Volltext Seite (XML)
MlsdnifferTageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen,-des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. HIH Anzeigenpreis: die »gespaltene Raum,eile 20 Doldpsennig, die 2gespalteneHeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Dold pfennig, die 3 gespalleneRcklamczeNe im textlichen Teile lvo Doldpfcnnig. Nachweisungsgebühr 20 Doldpfcnnige. Vor- geschriebcneLrlcheinungs- — . , . ,, - tage und Platzvorschriften werden nach Möglichdeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bisoorm.lUUHr Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine DaranUe. Ieber Radattanspruch erlischt, wenn dcr Betrag durch Klage eingezogen werden muß ober der Auftraggeberin Konkurs geriit. Anzeigcnnehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft,' D« .Wilsdruffer Tageblatt' erscheint täglich nachm. 8 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in »er Deschaftsstelle und den Ausgabestellen 2 Mk. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Mk., bei Postdestellung »Psg.W-°^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Si-nL^ ^Sger und Geschäftsstellen —— —. - nehmen zu jeder Zeit Be. stellunqen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Leitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Ne. 115 — 84 Jahrgang. Telegr.-Adr.: »Amtsblatt- WNsSruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 DieNStag dkK 19. M«t 1925 Arbeitslos. Der Stand der Arbeitslosigkeit in Deutschland hat sich nach den neuesten Erhebungen über den ersten Teil des lausenden Jahres gegen das Vorjahr nicht unerheblich ge bessert, d. h. es sind zurzeit weniger Arbeitslose vorhanden als im Jahre 1924. Die dunkelste Seite in der Eegenwartswirtschaft ist die Arbeitslosigkeit. Seinerzeit begann mit der ersten Maschine, dis eine Anzahl dadurch überflüssig gewordener Arbeits kräfte zur Arbeitslosigkeit verurteilte, diese Tragik. DaS Auf und Ab der Weltwirtschaftskonjunkturen verminderte >md vermehrte das Heer der Arbeitslosen, aber es war immer da, stärker und schwächer. Gewiß war das ein Problem, und zahllos waren die Mittel, es zu lösen; doch restlos zu lösen vermochte unsere jetzige Wirtschaft diese Frage nicht. Es wird von einigen Beurteilern der jetzigen Wirtschaftsform behauptet, es sei notwendig, diese Reserve von Arbeitskräften zur Hand zu haben, und in normalen Zeiten sei der Staat in der Lage, den Arbeitslosen eine Unterstützung zu gewähren. So wenig war die Arbeitslosigkeit vor dem Kriege ein brennendes Problem, daß nur in ganz wenig Staaten Maßnahmen sozialpolitischer Natur wie Arbeitslosenver sicherung dagegen getroffen wurden. Nach dem Kriege aber w es ganz anders geworden. So wichtig wurde das Problem, daß es sogar die allgemeine Weltpolitik beein flußte; der Wille Englands zur Befriedung des Kon tinents, wenigstens soweit diesediewirischastlichen Beziehun gen betrifft, sind nicht zuletzt dadurch verursacht worden, daß die englische Arbeitslosenziffer nicht unter die Million hinuntergehen wollte, vielmehr zu gewissen Zeiten nicht unbeträchtlich stieg. Das ist auch in letzter Zeit wieder geschehen, und im englischen Unterhaus ist soeben die Arbeiterpartei wieder einmal auf das schon so oft be handelte Thema der englischen Arbeitslosigkeit eingegangen. Wir in Deutschland haben aber eine viel furcht barere Zeit durchgemacht. Was sind diese 1)4 Millionen enaliicker Arbeitslosen gegen die furchtbaren Zahlen, die bei unS die Wende des Jahres 1S23/24 an Arbeitslosen Ww Kurzarbeitern aufwies. Eine genaue Zahl läßt sich ia nicht scststellen, aber es ist nicht zu hoch gegriffen, wenn man die Zahl der Erwerbslosen und der Kurzarbeiter da mals mit vier bis fünf Millionen