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Wilsdruffer Tageblatt : 31.03.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192503319
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19250331
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19250331
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-03
- Tag 1925-03-31
-
Monat
1925-03
-
Jahr
1925
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 31.03.1925
- Autor
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Mtwoynungen, sowie zur Unterstützung zaylungsschwacyer und zahlungsunfähiger Mieter zu verwenden, derart, vaß von dem Betrage dieser 10 A verwendet werden etwa: ») 50 als geringverzinsliches Darlehen für Neu bauten; d) 20 A als zinsloses Darlehen für Wiederinstand setzung der Häuser, rückzahlbar in zwei bis drei Jahren; s) 30 als Unterstützungsfonds für Städte und Land gemeinden, welche nicht zahlungsfähigen Mietern, Erwerbslosen usw. Mietzuschüsse gewähren müssen, damit die Miete voll bezahlt wird. SieuekkaLmHer sm April -WAS. Von Hugo Mey er heim, M. d. O.. Verlin-Grnncwals. 1.April: Fälligkeit der zweiten Nate der Obliganonen- zusatzsteuer (2 K) des Goldmarkbetrages der Schuld verschreibungen; evtl geringerer Betrag (siehe dritte Steuernowerordnung, tz 23). Schonzeit 7 Tage (Finanzkasse.) 2. Fälligkeit der Remcnbankzinscn (1. Oktober 1924 bis 31. März 1925) für Grundstücke die dauernd landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen oder gärtnerischen Zwecken dienen. Schonzeit 7 Tage (Finanzkasse., k April: Ablieferung der für die Zeit vom 21. März bis 31. März 1925 einbehaltenen Steuerabzüge der Lohn- und Gehaltszahlungen, sofern Ablieferungsvcr- pslichtung vorliegt und sobald dieser 50 Mark (erhöht feit 1. März 1925) erreicht (Finanzkasse), alle übrigen Arbeitgeber haben in Höhe dieser Abzüge Steuer- markcn zu kleben und zu entwerten. (Steuerfreier Lohnbetrag wöchentlich 15 Mark.) U. April: 1. Fälligkeit der allgemeinen Umsatzsteuer, Lurussteuer, Anzeigensteuer, Beherbergungssteuer. Verwahrungs steuer und Tattersallsteuer nebst Einreichung der Vor anmeldung pro Monat März 1925 tMonatszahler) und pro 1. Quartal 1925 (Quartalszahler). Schon zeit 7 Tage. (Finanzkasse.) 2. Voranmeldung und Vorauszahlung aus die Einkommen- bzw. Körper- schastsstcuer (Schonzeit 7 Tage) aller Steuerpflichti gen, mit Ausnahme des Teiles des Einkommens, welcher auf Land- und Forstwirtschaft entfällt. Die Gewerbetreibenden zahlen nur drei Viertel des Steuerbetrages. (Finanzkasse.) 8. Einreichung der Lohnzettel durch den Arbeitgeber gemäß' K 40 des Einkommensteuergesetzes, die im Finanzamt erhält lich sind, für jeden Arbeitnehmer, dessen Brutto- arbeitslohn in dem ersten Kalendervierteljahr 1925 2290 Mark überstiegen hat. (Finanzamt des Arbeit nehmers.) 4. Fälligkeit der Kirchensteuer der evan gelischen und katholischen Gemeinden. Schonzeit 7 Tage. (Finanzkasse.) 