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Frage und Antwort. Ein Ratgeber für jedermann. Ledingungcn für die Beantwortung von An fragen aus dem Leserkreis. Der Eingang von Fragen ist jetzt derart stark, daß es unmöglich ist, alle Antworten zum Abdruck zu bringen. Der größte Teil muß daher von hier aus direkt schriftlich beantwortet werden. Dazu ist es un bedingt erforderlich, daß jede Anfrage die ge naue Adresse des Fragestellers er kennen läßt. Anonyme Fragen werden grund sätzlich nicht beantwortet. Außerdem mutz jeder Frage ein Ausweis, oaß Fragesteller Bezieher unseres Blattes ist, sowie der Porto ante! l von 30 Pfg beigefügt sein. Werden mehrere Fragen eingcsandt, so sind ebensoviel Porto anteile, als Fragen gestellt sind, beizujügen. Bemerkt sei, daß wir im Briefkasten nur rein landwirtschaftliche Fragen behandeln; in Rechtsfragen oder sonstigen Ängelegenheiten, die sich nicht dem Rahmen unseres Blattes an passen, kann eine Auskunft nicht erteilt werden. Die Schrift! eitung. l. Ein Auge meines Pferdes Auch sind die Wimpern dick schmerzen. Was ist dagegen M. tz. in I. Ihr Pferd leidet an Binde- Lassen Sie sich in der Apotheke 10 x einer wässerigen einprozentigen Zinkvitriollösung machen und wischen Sie davon morgens und abends einige Tropfen zwischen die Augenlider mit Hilse einer sauberen, nicht zu harten HÜHnerscder. vr. H. Frage Nr. 2. Meine Kuh Hot im Mai vorigen Jahres gerindert und ist den ganzen Sommer aus die Weide gegangen, ohne ein Zeichen von Rindrigkeit zu zeiaen. Ich er- wartete, daß sie im Februar kalben würde. Plötzlich rinderte sie am 18. Dezember. Trotz dem ich sie mehrmals zugelassen habe, ist sie nicht geblieben. Welches Mittel ist zu empfehlen? A. B. in K. Antwort: Das Nichtaufnehmen Ihrer Kuh kann darin beruhen, daß der Scheiden sast eine saure Reaktion zeigt. Es empfiehlt sich deshalb eine Ausspülung mit doppel kohlensaurem Natron (3 dis 5°/o) eine halbe dis eine Stunde vor dem Zulassen. Wird hierbei ein Erfolg nicht erzielt, ist eine Er krankung der Gebärmutter oder der Eierstöcke vorhanden, die sich nur durch Behandlung von einem Tierarzt beseitigen läßt. vr. Bn. Frage Nr. 3. Meine Kuh hustete etwas, sie war fünf Monate tragend und hat jetzt verkalbt; auch ist der Husten weg. Ist Ge fahr vorhanden, daß sich das Verkalben auf andere Kühe übertrügt? — Mein Kalb leidet an Milchbruch. Läßt sich dasselbe zur Zucht benutzen? H. B. in G. Antwort: Es ist nicht ohne weiteres anzunehmen, daß das Verkalben als seuchen- Haft zu bezeichnen ist. Der Husten dürfte mit dem Verkalben nicht in unmittelbarem Zu sammenhang stehen. Ob das Tier in Zukunft für die Zücht verwendet werden kann, läßt sich nicht ohne weiteres entscheiden und hängt vom körperlichen Zustand und vom Zuchtwert ab. Liegt seuchenhaftes Verkalben vor, ist die Ansteckungsgefahr bei den anderen Kühen sehr groß. Deshälb ist die Kuh möglichst bald aus dem Stall zu entfernen und eine gründliche Desinfektion des Stalles und aller Gegen stände, mit denen der Fötus in Berührung gekommen ist, vorzunehmen. — Was das Kalb betrifft, dürfen wir wohl annehmen, daß ein Bauchbruch vorliegt. Brüche lassen sich im allgemeinen, falls sie nicht zu groß sind, heilen, jedoch können sie sich wieder bilden. Tiere mit Brüchen, namentlich wenn es sich um junge handelt, sollten zur Zucht nicht be nutzt werden vr. Bn. Frage Nr. 4. Meine Kühr leiden feil Jahren an Schorfen Im Sialle standen einst räudekranke Pferde. Verschiedene Mittel, wie Räudetinktur, waren ohne Erfolg. Was ist wohl hier zu tun? W. T. in W. Antwort: Vermutlich leiden die Kühe an Glatzflechte. Behandeln Sie die Tiere mit Odylen. Et» bestellen eine Llterkanne davon bei der „Septoforma" A.