einschätzt. Das bedeutet, daß bei Einschluß der Familienmitglieder mindestens 15 Millionen Deutsche dem Elend ausgeliefert waren. Das war die Sanierungskrise, die nach der Stabili sierung unserer Währung eine Wirtschaftskrise gewaltigsten Umfanges darstellte. Gott sei Tank hat es nicht lange ge dauert, und schon in den ersten Monaten des Jahres 1924 ging die Zahl der Arbeitslosen ebenso wie der Kurzarbeiter schnell zurück. Übersieht man eine Tabelle, die die Entwicklung der Arbeitslosenziffer etwa im Laufe des Jahres 1924 dar- stellt, so sieht man deutlich, ein wie klares Abbild der wirt schaftlichen Entwicklung eine solche Tabelle darstellt. Der Gipfelpunkt der deutschen Wirtschaft — allerdings war das Resultat nur mit einer Treibhausblüte zu vergleichen — liegt im Oktober 1922, wo es auf 100 Arbeiter nur 1,1 Arbeitslose gab. Dann ging es unaufhörlich aufwärts; im September 1923, als die Sturmflut der Inflation über uns znsammenschlug, gab es auf 100 Arbeiter schon fast 10 Arbeitslose, bis dann im Dezember 1923 in Deutschland jeder dritte Mensch arbeitslos war. 1924 ist es dann auf wärts gegangen: mit dem langsamen Aufstieg unserer Wirtschaft sank die Zahl der Arbeitslosen und wir er reichten am Ende dieses Jahres das Resultat, daß aus 100 Arbeiter 8 Arbeitslose kamen. Diese Zahl hat sich in den ersten Monaten des Jahres 1925 weiter verbessert, was allerdings sehr notwendig war, weil am 15. Januar 1925 die Zahl der Hauptunterstützungs- und der Zuschlags empfänger immer noch 1368191 betrug, die eine Ausgabe von rund 30 Millionen Mark verlangte. Es gibt darunter über 100 000 Arbeitslose, die schon mehr als 6 Monate keine Arbeit gefunden haben. Hauptunterstützungsempfänger hat es am 15. Januar 1925 immer noch fast 600 000 gegeben, eine Zahl, die sich seitdem um etwa N vermindert hat, da mit aber immer noch dreimal so hoch ist als die Zahl der Arbeitslosen vor dem Kriege. « Deutschland haben wir bekanntlich keine staatliche m»v^^^"""terstützung, sondern die Kosten für die Er an? tragen Arbeitgeber und Arbeitnehmer <5 Mittelaufbringungsverordnung vom sorao Die Verwaltung der Erwerbslosensur- ArbeitsnrcwmviL^H die Selbstverwaltungsorgane der ? wobei in den Ländern der in Form besonderer Ausgleichs- ",-^skagf^ Eni Versuch, eine Reichsaus- § l? * H ''' gescheitert. Damit gehen parallel ^w.^^ttebungen für die produktive E r - w e r b » t o f e n f u r so r g e, die zwar einen sehr erfreu lichen Namen tragtz^ reichlich unproduktiv ist, weil bei der Erwerbslosenfürsorge der Zwang auf Acveit- annahme auch für diejenigen durchgeführt ist die den Not- siandsarbeiten berufsfremd gegenuberstehen. Die Arbeitslosigkeit, dreie unseres Wirt ¬ schaftssystems, ist nun ein Weltproblem geworden, weil zwar die Möglichkeit ungemessener Produktion vorhanden ist, aber namentlich die Nachkriegszeit eine gewaltige Ein - schränkungzwarnichtbesWevarss, aber der A b satzmöglichkeit herbeiführte. Arbeitslosigkeit oder .Kurzarbeit, also Aufhören des Einkommens, führt zu einer weiteren Schwächung der Kaufkraft, das heißt zu einer fortschreitenden Einschränkung der Absatzmöglich keiten. Hier liegt ein Fehlerkreis vor, aus dem herauszu kommen das herrschende Wirtschaftssystem Zweifellos gar nicht in der Lage ist. Wie wenig das aber auch ein anderes Wirtschaftssystem vermochte, beweist Rußland. Nicht beseitigen läßt sich dieses Gespenst der Arbeitslosig keit, nur mildern läßt sich die furchtbare Last, die besonders auf die wirtschaftlich schwachen Schultern drückt, und es scheint fast Menschenschicksal, aus jenem Kreis vorläufig nickt berausZukommen. U« Die Feier der Rheinlande. Eröffnung der Kölner Ausstellung. Köln, 1«. Mat. Vom ReichSprSsidentenvonHindenburg ist