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WUdmfferÄgM« Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Ls» ^Mr-?druffer Tageblatt* erscheint täglich nachm. 5 Uhr für den folgenden T«-. Bezugspreis: Del Abholung in v« Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 Mk. im Wonai, bei Zustellung durch die Bote« 2,30 Md., bei Postbestellung 3 MK. zuzüglich Abtrag- gebühr. Einzelnummern SPsg. AllePostanstaltrn Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und unsere Aus träger und GeschLstsstellen -— ——— ————— nehmen zu jeder Zeit Be- KrLungen entgegen. Im Fake höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Be-ugspreises. — Rücksendung ringesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. «nrelgmprrlr: die ^gespaltene «-.nmzkile M<»o!dpfenn1g, die 2gesxatteneHeile dee smMchen Bekanntmachungen4"<s«^> Pfennig, die » gespalteneAekIamezeilc im textlichen Teile lgv Doldpsennig. Nachweisungsgebühr 20 Woldpsennige. Vs». Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annahme bis norm. WUHr - Für die Richtigkeit d« durch Fernruf üdermilteirenAnzeigen üdernchinen wir deine Garantie. Jeder Radaltanspruch erlischt, wenn der Betrag dwtch Klage einge,ogen werden mutz oder derAustraggebcr in Kondurr gerät, Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgeh«. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauvimannschast Meitze», des Amtsgerichts and Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr. 72. — 84. IshvMKH Tekcgr.-Adr.: „Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, 26 Marz 1S25 Englands ägypiische Wunde. Nur zehn Stunden hat das neue ägyptische Parlament gelebt; in dramatischer Form wurde es dann durch den derzeitigen Ministerpräsidenten aufgelöst, weil es Zaglul Pascha zu seinem Vorsitzenden gewählt hatte. Die schärfsten Terrorisierungsmethoden der Eng länder selbst sowie der ihnen zu Diensten stehenden Partei des jetzigen Ministerpräsidenten Zirwar Pascha haben nichts genutzt; die nationalistische Opposition unter Zaglul hatte die erdrückende Mehrheit der Sitze im neuen Parla ment. Schon die Wahl Zagluls war eine mehr als deut liche Absage an die Person und Politik des england- freundlichen Zirwar. Selbstverständlich werden die Eng länder jetzt versuchen, überhaupt ohne Parlament in Ägypten zu regieren, weil sie wissen, daß Neuwahlen kein anderes Resultat zeitigen würden, ein neues Parlament genau dasselbe Aussehen haben würde wie das jetzt aus einandergesprengte. Also eine dauernde Krise von vor läufig noch nicht absehbarer Dauer; das einigermaßen er trägliche Verhältnis, das sich zwischen den Engländern und den Ägyptern unter der Ministerpräsidentschaft Zagluls herausgebildet hatte, scheint endgültig zer trümmert zu sein. Die Ermordung des Sirdars, des eng lischen Oberbefehlshabers der englischen Truppen in Ägypten, sprach eine harte Sprache. Dabei können die Engländer ein unruhiges Ägypten jetzt weniger gebrauchen denn je. Ihre gesamte Araber politik ist zusammengebrochen, der englandfreundliche König H u s s e i n v o n H e d s ch a s hat aus Mekka flüchten müssen, und sein Gegner I b n S a u d hat sogar schon die Hafenstadt von Metta, Dschiddah, besetzt, steht also an der Ostlüste des Roten Meeres. Daß er Verbindung mit den ägyptischen Nationalisten hat, ist ganz zweifellos. Und durch ihn kann das Gefährlichste durchgeführt werden, was es für die Engländer in Ägypten geben kann, nämlich die Bewaffnung der Ägypter. Eine kurze Seefahrt von ein paar Stunden bringt Wafsenschmuggler über das Note Meer hinweg an die ägyptische Küste. Wle völlig die englische Politik in Vorderasien zu- sammengebrochen ist, geht auch daraus hervor, daß der Sohn des Königs Hussein, den die Engländer zum Herrscher des Ost-Jordanlandes gemacht haben, gleichfalls