5. Fälligkeit der Börsen umsatzsteuer für März 1925 und Vorlegung einer An meldung der Abrechner zum Kapitalverlehrsstcucr- gesetz in zwei Stücken. (Finanzamt.) »April: Avlteserung der für die Zeit vom 11. bis 20. April 1925 einbehaltenen Steuerabzüge der Lohn- und Ge- Haltszahlungen wie am 6. April. f Neue» aur aller Welt ) Zwei Kinder erstickt. Die beiden Kinder des Möbel polierers Richard Reifert aus Berlin spielten, während die Mutter einholte, mit Streichhölzern. Hierbei geriet die Wohnung in Brand und die beiden Kinder, der vier- jährige Erich und der dreijährige Kurt, erlitten schwere Rauchvergiftungen. Man brachte die Kinder nach der nächsten Rettungsstelle, wo aber nur noch der Tod festge stellt werden konnte. / Für 250 060 Mark Wechsel gefälscht. Der Kaufmann Siegfried Müller, der seit mehreren Jahren in Berlin wohnt, ist wegen zahlreicher Wechselfälschungen verhaftet worden. Er hatte während der Inflationszeit spekuliert und nach der Stabilisierung sein ganzes Vermögen ver loren. Um seine Schulden zu bezahlen, fälschte er Wechsel und brachte diese in den Verkehr. Müller hat. wie sich jetzt ergeben hat, 15 Wechsel über zusammen 250 000 Mark ge fälscht. In der Wohnung des Verhafteten fand man das Gerät, das er zu seinen Schwindeleien benutzt halte. -Von Ratten totgebissen. In Gräsenroda in Thü ringen wurde ein Kammerjäger in Ausübung seines Be rufes in einem Gehöft von einer Anzahl Ratten angegriffen und so schwer durch Bisse verletzt, daß er bald darauf starb. Werbrecheriaad aut dem Friedhof. Auf dem deutschen Friedhof beim Monte Testaccio, wo auch Goethes Sohn - begraben liegt, spielte sich in der Geisterstunde eins tolle s Szene ab. Drei Diebe, die in einem benachbarten Haufe cingebrochen, aber von der Polizei überrascht waren, wußten sich nicht anders zu helfen, als daß sie über die Kirchhofsmauer kletterten, um sich im Campo Santo zu verstecken. Die Karabinieri folgten nach, und zwischen Gräbern und Zypressen begann nun eine wilde Jagd. Schließlich gelang es der Polizei, einen zwischen den Grabsteinen kauernden Verbrecher festzunehmen. Die beiden anderen entkamen. Verlängerung der Volkskrastausstellung in Berlin. Zufolge der Erfolge der Volkskraftausstellung, die Säle End täglich überfüllt und mußten wiederholt zeitweise ge schlossen werden, hat sich die Ausstellungsleitung ent schlossen, den ursprünglichen Schlußtermin um eine Woche hinauszuschieben, so daß die Ausstellung bis Sonntag, den S. April geöffnet bleibt. Schreckenstat eines Betrunkene«. Auf dem Berliner liingbahnhof Westend schoß ein betrunkener Reisender ruf den Eisenbahnassistenten Zastrow, der tot zu- sammenbrach, und verletzte weiterschießend einen zweiten kcamten. Der Täter versuchte danach zu flüchten, wobei rr auf die ihn verfolgenden Menschen wiederum schoß und noch drei weitere Personen zum Teil schwer verletzte. Er versuchte, sich in einem zur Abfahrt bereitstehenden Zuge , zu verbergen, wurde aber erkannt und nach heftiger Gegen wehr, nachdem er noch einen Eifenbahnbeamten erheblich verletzt hatte, überwältigt. General der Infanterie v. Plüskow -st. InKasse!, wo er vom Neujahrslage 1914 an das 11. Armeekorps j führte, ist General der Infanterie Otto v. Plüskow in r seinem 73. Lebensjahre gestorben. Der Entschlafene war f weitesten Kreisen dadurch bekannt, daß er lange Jahre j hindurch der größte Offizier der preußischen f Armee war. Provinzialftugverkehr in Schleswig-Holstein, über ; die Errichtung einer provinziellen Flugbetriebsgesellschaft z fand beim