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Dr. Hergt den Reichswirtschaftsminister Neuhaus l interpellierte, ob ihm bekannt sei, daß amerikanische Kredit- z berhandlungen wegen der innerpolitischen Verhältnisse in Deutschland, die mit der Präsidentenwahl zusammen- bängen, geschädigt oder abgebrochen seien. Reichswirt schaftsminister Dr. Neuhaus erwiderte, es sei ihm simtlich nicht bekannt, daß die politischen Verhältnisse in Deutschland einen ungünstigen Einfluß aus die Gestal tung des Kreditmarktes ausgeübt hätten. Die Vertreter des Zentrums, der Demokraten, der Sozialdemokraten und der Kommunisten protestierten dagegen, daß diese hoch politische Frage im Zusammenhang mit der Etatsverhand lung über das Statistische Neichsamt gestellt und beant- vortet worden sei. Da nun einmal die Beantwortung >urch den Reichswirtschaftsminister erfolgt sei, so müsse die »olitische Debatte über die Gründe der Stockung des aus- ändischen Kreditzuflusses fortgesetzt werden. Für die veitere Beratung dieser Angelegenheit wurde Reichs- pnßenminister Dr. Stresemann herangezogen, der hierüber längere Ausführungen machte, die indessen ver traulich waren. Soviel bekanntgeworden ist, äußerte sich Minister Dr. Stresemann dahin, daß Kredite nicht gekündigt wur den, daß aber eine gewisseStoüungin den weiteren Verhandlungen etngetreten sei, weil man den Ausfall der Präsidentenwahl abwarte. Nach seiner Kenntnis sei das aber auch bei der amerikanischen Präsidentenwahl der Fall, daß vor der Entscheidung eine gewisse Zeit der Spannung eintritt, in der man den Verlauf der Dinge abwartet. An diese Ausführungen schloß sich eine kurze Aus sprache, in der die Redner der verschiedenen Parteien zu Worte kamen und ihr Für und Wider je nach der partei politischen Einstellung zum Ausdruck brachten. Arbeiterführer bei Hindenburg. Hannover, 19. April. In Hannover fand im Hause des Feldmarschalls von Hindenburg der Empfang einer Arbeiterdelegation statt. Herr Baltrusch begrüßte den Marschall und sprach den besonderen Dank der Arbeitnehmer aus, daß er das große Opfer übernommen habe und für die Neichspräsiden- tenwahl kandidiere. Die Arbeiterschaft entsinne sich ins besondere, wie der Feldmarschall selbst sich seinerzeit per sönlich für den Schlichtungsgedanken eingesetzt hätte und damit zu einer friedlichen Regelung sozialer Fragen bei getragen habe. Der Feldmarschall antwortete darauf: Diese guten Worte sollen nicht verhallen. Immer habe ich nach dem Grundsatz gehandelt: Treue um Treue, Ver trauen um Vertrauen. Wir können nur sozial vorwärts kommen, wenn alle werktätigen Glieder der Nation ehrlich zusammen arbeiten. Es wäre gut, wenn wir jetzt endlich die Begriffe national und sozial in enger Verbundenheit erleben könnten. Marx spricht in Dresden. Dresden, 19. April. Reichskanzler a. D. Dr. Marx sprach in einer Kund gebung des Volksblocks in Dresden. „Meine Arbeit", so sagte er, „gilt der Erhaltung der Reichseinheit. Meine Arbeit gilt der Freimachung Deutschlands nach außen. Wenn der deutsche Volksstaat, die Deutsche Republik sich noch nicht so befestigt haben, wie es wünschenswert ist, dann mögen die westlichen Völker sich einmal überlegen, wieweit sie daran mitschuldig sind. Das mag besonders in Frankreich beachten. Wir wollen mit Frankreich im Frieden leben. Dieser Friede kann aber nur bestehen und dauern auf dem Wege gegenseitiger Achtung und Gleich berechtigung. Meine Arbeit gehört der Freimachung der Nheinlande. Meine Arbeit gehört der Wiedererrichtung einer gesunden deutschen Wirtschaft. Arbeitnehmer- und Unternehmerschaft haben Anspruch auf Schutz des Staates. Der Staat muß für eine gute moderne Sozialpolitik, für