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vielleicht noch einen Teil der Bayerischen Bolkspartei und die auf Ludendorff abgegebenen Stimmen hinzugewinnen, möglicherweise auch noch ein paar hunderttausend aus der Zahl der Wahlmüden erhalten. Das alles aber würde nicht reichen zu einem Siege, wenn er einer Sammelkandi datur der anderen Parteien gegenüberstände. Es ist zwar erklärt worden, daß der Neichsblock an seiner Kandidatur auch im zweiten Wahlgang festhalten wolle; ausgeschlossen ist aber wohl doch nicht, daß im Hinblick aus das Wahl ergebnis diese Erklärung einer Korrektur unterzogen wird. Das hängt natürlich ganz wesentlich von der Stel lungnahme der anderen Parteien, hängt auch von dem Kandidaten ab, den diese dann aufstellen werden. Man hat Zeit, sich über all dies schlüssig zu werden, denn an eine Wahlarbeit ist wohl vorläufig nicht zu denken. Die nächsten Wochen werden mit diesen Besprechungen ausgefüllt sein, weil mau doch erst n a ch O st e r n au die Werbearbeit für die Entscheidungsschlacht Herangehen wird. Tas Wichtigste bei dem ganzen Wahlergebnis ist aber Wohl das, daß sich die Parteiverhältnisse in Deutschland tatsächlich mehr stabilisiert haben, kleine Schwankungen ab gerechnet. Sowohl rechts wie links scheint die Zersplit terung im Abbau zu sein, sich zu größerer Konzentration zusammenzufinden, was wohl nicht ohne Folgen für unsere politische Zukunft bleiben wird. Dsuischlanö braucht Kolonien! Die Kolonialwoche in Berlin. Die Teilnahme unserer alten Kolonialfreunde rege zu erhalten, das Interesse neuer Freunde zu erwerben und vor allem die Jugend für den kolonialen Gedanken zu ge winnen, ist Zweck und Sinn der Kolonialwoche mit ihrer Kolonialausstellung, die am Montag im Berliner Nathause nach intensiven Borbereitungen von dem bekannten Vor kämpfer des kolonialen Gedankens Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg eröffnet wurden. Der Eröffnungsfeier wohnten die Spitzen der staatlichen und städtischen Behörden bei. In seiner mit großem Beifall aufgenommenen Eröffnungsrede wies Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg besonders darauf hin, daß diese koloniale Veranstaltung einen flammenden Protest des deutschen Volkes in die Welt schicke gegen die selbst von unseren Gegnern heimlich verlachte, aber von ihnen nicht umsonst hina.'.s- posaunte Lüge von der Unfähigkeit Deutschlands zur kolo nisatorischen Arbeit. Die Tatsache, daß unsere jungen, kau.'.r vierzigjährigen Unternehmungen begannen, fremden, viel älteren Kolonien der anderen Konkurrenz zu machen, ist der wahre Grund der durch nichts zu entschuldi genden Handlungsweise der Entente. Aber wir haben, so sagte der Nedner, den Willen, den unerschütterlichen Willen zu neuer kolonisatorischer Betäti gung. Wir werden auch den Weg dazu finden. Das sei das Leitmotiv der Kolonialen Woche, das Gelöbnis dieser feierlichen Stunde. Rach ihm sprachen Oberbürgermeister Vöß (Berlin), Reichskanzler Dr. Luther, Neichsaußenminister Dr. Stresemann und Neichswirtschaftsminister Dr. Neuhaus in zustimmendem Sinne. Die Ausstellung selbst bringt Modelle der Kriegsschiffe, die seinerzeit in unseren Kolonien tätig waren, ferner Ein- geborenenboote, Seekarten usw. Daneben sieht man Er zeugnisse Chinas, die über Kiautschau ihren Weg nach Deutschland gesunden haben. Bunte Bilder der afrikani schen Kultur, Erzeugnisse aus Kamerun und Togo sowie wertvolle Gegenstände aus den Südseekolonicn führen dem Beschauer vor Augen, was Deutschland an seinen Kolonien verloren hat. Besonders interessant ist auch eine Samm lung von Dokumenten aus der kolonialen Gründungszeit. Dort sicht man das Bismarck-Telegramm vom 27. Februar 1885, den Samoavertrag vom 