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Wilsdruffer Tageblatt
- Erscheinungsdatum
- 1925-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192504294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19250429
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19250429
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-04
- Tag 1925-04-29
-
Monat
1925-04
-
Jahr
1925
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt
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:er Zeitung bezeichne» die Wahl Hindenburgs als eine« Schwabenstreich und schließt: Dar Ausland möge nun nicht den Pbarisäer spielen und da» deutsche Volt als unverbesser liche Sünder hinstellen. Die Siegernationen mögen gefälligst erwägen, wieviel Schuld sie selbst an dem Ausgang der Reichs- '.'räsidentenwahl tragen. — DieVossischeZeitung rechnet das Wahlresullat der persönlichen Wirkung deS NamenS Hin denburg zu, der indirekten Unterstützung durch die Kommuni sten und den wiedcrerwachten Kulturkampfstimmungen der Maste der hcrangewgenen Nichtpolitiker und Nichtwähler »u. Mit einer solchen Mehrheit könne man nicht rigieren. Das deut sche Volk habe in seiner politischen Auffassung keine Änderung erkennen lasten. DieNeuePreußischelKreuz-fZeitung ruft aus: „Der Sieg ist unser. Deutschlands bester und würdigster Mann ,st sein Reichspräsident. Es ist ein Sieg seiner überragenden Persönlichkeit, zugleich aber und in gleichem Maße ein Sieg des nationalen Gedankens, ein lauter Protest gegen Inter nationalismus und Sozialismus. Ein Sieg des Vaterlandes über den Parteigeist, der Reinlichkeit des öffentlichen Lebens über den Schmutz der Revolution. Ausland. Frankreich. Ein Teil der rechtsstehenden Presse, besonders „Journal des Debates", verbreitet eine Lon doner Meldung, wonach die Wahl Hindenburgs in englischen Kreisen größte Bestürzung hervorgerusen habe und sich das englische Auswärtige Amt unverzüglich mit der französischen Negierung zur Prüfung der neuen Lage in Verbindung setzen werde. — .Echo de Paris" kommt zu dem Schluß, daß es entgegen den Voraussetzungen der Engländer, Amerikaner und des unfähigen Herriot kein neues Deutschland gebe. Wenn der 26. April diese unerwartete Kenntnis vermittelte, so habe Frankreich allen Grund, damit zufrieden zu sein. — „Ere Nouvelle" sagt: „Man muß angesichts der Wahl Hinden burgs kaltes Blut bewahren. Die Wahl des Marschalls ist letzten Endes nur eine unzweifelhafte Folge derRuhrbesetzung." — .Oeuvre" schreibt die Wahl Hindenburgs ausschließlich dem Einfluß der deutschen Frauen zu. Nachdem der neue Reichspräsident ausdrücklich erklärt habe, daß er die Weimarer Verfassung anerkannt babe und nur eine friedliche Entwickelung erstrebe, liege kein Grund zu allzugroßem Pessimismus vor. Großbritannien. .Daily Chronicle" versucht, das Wahlergebnis zu formulieren. Er meint, daß dieser Wahlgang das alte Nationalgefühl darstelle und daß dieses National gefühl zunächst echte Inspiration zeige. Es sei ganz ausge schlossen, daß Hindenburg eine nationale Katastrophenpolitik ansangen könne. .Daily Chronicle" betont, es sei un möglich, den Ernst der Nachricht, daß Feldmarschall von Hinden burg zum Präsidenten der deutschen Republik gewählt worden ist, zu verbergen. Das Wahlergebnis enthülle die Unzufrieven- heit in Deutschland und die Stimmung des deutschen Charak ters, die hosfentlich vorübergehend sei, der man aber miß trauen