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Wilsdruffer Tageblatt : 07.04.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192504075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19250407
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19250407
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-04
- Tag 1925-04-07
-
Monat
1925-04
-
Jahr
1925
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 07.04.1925
- Autor
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gehabt hat, ist ein sehr fleißiger Parlamentarier, der seil' - Vorstandsamt sehr ernst nimmt und keine Sitzung ver- ! säumt. Er ist auch Vorsitzender der sozialdemokratische» f Gosarnipartei. Als Redner tritt er in letzter Zeit nicht sehr oft hervor, er behandelt aber alle Fragen der Geschäfts- j ordnung und greift in kritischen Situationen ein. j Abgeordneter Crispien. - Dem Fraktionsvorsitzenden zur Seite steht der Ab- j geordnete Crispien, der mit seinem wallenden Haar und l seiner hohen Stirn an die Propheten der alten Zeit er- j innert. Herr Crispien gehörte früher zu den „unabhäm f gigen" Sozialdemokraten und führte dort heftige Kämpfe f befonders gegen den Abgeordneten Ebert, den ver- l storbcnen Reichspräsidenten. Jetzt ist er der grimmige Ver- ! fechter der sozialdemokratischen Anschauungen gegenüber i den Anstürmen der Kommunisten. Er erregte erst kürzlich j Aufsehen im Reichstage, als er die Schrecken der Bolsche- > wisienherrschaft in Rußland schilderte, der nicht nur Per- ' treter der bürgerlichen Parteien, sondern besonders auch j der Sozialdemokraten zum Opfer gefallen sind. Herr - Crispien ist als Volksredner in seinen Kreisen beliebt, weil j er die Brandfackel zu schleudern weiß. j D r. Breitscheid. In der Redeweise ähnlich ist in manchem der Abge ordnete Dr. Breitscheid, der aus dem bürgerlichen Lager > zu den Marxisten gestoßen ist. Dr. Breitscheid, mit seiner i überlange» schmalen Gestalt, gehörte zuerst der Freisinniger' Vereinigung au und dann den Demokraten, die sich vom fortschrittlichen Lager abgezweigt hatten und unter Führung des Abgeordneten Theodor Barth stanven Breitscheid gründete später die Demokratische Vereinigung verließ sie aber bald wieder, da sie keine parlamentarischen Mandate zu erlangen wußte. Er schloß sich der Sozial demokratie an und wurde ihr Außenpolitiker. Als solcher ! reiste er ost nach Paris und London. Breitscheid ist ein ; guter Redner, der seinen Redekuchcn geschickt mit Rosinen zu durchsetzen weiß. Preußischer Innenminister Severing. Von derberem Format im Auftreten ist Severing, der bisherige preußische Innenminister, der sich aus bescheide nen Anfängen zu wichtigen Ämtern heraufgearbeitet hat Severing wird von den Kommunisten neben Noske am meisten gehaßt. Er hat sie wohl in erster Zeit zu gering eingeschätzt, als er sie nur politische Kinder nannte Severing legt seine Reden gern recht breit an, indem er alles Material hineinstopft, das ihm zur Verfügung steht Er ist aber schlagfertig und weiß durch sein kerniges Organ die Beweiskraft seiner Werturteile in das rechte Licht zu setzen. Philipp Scheidemann. Ein gewandter Dialektiker ist der Kasseler Oberbürger, meister Philipp Scheidemann, der ebenfalls als Reichs kanzler schon gewirkt hat und als Parteiführer