schwer'bedroht ist durch die Anhänger Ibn Sauds. Ist 'es diesen doch gelungen, einen Überfall auf die .Hauptstadt des Lst-Jordaulandes Amman zu veranstalten, der ihnen reiche Beute brachte. Außerdem hat sich das Ver hältnis der T ürkei zu Franlreich wieder verschoben. Der ständige französiiche Agent in Vorderasien Franklin Bouillon hat sich neue Instruktionen aus Paris geholt und ist mit ostentativer Feierlichkeit in Kon stantinopel durch türkische Regierungsvertreter begrüßt worden. Angeblich soll Frankreich bereit sein, mit der Türkei über Grenzberichtigungen im Norden Syriens zu verhandeln; die Türkei will nämlich sehr gern den aus gezeichneten Hafen Alexandrettc an der syrischen Küste so wie das alte Antiochia wieder zurückerhalten. Wird die türkische Grenze so weit nach Süden verlegt, dann gelaugt die Türkei wieder in den Besitz des Stranges der Bag - dadbahn, der im Norden von Aleppo nach Osten führt bis in die Gegend von Mossul, am Südrand des arme nischen Berglandes entlang. Damit würde die Türkei eine ganz gewaltige, auch militärische Stärkung erfahren, was den Engländern hinsichtlich ihrer Pläne im nord mesopotamischen Petroleumgebiet ganz außerordentlich unangenehm sein würde. Außerdem würde die dritte englische Gründung in Vorderasien, nämlich das Königtum Irak, also Mesopotamien, schwer bedroht sein, und zwar vom Norden her ebenso, wie es von Ibn Saud im Westen bedroht ist. Vielleicht steht man übrigens vor einem radi kalen Wechsel der gesamten englischen Politik in Vorder asien bzw. Ägypten. Das scheint nämlich daraus hervor zugehen, daß die Engländer in Palästina ihre zionisten freundliche Politik nicht mehr mit der Wärme fortführen, mit der sie das zionistische Programm durch die Balfour- Erklärung von 1915 ausgenommen hatten. Der Zustrom von Kapital nach Ägypten ist zum größten Teil versiegt, und die großen Elektrifizierungsplüne, die man unter Aus- nuhung der Wasserkraft hat in Angriff nehmen wollen, mutzten znrückgestellt werden. Ebenso ist die jüdische Ein wanderung nach Palästina sehr stark zurückgcgangen, weil sich die großen Hoffnungen, die man in zionistischen Kreisen an ein wiederausblühendes Palästina geknüpft hatte, sich nicht so schnell in die Wirklichkeit umsetzen ließen. den zionistischen Wünschen jetzt auffallend knyl.u^b^uuber und bemüht sich neuerdings, den jüdisch- arabiicyen Konflikten gegenüber eine neutrale oder gleich gültige Haltung einzunehmen. . englisch? Politik in Vorderasien und Noöd- fahrt auf einem fai>chem Gleis, seit es nicht gelungen rst, die -r u r c ei völlig zu zerschlagen. Jetzt yabcn alle un ruhigen c -emenie uoch immer inAngora ihren Rückhalt uns ocr engnfche Verzucy, den Türken durch oen Kurden- aufpano Schwierigkeiten zu bereiten, ist schon länqst wieder gescheitert. Dazu nun der offene Konflikt mit den Ägvptern — kurz, vielleicht wird mau in London nun doch ansangen, nachdenklich zu werden. Polen gegen jrM ewMmW sek Hevilion.keiner LansesgrenLen. . Erörterung beürute Krieg! Eigener Fsrnsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Warschau, 25. März. Der Außenminister Skrzynski erörterte gestern vor dem Auswärtigen Ausschuß des Landtages die internationale Lage mit befonderer Berücksichtigung der Sicherheits- und Tarantiesrage. Der geplante Garantiepakt garantiere die Unverletzlichkeit der Westgrenzen, was aber die deutsche Ostgrenze anbelangt, so behält sich der Plan die Mög lichkeit einer friedlichen Aenderung vor. Polen könne aber unter keinen Bedingungen eins Erörterung über die Revision seiner Landesgrenzen zulasten. Er habe sich in Paris überzeugt, daß die Stellung der französischen Regierung deutlich und klar sei. Eben so habe ihm Chamberlain versichert, daß die englische Regierung keinerlei Revisionspläne aufkommen