soll Vie zentrale Leitung der Polizei in den einzelnen Ländern aufgehoben werden und an die Kommunalverwaltungen übergehen, jede militärische Ausbildung, soweit sie nicht sür den Polizeidieust notwendig ist, fortfallen und die bis herige Angleichung der Dienstgradbezeichnungen an die Reichswehr aufgegeben werden. Es sollen keinerlei vor übergehende Verstärkungen der Polizei durch Hilfsman»- schastcn mehr stattfinden. Wenn diese Forderungen erfüll« seien, werde die Entente bereit sein, für die größeren Städte, Industriezentren usw. der weiteren Kasernierung der Schutzpolizei zuzustimmen. Auflösung der Vater ländischen Verbände soll nicht gefordert werden, doch verlange die Note, daß Gesetze geschaffen werde«, Vic jede militärische Ausbildung dieser Verbände und ihre Verbindung mit der Reichswehr unterdrücken. Für die Industrie seien sehr erhebliche Umstellungen in einer größeren Zahl wichtiger deutscher Fabriken verlangt. Maschinen zur Herstellung von Kriegsmaterial sollen zer stört werden, namentlich beiKrupp, in den Deutschen Werken usw. Die Durchführung aller Maßregeln soll unter Aussicht und iu jedem Falle nach vorheriger Ver ständigung mit der Interalliierten Militärkontrollkommist sio« erfolgen. Nach Erfüllung der Forderungen solle die erste rheinische Zone geräumt werden. Der Sozialist M. Cohen siir ArgrarMe Berlin, 6. Juni. Der Reichsbund der deutschen Technik trat gestern hier zu seiner zehnten Bundestagung zusammen. Dr. Drahl, Mitglied des Reichswirtschaftsrates, hielt de« Frst- vortrag über » Technik, Wirtschaft und Sozialpolitik. Anschließend sprach der sozialdemokratische Wirtfchastspolitiker Mar Cohen-Reuß, Mitglied des Reichswirtschaftsrates, über Handelspolitik. Er legte dar, daß, während vor dem Kriege von den Ländern Rohstoffe ausgeführt wurden, jetzt das Bestreben besteht, sie an Ort und Stelle zu verarbeiten. Darüber müsse man sich klar werden, um die Handelsvertragspolitik zu bcur- leiic«'. Deutschland hätte jetzt mehr denn je den Wunsch, daß die Welt sreihändlerisch eingestellt wäre, da Deutschland ja das Bedürfnis habe, seine Waren auszuführen. Aber die Welt richte sich «ichi nach diesen deutschen Wünschen. Unter solchen Um ständen müsse man sich fragen, ob man Anhänger des Frei- Handelns bleiben wolle in der Hoffnung, daß etwa die anderen folgen. Das fei eine Illusion, die anderen dächten gar nicht daran. Wir müßten unseren Markt deshalb mit Zöllen schützen, die durch Verträge allerdings herabgesetzt, vielleicht hier und da ganz aufgehoben werden könnten. Der Schuh fei sür alle Erzeugnisse, die für unser nationales Leben von großer Bedeutung sind, notwendig. Der Redner bekannte sich dann auch, im Gegensatz zu früher, als Anhänger der Agrarzölle. Die deutsche Landwirtschaft dürfte nicht zu Grunde gehen, und es fei deshalb besser, hier eher etwas zu viel als zu wenig zu bewilligen. Professor Severing verlange aller dings nur Bereitschastszölle; es lasse sich aber nicht übersehen, wir dir weitere Entwicklung der Agrarerzcugung der Welt sein werde. Jedenfalls fei die Zeit noch nicht gekommen, in der wir auf Agrarzölle verzichten könnten. Das deutsche Volk brauche sür die Zeit wirtschaftlicher Konflikte Zölle, die die nationale Produktion schützten, auch wenn dies Opfer koste. bedeutend wäre, im allgemeinen Interesse der Wirtschaft vorznbeugen. Von einer Überschuldung der Firma Hugo Stinues sei nicht zu sprechen. Die Aktion der Banken wmde veranlaßt durch die Fälligkeit großer kurzfristiger Kredite. Für diese treten die Banken ein, in der Weise, daß sie aus den Mitteln, die aus dem Abbau von Hugo Stiunes hereinkommen, Rückzahlungen erhalten. Frankreich und -er GLcherheiispaki. Briands Antwort an England. Die sranzösifchc Regierung hat nunmehr die end gültige Fassung des französischen Antwortentwurfs ans sas deutsche Sicherheitsangebot nach London übermittelt. Tie Rote spricht zuerst die Zufriedenheit bei französischen Regierung mit den« für mehrere Punkte erreichte« „Em- verstündnis" aus. Dieses Einverständnis bctrisft beson ders die Bestimmungen über die R h e i n l a « d z o « e. Die französische Negierung nimmt mit Genugtuung davon Kenntnis, daß das britische Kabinett bereit sei, tue SicherungderRheingrenzezugar a n t i e re« und die für Großbritannien bestehenden Verpflichtungen