und Ver- sammlnngsredner hervorgetreten ist. Er bereitet seine Reden stets sehr sorgfältig vor und trägt sie mit rhe torischem Geschick vor. Zwischenrufe weiß er abzuwehren, wobei er die Gabe des erfahrenen Redners besitzt, die un bequemen Zurufe zu ignorieren und solche, die ihm in das Konzept passen, mit großer Behaglichkeit zu verarbeiten. Scheidemann gehörte auch zu den Voltsbeauftragten, die nach der Revolution eine Zeitlang die Geschicke Deutsch' lands in die Hand genommen halten. Von dem gewöhn lichen Parteigetriebe hat sich Scheidemann ein wenig zu- rückgezogen, um in Kassel die Geschäfte des Oberbürger meisters zu führen. Rechtsanwalt Dr. Landsberg. Der Diplomat der sozialdemokratischen Reichstags fraktion ist der Rechtsanwalt Landsberg, der sehr soigniert spricht, sorgsam seine Worte wählt, laute Töne verabscheut und mit Geschick operiert. Landsberg, ein be kannter Rechtsanwalt, war eine Zeitlang deutscher Ge sandter in Brüssel und soll sich dort viele Sympathien er worben haben. Dr. Hilferding. Der Finanzsachverständige der Fraktion ist Dr. Hil ferding, der als Finanzminister sich versucht hat, aber seine Theorien nicht in die Wirklichkeit umzusetzen ver mochte. Dr. Hilferding ist aus Österreich nach Deutsch land gekommen. Seine Wiege stand an der schönen blauen Donau in Wien. Sollmann und Wels. Als temperamentvoller Redner tritt bei allen Fragen des Westens der Abgeordnete Sollmannaus Köln auf, der noch jung bei Jahren ist und einige Monate das Reichsministerium des Innern verwaltet hat. Eine scharfe Klinge führt der Abgeordnete Wels, der ebenfalls Par- ZN capv-'gkl Kid,» l.»n„n Künd»,«« Der Morgenwind spielt mit Kattes Haar auf dem Sand haufen; er kniet, er faltet die Hände; fromm, gläubig, die schwarzen, verwachsenen, leidenschaftlichen Brauen sind friedlich auseiuandergeglättet; er betet! „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!" LäclM noch einmal herauf, zieht die Mütze über die Augen, das Schwert, der Kopf rollt... „Es ist zum Verrücktwerden!" Friedrich sprang in die Höhe; vom Bett, er rannte wieder in der Zelle seines Quartiers gefoltert hin und her: „Man hat mir Unmenschlichstes angetan!" Fried rich stand: Ist das wahr? Kann ein Mensch, wie der Katte einer war, Frauenstrumpfbänder sammeln, die er im Schwall der sinnlichen Lust rechts und links erbeutete, und an — Gott glauben? Wenn er „schlecht" war, dann war ich auch schlecht! Er w a r ein Schwein! Und starb doch so kindlich rein? . . . Düster rang sich Friedrichs Blick durchs kleine Fenster, auf dessen Scheiben kühl die Frostblumen blühten. „Ein Narrenhausl" stöhnte Friedrich. Bin ich schlecht oder gut? ... Feig war ich damals auf jeden Fall! Ich hätte damals alles abgeschworen, nur um am Leben zu bleiben! Alles! So ist der Mensch! Ein kluges, stilles Gesicht hatte der Moltke; er erschoß sich meinetwegen; „weil ein preußischer Hauptmann keine Satisfaktion vom Königlichen Prinzen und von einem — Verbrecher nehmen darf!" Ist das groß oder ist das Wahnstnn? Ist Stolz Wahnsinn? ... Die Backpfeife, die ich ihm gab, war roh, lausejungenhaft gemein war sic: er erfüllte ja nur seines Königs Befehl, alS er mir das Licht aus der Zelle nahm (FouquS tat's nicht!), damit ich nicht lesend starkwillig bleiben konnte, damit mich der