lasten werde/(!) Die kon servative englische Regierung Wiste, daß die Erörterung über die Grenzen einen Krieg heraufbeschwören müsse. Der Standpunkt Polens in dieser Frage sei so, daß Polen auf dem Boden der Verhältnisse stehe und niemals zulasten könne, daß auch nur die Möglichkeit einer Erörterung über feine Grenzen ins Auge ge faßt werde—Polen glaube an die Möglichkeit und Zweckmäßig keit einer Organisation des Friedens, wenn aber Großbritannien mit anderen Vorschlägen und anderen Plänen hervortreten sollte, die, wenn auch in anderer Form, ebenso zur Sicherung des Frie dens beitragen, so sei Polen, ebenso wie Frankreich und die an deren Staaten, bereit, alle diese Vorschläge zu prüfen. Polen könne und wolle nicht zweifeln an der Heiligkeit seiner Rechte und an der Loyalität des mit ihm verbündeten Frankreich. Aul ürm Args Zur KZllÄMNg. Eigener Fernlprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes"'. Berlin, 25. März. In Berliner politischen Kreisen ver lautet, daß die englische Regierung in der Wilhelmstraße habe offiziell anfragen lasten, ob die deutsche Reichsregierung bereit sei, ihrem an die Ententemächte gerichteten Garantieangebot die Form eines konkreten und genauen Vorschlags zu geben, da Herriot sich bereit erklärt habe, einen solchen Vorschlag ernsthast zu prüfen. Der Besuch des englischen Botschafters im Aus wärtigen Amt dauerte über eine halbe Stunde SraaEskaMallsmus. .(Von unserem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter) Nicht nur das Studium der recht unerfreulichen rus sischen W' tschastsvcrhöltniise, sondern auch eigne Erfah rungen regen uns an, über die Frage nachzudenken, ob „Staatskapitalismus" ein erstrebenswertes Ziel sei oder nicht. Was ist Staatskapitalismus? Allgemein versteht man darunter die Betätigung öffentlicher Organe lNeich, Staat oder Gemeinde) als Unternehmer, und zwar zum Zweck der Eewinnerzielung. Reichsbahn, Neichspost und auch wohl die gemeindlichen Elektrizitäis-, Gas- und Wasserwerke bezwecken nicht eigentlich die Erzielung von Gewinnen. Sie sollen der gewissenhaften und billigen Be friedigung allgemeiner wirtschaftlicher Bedürfnisse der Bürger dienen. Erst durch das Dawes-Programm sind wir gezwungen worden, die Reichsbahn „kapitalistisch", d. h. zum Zweck der Eswinnerzielung. zu betreiben. — Staats kapitalistisch sind vielmehr solche Betriebe, bei denen der Staat oder ein anderes öffentliches Organ.neben Privaten und auch in Konkurrenz zu ihnen als Produzent auftritt. In der Oeffentlichkeit wird ein lebhafter Meinungs kampf darüber ausgefochten, ob der Staatskapitalismus im allgemeinen oder unter den derzeitigen besonderen Ver hältnissen lebensfähig ist. Von der Kriegszeit her verfügt das Reich über eine große Anzah.l von Betrieben, d-e früher Waffen, Munition und Heeresausrüstungsstücke er zeugt haben. Diese zum früheren Neichsschatzministerium gehörenden Betriebe sind zwecks besserer Ausnutzung in ein großes Unternehmen vereinigt worden, das den Namen „Deutschs Werke" führt. Es handelt sich hierbei um große Anlagen z. B. in Spandau, Rüstringen (bei W lhelms- haven), München. Wolfgang (bei Hanau) usw Im Laufe der Jahre hat die Leitung der Deutschen Werke eine ganze Reihe dieser Betriebe stillegen müssen, um wenigsten? einige von ihnen nutzbringend verwerten zu können. Die Morge für K!e Rrrhwerlrirbrncu. Anordnungen des Reichsministers Frenken. Der Minister für die besetzten Gebiete Frenken hat zur Verwertung der im Ruhrgebiet freigewordenen Woh-. nungseinrichtungen längere Anordnungen ergehen lassen,' denen zu entnehmen ist: Flüchtlinge, Ausgewiesene, Hochwassergeschädigte und Quartiergeber gelten bei nachgewiescnem Bedürfnis oder Notstand als vorzugsberechtigte Käufer. Auf die , r Teilzahlungen beizubringende Bürgschaft