10. Mürz 1890 mit der Unterschrift der Königin Viktoria u. a. m. Ost afrika zeigt eine prachtvolle Sammlung der Gehörne des .afrikanischen Großwildes. Wieviel Deutsche sind noch in Sibirikn? Die Feststellungen des deutschen Konsulats. Auf Grund seiner Erfahrungen hat das Konsulat in Nowo-Nikolajewsk bereits Anfang 1924 die Zahl der im Amtsbezirk wohnhaften ehemaligen Kriegsgefangenen aus du cs-»»» VS,IS,. «Und,»» „Streckt euch doch nach der Decke!" Friedrich klopfte den Alten auf die Sckmlter. „Ich Helf' euch schon! Ich habe gestern ein Gesetz sanktioniert, das befiehlt, daß jede Ware, so sie im Lande vorhanden oder herstellbar ist, aus dem Inland? bezogen werden muß! So rollt mir das Gold nicht davon! Liebe Leute, liebe Leute," sagte Friedrich gequält, „ihr werdet überall erkennen, daß ich euer, soweit ich darf, nicht vergesse! Der Handel ist der Nerv des Staates! Gewiß! Doch mehr als ich tue, läßt sich zurzeit dafür nicht tun! Komm' ich nach Hause, herrscht einmal Mars nicht mehr, dann werde ich wieder genauer regieren; jetzt kann ich's nicht! Tauscht sremde Waren, die wir nicht haben, gegen Inlandsware; doch," Friedrichs Finger mahnte und warnte: „nur dann, wenn Bar Überschuß für uns ist! Die Oderzölle lass' ich herab- setzen, dadurch bleiben Stettin und Frankfurt konkurrenz fähig!" Friedrich stellte den Kops schief: „Was will Er sagen? . . Unsicher sab der Kaufmannsälteste drein: „Majestät!" sagte er kleinlaut. „Stettin ist doch von den Schweden besetzt!? . . Wieder legte Friedrich dem Verzagten die Hand auf die Schuller, die vor Ehrsurchl erstarb. „Lieber, guter Herr Kommerzrat." sprach Friedrich überlegen, „die Fliegen kriechen bald da und bald dort aus der preußischen Fenster- täfel herum, doch die Fliegenklastche," Friedrichs Hand fuhr durch die Lust, „die erreicht sie überall!" Tie Kaufleute lächelten einander glücklich zu. „Also:" schloß Friedrich, bei vielsagenden Augen, „Mut und — Ge duld!" Er wandle sich und fragte im Kreise weiter: .Was habt ihr votzublingeur*, etwa 200 geschätzt. Durch die überaus langwierigen und oft sehr schwierigen Nachforschungen sind vom Konsulat bis jetzt insgesamt 180 Adressen ehemaliger Kriegsge fangener ermittelt worden, von denen bei 104 als erwiesen gelten kann, daß es tatsächlich Deutsche sind. Von den bereits erwähnten 180 ehemaligen Kriegsgefangenen haben bis jetzt nur 18 bestimmt erklärt, in die Heimat zurück kehren zu wollen, 29 haben sich unbestimmt ausgedrückt, 27 wollen in Sibirien bleiben und 106 entziehen sich bis jetzt einer Stellungnahme. Als festgestellt kann betrachtet werden, daß: 1. alle in Sibirien noch wohnhaften ehemaligen deutschen Kriegs gefangenen, deren Gesamtzahl etwa 200 Personen beträgt, freiwillig zurückgeblieben sind, mindestens aber 1920, 1921, 1922, 1924 und auch jetzt wieder mehrfach Gelegenheit ge habt haben, in die Heimat zurückzukehren, und von diesen Reisemöglichkeiten auch unterrichtet waren, 2. jedermann die Möglichkeit hat. mit seinen Angehörigen brieflich zu verkehren, weil die Postverbindung, die von Ende 1917 bis Mitte 1922 ganz unterbrochen oder sehr schlecht war, seit etwa 2!4 Jahren durchaus befriedigend funktioniert, 3. kein ehemaliger deutscher Kriegsgefangener von der Sowjet regierung oder ihren Organen zwangsweise zurückgehalten wurde, 4. jeder ehemalige deutsche Kriegsgefangene der weitgehendsten Unterstützung des deutschen Konsulats sicher ist. I Letzte Meldungen Ver Arbeitsplan der Parlamente. Berlin, 30. März. Ter Ältestenrat des Reichstages wird soraussichtlich Dienstag eine Stunde vor der Plenarsitzung, die auf 3 Uhr anberaumt ist, zusammcnircten, um die Geschästs- dispositionen für die nächste Zeit zu treffen. In Aussicht ge nommen ist vorläufig, daß der Reichstag diese Woche Plenar- sikungen abhält und dann in die Osterferien geht, die diesmal nicht aus vierzehn Tage bemessen sind, sondern sich mit Rück sicht aus den zweiten Wahlgang für die Wahl des Reichspräsi denten bis zum Tage dieser Wahl erstrecken werden. Voraus sichtlich wird auch der Preußische Landtag die ganze nächste Woche Plenarsitzungen abhalten und dann in die Osterferien geben, die sich auch bis zum Tage des zweiten Wahlganges erstrecken werden. Sieg des Deutschtums im Saarland. Saarbrücken. 