Oberpräsidium in Kiel eine Besprechung von i Vertretern der Städte Kiel, Altona, Flensburg und Husum t statt. Es soll ein Flugdienst durch die Provinz und zu den j Ländern mit leichten Fahrzengen eingerichtet werden. August Thyssen läßt sich operieren. August Thyssen z senior hat ein Düsseldorfer Krankenhaus ausgesucht, um sich einer Staroperation zu unterziehen. Man glaubt, die E Operation bei dem trotz seines hohen Alters noch sehr z rüstigen Mann ohne Schwierigkeiten vornehmen zu r können. Doppelselbstmord eines Liebespaares. In einem j Münchener Hotel fand man einen Münchener Kaufmann ) nnd seine Geliebte, die Tochter eines Gastwirts, erschossen r auf. Sie war wegen Liebeskummers in den Tod ge- j gangen Mord oder Selbstmord? In Hökendorf in Pom- k mern fand man den 14 jährigen Sohn eines Gutsbesitzers s im Park an einem Baum erhängt auf. Da man : vermutet, daß der Knabe vielleicht ermordet und dann, um s einen Selbstmord vorzutäuschen, ausgehängt worden ist, i hat sich eine Gerichtskommission von Stettin an Ort und ! Stelle begeben. . Einen kostspieligen Selbstmord beging der Sohn z eines Mühlcnbesitzers bei Sulingen in der Provinz f Hannover. Nach einem geringfügigen Wortwechsel mit - seiner Mutter schloß sich der junge Müller in der Mühle em, legte hier Feuer an und erhängte sich dann, sinter ven Trümmern des vollständig niedergebrannten Baues sand man später die Leiche des Selbstmörders noch mit einem Strick um den Hals. Etwa 200 Zentner Korn und Mehl wurden gleichzeitig vernichtet. Zum Lothringer Grubenunglück. Wie nunmehr fest steht, beträgt die genaue Zahl der bei der Grubenkatastrophe auf der Zeche Nemaux bei Merlenbach ums Leben ge kommenen Bergleute 50. 29 Bergleute wurden schwerver letzt. Die französische Negierung stellte als erste Hilfe für die Hinterbliebenen 165 000 Fran? zur Verfügung. Juwelendiebstahl auf offener Straße. In der Nue de Richelieu, einer der lebhaftesten Straßen von Paris, wurde von drei gut gekleideten Herren das Schaufenster einer Juwelenfirma eingeschlagen und beraubt. Die Attentäter steckten wertvolle Uhren und zahlreiche Armbänder in dir Tasche und verschwanden im Menschengedränge. Unmittel bar vor dem zertrümmerten Schausenster war eine Halte stelle vom Omnibus, an der ein Dutzend Personen standen. Niemand waate es. den kecken Diebstahl zu verhindern. Bor der Trockenlegung eines TelleS von Indien Das Parlament der Provinz Bombay hat beschlossen, pro- gressiv innerhalb zehn Jahren das Alkoholverbot einzu führen. Die Provinz Bombay zählt zwanzig Millionen Einwohner, darunter 35 000 Europäer. Bunt« LagesHrontk Stralsund. Aus der Chaussee Barth-Stralsund stieß ein .Automobil mit einem Motorrad zusammen. Der Fahrer des Motorrades wurde schwerverletzt, sein Mitfahrer getötet. Passau. Die größte Orgel ver Wett wird derzeit kür den Passauer Dom gcschajfen. Das mächtige Orgelwerk wird mm Manuale und 170 klingende Register mit 14 000 Pfeifen er halten. Nom. Unter Führung des Kardinals Piff!, des Erz bischoss von Wien, sind dreihundert österreichische Pilger in Rom eingelroffen. London. Die Sommerzeit in England beginnt, wie der Premierminister Baldwin im Unterhaus? mitteilte. am 19. April. SirSrmfmsrvri'hasdluna m