-G. in Köln a. Rh., Eifelstraße 21. Gebrauchsanweisung bekommen Sie mit. vr. H Frage Nr. k. Meine Kuh leidet seil dem Kalben an einem Knoten im rechten Hinler- strich. Das Melken ist nur dadurch möglich, daß die Milch durch Massieren des betreffenden Viertels herausgedrückt wird. Der Milch ertrag ist auf dem erkrankten Strich geringer als auf den anderen. Was ist dagegen zu tun? G. R. in H. Antwort: Verengerung, Verwachsung und Knoten am Strichkanal kommen durch Narben bildung und Geschwülste zustande; sie sind der Grund für das sogenannte Hartmelken. Das selbe läßt sich zuweilen durch Einfuhren von Sonden beheben, doch ist hierbei die Gefahr der Infektion vorhanden, die oft zu entzünd licher Erkrankung des Euterviertels führt. Zur Behandlung empfiehlt sich Massage mit milden, nicht ranzigen Fetten. Läßt sich auf diese Art und Weise der Knoten nicht ent fernen, muß ein chirurgischer Eingriff erfolgen, der aber nur von einem Tierarzt vorgenommen werden kann. Erforderlich ist unter allen Um ständen, das Euterviertel durch sanftes Melken von der gebildeten Milch zu befreien, da sonst Verkümmerung des betreffenden Viertels zu befürchten ist. vr. Bn. Frage Nr. K. Meine Kuh läßt beim Melken Harn, der einen scharfen, unangenehmen Geruch hat. Was läßt sich gegen diese Er krankung tun? P. M. in Z. Antwort: Eine eigentliche Erkrankung dürfte kaum vorliegen. Der sehr starke Geruch des Harnes ist wahrscheinlich auf einen Fehler im Stoffwechsel oder auf Wirkung des Futters zurückzuführen. Ein Futterwechsel dürfte an gebracht sein, das Tier muß leicht verdauliches, gehaltreiches Futter bekommen wie z. B.: gutes Wiesenheu, Hackfrüchte in nicht zu großensiUm- fange, Weizenkleie und Oelkuchen. Das Harnen selbst ist eine Untugend und kann dadurch ver mieden werden, daß man durch einen Gegen stand während des Melkens auf die Mitte des Rückens einen Druck ausübt. vr. Bn. Frage Nr. 7. Meine Kuh gibt blutige Milch. Was ist zu tun? M. K. in H. Antwort: Reiben Sie das Euler morgens und abends vorsichtig, aber nachhaltig mit Kampsersalbe ein und melken Sie Las Euter immer gut aus. vr. tz. Frage Nr. 8. In hiesiger Gegend trat im vorigen Jahre der Schweinerotlauf stark auf. Auch mein Bestand wurde davon befallen. Ich ließ impfen, und die Tiere blieben gesund. Dagegen mußte ich im September zwei rotlauf- kranke Tiere schlachten. Ick möchte nun eine tragende Sau schutzimpfen lassen. Kann eine solche Impfung der Sau und den Ferkeln schaden? R. K. in St. Antwort: Es dürfte sich empfehlen, eine Schutzimpfung mit Serum vorzunshmen, da Gefahr besteht, daß sich Ansteckungskeime im Gehöft vorfinden. Die in vorsichtiger Weise und richtig bemessene Schutzimpfung dürfte weder für die Sau noch für die Ferkel von schädigenden Folgen sein. Richtig ist es, daß eine Impfung des gesamten Bestandes statt findet. Nach dem augenblicklichen Stande der Wissenschaft sind Ferkel bis zu drei Monaten in der Regel unempfänglich gegen Seuche; von da ab besitzen sie im ersten Lebensjahr große Empfänglichkeit. Eine gründliche Des infektion der Ställe und aller mit den er krankten Tieren in Berührung gekommenen Gegenstände ist