eine wohlabgewogene Steuerpolitik sorgen, muß eine ge sunde Währung erhalten und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sichern. In dem Staate der Vorkriegszeit fehlte der Sinn für die staatsbürgerliche Gemeinschafts arbeit. Die Demokratie gibt jedem Bürger seinen gerechten Anteil am Staate. Wir alle sind Glieder einer Nation, Bürger eines Staates. Lastet uns dem Staate gemeinsam dienen. Im Dienst an der Nation Einheit! In anderen Fragen Freiheit! Bulgarien nach dem Mental. Neuer politischer Mord. Belgrad, 18. April. Nach dem furchtbaren Attentat in der Kathedrale von Sofia wurde wieder ein politischer Mord verübt. Ein un bekannter Täter erschoß den Direktor der Sofioter Zentral strafanstalt, Oberstleutnant Georgiew, als er ein Kaffee haus verließ. In der Kathedrale sollen 200 Menschen zu Tode gekommen und über 1VV0 verwundet worden sein. Die bulgarischen Flüchtlinge, denen es gelungen ist, noch mit dem letzten Zuge die jugoslawische Grenze zu über schreiten, berichten, daß auf der ganzen Strecke von Sofia bis Zaribrod die Bevölkerung sich erhoben, die Behörden verjagt und durch neugewählte „Vertrauensmänner" er setzt habe. Sämtliche Minister sollen bei dem Anschlag in der Kathedrale schwere Verwundungen erlitten haben, der Innenminister soll tödlich verwundet sein. Es steht fest, daß das Attentat in Sofia gegen den König gerichtet war. Zur Leichenfeier Georgiews war unter der Hauptkuppel der Kathedrale ein Thron aufge stellt worden, auf dem der König hätte Platz nehmen sollen. L>ie Leunayme des Monarchen an der Leichenfeier wurde erst im letzten Augenblick abgesagt. Auf Grund ihrer bis herigen Feststellungen nimmt die Polizei an, daß es sich bei dem Attentat in der Kathedrale um einen sorgfältig ausgearbeiteten Plan von feiten derAgrarkommu- nisten handele. Der vorangegangene Mord an Genera! Georgiew sei der erste Teil des Programms der Atten täter gewesen, der die Gelegenheit dazu habe schaffen sollen, sämtliche Regierungsmitglieder und die führenden poli- jischen Persönlichkeiten am Tage der Beisetzung des Er mordeten zu versammeln, um an diesem Tage den zweiten Teil ihres Planes auszuführen. Der Ministerpräsident erklärte, der neuliche Angriff gegen den König, die Ermordung des Generals Georgiew und das Attentat in der Kathedrale hätten einen gemeinsamen Ursprung und enthüllten das Vorhaben ihrer Urheber, die danach trachten, jede Autorität im Lande zu lultergraben. Die Attentäter hätten ihr Ziel nicht erreicht, hie Folge ihres vergeblichen Versuchs aber sei die Nieder- metzelung unschuldiger Opfer, Frauen und Kinder, wo durch sie den Fluch des ganzen Volkes auf sich gezogen hätten. Jedoch werde sich die Regierung nicht aus der Fassung bringen lassen. Sie werde die ernstesten Maß- aahmen ergreifen. Die Wirren in Bulgarien. Der König will angeblich das Land verlassen. Nom, 19. April. Direkte Meldungen waren über die Vorgänge in Bul garien bis jetzt nicht erhältlich. Im Gegensatz zu den Ver sicherungen des bulgarischen Ministerpräsidenten über die vollkommenes Ruhe im Lande meldet der römische „Sera" aus Sofia schwereKämpfe zwischen den Truppen und den Nebesten. Namentlich sollen die Zusammenstöße im Varna-Di st rikt besonders schwer gewesen sein. In Port Belgi wäre eine Scheinrevolution geplant ge wesen, um die Aufmerksamkeit der Behörden abzulenken, während Munition und Waffen aus Odessa gelandet worden wären. Ferner wird berichtet, daß Ternova von den Rebellen. Namentlich sollen die Zusammenstöße im den albanischen und mazedonischen Banden einerseits so wie den Regierungstruppen andererseits in dem Bezirk, der an Südslawien und Griechenland grenze, stattfänden. Zivei