müsse. Solange Deutschland aber sortsahre, seine Ver pflichtungen ohne Illoyalität zu erfüllen, sollte England sich übereilter Schritte oder schlecht erwogener Kritik enthalten. Amerika. Rach über London kommenden Berichten stimmen eine Anzahl Presseäußerungen in den Vereinigten Staaten darin überein, daß die Wahl Hindenburgs nicht notgedrungen eine reaktionäre Bewegung darstelle, sie brauche auch nicht das deutsche wirtschaftliche Wiederaufleben zu berühren oder die Republik dem Militarismus zuzutreiben. — „Springfield Republican" erklärt, die Wahl Hindenburgs sei ein per sönlicher Tribut des deutschen Volkes an Hindenburg. Diese Mahl würde trotz des Unglücks aber besser mit philosophischer Ruhe ausgenommen. — „Hartford Covenant" schreibt, es gebe genug Gründe, warum die Welt nicht die Rückkehr der Hohenzollern wünsche, aber es gebe viele Menschen, die er- , warteten, daß Hindenburg, einer der wenigen populären Ge- > nerale, ein besonnener, konservativer Präsident sein werde. I Österreich. Von den Montagsblättern äußert sich zunächst f nur die demokratische „Wiener Sonn- und Montagszeitung": ! Hindenburg habe zwar durch die wiederholten Kundgebungen ' dokumentiert, daß er durchaus nicht die Absicht habe, als Reichspräsident die Verwirklichung jener Ideen anzustreben, als deren Träger er in den Entenieländern und Wohl auch von f der Mehrzahl der demokratisch gesinnten Wähler Deutschlands j angesehen wird. Aber sein Name gelte nun einmal als ein ' Programm welches die Ententemächte unerschütterlich be° : kämpfen. Es sei also damit zu rechnen, daß das Ergebnis der i Mahl den Anfang einer Neuorientierung der ganzen Politik der j Ententeländer Deutschland gegenüber bedeuten kann. Eine bedeutsame amerikanische (stimme, s Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Neuyorl, 28. April. Elbert Gary, der Vorsitzende des Ausschusses der United Staats Steel Korporation, erklärte, die Wahl Hindenburgs beeinslusse in keiner Weise die wirtschaftlichen , Beziehungen Deutschlands zu Amerika oder irgendeinem anderen Lande. Hindenburg sei ganz der Mann dazu, um seinem Lande ! und den Gesetzen Achtung zu verschaffen. Deutschland werde s schnell hochkvmmen, wenn sich die Wahl Hindenburgs in dieser ° Weise auswirke. l Aus unserer keimst Wilsdruff, 28. April 1925. Merkblatt für den 2S. April. Souutnausgaue 4^ Moudamga«« B Souueuuuiergang 7- s, Monduntergang 12« V. 1824 Brachvogel, dramatischer Dichter und Romanschreiber geboren. Die Baumblüte uaht! Vo-n Lehrer Sobe, Mo-Horn. „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche" . . auch Hier bei uns im Triebisch- unid Saübachtal: Zwar scheint die Sonne noch kaum so warm wie an den Ostertagen, dennoch wollen wir uns zufrieden geben mit diesen Aprütagen. Der Mieder spreizt schon fast allzu dreist seine saftigen Knospen ins Leden ^hinaus, bedächtiger folgt ihm der Kirschbaum, und nur die vereinzelten Pfirsichbäume wiegen sich hier und da nachdenklich in den warmen Sonnenstrahlen, ohne es zu wagen, ihr freudiges Er wachen zu bekunden. Mitten in diese sich entfaltende Blüten pracht frißt sich brutaler Reif ein und versucht, was erreichbar ist, zu vernichten: zerstörte er nicht 1923 die Hoffnung vieler Hunderte fleißiger Menschen? Doch wer wird sich heute solchen trüben Gedanken hingoben, wo der Frühling lacht, unter jedem wollen Blatt im Garten frisches Grün hervvrlugt, Käfer und allerlei Getier sich