30. März. Der Reue Saarkurier, ein Propa gandabialt der Franzosen, das von der französischen Berg werksverwaltung finanziell unterstützt wurde, wird ab 1. Avril dieses Jahres nicht mehr erscheinen, da die Hergabe von wei teren Geldern abgelehnt worden ist. Der elsässische Kampf um die Schule. Metz, 30. März. Tie Lothringische Volkszeitung veröffent licht aus einem Bries des Kardinalerzbischofs Faulhaber aus München folgende Stelle: „Wir schauen mit Verwunderung auf die Tatkraft, mit der unsere Glaubensbrüder im Elsaß und in Lothringen um ihre katholische Schule sich wehren. Golt sei Tank haben wir in Bauern durch das neue Konkordat unsere Belenmnisschule gerettet, es wird aber trotzdem um die Schule ein ewiger Kampf bleiben." Gegen das französische Rhcinkanalprojekt. Basel, 30. März. Durch die letzten Erklärungen in der französischen Kammer über die bedeutenden Unterschiede zwischen dem Rheinregulierungsprojekt und den elsässischen Kanalpläncn sind die Presseauseinandersetzungen neu entfacht worden. Die schweizerischen Blätter weisen einstimmig die Äußerungen des Kammsrabgeordnelen Peiroles aus Straß burg zurück, wonach in dieser Frage politische Streitigleiten deutscherseits in der Schweiz mitspielten. Stanislaus Grabski polnischer Unterrichtsminister. Warschau, 30. März. Die seit längerer Zeit erwartete Er nennung des Abgeordneten Prosessor Stanislaus Grabski, des Bruders des Ministerpräsidenten, zum Un.eelichtsminifler wird amtlich bekanmgcgebett. Rus unserer keimst Wilsdruss, am 31. März 1925. Merkblatt für den 1 April. Sonnenansgang s! Mondamgang 1<?' V. Svnneuuuleigang Ü Mondunleigang 1" V. 1815 Füist Otto v. Bismarck in Schönhausen geb. — 1910 Ter Maler Andreas Acheulach in Tüsselvors gest. — 1922 Erlaiser Karl v. Habsburg in Aunchal gest. Unveränderte Aprilmiete. Das Arbeits- und Wohlfahrtsmini sterium sieht von einer Erhöhung der Mietzinssteuer für April ab, läßt also die Miete für diesen Monat unverändert. Der Grund da für liegt darin, daß vom Reiche eine Neuregelung der Wohnungs bauabgabe angestrebt wird, worüber die Entscheidung im Lause des April zu erwarten ist. Hoch klingt das Lied vom braven Mann ... Am 30. März 1885 wurde der nunmehrige Branddirektor und Ehrenhauptman» der Freiwilligen Feuerwehr Herr Heinrich Birkner, vom da maligen Hauptmann Pietzsch als aktiver Feuerwehrmann ver pflichtet. Mehr denn 10 Jahre dienie er ihr treu, als er gedachte, sein Amt niederzulegen. Da kam das 97er Hochwasser. Seine Ka meraden leisteten ihm bei Bergung seines Gutes tatkräftige Hilfe und in Aufwallung des Dankes auch gegen den Höchsten, gab er sich das Versprechen, solange Gott ihm Gesundheit schenke, den Wahispruch „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr", ganz zu dem seinigen zu machen. Und derselbe gab seinem Leben besonderen Inhalt in 40 langen Jahren. Noch auf dem Sterbebette legte ihm sein Freund, der unvergeßliche Branddirektor Geißler, die Fürsorge sür die Wehr ans Herz. Mutig nahm er das Steuer in die Hand, da der Krieg die letzten wehrfähigen Männer der Heimat ent führte. Die Äusgedienten ries er zu Schlauch und Spritze, und die folgten auch gern seinem Ruse. Galt