erforderlich. vr. Bn. Frage Nr. 9. Meine Zuchtsau brachte beim ersten Ferkeln 13 Tiere, die stark rot aussahen, nicht laufen konnten und auch keinen Appetit zeigten. Nach 3 bis 4 Tagen gingen sämtliche bis auf 3 Stück ein. Diese sind ziemlich munter, aber vollständig blind und taub. Was ist dies? H. V. in M. Antwort: Allem Anschein nach hat Ihre Sau zu früh geferkelt, so daß die Ferkel nicht - richtig ausgeiragen waren; auch kann eine j Erkrankung der Sau, wie Erkältung, Schädi- i gung durch Futter usw., auf die Ausbildung Frage Nr. tränt zeitweise, und scheinen zu zu tun? Antwort: der Ferkel einen ungünstigen Einfluß aus- geübt haben. Wir empfehlen Ihnen, Ihre Zuchtsau bei der nächsten Trächtigkeit sehr sorgsältig zu behandeln, nur gutes, unve- dorbenes Futter zu verabreichen und sie vor Erkältung zu schützen. Bei Beachtung dieser Vorsichtsmaßregeln dürfte kaum zu befürchten sein, daß der zweite Wurf unter denselben krankhaften Erscheinungen leidet. vr. Bn. Frage Nr. 10. Eins meiner Ferkel leidet an schleimigem Erbrechen; sobald es frißt, stellt sich Erbrechen ein, das einige Minuten dauert, sodann frißt das Tier weiter. Jin Wachstum steht bas Tier nicht zurück. E. H. in E. Antwort: Das Erbrechen ist ein häufiger Vorgang, der nicht nur durch Magenleidtu. sondern auch durch Veranlassung, geringfügiger Art hervorgerufen wird. Hält es jedoch an, kann der Zustand gefährlich werden und eine schwere Erkrankung der Eingeweide im Ge folge haben. Zwecks Behandlung ist doppcl- kohlensaures Natron zu verabreichen und zwar 3 bis 5 g in Wasser gelöst. Auch die soge nannten krampfstillenden Mittel wie Kamillen-, Baldriantee und schwarzer Kaffee können ange wendet werden. Schließlich kann die Verab reichung von Gerbsäure mit Wasser oder Rot wein. und zwar 0,5 bis 2 g, erfolgen, vr. Bn Frage Nr. 11. Mein Schaf leidet trotz guter Fütterung an Abmagerung, die Wolle ist kurz. Auch ist es nicht trächtig geworden. Ein anderes Schaf gedeiht bei demselben Futter gut. Was fehlt dem Tier. B. P. in P. Antwort: Ihr Tier leidet an Aus zehrung, die durch Erkrankung irgendeines für die Ernährung wichtigen Organes bedingt wird. Zwecks Behandlung ist es zunächst erforderlich, die Grundkrankheit zu erkennen und zu be heben. Dieses ist aber in den seltensten Fällen möglich. Es ist anzustreben, die Verdauung und den Stoffwechsel im Körper zu beleben. Hierzu dienen kleine Salzgaben mit bitteren, gewücz- haften Mitteln, wie Kalmus, Kümmel, Tabak, Brechnuß und Wacholderbeeren. Von Zeit zu Zeit kann auch ein Abführmittel in Form von Karlsbader Salz oder Glaubersalz verabreicht werden. vr. Bn. Frage Nr. 12. Kann ich meine zwei jährige güst gebliebene Ziege sür den Haushalt schlachten? Wie läßt sic jicy verwerten und wie behandle ich das Fell? Wwe. I. in T. Antwort: Es bestehen keinerlei Bedenken, das Tier zu schlachten. Um ein schmackhaftes Fleisch zu erhalten, müssen Sie das Tier in einen gut gemästeten Zustand bringen und äußerst sauber und reinlich halten. Die Ver wertung beim Schlachten geschieht in ähnlicher Weise wie beim Schaf. Teilweise läßt sich das Fleisch frisch verwerten, teilweise kann es gepökelt, gegebenenfalls geräuchert werden. Die Innereien eignen sich für die Herstellung von Wurst. — Das Fell ist in der Weise zu behandeln, daß es aus eine Stange, mit der Hautseile nach außen, zum Trocknen aufgchängt wird. Nach erfolgtem Trocknen kann man es gerben lassen oder an einen Fellhändler