zu regen beginnen? Auch bei uns ist's Früh ling! Er ist da, und bald ist die Bauniblüte da! Ein Riesen strom von Ausflüglrn wird sich wieder über unsere schöne Gegend ergießen, Frohsinn wird wieder herrschen, Trübsinn wird für einige Wochen in den Winkes gestellt "werden, und über die ganze Keil erstreckt sich die Herrlichkeit und Pracht des Blütenzarchers. Die Lbstzüchtor und Gastwirte rechnen stets hinsichtlich der zu erwartenden Ausflügler mit drei Sonntagen, einem Vor-, Haupt- und Nachsvnntage. Nach den vorhergegangenen Mo naten ist wohl berechtigte Aussicht vorhanden, daß dieses Mal die angenehmen Gäste und freundlichen Wirte durch kein Miß geschick in ihrer Freude und in ihrem Erwerb beeinträchtigt wer den. — „Baumblüte und Gastwirte" sind zwei Begriffe, die eng miteinander verknüpft sind. Prächtige Weine und frisches Bier wird in Wilsdruffs Gegend überall verzapft: es trinkt sich gut unter Blüten im Sonnenschein, und die Gefahr, des Guten zuviel zu tun, ist oft gwß. „Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten". Aber solch kleines Austoben ist verzeWch, ein Aus gleich in dem Grau des Alltags, und der Frühling will auch sein Recht. Lenzesreigen. Ein duftender Blütenreigen im Tale, am Hang, ein Schwanken und Schwingen, ein Kosen und Locken, das Hochzeitsfest der Bäume. Ging:laden seid ihr alle, ihr Bienen und Käfer und Schmetterlinge und auch ihr Menschen. Doch stört nicht Mit rauher Hand des Fest. Laßt den Strauß des bräutlichen Baumes unversehrt. Ein Schauem würbe durch seine süßen Träume gehen, ein Frosthauch die Gäste treffen, auch dich, Wanderer, wenn du inne werben müßtest, daß es Frevel war. Ausgiebige Niederschläge haben seit Freitagabend bas Land erfrischt und dürften auch tiefer in die Bodenschichten eingcbrun- gen fein. Jedenfalls ^haben sie Mßewrdenffich anregend auf das gesamte Wachstum eingcwirkt. Tie Saatkämme schwellen in saf- tigem Grün und die Bäume und Sträucher entfalten ihren Dläi- terschmuck. Mit grünen Fahnen geht es über die Walpurgisnacht nun in den nahen Wonemond hinein. Möge er die auf ihn ge fetzten Hoffnungen und Erwartungen allseits erfüllen. Der Ortsausschuß des Handwerks hiolt gfftern nachmittag im „Adler" einen von den Handwerksmeistern des Bezirks wie der sehr gut besuchten Sprechtag ab. Punkt 4 Uhr eröffnete mit begrüßenden Worten Herr Dachdeckerm-eister Zienert die Versammlung und erstattete Bericht über die Konferenz der Vor sitzenden und Geschäftsführer der Landesfachverbände und Be zirksausschüsse des Handwerks in Dresden. Dort wurde mitge teilt, daß das Justizministerium der Mahl eines Handwerker- beirates für die Arbeit in den Gefangenenanstalten Wgestimmt hat. Besondere Behandlung fanden bas Ucberhanbnohmen des Borgunwesens im Handwerk analog den Friedenszuständen und die neuen Steuergesetzentwürfe. Bei dieser Gelegenheit gab Herr Geschäftsführer Klotzsche (Meißen) Ausschluß über die beim Londesausschutz neu eingerichtete Rechtsschutz-Abteilung. Aus ollem ging hervor, in welch tatkräftiger und erfolgreicher Weise die Organisation für dir Belange des Handwerks eintritt. Allseitige Befriedigung löste die Mitteilung aus, daß der Ehren- meister des deutschen Handwerks, Genrraffeldmarschall Hinde»- bürg, zum Reichspräsidenten gewählt worden ist, und besonders freudig begrüßt wurde sein mit Lorbeer geschmücktes Bild, das Herr Gietzeit am Rednerpult aufstellte. Betreffs der Ge