Teufel im Finstern mürbe kriegte, damit ich jaganz zerbrach, für des Tyrannen Befehl: „Du heiratest die Braunschweig!" teivorsitzender ist, und der in der ersten Zeil nach der Re volution Kommandant von Berlin war. Damals hatten ihn die Kommunisten sür ein paar Tage gefangenge nommsn, und es wäre ihm beinahe an den Kragen ge gangen, wenn er nicht noch im letzten Augenblick aus dem Marstallgefängnis befreit worden wäre. Wels liebt die derben populären Töne und verfügt über so gewaltige Stimmittel, daß niemand gegen ihn aufkommen kann. Die Alten der Fraktion. Da sind die Alten der Fraktion friedlicher, der greise Dr. David, Ler ein bekannter Kulturpolitiker ist und der als Präsident der Nationalversammlung gewirkt hat, dann der Alterspräsident des Reichstags, der Abgeordnete Bock-Gotha, der im Jahre 1846 geboren wurde, und schließlich „Ede" B e r n st e i n. der auch nicht viel jünger und wegen seiner Gutmütigkeit bei allen Parteien an- gesehen ist. Er mußte eine Zeitlang als Flüchtling in London weilen, wurde aber noch in der Kaiserzeit amnestiert und erfreut sich jetzt in Ruhe und Menschenliebe seines politischen Mandats. Aus Sem SeriGtslssI^ Zum Tove vrrulleur. Das SLwmgenchl des Lanv- zrrichls I zu Beilin verurteilte den Ahähnpen Kaufmann Lito Leest wegen Eimoivung des Bneimarkcnhänvlers Vrnno Hamburger jum Tove. Die Veitervrgei wollen aus dem Gnavenwege Vie Umwandlung der Todesstrafe in lebens längliches Zuchthaus verreiben. Verurteilung eines BürgerschaftSmitglicoeS. Die Straf» Meuuna v des Hamburger Amtsgerichts verurteilte den Herausgeber der Hamburger Nachrpost Hermann Abel. Mit glied der Bürgerschaft, wegen iorlgesetzter Veibieuung un- chümpei Schritten zu mer Monaten Gesängnis. Ter Slaats- ruwali Hane ein Jahr Gefängnis, drei Jahre Ehrverlust und Liellung urner Polizeiaufsicht beantragt. Die Verhandlungen wurden unter Ausschluß der Lftemlichkeit gMhn. Die Jmmu- »uäi Abels ist für diesen Prozeß von ver Bürgerschaft auf gehoben worden. Abgeurtrilte Faschisten. In Brescia wurden ein Lchwaimiührei vei faschistischen Miliz und zwei Milizsoldaien wegen Teilnahme an der Ermordung eines Bauern, m dessen Haufe sie beschimpft worden waren, verurteilt Ter erstere wurde zu acht Jahrcn Kerker und zur ständigen Unfähigkeit. öNemliche Ämter zu bekleiden, verurteilt, die beiden anderen erhielten fünf Jahre vier Monate vzw. drei Jahre vier Mo nate Kerker. Bcrunrllung französischer Studenten. Die Strafkammer in Parrs Hai sechs Studenten abgeurteilt, die während der Kundgebung ,m Quartier Laiin gegen Professor Scelle ver hafte» worden waren. Sie wurden wegen Tätlichkeiten, be gangen an Polrzerbeamien. und wegen Ruhestörung zu hohen Liraien verurteilt. Ein Student erhielt sechs Tage Gefängnis am Bxwährungsinst und 5N Frank Geldstrafe, ein weiterer 15 Tage Gefängnis mit Bewährungsfrist. Die übrigen Vier wurden zu Geldstrafen von SO bzw. 100 Frank verurteilt. s " Uermilcdter - Das schweigsame Restaurant. Bei Lowestoft, an de Ostküste Englands, gab es bis vor kurzem ein ebenso mert würdiges wie sympathisches Gasthaus: in seinen Räumei und in dem zum Hause gehörigen Garten vurste auch nich ein einziges Wort gesprochen werden. Alle Befehle wurdet schriftlich gegeben, alle Bestellungen schriftlich gemachi Kellner und