Versuche der Rebellen, die Stadt Starazagora einzunchmen, hätten bisher von den Negierungstruppen verhindert werden können. Schließlich sei ein Bericht aus Athen erwähnt, nach dem König Boris beabsich tige, das Land zu verlassen, falls es der Re gierung nicht bald gelänge, der Revolution Herr zu werden. vir OeffLvsrtr in 5slis eiMLl. Berlin, 20. April. Die Morgenblätter melden aus Paris: Dem Matin wird aus Sofia gemeldet: Die Sicherheits polizei hat die Urheber des Attentates aus die Kathedrale entdeckt und zwar in der Person des Vorsitzenden und des stellvertreten den Vorsitzenden des kommunistischen Zentralkommitees in Sofia Ianlosf und Minkvff. Letzterer, ein ehemaliger Pionierossizier, soll die Höllenmaschine am Tage des Verbrechens auf dem Dach der Kathedrale angebracht haben. i Hus unserer keimst ! Wilsdruff, 20. April 1925. Merkblatt für den 21. April. Sonnenaujgang 4°° ! Mondausgang 4'° B. Sonnenuntergang 7° ! Monduntergang 6' N- 1811 Gründung der Universität Breslau. — 1813 Errichtung des Landsturms in Preußen. Die deutsche Einheitskurzschrist. Dresden, 17. April. Am Frage der deutschen Dinheits kurzschrift teilt die geschästslsitende Stelle des Sächsischen Lan desverbandes Gabolsberger mit: Vor -kurzem ging durch dir Presse die Nachricht, 'daß der Bildungsaussch-utz des Reichstages beschlossen habe, die Reichsregierung zu ersuchen, im Einver nehmen mit den Ländern die zur Einführung der Einheitskurz schrist getroffenen Maßnahmen solange auszusetzen, bis der für die Prüfung des Systems eingesetzte Länderausschuß das Ein heitssystem -übertrifft und gegebenenfalls abgeändert habe. Hier zu hat das Reichsministerium des Innern jetzt dM Sächsischen Landesverband Gabelsberger auf dessen Anfrage geantwortet: „Der Beschluß des Bildungsausschusses des Reichstages ist weder für die Reichsregierung, noch für -die Länderregierungen unbedingt bindend. Der Beschluß gewinnt erst Bedeutung, wenn ihm das Plenum des Reichstages zustimmt, und auch dann nur -für die Reichsregierung, da der Reichstag an die Landesre gierungen kein Ersuchen richten kann. Wenn also der Reichs tag in einer Plenarsitzung dem Beschluß des Bildungsausschusses zustimmen sollte, so müßte die Reichsregierung versuchen, -ein „Einvernehmen", d. h. eine llebereinstimmung -der Landesregie rungen -über ein Aussehen der Maßnahmen für di-e Emheitskurz- schrist getroffenen Maßnahmen ausgesetzt werden. Da die Frage in welchem Umfange das „Einheitssystem geprüft und gegebenen falls geändert werden kann, gegebenenfalls in -kurzer Zeit zu entscheiden ist, wird die Einführung der Einheitskurzschrist da durch keinesfalls gestört werden, so daß zu irgendwelchen Besorg nisten kein !Anlaß gegeben ist." -Unter Beipflichtung zu vorstehender Erklärung des Reichs Ministeriums des Innern hat ferner das Stenographische -Landes amt in Dresden auf Anfrage dem Sächsischen Landesverband Gabelsberger mitgeteist, daß sowohl -der Beschluß des Bildungs- ausschufles als auch ein gar nicht zu -erwartender Beschluß der Vollversammlung des Reichstages in Sachsen und auch in ande ren deutschen Ländern bestimmt wirkungslos bleibt. Es -kann -da her nur dringend geraten werden, an der einmal beschlossenen Einführung der Einheitskurzschrist, wo es auch sei, ob in Schule oder Verein, unbedingt festzuhalten. Das Ergebnis der Elternratswahl: 4:2:3. Am gestrigen Sonntage fand in -der Zeit von vorm. 10 bis nachm. 