werbekrankenkasse wurde aus der Mitte der Versammelten eine gerechtere Staffelung der Beiträge gewünscht. Ilm dir Sache auch von sachverständiger Seite beleuchten zu fassen, soll rin Vertreter der Kasse darüber im nächsten Sprechtag einen Vor trag halten. Die Richtlinien der Dresdner Schlvsserinnung über die Einstellung von Lehrlingen würben als gutes Recht des Lehr meöfters anerkannt, weiter empfahl Herr Tischlermeister Heeger die Ausnahme der Lehrlinge in Dost und Wohnung. Vom Vor sitzenden wurde weiter darauf aufmerksam gemacht, baß für Ar beiten am 1. Mai eine Genehmigung einzuholen und der wilde Straßen- und Hausierhandel insofern zu bekämpfen ist, als all« ohne Gewerbe- oder Hausierschein Angetrosfenen der Polizei angezeigt werden müssen. Nach Behandlung interessanter Steuer fragen warf Herr Zienert eine engere Zusammen arbeit des Ortsausschusses mit dem Gewerbe- verein im Interesse beider in die Debatte. Keinem von bei den solle dabei etwas von der Selbständigkeit genommen wer den, aber durch gegenseitige Ergänzung könnte nur Segen er- sprießen. Wenn z. B. die Sitzungen beArer auf einen Tag -ver legt werben, die des Ortsausschusses von 4 bis 6 Uhr, di« de« Gewerbeverems von 6 bis 8 Uhr, bann wäre nicht nur die erste, sondern auch die anschließende immer gut besucht, während an dererseits den Mitgliedern des Ortsausschusses anschließend im Gewerbe-Verein belehrende Vorträge und schließlich auch gesellige Stunden geboten werden könnten. Der Gedanke wurde vom Vorsitzenden des Gewerbe-Vereins, Herrn Tischlermeister Heeger, warm befürwortet. Es müsse etwas geschehen, um einer ge wissen fteberorganisation zu begegnen, ein Weg dafür müsse ge sucht und werde auch gefunden wenden, wenn man von guter» Millen sich leiten lasse. Nachdem die Herren Stellmachermeister Loßner und Schuhmacherobermeister Busch noch dazu ge sprochen hatten, wurde die Angelegenheit vertagt. Sie sicht heute abenb in der Sitzung des Gewerbwereins auf der Tagesord nung und wird auch hier Anlaß regen Meinungsaustatffche« sein. Gewerdevcrein. Nus der Tagesordnung der heute adsnd 8 Uhr im „Löwen" angesetzten Sitzung steht unter anderem die Frage eines engeren Zusammengehens mit dem Ortsausschutz des Handwerks, bas bereits gestern m der Sitzung des letztere» (s. bes. Bericht) behandelt wurde. Recht zahlreicher Besuch der Mitglieder ist schon deshalb unbedingt notwendig Marttkonzert der Stadtlapelle. Das wegen ungünstiger Witterung am Sonntag ausgefallene Marktkonzert findet heute abenb von 6 bis 7 Uhr nach folgendem Programm statt: 1. „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre", Hymne -von L. van Beet hoven; 2. Feftlnarsch von 8. Gottlöber; 3. Paraphrase über SÄ- chers Lied „München von Tharau" von R. Ernst; 4. Gnomen parade, Charakterstück, von P. Wetzel; 5. Potpourri über be kannte Kommerslieder von H. Helm; 6. Man lacht, man lebt, man liebt, Walzer aus „Die Kinokvnigin von I. Gilbert; 7. Praterspatzen, Marsch von N. Rösch. Das dritte Abvnnementskonzert der Stadtkapelle findet cm» Donnerstagabend pünktlich 8 Uhr im Schützenhaus statt. Da» Programm ist gut gewählt und erfährt eine Bereicherung da durch, daß Frl. Doris R o st mitwirkt. Sie singt „Solleys Lied" aus der 2. Peer-Gynk-Euite von Grieg, „Elses Traum" aus der Oper „Lvhengrin" von Wagner und ReAtativ und Arie „O säume nicht länger" aus der Oper „Die Hochzeit des Figaro" von Mo,zart. Die Darbietungen