anvere Bedienstete schritten auf leisen Sohlet durch die Zimmer, denn sie trugen Filzpantoffel. Waget mußten mindestens hundert Meter vor dem Gasthaus halten. In vem Restaurant gab es weder ein Klavier noö ein Telephon, noch irgendein Läutewerk. Das Haus wa zehr besucht; es verkehrten dort vornehmlich Schriftsteller und Gelehrte, die ihre Ruhe haben und die nötige Samm lung für große Taten des Geistes finden wollten. Alle, ging gut, bis ver Wirt infolge des vielen Geldes, das e verdiente, übermütig wurde und auch den Frauen den Zu tritt gestattete. Von diesem Tage an war es mit den heiligen Schweigen vorbei, denn es begannen nunmeh auch die Männer zu schwätzen, beinahe noch mehr als du Weiblichkeit. Jetzt ist das Lowestofter Wirtshaus keim Merkwürdigkeit mehr, sondern ein ganz gewöhnlicher Be trieb mit viel Geschrei. Die Universität in Jerusalem. Das hätte sich Jeru salem, die Stadt Davids, nicht träumen lasten, daß e» Die schönen Beine der Potsdamer Kanlorstocktter, lm grauscivenen Strumpfzcug, wurden dann meine Aufriß tung! Mein Halt, wenn der überfall der Herzongst kam, das Todesschanern! Immer wieder zerrte ich mir das Bild vor. Die blanken Mädchenaugen brachen faszinierend; das röteüberströmle, sehnsüchng ergebene Gesicht vergrub sie, nach rechis sinkend, in den Polster; ihre spitzen, kleinen Zähnchen lagen auseinander; sie hauchte einen Tonl... Alles war in diesem Ton! Alles!... Und... Die Keuschheit ist ein herrliches Tier, wenn sie ins Gegen teil umschlägl! Er ließ sie dafür auspeitschen! Er sagte mir's nach dcm Mittagessen! . . . Armes, armes Weibl Ich hab' einen fürsorglichen Vater gehabt! .. . Ter OrzelSka Brust war schön; Vie schönste, die ich sah! Wie sie aus ver hellblauen Seide stach! Er hielt mir den Hut vor die Augen! Keusch war er; er war wohl bis heute der einzige keusche Fürst! Diese Reichsfürsten, diese Miniaturgötter der Wollust! „Na, meine Herren," sagte Friedlich laut, „wir setzen uns ja morgen wieder einmal auseinander!" Hätten wir Fürsten nicht so viele Zuhälter; wenn einer mit der Braue winkt, gleich sind die Hunde zu allem bereit. Wie grob der Rochow zugriff! Ich habe zu lange unentschlossen im Freien gestanden, statt sofort aufs Pferd zu springen und das Weite zu suchen, nach Frankreich oder England! Ich fiel mit meinem „Kunstsinn" hinein! Ter Morgen war zu schön für mich! Die Nebel und Dünste stiegen aus den Wiesen im Tal, hinter dem Schlößchen stieg die Sonne ans und schien fchrägstrahlig durch den Atem der Erve, als blickte Gott aus dcm Himmel. Der Friede der Natur war zu schön für mein gemartertes Jünglings» gemüt. Die Vögel konzertierten irr Moll. „Wohin. Prinz?" Wir snnkeltcn nns an wie zwei Teufel; wie war Rochow erwacht? Ich weiß es heute noch nicht! Ich si-eg vom, mit gelingender Vorsicht, als sei ich ein routinierte» T'.ev, über sein Bett! Der väterliche Aufpasser lag wohl vic ganze Nacht woch und stellre sich nur schlafend . . . „Wenn Settle Majestät den bürgerlichen Rock sieht! Um GotteZ willen, Prinz! Schnell, schnell, zurück! Vergaßen Sie, daß Sie Ihr Herr Vater gestern schon würgte und Ihnen eines Tages eine richtige Universität bekommen würde Am 1. April ist in Gegenwart zahlreicher Persönlichkeit« von Weltbedeutung, u. a. des früheren englischen Minister