ver kaufen. vr. Bn. Frage Nr. 13. Meine Ziege und mein Kalb leiden an Haarausfall. Was ist hiergegen zu tun? M. P. in Sch. Antwort: Der Haarausfall ist fast immer Lurch ein anderes Leiden begründet; namentlich haben Influenza, Erkältung, Infektion usw. ihn gcm im Gefolge. Kommt er als selbst ständige Krankheit vor, handelt es sich meistens um eine Nervenstörung. Treten nicht schwielige Veränderungen der Haut ein, bilden sich die Haare in der Regel bald neu. Zwecks Be handlung ist ein Einreiben mit fetten Oelen unter Zusatz von Spiritus, Scifenspirstus, Terpentinöl oder Kantaridenlinktur vorzu- nchmen. vr. Bn. Um Vie Mitarbeit aller Leser wirb gebeten! von Nutzen können aber nur vollständig druckfertige Arbeiten sein. Besonders erwünscht sind kurze, praktisch erprobt« Winke für Acker, bau und Viehzucht, Gartenbau, Haus und Rüche. D i e Sch giftle itung. Der LEimann Mo eben-Vellage äes MUsäruffer Tageblatt sur Lrmckvrrtsckast, SchriftleUunz: Oekonomierat Grundmann, Neudamm. IBilsdrUss am 22 April 1925 Jeder Nachdruck aus dem Inhalt dss. BI. mir» bestraf! Gefiederte Freunde. Eine Frühlings-Wanderung. Von O. Engel, Bremen. <Mit 2 Abbildungen.) Wcr in den letzten Apriltagen oder auch Anfang Mai die hohe Heide aufsucht, um das Tierleben derselben zu sehen, der wird nicht viel davon finden. Seltsam öde ist es hier; je Wester das Heideland sich erstreckt, desto stiller ist es. Nur der Frühlingswind streicht Lurch das graue Heidegestrüpp. Sein Säuseln nimmt kein Ende, ist hoch oder tief und be gleitet jeden Schritt des einsamen Wanderers. Ein Haufen gelbweißen Sandes unterbricht Las ewige Grau der Landschaft. Der Fuchs warf ihn auf, als er sich hier fern vom Getriebe des Dorfes eine sichere Woh nung grub. Hier findet er die Ruhe, die auch der Räuber sucht; denn hier ist nach dcm Sprichwort .die Gegend, wo Hasen und Füchse einander Gute Nacht sagen". In der Tat, die Krummen sinb seine nächsten Nachbarn, aber es sind alte Rammler, die des Fuchses Schliche kennen. Sie fürchten den Rolen nicht. Der nimmt zwar stets eine gute Gelegenheit wahr, stellt ihnen sonst aber nicht nach, denn ihre Sprungbeine sind noch bester als die seinigen. Abends ziehen beide den Äckern und den Dör fern zu, die einen zum Äsen, der andere zum Jagen. Fuchs und Hase bleiben dem Hcidewanderer unsichtbar, wenn nicht ein seltsamer Zu fall sie ihm vor das Auge führt. Das erste, was er erblickt, ist der Rabe. Von einem schädel bleichen Findling, der noch über die Heide emporragt, streicht er ab. Süll und ohne Eile zieht er niedrig über die öde Weite. Wahrlich, Ler heilige Vogel Wodans paßt in Liese Heid«, denn hier muß der Weg fein, der hinabführt in Hels Totcnreich. Auch die Rabenkrähe findet hier kein Jagdgebiet; auch sie wünscht über die Mittagszeit etwa weiter nichts als ein beschauliches Dämmern. Nun schwebt einmal ein graues Vogel pärchen vorüber. Eins ruft das andere mit seinem Ton. Dann sind sie wieder still, wie ihre stumme Heimat. Ein Lied hat die Heide sie nicht gelehrt. Ans Heideland grenzt das Moor. Nun will vieles anders werden. Das jauchzende Flötenspiel des Brachvogels klingt uns ent gegen. Ein Bussardpaar zieht kreisend dem Feldholz zu. Die Sumpfohreule ist am Hellen Tage ans der Streife. Ein braunes Mäuslein trägt sie im Fang. Schlecht geht es den scharfzahnigen Nagern, wo diese beiden dauernde Heimat finden. An der Heidcgrenze hält der Kiebitz unermüdlich die Wacht; braun