empfehlen sich von selbst. Der Besuch isteinfache lokalpatrivtlsche Pflicht, nachdem Herr Stadt- musiödirektor Philipp seine Kapelle nach großer Mähe Mir Höhe geführt hat und andererseits der Einwohnerschaft schon oft kostenlos musikalische Freuden geboten hat und erst heute abenb wieder bietet. Städtischer Speifekartoffelverkauf — frisch aus der Feime — Sonnabend den 2. Mai vormittags 8 Uhr an alle Einwoh- nr. Markenentnahme im Verwaltungsgübäude, Zimmer Nr. 1. Blitzableiter prüfen! Tie Zeit der Gewitter steht wieder bevor. Da ein in schlechtem Zustande befindlicher Blitzableiter z dem Hause mehr schaden als nützen kann, sei den Hausbesitzern ! empfohlen, -dm Blitzableiter prüfen zu lassen; desgleichen aber auch die Dächer und die Schornsteine. Der vorschriftsmäßige Hundemaulkvrd. Das sächsisch« Wirtschaftsministerium hat auf Grund des deutschen Viehseuchen- gesetzes bestimmt: Der Maulkorb soll im Vorderteil (Schnauzen teil) tunlichst nur aus Metall bestehen und mit einem genügend eopvflokE du klünck«, „Ich war ihr Stern! Sie hätte Englands Königin werden können! Weil sie mich liebte, stieß man sie in diese Jammerehe, Markgräsin eines Hofstaates zu sein, dessen Possenfürst, neben ihr, neben dieser Frau, Mätressen hielt! Einflußlos und besitzlos mußte sie sein, damit sie mich nicht unterstützen konnte! Man hatte immer Angst vor mir; Bestien waren an der Arbeit! Wir sind ein verfluchtes Geschlecht! . . . Und fetzt! Wie arm! . . Friedrich stierte vor sich hin; er begann neuer lich: „Wenn ich ihren Glauben. Catt, haben könnte! Wenn ich sie wieversähe, sie und meine Mutter! Nur noch ein- m a I!" _ Friedrichs Stimme schwebte: „Glauben Sie an Träume? Es gibt Vorahnungen! Gott!" schrie Fried rich. „Das haben alle mil-gemacht, alle, die vielen Tau sende? Alle, denen ich das Liebste mordete? ..." — „Ma- jestät!" — „Der Mutter Herz zerbrach Kolin. Wo ist mein Bruder?" schrie Friedrich herumsahrend. „Ich will ihn sehn! Wilhelm!" Catt sprang zwischen Friedlich und die Lür. „Lassen Sie mich! Wilhelm! . . „Ihr Herr Bruder ist nicht mehr hier, Majestät!" Friedrich taumelte. „Er reiste sofort ab." „Weg?! Alles verläßt mich; weg? Ich tu' allen Weh! Kalte! Winterfeldt!" Das Weiß der aufgerissenen, anklagenden Augen Friedrichs flimmerte anklagend im gleichgültigen Schneelich*. „Schwerin, Rothenberg, Wedell! Gott," Friedrich fuhr sich verzweifelt an die Stirn: das war erst g e st e r n ? . . . Wie eine Ewigkeit ist das schon!... Hundertzehn Generale; hundert zehn Generale! Ich bin verflucht! verflucht! So viel, so unendlich viele gute Menschen? . . . Ich hab' zu viel mitgemacht. Mein Vater war ein Tyrann! Warum bat er mich nicht durchstoßen? Lät 1 eer doch! Das halbe Leben weinte meine Mutter; sie hätte Besseres verdient! Die paar schönen Erinnerungen meines armen Lebens sind die Stunden bei ihren Eltern, wenn ich zu Tangermünde Brot und Backwerk an die Armen ver teilen durste! Ein paar Stunden! Undwielange ist das? . . . Ich bin meinem Vater so ähnlich geworden; ich bringe ihn nicht aus mir!" Jäh faßte Friedrich Catt. „Zu Hoch kirch, im Feuermeer und Kugelfall, stand Wilhelmine vor mir! In der Luft, mit Flügeln, schneeweiß, wie ein Engel!" Dem Vorleser fror das Blut. „Eine Welt ist um uns, ist in uns, eine Welt, die der Teufel regiert!" Stoß weise keuchte Friedrichs Atem im Dunkel, „sie starb da mals!" Die Stube rauschte und sang. Leblos stand Friedrich. Die