an den Oberbürgermeister Adenauer ein Glück wunschtelegramm eingetroffen, in welchem zugleich der Wunsch ausgesprochen wird, daß die Gebiete am Rhein balo wieder in voller Freiheit mit dem gesamten Vater lande vereint sein mögen. — An der heutigen Eröffnungs feier nahmen mit Reichskanzler Dr. Luther die Minister Dr. Streseinann, Dr. Frenken, preußischer Mini stcrpräsident Braun und andere Negierungsprrsönlich- keiten teil. Die Eröffnungsfeier begann mit einer musikalischen Darbietung, dem Präludium von Richard Strauß. Darauf hielt Oberbürgermeister Dr. Adenauer die Be- grüßungs- und Eröffnungsrede. Anschließend saug die Versammlung das Deutschlandlied. Nach einem Prolog des Geheimrats Professor Dr. Clemen- Bonn und des Uni versitätspröfessors Dr. Kuske nahm das Wort Reichskanzler Dr. Luther. Er führte im wesentlichen aus: „Als die Reichsregie rung ihre Aufmerksamkeit den im Entstehen begriffenen Veranstaltungen am Rhein zuwandte, da durfte erwartet werden, daß die Eröffnung der Ausstellung hier in Köln in Gemäßheit der Bestimmungen des Vertrages von Ver sailles auf einem von feindlicher Besetzung freien Boden erfolgen werde, wo keine fremde Besatzung mehr wäre. Sie wissen, daß diese Erwartung enttäuscht worden ist. Es muß immer und immer wieder ausgesprochen werden, daß das deutsche Volk einen berechtigten Anspruch daraus hat, daß die erste Rheinlandzone dtzn Vertrags bestimmungen entsprechens geräumt wird. (Stürmischer Beifall.) Aber bis zum heutigen Tage sind wir noch immer nicht einmal in Kenntnis der Beanstandungen, die die Nichträumung begründen. Wenn wir davon sprechen, daß der Rhein ein deut s ch e r S t r o m ist, daß der Rhein der deutsche Strom ist. so meinen wir damit nicht nur die geographische Tatsache, daß der Nheinstrom in seinem wichtigsten Teile durch Deutschland fließt, sondern wir meinen mehr: auch die anderen Deutschen, die im Stromgebiet der Elbe und der sonstigen norddeutschen großen Ströme, und die Deutschen, dle im Stromgebiet der Donau wohnen. Sie alle empfinden den Rhein auch als ihren Strom, denn die Geschichte Rheinlands ist ein so starkes Glied im ganzen Werden Deutschlands, daß ganz Deutschland ein Recht hat aus den Rhein. Dabei steht im Vordergründe des Empfindens für die Deutschen sicherlich das Wissen von rheinischer Kultur, die Geschichte und Gegenwart der rheinischen Kunst. Das Rheinland, das die neuen wirtschaftlichen Werte schafft, das Rheinland, das uns immer vor die neuen sozialen Probleme stellt, die wir lösen müssen um unseres Volkes willen, das ist ja auch das Rheinland, dem ich per sönlich von meiner Tätigkeit als Essener Oberbürgermeister so eng verbunden bin. Wenn ich so zurückdenke an die trotz aller Schwere der Zeit so glücklichen Jahre, die ich in den Rheinlanden verbracht habe, dann fällt mir immer wieder ein freies, wundervolles Grußwort ein, mit dem der Berg mann sich grüßt. Dieses Glückauf, das Wort, das zugerufen wird dem, der hineinfährt in die Erde, an die Arbeits stätte, und das besagen will: „Komm glücklich wieder herauf ans Tageslicht!", so ist ja auch der Weg unseres Volkes, das Emporstreben zum jungen Tag. Die Arbeit, die in dieser Ausstellung geleistet wird an der Entwicklung unseres Volkes, am Wiederaufbau, im Dienste des großen und wahren Friedens — dieser Arbeit rufe auch ich zu: .Glückauf!" * Festakt im Gürzenich. Abends sand im ehrwürdigen Gürzenich ein Festmahl statt, das die Spitzen der Reichs-, Landes- und Stadtbe- HSrden vereinigte. Auf die Begrüßungsrede des Ober bürgermeisters Adenauer erwiderte Ministerpräsident Braun in einer längeren Ansprache, in der er besonders das Deutschtum des Nheinlandes unterstrich. In den ernsten Tagen der Gegenwart Hütten die Rheinländer ihre Feuerprobe bestanden. Ministerpräsident Braun schloß seine Ausführungen mit der Hoffnung, daß die Zeit kommen möge, wo fremde Besatzung, die auf diesem Land nnd Volk liegt, bald wie ein böser Traum hinter uns liegen möge. Der bayerische Ministerpräsident Held überbrachte die Grüße Bayerns. Dann sprach Staatspräsident Hellpach für Vaden. . MWms GrubcnnM in Mtmnd. 