Präsidenten Lord Balfour und des französischen Oberkom misfars für Syrien, General Sarrail, diese Hochschub feierlich eröffnet worden. Noch sind es allerdings nur ers Ansätze einer großen Universität, aber ver Ausbau vürftz rasch erfolgen. Vorhanden sind bis jetzt ein mikrobiolo. gisches Institut, das als Hauptfächer Bakteriologie uni Serologie umfaßt, ein chemisches Institut und ein Jnstitu für judaistische Studien, das Archäologie, Religionsge schichte, Literatur und Arabisch pflegen will. Die Sprach; der von den Instituten der Universität Herausgegebenei wissenschaftlichen Publikationen und die Unterrichtssprachi ist hebräisch. Die neue Universität soll aber allen Stu dierenden ohne Unterschied der Rasse und des Glaubens zugänglich sein. Seit wann essen wir „zivilisiert"? Es wird auf dieser Erde schließlich alles erforscht, und so erfahren wir denn jetzt auch, seit wann wir uns beim Essen zivilisiert be nehmen und mit Messer, Gabel und Löffel hantieren. In einem kürzlich erschienenen kulturhistorischen Aussatz wird urkundlich festgestellt, daß die Gabel zwar schon im 15. Jahrhundert erfunden, aber erst im 17. Jahrhundert allgemein verbreitet war. Von einem Kammerherrn eines englischen Königs erzählt der Chronist mit gerechtem Stqunen, daß er „drei Gabeln für gekochtes Obst" besessen habe. Außer Obst aß man seltsamerweise nur noch Käse mit der Gabel. Zwischen dem 17. und dem 18. Jahr hundert gab es schon vornehme Herrschaften, die ganze Be- stecke — Messer, Gabel und Löffel — besaßen. Messer und Löffel waren im übrigen schon sehr früh bekannt. Trink gefäße aller Art — Becher, Krüge usw. — wurden anfangs aus hartem Holz hergestellt; erst im 16. Jahrhundert ver breitete Venedig seine damals schon wundervollen Glas becher, die aber zuerst nur beim Adel und bei besonders reichen Leuten Eingang fanden. Im 16. Jahrhundert wurde der Eierbecher geboren, während Gefäße für Salz und Pfeffer schon ein Jahrhundert früher auf den Tischen der Vornehme», zu finden waren. Vorher hatte das „Salz faß" selbst reicher Leute in einer mit einem Loch ver sehenen großen — Brotkrume bestanden! Bienenstichkur sür unverbesserliche Trinker. Wenn die im nachstehenden geschilderte Entdeckung, die von ein paar englischen Ärzten gemacht worden ist, in der Wett festen Fuß fassen sollte, wird es um die unverbesserlichen Alko holiker schlecht stehen, Man hat nämlich nicht mehr und nicht weniger vor, als sie den Stichen von Hunderttause«- ven von Bienen auszusetzen. Das soll nicht etwa eine raffiniert ersonnene, nach mittelalterlichen Vorbildern zu- rechtgemachte Tortur sein, sondern eine neue wunderbare Heilmethode, die selbst den schärfsten Trinker für Lebens zeit kuriert und ihm einen wahren Abscheu gegen alles Alkoholische einflößt. Man wußte längst, daß das Gift, das die Bienen mit ihren Stichen einflößen, bei der Be handlung von Gicht und Rheumatismus eine nicht un wichtige Rolle spielen kann. Als nun in England ein paar gichtkranke Trinker der Bienenstichkur unterworfen wurden, stellte sich zum Erstaunen der Ärzte heraus, daß sie nicht nur von der Gicht, sondern zugleich auch von der Trinklust befreit wurden. Wenn jetzt diese gestochenen Trinker ein Glas Schnaps nur zu sehen kriegen, bekommen sie es sofort mit der Angst zu