Luft brauste. Minuten vergingen. Fittiche fremder Welten kratzten höhnisch. Entschlüpften. „Majestät!" Mit Todesangst schüttelte Catt den König. Er wollte ihn schütteln: Wie Eisen, nicht zu bewegen, stand Friedrichs Gestalt. „Majestät!" schrie Catt. „Zu Hilfe! Gott! Erlöse uns!" Seufzen, Seufzer, lange tiefe Seufzer quollen. „Majestät!" Das Dunkel wurde lebendig. Lautlos, nein, nein: man hörte die Stiefel! Schritt der König wieder auf und ab. Er stand, die Stimme war fremd und matt, ohne Klang: „Es mahnt mich oft." -- „Ihr Blut ist erregt . . — „Wir können nicht steigen." — „Majestät müssen jetzt ruhen!" — „Ich ruhe sehr bald." Her und hin, hin und her ging Friedrich. Von Furien gehetzt. Nastlos, haltlos. Es tollte aus dem Kamin, glitt auallig und würgend vom Dach, ins Dunkel und Grauett. Einem Posten, der ein Gespenst sah, riß draußen die zitternde Hand; die Kugel flog fetzend ins Dach. Sie liefen herbei; er stammelte: „Der Teufel!" Sie führten ihn ab, zum Prosoß. Friedrich stand; seine Stimme war er schöpft: „Mein Vater hatte recht. Wer herrschen will, darf kein Mensch sein." — „Majestät!" — „Mein Vater war groß!" — „Majestät!" «Zu spät erkenne ich ihn! Soviel ich mich dagegen wehrte, sein Tun besteht zu Recht! Ich komme nichl los von ihm! Er war im Recht! Im Prunkzimmer stand ich, drunten schrie das Volk. Was ich bis dahin gewollt hatte: Güte zu jedem, war Unsinn. „Menschenrecht", ein Wahngebilde, eine Phrase der Politik. Lächerlichkeit! Wir sind Schmutz an Gottes Faust . . . Meine Schwester Amalia nahm Gift; i ch war schuld daran. Ich! — Ihr blutunterlaufenes Gesicht, die Augen! Weil sie einen Offizier liebte, der nicht Prinz war! Das Volk hätte die Meinung von der „Unantastbarkeit" des Herrscherhauses verloren, die es braucht, um „glücklich" zu fein! Ich mußte ihr das tun, was mir mein Vater tat! Ich tat das Wilhelm, als er die Voß, die Pannwitz zur Frau wollte; ich machte ihn unglücklich und sie! Immer und immer behält er recht! Die Meute i st nicht anders zu hatten! Eng, hart und ungerecht muß man mit sich und seines- gleichen fein, damit s i e „glücklich" ist, im Aufstarren zu uns! Wer die Herde zu leiten verdammt ist, kann nicht leben im Glück! Glück ist nicht für Könige. Mein Vater war groß! Genial. Er erkannte die Rohigkeit der Weld gesetze, die wir Verdammten, tn oer vollen Kraft ihrer Brutalität, erhalten müssen, für die unter uns! Die dürfen schwärmen! Mein Vater tat nur seine Pflicht! Gottes Instrumente waren die Schurken, die ihn schmeich lerisch, mich von ihm trennend, umgaben und wider mich, im Solde der neidisch besorgten Großmächte, hetzten. Ein König mutz hart sein! Ich bin' zu weich. Sie intrigierten, sie griffen um Geld zwischen uns, in unsere Familie: Unser Unglück war nötig: es schloß den unbe kümmerten Kreis der harten Weltvernnnft: es schuf Preußen, schuf Glück für Millionen, die glücklich sind, in^ dem sie nicht mehr wollen, als der Mensch kann. Ich verkannte meinen Vater. Er war ein unglücklicher Mann; er war groß! Ich haßte ihn. Die Welt, die Mutter, wir alle bespien ihn. Wo er gütig war, hießen wir ihn „feig"; gehorchte er der eisernen Notwendigkeit, die wir nicht erkannten, hieß er „Tyrann"! Das verstehen nicht Frauen, das fassen nicht Mütter, die die Pflicht haben, zu lieben, das saßt keine törichte Weiche! Die ficht um „Glück"! (Fortsetzung folgt.)
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