kann bei Flüchtlingen und Ausgewiesenen unter sonst sicheren Verhältnissen verzichtet werden. Die Notwendigkeit, diesen , .vAadigten bei vorliegendem Bedürfnis zu helfen, geht selbstverständlich der Wahrung der wirtschaftlichen Belange von Möbelhandel und -industrie voran. Wünschenswert ist ferner eine stärkere Berück sichtigung der ärmeren Volks kreise. Bei Versteigerungen werden diese minderbemittelten Bewerber in der Regel durch zahlungsfähigere Käufer ausqeschaltet werden. Städten und Gewerkschaften ist deshalb anzu-' empfehlen, durch ihre Wohlfahrtsämter und Wohlfahrts-' einrichtungen größere Mengen von Gebrauchsgegenständen vorzugsweise zu erwerben und an die Bedürftigen weiterzugeben. AusMeitlmsen der ZesatzunMuMn. 740 Personen verletzt. Dem Reichstage ist eine dritte Denkschrift über die Ausschreitungen der Besatzungstruppev im besetzten Gebiet zugegangen, die im Januar 1925 ab geschlossen ist. Im allgemeinen sind nur die wichtige ren Fälle aufgenommen worden. Die tatsächlich vor gekommene Zahl der Ausschreitungen ist erheblich größer. Als Beispiel werden die im Ruhrgebiet bekanntgewords uen Verletzungen an Leib und Leben erwähnt. Danach sind in der Zeit vom 11. Januar 1923 bis 1. August 1924 durch Mißhandlungen oder Maßnahmen der Besatzungs truppen insgesamt 740 Personen körperlich ver letzt worden, davon 137 tödlich, und zwar 30 durch Schußverletzuugen auf Grund eines Willküraktes, 60 durch Schüsse von Wachtposten oder Patrouillen, 39 durch Kraft wagen, Fuhrwerke oder andere Unfälle und 8 durch Miß handlungen. Unter den 137 Getöteten war eine große An zahl Familienväter und Ernährer von Familien angehörigen. Dabei kommt noch in Betracht, daß ein er heblicher Teil der Fälle überhaupt nicht zur Kenntnis der Behörden gelangt, weil Verletzte aus Angst vor Ver geltungsmaßnahmen der Besatzungsangehörigen oder auS Scham keine Anzeige erstatten. Zahl der beschäftigten Arbeiter ist aus einen Bruchteil des früheren Bestandes verringert worden. Trotzdem sind die Deutsch..» Werke nicht auf einen grünen Zweig gekommen. Sie haben wiederholt Eeldunterstlltzungen und Darlehen vom Reich in Anspruch nehmen müfien, um überhaupt weiterbestehen zu können. Jetzt ist aufs neue die Frage aufgetaucht, ob die Betriebe der Deutschen Werke weiter wie bisher mit Unterstützung arbeiten und die Rcichskasje be lasten sollen, oder ob man sie nicht lieber zur privaten Ausnutzung frcigibt. Der große Fehler, der gemacht worden ist, liegt darin, daß zuviel toter Apparat mitgeschleppt W irde. Das Reich hätte von Anfang an der privaten Aus nutzung alle diejenigen Betriebe überlassen müssen, deren nutzbringender Weiterbetrieb nicht mir einiger Wahrschein lichkeit vorauszusehen war. Zumindestens muß das Ver säumte jetzt schleunigst nachgeholt und ftaatskapitalistijcher Betätigung alles las entzogen werden, was nur in den Händen besonders fähiger Privatpersonen wieder zu einem nützlichen Glied in der deutschen Produktion gemacht «werden kann. DWMllnMttAMdluWmMOeburg (12. Verhandlungstag.) 8 Magdeburg, 24. März. Im Verlaus der gestrigen Verhandlung kam nochmals de, Streik in Kiel zür Sprache. Einige Zeugen erklärten, daß die S. P. D. alles getan habe, um den Streik zu einem schnellen Ende zu führen. Im Gegensatz hierzu sagte der Zeuge Färber, daß die S. P D. den Streik geleitet habe, uno daß in einer Versammlung aus eiue Frage geantwortet worden seh ras; man den Gestellungsbefehlen nicht zu folgen brauche. Es entspann sich dann zwischen den Staatsanwälten und den Verteidigern ein Streit um die Glaubwürdigkeit des frühereu sozialdemokratischen Abgeordneten Davidsohn, den die Verteidigung a'.; Zeugen gegen die Glaubwür'- digkeit Scheidemanns laden will. Dieser Streit wurde zu Beginn der heutigen Verhandlung koriaesellt. Die Ver-