4 Uhr die Elternratswähl -für die hiesige Schule im Lehrerzimmer daselbst statt. Bon 489 Wahlberechtigten machten 368 von -ihrem Wahl recht Gebrauch, also reichlich 70^. Während 3 Stimmen als un gültig erklärt werden mußten, erhielten die Liste I 178 Stimmen und 4 Sitze, Liste II 75 Stimmen und 2 Sitze und Liste III! 112 Stimmen und 3 Sitze. Der Elt-ernra-t setzt sich demzufolge zusammen aus folgenden Personen: 1. Fabritbeamter Rudolf Gründler, 2. Kaufmannsehsfrau Marie Glathe, 3. Kaufmann Otto Kühne und 4. Oberposck-ekrelärsestesrriU Helene Barthel von der christlichen Elternveroinigung. 1. Lak- kiererm-eister Karl Kunze und 2. Bankbeamter Otto Schna bel von der Freien Liste und 1. Tischler Wilhelm Gabler, 2. Tischler Theodor Kropf und 3. Maurer Alfred RÜlker von den Vertretern der wölKchen Schule. — Im Frühjahre wur- - den hei 532 Wahlberechtigten 248 Stimmen für -die christlich-^ und 143 für die weltliche Richtung abgegeben, während 4 Stirn - - men ungültig waren. Lehrlings-Ausstellung der Tischler-Zwangsinnung für Wils druff und Umgegend. Einen recht erfreulichen Erfolg hatte die Tischler-Zwangsinnung mit ihrer gestern Sonntag stattgefundenen Ausstellung von Lchrlingsarbeiten. Vollzählig beteiligten sich -die Lehrlinge -an diesem stillen Wettbewerb sowohl in praktischer - Arbeit, -wie auch an der von vormittags 8 bis 11 Uhr statt- -gefundenen Prüfung -im Zeichnen und schriftlichen Arbeiten. An- gespornt von der bereits im vorigen Jahre schon im gleichen Sinn« stattgefundenen Veranstaltung merkte man es den jungen Leuten an, daß keiner zurückstehen wollte, -ein jeder wollte -das Beste zeigen. Der Grundgedanke für diese Prüfung, -die Burschen anzu- eopvflvkl du l.rmgsn Vsnlsg, küionekan „Eure Majestät vergißt wieder einmal völlig," sagte Catt hastig, „in Ihrer so leicht überspringenden Großzügig keit, den Glanz und Ruhm Ihres Namens, den sich Ihr Eigenwille schuf! Solches steht turmhoch über allem, auch über dem vollkommensten Glück der Beschaulichkeit! Ihr Los, trotz all seiner furchtbaren Härte, Majestät, ist groß und beneidenswert; es schafft Ihrem Namen in der Ge schichte der Welt: Unvergänglichkeil!" „Quatsch!" sagte Friedrich. „Ruhm? Bin ich einmal in die Grube gefahren, kräht kein Hahn mehr nach mir! „Ruhm"? „Weltgeschichte"? „Nam e" ? „Größe"? Den Sokrates haben die Bildhauer wegen seiner Lehre ans Mester geliefert, weil's ohne Vielgötterei für sie zu wenig Verdienst gab!" Dieser Schmutztod hat uns des So krates Namen erhalten! „Ruhm? Gerechtigkeit"?" Ver ächtlich zog Friedrich die Oberlippe hoch. „Bin ich tot, so werden die Geschichtschreiber noch unbekümmerter als sonst lügen, die hassende Gegnerschaft bekommt dann Mut, ganz an die Oberfläche zu tauchen. Das ist alles! Es gibt nur eines!" Friedrich sah zu Boden, er griff, als bekennte er, an seine Brnst, fand, daß ihm das Hemd auf der Brust sffen stand, daß seine Weste fast völlig aufgeknöpft war: ms stammte von — sein Denken sah mit Bitterkeit das Lett — von vorhin ! Schamhaft wechselte die Farbe in Friedrichs betretenem Antlitz. „Ich muß eine niedliche Figur für den Grafen gestellt haben!" sagte Friedrich rrgerlich. „Der Eichel und der Fredersdors hätten mich vohl darauf aufmerksam machen können!" Hastig knöpfend schuf Friedrichs Hand Ordnung. „Was ich Ihnen sagen wollte, Catt, war dieses: Es gibt nur einEinziges, das im Wogengang des Lebenssturmes zu führen vermag, was uns aufrecht erhält: unsere Boussole in der Brust; unsern Seelenwillen; unser Kommando vom unsichtbaren Herrn! „Ruhm", „Name" et oetsra, das ist Unsinn, Phraseologie, Schimäre! Genug der Banalitäten!