glänzende Eidechsen huschen durch das dünn- halmige Gras. Sumpfmeisen zwitschern im Bogenflug vorüber. Von Erle geht es zu Erle, von Birke zu Birke. Zuletzt spalten sie im spärlichen Röhricht, das der Winter ver schont, die letzten Halme auf. Das bedeutet den Tod für die Schmetterlingspuppe darin, und hin ist die Hoffnung auf Frühlingssonne und Frühlingslust. — Und sieh dort! Von hohen, gelben Grashalmen, allem Reit und Abbildung 1. Grauer Fliegenschnäpper. jungem Gestrüpp verdeckt, schaut der rote Bock, schaut die Ricke, ja, ein ganzer Sprung Reh wild dem fremden Wandersmann zu. Längst sahen sie ihn kommen. Wunderlich ist sein Tun. Er blickt in die Höhe, sieht in jeden Busch und forscht in jedem Winkel und stolpert doch wie ein Blinder daher. Am Moorbruch vorbei führt der Weg durch den Wiesengrund nach den Kornfeldern. Üppig grünt nach langer Winterszeit die junge Saat. Durch die Ackerfurchen ducken sich Wachtel und Rebhuhn. Die Häsin hat an guter Stelle ihr Lager, und am sichersten Ort hält sie die Jungen des letzten Wurfes verborgen. Bon allen diesen ist nichts zu spüren, denn sie sind alle heimliche Leutchen. Nur die Feldlerchen steigen überall empor, denn sie lieben die Ge treidesteppe, die ist ihre Heimat. Um die Mittagszeit etwa ist das Dorf erreicht. Seine Höfe liegen zu beiden Seiten der Dorfstraße, und diese hat links und rechts einen Graben. Gebüsch, Ranken und Bäume wachsen daran. Dann folgt ein geflochtener Zaun oder eine grüne Hecke, nun der Baum und der Viehhof, Scheunen und Ställe, zuletzt daS Bauernhaus selber. Davor und zur Seite ist meist ein Kopssteinpflaster gelegt. Der große Düngerhaufen an richtiger Stelle darf nicht vergessen werden. Alle Dächer sind mit Stroh gedeckt; die Mauern find Fachwerk; nur das Back haus ist massiv und trägt ein rotes Dach. An der Giebel seite des Hauses, die wenig Sonne hat, klettert Efeu em por, an der anderen rankt ein Weinstock hinauf bis über die hohe Mitteltür. In den warmen Ecken an der Scheune und neben dem Schmeincstall befinden sich alte Holunder büsche. Durch den Blumen- und Küchengarten führt ein langer Weg, der überall mit Buchsbaum eingefaßt ist. Hier reiht sich ein Apfelbaum an den andern und darunter Stachel- und Johannisbeeren in ständigem Wechsel. Zier sträucher wuchern oftmals vor der Dornenhecke. In einer vergessenen Ecke gibt cs Disteln und Brennesseln von seltener Höhe. Alles zusammen — Haus und Hof, evtl. Garten — ist ein Paradies der Vogelwelt. Hier sieht es anders aus als in der Heide oder im Moor. Das flattert und fliegt, das schlüpft und schwirrt, Las kost und zankt, das zwitschert und singt in diesen schönen Tagen vom Morgen bis zum Abend und will selbst in milder Sterncnnacht kein Ende neh men. Wer alle zählt, Ler mag wohl hundert Vögel nennen, die sich selber auf dem Hose zu Gaste geladen haben. Auf dem Dache horstet der Storch, in der Scheune aus dem Hahnenbalken die Eule. Im Hause baut die Rauchschwalbe, an demselben die Mehlschwalbe ihr Lehmnest. In einem Mauerloche haust der Turmsegler, aus dem Balkenkopf, der aus der Wand ragt, der Fliegenschnäpper <ogl. .Abbildung 1). Tem Hausrotschwänzchen gehört das rote Dach auf dem alten Backhaus, seinem Vetter, dcm Garten rotschwänzchen, die hohle Kopfweide am Grabenrand. Der Zaunkönig schlüpft durch den Zaun; seine Moosburg steht am steilen Uferrand. Unter den Büschen huscht das Rot kehlchen (vgl. Abbildung 2) wie ein Mäuschen