tun. Wahrscheinlich wird nun sofort Amerika sich diese Entdeckung zunutze machen und, damit das heimliche Alkoholtrinken aufhört, all« Bankers amtlich von Bienen stechen lassen. Ein Apparat zur Unterscheidung echter und falscher Perlen. Ein Pariser Ingenieur, der aus dem Gebiete der Elektrotechnik bereits eine Reihe von bedeutenden Erfin dungen gemacht hat, soll vor kurzem beim Pariser Patent amt einen Apparat zur Unterscheidung echter und falscher Perlen angemeldet haben. Der Verband ver französischen Edelsteinhändler und Juweliere will dem Erfinder das Geheimnis des Apparates als eine Art Monopol abkausen. Seitdem Vie Japaner die Kunst, Perlen zu fälschen, zu einer unerhörten, fast unglaublichen Vollkommenheit ge steigert hatten, erwiesen sich die vorhandenen Methoden, den echten Edelstein und die Imitation auseinanderzu halten. als unzulänglich. In der letzten Zeit wurde gerade in Paris eine Anzahl japanischer Perlenfälscher verhaftet: sie hatten Perlen, die auf ven ersten Blick schöner nnd feuriger erschienen als Vie echten, zu enorm hohen Preisen verkauft. Die Pariser Juweliere sind dadurch angeblich um den Betrag von 30 Millionen Frank ge schädigt worden. die Gardinenschnur um den Hals legt«? Ich Wil nicht wieder solche Schlichtung üben müssen, wie gestern! Seine Majestät" — „Majestät!" ist gut für so etwas! — „war gestern n?.he daran, vom Schlage gerührt zu werden!" Ich brüllte meine Not aus! Wäre Rochow nicht gewesen, mein Vater hatte mich durchbohrt! Der Vater den Sohn! Der Degen war schon in meinem Rock; ich fühl' Vie kalt« Spitz« «och jetzt. Die Ketten erlaubten mir nicht, den Kopf vom Boden des Schiffes zu heben. Hie und da erschien die oberste Kontur eines Berges, einer Ruine über dem Bordrand; die Sonne brannte: das Wasser des Rheins rauschte so fried lich. Was treibt alles das französische Gesindel um diesen Fluß! Eine Holzplankendicke zwischen dem Elend, der Schmach und vem erlösenven Tode! Das Ans-Lanv-gehen! Unter Eskorte, wie ein Schwerverbrecher! Alle sahen mich ächttich an; natürlich, es war jaSetnBefehl und: ein „gestürzter" Prinz! Sie viencrten vor vem Dickbauch, der blutdürstig, wie ein toller Büffel, herumschritt und ein Opfer suchte, das er dreschen konnte, zur Erleichterung keiner Wut. daß seine spartanisch-brandenburgischen Er- ziehungsmarimen bei mir so wenig gnützt hatten, daß ich den Stolz besessen hatte, vor seiner satanischen Prügel erziehung fliehen zu — wollen! Sie hatten alle zitternd« Angst vor dem tyrannischen Wüterich! „Wie jetzt vor mir," sprach Friedrich laut, mit zynischer Selbstverspottung. „Wie jetzt vor mir!" sagte er nachdrück lich, als sei ein Widerspruch zu besiegen. „Ich bin sein wohlgerainer Sohn. Zielen saß im Kriegsrat grgen mich: die andern sind tot. zum Teil für mich gefallen! Daß sie ven Mut hatten, mich frei zu sprechen?" Fried rich nickte voll Erbitterung. „Dafür bin ich heute so lieb zum Zielen gewesen! Wie mein Vater! Ganz wie mein Baler! Der Kaiser bat für mich; dafür nahm ich seiner Tochter Schlesien und mach' ihr ihr Leben zu Harm!" Frievrich wandte sich wieder zum Bett. „Gleiches Holz!" sagte er resigniert, sich neuerlich niederste eckend, „gleiches Holz und gleiche Pein." (Fortsetzung folgt.)
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