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8tiotmarkt uoä 8-ürstraLs »m Vssssr 8t. Xi!co!Liicireks vntsn: LlsrLt ausgerichteterRichtlinie ab als feste Ruhestätte. Zwingender noch muß dieser Eindruck gewesen schweig vermittelte, bildete einen Lauptverkehrspunkt für Landelund Wandel. Den durck Fortführung der beiden Laupt- verkehrsstraßen geschaffenen Rechtecksplatz schloß man im Osten durch die Johanniskirche, während der Platz im Westen durch den in derLochrenaissance entstandenenWohnhauseckbau, den neuerdings so genannten Schütting, seinen monumen talen Abschluß fand. Außer ordentlich charakteristisch als th- pisches mittelalterliches Stadt bild wirkt Lüneburg auch von oben gesehen. Da zeichnen sich aus dem vielfach ver schlungenen Gewoge des roten Dächermeeres die in straffer Ost - Westrichtung gebauten Schiffe der Gotteshäuser wie in Rsoüts: unä Lsumbrüoks Bürgerhäuser, vom einfachen, durch den Winkel der Dach- flächen gebundenen Dreieckgiebel über den beherrschenden Treppengiebel des 15. und 16. zum Schneckengiebel des 17. und dem mit Flachbogengesims und Ohrenfüßen geschmückten Giebel des 18. Jahrhunderts. Jedes dieser Läufer hat seine eigene Bedeutung, ist eine Persönlichkeit, so verschieden sie im einzelnen find. Von Interesse ist die Anlage der großen Plätze in Lüneburg. Der älteste Marktplatz schloß sich, wenn nicht alles täuscht, an die Pfarrkirche von St. Cyna! am Fuße des Kalkberges an, der weite Baublock des Rathauses steht ziemlich genau in der Mitte zwischen St.Cyriak und dem Kaufhause an der Ilmenau. Von genialer bau licher Begabung unserer Altvordern zeugt die Gestaltung des Sandes. Die uralte Ilmenau brücke, die den Durchgang nach Celle, Braun sein, als die bis heute erhaltenen Kirchen durch andere, zumal die Sülzkirche von St. Lamberti, die Marien- und die Andreaskirche ersetzt wurden. § , «v Als Dr. Kurt von Stetten heute vor 7 Wochen am ersten Osterfeiertag in der Morgenfrühe auf Stubberow als frisch- gebackner Gutsinspektor einzog, hatte er nicht geglaubt, daß er sich zu Pfingsten schon wie zu Lause fühlen werde. Viel Arbeit hatte er vorgcfunden, an allen Ecken und Enden war er nötig, nichts war instand. Da war es ein rechtes Glück, daß er von einem wilden Tatendrang beseelt war. Nichts war ihm zu viel. Vom frühen Morgen bis in die sinkende Nacht arbeitete er emsig und unermüdlich. Doch nun hatte «r es geschafft. Park und Felder waren in musterhafter Ordnung, das glänzende Fell der Pferde und Kühe auf der Weide legte Zeugnis für ihn ab. Er selbst empfing den Lohn für seine Arbeit, wenn er auf den kaum mehr als fußbreiten Wegen, die zwischen den ein zelnen Feldern liefen, in der Abendsonne entlang ging und mit Freude im Lerzen wahr nahm, wie kraftvoll die junge Saat stand. Bis zu den Knien reichte sie ihm schon, und wenn der Frühlingswind wie spielend leicht darüber hinstrich, sah sein Auge begeistert in das tiefgrüne, wogende Meer voll wachsenden Lebens. Tief im Lerzen empfand er die Größe, die in diesem schlichten, prunklosen Keimen und Werden liegt, andächtig genoß er die Stille des Reifens, die Ehrfurcht heischend über den Feldern lag. Lag doch auch über seiner Seele, wenn ihm Befremden wahr, daß das Boot nicht an seiner Stelle lag. Neugierig ging er näher und entdeckte es plötzlich mitten auf dem Teich. Es war leer und lag absolut still auf der spiegelglatten Fläche des Wassers, aus dem dann und wann ein fetter Karpfen in die Löhe sprang und mit einem lauten Plumps wieder in sein Element zurückfiel. „Sonderbar/ dachte er, „wie kann sich das Boot allein gelöst haben, und wie kam es bei dem gänzlich ruhigen Wasser bis dorthin?" „Aber das ist nebensächlich," dachte er, „vor allen Dingen muß ich es haben!" Er warf das leichte Jackett ab, zog di« Weste aus und begann die Schuhbänder zu lösen, er wollte einfach hinüber schwimmen. Doch plötzlich hielt er inne, laut und vernehmlich klang eine entzückende Frauenstimme zu ihm herüber: „Mitten im Schimmer der spiegelnden Wellen Gleitet wie Schwäne der wankende Kahn." Fast ohne sich zu rühren, lauschte er zu Ende, dann zog er schnell wieder Rock und Weste an und übermütig lachend klatschte er in die Lände. „Da capv! cka cspo!" rief er und sah belustigt, wie sich aus einem Berg von Flieder, Schneebällen und Goldregen ein kleines blondes, kapriziöses Köpfchen herausschälte, aus dem zwei lustige Augen ihn anblitzten. „Wer, um Limmels- selbst auch nicht bewußt, dieselbe Stille, die nur diejenigen kennen, di« gewohnt sind, Land in Land mit der rätsel haften Allmutter Natur zu arbeiten. And es war gut, daß er einer von denen war, denen Baum und Strauch, Feld und Wald liebe, vertraute Freunde waren, sonst wäre es ihm manchmal wohl recht einsam auf Stubberow geworden, denn der Gutsherr, ein angehender Fünfziger, sucht« g«rn und ost Zerstreuung in der nächsten größeren Stadt, wo auch seine achtzehnjährige Tochter, die Kurt noch nicht kannte, bei der Schwester des Gutsherrn lebte. Auch heut« war er wieder allein. Lerr von Stubbe auf Stubberow war gestern Abend fortgefahren, wahrscheinlich um die Pfingsttage bei seiner Tochter zu verleben. Es war prächtiges Pfingst wetter, lässig und etwas gelangweilt schlendert Dr. v. Stetten durch den blühenden Park dem großen Karpfenteich zu. Er wollt« sich das Boot, das dort lag, losmachen und ein wenig hinausrudern. Schon von weitem nahm er mit willen, sind Sie denn?" fragte die schöne Anbekannte. „Sind Sie etwa Dr. v. Stetten, der neue Gutsinspektor?" „Ja, freilich, der bin ich, — und Sie, gnädiges Fräulein, wer sind Sie, wenn ich fragen darf? „Ich bin Ruth von Stubbe, ich wollte die Pfingsttage bei meinem Vater verleben, und nun ist er ausgeflogen, und ich langweile mich zu Tode." „Da geht es Ihnen wie mir," entgegnete der Angeredete. „Wirklich, langweilen Sie sich auch so?" fragte die lustige, junge Dame, „dann könnten wir es doch gemeinseim tun, vielleicht ist's dann nicht gar so fad! Warten Sie, ich komme herüber." And mit ein paar kräftigen Ruderschlägen steuerte sie geschickt das Boot an Land. — Als sie spät abends dem inzwischen heimgekehrten Vater das kleine Abenteuer lachend schilderte, vergaß sie ganz, zu berichten, wie wenig langweilig es doch gewesen war und wie zwei Lerzen im Schein der Pfingstsonne sich fanden!