Magdeburg (14. Verhandlungstag.) K M a gd e b u r g, 27. März. Um die Frage der Autorschaft des Flugblattes, das seiner zeit zum Munilionsarbeitcrftreik ausforderte, wird gestritten. Richard Müller will es verfaßt haben, aber Dittmann weist nach, daß er selbst der Verfasser gewesen sei. Dann wird j der Kasseler Kreisarzt und Stadlmedizinalrat Dr. Wagner s über Scheidemanns Krankheit gehört. Er erklärt, ' daß Scheidemann, der an einem Darmgeschwür leide, nicht reisefähig sei, in Kassel selbst aber sehr gut vernommen werden , könnte. Das Gericht beschloß, von einer Vertagung des Prozesses abzusehen; die Entscheidung über die Ar; der Vernehmung Scheidemanns behielt es sich noch vor. Man beschloß ferner mehrere neue Zeugen, die über die Treptower Versammlung aussagen sollen, zu laden. Der sozialdemokratische Abgeordnete Keil und der Magdeburger Oberbürgermeister BeimS, di« 1918 dem Parteiausschutz der S. P. D. angehört hatten, erklären übereinstimmend, daß der Parteiausschutz entschieden gegen Rüstungsstreils gewesen sei. Diese Auffassung habe in erster Linie Ebert vertreten. In ähnlicher Weise äutzert sich der sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Krüger. Der Prozeß wird hieran, aufden 31. Märzverlag 1. Die Geschichte eines Meineids. Berlin, Ende März. Meincidsprozrsse sind etwas Alltägliches, aber der Mein eidsprozeß gegen den Arzt Dr. Fritz Koch, der dieser Tage vor einem Berliner Gericht zur Verhandlung kam und damit endete, daß Koch wegen Anstiftung zum Meineid zu zwei Jahren Zuchthaus und eine Mitangeklagte Frau Güh- loff wegen Meineids zu 13 Monaten Zuchthaus ver urteilt wurden, verdient aus der Zahl ähnlicher Prozesse als etwas Besonderes herausgehoben zu werden. Dr. Koch iß kein sympathischer Herr. Er war schon in mehrere nicht seh: schöne Prozesse verwickellt und wurde von seinen Berufs kollegen nach Möglichkeit gemieden. Seine Spezialität waren Gesichtsverschönerungen. Eine Hamburger Dame, die sich von ihm ihren schlecht geratenen Gesichtserker und das Doppelkinn verbessern ließ, war mit ihm wegen des Honorars in Streck geraten. Im Verlauf dieses Gezänks hatte er sich Hinreißen lassen, ihr eine Pelzboa zu „pfänden" Das führte zu einem Zivilprozeß, in dem er zu Schadenersatz verurteilt wurde. Während dieses Prozesses nun soll, von ihm angestiftet, die Gühloff, die bei ihm hin und wieder als Pflegerin be schäftigt war, und zu der er in nicht ganz reinen Beziehungen gestanden haben soll, den falschen Eid geleistet haben. Dies der nackte Tatbestand, der nichts Interessantes bietet Das Interessanteste war vielmehr das Drum und Dran. Wie gesagt» der Dr. Koch ist keine erfreuliche Erscheinung, aber dir Zeugen, die gegen ihn austraten, waren noch weit unersreu licher, und es ist aufs tiefste zu bedauern, daß sich deutsch« Richter mit derartigen Angelegenheiten befassen und auf Grund ödesten Geklatsches stark interessierter Frauen einen Mann iu den bürgerlichen Tod schicken mußten. Da war seine eigens von Ärzten als schwer hysterisch bezeichnete Frau, die ihre Scheidung betrieb, da War die Patientin mit dem Doppelkinn, die aus einem Widerspruch in den andern verfiel, da war ein Dienstmädchen, das Beobachtungen durchs Schlüsselloch