2000 Kilogramm Dynamit explodiert. Ein schweres Grubenunglück hat sich wieder im Ruhr gebiet ereignet. Dort fand am Sonnabend nachmittag um 4)4 Uhr im Westfelde-Schacht 5 der Zeche Dorstfeld eine Explosion statt. Nach einer Mitteilung des Bergamts ist das Sprengstoffmagazin ans der Wetterzone explodiert. Die Explosionsgase sind zum Teil in den be legten Bau eingedrungen und haben dort Opfer gefordert. Von allen umliegenden Zechen sind Hilfs- und Rettungs mannschaften in großer Zahl eingetroffen, die die Ret- tungsarbeiten ausgenommen haben. Oberbergrat Stöcker und Obcrbergrat Schlottmann sowie der Oberstaatsan walt von Dortmund sind auf der Zeche erschienen. Zur Zeit der Explosion waren 527 Bergleute auf den Zechen- anlagen, die zum Teil in den Gruben blieben und sich an den Rettungsarbeiten beteiligten. Bisher 34 Tote, 18 Verwundete. Nach Mitteilung des Oberbergamts in Dortmund hat die Explosion 34 Tote gefordert, dreiweitere Berg arbeiter, die wahrscheinlich ebenfalls tot sind, werden noch vermißt. Achtzehn Mann sind teils leicht, teils schwer verletzt. Weitere Gefahr besteht nicht mehr. Die Ursache deS Unglücks. Als Ursache des furchtbaren Unglücks wird angenommen, daß das Pulvermagazin aus der Wettersohle, in dem etwa 2000 Kilogramm Dynamit lagerten, explodiert ist. Die furchtbaren Folgen der Explosion erklären sich aus der Menge des Sprengstosses von selbst. Die giftigen Gase sind von der Wetterführung in die belegten Reviere bis zur sechsten Sohle vorgedrungen. Die Explosion hat große Verwüstungen angerichtet. Vor den Zechen hat sich eine nach Zehntausenden zählende Volksmenge eingesunden, die aus endgültige Nachrichten über das Schicksai der etnoeschlollenen Bergleute wanet. Altes verharrt in bangem Schweigen. Das Unglück ist das erste aus Zeche Dorstfeld. Reichspräsident Hindenburg sowie Reichskanzler Luther haben an das Preußische Oberbergamt in Dort mund ein Beileidstelegramm gerichtet. 44 Todesopfer. Dortmund, 18. Mai. Nach einer von der Verwaltung der Zeche gestern abend herausgegebenen Liste der Toten und Verwundeten der Erubenkatastrophe sind die Namen von 31 Toten und von 6 in den Krankenhäusern nachträglich verstorbenen Verletzten festgestellt Außerdem ist no chein unbekannter Ver letzter verschieden Es sind also 37 Tote festgestellt. Unbekannt sind noch sieben, so daß die Zahl der Todesopfer nunmehr 44 beträgt In den Krankenhäusern befinden sich noch 24 namentlich festgestellte und ein unbekannter Verwundeter. Ein Steiger wird noch vermißt. Man vermutet, daß er sich noch im Schacht unter den Trümmern befindet. Sollte diese Vermutung zutreffen, so würde sich die Zahl der Toten auf 45 erhöhen. Neue Verbrechen in Sofia. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 18. Mai. Wie die Morgenblätter aus Sofia meiden, hat die Polizei eine Verschwörerorganisation, die mehrere Ortschaften der Umgegend, darunter Kostenetz und Dolnabanie umfaßte, entdeckt und über 300 Kilo Perdit, 200 Revolver und eine beträchtliche Menge Munition beschlagnahmt. Die Spreng stoffe waren für die Zerstörung von Brücken und Eisenbahnen zwischen Vandarel und Below obestimmt. Mehrere Personen wurden verhaftet. In Plewa entdeckte die Polizei ein verborgenes Waffenlager und beschlagnahmte 2 Kisten mit Granaten und anderen Sprengstoffen, ferner 2 Maschinengewehre.