es doch, im Ernstfälle Gut und Blut auch derer zu schützen, die ihr Leben sür Heimat und Vaterland in die Schanze schlugen. Ruhe und Frieden zogen wie der in deutsche Lande ein und da begann auch in unserer Frei willigen Feuerwehr neues Keimen und Sprießen. Dank der Auf opferung des Branddirektors und seiner Getreuen, von denen nur die umsichtige Kompanie-Mutter (Herr Lackieiermeister Kunze) genannt sei, fand der alte Stamm starken Zustrom jungen Blutes, sodaß heute unsere Freiwillige Feuerwehr auf der Höhe steht und allen Ansprüchen gewachsen sein dürfte. 40 Jahre aktiv. Hoch klingt das Lied .. i — Mit der Hauptversammlung wurde gestern abend im „Adler" die besondere Ehrung des verdienstvollen Mannes verbunden. Im Saale hatte die Wehr mit der Kapelle Ausstellung genommen, die Bühne war sinnig geschmückt. An der Spitze des Feuerlösch-Ausschusses und anderer städtischer Vertreter war Herr Bürgermeister Dr. KronseL, weiter verschiedene Freunde und Gönner der Wehr erschienen. Beim Eintritt des Jubilars intonierte die Kapelle den Feuerwehrmarsch und dann nahm der Herr Bür germeister Gelegenheit, die großen Verdienste des Herrn Brand direktor Birkner um Feuerwehr und die ganze Feuerlöschsache einer besonderen Würdigung zu unterziehen. Als äußeres Zeichen des Dankes überreichte er dem Jubilar namens der Stadt ein silbernes Rauchbesteck und verknüpfte damit den Wunsch, daß es Herrn Birkner noch lange vergönnt sein möchte, unserer Wehr als Branddirektor vorznstehen. Der Landesverband Sächsischer Feuer wehren ehrte den Jubilar durch Verleihung des Ehrenzeichens und die Wehr verkündete durch Herrn Hauptmann Beck als einmü tigen Beschluß die Ernennung zum Ehrenhauptmann und über reichte ihm sein fast lebensgroßes Bild als Branddirektor zum treuen Gedenken an die Wehr. Tiefbewegt dankte der cnso Ge ehrte und versprach weiter zu wirken: Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr! — Bei der Gelegenheit galt es, auch noch andere tieuverdiente Männer zu ehren. Länder denn 25 Jahre gehören der Wehr die Herren Wenzel Hegenbarth, August Schubert und Oskar Richter an. Unter Dankeswvrten überreichte Herr Bürgermeister Dr. Kronfeld ihnen d'e Silberne Ehrennadel der Stadt und Herrn Hegenbarth außerdem das Ehren zeichen des Landesverbandes mit den besten Wünschen für Leben und Gesundheit und der Hoffnung treuen Weiterstehens zu unserer Freiw. Feuerwehr. Gut Schlauch! Die im Ortsauschust des Handwerks zusammengescklossenen Handwerksmeister von Wilsdruff und der Umgebung fanden sich gestern nachmittag zahlreich im „Löwen" zu dem allmonatlich statt findenden Sprechtag zusammen. Aus Antrag wurde beschlossen, den Anfang der Sprechtage auf 4 Uhr nachm. zu legen, um den auswält'gen Besuchern die Rückfahrt mit der Eisenbahn zu er leichtern. In mehr als Mündiger Verhandlung wurden interne Organifationsfragm usw. besprochen. Der Frühzug von Wi'sdruff nach Meißen-Triebisßlhal ver kehrt von Mittwoch früh 5,34 Uhr ab Wilsdruff. Wir machen unsere Leser hierdurch besonders daraus aufmerksam. Autounsall. Verhältnismäßig glücklich abgeiausen ist em Auto unfall, den Herr Giünwarenhändler Humpisch gestern früh am Gorbitzer Berg hatte. Nachdem die Vorderachse gebrochen war, wurde das Auto an einen 'Straßenbaum gedreht. Während Herr Humpisch selbst m>'t unwesentlichen Verletzungen davonkam, wurde seine Tochter durch Splitter der Glasschuhscheibe am Kopfe ver letzt. Die Dienststunden bei der Am^shauptman: s Hast Meißen haben für das Sommerhalbjahr eine Veränderung erfahren. Das „Majestät!" sprachen wie ein Mann, gleichzeitig vor- tretend, ein Offizier und ein Gerichtsherr, „Majestät! I!" „Red' Er!" befahl Friedrich dem Beamten. „Majestät!" sagte der