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Noch reicher ist die Fron leichnamskapelle aufderNord- seile des Baues. Dann ist zu nennen das Kloster St. Pauli in der Neustadt mit gotischem Kreuzgang und malerischem Innenhof. In der Altstadt das weitgerühmte gotische Rathaus, davor ein reizvoller Brunnen; nahebei eine Kirche, die beinahe bis auf die ersten Zeiten der Wiedereroberung der Mark zurückgeht. Schwer trennen wir uns von dem alten Ort, im Tal der Plane marschieren wir nach Süden, wo uns der Fläming lockt. In Belzig, dem uralten Nestchen, dessen Burgwardium schon um 900 genannt wird, steigen wir hin auf zum festen „Eisenhardt", der Burg der sächsischen Fürsten; — wenn wir Glück haben, dürfen wir hinein in den Burggarten. Dann geht es weiter über bewegtes Ge- vis „Lisonkarät" dsi Lst-ix I'orxsdäuäs, Hsnisrt von svsi roäodtixsn Ranätiirvisn, bereits xsxsn 6ssvdütrtousr xsdsnt lände zum schönsten der märkischen Schlösser, zur Wiesenburg, deren Re naissancebau ziemlich gut erhalten auf unsere Tage kam. Der Burghof ist ein Märchen und der reiche Lofbrunnen kommt sonst nur in den schöne Zeich nungen des toten Meisters Llbbelohde vor. Drunten in der alten Kirche des Ortes schlafen die streitbaren Lerrn derBurg den ewigen Schlaf,und stattliche Epitaphien künden von Leid und Freud, di« sie erlebt haben... D»r W-ndrnr. im Lurxbot äsr Vivsovbarx Lines äsr vielen sedönsn Rsnaissaveoporta!» mit Litrnisobvn n»vb säobsisobsr Lrt Im Hot ck»r Vissonbnrx vor sobön« Zcblovdrnnnen, dsntsobs Iien»iss«nvs»rbeit von tSOO Liebste Lanna! Ein Ereignis, ein besonders großes, schönes und erfreu liches Ereignis ist es, daß mich heute veranlaßt, nach ein- undeinhalbjähriger Pause den mir vor Jahren von Dir ge schenkten Füllfederhalter aus der verborgensten Ecke meines Schreibtisches, wohin ich ihn damals in einer verzweifelten Stimmung verbannt batte, wieder hervorzuholen, um Dir mitzuteilen, daß ich Mutter bin, Mutter eines prächtigen, mit denen Du das Weihnachtsfest begehen willst. — Dann kam das Auto und entführte Dich mir. Dich und ein Stück meines Glückes. — Wie ich an jenem Abend nach Lause gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Meine Gedanken drehten sich unablässig um den einen Punkt. Warum ließ sie sich von mir nicht küssen? Ich grübelte und sann — vergeblich. — Ich bettachtete mich dicken, blauäugigen Jungen. Im Geiste sehe ich nun Deine blaue Augen vor mir, weit aufgerissen, mit dein starren Ausdruck, den sie haben, wenn Dir etwas begegnet, das Du nicht begreifst, und ich sehe, wie Du den Brief wendest und seine Unterschrift prüfst, daraufhin, ob seine Schreiberin wirklich die Trude ist, Trude Baumgart, Lehrerin an der Xten Gemeinde schule für Knaben in Berlin. „Sie ist cs", stellst Du fest, und mit starrem Blick schickst Du Dich an weiterzulesen. Lab ich recht, kenne ich meine Lanna noch, trotz der langen Pause? Aber Deine Augen werden noch größer, noch starrer werden, wenn Du jetzt hörst, daß an der erfreu lichen Tatsache, daß ich heute Mutter bin, Du die Schuld trägst. Aber nun laß mich berichten: Erinnerst Du Dich noch jenes flüchtigen Moments am 23. Dezember 1923, vor dem Anhalter Bahnhof? Du warst auf der Durchreise nach Lamburg soeben angekommen und wartetest auf das Auto, das Dir ein Gepäckträger heranholte, und das Dich zum Lehrter Bahnhof bringen sollte. Ich kam, mitWeihnachts- paketen beladen aus der Stadt, — sah Dich stehen, — und ohne mich zu besinnen, flog ich auf Dich zu, schloß Dich in meine Arme und — wollte Dir einen freundschaftlichen Begrüßungskuß geben. — Da wandtest Du Dein Gesicht nach rechts, — wehrtest mir Deinen Mund und hieltest mir endlich mit resigniertem Lächeln die Wange zum Kusse hin. Ich habe sie nicht geküßt. — Du bemerktest natürlich meine arge Verstimmung und, vielleicht in dem Bestreben wieder gut zu machen, sagtest Du mir: „ich küsse nicht gern", und dann berichtetest Du lebhaft und überstürzt mit sprudelnder Leiter- keit von Dir und Deiner Reise zu Lamburger Freunden, im Spiegel, ich besah besonders meinen Mund. Er war nicht schön, aber auch nicht häßlich, nicht abstoßend. — Ich fand keine Er- klärung. Ich setzte mich im Dunkeln an meinen Schreibtisch und meine Gedanken gingen zurück zu jenem Abend, an dem Du mich in einer großen Verzweiflung antrafest. Ein besonders schwerer Schicksalsschlag hatte mich seelisch fast gebrochen. Lind diese Abendstunde, in der Dn Dich meiner annahmst, in der Du mir über meine Not hinweghalfst, mich dasLeben wieder lieben lehrtest, brachte mir Deine Freundschaft; und als Du sie mir damalsantrugest, besiegeltest Du sie mit einem Kuß. Sieh Lanna, dieser Kuß und Deine Freundschaft haben mich gerettet, ohne sie hätte ich nicht durch die schweren Jahre gehen können, die mir bevorstanden. In meiner trüben Grübelei hatte ich ganz vergessen, daß ein lieber Kollege mich diesen Abend zu einem Spaziergange abholen wollte, und als er kam, fand er mich in Tränen. Er erfuhr von meiner schmerzlichen Enttäuschung, aber auch von meiner Liebe zu Dir. Muß ich Dir nur» noch weiter berichten? Genug, ich bin Joachim Kraners Frau geworden. „Daß Du einen Menschen so lieben konntest, daß Dich ein von ihm verweigerter Kuß so aus dem Gleichgewicht bringen konnte, hat Dich mir so lieb gemacht," hat er mir später gestanden. Willst Du nun zu Pfingsten unsern Jungen aus der Taufe heben? Lanns-Ioachim soll er heißen. Kannst Du Dir denken, daß er nicht anders heißen kann? Lind begreifst Du, daß Du unsern Wunsch, Pate unseres Jungen zu sein, erfüllen mußt? Auf baldiges Wiedersehen hoffend, grüßt Dich herzlich Deine Trude Tonnen r/?r H/sr Ore Tannen, töe sonst so ernst unll Fesetrt Oasts/rn in llunOem Oewanlle, Ke sebuuen /reute wie s/ntrenbesetrt K> /risc/r unck /ro/r rn c/ie Lancke, Ourcllweben, ein /raue/rrarter /rü/r/inFstraum, 3/rt ctu/tiKen KH/eiern ries Z/immeis Krrrm. Ore ll^urre/n Frer/en cker Orlle ans /Zerr, Oie Lste ^elloeb streben birnrne/wärts, zt/s wollten cker Orcke l^erFänKÜckrteit Ke knü/r/en an rlle Onenll/iübkeit. — O, lleitersrnste Tannen inr rV/ai n, lpre llrr mö<Ht rÄ sein / 1 --