« Strenge sah Friedrich Catt an: „Ist mein Gedicht so gut, daß ich es Voltaire senden kann?" „Sogleich, Majestät!" sagte Catt. „Sie bestrafen Ver brecher? Nicht wahr? Warum?" Friedrich sah den Vorleser verwundert, mit spottvor- bereitetem Antlitz, an. „Diese Frage scheint mir," sprach Friedrich, „etwas abseits unserer Unterhaltung zu liegen!?" „Ich bitte um Verzeihung!" sagte Catt hastig; er ver färbte sich. „Ich werde Eurer Majestät sogleich zeigen, warum ich fragte!" Catts Augen erbettelten Gewäh rung: „Sie bestrafen die Verbrecher! Warum tun Sie das? Weil diese," sprach Catt triumphierend, „nicht gegen die Versuchung des Üblen in sich ankämpsten! Wäre in jedem Menschen alles durch einen „unsichtbaren Herrn" kommandiert, hätte der Verbrecher, der doch ein Mensch ist, keinen freien Willen, dann dürften Sie ihn nicht strafen, da er ja dann unschuldig wäre!? Nicht? . . . Der Mensch hat aber freien Willen! Schaffen Sie sich Ihr Schicksal nicht auch selbst? Das ist ja das Große an Eurer Majestät!" Aufgeregt holte Catt Lust; es galt, den vorbereitenden Schluß zu ziehen: „Deswegen, und das mit voller Gewißheit," sagte Catt, „weil der Mensch freien Willen hat! kann der Mensch jedes Unglück ertragen und überwinden! Jedes! Nicht wahr, Majestät? Und gar: der bedeutende Mensch, der Philosoph! Der überwindet jedes Unglück mit Leichtigkeit! Er nützt es zur Handhabe neuen Kraftgewinns!" In höchster Span nung sah Catt den König an, der ihn mit lächelndem Inter esse, wie eine Rarität, musterte. „Habe ich nicht recht?" „Was alterieren Sie sich so unnütz? Die Nachricht vom Finck weiß ich doch schon!?" Friedrichs Züge wur den mißtrauisch. „Oder . . ." „Ich debattiere lediglich, Majestät," sagte Catt hastig, „als theoretischer Philosoph!" „Warum nehmen Sie dann nicht an, daß in den Menschen sowohl das Gefühl für das Recht als auch für das Unrecht gelegt ist? Der Mensch ist böfe, doch er hat daneben den, vielleicht nur anerzogenen Hang, dem widerstehen zu wollen. Es kommt bloß auf die Do-i sierung dieser beiden Burschen an! Sie meinen jetzt Wohl," sagte Friedrich launig, und zeigte ans sich, „daß sich der alte Herr da als überführt auf den Daumen beißen muß? Daß er „besiegt" sei? Sie sollen diese Freude haben!" Friedrich lächelte. „Doch damit Gott, vor Ihrer gläubigen Seele, nicht als der Verantwortliche für all die Gaukelei, Schuftigkeit und Ungerechtigkeit, die in seinem Tiergarten so niedlich herumtanzen, dasteht, müssen Sie mir wohl oder übel zugeben, daß die Dosierung des Guten scheinbar zu schwach ist!" Friedrich machte eine großartige Geste: „Was kümmert das mich? Ich bestraft meine Verbrecher, weil sie der Gesamtheit scha den! Ich bin kein Pfaff'! Es gibt für mich kern „Gur oder „Böse", kein „Recht" nnd kein „Unrecht"; es gibt fü> mich bloß das Gebot der Nützlichkeit. Zum Gedichi, Herr von Catt! Ohne Auskneiferei! Wie ist mein Gedicht?« „Lassen Sie mich, Majestät, nur noch schnell bewei sen, daß ich recht habe!« Unwissentlich ahmte Catt des Königs Art und Tonfall nach: „Bitte: Wenn Gott alles in uns prädestinierte, wie Sie sagen, so müßte er auä bestimmt haben, daß sich jetzt die Nationen der Erde, uy einiger Morgen Landes willen, hinzuschlachten haben! Sollte das seine Weisheit wollen? Gewiß nicht! Dies geschieht nur durch uns, durch den in diesem Falle leider freien Willen der Menschheit! Nicht wähl Majestät?" Friedrich zuckte gleichmütig die Achseln: „Vielleicht!" sagte er. „Mir genügt die Tatsache daß ich mich Herumraufon muß. Zum Gedicht und z>' Voltaire! Los!« „Sollte Gott dem Herrn von Voltaire," sprach Catt „in dem wir beide den größten Dichter der Zeit verehreij die edle Begabung, die er zu unserer Freude trägt, n n s die schlechten Charaktereigenschaften verliehen haben, v>' er, nach Ihrer Majestät Angaben und öffentlichen Dosts menten, besitzt?« Catt schüttelte den Kopf. „Nein! Dj Schlechtigkeit ist Voltaires Werk! Unser Handeln ist frei es ist völlig in unserer Hand!" (Fortsetzung folgt.)