Ossizier unbekümmert, erbittert über die Zurücksetzung seines bevorzugten Standes, „hier stehet der Fähnrich von . . ." Friedrich faßte den Ver blüfften sorgsam, doch sehr fest bei der Hand; er führte ihn, feierlich und nachdrücklich, wie ein Kind, das erzogen wird, zur Seite. „Da wart' Er schön, Kalckreuth," sprach Friedrich, „bis ich Ihn frage! — Also, Herr Federfuchser," wandte sich Friedrich zum tiefgeschmeichelten Beamten, der glaubte, gegen den „überheblichen" Milltärstand obsiegt zu haben. „Was steht zu Diensten? Wie heißt Er?" Die Hand süßlich auf die Brust gelegt, lächelte der Gerichtsherr. „Majestät erkenuen mich nicht?" „Soll ich jeden Rat, Rendant, Kontrolleur, Kassier und was weiß ich, wie sich all meine Spitzbuben titulieren lassen, im Kopfe tragen? Der Anmaßung nach ist Er Jurist?" Der Gerichlsherr v neigte sich stolz, trotz der wenig ermutigenden Königsaugeu, deren Lider sich ein kniffen. „Was ist los?" „Hohe, erhabene Majestät. . „Schnell! Keine Faren!" schrie Friedrich ungeduldig; ibm fiel seines SchlachtplaneS letzter Trumps ein. „Ich hab' nicht soviel Zeit als Ihr!" „Um kurz in mockiu.« r^s etnzugehen, Majestät: es untergräbt, submissest gesagt, gefährlich das Ansehen unserer Gerichte und bohen Justizkollegii, wenn Ihre er habene Person immerfort soviele Beschlüsse, von uns in Weisheit und Wissen gefaßt, kurzerhand aufzuhcben be liebt." Friedrich kniff sein linkes Auge zu: ; „Was Ihr nicht sagt!? Das s.hadet euch?" „Jawohl, Majestät! Ter gemeine Mensch wird uns dadurch obstinat und prozetzsüchtig! Zum Eremplum: der Kasus des Windmüllers Arnold und dessen Sentenz," an klagend schwang der Gerichtsherr den Arm himmelan, „stinket sozusagen, mit Permission, Majestät, zum Himmel! Wir rezidierten vollrichiig nach dem Gesetz, und Eure Majestät hebt Vas Urteil schlankweg aus? . . „Weil es saudumm war! Ihr seid Filous, die alle Prozesse verzerren, nm für sich Sporteln zu reißen!" „Majestät!" sagte der Gerichtstzerr beschwörend und empört, „M a j e st ä t I !" „Haltet den Mund! Sähe ich euch nicht immerzu fest auf die Finger, schaute Preußen gut aus! Jdr seid Droh-, neu! Ich werde euch, Beamtenpack, sagen, woher der Bartel den Most holt! Ter Präsident im Arnold Prozeß ist des Herrn Beschwerdeführers — Schwiegervater!" Spöt tisch uno warnend lachte Friedrich. „Ihr nehmt mich für zu dumm! Gevatterschaften haben nichts in meiner Justiz zu schassen! Por der ist jeder gleich! Euer Wider-denSiachel- löcken hat, immer und ewig, dreckige Gründe! Ich hebe eure Ungerechtigkeiten deswegen auf, wcil ich des armen ManneS einzige Ressource und Protektion bin; mit euch allein ging er zugrunde! So ist es, so bleibt es! Genug!" Der an- gesetzte Entgegnungsversuch des Beamten zerbrach in tau fend Trümmer. „Was Ihr sonst noch aus Eurem edlen Her zen tragt," herrschte Friedrich den Gerichtsherrn an, „könnt Ihr ak.enmäßig beim Kabinettssekretär Eichel hinterlegen;! mich interessiert die Sauce jetzt nicht! Finis! — Kalck- reutd!" wandte sich Friedrich zum Offizier. „Jetzt seid Ihr an der Reibe!" Kalckreuth zog eilig einen Fähnrich heran. „Majestät," sagte Kalckreuth, „hier siebt der Mann, der allein oreiundzwanzig Österreicher sing! Es ist Herr von Zastrow!" „Und? ..." — „Er verdient," sagte Kalckreuth klein laut, „vielleicht — Avancement! . . " — „Verehrter Herr Gias, ich lass' mich nie und von niemandem zum Avan cement drängen! Adelige Protektionen sind mir Piepe! Der Mann tat seine Pflicht und hatte das Glück, sie gu» er füllen zu können! Linksum! Kehrt! Marsch! Beide! — Und Ihr?" Strengen Blickes musterte Friedrich den Rest der Pedentenschar. die schnell zujammenjchmolz. „Nicht den Psafsen! Tie Dame im Pelzl" (Fokljetzung jolgt.)