gemacht hatte, da war eine verlassene Geliebte des Koch, dann eine von ihm wegen Diebstahls ins Gefängnis gebrachte frühere Wirtschafterin, und da war endlich die zweite Frau des ersten Mannes der Gühloff, die ihre Vorgängerin mit unstill barer Rache verfolgte. Das war das Milieu, aus dem dieser Meineidsprozetz herauswuchs. Das Gericht kam, wie gesagt zu einem Schuldig, mußte wahrscheinlich zu einem Schuldig kommen. Aber das Ganze bleibt trotzdem tieftraurig und widerlich — ein Zeichen der Zeit! lüj C.puUokt du «Zldoet V.slag, USneb«, .Majestät!* sagte Zielen fest und laut; sein Blick ln de8 Königs Antlitz war Erz. „Sie können fürs Vaterland und auch sonst über meinen Kopf verfügen; wie Sie wollen. Doch es ist doch noch jemand über Ihnen! InGottes -kamen ficht und stirbt für Sie Ihre brave Armee!" Dunkel rot wurden Zielens Wangen. „Unterminieren Sie nicht das Edelste Ihrer Kraft! Bewahren Sie die Haltung, die Eie von uns verlangen! Was Sie jetzt sagten, war Ihrer unwert!" Zielens Säbel stieß klirrend in den Schnee. .«S ist so!" Es war still, daß man die SAreeflocken, die in der Weite sanken, knistern hörte. In Friedrichs Gesicht standen Scham und Bestürzung. „Zielen," sagte Friedrich, die schmalen Lippen nervös anfeuchtend, „Zieten, nehm' Er mir's nicht krumm! Es war nicht so gemeint! Er hat recht, Zieten!" Abbittend streckte sich Friedrichs Hand dem Getreuen hin. „Es wird nicht mehr vorkommen! Verzeih' Er mir!" Zielen neigle sich tief; inbrünstig, am ganzen Körper vor Erregung zitternd, küßte er seines geliebten Herrn Hand. Drohend sah Friedrichs Adlerblick rundum: Die Deputationen schwankten. „Respekt vor dem Mann!" sagte Friedrich, auf Zieten weisend; anzüglich blickte er Anhalt-Dessau an, dessen trotziges Gesicht zuckte, als fürchtete er Schläge: „Der hat Mut und ist dabei nicht f r e ch I" Wieder ergriff Friedrich, mit großer Herzlichkeit, des tiefgerührten Zielens Hand; er drückte sie nochmals, mit Wärme und Stärke. „Sei Er mir nicht mehr bös! Ich bereue, was ich sagte!" „Majestät!" stammelte Zieten. Kurz und barsch sagte Friedrich: „Gute Nacht! Die schriftlichen Befehle gehen Ihnen zu!" Die Offiziere verneigten sich; sie traten lautlos zur Seite. Friedrich machte eine halbe Wendung; er drehte sich voll ver Schar der Wartenden zu, die Fredersdorfs Fackel überstrahlte. Friedrichs jäh aufgerissener Krückstock zeigte: „Was wollt ihr?" fragte Friedrich barsch. „Macht rasch!" Kerzengerade stand der weißhaarige Feldwebel vor der im „Stillgestanden" versteinerten Soldaten-Deputation: „Wir, Eure Majestät, vom Regiment Anhalt-Bernburg," begann der alte Mann mit aller Kurasche, „bitten jehor- samst, unsre Seitenjewehre, unsre Fahne und Litzen wieder tragen zu dürfen." Friedrichs Antlitz verfinsterte sich; des Feldwebels Stimme litt: „Eure Majestät wird ein braves Regiment doch nich dauernd ln Schmach und Verzweiflung wissen wollen? Wir waren übel jeführt, als wir Scha- made schlugen. Es wird nich mehr vorkommen! Majestät!" Bei nassem, treuherzigem Blick faltete der alte Mann seine kampfschwieligen Hände: „Dreizehn Mann haben sich schon aus Gram erschossen! Majestät! Dreizehn brave Soldaten!" Er bettelte. „Seien Sie doch jnädig! Nur dieses eine Mal noch, Herr Königs Friedrichs Miene blieb unbewegt: „Das Regiment Bernburg," sagte Friedrich, „ist ge flohen! Wer Ehre haben will, muß sie erwerben! Eure Flucht hat dreizehnhundert Menschen das Leben ge kostet! Ergreift, statt daß ihr hier herumstehl, die Gelegen heit, euch im Kampf auszuzeichnen! Dann habt ihr eure Litzen und die Fahne sofort wieder! Anders nicht! Eure Offiziere habe» nicht für euch gebeten! Wißt ihr, warum?" Friedrichs Blick war Härte; es galt, der Mannschaft über all den letzten Keim aufbegehrenden Eigendenkens auszu- reitzen; dachten sie morgen, so griff kein einziger Mann zum Gewehr. „Weil eure Offiziere wissen, daß ihnen und euch r e ch t geschah! Links um! Marsch!" Friedrichs Be fehl riß die Gedrillten linksum; taktmätzig marschierte die Deputation ab. Friedrich stieß an einen schweren Körper, ver ihm im Wege stand; Anhalt-Dessau entschuldigte sich schrof: „Pardon!" Er sagte: „Die Herren Offiziere haben deswegen Eurer Majestät Nachsicht für die arme Mannschaft nicht angeiuckt. wett ick ilmen riet, sich nicht nochmals unnötig, bei Eurer Majestät unverföhn- licher Stimmung, bloßzustellenl" Bös, tückisch, von unten her anfassend, streifte Friedrichs Blick den General: „Er ist noch immer da?! Gute Nacht, Durchlaucht!" Friedrich drehte Moritz den Rücken zu; heftig zeigte jetzt Friedrichs Stock auf die Brust eines dicken Zivilherrn, der mit Hast den Bauch einzog; der Stock zitterte. „Was wollt Ihr?" Friedrichs große Augen glühten. „Höchstderoselber Gnade empfohlen!" sprach umständ- Nch, bei gebreiteten Armen, an denen der Radmantel wie Fledermausflügel hing, tiefverneigt, der Landrat von Niederbarnim. Er begann seines studierten Sohnes Rede, eigens für diesen Zweck verfertigt: „Der Landmann stehet, kommet das Frühjahr, Majestät, ohne alle Behelfe, i« schwerster Not. Wie soll man säen ..." „Ich brauche eure Pferde! Saatkorn wird euch auS den Staatsspeichern gegeben werden! Pferde habe ich nicht! Bedeck' Er sich! Die Kühe und Ochsen sollen den Pflug ziehen! Die Weiber und die alten Herrn werden, statt zu klatschen und zu saufen, euch meine Soldaten er setzen." Friedrichs Blick flog streng zur Stelle, an der der Dessau gestanden hatte: sie war leer. „In den Steuern,« sagte Friedrich, „werde ich euch entgegenkommen; die Preußische Bank wird euch in jedem kritischen Fall Helsen, Apage!" Friedrich wendete sich zu drei Herren: „Ihr seid Kaufleute? Was wollt ihr?" Der Stutzer, der die kaufmännische Deputatton führte, verneigte sich geschäftsmäßig. „Majestät, der Handelsstand liegt im Sterben . . ." „Dem da," Friedrich zeigte auf einen alten Mann mit müden Zügen, „dem da glaub' ich's, Euch nicht! Ihr müßt," sagte Friedrich, „mehr nach Böhmen und Schlesien handeln! Gewöhnt euch an die geänderten Verhältnisse! Der Levantehandel geht eben einmal nicht mehr über Venedig und Augsburg! Anpassung heißt Klugheit. An passung ist jedes Leben! Erzeugt, bis die Ordnung zurück kehrt, Waren, die die Zeit benötigt! Die liegen euch nicht auf dem Lager! Städte und Dörfer sind in Trümmern, Hausgerät aller Art wird vernichtet, lebt mit offene« Augen! Ernteaerät. Waffen. LeeresbedarN" (Lortj.f^
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